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    Plenarprotokoll 13/190 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 190. Sitzung Bonn, Freitag, den 12. September 1997 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 17225 A Zusätzliche Überweisung und Rücküberweisung an Ausschüsse 17225 B Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1998 (Haushaltsgesetz 1998) (Drucksache 13/8200) . . 17225 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1997 bis 2001 (Drucksache 13/8201) 17225 B Karl Diller SPD 17225 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 17230B, C, 17234 A Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . 17230 D Peter Jacoby CDU/CSU 17232 D Otto Schily SPD 17233 D Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17235 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . 17236 C Dr. Guido Westerwelle F.D.P. 17238 D, 17243 B, 17256 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 17239 D Dr. Uwe Jens SPD 17240 B Jürgen Koppelin F.D.P 17240 C Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17241 A Joachim Poß SPD 17243 A Dr. Christa Luft PDS 17244 A Friedrich Merz CDU/CSU . . . 17246 A, 17248 D Ingrid Mattäus-Maier SPD . . . 17248 B, 17254 A Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 17249 B Dr. Guido Westerwelle F.D.P. . . . . 17254 C, D Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/ CSU 17255 B Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17255 D Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 17242 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Pflanzenschutzgesetzes (Drucksache 13/8443) 17257 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Michaele Hustedt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Umweltorientierte Neuausrichtung des Pflanzenschutzgesetzes (Drucksache 13/8505) 17257 A Wolfgang Gröbl, Parl. Staatssekretär BML 17257 B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17258 A Helmut Lamp CDU/CSU 17258 C Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17259 A Dr. Gerald Thalheim SPD 17259 D Ulrich Heinrich F D P. 17260 C Eva Bulling-Schröter PDS 17261 C Susanne Kastner SPD 17262 A Nächste Sitzung 17262 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 17263* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 17263* C Deutscher Bundestag — 13. Wahlperiode — 190. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. September 1997 17225 190. Sitzung Bonn, Freitag, den 12. September 1997 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 12. 9. 97 * * Blank, Renate CDU/CSU 12. 9. 97 Dr. Blens, Heribert CDU/CSU 12. 9. 97 Conradi, Peter SPD 12. 9. 97 Deichmann, Christel SPD 12. 9. 97 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 12. 9. 97 * * 90/DIE GRÜNEN Erler, Gernot SPD 12. 9. 97 Eßmann, Heinz Dieter CDU/CSU 12. 9. 97 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 12. 9. 97 * * Formanski, Norbert SPD 12. 9. 97 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 12. 9. 97 Dr. Hoyer, Werner F.D.P. 12. 9. 97 Irmer, Ulrich F.D.P. 12. 9. 97 * * Janssen, Jann-Peter SPD 12. 9. 97 Kunick, Konrad SPD 12. 9. 97 Lange, Brigitte SPD 12. 9. 97 Leidinger, Robert SPD 12. 9. 97 Marx, Dorle SPD 12. 9. 97 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 12. 9. 97 Müller (Düsseldorf) SPD 12. 9. 97 Michael. Müller (Völklingen), Jutta SPD 12. 9. 97 Neumann (Bramsche), SPD 12. 9. 97 Volker Reschke, Otto SPD 12. 9. 97 Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 12. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 12. 9. 97 Schaich-Walch, Gudrun SPD 12. 9. 97 Scheelen, Bernd SPD 12. 9. 97 Schindler, Norbert CDU/CSU 12. 9. 97 Schloten, Dieter SPD 12. 9. 97 * * Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 12. 9. 97 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 12. 9. 97 * * Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 12. 9. 97 * * Schmidt (Salzgitter), SPD 12. 9. 97 * * Wilhelm Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 12. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Schumann, Ilse SPD 12. 9. 97 Sebastian, Wilhelm Josef CDU/CSU 12. 9. 97 Dr. Struck, Peter SPD 12. 9. 97 Dr. Thomae, Dieter F.D.P. 12. 9. 97 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Tröger, Gottfried CDU/CDU 12. 9. 97 Vergin, Siegfried SPD 12. 9. 97 Vosen, Josef SPD 12. 9. 97 Wieczorek-Zeul, SPD 12.9.97 Heidemarie Dr. Wittmann, Fritz CDU/CSU 12. 9. 97 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 12. 9. 97 Zierer, Benno CDU/CSU 12. 9. 97 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates für die Teilnahme an der 98. Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 714. Sitzung am 4. Juli 1997 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: - Gesetz zur Änderung ausländer- und asylverfahrensrechtlicher Vorschriften - Gesetz zur Absicherung der Wohnraummodernisierung und einiger Fälle der Restitution (Wohnraummodernisierungssicherungsgesetz - WoModSiG) - Drittes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" - Achtes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung einer Stiftung „Hilfswerk für behinderte Kinder" - Gesetz zur Umsetzung von EG-Richtlinien zur Harmonisierung bank- und wertpapieraufsichtsrechtlicher Vorschriften - Begleitgesetz zum Gesetz zur Umsetzung von EG-Richtlinien zur Harmonisierung bank- und wertpapieraufsichtsrechtlicher Vorschriften - Drittes Gesetz zur Änderung des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes - Gesetz über die Errichtung einer Otto-von-Bismarck-Stiftung - Gesetz zur Regelung der Rahmenbedingungen für Informations- und Kommunikationsdienste (Informations- und Kommunikationsdienste-Gesetz - IuKDG) - Gesetz zur Änderung fahrpersonalrechtlicher Vorschriften - Gesetz zu dem Rahmenübereinkommen des Europarats vom 1. Februar 1995 zum Schutz nationaler Minderheiten - Gesetz zu dem Ergänzenden Protokoll vom 22. August 1996 zum Ems-Dollart-Vertrag zur Regelung der Zusammenarbeit zum Gewässer- und Naturschutz in der Emsmündung (Ems-Dollart-Umweltprotokoll) - Gesetz zu dem Vertrag vom 11. April 1996 über die Internationale Kommission zum Schutz der Oder gegen Verunreinigung (Vertrag über die Oderschutzkommission) - Gesetz zu dem Abkommen vom 15. März 1996 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Kasachstan über den Luftverkehr - Gesetz zu dem Abkommen vom 4. November 1995 zur Änderung des Vierten AKP-EG-Abkommens von Lomé sowie zu den mit diesem Abkommen in Zusammenhang stehenden weiteren Übereinkünften - Gesetz zur Änderung des Baugesetzbuchs und zur Neuregelung des Rechts der Raumordnung (Bau- und Raumordnungsgesetz 1998 - BauROG) - Gesetz zur Fortsetzung der wirtschaftlichen Förderung in den neuen Ländern - Gesetz zur Bekämpfung der Korruption - Dreizehntes Gesetz zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften (Zweites Nebentätigkeitsbegrenzungsgesetz) Der Bundesrat hat in seiner 715. Sitzung am 5. September 1997 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: - Gesetz zur Fortsetzung der Unternehmenssteuerreform Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 2. Juli 1997 ihren Entschließungsantrag zur Abgabe einer Erklärung durch die Bundesregierung zum Europäischen Rat in Amsterdam sowie zum Weltwirtschaftsgipfel in Denver und zur Sondergeneralversammlung der Vereinten Nationen - Drucksache 13/8050 zurückgezogen. Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 5. September 1997 mitgeteilt, daß sie sowohl ihren Antrag - Drucksache 13/8328 - sowie den gemeinsamen Antrag mit der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 13/8338 -, jeweils den Hilfsfonds für die Oder-Region betreffend, zurückgezogen hat. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß - Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Nordatlantischen Versammlung über die 42. Jahrestagung der Nordatlantischen Versammlung vom 17. bis 21. November 1996 in Paris - Drucksachen 13/7023, 13/7460 Nr. 1 - Finanzausschuß - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Entwicklung der Konvergenz in der Europäischen Union im Jahre 1996 - Drucksachen 13/7238, 13/7460 Nr. 7 - Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung - Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die gesetzliche Rentenversicherung, insbesondere über die Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben, der Schwankungsreserve sowie des jeweils erforderlichen Beitragssatzes in den künftigen 15 Kalenderjahrengemäß § 154 SGB VI (Rentenversicherungsbericht 1996) Gutachten des Sozialbeirats zum Rentenversicherungsbericht 1996 - Drucksache 13/5370 - Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend - Unterrichtung durch die Delegation der Interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland über die Interparlamentarische Sonderkonferenz ,.Auf dem Weg zur Partnerschaft zwischen Männern und Frauen in der Politik" vom 14. bis 18. Februar 1997 in Neu Delhi - Drucksachen 13/7369, 13/7700 Nr. 1.1 -Ausschuß für Verkehr - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Vorsorge und Be- kämpfung von Ölunfällen vor den deutschen Küsten - Drucksachen 12/8359, 13/725 Nr. 159 - Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die EU-Bildungsprogramme LEONARDO da VINCI und SOKRATES im ersten Jahr ihrer Durchführung 1995/96 - Drucksachen 13/3866, 13/4401 Nr. 2 - Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Wirtschaft Drucksàche 13/7706 Nr. 2.13 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 13/4137 Nr. 2.49 Drucksache 13/7456 Nr. 1.4 Drucksache 13/7456 Nr. 2.14 Drucksache 13/7541 Nr. 1.1 Drucksache 13/7541 Nr. 2.6 Drucksache 13/7541 Nr. 2.19 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 13/7706 Nr. 2.14 Drucksache 13/7706 Nr. 2.18 In der Anlage 3 zum Stenographischen Bericht der 179. Sitzung des Deutschen Bundestages vom 6. Juni 1997 ist folgendes zu streichen: Meldung des Vorsitzenden des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung über die Kenntnisnahme zur EU-Vorlage: Drucksache 13/6129 Nr. 1.29
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Friedrich Merz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Kollegin Matthäus-Maier, ich nehme zunächst einmal zur Kenntnis, daß Sie am Dienstag eine Einschränkung gemacht haben, was das Ausland anbetrifft. Ich habe Ihnen auch nicht vorgeworfen, daß Ihre Aussage wahrheitswidrig ist.

    (Zurufe von der SPD: Doch!)

    - Nun hören Sie mich doch einmal in Ruhe an!

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Sagen Sie doch einmal, daß Sie sich geirrt haben!)


    Friedrich Merz
    Ich habe hier erstens darauf hingewiesen, daß Sie - wahrheitswidrig - den Eindruck erwecken, als ob Schmiergelder auch in Deutschland noch steuerlich abzugsfähig seien.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich nehme zur Kenntnis, daß wir beide diesen Tatbestand richtigerweise als in der Bundesrepublik Deutschland abgeschafft sehen.

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: Sagen Sie doch mal, daß Sie es bedauern, etwas Falsches gesagt zu haben!)

    Ich habe zweitens darauf hingewiesen, daß innerhalb der Europäischen Union seit Mai dieses Jahres ein Übereinkommen besteht, daß derartige Zahlungen auch innerhalb der Europäischen Union nicht mehr als steuerlich abzugsfähig zuläßt.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Das ist geltendes Recht in Deutschland!)

    Immerhin sind die Mitgliedstaaten der Europäischen Union für uns, zumindest steuerrechtlich, Teil des Auslands. Innerhalb der Europäischen Union gibt es nun, seit Mai 1997, das Übereinkommen, daß dies nicht mehr zulässig ist.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Warum sagen Sie nicht einfach : Es tut mir leid?)

    Die dritte Frage, die Sie angesprochen haben, Frau Matthäus-Maier, ist außerordentlich kompliziert. Ich habe darauf hingewiesen, daß die OECD, die G 7 und die UNO dabei sind, unter maßgeblicher Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland, Konventionen zu erarbeiten. Dies ist allerdings ein außergewöhnlich schwieriger Sachverhalt, der hier geklärt werden muß.

    (Joachim Poß [SPD]: Er outet sich selber!)

    Ich nehme zur Kenntnis, daß Sie sich durch meine Rede berührt fühlen

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ah!)

    - ich bedaure dies -, daß ich so verstanden werden konnte, als würde ich Sie der wahrheitswidrigen Behauptung, das gelte auch für das Inland, bezichtigen. Das nehme ich zurück, Herr Präsident.
    Ansonsten sollten wir uns gemeinsam um die Lösung dieses Problems bemühen, ohne damit den entsprechenden Neid in der Bundesrepublik Deutschland hervorzurufen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich gebe dem Bundesminister der Finanzen, Dr. Theodor Waigel, das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte zu dem Punkt, der zwischen Ihnen, Frau Kollegin Matthäus-Maier, und dem Kollegen Merz eine
    Rolle gespielt hat, sagen, daß die Bundesregierung mit allem Nachdruck bemüht ist, so schnell wie möglich eine solche Konvention zu erreichen, weil wir nur mit einer solchen Konvention die Dinge international wirklich in den Griff bekommen können. Einseitige oder bilaterale Entscheidungen sind nicht ausreichend. Das ist es, wofür wir kämpfen, nichts anderes. Wir stehen an der Spitze derer, die für eine umfassende Bekämpfung dieses Tatbestandes auch im Ausland stehen.

    (Joachim Poß [SPD]: Stimmt doch nicht! Sie waren doch die ganzen Jahre im Bremserhäuschen!)

    Erwecken Sie hier also keinen falschen Eindruck!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Kollege Diller, Sie haben als haushaltspolitischer Sprecher der SPD Anspruch, daß ich kurz auf Ihre Ausführungen eingehe. Sie haben mir unterstellt, ich hätte gesagt, ich wäre der erfolgreichste Finanzminister, wenn nicht die deutsche Einheit mir einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. In der Tat habe ich schon einige Male gesagt, daß ich, wenn die deutsche Einheit nicht gekommen wäre, vor Ihnen mit einer glänzenden finanzpolitischen Bilanz aufwarten könnte. Dann habe ich jedesmal hinzugefügt: Gott sei Dank ist die deutsche Einheit gekommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich trage diese Aufgabe - mit allen Angriffen - gern, weil sie zu den glücklichsten Dingen in diesem Jahrhundert gehört. Jeder andere Finanzminister vor mir, sei er Christlich-Sozialer, Christdemokrat, Sozialdemokrat oder Freier Demokrat gewesen - alle aus diesen Parteien haben schon einmal einen Finanzminister gestellt -, wäre glücklich gewesen - trotz aller Angriffe und schäbigen Unterstellungen -, wenn er diese Aufgabe hätte mit bewältigen dürfen. Darauf bin ich stolz.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nur eines, Herr Diller, habe ich nicht getan, obwohl ich aus einer großen Volkspartei komme:

    (Hans Georg Wagner [SPD]: Regionalpartei!)

    Ich habe nicht Ost gegen West und West gegen Ost ausgespielt.

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Sehr gut! Joachim Poß [SPD]: Da sagt Herr Westerwelle etwas anderes!)

    Ich kann mich noch erinnern, wie die Herrschaften Lafontaine und Schröder durchs Land gegangen sind.

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Unglaublich!)

    Damals war eine Wahl in Niedersachsen, wo der Ministerpräsident, der jetzt Kanzler in Deutschland werden will, durch die Dörfer gegangen ist und den Menschen gesagt hat: Euer Kindergarten, die Straße kann nicht bezahlt werden, kann nicht gebaut werden, weil das Geld für Waigel, für die deutsche Ein-

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    heit benötigt wird. Das nenne ich schäbige Politik, eine schäbige Haltung und einen miserablen Stil.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dann haben Sie sich zu einer Wortwahl durchgerungen - Sie haben es ruhig vorgetragen -: „Lug", „Trug", „Täuschung", „zum Augenarzt gehen" - wir tragen beide eine Brille;

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: Aber die Brillen sind teurer geworden!)

    diese Dummheiten sollten wir uns sparen -, „erbärmlich", „verlogen", „verkommen". Herr Diller, es ist ein nicht mehr zu unterbietendes Niveau, das Sie hier geboten haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nehmen Sie zur Kenntnis: Mit Kritik setze ich mich gern auseinander, aber Unanständigkeit prallt an mir ab. Damit können Sie mich nicht treffen.

    (Jörg Tauss [SPD]: Das hat getroffen!)

    Die Debatte dieser Woche hat bestätigt: Die Koalition verfügt über ein überzeugendes Konzept, und die Opposition ist ohne Alternative.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Die Märkte vertrauen unserer stabilitätsorientierten Politik.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Kamerad Waigel!)

    Die aktuellen Daten des Statistische Bundesamtes sind eine eindrucksvolle Bestätigung dieses Kurses. Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung hat deutlich an Fahrt gewonnen. Die Impulse aus dem Außenhandel erfassen nun die inländische Nachfrage.
    Im ersten Halbjahr 1997 ist das BIP real um 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Wachstumsmotor ist immer noch der Export, der um 9,5 Prozent gewachsen ist.

    (Wolf-Michael Catenhusen [SPD]: Donnerwetter!)

    Auch die Ausrüstungsinvestitionen geben Anlaß zu einer optimistischen Einschätzung: Im ersten Halbjahr 1997 waren sie um 3,5 Prozent höher als im Vorjahr.
    Es ist eigentlich schade nach einer so langen Diskussion - obwohl Sie eine Zeitlang über Schiller und andere verfügten -, daß Sie in die national und international längst widerlegte These von Keynes zurückfallen und wieder die alten Rezepte von Nachfrage, Umverteilung, Stärkung und Steigerung der sogenannten Massenkaufkraft aufnehmen. Diese Irrtümer haben wir in den 70er Jahren und Anfang der 80er bitter bezahlen müssen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

    Sie und wir haben die Intensität der Ohrfeige der Märkte lange zu spüren bekommen.
    Was nützt eine höhere Kaufkraft, wenn das auf Grund dieser Kaufkraft angesammelte Kapital für den Kauf von High-Tech-Produkten aus dem Ausland verwendet wird, die bei uns nicht ebenso kostengünstig produziert und angeboten werden können?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn Sie mit Viktor Klima, Wim Kok oder Tony Blair sprechen, werden Sie merken, daß alle drei Kronzeugen gegen die Politik der deutschen Sozialdemokratie sind.
    Ein Wort zu den Zahlen des Statistischen Bundesamts zum Staatsdefizit 1996 und 1997. Eine Überprüfung und gegebenenfalls eine Revision des Staatsdefizits des Vorjahres erfolgen regelmäßig im September des Folgejahres. Bis dahin ergeben sich immer noch Korrekturen bei den Ausgangsdaten. Im März 1997 sind einige Daten des vierten Quartals 1996 noch nicht endgültig, beispielsweise das Bruttoinlandsprodukt, die Ausgaben der Gebietskörperschaften oder der Sozialversicherungen. Die nun bekanntgegebenen Zahlen zum Staatsdefizit 1996 weisen die Defizitquote für 1996 mit 3,5 Prozent, also mit 0,3 Prozentpunkten weniger als in der März-Rechnung, aus.
    Für die Berechnung der Konvergenzkriterien des Maastricht-Vertrages ist aber die Abgrenzung des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen verbindlich. Ihr unterliegen alle Mitgliedstaaten der EU, hier gibt es keine Sonderregeln oder Ausnahmen. Danach müssen die öffentlichen Krankenhäuser im Unternehmenssektor gebucht werden, da sie ihre Erlöse überwiegend am Markt erzielen. Nach diesem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen beträgt die Defizitquote 1996 damit 3,4 Prozent.

    (Wolf-Michael Catenhusen [SPD]: Da haben Sie aber Schwein gehabt!)

    Die niedrige Basis geht nun in die Berechnungen für 1997 ein. Das hat mit Buchungstricks überhaupt nichts zu tun; das ist europäischer statistischer Standard, an den sich alle halten müssen.

    (Joachim Poß [SPD]: Davon müssen Sie noch Herrn Stoiber überzeugen!)

    Genauso wurden übrigens die Tätigkeit der Treuhand oder der Bahn bzw. deren Schulden nach den statistischen Regeln zum privaten Sektor gerechnet. Wenn wir nicht vor zwei, drei Jahren die Bahnschulden in den öffentlichen Bereich übernommen hätten und wenn wir nicht die anderen Aufgaben geschultert hätten, dann stünden wir, was die MaastrichtZahlen anbelangt, völlig anders da.
    Wir hätten damals sagen können: Unter diesem Aspekt übernehmen wir die Bundesbahnschulden nicht in den Bundeshaushalt. Wir hätten auch die Treuhanddefizite volkswirtschaftlich und finanzwirtschaftlich woanders verankern können. Dann lägen die Schuldenquote um 14 Prozent niedriger und die Defizitquote um mindestens 1 Prozent niedriger als heute. In der Abrechnung für das Jahr 1994 haben wir alle Kriterien von Maastricht erreicht; unter Zugrundelegung der gleichen statistischen Bedingun-

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    gen hätten wir auch heute überhaupt kein Problem, alle Kriterien sehr leicht zu erreichen.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das sollte man dem Edmund Stoiber einmal sagen! Gegenruf des Abg. Michael Glos [CDU/CSU]: Er hört sicher zu!)

    Unter diesen Umständen ist die Einhaltung des Maastricht-Defizit-Kriteriums für 1997 erreichbar. Das halte ich für eine wichtige Botschaft.
    Kein anderes Land in Europa - darauf hat der frühere irische Finanzminister Ruairi Quinn, auch ein Sozialdemokrat, hingewiesen - hat in den letzten sieben Jahren solche Herausforderungen bewältigt. Er fügte hinzu, keine andere Volkswirtschaft der Welt hätte sie bewältigt. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir werden uns im Frühjahr 1998 mit sachverständigem Beistand entscheiden. Dann liegt der Bericht des EWI vor, an dem die Deutsche Bundesbank und Präsident Tietmeyer mitwirken. Natürlich wird die Stellungnahme der Bundesbank auch für unsere Bewertung und Diskussion eine ganz wichtige Rolle spielen. Bundestag und Bundesrat werden sich genauestens informieren und ihre Bewertung abgeben. Die Kommission wird ihre Empfehlung aussprechen. Der Ecofin wird über das Vorliegen exzessiver Defizite entscheiden und Vorschläge zu ihrer Beseitigung machen. Dann wird der Europäische Rat entscheiden - eine der wichtigsten Entscheidungen in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts.
    Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, haben sich wieder des Begriffs der Steuerquote bedient. Das ist eine völlige Verkennung der Tatsachen. Sie verweisen auf Eurostat: Danach liegt Deutschland etwa im Mittelfeld der EU bei der Steuer- und Abgabenquote. Die Höhe der Steuerquote sagt aber nichts über ihre Qualität aus.
    Wäre die günstige Steuerquote ein Ergebnis der von uns gewollten Steuerreform - Absenkung der Sätze -, dann wäre sie erwünscht. Wenn diese niedrige Steuerquote aber das Ergebnis von Steueroptimierungen und Steuerverlagerungen ist, dann ist sie nicht erwünscht und muß durch die Steuerreform geändert werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Joachim Poß [SPD]: Genau!)

    Ein Wort zur Senkung der Lohnnebenkosten. Es gehört zum kleinen ökonomischen Einmaleins: Eine reine Umschichtung ins Steuersystem bringt keine Arbeitsplätze. Darum verbinden wir die Senkung der Lohnnebenkosten mit der klaren Forderung nach Strukturreformen. Ich fordere Sie noch einmal auf: Sagen Sie uns möglichst schnell

    (Zurufe von der CDU/CSU: Heute!)

    - heute - , ob Sie bereit sind, einer Erhöhung der Mehrwertsteuer zuzustimmen, um Strukturreformen auf den Weg zu bringen; denn viel Zeit bleibt uns dafür nicht. Wir können die, die davon betroffen sind,
    nicht im unklaren lassen. Aber genau darauf sind Sie eine Antwort in dieser Debatte bisher schuldig geblieben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Übrigens ist der steuerfinanzierte Bundeszuschuß viel höher als die reklamierten versicherungsfremden Leistungen. Das wissen auch Sie ganz genau.
    Der Kollege Jacoby hat in seiner glänzenden Rede bereits darauf hingewiesen, was Manfred Lahnstein am 5. September in der „Zeit" gesagt hat. Ich zitiere wörtlich:
    Die vielbeschworene Forderung nach „stärkerer Massenkaufkraft" übersieht penetrant, daß eine derartige Stärkung nur über Investitionen und Beschäftigung, nicht aber über begrenzte Steuerentlastung zu erreichen ist.
    Er schreibt vorher - auch das ist es wert, hier erwähnt zu werden -:
    Der Koalition ist zugute zu halten, daß ihr gedanklicher Ansatz im Kern richtig war und bleibt: Verbreiterung der schrumpfenden Steuerbasis durch einen einfacheren Lohn- und Einkommenstarif, niedrigere Grenzsteuersätze und eine Beseitigung wesentlicher Steuervergünstigungen. Dieser Ansatz entfaltet seine Entlastungseffekte dort, wo hohe Multiplikatorwirkung und damit Positives für Wachstum und Beschäftigung zu erwarten sind.
    Er ist auch nicht „unsozial", wie Vertreter der Opposition immer wieder gerne behaupten.
    Der wichtigste Satz:
    Unsozial ist allein die gegenwärtige Lage.
    Meine Damen und Herren, führen Sie sich das doch um Gottes willen einmal zu Gemüte, bevor wir uns nächste Woche wieder zusammensetzen, um hoffentlich eine gemeinsame Lösung zu erreichen, die der Investitionsstandort Deutschland dringend benötigt.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Wir haben in dieser Woche Kompromißlinien angedeutet. Man könnte das Reformgesetz 1998 um eine Senkung des Eingangssteuersatzes und des Höchststeuersatzes für nichtgewerbliche Einkünfte anreichern. Wir könnten die Nettoentlastung in der Größenordnung lassen, wie wir sie für 1998, für die erste Stufe, miteinander vereinbart haben.
    Dann müßte aber auch die Umsetzung des Restpaketes in finanzwirtschaftlich vertretbaren Stufen klar vereinbart werden. Denn es kann nicht sein, daß wir eine Gegenfinanzierung aufbauen, die in den Jahren danach zu einer Überfinanzierung und Überkompensation der öffentlichen Haushalte führen würde. Genau dies kann nicht dem Prinzip Hoffnung überlassen bleiben, sondern bedarf klarer Festlegungen über die Senkung der Steuersätze, damit die Wirtschaft, damit die Investoren, damit alle Beteiligten

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    eine kalkulierbare Grundlage für ihre Investitionsentscheidungen im nächsten Jahrzehnt bekommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie, Frau Kollegin Matthäus-Maier, sind offensichtlich noch die einzige, die den Höchststeuersatz bei 53 Prozent beibehalten möchte.

    (Dr. Barbara Höll [PDS]: Dann haben Sie aber unser Konzept nicht gelesen!)

    - Sind auch Sie dabei? (Dr. Barbara Höll [PDS]: Aber sicher!)

    - Okay. Es ist nicht schön von Ihnen, Frau MatthäusMaier, daß Sie Herrn Scharping so desavouieren; denn wie die „Hannoversche Allgemeine Zeitung" am 20. August letzten Jahres schrieb: „Scharping will Spitzensteuersatz auf 40 Prozent senken." Schleußer auch. Es scheinen sich also ungute Gesellen in Ihrer Nachbarschaft aufzuhalten, mit denen Sie wenig anfangen können. Das kann ich aber verstehen.
    Ein Wort zur Privatisierung: Es wird immer wieder versucht, den Eindruck zu erwecken, das sei eine Verschleuderung von Tafelsilber. Selten ist etwas dümmlicher und falscher gewesen. Privatisierung ist neben den wichtigen Konsequenzen für den Bundeshaushalt und für die Landeshaushalte ordnungspolitisch richtig.
    Ich nenne Beispiele: Preussag 1959, Volkswagen AG 1961, VEBA AG, VIAG, Salzgitter AG. Aus der Salzgitter AG haben wir die „Bundesstiftung Umwelt" mit einem Kapitalstock in Höhe von 2,5 Milliarden DM ausgestattet. Die Privatisierungen des Bundes waren immer erfolgreich, nie ein Flop. Darauf sind wir stolz.
    Ich nenne Beispiele aus neuerer Zeit: Deutsche Bahn AG, Börseneinführung der Telekom im November 1996 mit der größten Plazierung. Für die Postbank AG kommt ein Verkauf und/oder eine Börseneinführung in Betracht. Die Gelbe Post soll in absehbarer Zeit folgen. Der Börsengang zur Vollprivatisierung der Deutschen Lufthansa AG steht unmittelbar bevor.
    Übrigens: Die Privatisierung von Bahn und Post fand mit Zustimmung der SPD statt. Ein Teil der SPD-regierten Länder folgt mit dem, was sie noch besitzen, unserem Beispiel.
    Frau Matthäus-Maier hat gesagt, man müsse sich für ein Amt erst qualifizieren. Von den zwei Herrschaften in Deutschland, die als Bankrotteure ihrer Landespolitik dastehen, lasse ich mir keine Vorwürfe machen.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    1985 übernahm Lafontaine die Regierung im Saarland mit Schulden in Höhe von 6,5 Milliarden DM. Ende 1993 hatten sich diese Schulden auf 14,7 Milliarden DM mehr als verdoppelt. Nur eine Teilentschuldung sicherte dem Land für die Jahre 1994 bis 1998 insgesamt 8 Milliarden DM in Jahresraten von jeweils 1,6 Milliarden DM.
    Es gehört eine Menge Chuzpe dazu, wenn sich jemand, der am Tropf des Bundes hängt und damit überhaupt erst seine finanzpolitischen Dinge bewältigen kann, hier hinstellt und uns angreift. Dazu gehört Unverfrorenheit.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Beim Kandidatenkandidaten - ich meine Schröder
    - sieht es nicht besser aus. Bis 1990 betrugen die Schulden in Niedersachsen 37 Milliarden DM. Jetzt, nach sieben Jahren, sind es 70 Milliarden DM. Eine exzessive Personalausdehnung führt nach Berechnungen niedersächsischer Experten bis zum Jahre 2020 zu Schulden in Höhe von etwa 150 Milliarden DM. Es wird festgestellt: Wenn nicht mindestens 40 000 Stellen im Landesdienst gestrichen werden, sind in etwa 20 Jahren drei Viertel des Landeshaushalts durch Zins- und Personalausgaben gebunden.
    Da sagt der Mann: Hören Sie mal, wenn mir der Griff auf die Makroökonomie nicht gegeben wird, wie soll ich dann die Probleme meines Landes lösen?
    - Stellen Sie sich einmal vor, einer unserer Ministerpräsidenten würde mit einer solchen Unverfrorenheit in den Landtag gehen und sagen: Ich kann hier gar nichts machen, nur die große Makroökonomie kann mir die großen Rezepte geben.
    Es ist schon ein Stück Unverfrorenheit und Großmannssucht dabei, mit der man versucht, die Deutschen blenden zu wollen; aber ich bin zuversichtlich, sie werden sich nicht blenden lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ein Wort zur Steuer- und Abgabenlast. Die Abgabenquote lag im Jahr 1977, als wir von einem Weltökonomen regiert wurden, bei 43,3 Prozent des BIP. Das ist ziemlich genau das Niveau von 1993/94. Die Abgabenquote betrug 1970 36,6 Prozent, 1982 lag sie schon bei 42,8 Prozent des BIP. Das ist eine Steigerung um 20 Prozent, und zwar in einer Zeit, in der es nur „normale" Probleme zu bewältigen gab und in der der damalige Bundeskanzler bereits unter der ungeheuren Last einer Ölkrise, die er an die Wand malte, litt. Er war damals nicht in der Lage, die Probleme in den Griff zu bekommen, weil er eine falsche Politik machte.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Mit der F.D.P.!)

    Es gehört schon eine gehörige Portion Unverschämtheit, Gedankenlosigkeit oder Verdrängung der Wirklichkeit in der Vergangenheit dazu, uns, die wir große Probleme im Zusammenhang mit der Vollendung der deutschen Einheit und dem demokratischen Wiederaufbau erfolgreich bewältigt haben, der gleich hohen Steuerabgabe zu zeihen und sie uns vorzuwerfen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Auch die F.D.P. war Schuld!)


    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    Von 1991 bis 1996 ist die Neuverschuldung trotz der Belastungen durch die Einheit insgesamt um rund 10 Milliarden DM gegenüber der Regierungsplanung unterschritten worden. Dies ist Ihnen in keinem vergleichbaren Zeitraum, in dem sozialdemokratische Finanzminister regierten, gelungen.
    Frau Kollegin Matthäus-Maier, noch ein Wort zu Ihrem Dauerbrenner Jäger 90 bzw. - wenn Sie das lieber haben - Eurofighter. Sie sagen, wir würden die Folgebelastungen des Jäger 90 im Haushalt verschweigen. Das ist falsch. Wir werden die erforderlichen Verpflichtungsermächtigungen von rund 23 Milliarden DM im Rahmen des parlamentarischen Verfahrens einbringen.

    (Karl Diller [SPD]: Aha! - Ingrid MatthäusMaier [SPD]: Bisher verschweigen Sie das!)

    - Sie können doch nicht mehr von uns verlangen, als daß wir 1998 einen konkreten Ansatz einstellen, diesen über den gesamten Zeitraum des mittelfristigen Finanzplans beibehalten und damit deutlich machen: Jawohl, wir werden dieses Projekt durchsetzen, weil es wichtig ist für die Bundeswehr, weil es wichtig ist für die europäische Verteidigungspolitik und weil es wichtig ist für die Bündnis- und Kooperationsfähigkeit Deutschlands.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Theo 90!)

    Übrigens werden wir mit großem Interesse beobachten, wie die SPD-Abgeordneten aus Ingolstadt, Augsburg, München, Niedersachsen, Hamburg - aus all den Wahlkreisen, in denen es DASA-Standorte gibt - reagieren werden. Das wird eine interessante Debatte und eine interessante Abstimmung. Es sind nämlich nicht nur irgendwo ein paar Arbeitsplätze - übrigens keine in meinem Wahlkreis - betroffen. Vielmehr ist dies eine entscheidende Frage für die Luft- und Raumfahrt in Deutschland, für die Möglichkeiten dieser Technologie.

    (Joachim Poß [SPD]: Sie wollen den CSU Vorsitz retten!)

    Dieser Eurofighter ist nichts anderes als die Antwort auf die Rüstungsbeschränkungen, auf die Abrüstung, auf den Wegfall der Raketen, die früher einmal auf uns gerichtet waren.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Das ist der Preis, den wir für die Freiheit, für die Verteidigungsfähigkeit und für die Bündnisfähigkeit Deutschlands entrichten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Joachim Poß [SPD]: Das ist der Preis des CSU-Vorsitzes!)

    Frau Matthäus-Maier, eines möchte ich mit Ihnen noch ganz konkret klären. Sie haben mir vorgeworfen, ich hätte mich gegenüber meinem früheren Kollegen, dem letzten Finanzminister der DDR, Romberg, unfair geäußert. Diese Behauptung hat Ihr Kollege Thierse bereits am 12. Oktober 1995 erhoben. Ich habe ihm damals gesagt, er solle das unterlassen.
    Denn von mir haben Sie nie ein negatives Wort über den Kollegen Romberg gehört. Trotz unterschiedlicher Meinungen habe ich den Mann hochgeschätzt und weiß, wie schwierig seine Aufgabe damals war. Thierse mußte damals zugestehen:
    Ich will ausdrücklich zurücknehmen, daß ich in meiner Rede von beleidigenden Äußerungen gesprochen habe.
    Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, daß Sie von mir keine negative Bemerkung über den Kollegen Romberg finden werden, weil ich sehr wohl weiß, daß er unter schwierigen Umständen - auch wenn wir unterschiedlicher Meinung waren - eine beachtliche Verantwortung getragen hat; er hat die wichtige Unterschrift unter den gemeinsamen Vertrag zur Einführung der deutschen Währungsunion geleistet.

    (Joachim Poß [SPD]: Warum haben Sie sich dann 1990 oder etwas später bei ihm entschuldigt für gewisse negative Äußerungen?)

    - Die habe ich nie gemacht. Das müssen Sie nicht mit mir ausmachen. Ich weiß sehr wohl, wie man in einem solchen Stand miteinander umgeht. Ich habe mich an die Spielregeln gehalten und weiß auch, was menschliche Anständigkeit bedeutet. Ich lasse mir von Ihnen keine menschlichen Unanständigkeiten unterstellen. - Das ist nur eine Randbemerkung, aber das konnte ich nicht unwidersprochen lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, es geht darum, die Zukunft zu gewinnen. Niemals in diesem Jahrhundert waren die Aussichten für einen langen globalen Aufschwung günstiger als heute. Die OECD erwartet einen „Quantensprung" in der weltwirtschaftlichen Entwicklung und spricht von einem „Fenster glücklicher Umstände". Es gibt große Chancen für Wettbewerb, Wachstum und Wohlstand sowie für eine ausreichende Zahl von Arbeitsplätzen. Voraussetzung ist, daß wir auf einem marktwirtschaftlichen Kurs bleiben, auf einem Kurs, mit dem Prinzip der Sozialen Marktwirtschaft.
    Wir wollen kein Diktat der Märkte. Wir wollen einen starken Staat, der ein starker Rechtsstaat sein kann, der seine Aufgaben effizient, kostengünstig und bürgerfreundlich erfüllt. Aber es wird ein schlankerer Staat sein müssen als in der Vergangenheit.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Schlanker Staat ist immer gut!)

    Wenn dieses neue Gleichgewicht zwischen Markt und Staat erfolgreich umgesetzt wird, wenn die notwendigen institutionellen und politischen Reformen kommen, dann bestehen auch in Deutschland gute Chancen, an einem neuen Wirtschaftswunder im 21. Jahrhundert weltweit angemessen teilzuhaben. Dafür sind alle in der Pflicht:

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Er hat ja keine Lust mehr!)

    Bundestag, Bundesrat, Bundesregierung und Opposition, die Tarifpartner, die Kirchen, die Verbände

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    und schließlich jeder einzelne. Wohlverstandene Interessenvertretung braucht den Blick auf das Gemeinwohl genauso wie der Markt die Moral.
    Lassen Sie uns - bei allen Unterschieden - das Verbindende suchen und unser Land gemeinsam voranbringen. Das schafft Vertrauen nach innen und nach außen. Stabilität und Vertrauen sind unser größtes Kapital, eine Investition in die Zukunft. Damit werden wir die Probleme für Deutschland, für Europa und weltweit lösen.
    Ich danke Ihnen.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)