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ID1319002500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/190 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 190. Sitzung Bonn, Freitag, den 12. September 1997 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 17225 A Zusätzliche Überweisung und Rücküberweisung an Ausschüsse 17225 B Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1998 (Haushaltsgesetz 1998) (Drucksache 13/8200) . . 17225 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1997 bis 2001 (Drucksache 13/8201) 17225 B Karl Diller SPD 17225 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 17230B, C, 17234 A Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . 17230 D Peter Jacoby CDU/CSU 17232 D Otto Schily SPD 17233 D Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17235 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . 17236 C Dr. Guido Westerwelle F.D.P. 17238 D, 17243 B, 17256 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 17239 D Dr. Uwe Jens SPD 17240 B Jürgen Koppelin F.D.P 17240 C Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17241 A Joachim Poß SPD 17243 A Dr. Christa Luft PDS 17244 A Friedrich Merz CDU/CSU . . . 17246 A, 17248 D Ingrid Mattäus-Maier SPD . . . 17248 B, 17254 A Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 17249 B Dr. Guido Westerwelle F.D.P. . . . . 17254 C, D Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/ CSU 17255 B Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17255 D Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 17242 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Pflanzenschutzgesetzes (Drucksache 13/8443) 17257 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Michaele Hustedt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Umweltorientierte Neuausrichtung des Pflanzenschutzgesetzes (Drucksache 13/8505) 17257 A Wolfgang Gröbl, Parl. Staatssekretär BML 17257 B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17258 A Helmut Lamp CDU/CSU 17258 C Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17259 A Dr. Gerald Thalheim SPD 17259 D Ulrich Heinrich F D P. 17260 C Eva Bulling-Schröter PDS 17261 C Susanne Kastner SPD 17262 A Nächste Sitzung 17262 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 17263* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 17263* C Deutscher Bundestag — 13. Wahlperiode — 190. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. September 1997 17225 190. Sitzung Bonn, Freitag, den 12. September 1997 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 12. 9. 97 * * Blank, Renate CDU/CSU 12. 9. 97 Dr. Blens, Heribert CDU/CSU 12. 9. 97 Conradi, Peter SPD 12. 9. 97 Deichmann, Christel SPD 12. 9. 97 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 12. 9. 97 * * 90/DIE GRÜNEN Erler, Gernot SPD 12. 9. 97 Eßmann, Heinz Dieter CDU/CSU 12. 9. 97 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 12. 9. 97 * * Formanski, Norbert SPD 12. 9. 97 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 12. 9. 97 Dr. Hoyer, Werner F.D.P. 12. 9. 97 Irmer, Ulrich F.D.P. 12. 9. 97 * * Janssen, Jann-Peter SPD 12. 9. 97 Kunick, Konrad SPD 12. 9. 97 Lange, Brigitte SPD 12. 9. 97 Leidinger, Robert SPD 12. 9. 97 Marx, Dorle SPD 12. 9. 97 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 12. 9. 97 Müller (Düsseldorf) SPD 12. 9. 97 Michael. Müller (Völklingen), Jutta SPD 12. 9. 97 Neumann (Bramsche), SPD 12. 9. 97 Volker Reschke, Otto SPD 12. 9. 97 Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 12. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 12. 9. 97 Schaich-Walch, Gudrun SPD 12. 9. 97 Scheelen, Bernd SPD 12. 9. 97 Schindler, Norbert CDU/CSU 12. 9. 97 Schloten, Dieter SPD 12. 9. 97 * * Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 12. 9. 97 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 12. 9. 97 * * Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 12. 9. 97 * * Schmidt (Salzgitter), SPD 12. 9. 97 * * Wilhelm Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 12. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Schumann, Ilse SPD 12. 9. 97 Sebastian, Wilhelm Josef CDU/CSU 12. 9. 97 Dr. Struck, Peter SPD 12. 9. 97 Dr. Thomae, Dieter F.D.P. 12. 9. 97 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Tröger, Gottfried CDU/CDU 12. 9. 97 Vergin, Siegfried SPD 12. 9. 97 Vosen, Josef SPD 12. 9. 97 Wieczorek-Zeul, SPD 12.9.97 Heidemarie Dr. Wittmann, Fritz CDU/CSU 12. 9. 97 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 12. 9. 97 Zierer, Benno CDU/CSU 12. 9. 97 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates für die Teilnahme an der 98. Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 714. Sitzung am 4. Juli 1997 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: - Gesetz zur Änderung ausländer- und asylverfahrensrechtlicher Vorschriften - Gesetz zur Absicherung der Wohnraummodernisierung und einiger Fälle der Restitution (Wohnraummodernisierungssicherungsgesetz - WoModSiG) - Drittes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" - Achtes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung einer Stiftung „Hilfswerk für behinderte Kinder" - Gesetz zur Umsetzung von EG-Richtlinien zur Harmonisierung bank- und wertpapieraufsichtsrechtlicher Vorschriften - Begleitgesetz zum Gesetz zur Umsetzung von EG-Richtlinien zur Harmonisierung bank- und wertpapieraufsichtsrechtlicher Vorschriften - Drittes Gesetz zur Änderung des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes - Gesetz über die Errichtung einer Otto-von-Bismarck-Stiftung - Gesetz zur Regelung der Rahmenbedingungen für Informations- und Kommunikationsdienste (Informations- und Kommunikationsdienste-Gesetz - IuKDG) - Gesetz zur Änderung fahrpersonalrechtlicher Vorschriften - Gesetz zu dem Rahmenübereinkommen des Europarats vom 1. Februar 1995 zum Schutz nationaler Minderheiten - Gesetz zu dem Ergänzenden Protokoll vom 22. August 1996 zum Ems-Dollart-Vertrag zur Regelung der Zusammenarbeit zum Gewässer- und Naturschutz in der Emsmündung (Ems-Dollart-Umweltprotokoll) - Gesetz zu dem Vertrag vom 11. April 1996 über die Internationale Kommission zum Schutz der Oder gegen Verunreinigung (Vertrag über die Oderschutzkommission) - Gesetz zu dem Abkommen vom 15. März 1996 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Kasachstan über den Luftverkehr - Gesetz zu dem Abkommen vom 4. November 1995 zur Änderung des Vierten AKP-EG-Abkommens von Lomé sowie zu den mit diesem Abkommen in Zusammenhang stehenden weiteren Übereinkünften - Gesetz zur Änderung des Baugesetzbuchs und zur Neuregelung des Rechts der Raumordnung (Bau- und Raumordnungsgesetz 1998 - BauROG) - Gesetz zur Fortsetzung der wirtschaftlichen Förderung in den neuen Ländern - Gesetz zur Bekämpfung der Korruption - Dreizehntes Gesetz zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften (Zweites Nebentätigkeitsbegrenzungsgesetz) Der Bundesrat hat in seiner 715. Sitzung am 5. September 1997 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: - Gesetz zur Fortsetzung der Unternehmenssteuerreform Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 2. Juli 1997 ihren Entschließungsantrag zur Abgabe einer Erklärung durch die Bundesregierung zum Europäischen Rat in Amsterdam sowie zum Weltwirtschaftsgipfel in Denver und zur Sondergeneralversammlung der Vereinten Nationen - Drucksache 13/8050 zurückgezogen. Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 5. September 1997 mitgeteilt, daß sie sowohl ihren Antrag - Drucksache 13/8328 - sowie den gemeinsamen Antrag mit der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 13/8338 -, jeweils den Hilfsfonds für die Oder-Region betreffend, zurückgezogen hat. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß - Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Nordatlantischen Versammlung über die 42. Jahrestagung der Nordatlantischen Versammlung vom 17. bis 21. November 1996 in Paris - Drucksachen 13/7023, 13/7460 Nr. 1 - Finanzausschuß - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Entwicklung der Konvergenz in der Europäischen Union im Jahre 1996 - Drucksachen 13/7238, 13/7460 Nr. 7 - Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung - Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die gesetzliche Rentenversicherung, insbesondere über die Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben, der Schwankungsreserve sowie des jeweils erforderlichen Beitragssatzes in den künftigen 15 Kalenderjahrengemäß § 154 SGB VI (Rentenversicherungsbericht 1996) Gutachten des Sozialbeirats zum Rentenversicherungsbericht 1996 - Drucksache 13/5370 - Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend - Unterrichtung durch die Delegation der Interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland über die Interparlamentarische Sonderkonferenz ,.Auf dem Weg zur Partnerschaft zwischen Männern und Frauen in der Politik" vom 14. bis 18. Februar 1997 in Neu Delhi - Drucksachen 13/7369, 13/7700 Nr. 1.1 -Ausschuß für Verkehr - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Vorsorge und Be- kämpfung von Ölunfällen vor den deutschen Küsten - Drucksachen 12/8359, 13/725 Nr. 159 - Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die EU-Bildungsprogramme LEONARDO da VINCI und SOKRATES im ersten Jahr ihrer Durchführung 1995/96 - Drucksachen 13/3866, 13/4401 Nr. 2 - Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Wirtschaft Drucksàche 13/7706 Nr. 2.13 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 13/4137 Nr. 2.49 Drucksache 13/7456 Nr. 1.4 Drucksache 13/7456 Nr. 2.14 Drucksache 13/7541 Nr. 1.1 Drucksache 13/7541 Nr. 2.6 Drucksache 13/7541 Nr. 2.19 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 13/7706 Nr. 2.14 Drucksache 13/7706 Nr. 2.18 In der Anlage 3 zum Stenographischen Bericht der 179. Sitzung des Deutschen Bundestages vom 6. Juni 1997 ist folgendes zu streichen: Meldung des Vorsitzenden des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung über die Kenntnisnahme zur EU-Vorlage: Drucksache 13/6129 Nr. 1.29
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    Rede von Kristin Heyne


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Ja.


Rede von Bartholomäus Kalb
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Frau Kollegin, habe ich Sie richtig verstanden, daß Sie über den Haushalt 1998 gesprochen haben, und bestätigen Sie bitte, daß das Referenzjahr für Maastricht das Jahr 1997 ist?

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    Rede von Kristin Heyne


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Lieber Kollege, Sie wissen doch, daß im Frühjahr 1998 über die Teilnahme an der Währungsunion entschieden wird. Selbstverständlich wird man bei der Gesamteinschätzung dann auch auf die 1998er Haushalte sehen. Sie basteln jetzt einen schönen Haushalt, weil Sie im Frühjahr 1998 noch nicht nachweisen müssen, ob Sie das wirklich einhalten können, was Sie hier an „Schönheiten" hineingeschrieben haben.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Ihre Kurzatmigkeit kommt nicht von ungefähr. Sie ist Folge der chronischen Verspätung dieser Regierung. Zu spät denkt Herr Rüttgers über eine Bevorzugung ausbildender Betriebe nach. Zu spät wird Herrn Kohl klar, daß Überstunden Arbeitsplätze kosten, aber die Konsequenzen hat er bis heute nicht gezogen. Zu spät gibt Herr Blüm zu, daß die Renten nicht mehr sicher sind, und zu spät holt Herr Waigel das Bareis-Gutachten aus der Tiefe seines Papierkorbs hervor.
    Ja, Herr Finanzminister, Ihre Finanzpolitik hat eine gewisse Symmetrie, das muß ich zugeben, allerdings nicht in dem Sinne, wie Sie es hier vorbeten. Ihre Finanzpolitik sorgt dafür, daß die Einnahmen sinken und die Verschuldung steigt. Das aber ist genau das,

    Kristin Heyne
    was eintritt, wenn eine Regierung zu lange nicht handelt.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Diese Regierung hat die nötigen Reformen verschleppt. Die Steuerreform muß endlich kommen, und zwar noch in diesem Jahr.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Das Gerede über und das Gefeilsche um die Nettoentlastung - Herr Westerwelle, hören Sie mir jetzt zu - müssen endlich aufhören. Herr Schäuble hat eine gewisse Beweglichkeit signalisiert. Ich bin gespannt, ob Sie ihm in Ihrer Rede zustimmen werden oder ob Sie, wie das in der Koalition üblich ist, doch wieder einmal in die andere Richtung ziehen werden.
    Das Steueraufkommen ist im übrigen nicht das Problem; es liegt ziemlich gut im europäischen Mittel. Nur, Sie werden nicht mit weniger Steuern auskommen; das beweist dieser Haushalt dramatisch. Was Sie bei den Steuern einsparen, werden Sie sich an anderer Stelle zurückholen. Das bedeutet weitere Sozialkürzungen und eine erhöhte Mehrwertsteuer. In beiden Fällen treffen Sie überwiegend die Falschen, nämlich diejenigen, die eigentlich nichts mehr herzugeben haben. Ich weiß, daß das der F.D.P. mit ihrer Politik des neuen Egoismus egal ist, aber die Union muß sich endlich einmal fragen, was das C in ihrem Namen zu bedeuten hat.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Wir haben eine Situation, in der selbst die Wirtschaft bereit ist, auf die Nettoentlastung zu verzichten, wenn Sie denn nur endlich mit Ihrer Reform zu Potte kämen. Alfons Kühn, Leiter der Abteilung Steuern beim DIHT, Herr Solms, hat die Nettoentlastung ein Trostpflaster für die Lohnempfänger genannt -ein Trostpflaster soll meistens nur etwas kaschieren -, um die Streichung bei den Steuervergünstigungen auszugleichen. Wenn nicht einmal mehr der DIHT die Nettoentlastung fordert, Herr Westerwelle, für wen stehen Sie dann eigentlich noch?

    (Dr. Hermann Otto Solms [F.D.P.]: Für die Bürger! Für die Steuerpflichtigen! Die sollen entlastet werden! Das müssen Sie kapieren!)

    - Sie stehen nicht für die Bürger und nicht für die Wirtschaft. Sie stehen für eine Partei, die nur noch um den Macht- und Selbsterhalt kämpft.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Die in dem Festhalten an einer Nettoentlastung begründete selbstgezimmerte Blockade müssen Sie endlich aufgeben. Lassen Sie uns das Problem der Steuergerechtigkeit angehen! Das Problem liegt in der ungleichen Steuerbelastung, nicht in dem Steueraufkommen an sich.
    Herr Kühn vom DIHT verbindet mit einer Absenkung der Steuersätze - explizit auch ohne Nettoentlastung - die Erwartung, daß mehr Investitionen und Arbeitsplätze geschaffen werden. Zugleich bringe die Verbreiterung der Bemessungsgrundlage Steuervereinfachung und Steuergerechtigkeit. - Beenden Sie den Tanz um die Nettoentlastung, fangen Sie an, konstruktiv zu verhandeln - und bitte nicht nur über ein Reförmchen!
    Gestern ging über den Ticker - heute war es in der Presse zu lesen -, daß es um eine Verbreiterung der Bemessungsgrundlage im Volumen von 25 Milliarden DM gehen soll. Mit diesem Reförmchen wird man Arbeitsplätze und Neuinvestitionen nicht schaffen. Meine Fraktion hat in Anlehnung an die Bareis-Vorschläge ein durchgerechnetes Steuermodell vorgelegt. Nach diesem Modell würde sich das Aufkommen durch die Verbreiterung der Bemessungsgrundlage um 100 Milliarden DM erhöhen. Im gleichen Umfang könnten die Steuersätze gesenkt werden.
    Die haarsträubende Mauschelei, die man in diesem Haushalt findet, macht überdeutlich, daß eine Steuerentlastung zur Zeit nicht zu finanzieren ist. Bezeichnenderweise haben Sie in Ihrer mittelfristigen Finanzplanung weder die Rentenreform noch die Steuerreform noch die Senkung des Soli-Zuschlages vorgesehen. Offenbar trauen auch Sie Ihren Vorschlägen nicht.
    Ich fordere Sie auf, meine Damen und Herren von der Koalition - und zwar alle drei Flügel -, bringen Sie wenigstens diese eine dringend benötigte Reform auf den Weg, stopfen Sie Steuerlöcher, senken Sie die Tarife!
    Noch eine kleine Anmerkung zu den Steuerideen der SPD.

    (Dr. Hermann Otto Solms [F.D.P.]: Es wird höchste Zeit!)

    Angesichts der fahrlässig unterfinanzierten Reformvorschläge der Koalition kann man - das sehe auch ich so - von Blockadehaltung der SPD nicht sprechen.

    (Beifall des Abg. Dr. Emil Schnell [SPD])

    - Moment! - Allerdings: Von Zögerlichkeit - oder um ein bißchen deutlicher zu werden: von Feigheit - kann man schon sprechen angesichts der Tatsache, daß die SPD eine sehr umfängliche und vor allem umweltschädliche Subvention, die Kilometerpauschale, überhaupt nicht antasten will.

    (Karl Diller [SPD]: Das sagt eine aus Hamburg!)

    Hier bleibt die SPD hinter der Koalition zurück, die immerhin bereit ist, die Kilometerpauschale in eine Entfernungspauschale umzuwandeln, die nicht mehr einseitig das Auto begünstigt.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Karl Diller [SPD]: Gehen Sie einmal von Hamburg in die Eifel! Dann sehen Sie das anders!)


    Kristin Heyne
    Auch das Ehegattensplitting, das für Besserverdienende eine Begünstigung in Höhe von Zigtausenden Mark bietet - egal, ob sie Kinder haben oder nicht -, wird von der SPD nicht angetastet.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Doch, haben wir immer wieder gefordert!)

    - In Ihren Steuervorschlägen kommt das nicht vor. Sie haben ein bezeichnendes Fallbeispiel vorgestellt, das einer alleinerziehenden Person, einer Bankangestellten, die jährlich 93 000 DM verdient - wahrlich die klassische Situation der Alleinerziehenden!
    Entschlossene Zukunftsgestaltung kann ich in der SPD-Steuerpolitik nicht erkennen, übrigens ebensowenig bei dem Landesfürsten, der diese Politik im Bundesrat vertritt. Der hat im gediegenen Rathaus zwischen Gobelin und Kronleuchtern offensichtlich soviel Patina angesetzt, daß er die Wirklichkeit des Jahres 1997 überhaupt nicht mehr zu spüren bekommt.

    (Wolf-Michael Catenhusen [SPD]: Noch ein bißchen Wahlkampf, Frau Kollegin!)

    Die Wirklichkeit von sich selbst überlassenen Kindern und Jugendlichen, deren Eltern eben nicht 93 000 DM im Jahr verdienen, würde verbessert durch einen Hortplatz oder durch ein Jugendzentrum im Neubaugebiet, aber ganz sicherlich nicht durch geschlossene Heime.
    Aber zurück zur Koalition der chronischen Verspätung: Die dramatischen Einbrüche bei den Steuereinnahmen dieses Jahres sind nicht nur Folge des Steuerdschungels, sie sind wesentlich auch Folge verschleppter Steuerharmonisierung in Europa. Schon seit Jahren fordert die EU-Kommission die Harmonisierung der Unternehmenssteuern in der Gemeinschaft. Viel zu spät und inkonsequent reagiert der Finanzminister. Angeblich verteidigen Sie, Herr Waigel, nationale Steuerhoheit. Tatsächlich aber verbuchen wir einen enormen Steuerausfall durch die Verlagerung von Finanzbeständen, Firmensitzen oder Firmenteilen in andere EU-Länder. Der EU- Steuerkommissar Monti hat auch in dieser Woche wieder davor gewarnt, daß die Steuerkonkurrenz den Abbau der Haushaltsdefizite in der EU bedrohe und Schattenwirtschaft, Steuerflucht und Steuerbetrug begünstige.
    Mit dem jetzt von Ihnen geforderten Verhaltenskodex gegen unfairen Steuerwettbewerb werden Sie die Steuerausfälle - die gehen in die zig Milliarden - nicht verhindern können. Sie planen ein Gentleman's Agreement ohne rechtsverbindlichen Biß. Einen objektiven Maßstab dafür, wann die nationale Steuerpolitik zum Dumping wird, gibt es aber nicht. Ein bißchen Wettbewerb wird sich nicht realisieren lassen. Wir brauchen deshalb auf EU-Ebene einen effektiven Mindeststeuersatz - dieser ist übrigens nicht mit Lafontaines Mindeststeuer zu verwechseln - für die Kapitalerträge wie auch für die Unternehmensbesteuerung.
    Im Haushalt bündelt sich die Politik einer Regierung. Es ist daher nicht verwunderlich, daß es der Finanzminister ist, dem als erstem in dieser Regierung
    die Puste ausgeht. Die - wenn auch unfreiwillige - Ehrlichkeit, mit der dieser Finanzminister zugegeben hat, daß er nicht mehr mag, macht ihn fast schon wieder sympathisch. Ehrlichkeit ist selten in diesem Geschäft. Aber jetzt, Herr Waigel, wo die Wahrheit auf dem Tisch liegt, sollten Sie sich auch danach richten. In der Psychologie nennt man das Phänomen der Amtsmüdigkeit Burnout. Dieser Finanzminister - und mit ihm diese Regierung - ist ausgebrannt. Sie haben kein Feuer mehr, Sie haben keinen Atem mehr.
    In der Debatte dieser Woche konnte man die typischen Verhaltensweisen einer Regierung, die ans Ende gelangt ist, erleben: Man versicherte sich gegenseitig der erbrachten Leistung. Das klang teilweise wie ein Nachruf. Kollege Riedl hat das gegenüber dem Kollegen Weng eben noch einmal vorgeführt. Die Schuld für unübersehbare Mißstände wurde bei anderen gesucht: bei der - angeblich - blockierenden Opposition oder - schlimmer noch - bei denen, die unter den Versäumnissen dieser Regierung am meisten zu leiden haben.
    So fiel in der Debatte dieser Woche das böse Wort von Sozialschnorrern. Ihre Regierung hat es zugelassen, daß wir über 7 Millionen Arbeitslose haben. Da wagen Sie es, sich hier hinzustellen und von Sozialschnorrern zu reden!

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Übrigens hat das keinen Ordnungsruf vom Präsidenten eingebracht. Wenn hier jemand „Scheiße", da wo es angebracht ist, sagt, dann gibt es einen Ordnungsruf. „Sozialschnorrer" darf man in diesem Hause sagen; das wird dann hinterher dezent aus dem Protokoll gestrichen.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Diese Regierung ist nicht mehr willens und nicht mehr in der Lage, die Folgen ihrer Politik zu verantworten. Sie ist ausgebrannt, atemlos und chronisch verspätet. Den Erfordernissen einer Bundesrepublik und einer Europäischen Union im Jahr 2000 kann diese Regierung nicht mehr gerecht werden.
    Der Haushalt 1998 ist ein Abbild dieser Regierung. Er verschiebt Lasten in die Zukunft, er ist unseriös, er ist unfähig, Zukunft zu gestalten. Ziehen Sie diesen Haushalt zurück und geben Sie den Weg frei für eine andere Regierung!

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)