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ID1318705000

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    Plenarprotokoll 13/187 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 187. Sitzung Bonn, Dienstag, den 9. September 1997 Inhalt: Nachträgliche Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abgeordneten Anke Fuchs (Köln), Dr. Uwe-Jens Heuer, Otto Schily, Walter Link (Diepholz), Dr. Jürgen Rochlitz, Heinrich Graf von Einsiedel und Detlef Kleinert (Hannover) 16865 A, B Wahl eines Mitglieds im Beirat beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR 16865 B Erweiterung der Tagesordnung 16865 C Absetzung des Punktes 2 von der Tagesordnung 16865 D Nachträgliche Ausschußüberweisung . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1998 (Haushaltsgesetz 1998) (Drucksache 13/8200) 16866 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1997 bis 2001 (Drucksache 13/8201) 16866 A c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1998 (Nachtragshaushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/8199) 16866 A d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Fortentwicklung des Haushaltsrechts von Bund und Ländern (Haushaltsrechts-Fortentwicklungsgesetz) (Drucksache 13/8293) . 16866 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Oswald Metzger, Antje Hermenau, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BONDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für eine umfassende Haushalts- und Finanzreform: Transparenz, Wirtschaftlichkeit und parlamentarische Kontrolle (Drucksache 13/8472) 16866 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Anrufung des Vermittlungsausschusses zum Steuerreformgesetz 1998 (Drucksachen 13/7242, 13/7775, 13/8020, 13/8177, 13/8178, 13/8326, 13/8465, 13/8466) 16866 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Anrufung des Vermittlungsausschusses zum Steuerreformgesetz 1999 (Drucksachen 13/7480, 13/7917, 13/8022, 13/8023, 13/8177, 13/8179, 13/8465, 13/8467) 16866 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 16866 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 16874 C Paul Breuer CDU/CSU 16883 C Hans-Peter Repnik CDU/CSU 16884 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16890 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 16893 B Dr. Christa Luft PDS 16897 A Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . 16898 B Dr. Barbara Höll PDS 16898 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU 16900 D Joachim Poß SPD 16903 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 16905 C Anke Fuchs (Köln) SPD 16907 A Jürgen Koppelin F.D.P 16910 C Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 16912 C Susanne Jaffke CDU/CSU 16913 D Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 16915 A Hans Georg Wagner SPD 16917 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 16919 A Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16921 C Horst Friedrich F.D.P. 16923 A Dr. Winfried Wolf PDS 16924 B Elke Ferner SPD 16925 B Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 16927 D Anke Fuchs (Köln) SPD 16930 A Dr. Liesel Hartenstein SPD 16930 B Arnulf Kriedner CDU/CSU 16932 C Dr. Barbara Hendricks SPD 16933 B Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16934 D Birgit Homburger F D P. 16936 B Eva Bulling-Schröter PDS 16937 C Eckart Kuhlwein SPD 16938 C Birgit Homburger F D P. 16939 D Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU 16940 D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 16942A Angelika Mertens SPD 16945 A Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . 16946A Gert Willner CDU/CSU 16947 B Freimut Duve SPD 16948 A Achim Großmann SPD . . . 16949C, 16953 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16950 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . 16952 C Klaus-Jürgen Warnick PDS 16954 B Dieter Maaß (Herne) SPD 16955 C Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch . . 16924 A Nächste Sitzung 16956 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 16957* A 187. Sitzung Bonn, Dienstag, den 9. September 1997 Beginn: 11.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 9. 9. 97 ** Behrendt, Wolfgang SPD 9. 9. 97 * Bindig, Rudolf SPD 9. 9. 97 * Borchert, Jochen CDU/CSU 9. 9. 97 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 9. 9. 97 ** 90/DIE GRÜNEN Eßmann, Heinz Dieter CDU/CSU 9. 9. 97 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 9. 9. 97 ** Friedhoff, Paul K. F.D.P. 9. 9. 97 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 9. 9. 97 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 9. 9. 97 Hornung, Siegfried CDU/CSU 9. 9. 97 * Laumann, Karl-Josef CDU/CSU 9. 9. 97 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 9. 9. 97 Marx, Dorle SPD 9. 9. 97 Mattischeck, Heide SPD 9. 9. 97 (B) Neumann (Berlin), Kurt fraktionslos 9. 9. 97 Neumann (Bramsche), SPD 9. 9. 97 Volker Dr. Probst, Albert CDU/CSU 9. 9. 97 * Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 9. 9. 97 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 9.9.97 Irmingard 90/DIE GRÜNEN Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schloten, Dieter SPD 9. 9. 97 ** Schmidt (Aachen), Ulla SPD 9. 9. 97 ** Schmidt (Fürth), CDU/CSU 9. 9. 97 ** Christian Schmitt (Langenfeld), BÜNDNIS 9. 9. 97 Wolfgang 90/DIE GRÜNEN Schönberger, Ursula BÜNDNIS 9. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 9. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Schütz (Oldenburg), SPD 9. 9. 97 Dietmar Dr. Schwarz-Schilling, CDU/CSU 9. 9. 97 Christian Sebastian, Wilhelm CDU/CSU 9. 9. 97 Josef Terborg, Margitta SPD 9. 9. 97 * Dr. Thomae, Dieter F.D.P. 9. 9. 97 Tippach, Steffen PDS 9. 9. 97 Dr. Wittmann, Fritz CDU/CSU 9. 9. 97 Zierer, Benno CDU/CSU 9. 9. 97 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der 98. Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Bartholomäus Kalb


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Wagner hat wieder eine scharfe Rede gehalten und zum Schluß vom Steinbruch gesprochen. Er hat dabei vergessen, darauf hinzuweisen, daß wohl der größte Steinbruch im Saarland zu liegen scheint.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. Hans Georg Wagner [SPD]: Da sind keine Steine mehr vorhanden!)

    - Er fügt jetzt hinzu: Da gibt es jetzt nichts mehr zu brechen, weil es keine Steine mehr gibt; Lohn und Brot schon lange nicht mehr.
    Ich will zum Haushalt kommen. Der Bundesverkehrsminister hat in seiner Rede bereits auf den hohen Investitionsanteil hingewiesen, den der Einzelplan 12 Gott sei Dank nach wie vor ausweist. Rund 20 Milliarden DM stehen zur Verfügung. Ich freue mich darüber. Wir freuen uns, daß es den beiden Ministern Waigel und Wissmann gelungen ist, trotz des Zwanges auch beim Einzelplan 12 Beiträge zur Gesamtkonsolidierung des Bundeshaushalts zu leisten und dieses hohe Investitionsvolumen zu halten. Damit wird sichergestellt, daß es beim Erhalt und beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur keine Einbrüche geben wird.
    Die Bereitstellung einer guten Infrastruktur, insbesondere der Verkehrsinfrastruktur, ist wichtigste Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung der einzelnen Bundesländer, besonders der neuen Bundesländer. Der Bundesverkehrsminister hat mit sehr beeindruckenden Zahlen darauf hingewiesen. Das gilt auch für die verschiedenen, insbesondere peripheren Regionen.
    Wenn sich in der Bundesrepublik Deutschland besonders in den zurückliegenden zehn bis zwanzig Jahren, anders als in vielen anderen Ländern, auch ländliche Räume und periphere Gebiete wirtschaftlich relativ gut entwickeln und dort eine Vielzahl von neuen und zusätzlichen Arbeitsplätzen entstehen konnten, hat das nach meiner festen Überzeugung ganz wesentlich mit der Bereitstellung der Verkehrsinfrastruktur und dem ungehinderten Zugang dazu zu tun.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich denke hier nur an den ungeheuren Strukturwandel, den wir in den ländlichen Räumen auf Grund der Veränderungen in der Landwirtschaft zu bewältigen hatten. Wenn es nicht gelungen wäre, dort alternative, außerlandwirtschaftliche Arbeitsplätze bereitzustellen, wäre das für die Entwicklung der ländlichen Räume sicher verheerend gewesen.
    Aus diesem Grunde war und bin ich kein Freund von Ideen zur Einführung streckenbezogener Maut, zumindest nicht für den Pkw-Bereich. Entfernungsabhängige Belastungen entstehen meines Erachtens in ausreichendem Maße durch die Kraftstoffkosten. Weitere streckenabhängige Belastungen böten keinen Anreiz zur Nutzung kraftstoffsparender Fahrzeuge, würden aber andererseits zu erheblichen unerwünschten Verlagerungen von Verkehrsströmen führen und die Nachteile revierferner Wirtschafts-und Arbeitsmarktregionen eher verstärken.
    Aus diesem Grunde gebe ich auch Überlegungen in Richtung privater Betreibermodelle mit Ausnahme ganz besonderer Einzelprojekte keine Chance.
    Wir können und dürfen unser Land nicht mit einem Flickenteppich unterschiedlicher Belastungen überziehen. Es darf schon gar nicht nach dem Motto gehen: Diejenigen, die zu spät zum Zuge kommen, bestraft das Leben.
    Besorgt bin ich derzeit auch über die vielfältigen Vorschläge, wofür eine Erhöhung der Mineralölsteuer als Deckung in Frage kommen könnte. Niemand wird generell jede Mineralölsteuererhöhung auf alle Zeiten ausschließen können,

    (Gila Altmann [Aurich] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)

    insbesondere wenn sie im Rahmen eines Gesamtkonzeptes zur Beseitigung des Ungleichgewichtes zwischen direkten und indirekten Steuern erforderlich sein sollte.
    Aber die Mineralölsteuer kann nicht für alles und jedes herhalten, und der Autofahrer kann nicht für alles und jedes zur Kasse gebeten werden, was irgendwo an Wünschen und Vorstellungen entwickelt wird. Der Autofahrer ist weder Melkkuh noch Prügelknabe.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Im übrigen liegt Deutschland im europäischen und internationalen Vergleich bei der Steuerlast auf Kraftstoffen längst nicht mehr im unteren oder mittleren Bereich. Vielmehr nehmen wir mit Italien und Frankreich zwischenzeitlich eine Spitzenposition ein.
    Im übrigen stellt die Art, wie wir Verkehrsinfrastruktur bereitstellen, einen ausgesprochenen Standortvorteil dar. Auch Minister Wissmann hat vorhin darauf hingewiesen. Der Höhe der Investitionen

    Bartholomäus Kalb
    kommt aber gerade in dieser Zeit auch im Hinblick auf die konjunkturelle Entwicklung und die Beschäftigungslage eine nicht geringe Bedeutung zu. Auch Sie, Herr Kollege Wagner, haben das angesprochen. Ich habe aber noch sehr gut in Erinnerung, wie vor wenigen Jahren aus den Reihen der SPD und noch viel mehr aus den Reihen der Grünen beim Verkehrsetat, insbesondere beim Straßenbaukapitel, erhebliche Kürzungen verlangt worden sind. Auch dann, wenn Investitionen in die Tat umgesetzt werden sollen, stellen wir immer wieder fest, daß sie vor Ort gerade aus Kreisen der Opposition mit verhindert werden.
    Unabhängig von den Bestimmungen des Art. 115 unseres Grundgesetzes bin ich über die rückläufigen Investitionsquoten beim Bund, aber auch bei den Ländern und in besonderer Weise bei den Gemeinden besorgt. Mir jedenfalls wäre es sehr viel lieber, wir könnten durch höhere investive Ausgaben mehr für aktive Beschäftigungspolitik ausgeben und müßten weniger für die Korrektur des Arbeitsmarktes leisten.
    In jeder verkehrspolitischen Debatte - Kollege Wagner hat das dankenswerterweise auch heute wieder getan - wurde von der Opposition das Thema Transrapid eingeführt und der Verzicht darauf gefordert. Ich sage Ihnen: Der Transrapid wird kommen und er muß kommen. Wir können es uns nicht leisten,

    (Gila Altmann [Aurich] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir können uns den Transrapid nicht leisten!)

    eine Spitzentechnologie zu entwickeln und dann auf deren Nutzung zu verzichten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Im übrigen bin ich ganz und gar nicht der Meinung, daß der Ausstieg einiger Unternehmen aus dem Konsortium für die Strecke Hamburg-Berlin für die Maßnahme als solche nachteilig sein muß. Es könnte durchaus auch das Gegenteil der Fall sein.

    (Horst Friedrich [F.D.P.]: So ist es!)

    So mancher Mittelständler wird das durchaus mit Interesse sehen und verfolgen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Bei der Diskussion über den Transrapid haben wir es heute wieder mit ähnlichen Ablaufmustern zu tun wie in der Anfangsphase des Airbus. Damals gab es ebenfalls viele Skeptiker und Gegner sowie viele Berechnungen und Expertisen, die dagegensprachen. Hätten sich damals Ängstlichkeit und Skepsis gegen Optimismus und Zuversicht durchgesetzt, gäbe es heute in Europa de facto keine Luft- und Raumfahrtindustrie mehr.

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Das ist allerdings wahr!)

    Auch auf den Gebieten schienen-. und trassengebundener Verkehre wird die technische Entwicklung rasant voranschreiten. Wir sollten dabei den noch gegebenen Vorsprung zu nutzen wissen. In unverbindlichen Reden fordern auch die Redner der Opposition landauf, landab mehr Innovation, modernste Technik und zukunftsfähige Technologien. Wenn es aber konkret darauf ankommt, verfällt man wieder der tiefsitzenden Abneigung gegenüber allem Neuen.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Was heißt hier „wieder"?)

    - So sieht es, liebe Frau Fuchs, jedenfalls Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der in einem Interview für „Bild am Sonntag" vom 14. April 1996 unter anderem wörtlich forderte, „die schlimme deutsche Technikfeindlichkeit zu überwinden", und weiter ausführte:
    Diese massive Feindschaft gegen alles Neue - sei es Gentechnik oder Transrapid - gibt es nur in Deutschland. Im Wettbewerb auf den Weltmärkten kann sie uns in noch viel höhere Arbeitslosigkeit stürzen.
    Ich weiß auch nicht, wieso die Sozialdemokraten immer wieder ihre Altvorderen in die Fraktion einladen, wenn sie dann doch nicht beherzigen, was die ihnen zu sagen haben.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Der war gar nicht bei uns!)

    Jedenfalls nannte Helmut Schmidt in einer Rede vor Mitgliedern der SPD-Bundestagsfraktion in Bonn am 14. Januar 1997 nach seiner Ansicht sieben wichtige Komponenten eines Gesundheitskonzeptes für Deutschland und führte unter Punkt 7 folgendes aus.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Aber 1 bis 6 bitte auch!)

    - Auch die Komponenten 1 bis 6 waren für die SPD
    nicht besonders schmeichelhaft, Frau Kollegin Fuchs.
    In meinen Augen - so Helmut Schmidt -
    langfristig die wichtigste Komponente für uns Deutsche ist eine große, langanhaltende Kraftanstrengung zugunsten der wissenschaftlichen Grundlagenforschung, der anwendungsorientierten Forschung und zugunsten der Entwicklung von Spitzentechnologie, nicht etwa nur der Hochtechnologie. Wir sacken sonst ganz schnell in diesen Bereichen wettbewerbsmäßig ab.
    Es bedarf allerdings einer großen Aufklärungskampagne, um die psychotischen deutschen Ängste vor technischer Innovation abzubauen. Die deutsche Nation muß begreifen können, daß ohne Innovation wir uns selbst zum Verlust weiterer Arbeitsplätze und zum Verlust an Lebensstandard verurteilen.
    Ich glaube, er hat bei Ihnen zwar Richtiges gesagt, aber trotzdem gegen eine Wand gesprochen.
    Ähnlich zwiespältig ist die Situation bei der Forderung nach verstärkter Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsträger. In der Forderung ist man sich sehr schnell einig. Werden dann aber Schienen- oder Wasserwege den modernen Erfordernissen angepaßt, formiert sich sofort massiver Widerstand, meist

    Bartholomäus Kalb
    unter tatkräftiger Mithilfe der Opposition in diesem Hause.

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: In Bayern aber auch der CSU!)

    - Denken Sie an den Elbausbau, Herr Kollege Kuhlwein, wo der Interessenausgleich zwischen den Hamburgern, den Schleswig-Holsteinern und Ihnen persönlich gefunden werden muß.

    (Zuruf von der SPD: Donau!)

    Ich will jetzt keine Debatte über die Notwendigkeit des einen oder anderen Flußausbaus lostreten - wir haben darüber diskutiert, und meine Positionen dazu sind sehr klar -, aber dennoch am Beispiel Berlin vielleicht einiges deutlich machen:
    Wenn man im städtischen Verkehr von Berlin praktisch nicht bemerkt, daß sich im Zentrum dieser Stadt die größten Baustellen Europas befinden, ist dies ganz wesentlich darauf zurückzuführen, daß man dort für die Baustellenlogistik die Reserven, die der Verkehrsträger Wasserstraße bietet, konsequent nutzt. Im Hinblick auf die Verkehrsbewältigung in der Bundesrepublik Deutschland als Transitland können uns diese Erfahrungen in Berlin wertvolle Hinweise liefern.
    Lassen Sie mich noch ein Wort zur Bahn sagen. Aus den vorgenannten Gründen wird der Bahn künftig verstärkte Bedeutung zukommen. Der Weg der Privatisierung war und ist richtig. Die Deutsche Bahn AG hat mit ihren vielen engagierten Mitarbeitern die Umstrukturierung weitestgehend bewältigt, und die Orientierung für die Zukunft wird bereits jetzt von deutlich erkennbaren Erfolgen gekennzeichnet. Ich bin sicher, daß die Deutsche Bahn unter ihrem neuen Vorstandsvorsitzenden den Weg der Entwicklung einer leistungsfähigen, kundenorientierten und kundenfreundlichen Bahn konsequent fortsetzen wird.
    Ein für unseren Haushalt erfreulicher Beleg dafür ist die Verstärkung der Eigeninvestitionen, die die Bahn vornehmen wird. Sie, Herr Kollege Wagner, haben das kritisiert. Es ist aber auch ein Ergebnis und ein willkommener Ausfluß der Folgen der Privatisierung, der Wirtschaftlichkeitsorientierung, die es zwischenzeitlich auch der Deutschen Bahn AG ermöglicht, Trassen günstiger herstellen lassen zu können und rollendes Material sowie vieles andere heute günstiger einkaufen zu können als früher. Dies kann nur ein ganz erwünschter Effekt sein.
    Wir von der Koalition werden den Einzelplan 12 mit größter gebotener Sorgfalt beraten und auch im Beratungsverfahren versuchen, wo immer noch Möglichkeiten zur Umschichtung bestehen, Umschichtungen zugunsten von Investitionen vorzunehmen.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich gebe das Wort der Abgeordneten Gila Altmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gisela Altmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Wissmann, bei dem, was ich zur Verteidigung Ihres Haushalts gerade gehört habe, hatte ich den Eindruck, daß Sie eine dunkelrosarote Brille aufgehabt haben müssen; denn bei näherem Hinsehen entpuppt sich dieser Haushalt als ganz banaler Trick, als eine einzige Vernebelungsstrategie. Er ist durch und durch unsolide finanziert. Das Image vom erfolgreichen Verkehrsminister erkaufen Sie sich mit einer Politik der verbrannten Erde, um sich noch gerade bis zur Wahl durchzuhangeln.

    (Horst Friedrich [F.D.P.]: Gilas Märchenstunde!)

    Ihren gepriesenen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung erkaufen Sie sich mit neuen Schuldenbergen. Da sind zunächst die Altschulden aus dem Bundeseisenbahnvermögen mit 77 Milliarden DM. Mit 2,8 Milliarden DM wollen Sie 1998 diese Altschulden tilgen. Entgegen Ihren vollmundigen Versprechungen setzen Sie diese Tilgung jetzt aber schlicht und einfach aus und verfrühstücken sie, um vor der Betonlobby als Strahlemann dazustehen. Allein diese Verschiebung um drei Jahre bedeutet 1 Milliarde DM zusätzlicher Zinsen.
    Zweiter Punkt ist die DB AG. Von einst 10 Milliarden DM werden die Investitionen auf nur noch 6,7 Milliarden DM gekürzt. Die letzte Kürzung um eine halbe Milliarde DM begründen Sie mit der Umstellung von der bisherigen Darlehenspraxis auf Baukostenzuschüsse und tun so, als ob die DB AG nun 500 Millionen DM Eigenmittel mehr einsetzen könnte. Das stimmt aber nicht. Nach Aussage Ihres eigenen Hauses bringt das nämlich nur 180 Millionen DM. Das bedeutet, daß die Bahn zusehen muß, wo sie die fehlenden 320 Millionen DM herbekommt - voraussichtlich durch Schuldenmachen.

    (Elke Ferner [SPD]: Natürlich!)

    Wirklich dick kommt es dann aber bei Ihrem Lieblingsspielzeug, dem Transrapid. Nachdem die Seifenblase von der Wirtschaftlichkeit geplatzt ist und die Industrie das gerade noch rechtzeitig gemerkt hat, haben Sie nun alle Risiken der Bahn aufs Auge gedrückt; denn sie hat ja keine Wahl, sie hängt ja am Tropf des Verkehrsministers. Wissen Sie, wie ich das nenne? - Unzucht mit Abhängigen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Allein die fällig werdenden Ersatzinvestitionen summieren sich bis 2035 auf 16 Milliarden DM. Hinzu kommen voraussichtlich Betriebsverluste von zirka 5 Milliarden DM. Die Bahnreform fahren Sie damit vollends gegen die Wand. Für das „Unternehmen Zukunft" ist dieselbe beendet, bevor sie überhaupt begonnen hat - bei jetzt schon über 20 Milliarden DM neuen Schulden.
    Durch Ihre Politik, Herr Wissmann, wird die Bahn im nächsten Jahrtausend schlicht pleite sein. Die Zeche bezahlen die Enkel. Trotz chronischen Geldmangels und sinkender Steuereinnahmen halten Sie mit Hinweis auf goldende Zeiten weiter an Großprojek-

    Gila Altmann (Aurich)

    ten fest. Die Highlights, derer Sie sich brüsten, verblassen aber bei näherem Hinsehen zur müden Funzel.
    Da sind zum Beispiel die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit. Nehmen wir einmal Nummer 1, die Schienenverbindung Lübeck-Stralsund: Diese wird der A 20 geopfert und auf den Sankt-NimmerleinsTag weit ins nächste Jahrtausend verschoben. Da muß die Bahnstrecke Uelzen-Salzwedel-Stendal dran glauben, weil Sie den Transrapid nicht gefährden wollen. Zu der Ankündigung, daß alle diese Projekte vor der Jahrtausendwende fertig sein sollten, sagen Sie aber nichts. Da hat dann der politische Alzheimer wieder zugeschlagen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Da werden Milliarden für überteuerte Hochgeschwindigkeitsstrecken wie die ICE-Trasse Nürnberg-Erfurt verpulvert, die selbst bei der DB AG umstritten ist. Obwohl zirka. 90 Prozent der Fahrgäste im Nahverkehr unterwegs sind, werden dort die Milliarden verbuddelt. An anderer Stelle fehlen sie dann dringend. Für die Modernisierung von Nebenstrekken ist kein Geld da; und für die Förderung dezentraler Umschlagsysteme wie Kombiverkehr - das haben Sie vorhin ja ausgeführt - gibt es höchstens einen Leertitel.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    An Ihren Flußausbauplänen halten Sie trotz des Oder-Hochwassers unverdrossen fest - nach dem Motto: Augen zu und durch! Allein 4 Milliarden DM sollen im Projekt 17 unter anderem in Spree und Havel versenkt werden. Einen Zusammenhang zwischen Hochwasser und Flußausbauten gibt es nach Ansicht des Bundesverkehrsministeriums nicht. Wenn sich schon beim Bundeskanzler die Erkenntnis durchgesetzt hat, daß Flüsse ihren Raum brauchen, dann sollte er seinen Kanalarbeiter Wissmann davon überzeugen, daß er endlich seine Finger aus dem öffentlichen Portemonnaie nimmt.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Ihre Straßenbauplanung ist noch abstruser: Gigantismus anstelle eines sinnvollen Einsatzes der knappen Mittel! Über die A 20 haben wir schon gesprochen. Dazu kommen dann die Thüringer Waldautobahn, die A 38, der privat vorfinanzierte Wahnwitz der A 60 - die Liste ließe sich beliebig verlängern. Alle diese Projekte sind bei einem gezielten Bundesstraßenausbau verzichtbar. Aber es werden Mittel verpulvert und so dringend notwendige Investitionen in den Sand gesetzt. Wissen Sie, Herr Wissmann, woran mich das erinnert? - An Suchtverhalten. Wenn den „Betonjunkies" nämlich das Geld ausgeht, gleiten sie in die Beschaffungskriminalität ab.

    (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Das nennt sich dann private Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Diese Form von haushaltspolitischer Wegelagerei hat der Bundesrechnungshof bereits als unwirtschaftlich disqualifiziert. Denn bislang verschweigen Sie, wem Sie eigentlich in die Taschen greifen: zum einen den Ländern, denn künftige Straßenbauzuweisungen werden beschnitten, und zum anderen den Bürgern über Mautgebühren. Mit dem Betreibermodell, das Sie kreiert haben, wird die Verkehrsplanung zu einem Wirtschaftsfaktor, der darauf ausgelegt ist, Gewinne zu erwirtschaften. Das heißt: noch mehr Verkehr auf die Straßen - Konzepte zur Verkehrsvermeidung und -verlagerung ade! Die können wir ad acta legen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Weil die Grünen immer soviel zum Demonstrieren fahren!)

    Diese Politik geht an den wirklichen Notwendigkeiten vorbei. Investitionen alleine schützen vor Torheit nicht. Sie müssen auch richtig eingesetzt werden, zum Beispiel im öffentlichen Personennahverkehr oder im kombinierten Güterverkehr. Darin liegen die wirklichen Potentiale für mehr Arbeitsplätze. Man muß eben auch den Mut haben, umzusteuern und Innovationsanreize zum Beispiel durch die Einführung der Ökosteuer zu schaffen.
    Da Herr Waigel sich heute morgen über den Produktionszuwachs von 15 Prozent bei der Automobilindustrie ausgelassen hat, sollte er auch die Frage beantworten, warum gerade die Automobilindustrie bis zum Jahr 2000 noch einmal 100 000 Arbeitsplätze abbauen will. Die schrittweise Erhöhung der Mineralölsteuer würde nicht nur der Bahn nützen, sondern auch die Automobilindustrie endlich auf Trab bringen, neue Konzepte und echte Sparmodelle zu entwickeln.