Rede von
Margot
von
Renesse
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Liebe verehrte Frau Fischer, erster Punkt: Ich freue mich, daß wir über unsere Konzepte reden können; aber das können wir hier nicht alles austragen.
Zweiter Punkt: Der Fehler Ihres Systems ist, daß Sie die Teilzeitarbeit infolge von Kindererziehung als eingebundenen Lebenslauf, als eine Teilzeitarbeit unter sehr vielen anderen Begründungen von Teilzeitarbeit sehen. In meinen Augen ist eine kindererziehungsbedingte Teilzeit erheblich höher zu bewerten als die Teilzeitarbeit eines Menschen ohne Kinder, der nicht gleichzeitig einer so wichtigen Aufgabe nachgeht.
- Nein, es geht hier nicht um Strafen, sondern um die Berücksichtigung des ökonomischen Vorteils für den Generationenvertrag.
Das ist ein großer Unterschied zwischen uns beiden. Sie sind mir dabei etwas zu postmodern, verehrte Frau Fischer: Das ist eine Sache unter anderen.
Der dritte Punkt - das ist in der Tat ein fundamentaler Unterschied -: Frau Fischer, wir haben nicht die Absicht - es jährt sich gerade die Familienrechtsreform vom 1. Juli 1977, damals von der sozialliberalen Koalition auf den Weg gebracht, wo dies drinsteht -, Eheleuten irgendein Modell für ihre Privatheit vorzuschreiben. Sie können es halten wie die Dachdecker. Die Hausfrauenehe ist von uns nicht verfemt.
Umgekehrt ist die Ehe, in der beide Partner erwerbstätig sind genauso wenig verfemt. Mit anderen Worten: Wir haben den Leuten nicht vorzuschreiben, in welcher Weise sie ihr Leben führen.
Mann und Frau - wie auch immer sie leben -, verehrte Frau Fischer, haben einen Vertrag miteinander. Dieser beinhaltet: Des einen ist des anderen Gutes, und des einen ist des anderen Leid; Gemeinsamkeit in guten wie in schlechten Tagen. So habe jedenfalls ich mein Ja vor dem Standesamt aufgefaßt. Des einen Mangel ist des anderen Verantwortung und des einen Vorteil auch des anderen Vorteil. - Ich könnte geradezu in der Kirche sprechen, wenn ich so höre, was ich hier sage.
Deswegen ist es nicht so, daß eine Frau nichts davon hat, wenn sie selber verdient, sondern wenn sie
Margot von Renesse
nicht verdienen konnte, kann sie von ihrem Mann die Teilung verlangen. Nichts anderes ist das.
Sie kommen mir wie die geschiedenen Frauen vor, die erklären: Ich darf nicht arbeiten, sonst verliere ich meinen Unterhalt.