Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Große Anfrage der Kollegen der SPD-Fraktion fällt, um es sportlich zu sagen, in die
Halbzeit der Sommerspiele von Atlanta und der Winterspiele von Nagano.
Für die hervorragenden Leistungen, die deutsche Sportler 1996 erreicht haben, kann man allen Verantwortungsträgern und nicht zuletzt den Sportlern hohe Anerkennung zollen und herzlich Dank sagen.
Denen, die sich jetzt vorbereiten, sollten wir optimale Bedingungen zur Vorbereitung und gesundheitliche Fitneß wünschen.
Mit Freude kann ich feststellen, daß der größte Teil der Medaillen von Athleten aus den neuen Bundesländern errungen wurde.
Das zeigt deutlich: Die Sportförderung und die Sportsicherung auf den jeweiligen Leistungsebenen sind auf einem guten Wege.
Aber wie immer nach sportlichen Höhepunkten gibt es einen Generationswechsel. Insofern ist es wichtig, daß die neuen Entwicklungen auf soliden Fundamenten stehen, daß die Leistungszentren, die Olympiastützpunkte, die Sportgymnasien und die Vereine, die Forschung und Entwicklung, die ärztliche Betreuung und die Wissenschaft insgesamt Schritt halten.
Das alles kostet Geld und Engagement, nicht nur den Bund, sondern auch - und das in übergroßem Maße - Länder und Kommunen. Ich muß feststellen, daß in den neuen Ländern die Dichte und auch die Qualität der Sporteinrichtungen noch zu wünschen übriglassen. Der „Goldene Plan Ost" des DSB deckt deshalb Mängel und Schwächen auf und macht deutlich, welchen Nachholbedarf es hier gibt. Dabei darf man nicht nur in Richtung Sport schauen.
Trotz großer Bemühungen und auch sichtbarer Fortschritte wird es noch eine geraume Zeit dauern, bis ein mit den alten Ländern vergleichbarer Zustand erreicht wird. Dem Standard und der Qualität in den alten Ländern sind die Sportstätten für den Spitzensport in den neuen Bundesländern am weitesten angeglichen.
- Herr Krüger, jetzt kommt's.
Nicht umsonst haben wir deshalb das Investitionsförderungsgesetz für die neuen Länder auf den Weg gebracht. Herr Berninger hat das schon vorhin sehr gut dargestellt. Damit wird ermöglicht, daß von den über 10 Jahre laufenden Verfügungen 6,6 Milliarden DM pro Jahr für den Aufbau in seiner Gänze zur Verfügung stehen. Der Sport insgesamt sollte dabei dringend beteiligt werden. Das wird, so meine ich, den Vereinen und dem Breitensport allgemein, aber natürlich auch der Spitze besonders helfen.
Dieses Erfordernis gelangt jedoch offensichtlich nicht immer an die Ohren der Ministerpräsidenten der neuen Länder, obwohl ich einräumen muß, daß die föderale Struktur offenläßt, wo ein Land Schwer-
Rolf Rau
punkte setzt. Man darf aber niemals vergessen, daß gerade im sportlichen Bereich eine wesentliche Anzahl von Bürgern ihre Freizeit gestalten können, sich für den täglichen Arbeitsprozeß fit halten oder durch Spitzenleistungen hervortreten. Die Orientierung der Kinder und Jugendlichen zur sportlichen Betätigung ist dabei Schwerpunkt.
Der Freistaat Sachsen gehört zu den Ländern, die besonders dieses Anliegen ihrer Bürger ernst nehmen. Sachsen hat im vergangenen Jahr rund 16 DM pro Kopf für den Sport ausgegeben.
Damit nimmt der Freistaat in der Riege der Bundesländer immerhin den dritten Platz ein. Trotz knapper Kassen werden die Sachsen in diesem Jahr 62 Millionen DM für den Sport ausgeben.
Es wäre interessant, zu wissen, wie viele Mittel aus dem Investitionsförderungsgesetz - Herr Krüger, das interessiert mich genauso wie Sie - bisher für Sporteinrichtungen in den neuen Ländern zur Verfügung gestellt worden sind.
Aus Bonner Sicht konnte der Haushalt weitestgehend stabil gehalten werden. Trotz aller Sparzwänge haben wir die Projektförderungen für Sporteinrichtungen, die zugesagt wurden, auch gewährleistet.
Ich sehe einen wichtigen Beitrag darin, daß das Institut für angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig wie auch das Forschungs- und Entwicklungsinstitut für Sportgeräte in Berlin durch Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Sportwissenschaften die gesamte Sportwissenschaft intensiv begleiten. Sportler und Trainer nehmen die Leistungen dieser Einrichtungen immer besser in Anspruch, zumal ohne deren sportwissenschaftliche Dienstleistungen die angestrebten Spitzenleistungen gar nicht mehr denkbar sind.
Daß in diesem Bericht die Stabilisierung gelungen ist, halte ich für eine hervorragende Sache. Ich möchte ausdrücklich unseren Haushältern, aber auch den Sportpolitikern und Herrn Kanther dazu persönlich Dank sagen.
Daß speziell das Doping-Kontroll-Labor in Kreischa - und das gehört zum Thema, Herr Kollege - bei Dresden die erforderliche Akkreditierung durch das Olympische Komitee wiedererlangt hat und damit die Kölner gut ergänzen und in der Welt wieder von sich Reden machen kann, halte ich gerade im Zusammenhang mit unserem sportlichen Willen „Keine Macht den Drogen" für ein hervorragendes Ergebnis.
Sehr geehrte Kollegen der SPD, Sie heben in Ihrer Anfrage immer wieder die Bedeutung des Bundes hervor. Ich darf Sie auf einen anderen Aspekt hinweisen. In zahlreichen ostdeutschen Kommunen - ich konnte im Rahmen des Sportberichts bereits darüber informieren - sind eine Reihe Sportstätten durch privatwirtschaftliche Investoren oder durch die Initiative der Kommunen entstanden. Das reicht zwar noch nicht aus, aber es sind gute Anfänge. So stehen die ersten Turnhallen, Tennishallen, aber auch Mehrzweckhallen, wo Schulsport- und Freizeitsport betrieben werden kann, zur Verfügung.
Das zeigt letztendlich, daß man sich nicht nur auf den Staat verläßt, sondern auch alle Möglichkeiten, die es von privatwirtschaftlicher Seite gibt, ausschöpfen muß. Mit Fördermitteln ist es gewiß leichter, Sporteinrichtungen zu bauen und zu entwicklen. Bei bestimmten Projekten bleiben sie auch erforderlich. Aber daß man auch anderweitige Lösungen sucht und findet, sollte dabei nicht unerwähnt bleiben.
Deshalb nutze ich hier die Gelegenheit, Sie zu informieren, daß seit wenigen Tagen in Leipzig ein Förderkreis „Sportforum 2000" etabliert ist. Als Mitinitiator dieses Gremiums von engagierten Bürgern der Leipziger Region wollen wir alle Ressourcen auch aus dem privatwirtschaftlichen Bereich mobilisieren, um Leipzig mit einem entsprechenden Stadion zum 100. Geburtstag des deutschen Fußballs bundesfit zu machen.
Die Stadt arbeitet seit 18 Monaten offensiv an den Vorbereitungsunterlagen. Wir wollen Leipzig damit letztendlich auch als Austragungsort für die Fußballweltmeisterschaften im Jahre 2006 ins Rampenlicht rücken, sofern Deutschland die Austragung der WM bekommt.
Ich will dabei eines nicht verschweigen: Die Gespräche des Bundeskanzlers im Interesse des Sportes mit der Wirtschaft haben dafür ein gutes Signal gesetzt.
Ich hoffe, daß das, was wir uns vorgenommen haben, realistisch ist, auch wenn der Weg noch weit und steinig ist.
Vielen Dank.