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    Plenarprotokoll 13/149 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 149. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 Inhalt: Tagesordnungspunkt 14: Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses - zu dem Antrag der Bundesregierung - zu dem Entschließungsantrag der Gruppe der PDS zu dem Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an der von der NATO geplanten Operation zur weiteren militärischen Absicherung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien (Drucksachen 13/6500, 13/6487 [neu] 13/6519) 13491 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 13: Antrag der Fraktion der SPD: Fortsetzung des Friedensprozesses in Bosnien-Herzegowina (Drucksache 13/ 6488) 13491 B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 13491 C Günter Verheugen SPD 13494 C Dr. Karl-Heinz Hornhues CDU/CSU . . 13497 D Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13499 C Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . 13501 C Andrea Gysi PDS 13502 C Paul Breuer CDU/CSU 13504 C Karsten D. Voigt (Frankfurt) SPD . . . 13506 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13508 C Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 13509 C Walter Kolbow SPD 13512 A Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13513 C Dr. Christian Schwarz-Schilling CDU/CSU 13514 D Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . 13516 A Heinrich Graf von Einsiedel PDS (Erklärung nach § 31 GO) 13517 D Namentliche Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Drucksache 13/6519, Buchstabe a 13517 C Namentliche Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf Drucksache 13/ 6501 13517 D Ergebnisse 13519A, 13521 C Nächste Sitzung 13523 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 13525* A Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Dr. Manfred Kanther zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur vereinbarten Debatte zu Substanzsteuern in der 148. Sitzung am 12. Dezember 1996 13525* C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Konrad Gilges, Klaus Barthel, Friedhelm Julius Beucher, Lilo Blunck, Annie Brandt-Elsweiler, Hans Martin Bury, Chri- stel Deichmann, Dr. Marliese Dobberthien, Peter Dreßen, Arne Fuhrmann, Iris Gleicke, Angelika Graf (Rosenheim), Christel Hanewinckel, Uwe Hiksch, Barbara Imhof, Ilse Janz, Horst Kubatschka, Konrad Kunick, Waltraud Lehn, Christa Lörcher, Erika Lotz, Dr. Christine Lucyga, Dieter Maaß (Herne), Dorle Marx, Michael Müller (Düsseldorf), Günter Oesinghaus, Adolf Ostertag, Renate Rennebach, Otto Reschke, Bernd Reuter, Günter Rixe, Marlene Rupprecht, Dr. Hansjörg Schäfer, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Dagmar Schmidt (Meschede), Horst Sielaff, Erika Simm, Antje-Marie Steen, Jella Teuchner, Margitta Terborg, Adelheid Tröscher, Ute Vogt (Pforzheim), Berthold Wittich (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung über „Deutsche Beteiligung an der von der NATO geplanten Operation zur weiteren militärischen Absicherung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien" (Tagesordnungspunkt 14) 13525* C Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung über „Deutsche Beteiligung an der von der NATO geplanten Operation zur weiteren militärischen Absicherung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien" (Tagesordnungspunkt 14) 13526* C Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn), Gila Altmann (Aurich), Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Steffi Lemke, Jürgen Rochlitz, Halo Saibold, Irmingard Schewe-Gerigk, Ursula Schönberger und Marina Steindor (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung über „Deutsche Beteiligung an der von der NATO geplanten Operation zur weiteren militärischen Absicherung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien" (Tagesordnungspunkt 14) . . . 13527* A Anlage 6 Amtliche Mitteilungen 13528* A 149. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 Beginn: 9.30 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 13. 12. 96 ** Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 13. 12. 96 Dreßler, Rudolf SPD 13. 12. 96 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 13. 12. 96 Frick, Gisela F.D.P. 13. 12. 96 Fritz, Erich G. CDU/CSU 13. 12. 96 Dr. Fuchs, Ruth PDS 13. 12. 96 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 13. 12. 96 *** Großmann, Achim SPD 13. 12. 96 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 13. 12. 96 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 13. 12. 96 Ibrügger, Lothar SPD 13. 12. 96 * * * Jelpke, Ulla PDS 13. 12. 96 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 13. 12. 96 Kronberg, Heinz-Jürgen CDU/CSU 13. 12. 96 Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 13. 12. 96 Lennartz, Klaus SPD 13. 12. 96 Dr. Leonhard, Elke SPD 13. 12. 96 Marx, Dorle SPD 13. 12. 96 Metzger, Oswald BÜNDNIS 13. 12. 96 90/DIE GRÜNEN Nickels, Christa BÜNDNIS 13. 12. 96 90/DIE GRÜNEN Poß, Joachim SPD 13. 12. 96 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 13. 12. 96 * Dr. Rexrodt, Günter F.D.P. 13. 12. 96 Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 13. 12. 96 90/DIE GRÜNEN Saibold, Halo BÜNDNIS 13. 12. 96 90/DIE GRÜNEN Schreiner, Ottmar SPD 13. 12. 96 Schultz (Everswinkel), SPD 13. 12. 96 Reinhard Singer, Johannes SPD 13. 12. 96 Dr. Skarpelis-Sperk, Sigrid SPD 13. 12. 96 Thieser, Dietmar SPD 13. 12. 96 Tröger, Gottfried CDU/CSU 13. 12. 96 Uldall, Gunnar CDU/CSU 13. 12. 96 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 13. 12. 96 Wallow, Hans SPD 13. 12. 96 Dr. Wegner, Konstanze SPD 13. 12. 96 Wieczorek (Duisburg), SPD 13. 12.96 Helmut für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union * * * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Manfred Kanther zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur vereinbarten Debatte zu Substanzsteuern - Drucksache 13/6522 - in der 148. Sitzung am 12. Dezember 1996, Seite 13429 D Versehentlich habe ich in der namentlichen Abstimmung mit Ja gestimmt. Ich erklärte, daß mein Votum Nein ist. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Konrad Gilges, Klaus Barthel, Friedhelm Julius Beucher, Lilo Blunck, Anni Brandt-Elsweiler, Hans Martin Bury, Christel Deichmann, Dr. Marliese Dobberthien, Peter Dreßen, Arne Fuhrmann, Angelika Graf (Rosenheim), Iris Gleicke, Christel Hanewinckel, Uwe Hiksch, Barbara Imhof, Ilse Janz, Horst Kubatschka, Konrad Kunick, Waltraud Lehn, Christa Lörcher, Erika Lotz, Dr. Christine Lucyga, Dieter Maaß (Herne), Dorle Marx, Michael Müller (Düsseldorf), Günter Oesinghaus, Adolf Ostertag, Renate Rennebach, Otto Reschke, Bernd Reuter, Günter Rixe, Marlene Rupprecht, Dr. Hansjörg Schäfer, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Dagmar Schmidt (Meschede), Horst Sielaff, Erika Simm, Antje-Marie Steen, Jella Teuchner, Margitta Terborg, Adelheid Tröscher, Ute Vogt (Pforzheim), Berthold Wittich (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung über „Deutsche Beteiligung an der von der NATO geplanten Operation zur weiteren militärischen Absicherung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien" (Tagesordnungspunkt 14) Wir haben uns entschlossen, dem Antrag der Bundesregierung im Gegensatz zur Mehrheit der SPD-Fraktion nicht zuzustimmen. Dies bedeutet keine Ablehnung des mühsamen Friedensprozesses in Bosnien-Herzegowina, sondern fordert andere Wege und Schwerpunktsetzungen ein. Weiter wollen wir nochmals bekräftigen, daß wir friedenssichernde Maßnahmen der Vereinten Nationen (VN) ausdrücklich unterstützen. Wir lehnen den Antrag der Bundesregierung aus folgenden Gründen ab: Für uns sind die VN die einzige zuständige Institution für Krisenmanagement und friedenssichernde Maßnahmen. Sie dürfen nicht durch regionale Militärbündnisse, auf deren langfristige Auflösung wir drängen, ersetzt werden. Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ist in Befahr, durch die NATO und deren dominante Militärstruktkur verdrängt zu werden. Zivile Aufgaben dürfen auf keinen Fall der NATO überantwortet werden. Die NATO verschafft sich vor diesem Hintergrund durch die Stabilization Force (SFOR) durch die Hintertür eine neue Legitimation. Wir sehen diese Gefahr - und unsere Bedenken, die sich hinsichtlich IFOR auf die Ungenauigkeit des Auftrages und das Übergewicht militärischer Mittel bezogen, sind nicht zerstreut worden. Vorrang vor allen militärischen Maßnahmen muß den zivilen Wiederaufbaumaßnahmen gewährt werden. Dazu gehören: 1. das Festhalten an der Konsolidierung des Staates Bosnien-Herzegowina, 2. die Konzentration auf den zivilen Wiederaufbau, 3. die Konditionierung der Hilfen, 4. die verantwortungsbewußte Behandlung der Flüchtlinge, 5. die Unterstützung beim Aufbau freier Medien, 6. die Stärkung der zivilen Ordnungskräfte, 7. die konsequente Ahndung von Kriegsverbrechen, 8. die Durchsetzung der Abrüstungsvereinbarungen und 9. die Stärkung der Friedensbemühungen für die ganze Balkanregion. Dieser Vorrang ist unserer Meinung nach nicht nur nicht gesichert, sondern es herrscht ein krasses Mißverhältnis zugunsten der militärischen Maßnahmen. Bisher fehlt beispielsweise jede gemeinsame wirtschaftliche Perspektive für die Region. Die Ursachen der Konflikte auf dem Balkan werden somit eher verschärft als beseitigt. Der Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der SFOR wird gegenüber dem der IFOR hinsichtlich des Territoriums wie auch hinsichtlich der Aufgaben wesentlich erweitert. Welche Grenzen dieser Ausweitung im weiteren Ablauf des Friedensicherungsprozesses im ehemaligen Jugoslawien in Zukunft gesetzt werden, wird, unserer Ansicht nach mit Absicht, verschwiegen, um sich die Tür für eine schleichende Ausweitung des Auftrages offenzuhalten. Diese schleichende Ausweitung ist eine Mißachtung der Legislative, wobei Kompetenzen vom Bundestag hin zur Bundesregierung völlig unnötig verschoben werden. Dies könnte nur damit begründet werden, daß der Deutsche Bundestag nicht in der Lage sei, seine Beschlüsse den aktuellen Erfordernissen anzupassen. Nach der regionalen Vereinbarung über Vertrauens- und Sicherheitsbildende Maßnahmen vom 26. Januar 1996 und dem Subregionalen Rüstungskontrollabkommen vom 14. Juni 1996 darf die Bundesrepublik Jugoslawien eine relativ hohe Zahl an Waffensystemen behalten und Bosnien-Herzegowina weitere Waffensysteme anschaffen. Einerseits werden in ein unsicheres Gebiet weitere Waffen geliefert. Andererseits sollen ausländische Truppen einen unsicheren Frieden bewahren. Für uns ist diese Situation paradox. Ziel muß es vielmehr sein, ein Rüstungskontrollabkommen durchzusetzen, durch das ein gleich geringes Rüstungsniveau erreicht wird. Unter den genannten Umständen halten wir eine Zustimmung zum Antrag der Regierung nicht für verantwortbar. Mit unserem ablehnenden Votum befinden wir uns in Übereinstimmung mit dem Beschluß des Mannheimer Parteitages der SPD. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung über „Deutsche Beteiligung an der von der NATO geplanten Operation zur weiteren militärischen Absicherung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien" (Tagesordnungspunkt 14) In der Abstimmung im Deutschen Bundestag im Dezember 1995 habe ich die Beteiligung der Bundeswehr am IFOR-Einsatz im ehemaligen Jugoslawien abgelehnt. Dies vor allem, weil zu diesem Zeitpunkt dem Deutschen Bundestag kein UN-Sicherheitsratsbeschluß und keine „rules of engagement" des Einsatzes vorlagen bzw. bekannt waren. Einen „Vorratsbeschluß", mit dem die NATO sich selbst mandatiert, wollte ich dieser Bundesregierung bei einem derart wichtigen Einsatz nicht an die Hand geben. Bei der Abstimmung über die Fortsetzung des Einsatzes und die Beteiligung der Bundeswehr an dem SFOR-Einsatz im Jahr 1997 habe ich diesem Einsatz aus den folgenden Gründen zugestimmt: 1. Dieses Mal liegt der Abstimmung ein UN-Sicherheitsratsbeschluß zugrunde. Das heißt, der Bundestag gibt keinen „Vorratsbeschluß", sondern entscheidet in voller Kenntnis der veränderten Einsatzbedingungen. 2. Bei der vorsichtigen Bewertung des ersten Einsatzes der Bundeswehr vor einem Jahr spielte für mich eine große Rolle die Sorge, deutsche Soldaten und deutsche Kampfflugzeuge könnten den Konflikt verschärfen, statt ihn zu mildern. Das Abebben des Krieges im ehemaligen Jugoslawien hat aber gezeigt, daß diese Sorge unberechtigt war. Es hat sich gezeigt, daß ein Einsatz mit der Zustimmung der Konfliktparteien zur Absicherung der Gewährleistung des Friedens etwas anderes ist als der Einsatz auf der Seite einer kriegsführenden Partei. 3. Bei der Frage, ob ich dem Einsatz zustimme, muß ich abwägen, welche Auswirkungen eine Ablehnung des Einsatzes hätte. Es ist aber sicher, daß der Abzug der IFOR den Krieg wieder aufflackern lassen würde. Und in Bosnien-Herzegowina würde der Abzug als ein „Im Stich Lassen" empfunden. Aufgrund dieser Überlegungen komme ich zur Überzeugung, daß in der Abwägung die Gründe für eine Zustimmung zur Beteiligung der Bundeswehr an dem SFOR-Einsatz überwiegen, auch wenn ich es nach wie vor für ein Problem halte, daß im ehemali- gen Jugoslawien keine nur der UN verantwortliche Friedensmission durchgeführt wird, sondern die NATO dabei das Sagen hat. Aber dieses Bedenken muß meines Erachtens gegenüber dem Schicksal der betroffenen Menschen zurückstehen. Einem Kriegseinsatz der Bundeswehr, das heißt einem militärischen Einsatz auf der Seite einer kriegsführenden Partei, würde ich niemals zustimmen. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn), Gila Altmann (Aurich), Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Dr. Jürgen Rochlitz und Halo Saibold, Steffi Lemke, Irmingard ScheweGerigk, Ursula Schönberger, Marina Steindor (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung „Deutsche Beteiligung an der von der NATO geplanten Operation zur weiteren militärischen Absicherung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien" (Tagesordnungspunkt 14) Den Argumenten, die die Kollegin Altmann heute in der Debatte vorgetragen hat und die wir alle voll und ganz unterstützen, möchten wir folgendes hinzufügen: Militär ist und bleibt für uns kein „gewöhnliches" Mittel der Politik. Wir lehnen den Antrag der Bundesregierung ab, weil damit 51 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Bundeswehreinsätze out of area zur bundesdeutschen Normalität werden sollen. Seit Jahren setzt die Bundesregierung darauf, die Bevölkerung - über Kambodscha, Somalia, die verschiedenen Bosnieneinsätze, Eurocorps, schnelle Eingreiftruppe usw. - daran zu gewöhnen, ihre Zustimmung dazu zu gewinnen, daß die Bundeswehr außerhalb des bundesdeutschen Territoriums die „Landesinteressen verteidigt" . Einer solchen Militarisierung der deutschen Außenpolitik möchten wir eine eindeutige Absage erteilen. Für keinen Einsatz der Bundeswehr out of area wird es unsere Zustimmung geben. Deshalb lehnen wir alle Anträge ab, die einen Einsatz der Bundeswehr vorsehen, in welcher Form auch immer. Das bundesdeutsche Auftreten auf der Bühne der Weltpolitik läßt keinen Zweifel: „Wir sind wieder wer" . Statt nach dem Fall der Mauer die historische Herausforderung einer zivilen Bürgerinnengesellschaft umzusetzen, aus der eigenen katastrophalen Geschichte zu lernen, daß eine besondere deutsche Verantwortung darin besteht, das ganze wirtschaftliche und politische Gewicht für zivilisierte Konfliktlösung mit allem Nachdruck in die Waagschale zu werfen, statt dessen geht die Bundesregierung den anderen Weg: Militär soll wieder normal werden. Der militärische Blickwinkel erdrückt die zivile Perspektive, die großen Raum in Sonntagsreden einnimmt, aber verschwindend geringen in der Realität des Regierungshandelns. Militär soll in Deutschland wieder normal werden - nach außen und nach innen, über öffentliche Rektrutengelöbnisse, großen Zapfenstreich wird eine seit der Studentenbewegung zumindest im Westen der Republik bis heute nicht mehr denkbare öffentliche Präsenz von Militär durchgedrückt bis hin zum gesetzlichen Schutz der Soldatenehre gegen Tucholsky-Zitate. Wenn die Bundesregierung jetzt den Einsatz der Bundeswehr mit dem Schutz des Friedensprozesses begründet, muß sie sich sagen lassen, daß sie ebenso wie andere Großmächte viel früher mit zivilen Mitteln den brutalen Konflikt in Ex-Jugolslawien hätte deeskalieren können, z. B. mit der ernsthaften Durchsetzung eines Embargos. Sie muß sich auch sagen lassen, daß sie durch ihre Anerkennungspolitik zur Eskalation in Jugoslawien beigetragen hat. Sie lieferte Waffen an die Konfliktparteien. Gerade bei friedenserhaltenden Einsätzen, für deren Durchführung außerdem die NATO als Militärbündnis grundsätzlich nicht geeignet ist, sollten u. E. grundsätzlich nicht diejenigen vor Ort beteiligt sein, die offensichtliche Eigeninteressen in der jeweiligen Region haben. Neben dem historischen Argument spricht auch dieses Argument gegen die Beteiligung der Bundeswehr. Daß die Bundesregierung sich überhaupt für die Übernahme eines militärischen statt eines zivilen Anteils an der Umsetzung von Dayton entschieden hat, diesen jetzt auch noch qualitativ und quantitativ ausweiten will, vermögen wir uns nicht über die Situation vor Ort zu erklären, zumal die Teilnahme der Bundeswehr auch für den Erfolg des militärischen Teils von Dayton nicht ausschlaggebend ist, sondern über innenpolitische Interessen der Bundesregierung, die Akzeptanz für eine veränderte Rolle des Militärs, eine allseitige Einsetzbarkeit der Bundeswehr zu erreichen. Den Friedensprozeß in Ex-Jugoslawien voranzubringen braucht unser Engagement. Die Bundeswehr ist dafür kein geeignetes Mittel, selbst der Verteidigungsminister schließt trotz des erweiterten Mandats den Zusammenbruch des Friedensprozesses nicht aus. Im Gegenteil: Er will heute schon die Zustimmung für einen Kampfeinsatz mit Panzern und Infanterie. Das zeigt deutlich: Das Defizit liegt im zivilen Bereich. Zivile politische Verantwortung an Militär zu delegieren führt allzu oft dazu, daß nur die militärische Logik übrigbleibt. Die zentrale Aufgabe, neue politische Gestaltungsräume auch in der Konfliktregelung zu erschließen, bleibt auf der Strecke. Für eine Unterstützung des Friedensprozesses in Ex-Jugoslawien das ganze zivile Gewicht der Bundesrepublik in die Waagschale zu werfen verpflichtet zuallererst dazu, nicht selbst noch zu einer Zuspitzung der schwierigen Situation durch Abschiebung von Bürgerkriegsflüchtlingen beizutragen. Es bedeutet aber auch, die wirtschaftliche Macht einzusetzen, das wache Interesse der Öffentlichkeit und des Bundestags auf die Unterstützung des Friedens auszurichten. Statt dessen hat die Bundesregierung bislang das Parlament nur mit der Situation in Bosien befaßt, wenn es um den Einsatz von Militär ging. Anlage 6 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Bemühungen zur Wiederherstellung der Demokratie in Nigeria - Drucksachen 13/4327, 13/4588 Nr. 3 - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zu Stand und Problemen der Implementierung des KSE-Vertrages, über die Ergebnisse der KSEÜberprüfungskonferenz und zu den weiteren Vorstellungen der Bundesregierung über neue Impulse für konventionelle Abrüstung und Rüstungskontrolle in Europa - Drucksachen 13/5488, 13/5655 Nr. 3 - Innenausschuß Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Abwicklung des Fonds für Wiedergutmachungsleistungen an jüdische Verfolgte - Drucksachen 13/8542, 13/265 Nr. 1.5 - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Abwicklung des Fonds für Wiedergutmachungsleistungen an jüdische Verfolgte - Drucksache 13/2394, 13/2643 Nr. 3 - Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/5555 Nr. 2.49 Drucksache 13/6152 Nr. 1.6 Finanzausschuß Drucksache 13/4921 Nr. 2.10 Drucksache 13/5056 Nr. 2.15 Drucksache 13/5295 Nr. 1.16 Drucksache 13/5555 Nr. 2.41 Drucksache 13/5555 Nr. 2.80 Drucksache 13/5555 Nr. 2.84 Drucksache 13/5555 Nr. 2.92 Drucksache 13/5555 Nr. 2.96 Drucksache 13/5687 Nr. 2.19 Drucksache 13/5687 Nr. 2.23 Drucksache 13/5687 Nr. 2.25 Drucksache 13/5687 Nr. 2.28 Drucksache 13/5837 Nr. 1.3 Drucksache 13/6152 Nr. 2.16 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/5295 Nr. 1.11 Drucksache 13/5555 Nr. 2.26 Drucksache 13/5555 Nr. 2.68 Drucksache 13/5687 Nr. 2.6 Drucksache 13/5687 Nr. 2.11 Drucksache 13/5687 Nr. 2.12 Drucksache 13/5687 Nr. 2.17 Drucksache 13/5687 Nr. 2.20 Drucksache 13/5687 Nr. 2.22 Drucksache 13/5687 Nr. 2.33 Drucksache 13/5687 Nr. 2.39 Drucksache 13/5837 Nr. 1.9 Drucksache 13/5837 Nr. 1.12 Drucksache 13/5837 Nr. 1.14 Drucksache 13/5837 Nr. 1.15 Drucksache 13/5837 Nr. 1.16 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 13/5555 Nr. 2.20 Drucksache 13/5687 Nr. 2.13 Drucksache 13/5687 Nr. 2.14 Drucksache 13/5687 Nr. 2.18 Drucksache 13/5687 Nr. 2.21 Drucksache 13/5687 Nr. 2.31 Drucksache 13/5687 Nr. 2.35 Drucksache 13/5687 Nr. 2.38 Drucksache 13/5687 Nr. 2.40 Drucksache 13/5687 Nr. 2.41 Drucksache 13/5866 Nr. 1.3 Drucksache 13/5866 Nr. 1.5 Drucksache 13/5866 Nr. 1.7 Drucksache 13/5866 Nr. 1.8 Drucksache 13/5866 Nr. 1.10 Drucksache 13/5866 Nr. 1.12 Drucksache 13/5866 Nr. 1.13 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 13/5687 Nr. 2.16 Drucksache 13/5866 Nr. 1.11 Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 13/5687 Nr. 2.32 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 13/5555 Nr. 2.14 Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus Drucksache 13/4466 Nr. 2.45 Drucksache 13/5056 Nr. 2.13
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    Rede von Paul Breuer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Mit unserer heutigen Beratung und Beschlußfassung wollen wir unsere politische Verantwortung für den Friedensprozeß im ehemaligen Jugoslawien wahrnehmen und unseren Beitrag dazu leisten, die dortige Lage zu stabilisieren und ein Wiederaufbrechen offener Feindseligkeiten zu unterbinden.
    Wir haben im letzten Jahr im früheren Jugoslawien viel erreicht. Es ist hier gemeinsam festgestellt worden, daß sich die militärische Lage signifikant verbessert hat. Kampfhandlungen finden Gott sei Dank nicht mehr statt. Die Kriegsparteien konnten getrennt, das schwere Gerät eingesammelt und die Streitkräfte weitgehend demobilisiert werden. Vertrauensbildende und abrüstungspolitische Maßnahmen konnten umgesetzt werden. Die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung konnte teilweise - leider nur teilweise - wiederhergestellt werden.
    Dies alles ist das Verdienst der internationalen Staatengemeinschaft, die sich mit 33 Staaten unter Führung der NATO an der militärischen Absicherung des Dayton-Abkommens beteiligt. Unser Dank gilt allen, die dabei mitgeholfen haben.
    Mein Dank gilt heute ganz besonders unseren Soldaten der Bundeswehr, die sich durch ihre Leistung, durch ihr umsichtiges Handeln die Anerkennung der internationalen Staatengemeinschaft erworben haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. und der SPD)

    Sie haben - da hatten viele von uns Befürchtungen - auch die Akzeptanz aller ethnischen Gruppen in Bosnien-Herzegowina gefunden.
    Trotz der insgesamt positiven Entwicklung - da sind wir uns einig - ist der Frieden in Bosnien-Herzegowina aber weiterhin äußerst brüchig. Die zivile Implementierung von Dayton und die politische Entwicklung sind hinter den Erwartungen zurückgeblie-

    Paul Breuer
    ben. Gerade deshalb bedarf es auch künftig der militärischen Absicherung und der militärischen Abschreckung. Nur so wird es möglich sein, angesichts des auf allen Seiten noch spürbar unterentwickelten Friedenswillens die zivile Implementierung voranzutreiben.
    Uns allen wird noch einmal verdeutlicht, daß man mit dem Einsatz von Soldaten zwar Kampfhandlungen unterbinden, Abrüstung vorantreiben, die Parteien auseinanderbringen kann - aber Friedenswillen kann man mit Soldaten nicht erzeugen. Es wird unsere Aufgabe bleiben, alles zu tun, die Grundlage dafür zu liefern, die Menschen im ehemaligen Kampfgebiet dazu zu bringen, Frieden in den Herzen möglich zu machen, friedenswillig zu sein, aufeinander zuzugehen und nicht Haß in den Vordergrund zu stellen.
    Aber, meine Damen und Herren, realistische Konzepte sind gefragt, um Bosnien eine Zukunft, eine Perspektive zu geben. Ich freue mich, daß in weiten Teilen der Opposition die Einsicht gewachsen ist, daß es uns nie um eine Militarisierung deutscher Außenpolitik in diesem Zusammenhang ging. Es ging und es geht uns darum, daß wir uns der Realität stellen müssen, daß ohne eine angemessene militärische Absicherung eine zivile Implementierung, ein Friedensprozeß in diesem Gebiet nicht möglich ist.
    Wenn die Grünen in ihrem Antrag das IFOR-Nachfolgemandat durch eine von der UNO geleitete friedenserhaltende Mission ersetzen wollen, so täuschen sie sich selbst. Herr Fischer, was Sie hier machen, ist eine Selbsttäuschung. Es ist insofern eine Selbsttäuschung, als Sie offenbar vergessen haben, was sich in Srebrenica oder anderswo ereignet hat. Erinnern Sie sich nicht an die Bilder, die wir von dort gesehen haben? Erinnern Sie sich nicht daran, daß die Soldaten der UNO und die Völkergemeinschaft verhöhnt worden sind, an Brücken angekettet, daß der niederländische Verteidigungsminister im Hinblick auf die Erlebnisse seiner Soldaten gesagt hat:

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Genau darum geht es eben nicht!)

    Sie haben zuschauen müssen, sie haben ihre Seele verloren. - Niemand in der Völkergemeinschaft, niemand im ehemaligen Jugoslawien will, daß ein Mandat in der Form, wie Sie es in Ihrem Antrag wünschen, herbeigeführt wird. Es bleibt Ihr Geheimnis, warum Sie es wollen.
    Mir fällt - dieser Gedanke ist mir während Ihrer Rede gekommen - Matthäus 5,37 ein. Dort heißt es:
    Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.
    Sagen Sie doch entweder „Ja, wir sind dafür, unsere Verantwortung wahrzunehmen" oder sagen Sie „Nein, wir verweigern die Übernahme der Verantwortung".
    Meine Damen und Herren, eine Stabilisierung der Lage ist Voraussetzung für den Verbleib der Minderheiten und die Rückkehr der Vertriebenen. Nur mit ihrer Hilfe ist der Wiederaufbau des Landes möglich.
    Sollte diese Zielsetzung scheitern, würde Europa nicht zur Ruhe kommen. Ich finde, daß wir mit den zirka 3 000 Soldaten, die wir in diese SFOR-Mission schicken, einen richtigen Beitrag leisten. Die Bundeswehr nimmt gemeinsam mit französischen, italienischen und spanischen Truppen im Raum zwischen Sarajevo und nördlich von Mostar Verantwortung wahr.
    Ich will - im Gegensatz zu dem, was hier eben von der Rednerin der PDS gesagt wurde - deutlich feststellen, daß mir die deutsch-französische Kooperation dabei - historisch gesehen - doch sehr bedeutsam ist. Wissen Sie, Frau Kollegin Gysi, mein Vater mußte noch als deutscher Soldat während der Besatzung in Frankreich Dienst tun. Ich finde es einen großen historischen Fortschritt, daß deutsche und französische Soldaten heute ihren Beitrag dazu leisten, daß der Friede in Europa herbeigeführt und gesichert werden kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das Zusammenwachsen Europas ist Voraussetzung für Sicherheit und Wohlstand auf Unserem Kontinent. Mir ist wichtig, daß die Einbindung der Vereinigten Staaten auch in die SFOR-Mission gesichert werden konnte, und nicht weniger wichtig ist die Beteiligung Rußlands.
    Die bisherige erfolgreiche Kooperation beider Staaten hat mitgeholfen, das vorhandene Mißtrauen gegenüber der NATO abzubauen. Ich denke, das kann bei den bevorstehenden Verhandlungen mit Rußland im Zusammenhang mit der Öffnung der NATO noch sehr nützlich werden; denn da geht es um eine europäische Sicherheitsarchitektur und den Frieden in Europa.
    Wir alle müssen uns der Herausforderung und der Gefahren des militärischen Einsatzes aber sehr wohl bewußt sein. Ich möchte das unterstreichen, was der Kollege Professor Hornhues vorhin gesagt hat: Der IFOR-Einsatz war mit Risiken für unsere Soldaten verbunden, der neue Einsatz ist es nicht minder.
    Die Tatsache eines breiten Konsenses in diesem Parlament ist wichtig. Sie ist wichtig für die Menschen, die wir in eine schwierige Mission schicken, für unsere Soldaten. Wir müssen ihnen aber auch sagen, daß sie nicht leichtfertig sein sollen. Wir müssen ihnen sagen, daß sie es vermeiden müssen, daß Routine eintritt. Man muß vorsichtig und umsichtig sein.
    Der Konsens in der deutschen Bevölkerung ist wichtig, und er ist auch in der Zukunft erforderlich. Ich möchte betonen, daß wir die Hilfsbereitschaft unserer Bürger aber auch nicht überstrapazieren dürfen. Das deutsche Volk wendet jährlich viele Milliarden DM für die Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien auf.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und was heißt das?)

    Wir wollen mit der militärischen Beteiligung, mit der
    Wiederaufbauhilfe unseren Beitrag dafür leisten, daß
    die Voraussetzungen zur Rückkehr der Menschen

    Paul Breuer
    aus dem ehemaligen Jugoslawien geschaffen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Für dieses Ziel sind die etwa 350 Millionen DM, die der deutsche Beitrag bei SFOR im Jahr 1997 kosten wird, gut angelegt.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wunderbare Begründung!)

    Die deutsche Bevölkerung kann darauf vertrauen, daß Regierung und Parlament mit großer Verantwortung alles getan haben und zukünftig tun werden, um das Risiko für unsere Soldaten kalkulierbar zu halten. Das sind wir nicht zuletzt den Soldaten und ihren Familien schuldig. Aber jeder muß wissen, daß Restrisiken verbleiben und Opfer leider nicht ausgeschlossen werden können.

    (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch)

    Die Entsendung deutscher Soldaten, deren Stationierung auf bosnischem Gebiet und der über die bisherige Unterstützung hinausgehende Auftrag bedeutet aber keine Änderung unserer Politik. Es ist eine Weiterentwicklung hin zu einer Normalität in der internationalen Staaten- und Wertegemeinschaft. Es ist die Wahrnehmung unserer Verantwortung.
    Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie deshalb um eine breite Zustimmung für die Teilnahme deutscher Soldaten an SFOR.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie des Abg. Walter Kolbow [SPD])



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich gebe das Wort dem Abgeordneten Karsten Voigt.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karsten D. Voigt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin froh, daß wir heute erst entscheiden, nachdem der UNO-Sicherheitsrat in der vergangenen Nacht das Mandat beschlossen hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Das ist mehr als eine Formalie. Denn wer dem Menschenrecht und dem Völkerrecht in Bosnien Geltung verschaffen will, der muß darauf achten - bis ins kleinste Detail -, daß wir zu Hause Verfassungsrecht beachten.
    Bei diesen ersten Schritten in eine neue Dimension der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik - in Wahrheit entscheiden wir heute auch darüber - ist es besonders wichtig, daß wir sorgfältig auf die strikte Einhaltung von Völkerrecht und Verfassungsrecht drängen.
    Es gibt über diese verfassungsrechtlichen Gründe hinaus auch überzeugende außenpolitische Gründe, darauf zu beharren; denn mit der Zustimmung des NATO-Rates hatten alle unsere westlichen Verbündeten dem Einsatz und dem Mandat formal zugestimmt. Mit der Zustimmung des Sicherheitsrates stimmt nun auch Rußland als ständiges Mitglied des
    Sicherheitsrates dem Einsatz formal zu. Gerade wenn Rußland in diesem Punkt eine neue Funktion der NATO über ihren klassischen Verteidigungsauftrag hinaus hinnimmt und sich daran beteiligt, dann ist es wichtig, daß man in dieser Prozedur genauso viel Rücksicht auf Rußland wie auf andere westliche Verbündete im Sicherheitsrat nimmt.

    (Beifall bei der SPD)

    Das ist mehr als eine formale Frage und besonders wichtig in einer politischen Phase, in der wir über die NATO-Osterweiterung entscheiden. Wir müssen deutlich machen, daß die NATO, wenn sie neue Aufgaben über ihren klassischen Verteidigungsauftrag hinaus übernimmt, dabei nicht neue Fronten bildet, sondern daß sie Brücken zu Rußland, zur Ukraine, zu den mittelosteuropäischen Staaten und zu den bisher bündnisfreien Staaten schlägt.
    Das ist der eigentliche Punkt der NATO-Diskussion, über den zu sprechen es sich lohnt. Der andere Punkt - bei aller Wertschätzung, Joschka Fischer - ist ein Irrtum; denn es gibt Mitglieder im UNO-Sicherheitsrat, zum Beispiel die Vereinigten Staaten, die eine Schwächung der Vereinten Nationen wollen.
    Ich habe mit Boutros-Ghali, wie andere hier im Hause auch, gesprochen; er war ehemals Vizepräsident der Sozialistischen Internationale. Er sagte: Selbst wenn ihr jetzt beschließen würdet, die UNO sollte es tun, könnten wir es heute und auf absehbare Zeit nicht, weil wir einen eigenen Führungsapparat für Militär von erheblicher Größe aufbauen müßten, um 30 000 Menschen in Bosnien führen zu können, ohne daß diese ihr Leben riskieren.
    Ich lasse außer Betracht, ob eine solche Entwicklung eines zusätzlichen Militärapparats bei den Vereinten Nationen in diesem Umfang wünschenswert wäre, der unter der Kontrolle des Sicherheitsrates stünde. Aber nicht nur in einem Jahr, selbst in mehreren Jahren wäre es, wenn es heute beschlossen würde, nicht durchführbar. Deshalb gibt es realistischerweise gar keine andere Alternative, als die militärische Führung der NATO zu übertragen. Das ist die Auffassung aller im Sicherheitsrat, das ist keine ideologische, sondern eine praktische Frage. Wer diese nicht beantwortet, weicht den praktischen Menschenrechtsproblemen in Bosnien aus.

    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Insofern habe ich bei allem Respekt diese Rede eher für eine taktische Rede gehalten, mit der versucht worden ist, sich selbst genauso wie die Anhänger der Grünen zu überzeugen, als daß ich sie als Ausdruck einer inneren Überzeugung wahrgenommen habe.

    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Da hat er recht!)

    Wir haben es uns im Bundestag mit dieser Entscheidung nicht leichtgemacht. Das gilt für alle Fraktionen. Denn wenn wir ja sagen, übernehmen wir die Verantwortung für Leib und Leben von Soldaten; wenn wir nein sagen, übernehmen wir die Verantwortung dafür, daß möglicherweise die Kriegs- und

    Karsten D. Voigt (Frankfurt)

    I Kampfhandlungen wiederaufleben und zahllose Zivilisten umgebracht werden. Beides ist eine schwere Verantwortung.
    Wir Sozialdemokraten haben es uns mit unserer Entscheidung besonders schwer gemacht. Ich mache keinen Hehl daraus - Sie wissen es alle -, daß ich in den letzten Jahren häufig darauf gedrängt habe, daß wir uns den neuen Anforderungen an die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik nach 1989 schneller anpassen.
    Andererseits muß ich gegen mein eigenes Argument sagen: Wenn wir so schnell darauf reagiert hätten, wie ich es mir gewünscht habe, wäre mancher Nachbar von uns besorgt gewesen. Insofern ist die Kultur dieses Hauses, in dem wir mit Argumenten über eine neue Außen- und Sicherheitspolitik miteinander ringen, auch wichtig für unsere Nachbarn. Es ist aber auch gut, daß wir endlich zu einer Entscheidung und Neubestimmung der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik kommen.

    (Beifall bei der SPD)

    Zwei Lehren, Frau Gysi, nicht nur eine, sind aus der deutschen Geschichte zu ziehen. Beides sind moralische Lehren. Sie stehen meiner Meinung nach aber nur scheinbar in einem Konflikt. Die eine Lehre lautet, daß nie wieder andere Völker unter der Gewalt des deutschen Militärs leiden dürfen. Die andere Lehre lautet: Insbesondere wir Deutsche dürfen nie wieder wegschauen, wenn anderen Völkern Gewalt angedroht wird.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Meiner Meinung nach schaffen wir es mit dem heutigen Beschluß zur Entsendung von deutschen Soldaten, eine Synthese zwischen diesen scheinbaren Gegensätzen herzustellen. Denn wir entscheiden uns für einen Militäreinsatz, der die Möglichkeit zur Androhung und Anwendung bewaffneter Gewalt beinhaltet. Aber wir tun dies mit dem politischen Ziel, Gewalt zu verhindern.
    Dieser Einsatz hat keine Feinde, keine Gegner. Weder sind die Serben noch die Kroaten, noch die Bosnier Feinde und Gegner. Dieser Einsatz hat nur einen Gegner: Das ist die Gewalt selber.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Aber damit die Soldaten potentielle Gewalttäter von ihren Aggressionen glaubhaft abhalten können, müssen sie ausreichend geschützt und auch bewaffnet sein. Daran gibt es überhaupt nichts zu deuteln; die Truppen müssen kampffähig sein. Aber ihr Ziel ist Kampfverhinderung. Es sind Kampfverhinderungstruppen und keine Kriegsführungstruppen.
    Daß dieses Ziel erreichbar ist, haben wir im vergangenen Jahr bewiesen. Es ist ein moralisches Ziel. Aber das Ziel entspricht auch bosnischen und unseren Interessen. Denn es ist unser Interesse, daß die Bosnier keine Gewalt mehr in ihrem Land haben, damit sie es wiederaufbauen können. Es ist auch bosnisches Interesse, daß Flüchtlinge aus Deutschland zurückkehren können, ohne daß diese nach ihrer Rückkehr Gewaltanwendungen befürchten müssen.
    Mit dem heutigen Beschluß finden wir auch zu einer neuen Gemeinsamkeit mit unseren europäischen Partnern. Ohne diese Gemeinsamkeit im Handeln würde jeder Beschluß über eine gemeinsame europäische Identität in der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik hinfällig werden. Das ist eben die andere Lehre: Es ist richtig, wenn wir uns um eine Antithese zur deutschen militaristischen Vergangenheit bemühen. Aber wenn wir diese Antithese wieder nur national bestimmen, dann bleibt sie, auch wenn sie friedenspolitisch motiviert wird, nur eine nationale Antithese, und es kommt nicht zu einer Synthese mit unseren europäischen Partnern.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)

    Friedenspolitik in Deutschland und in Europa kann den Frieden und die Strukturen des Friedens in Europa nur dann glaubhaft fördern, wenn wir sie gemeinsam mit unseren Partnern in Ost und West definieren.

    (Beifall bei der SPD)

    Deshalb ist dieser Beschluß heute auch ein Beschluß gegen die Renationalisierung der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik.
    Aus diesem Anlaß möchte ich noch einmal sagen, wie wichtig es ist, daß wir es bei der Revision der Maastricht-Verträge gegen den Widerstand der britischen Konservativen - das sei in Richtung der Koalition gesagt - endlich schaffen, die Kooperation und Integration in der Außen- und Sicherheitspolitik in Europa zu vertiefen.

    (Beifall bei der SPD)

    Deutsche und Franzosen werden im Gebiet um Sarajevo und nördlich von Mostar gemeinsam im Einsatz sein. Das mag für viele, die jünger sind als ich, selbstverständlich sein. Aber für ganze Generationen von Deutschen und Franzosen war so etwas nicht selbstverständlich. Diese Selbstverständlichkeit muß immer wieder neu gestiftet werden, auch im Handeln und nicht nur im Reden.

    (Beifall bei der SPD)

    Es gibt zum erstenmal einen solchen gemeinsamen Militäreinsatz, und zwar nicht gegeneinander und nicht gegen Dritte, sondern gemeinsam auf der Basis und zur Durchsetzung von Völkerrecht und Menschenrecht. Deshalb ist dies ein gutes Beispiel für unsere zukünftige Politik.
    Ich danke den Soldaten, den Zivilisten, den Diplomaten wie Herrn Steiner. Wir wünschen den deutschen Soldaten und auch den Zivilisten, die dort eingesetzt sind, ein sicheres Leben und Überleben, viel Erfolg und eine gesunde Rückkehr.
    Bei allem Streit, den wir heute haben - das haben letzten Endes die Stellungnahmen von allen Mitgliedern des Hauses, die bisher geredet haben, deutlich gemacht -: Wir streiten zwar um den Einsatz der

    Karsten D. Voigt (Frankfurt)

    deutschen Soldaten, aber wir haben keinen Zweifel mehr daran - wenn ich diese Debatte mit denen aus den 50er Jahren vergleiche -, daß die deutschen Soldaten, die dorthin gehen, Soldaten einer deutschen Demokratie sind, daß sie auf Verfassungsrecht und Völkerrecht verpflichtet sind und daß wir uns in diesem Punkt auf sie verlassen können. Das ist ein ganz wichtiger Fortschritt in diesem Lande.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Versöhnung kann nicht erzwungen werden, nicht durch Soldaten, letzten Endes durch niemanden von uns. Versöhnung ist eine genuin zivile Aufgabe. Wer weiß, wie lange es gedauert hat, bis sich Deutsche und Polen und jetzt Deutsche und Tschechen versöhnt haben, der wird die Zeitperspektive realistisch vor Augen haben müssen. Aber dieser Prozeß wird nur gelingen, wenn die Völker und die politischen Führer Bosnien-Herzegowinas Versöhnung auch wollen. Dieser Wille zur Versöhnung ist bei Minderheiten vorhanden, aber er ist noch nicht bei Mehrheiten und den nationalistischen Führern vorhanden. Wenn dann dort neue Probleme entstehen, dann sollten diese nationalistischen Führer auch nicht sagen: Ihr habt schuld, daß wir uns wieder neu bekriegen. Die erste Verantwortung ist bei denen selber, die dort die Leute nationalistisch gegeneinander aufhetzen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Ja, wir müssen beim zivilen Wiederaufbau helfen. Aber beim zivilen Wiederaufbau können wir nur helfen, wenn sich die Leute selber helfen wollen. Wir als Deutsche zahlen nicht nur für die Flüchtlinge, die hier sind, wir beteiligen uns auch nicht nur an der EU-Hilfe. Vielmehr überweisen die Flüchtlinge - das weiß jeder, der das in seinem Wahlkreis erlebt - auch Gelder nach Bosnien zurück. Die Schätzungen sind, daß von den 17 Milliarden DM, die bisher an die Flüchtlinge gezahlt worden sind, über 20 Prozent in dieser Weise zurück in den zivilen Wiederaufbau nach Bosnien geflossen sind. Wir tun vielleicht noch nicht genug, aber wir tun es. Aber es ist nicht nur eine Aufgabe von uns, den Politikern in Bosnien unsere Hilfe wie sauer Bier anzubieten. Es ist verdammt noch einmal auch die Aufgabe der dortigen Führung, selbst etwas dafür zu tun, daß Leute dort friedlich miteinander den Wiederaufbau betreiben können.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn es irgendeine Kampfansage politischer Art, begleitend zum Friedenseinsatz und Kampfverhinderungseinsatz der Bundeswehr, in Richtung Bosnien gibt, dann ist es die Kampfansage an die dort noch immer mächtigen Nationalisten, Verhetzer der verschiedenen Volksgruppen und diejenigen, die das Zusammenleben erst unmöglich gemacht haben, jetzt ein neues Zusammenleben durch ihr Verhalten behindern und gleichzeitig nach der Hilfe in Europa rufen. Die Hilfe von Europa kommt, aber sie kommt um so mehr, je mehr diese Art von nationalistischen Führern aus den Ämtern verjagt werden.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)