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    Plenarprotokoll 13/149 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 149. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 Inhalt: Tagesordnungspunkt 14: Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses - zu dem Antrag der Bundesregierung - zu dem Entschließungsantrag der Gruppe der PDS zu dem Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an der von der NATO geplanten Operation zur weiteren militärischen Absicherung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien (Drucksachen 13/6500, 13/6487 [neu] 13/6519) 13491 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 13: Antrag der Fraktion der SPD: Fortsetzung des Friedensprozesses in Bosnien-Herzegowina (Drucksache 13/ 6488) 13491 B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 13491 C Günter Verheugen SPD 13494 C Dr. Karl-Heinz Hornhues CDU/CSU . . 13497 D Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13499 C Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . 13501 C Andrea Gysi PDS 13502 C Paul Breuer CDU/CSU 13504 C Karsten D. Voigt (Frankfurt) SPD . . . 13506 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13508 C Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 13509 C Walter Kolbow SPD 13512 A Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13513 C Dr. Christian Schwarz-Schilling CDU/CSU 13514 D Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . 13516 A Heinrich Graf von Einsiedel PDS (Erklärung nach § 31 GO) 13517 D Namentliche Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Drucksache 13/6519, Buchstabe a 13517 C Namentliche Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf Drucksache 13/ 6501 13517 D Ergebnisse 13519A, 13521 C Nächste Sitzung 13523 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 13525* A Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Dr. Manfred Kanther zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur vereinbarten Debatte zu Substanzsteuern in der 148. Sitzung am 12. Dezember 1996 13525* C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Konrad Gilges, Klaus Barthel, Friedhelm Julius Beucher, Lilo Blunck, Annie Brandt-Elsweiler, Hans Martin Bury, Chri- stel Deichmann, Dr. Marliese Dobberthien, Peter Dreßen, Arne Fuhrmann, Iris Gleicke, Angelika Graf (Rosenheim), Christel Hanewinckel, Uwe Hiksch, Barbara Imhof, Ilse Janz, Horst Kubatschka, Konrad Kunick, Waltraud Lehn, Christa Lörcher, Erika Lotz, Dr. Christine Lucyga, Dieter Maaß (Herne), Dorle Marx, Michael Müller (Düsseldorf), Günter Oesinghaus, Adolf Ostertag, Renate Rennebach, Otto Reschke, Bernd Reuter, Günter Rixe, Marlene Rupprecht, Dr. Hansjörg Schäfer, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Dagmar Schmidt (Meschede), Horst Sielaff, Erika Simm, Antje-Marie Steen, Jella Teuchner, Margitta Terborg, Adelheid Tröscher, Ute Vogt (Pforzheim), Berthold Wittich (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung über „Deutsche Beteiligung an der von der NATO geplanten Operation zur weiteren militärischen Absicherung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien" (Tagesordnungspunkt 14) 13525* C Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung über „Deutsche Beteiligung an der von der NATO geplanten Operation zur weiteren militärischen Absicherung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien" (Tagesordnungspunkt 14) 13526* C Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn), Gila Altmann (Aurich), Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Steffi Lemke, Jürgen Rochlitz, Halo Saibold, Irmingard Schewe-Gerigk, Ursula Schönberger und Marina Steindor (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung über „Deutsche Beteiligung an der von der NATO geplanten Operation zur weiteren militärischen Absicherung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien" (Tagesordnungspunkt 14) . . . 13527* A Anlage 6 Amtliche Mitteilungen 13528* A 149. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 Beginn: 9.30 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 13. 12. 96 ** Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 13. 12. 96 Dreßler, Rudolf SPD 13. 12. 96 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 13. 12. 96 Frick, Gisela F.D.P. 13. 12. 96 Fritz, Erich G. CDU/CSU 13. 12. 96 Dr. Fuchs, Ruth PDS 13. 12. 96 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 13. 12. 96 *** Großmann, Achim SPD 13. 12. 96 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 13. 12. 96 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 13. 12. 96 Ibrügger, Lothar SPD 13. 12. 96 * * * Jelpke, Ulla PDS 13. 12. 96 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 13. 12. 96 Kronberg, Heinz-Jürgen CDU/CSU 13. 12. 96 Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 13. 12. 96 Lennartz, Klaus SPD 13. 12. 96 Dr. Leonhard, Elke SPD 13. 12. 96 Marx, Dorle SPD 13. 12. 96 Metzger, Oswald BÜNDNIS 13. 12. 96 90/DIE GRÜNEN Nickels, Christa BÜNDNIS 13. 12. 96 90/DIE GRÜNEN Poß, Joachim SPD 13. 12. 96 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 13. 12. 96 * Dr. Rexrodt, Günter F.D.P. 13. 12. 96 Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 13. 12. 96 90/DIE GRÜNEN Saibold, Halo BÜNDNIS 13. 12. 96 90/DIE GRÜNEN Schreiner, Ottmar SPD 13. 12. 96 Schultz (Everswinkel), SPD 13. 12. 96 Reinhard Singer, Johannes SPD 13. 12. 96 Dr. Skarpelis-Sperk, Sigrid SPD 13. 12. 96 Thieser, Dietmar SPD 13. 12. 96 Tröger, Gottfried CDU/CSU 13. 12. 96 Uldall, Gunnar CDU/CSU 13. 12. 96 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 13. 12. 96 Wallow, Hans SPD 13. 12. 96 Dr. Wegner, Konstanze SPD 13. 12. 96 Wieczorek (Duisburg), SPD 13. 12.96 Helmut für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union * * * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Manfred Kanther zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur vereinbarten Debatte zu Substanzsteuern - Drucksache 13/6522 - in der 148. Sitzung am 12. Dezember 1996, Seite 13429 D Versehentlich habe ich in der namentlichen Abstimmung mit Ja gestimmt. Ich erklärte, daß mein Votum Nein ist. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Konrad Gilges, Klaus Barthel, Friedhelm Julius Beucher, Lilo Blunck, Anni Brandt-Elsweiler, Hans Martin Bury, Christel Deichmann, Dr. Marliese Dobberthien, Peter Dreßen, Arne Fuhrmann, Angelika Graf (Rosenheim), Iris Gleicke, Christel Hanewinckel, Uwe Hiksch, Barbara Imhof, Ilse Janz, Horst Kubatschka, Konrad Kunick, Waltraud Lehn, Christa Lörcher, Erika Lotz, Dr. Christine Lucyga, Dieter Maaß (Herne), Dorle Marx, Michael Müller (Düsseldorf), Günter Oesinghaus, Adolf Ostertag, Renate Rennebach, Otto Reschke, Bernd Reuter, Günter Rixe, Marlene Rupprecht, Dr. Hansjörg Schäfer, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Dagmar Schmidt (Meschede), Horst Sielaff, Erika Simm, Antje-Marie Steen, Jella Teuchner, Margitta Terborg, Adelheid Tröscher, Ute Vogt (Pforzheim), Berthold Wittich (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung über „Deutsche Beteiligung an der von der NATO geplanten Operation zur weiteren militärischen Absicherung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien" (Tagesordnungspunkt 14) Wir haben uns entschlossen, dem Antrag der Bundesregierung im Gegensatz zur Mehrheit der SPD-Fraktion nicht zuzustimmen. Dies bedeutet keine Ablehnung des mühsamen Friedensprozesses in Bosnien-Herzegowina, sondern fordert andere Wege und Schwerpunktsetzungen ein. Weiter wollen wir nochmals bekräftigen, daß wir friedenssichernde Maßnahmen der Vereinten Nationen (VN) ausdrücklich unterstützen. Wir lehnen den Antrag der Bundesregierung aus folgenden Gründen ab: Für uns sind die VN die einzige zuständige Institution für Krisenmanagement und friedenssichernde Maßnahmen. Sie dürfen nicht durch regionale Militärbündnisse, auf deren langfristige Auflösung wir drängen, ersetzt werden. Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ist in Befahr, durch die NATO und deren dominante Militärstruktkur verdrängt zu werden. Zivile Aufgaben dürfen auf keinen Fall der NATO überantwortet werden. Die NATO verschafft sich vor diesem Hintergrund durch die Stabilization Force (SFOR) durch die Hintertür eine neue Legitimation. Wir sehen diese Gefahr - und unsere Bedenken, die sich hinsichtlich IFOR auf die Ungenauigkeit des Auftrages und das Übergewicht militärischer Mittel bezogen, sind nicht zerstreut worden. Vorrang vor allen militärischen Maßnahmen muß den zivilen Wiederaufbaumaßnahmen gewährt werden. Dazu gehören: 1. das Festhalten an der Konsolidierung des Staates Bosnien-Herzegowina, 2. die Konzentration auf den zivilen Wiederaufbau, 3. die Konditionierung der Hilfen, 4. die verantwortungsbewußte Behandlung der Flüchtlinge, 5. die Unterstützung beim Aufbau freier Medien, 6. die Stärkung der zivilen Ordnungskräfte, 7. die konsequente Ahndung von Kriegsverbrechen, 8. die Durchsetzung der Abrüstungsvereinbarungen und 9. die Stärkung der Friedensbemühungen für die ganze Balkanregion. Dieser Vorrang ist unserer Meinung nach nicht nur nicht gesichert, sondern es herrscht ein krasses Mißverhältnis zugunsten der militärischen Maßnahmen. Bisher fehlt beispielsweise jede gemeinsame wirtschaftliche Perspektive für die Region. Die Ursachen der Konflikte auf dem Balkan werden somit eher verschärft als beseitigt. Der Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der SFOR wird gegenüber dem der IFOR hinsichtlich des Territoriums wie auch hinsichtlich der Aufgaben wesentlich erweitert. Welche Grenzen dieser Ausweitung im weiteren Ablauf des Friedensicherungsprozesses im ehemaligen Jugoslawien in Zukunft gesetzt werden, wird, unserer Ansicht nach mit Absicht, verschwiegen, um sich die Tür für eine schleichende Ausweitung des Auftrages offenzuhalten. Diese schleichende Ausweitung ist eine Mißachtung der Legislative, wobei Kompetenzen vom Bundestag hin zur Bundesregierung völlig unnötig verschoben werden. Dies könnte nur damit begründet werden, daß der Deutsche Bundestag nicht in der Lage sei, seine Beschlüsse den aktuellen Erfordernissen anzupassen. Nach der regionalen Vereinbarung über Vertrauens- und Sicherheitsbildende Maßnahmen vom 26. Januar 1996 und dem Subregionalen Rüstungskontrollabkommen vom 14. Juni 1996 darf die Bundesrepublik Jugoslawien eine relativ hohe Zahl an Waffensystemen behalten und Bosnien-Herzegowina weitere Waffensysteme anschaffen. Einerseits werden in ein unsicheres Gebiet weitere Waffen geliefert. Andererseits sollen ausländische Truppen einen unsicheren Frieden bewahren. Für uns ist diese Situation paradox. Ziel muß es vielmehr sein, ein Rüstungskontrollabkommen durchzusetzen, durch das ein gleich geringes Rüstungsniveau erreicht wird. Unter den genannten Umständen halten wir eine Zustimmung zum Antrag der Regierung nicht für verantwortbar. Mit unserem ablehnenden Votum befinden wir uns in Übereinstimmung mit dem Beschluß des Mannheimer Parteitages der SPD. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung über „Deutsche Beteiligung an der von der NATO geplanten Operation zur weiteren militärischen Absicherung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien" (Tagesordnungspunkt 14) In der Abstimmung im Deutschen Bundestag im Dezember 1995 habe ich die Beteiligung der Bundeswehr am IFOR-Einsatz im ehemaligen Jugoslawien abgelehnt. Dies vor allem, weil zu diesem Zeitpunkt dem Deutschen Bundestag kein UN-Sicherheitsratsbeschluß und keine „rules of engagement" des Einsatzes vorlagen bzw. bekannt waren. Einen „Vorratsbeschluß", mit dem die NATO sich selbst mandatiert, wollte ich dieser Bundesregierung bei einem derart wichtigen Einsatz nicht an die Hand geben. Bei der Abstimmung über die Fortsetzung des Einsatzes und die Beteiligung der Bundeswehr an dem SFOR-Einsatz im Jahr 1997 habe ich diesem Einsatz aus den folgenden Gründen zugestimmt: 1. Dieses Mal liegt der Abstimmung ein UN-Sicherheitsratsbeschluß zugrunde. Das heißt, der Bundestag gibt keinen „Vorratsbeschluß", sondern entscheidet in voller Kenntnis der veränderten Einsatzbedingungen. 2. Bei der vorsichtigen Bewertung des ersten Einsatzes der Bundeswehr vor einem Jahr spielte für mich eine große Rolle die Sorge, deutsche Soldaten und deutsche Kampfflugzeuge könnten den Konflikt verschärfen, statt ihn zu mildern. Das Abebben des Krieges im ehemaligen Jugoslawien hat aber gezeigt, daß diese Sorge unberechtigt war. Es hat sich gezeigt, daß ein Einsatz mit der Zustimmung der Konfliktparteien zur Absicherung der Gewährleistung des Friedens etwas anderes ist als der Einsatz auf der Seite einer kriegsführenden Partei. 3. Bei der Frage, ob ich dem Einsatz zustimme, muß ich abwägen, welche Auswirkungen eine Ablehnung des Einsatzes hätte. Es ist aber sicher, daß der Abzug der IFOR den Krieg wieder aufflackern lassen würde. Und in Bosnien-Herzegowina würde der Abzug als ein „Im Stich Lassen" empfunden. Aufgrund dieser Überlegungen komme ich zur Überzeugung, daß in der Abwägung die Gründe für eine Zustimmung zur Beteiligung der Bundeswehr an dem SFOR-Einsatz überwiegen, auch wenn ich es nach wie vor für ein Problem halte, daß im ehemali- gen Jugoslawien keine nur der UN verantwortliche Friedensmission durchgeführt wird, sondern die NATO dabei das Sagen hat. Aber dieses Bedenken muß meines Erachtens gegenüber dem Schicksal der betroffenen Menschen zurückstehen. Einem Kriegseinsatz der Bundeswehr, das heißt einem militärischen Einsatz auf der Seite einer kriegsführenden Partei, würde ich niemals zustimmen. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn), Gila Altmann (Aurich), Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Dr. Jürgen Rochlitz und Halo Saibold, Steffi Lemke, Irmingard ScheweGerigk, Ursula Schönberger, Marina Steindor (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung „Deutsche Beteiligung an der von der NATO geplanten Operation zur weiteren militärischen Absicherung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien" (Tagesordnungspunkt 14) Den Argumenten, die die Kollegin Altmann heute in der Debatte vorgetragen hat und die wir alle voll und ganz unterstützen, möchten wir folgendes hinzufügen: Militär ist und bleibt für uns kein „gewöhnliches" Mittel der Politik. Wir lehnen den Antrag der Bundesregierung ab, weil damit 51 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Bundeswehreinsätze out of area zur bundesdeutschen Normalität werden sollen. Seit Jahren setzt die Bundesregierung darauf, die Bevölkerung - über Kambodscha, Somalia, die verschiedenen Bosnieneinsätze, Eurocorps, schnelle Eingreiftruppe usw. - daran zu gewöhnen, ihre Zustimmung dazu zu gewinnen, daß die Bundeswehr außerhalb des bundesdeutschen Territoriums die „Landesinteressen verteidigt" . Einer solchen Militarisierung der deutschen Außenpolitik möchten wir eine eindeutige Absage erteilen. Für keinen Einsatz der Bundeswehr out of area wird es unsere Zustimmung geben. Deshalb lehnen wir alle Anträge ab, die einen Einsatz der Bundeswehr vorsehen, in welcher Form auch immer. Das bundesdeutsche Auftreten auf der Bühne der Weltpolitik läßt keinen Zweifel: „Wir sind wieder wer" . Statt nach dem Fall der Mauer die historische Herausforderung einer zivilen Bürgerinnengesellschaft umzusetzen, aus der eigenen katastrophalen Geschichte zu lernen, daß eine besondere deutsche Verantwortung darin besteht, das ganze wirtschaftliche und politische Gewicht für zivilisierte Konfliktlösung mit allem Nachdruck in die Waagschale zu werfen, statt dessen geht die Bundesregierung den anderen Weg: Militär soll wieder normal werden. Der militärische Blickwinkel erdrückt die zivile Perspektive, die großen Raum in Sonntagsreden einnimmt, aber verschwindend geringen in der Realität des Regierungshandelns. Militär soll in Deutschland wieder normal werden - nach außen und nach innen, über öffentliche Rektrutengelöbnisse, großen Zapfenstreich wird eine seit der Studentenbewegung zumindest im Westen der Republik bis heute nicht mehr denkbare öffentliche Präsenz von Militär durchgedrückt bis hin zum gesetzlichen Schutz der Soldatenehre gegen Tucholsky-Zitate. Wenn die Bundesregierung jetzt den Einsatz der Bundeswehr mit dem Schutz des Friedensprozesses begründet, muß sie sich sagen lassen, daß sie ebenso wie andere Großmächte viel früher mit zivilen Mitteln den brutalen Konflikt in Ex-Jugolslawien hätte deeskalieren können, z. B. mit der ernsthaften Durchsetzung eines Embargos. Sie muß sich auch sagen lassen, daß sie durch ihre Anerkennungspolitik zur Eskalation in Jugoslawien beigetragen hat. Sie lieferte Waffen an die Konfliktparteien. Gerade bei friedenserhaltenden Einsätzen, für deren Durchführung außerdem die NATO als Militärbündnis grundsätzlich nicht geeignet ist, sollten u. E. grundsätzlich nicht diejenigen vor Ort beteiligt sein, die offensichtliche Eigeninteressen in der jeweiligen Region haben. Neben dem historischen Argument spricht auch dieses Argument gegen die Beteiligung der Bundeswehr. Daß die Bundesregierung sich überhaupt für die Übernahme eines militärischen statt eines zivilen Anteils an der Umsetzung von Dayton entschieden hat, diesen jetzt auch noch qualitativ und quantitativ ausweiten will, vermögen wir uns nicht über die Situation vor Ort zu erklären, zumal die Teilnahme der Bundeswehr auch für den Erfolg des militärischen Teils von Dayton nicht ausschlaggebend ist, sondern über innenpolitische Interessen der Bundesregierung, die Akzeptanz für eine veränderte Rolle des Militärs, eine allseitige Einsetzbarkeit der Bundeswehr zu erreichen. Den Friedensprozeß in Ex-Jugoslawien voranzubringen braucht unser Engagement. Die Bundeswehr ist dafür kein geeignetes Mittel, selbst der Verteidigungsminister schließt trotz des erweiterten Mandats den Zusammenbruch des Friedensprozesses nicht aus. Im Gegenteil: Er will heute schon die Zustimmung für einen Kampfeinsatz mit Panzern und Infanterie. Das zeigt deutlich: Das Defizit liegt im zivilen Bereich. Zivile politische Verantwortung an Militär zu delegieren führt allzu oft dazu, daß nur die militärische Logik übrigbleibt. Die zentrale Aufgabe, neue politische Gestaltungsräume auch in der Konfliktregelung zu erschließen, bleibt auf der Strecke. Für eine Unterstützung des Friedensprozesses in Ex-Jugoslawien das ganze zivile Gewicht der Bundesrepublik in die Waagschale zu werfen verpflichtet zuallererst dazu, nicht selbst noch zu einer Zuspitzung der schwierigen Situation durch Abschiebung von Bürgerkriegsflüchtlingen beizutragen. Es bedeutet aber auch, die wirtschaftliche Macht einzusetzen, das wache Interesse der Öffentlichkeit und des Bundestags auf die Unterstützung des Friedens auszurichten. Statt dessen hat die Bundesregierung bislang das Parlament nur mit der Situation in Bosien befaßt, wenn es um den Einsatz von Militär ging. Anlage 6 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Bemühungen zur Wiederherstellung der Demokratie in Nigeria - Drucksachen 13/4327, 13/4588 Nr. 3 - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zu Stand und Problemen der Implementierung des KSE-Vertrages, über die Ergebnisse der KSEÜberprüfungskonferenz und zu den weiteren Vorstellungen der Bundesregierung über neue Impulse für konventionelle Abrüstung und Rüstungskontrolle in Europa - Drucksachen 13/5488, 13/5655 Nr. 3 - Innenausschuß Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Abwicklung des Fonds für Wiedergutmachungsleistungen an jüdische Verfolgte - Drucksachen 13/8542, 13/265 Nr. 1.5 - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Abwicklung des Fonds für Wiedergutmachungsleistungen an jüdische Verfolgte - Drucksache 13/2394, 13/2643 Nr. 3 - Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/5555 Nr. 2.49 Drucksache 13/6152 Nr. 1.6 Finanzausschuß Drucksache 13/4921 Nr. 2.10 Drucksache 13/5056 Nr. 2.15 Drucksache 13/5295 Nr. 1.16 Drucksache 13/5555 Nr. 2.41 Drucksache 13/5555 Nr. 2.80 Drucksache 13/5555 Nr. 2.84 Drucksache 13/5555 Nr. 2.92 Drucksache 13/5555 Nr. 2.96 Drucksache 13/5687 Nr. 2.19 Drucksache 13/5687 Nr. 2.23 Drucksache 13/5687 Nr. 2.25 Drucksache 13/5687 Nr. 2.28 Drucksache 13/5837 Nr. 1.3 Drucksache 13/6152 Nr. 2.16 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/5295 Nr. 1.11 Drucksache 13/5555 Nr. 2.26 Drucksache 13/5555 Nr. 2.68 Drucksache 13/5687 Nr. 2.6 Drucksache 13/5687 Nr. 2.11 Drucksache 13/5687 Nr. 2.12 Drucksache 13/5687 Nr. 2.17 Drucksache 13/5687 Nr. 2.20 Drucksache 13/5687 Nr. 2.22 Drucksache 13/5687 Nr. 2.33 Drucksache 13/5687 Nr. 2.39 Drucksache 13/5837 Nr. 1.9 Drucksache 13/5837 Nr. 1.12 Drucksache 13/5837 Nr. 1.14 Drucksache 13/5837 Nr. 1.15 Drucksache 13/5837 Nr. 1.16 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 13/5555 Nr. 2.20 Drucksache 13/5687 Nr. 2.13 Drucksache 13/5687 Nr. 2.14 Drucksache 13/5687 Nr. 2.18 Drucksache 13/5687 Nr. 2.21 Drucksache 13/5687 Nr. 2.31 Drucksache 13/5687 Nr. 2.35 Drucksache 13/5687 Nr. 2.38 Drucksache 13/5687 Nr. 2.40 Drucksache 13/5687 Nr. 2.41 Drucksache 13/5866 Nr. 1.3 Drucksache 13/5866 Nr. 1.5 Drucksache 13/5866 Nr. 1.7 Drucksache 13/5866 Nr. 1.8 Drucksache 13/5866 Nr. 1.10 Drucksache 13/5866 Nr. 1.12 Drucksache 13/5866 Nr. 1.13 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 13/5687 Nr. 2.16 Drucksache 13/5866 Nr. 1.11 Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 13/5687 Nr. 2.32 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 13/5555 Nr. 2.14 Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus Drucksache 13/4466 Nr. 2.45 Drucksache 13/5056 Nr. 2.13
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    Rede von Dr. Karl-Heinz Hornhues


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Bevor ich zu meinem eigentlichen Redebeitrag komme, möchte ich als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses für die Berichterstatter im Auswärtigen Ausschuß den bereits schriftlich vorliegenden Bericht des Ausschusses auf Drucksache 13/6519 gemäß § 66 Abs. 1 Satz 2 der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages ergänzen und folgendes zu Protokoll geben:
    Die Bundesregierung hat heute morgen durch den Bundesminister des Auswärtigen dem Auswärtigen Ausschuß berichtet, daß der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen den Beschluß über das Mandat für die geplante Operation SFOR zur weiteren Absicherung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien gefaßt hat.
    Der Auswärtige Ausschuß hat im Einvernehmen mit dem Verteidigungsausschuß festgestellt, daß damit die Voraussetzungen gegeben sind, die in dem vorliegenden Antrag für den Einsatz der Truppen genannt worden sind. Die beiden Mandate, nämlich das Mandat des Sicherheitsrates der Vereinten Natio-

    Dr. Karl-Heinz Hornhues
    nen und das Mandat des NATO-Rates, liegen vor. Im übrigen hat der Auswärtige Ausschuß im Einvernehmen mit dem Verteidigungsausschuß zur Kenntnis genommen, daß die Bundesregierung die Abschnitte 3 und 4 ihres Antrages als gegenstandslos ansieht.
    Soweit meine Ausführungen für das Protokoll.
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich will vorab sagen: Wir sind außerordentlich froh, daß wir bereits heute morgen hier entscheiden können und daß dem Antrag der Bundesregierung mit - wie sich andeutet - großer Mehrheit zugestimmt wird.
    Ich darf eine Kleinigkeit anmerken, die nicht vergessen werden sollte: Es gehört zu den Denkwürdigkeiten und Besonderheiten dieser Vorgänge, daß der Resolutionsentwurf im Namen und im Auftrag der sogenannten Bosnien-Kontaktgruppe - dazu gehören u.a. die USA, Großbritannien und Deutschland - vom russischen Botschafter im Weltsicherheitsrat eingebracht worden ist. Die Tatsache, daß er diesen Antrag für uns gemeinsam eingebracht hat, sollte nicht übersehen und nicht vergessen werden. Dies ist ein positives Ereignis in diesem Zusammenhang.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Als wir vor einem Jahr über das Mandat für IFOR beraten haben, ahnten wir sicherlich, wie schwer es werden würde, die Vereinbarungen von Dayton im allgemeinen politischen Teil zu implementieren. Wir fürchteten aber auch - das schwang in der Debatte damals sehr mit und sollte nicht vergessen werden -, wie schwer der Einsatz auch für unsere Soldaten werden könnte. Ich kann mich sehr gut an die damalige Entscheidungslage erinnern, vor allem weil die persönliche Betroffenheit noch hinzukam. Um so zufriedener und glücklicher kann man heute feststellen, wie gut dieser Einsatz bisher verlaufen ist.
    Unsere Soldaten haben auch Glück gehabt. Sie haben ihre Aufgabe vorzüglich gelöst. Wir sollten aber angesichts dieser Tatsache und der Freude darüber, daß wir bei den deutschen Soldaten keinen Todesfall zu beklagen haben, nicht vergessen, daß die Bilanz von IFOR am 11. Dezember 1996 immerhin 269 Verletzte und 61 Tote umfaßte. Auch dies sollten wir heute morgen zur Kenntnis nehmen und dabei bedenken, was die internationale Gemeinschaft tut und versucht, um den Frieden in jener Region zu sichern.
    Wenn sich heute morgen hier ein so großer Konsens hinsichtlich der Notwendigkeit der weiteren militärischen Absicherung des Friedensprozesses abzeichnet, dann ist sicherlich vor allen Dingen eine Erkenntnis für viele von uns maßgeblich - viele von uns haben in den letzten Monaten Bosnien-Herzegowina besucht -, daß uns nämlich ohne SFOR, ohne eine weitere militärische Absicherung die Bilder von Srebrenica bereits morgen mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder eingeholt hätten. Deswegen fällt es einem zwar nicht leichter, jetzt zuzustimmen, aber angesichts der Lage, in der wir stehen, wird diese Notwendigkeit dann doch überzeugender.
    Ein Weiteres ist zu bedenken, daß wir uns nämlich bewußt sind, wohin wir unsere Soldaten schicken. Die Tatsache, daß es bisher militärisch so gut gelaufen ist, darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß das neue Mandat - für uns jedenfalls - eher problematischer und risikoreicher ist, vor allen Dingen auch deswegen, weil es länger dauert und im Laufe der Zeit das Risiko von Verlusten eher wächst.
    Deswegen ist es notwendig, uns deutlich vor Augen zu führen, um was es geht. Vor wenigen Tagen haben auf der London Peace Implementation Conference die Vertreter aller beteiligten Länder zusammengesessen - das sind die Nachbarländer, hinzu kommen Kroatien und Restjugoslawien, also alle am Prozeß Beteiligten - und haben einen Bericht erstellt. Dieser Bericht benennt zunächst auf einer Seite die Erfolge und umfaßt dann etwa 30 bis 40 Seiten, auf denen aufgelistet wird, was noch alles erledigt werden muß. Wenn man die Erfolgsbilanz des letzten Jahres heranzieht, dann ist festzustellen, daß im Kern ein nicht unwesentlicher, vielmehr entscheidender Punkt übrigbleibt. Hierzu steht in diesem Bericht - übersetzt -: Der Frieden hat erste Wurzeln geschlagen; in 1996 ist nämlich kein Bosnier bei militärischen Auseinandersetzungen zu Tode gekommen. - Der Preis auf unserer Seite war - ich habe das soeben nicht umsonst erwähnt - die Bilanz von IFOR: 61 Tote.
    In der Positivbilanz wird festgestellt, es hätten Wahlen stattgefunden. Von dem Kollegen Verheugen ist hier soeben zu Recht angemerkt worden, wie problematisch diese Wahlen letztlich zu sehen sind - ich will dies im einzelnen nicht vertiefend aufgreifen -, bis hin zu der Tatsache, daß am Ende der Wahlen Sieger dastanden, die nicht gerade geeignet sind, Konflikte zu lösen, da sie offensichtlich dazu gar nicht willens sind.
    Wir haben eine lange Liste von Problemen, deren Lösung noch ansteht, vor uns liegen: allein in den letzten beiden Wochen zahlreiche Verstöße gegen Menschenrechte; Vorfälle von „ethnischen Säuberungen"; die Zerstörung von Häusern; Angriffe auf zurückkehrende Flüchtlinge; das Nichtfassen von Kriegsverbrechern und die Tatsache, daß sie dort in aller Gemütlichkeit leben; die Tatsache, daß man sich nicht nur an Abrüstungsmaßnahmen vorbeimogelt, sondern Abrüstungsbemühungen absichtsvoll unterminiert; die Tatsache, daß von IFOR allein in den letzten Wochen zahlreiche Waffen, die illegal versteckt waren, zusammengetragen und vernichtet worden sind; die Minenfelder sind nicht geräumt.
    Die Bilanz ließe sich fortsetzen. Dies macht deutlich, welche Probleme noch vor uns liegen.
    Das Kernproblem ist vorhin schon beschrieben worden. Es besteht in der bedrückenden Erkenntnis, daß sich offensichtlich hauptsächlich die Fremden, die von außen kommen, die internationale Gemeinschaft, bisher die IFOR-Truppen, künftig die SFOR-
    Truppen, die vielen Vertreter der NGOs, die Vertreter von OSZE und UNO sowie der Europäischen Union, mit aller Kraft bemühen, dort Frieden zu schaffen und Frieden zu erhalten. Sie versuchen mit Gewalt, Frieden zu schaffen, während offensichtlich die politisch Hauptverantwortlichen eher darüber

    Dr. Karl-Heinz Hornhues
    nachdenken, wie man sich mit dem einen oder anderen Trick weitere Vorteile verschaffen kann. Dort soll der Frieden von außen importiert werden, während im Inneren so gut wie überhaupt kein Bemühen um Frieden, Versöhnung und Wiederaufbau vorhanden ist.
    Dies muß den Kroaten, Serben und Bosniern in den Gesprächen immer wieder entgegengehalten werden. Zwar ist die Masse der Verstöße wieder bei den Serben festzustellen, aber auch alle anderen sind wahrlich nicht frei von permanenter absichtsvoller Verletzung des Vertrages von Dayton. Dies alles läßt nichts Gutes ahnen.
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, dies macht deutlich, warum wir der weiteren Entsendung deutscher Truppen im Verbund mit den Alliierten - nicht leichten Herzens, sondern weil es notwendig ist - zustimmen. Die CDU/CSU stimmt dem Antrag der Bundesregierung zu. Wir werden gemeinsam mit unseren NATO-Partnern und mit den Soldaten anderer Länder versuchen, die Chance auf Frieden zu sichern, die es in Bosnien-Herzegowina gibt. Glücklicherweise gibt es auch Politiker - leider zu wenig -, die sich wirklich um Versöhnung und Aussöhnung bemühen. Wir richten die dringende Erwartung an die Politiker, die Verantwortung tragen, in BosnienHerzegowina nun endlich ihrerseits überzeugend darzulegen, daß auch sie Frieden, Ausgleich und Versöhnung wollen. Es kann nicht angehen und nicht so weitergehen, daß sie versuchen, sich mit Gewalt Vorteile zu verschaffen, und wir sie mit Gewalt zwingen müssen, friedlich zu sein. Dies kann auf Dauer keine Lösung des Problems und der Konflikte dort sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Es ist schon - auch ich möchte dies tun - all denjenigen gedankt worden, die sich bemüht haben. Ich möchte die vielen Kollegen in Ihr Gedächtnis rufen, die sich weit über ihr normales Mandat hinaus persönlich um den Frieden in diesem Gebiet bemüht haben: der Kollege Schwarz-Schilling in seiner Funktion als internationaler Vermittler,

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    der Kollege Duve, der Kollege Poppe. Es wären viele andere Kollegen zu nennen, die sehr persönlich engagiert immer wieder ihren Beitrag leisten.
    Ich möchte den Diplomaten danken. Ich habe selten so viele Diplomaten erlebt, die sich so weit über ihre Dienstpflichten hinaus engagiert haben, ob es unser Botschafter bzw. unsere Botschaft dort ist, ob es die Diplomaten sind, die beim Hohen Repräsentanten beschäftigt sind. Auch ihnen gilt es ebenso wie den Polizisten und all den anderen, die sich engagieren, herzlichst zu danken.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der F.D.P, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Der besondere Dank gilt natürlich den Soldaten von IFOR. Sie haben mit ihren Kollegen aus vielen
    Ländern überhaupt erst die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß man hoffen darf, daß es uns gemeinsam gelingt, Frieden in jener Region zu schaffen. Meine Fraktion und, wie ich glaube, wir alle wünschen den Soldaten von SFOR, die in den nächsten 18 Monaten mit einem nicht unproblematischen Mandat in eine nicht unproblematische Region gehen, daß sie heil und gesund zurückkehren.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. und der SPD)

    Es werden im Laufe dieser insgesamt 18 Monate knapp 15 000 Soldaten sein. Rund 15 000mal werden Verwandte, Eltern und Freunde hoffen und warten, daß sie gesund und wohlbehalten zurückkehren. Dies sei auch unser Wunsch für diese Soldaten.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der F.D.P. und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Fraktionsvorsitzende vom Bündnis 90/Die Grünen, Joseph Fischer.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Joseph Fischer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ein Jahr nach der begonnenen Umsetzung des Dayton-Friedensvertrages muß der Deutsche Bundestag heute über ein Nachfolgemandat beraten. Ein Jahr danach gilt es, die Umsetzung des Dayton-Friedensvertrages, den Einsatz von IFOR und die Implementierung des Friedens in Bosnien-Herzegowina, zu bewerten. Ein Jahr danach können wir Gott sei Dank feststellen, daß der IFOR-Einsatz ein Erfolg war, daß es zu einem Ende des Mordens, des Vertreibens, des Vergewaltigens und des Krieges in Bosnien gekommen ist.
    Aber ein Jahr danach müssen wir auch feststellen, daß es sich hierbei um nicht mehr als die Abwesenheit von Krieg handelt. Das ist sehr viel angesichts des Grauens, das in Bosnien über Jahre hinweg gewütet hat. Aber wir sind von einem Frieden dort noch sehr weit entfernt.
    Mit der Trennung der Konfliktparteien, mit der Durchsetzung des Nicht-mehr-Schießens, des Nichtmehr-Vertreibens und des Nicht-mehr-Vergewaltigens kann man feststellen, daß der Einsatz militärisch erfolgreich war. Aber bei der Durchsetzung des Friedens - meine Vorredner haben das hier bereits gesagt - sind wir von einem Erfolg weit entfernt.
    Darüber werden wir heute zu beraten haben, bevor ein neues Mandat zu beschließen ist. Aber lassen Sie mich auch für meine Fraktion all jenen danken, die sich für die Umsetzung des Dayton-Friedensvertrages engagiert und dabei teilweise ein nicht unerhebliches persönliches Risiko getragen haben: den Militärs, den Polizisten und den Diplomaten; an ihrer Spitze lassen Sie mich besonders Herrn Botschafter

    Joseph Fischer (Frankfurt)

    Michael Steiner hervorheben, der Herausragendes in Sarajevo leistet.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der F.D.P. sowie des Abg. Dr. Gregor Gysi [PDS])

    Lassen Sie mich aber auch den vielen zivilen Helfern, den engagierten Menschen in den Bosnien-Initiativen danken, die über Jahre hinweg selbstlos und freiwillig ihre Arbeit geleistet haben. Lassen Sie mich auch den vielen Menschen in den Flüchtlingsinitiativen in Bosnien, aber auch hier in Deutschland danken.

    (Beifall im ganzen Hause)

    Dayton hatte einen Konstruktionsfehler. Das war nicht die Schuld derer, die Dayton ausgehandelt haben, sondern es war nicht anders machbar. Mit am Verhandlungstisch saßen die Kriegstreiber, ja, die Kriegsverbrecher. Das Problem bei der Umsetzung des Friedens in Bosnien-Herzegowina ist, daß dieselben Mächte, die den Krieg wollten, dort heute noch das Sagen haben. Das ist der Konstruktionsfehler von Dayton.
    Deswegen stehen wir vor der Situation, heute über ein Nachfolgemandat beraten zu müssen, ein Mandat, das 18 Monate dauern soll. Wir fragen Sie aber, Herr Kinkel, und wir fragen all diejenigen, die dem heutigen Mandat zustimmen wollen: Werden wir in 18 Monaten auf Grund des Konstruktionsfehlers von Dayton erneut ein Mandat beschließen müssen? Was wird dann dieses Mandat sein? Wer wird es tragen?
    Herr Verheugen, es geht doch nicht darum, daß wir uns dafür aussprechen, den IFOR-Einsatz jetzt ersatzlos zu beenden, sondern wir sagen: Die NATO wird dieses Mandat auf Dauer nicht übernehmen können, das heißt wir werden in der Konsequenz ein UN-Mandat brauchen. Niemand von uns bestreitet das grauenhafte Scheitern von UNPROFOR. Nur, daß UNPROFOR gescheitert ist, hat vielleicht auch etwas mit der politischen Absicht derer im Sicherheitsrat zu tun, die die politische Verantwortung und die Verantwortung für die Ausstattung von UNPROFOR zu tragen haben.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Das heißt, wir sind uns völlig darüber im klaren, daß ein Beenden der militärischen Sicherung, der Umsetzung des Friedens und der Durchsetzung der zivilen Gesellschaft in Bosnien gegenwärtig nicht möglich ist. Deswegen plädieren wir dafür, möglichst schnell zu einem UN-Mandat nach Art. 6 zu kommen. Für den notwendigen Übergangszeitraum sprechen wir uns ohne Wenn und Aber für den notwendigen IFOR-Nachfolgeeinsatz mit Beteiligung der Bundeswehr aus. Dies müssen Sie zur Kenntnis nehmen, Herr Verheugen.

    (Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Dann müßt ihr heute ja sagen!)

    - Ich komme gleich zu dem, was Sie hier ansprechen. - Niemand spricht sich für einen Abzug aus;
    denn dies würde das schreckliche Risiko des Wiederaufflammens des Krieges mit sich bringen, und das muß unter allen Umständen verhindert werden.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Dennoch - nun komme ich zu Ihnen - werden wir dem Antrag der Bundesregierung nicht zustimmen. Ich möchte dies begründen.

    (Zuruf des Abg. Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU])

    - Herr Schäuble, wir haben gerade politisch klar unsere Unterstützung für das, was in Bosnien notwendig ist, ausgesprochen. Was mit uns jedoch nicht machbar ist, ist all das, was darüber hinausgeht.
    In den politischen Erklärungen vor allen Dingen des Verteidigungsministers, aber auch im Entwurf des Antrags der Bundesregierung - seien Sie mir nicht böse - wird im Zusammenhang mit dem Instrument des Bosnien-Mandats von Normalisierung, dem Wegfall aller historischen Beschränkungen und ähnlichem mehr gesprochen. Es ist einfach eine Tatsache, daß wir eine qualitative Ausdehnung des deutschen Beitrages vornehmen, die durch die Situation in Bosnien nicht erklärbar und nicht begründbar ist. Dagegen sprechen wir uns aus.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, wenn Sie tatsächlich an einem Konsens interessiert gewesen wären und wenn Ihre Argumentation richtig ist, daß Sie einen einheitlichen multiethnischen Staat in Bosnien wollen, dann frage ich Sie: Warum haben wir uns nicht schon längst auf einen zivilen Friedensdienst geeinigt, der jetzt bei der freiwilligen Rückkehr der Flüchtlinge, aber auch beim Abbau des Konfliktpotentials in Bosnien eine wichtige Funktion hätte?

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Ich frage Sie: Reden Sie nicht mit gespaltener Zunge

    (Lachen und Widerspruch bei der CDU/ CSU und der F.D.P.)

    - das richtet sich auch an Herrn Verheugen -,

    (Lachen und Widerspruch bei der SPD)

    wenn Sie sich auf der einen Seite für ein multiethnisches Bosnien aussprechen und auf der anderen Seite mit Ihrer zwangsweisen Rückführung der Flüchtlinge die ethnischen Säuberungen in Bosnien letztendlich akzeptieren und auch entsprechend legitimieren?

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Rolf Kutzmutz [PDS])

    Wenn Sie mit einem einheitlichen multiethnischen Bosnien Ernst machen wollen, dann dürfen Sie an dieser Politik, an der zwangsweisen Rückführung der Flüchtlinge, nicht festhalten.

    (Beifall der Abg. Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Joseph Fischer (Frankfurt)

    Sie ist unmoralisch und schäbig. Schlimmer noch: Darüber hinaus zementiert sie die ethnische Teilung und die Spaltung Bosniens mit fatalen Konsequenzen für die Zukunft.

    (Zuruf von der F.D.P.: Stimmen Sie jetzt zu?!)

    Meine Damen und Herren, ein weiterer Punkt, den ich hier anmerken möchte:

    (Ulrich Irmer [F.D.P.]: Eiertanz!)

    Herr Kinkel, die Regierung muß sich verstärkt für die Unterstützung oppositioneller Kräfte einsetzen. Dies gilt für Belgrad, für Bosnien, aber auch für Kroatien.
    Wenn ich in der Zeitung lesen muß, daß Herr Tudjman einen gesuchten Kriegsverbrecher mit einem Orden auszeichnet, dann frage ich Sie: Was muß denn noch alles passieren, bevor Sie endlich zu einer Überprüfung Ihrer Kroatien-Politik kommen?

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    In der Kriegsverbrecherfrage stimmen wir Ihnen nachdrücklich zu. In der Abrüstungsfrage müssen wir verstärkt Initiativen unternehmen. Es darf nicht zu Aufrüstungsschritten in dieser Region kommen.
    Wenn wir es aber nicht schaffen, meine Damen und Herren, daß die demokratische Opposition in Bosnien, in Kroatien, in Belgrad, in Serbien endlich in die Vorhand kommt, dann werden wir das dauerhafte Konfliktpotential nicht loswerden. Dann wird es zu einem dauerhaften Mandat mit ungewissem Ausgang und erheblichen Risiken kommen. Deswegen ist es wichtig, daß die internationale Staatengemeinschaft - an ihrer Spitze die Bundesregierung - die Unterstützung der demokratischen Opposition zum Hauptinhalt ihrer zukünftigen Politik in Kroatien, Serbien und Bosnien-Herzegowina macht.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Heinrich Graf von Einsiedel [PDS])

    Meine Damen und Herren, auch wenn wir dem Mandat für SFOR nicht zustimmen können, verbindet uns die Hoffnung auf Frieden und die Erkenntnis, daß dieser Frieden weiterhin militärisch abgesichert werden muß. Lassen Sie mich mit den Worten schließen: Auch wenn wir, Herr Außenminister, Herr Verteidigungsminister, diesem Mandat nicht zustimmen können, wünschen wir allen beteiligten Soldaten eine gesunde Heimkehr und endlich einen Erfolg des Friedens.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS Michael Glos [CDU/CSU]: Herr Fischer, das war sehr billig! Weiterer Zuruf von der CDU/ CSU: So etwas Scheinheiliges!)