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    Plenarprotokoll 13/142 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 142. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1996 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 12805 A Nachträgliche Ausschußüberweisung . 12805 B Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksachen 13/5200, 13/5836) 12805 C in Verbindung mit Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft (Drucksachen 13/6009, 13/6025) . . . 12805 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1997 (ERP- Wirtschaftsplangesetz 1997) (Drucksachen 13/5741, 13/6117) 12809 D Wolfgang Thierse SPD 12806 A Ernst Hinsken CDU/CSU 12808 B, C, 12819 C, 12822 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. .12810A, B Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 12811 D Ernst Schwanhold SPD 12813 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12814D, 12827 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. 12817 D, 12838 A Edelgard Bulmahn SPD 12818 D Jürgen Koppelin F.D.P. 12819 B Rolf Kutzmutz PDS 12821 D Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 12824 A, 12828 B Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . 12824 C Anke Fuchs (Köln) SPD 12825 B Manfred Hampel SPD 12828 D Gunnar Uldall CDU/CSU 12831 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12833B, D Ernst Schwanhold SPD . 12834 C, 12837 B, 12838 C Ernst Hinsken CDU/CSU 12837 A Dr. Hermann Pohler CDU/CSU 12839 B Manfred Hampel SPD 12840 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 12840 C Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (Drucksachen 13/6021, 13/6025) . . 12842 B Dieter Schanz SPD 12842 B Steffen Kampeter CDU/CSU 12845 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12849 A Jürgen Koppelin F.D.P 12851 B Doris Odendahl SPD . . . . 12852 D, 12856 C Dr. Ludwig Elm PDS 12854 B Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 12855 D Jörg Tauss SPD 12858 D Edelgard Bulmahn SPD 12859 A Christian Lenzer CDU/CSU 12861 C Edelgard Bulmahn SPD 12862 D Tagesordnungspunkt III: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Antrag der Abgeordneten Michael Müller (Düsseldorf), Ernst Schwanhold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Informationspflicht der Chemischen Industrie über Zwischenprodukte (Drucksache 13/3787) 12865 C b) Antrag der Abgeordneten Dr. Liesel Hartenstein, Ulrike Mehl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Kennzeichnung von Holz und Holzprodukten (Drucksache 13/5212) 12865 C c) Antrag der Abgeordneten Heidemarie Wieczorek-Zeul, Dr. Eckhart Pick, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Sicherstellung der Realisierung des Abzweigs Mainz/ Wiesbaden der ICE-Trasse KölnRhein/Main (Drucksache 13/6096) . 12865 D d) Antrag der Abgeordneten Gunter Weißgerber, Dr. Eberhard Brecht, weiterer Abgeordneter und der Fraktionen der SPD: Gemeinschaftliche Finanzierung eines Neubaus des Museums der Bildenden Künste in Leipzig (Drucksache 13/6114) . . . 12865 D e) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die künftige Gestaltung der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" hier: Rahmenplan 1997 bis 2000 (Drucksache 13/5562) 12866 A Tagesordnungspunkt IV: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europa-Mittelmeer-Abkommen vom 17. Juli 1995 zur Gründung einer Assoziation zwischen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Tunesischen Republik andererseits (Drucksachen 13/4790, 13/6095) 12866 A b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Änderung vom 31. August 1995 des Übereinkommens über die Internationale Fernmeldesatellitenorganisation „INTELSAT" (Drucksachen 13/5719, 13/6118) 12866 B c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Änderung vom 18. Mai 1995 des Übereinkommens zur Gründung der Europäischen Fernmeldesatellitenorganisation „EUTELSAT" (Drucksachen 13/5716, 13/6119) 12866 C d) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Mehl, Michael Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Beendigung der Waffenerprobung und Schießübungen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (Drucksachen 13/1391, 13/5053) 12866 D e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Mehl, Michael Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Notwendige Naturschutzmaßnahmen im europäischen Naturschutzjahr 1995 (Drucksachen 13/1350, 13/5054) 12867 A f) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Geänderter Vorschlag für eine Entscheidung des Rates für das vierte mittelfristige Aktionsprogramm der Gemeinschaft für die Chancengleichheit von Frauen und Männern (1996-2000) (Drucksachen 13/3938 Nr. 2.32, 13/4773) 12867 B g) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Haushaltsführung 1996; Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 23 02 Titel 836 02 - Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Kapital der Internationalen Entwicklungsorganisationen (IDA) - (Drucksachen 13/5712, 13/5844 Nr. 2, 13/6049) . . 12867 B h) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 11 - Erstattung des Sozialzuschlags für Rentenempfän- ger in den neuen Ländern (einschl. ehemaliges Ost-Berlin) (Drucksachen 13/5658, 13/5770 Nr. 3, 13/6068) . . 12867 C i) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 159 zu Petitionen (Drucksache 13/6116) 12867 D Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 13/6011, 13/6025) 12867 D Dr. Konstanze Wegner SPD 12868 A Andreas Storm CDU/CSU 12869 D Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 12870 C Peter Dreßen SPD . . . 12871B, 12877C, 12878 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12873 C Dr. Gisela Babel F.D.P 12875 D Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12878 B Konrad Gilges SPD 12879 A, 12892 D Dr. Heidi Knake-Werner PDS 12879 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 12881 C Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 12882 A Dr. Gisela Babel F.D.P. 12884 B Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12885 D Ottmar Schreiner SPD 12886 B Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 12889 D Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 13/6016, 13/6025) 12892 D in Verbindung mit Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Dietmar Schütz (Oldenburg), Eckart Kuhlwein, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: UmweltAudit in Bundesministerien und -behörden (Drucksachen 13/2417, 13/4023) 12892 D Eckart Kuhlwein SPD 12893 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 12894 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12897 A Birgit Homburger F.D.P. . . . . 12898 C, 12904 B Rolf Köhne PDS 12899 A Eva Bulling-Schröter PDS 12901 B Ulrike Mehl SPD 12902 A, 12904 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 12904 D Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr (Drucksachen 13/6012, 13/6025) . . . 12908 A Hans-Georg Wagner SPD 12908 A Bartholomäus Kalb CDU/CSU . 12910 B, 12919 D Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . 12911 D, 12922 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12913 A Horst Friedrich F.D.P. 12914 C Dr. Winfried Wolf PDS 12916 A Konrad Kunick SPD 12917 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12919 B Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 12920 B, 12923 D Dr. Winfried Wolf PDS 12921 B Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12922 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12923 D Einzelplan 25 Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 13/6020, 13/6025) 12925 A Dr. Rolf Niese SPD 12925 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 12927 D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12930B, 12932 B Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . . . 12931 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 12932 D Klaus-Jürgen Warnick PDS 12934 B Otto Reschke SPD 12935 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 12936 C Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 12937 B Achim Großmann SPD 12939 B Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12939 C Haushaltsgesetz 1997 (Drucksachen 13/6026, 13/6027) . . . 12941 A Dr. Christa Luft PDS (Erklärung nach § 31 GO) 12941 C Joachim Hörster CDU/CSU (zur GO) . 12942 A Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksachen 13/5201, 13/5836, 13/6028) . . . 12942 C Nächste Sitzung 12942 C Berichtigung 12942 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12943* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zum Haushaltsgesetz 1997, hier: Einzelplan 06 - Bundesministerium des Innern -, zu dem Antrag: Vergütung der Mitglieder der Unabhängigen Kommission zur Überprüfung des Vermögens der Parteien und Massenorganisationen der DDR beim Bundesministerium des Innern sowie zu Einzelplan 33 - Versorgung - Dr. Guido Westerwelle F.D.P. . . . . . . 12943* C Anlage 3 Aufgrund eines technischen Fehlers bei der elektronischen Übermittlung ist der Redebeitrag des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) im Stenographischen Bericht über die 141. Sitzung, Seiten 12768 A bis 12770 C, nicht in der vom Redner autorisierten Fassung gedruckt worden. Aus diesem Grunde wird im folgenden die vom Redner gemäß § 118 GOBT korrigierte Fassung wiedergegeben 12944*C 142. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1996 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 141. Sitzung, Seite 12790 B: In der vierten Zeile nach dem Zuruf des Abgeordneten Dr. Guido Westerwelle ist statt „Handelverlesene" „Handverlesene" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 28. 11. 96 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 28. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 28. 11. 96 Fischer (Berlin), BÜNDNIS 28. 11.96 Andrea 90/DIE GRÜNEN Frick, Gisela F.D.P. 28. 11. 96 Gysi, Andrea PDS 28. 11. 96 Krautscheid, CDU/CSU 28.11.96 Andreas Krüger, Thomas SPD 28. 11. 96 Lehn, Waltraud SPD 28. 11. 96 Lemke, Steffi BÜNDNIS 28. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Rauber, Helmut CDU/CSU 28. 11. 96 Rupprecht, SPD 28.11.96 Marlene Dr. Schäfer, SPD 28. 11. 96 Hansjörg Scherhag, CDU/CSU 28.11.96 Karl-Heinz Dr. Schuchardt, CDU/CDU 28. 11. 96 Erika Schumann, Ilse SPD 28. 11. 96 Tippach, Steffen PDS 28. 11. 96 Tröger, Gottfried CDU/CSU 28. 11. 96 Vosen, Josef SPD 28. 11. 96 Wallow, Hans SPD 28. 11. 96 Wieczorek (Duisburg), SPD 28. 11. 96 Helmut Wiefelspütz, Dieter SPD 28. 11. 96 Wittich, Berthold SPD 28. 11. 96 Wohlleben, Verena SPD 28. 11. 96 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 28. 11. 96 Margareta 90/DIE GRÜNEN Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zum Haushaltsgesetz 1997, hier: Einzelplan 06 - Bundesministerium des Innern -, zu dem Antrag: Vergütung der Mitglieder der Unabhängigen Kommission zur Überprüfung des Vermögens der Parteien und Massenorganisationen der DDR beim Bundesministerium des Innern sowie zu Einzelplan 33 - Versorgung -*) Dr. Guido Westerwelle (F.D.P.): Viel stärker als die volkswirtschaftlichen Leistungen sind die Personalausgaben unseres Staates angestiegen: Bei Bund, Ländern und Gemeinden waren es 1970 noch 61,5 Milliarden DM, heute sind es bereits 350 Milliarden DM. Den Löwenanteil bei der Explosion der Personalausgaben steuern mit 191 Milliarden DM die Bundesländer bei. Die Personalausgaben machen inzwischen ca. 10 Prozent, also fast ein Drittel der Gesamtausgaben der Gebietskörperschaften aus. Wenn der Staat so weitermacht, wird er sich selbst lahmlegen. Jedem Problem wird in Deutschland ein Paragraph hinterhergeworfen. Unabhängige Gutachter schätzen die jährlichen Bürokratiekosten für die Wirtschaft auf 60 Milliarden DM. Die F.D.P. begrüßt die Bestrebungen der Bundesregierung, mit einem Bürokratiekosten-TÜV die Belastungen für die Wirtschaft zu verringern. Ziel muß es sein, die Bürokratiekosten in drei Jahren um 20 Prozent zu reduzieren. Der Wissenschaftliche Beirat des Bundesministeriums für Wirtschaft hat der Politik einen deutlichen Hinweis gegeben. In seinem Gutachten weist er darauf hin, daß heute ein Prozent weniger Staat bedeuten würde, daß auch mehr als 34 Milliarden DM weniger ausgegeben werden. Dagegen läuft bei der Opposition immer noch der Wettbewerb der Ausdehnung der Staatstätigkeit. Der Deutsche Gewerkschaftsbund verlangt nur die sozialregulierte Marktwirtschaft, damit ebenso wie die Opposition mehr Staatstätigkeit, mehr Verregelung und mehr Verriegelung. Der Hinweis in der Debatte, die Koalition würde bei einer Reform des öffentlichen Dienstrechts die Möglichkeiten für Teilzeitarbeit nicht schaffen, ist sachlich nicht begründet. Der Opposition und insbesondere dem saarländischen Ministerpräsidenten ist zu empfehlen, die Drucksache 13/3994 zu studieren. In § 44 a BRRG ist ausdrücklich enthalten, daß durch Gesetz bestimmt werden kann, daß Beamten mit Dienstbezügen auf Antrag Teilzeitbeschäftigung bis zur Hälfte der regelmäßigen Arbeitszeit bis zur jeweils beantragten Dauer bewilligt werden kann, soweit dienstliche Belange nicht entgegenstehen. *) Vergleiche 141. Sitzung, Seite 12792 D, vorletzter Absatz Zur inneren Sicherheit: Die Koalition hat dafür gesorgt, daß in den letzten Jahren das Gesetz zur Bekämpfung des illegalen Rauschgifthandels und anderer Erscheinungsformen der organisierten Kriminalität, das Geldwäschegesetz und das Verbrechensbekämpfungsgesetz verabschiedet worden sind. Insbesondere das Gesetz zur sogenannten Hauptverhandlungshaft ist ein Beitrag zur inneren Sicherheit und darf von den SPD-Ländern nicht länger blockiert werden. Auf frischer Tat Betroffene können danach vorläufig festgenommen werden, wenn eine Entscheidung im beschleunigten Verfahren zu erwarten und zu befürchten ist, daß der Festgenommene der Hauptverhandlung fernbleiben wird. Ein auf frischer Tat Betroffener kann unter den genannten Gründen für höchstens eine Woche in Haft genommen werden. Die Durchführung der Hauptverhandlungshaft muß innerhalb dieser Woche zu erwarten sein. Die Hauptverhandlungshaft wird von einem Richter angeordnet und nicht von der Polizei. Der anordnende Richter soll derselbe sein, der für die Durchführung des beschleunigten Verfahrens zuständig ist. Damit ist das Gesetz nicht nur effizient, sondern auch rechtsstaatlich vernünftig. Wer dagegen selbst, wie die grüne Abgeordnete Elisabeth Altmann und die PDS-Abgeordnete Eva Bulling-Schröter, öffentlich zu Gewalt gegen Sachen aufruft, wie es in diesem Jahr geschehen ist, ist nicht geeignet, sich als Vertreter des Rechtsstaates zu präsentieren. Wer Gewalt gegen Sachen predigt, fordert das Faustrecht und stellt sich damit außerhalb einer rechtsstaatlichen Werteordnung. Zur Staatsangehörigkeitspolitik: Die Integration der ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ist die zentrale gesellschaftspolitische Reformaufgabe der nächsten Jahre. Das geltende Staatsangehörigkeitsrecht führt dazu, daß in Deutschland immer mehr Menschen leben, die hier geboren und aufgewachsen sind, die in Deutschland zur Schule gehen und bei uns Beiträge zur Sozialversicherung zahlen und trotzdem rechtlich Fremde bleiben. Wir Freien Demokraten wollen dagegen ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht, das den hier geborenen Kindern von ausländischen Eltern, die hier seit Jahrzehnten leben, die Chance gibt, als Deutsche integriert aufzuwachsen. Diese Kinder sprechen Deutsch und die Sprache ihrer Eltern allenfalls mit einem deutschen Akzent. Jeder weiß, daß sie hier immer leben werden. Es läuft den Interessen unseres eigenen Landes zuwider, wenn man die hier geborenen Kinder mit einem ausländischen Bewußtsein groß werden läßt, anstatt ihnen eine inländische Identität von Anfang an zu vermitteln. Die F.D.P. appelliert an alle Teile dieses Hauses, nicht nur im Interesse dieser Kinder, sondern auch im Interesse unseres Landes bei der Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts mitzuwirken. Die F.D.P. begrüßt insbesondere auch die in jüngster Zeit entstandene Bewegung innerhalb der Union in dieser Frage. Anlage 3 Aufgrund eines technischen Fehlers bei der elektronischen Übermittlung ist der Redebeitrag des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) im Stenographischen Bericht über die 141. Sitzung, Seiten 12768 A bis 12770 C, nicht in der vom Redner autorisierten Fassung gedruckt worden. Aus diesem Grunde wird im folgenden die vom Redner gemäß § 118 GOBT korrigierte Fassung wiedergegeben: Manfred Kolbe (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gemessen am Gesamtvolumen des Bundeshaushalts mit 440 Milliarden DM sind der Einzelplan 07 des Geschäftsbereichs des Bundesministeriums der Justiz mit einem Haushaltsvolumen von rund 0,7 Milliarden DM und der Einzelplan 19 des Bundesverfassungsgerichts mit einem Ausgabevolumen von 0,03 Milliarden relativ bescheidene Einzelhaushalte. In diesen Bereichen können wir also nicht die Milliardeneinsparungen erzielen, die wir zur Haushaltskonsolidierung brauchen. Dennoch trägt auch der Justizhaushalt zur Haushaltskonsolidierung bei. Zwar steigen die Ausgaben des Einzelplans 07 1997 um 1,1 Prozent, während bekanntermaßen die Ausgaben im Gesamtbundeshaushalt um 2,5 Prozent zurückgehen. Diese Diskrepanz läßt sich jedoch leicht erklären: Gegenüber den Ansätzen der Finanzplanung bleiben wir in diesem Haushalt um 11,1 Prozent zurück. Außerdem beruht die Ausgabensteigerung allein auf den gestiegenen Investitionen von rund 10 Millionen DM, während die Personalausgaben um 1,7 Prozent zurückgehen. Die Ausgabensteigerung bei den Zuweisungen ist allein darauf zurückzuführen, daß 16 Millionen DM, wie es Kollege Weißgerber schon erwähnt hat, für die Schadenersatzforderungen wegen der verspäteten Umsetzung der EG-Pauschalreiserichtlinie in nationales Recht auf Grund des Urteils des Europäischen Gerichtshofs zu veranschlagen sind, eine Summe, für die nicht der Einzelplan 07 verantwortlich ist, sondern die dort nur technisch veranschlagt wird. Auch im Einzelplan 07 sparen wir beim Personal und steigern die Investitionen. Die Struktur stimmt also. Schließlich ist noch hervorzuheben, daß sich der Justizhaushalt zu 53 Prozent selber deckt. Frau Karwatzki, wäre das überall so, wäre es das reinste Vergnügen, Finanzminister zu werden. Das ist aber leider nicht überall so wie im Einzelplan 07. (Parl. Staatssekretärin Irmgard Karwatzki: Schade!) Einige allgemeine finanzpolitische Probleme schlagen sich auch in diesem relativ kleinen Einzelhaushalt nieder. Da haben wir als erstes die Problematik der steigenden internationalen Beitragslasten der Bundesrepublik Deutschland. Diese Beitragslasten werden auch durch die vielfach kritisierten hohen und steuerfreien Gehälter bei internationalen Organisationen mitverursacht. Diese Gehälter will ich hier nicht weiter ansprechen. Mir geht es um die Ver- sorgungsbezüge, weil sich diese im Einzelplan niederschlagen. Denn die Steuerfreiheit gilt zwar nicht für Versorgungsbezüge, aber Art. 42 der Versorgungsordnung des Europäischen Patentamtes, um das es hier geht, bestimmt, daß die Versorgungsempfänger von ihrem Sitzstaat 50 Prozent der Steuer erstattet bekommen, die sie zunächst zu zahlen haben. Die Versorgungsempfänger europäischer Organisationen werden also bessergestellt als andere. Diese Beträge summieren sich. Waren 1993 noch lediglich 160 000 DM für die hälftige Steuererstattung an deutsche Versorgungsempfänger des Europäischen Patentamts auszugeben, so ist für 1997 bereits der vierfache Betrag, also 690 000 DM, veranschlagt. Diese Problematik müssen wir einmal in einem größeren Rahmen angehen. Sie kann nicht isoliert im Einzelplan des Justizministeriums gelöst werden. Wir machen uns ja Gedanken über eine große Steuerreform. Kerngedanke dabei ist die niedrigere Belastung bei gleichzeitiger Verbreiterung der Bemessungsgrundlage. Es ist natürlich zu fragen, ob diese Steuerfreiheiten dann noch ihren Sinn haben. Sie sind meines Erachtens nicht mehr zeitgemäß. Hier können wir als Deutsche nicht allein handeln. Wir müssen international koordiniert vorgehen. Ich glaube aber, daß der amerikanische Kongreßabgeordnete das ähnlich wie wir sehen dürfte. Wir alle würden dadurch bei den Beiträgen entlastet. Diese Initiative sollten wir aufgreifen. Das ist auch im Berichterstattergespräch so vereinbart worden. Erfreulich, was den internationalen Bereich betrifft, ist, daß im Oktober die erste große UN-Institution in Deutschland ihren Sitz genommen hat. Nach fast einem Vierteljahrhundert Vorbereitung sind am 17. Oktober 1996 die 21 Richter am Internationalen Seegerichtshof in Hamburg in Ihrer Anwesenheit, Herr Minister, und Ihrer, Herr Staatssekretär Funke - Sie kommen ja aus Hamburg -, sowie in Anwesenheit des UN-Generalsekretärs vereidigt und der Grundstein des Gerichtsgebäudes gelegt worden. Das Gerichtsgebäude wird den Bundeshaushalt 123 Millionen DM kosten. 80 Prozent davon trägt der Bund, 20 Prozent das Land Hamburg. Das alles geht auf die 1973 einberufene 3. Seerechtskonferenz zurück, die Hamburg in den 80er Jahren als Sitz auserkor. Auch von hier aus möchte ich dem Internationalen Seegerichtshof, also der ersten größeren UN- Organisation, die in Deutschland ihren Sitz hat, eine gute Arbeit wünschen. (Beifall des Abg. Detlef Kleinert [Hannover] [F.D.P.]) Ein zweites finanzpolitisches Thema schlägt sich in diesem Bundeshaushalt nieder. Das ist das härter werdende Bund-Länder-Verhältnis, das, wenn auch in kleinen Beträgen, seinen Niederschlag auch im Justizhaushalt findet. Ich spreche hier das Servicebüro der Deutschen Bewährungshilfe e. V. für den Täter-Opfer-Ausgleich in Bonn an. Kollege Weißgerber hat auch schon darüber gesprochen. Alle Fraktionen dieses Hauses unterstützen die Arbeit dieses Servicebüros. Nur muß man sich einmal dessen Geschichte vergegenwärtigen: Das Servicebüro hat 1992 seine Arbeit aufgenommen. Der Bund hat die Anschubfinanzierung vier Jahre lang alleine erbracht. Ab 1996 haben wir dann im Haushaltsausschuß gesagt: Bund und Länder finanzieren das Servicebüro jeweils zur Hälfte, da die Justiz nach der Kompetenzverteilung unseres Grundgesetzes nun einmal überwiegend Ländersache ist. Wir haben deshalb den hälftigen Betrag in den Bundeshaushalt eingestellt, ihn aber gesperrt. Mühsam konnten im Laufe des Jahres 1996 zweimal 50 000 DM bei den Ländern eingesammelt werden. Der Bund hat die entsprechenden Beträge entsperrt. 1997 geht das Gezerre weiter. Der Bund hat seinen Anteil in Höhe von 150 000 DM aufgestellt, aber wiederum mit einer Sperre versehen. Wir warten auf eine Verwaltungsvereinbarung mit den Ländern über die Mitfinanzierung in gleicher Höhe. Der Vorsitzende des Rechtsausschusses, Kollege Horst Eylmann, hat alle Landesregierungen angeschrieben. Ich hoffe, daß es von dort eine positive Reaktion gibt. Bisher sind die Zeichen nicht so ermutigend, die überwiegende Anzahl der Länder hat bisher ihre Mitwirkung verweigert. Herr Kollege Weißgerber, ich erwähne das Saarland nicht immer, weil es das Saarland ist, sondern weil es dort, ich sage es als Beispiel, um ganze 1 935 DM geht. Das ist für jeden Privatbürger viel Geld, aber haushaltspolitisch gesehen ein doch relativ bescheidener Betrag, eine Geste, die man meines Erachtens zugunsten des Täter- Opfer-Ausgleichs erbringen könnte. (Zuruf von der SPD: Wieviel ist das denn bei Bayern?) - Bayern ist ebenfalls zurückhaltend. Aber die Einflußmöglichkeiten eines sächsischen CDU-Bundestagsabgeordneten auf die Bayerische Staatsregierung sind relativ begrenzt. (Lachen bei der SPD) Herr Beck, was Hessen betrifft, so hatten Sie letztes Jahr zugesagt, Ihren Kollegen Rupert von Plottnitz anzurufen. Der Anruf hat offenbar bisher noch nicht geklappt; denn Hessen steht auch noch in der konditionierten Verweigererliste; das heißt, Hessen zahlt erst, wenn alle zahlen. Auch dort versteckt man sich also erst einmal. Ich hoffe, daß wir hier vorankommen. Warum der Bund keine Länderaufgaben alleine bezahlen kann, möchte ich anhand von ein paar Zahlen erklären. 1966, also vor 30 Jahren, standen 55 Prozent der Steuereinnahmen dem Bund zu, 31 Prozent den Ländern. Heute, 30 Jahre später, haben wir fast einen Gleichstand: 42 Prozent Bund, 41 Prozent Länder. Die Einnahmeposition des Bundes hat sich also gegenüber den Ländern verschlechtert. Dann muß der Bund auch darauf dringen, daß die Länder im Justizbereich, bei dem es sich um eine primäre Landesaufgabe handelt, ihren Beitrag erbringen. Mit diesem Justizhaushalt gehen wir weitere Schritte in Richtung Vollendung der deutschen Einheit. Einer der wichtigsten Schritte zur Vollendung der deutschen Einheit ist die Verlegung des Sitzes von Bundesgerichten und -behörden in die östlichen Bundesländer. Herr Bundesjustizminister, kaum ein Ressort hat diese Aufgabe so ernst genommen wie das Justizministerium. Dafür auch meinerseits herzlichen Dank. Die Mühlen der Justiz mahlen angeblich immer langsam, aber hier ist die Justiz Vorreiter. (Beifall des Abg. Detlef Kleinert [Hannover] [F.D.P.]) Das Bundesverwaltungsgericht wird seinen Sitz in Leipzig nehmen, das Bundesarbeitsgericht in Erfurt. Am schnellsten kommt jedoch die Verlagerung des 5. Strafsenats von Berlin nach Leipzig voran. Dieser wird bereits 1997 seine Arbeit in Leipzig aufnehmen. Das wird ein historischer Augenblick sein. Es ist die erste oberste Bundeseinrichtung, die ihre Arbeit in den östlichen Bundesländern außerhalb Berlins aufnimmt. Das Grundkonzept der Föderalismuskommission war, daß Karlsruhe und Leipzig die beiden wichtigen Residenzen des Rechts im wiedervereinigten Deutschland sein sollen: Karlsruhe mit dem Bundesverfassungsgericht und dem weitaus größeren Teil des Bundesgerichtshofs, Leipzig mit dem Bundesverwaltungsgericht und zunächst einem Strafsenat des Bundesgerichtshofs. Sofern die größer gewordene Einwohnerzahl im wiedervereinigten Deutschland - es sind knapp 20 Millionen Einwohner mehr und leider begehen auch diese hin und wieder Straftaten - oder prozessive neue Senate erforderlich macht, werden neue Senate in Leipzig eingerichtet. (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Erfurt haben Sie vergessen!) Diese Zuwachsklausel der Föderalismuskommission ist damals, 1992, lange diskutiert - Herr Minister, ich war selber Mitglied der Föderalismuskommission - und in vollem Bewußtsein der Tragweite dieser Entscheidung beschlossen worden. Man war sich also ganz genau im klaren, was man da beschließt. Deshalb kann man meines Erachtens jetzt nicht mehr, wie ich das gelegentlich höre, aus Praktikabilitätsgründen diese Zuwachsklausel in Frage stellen, ohne auch die gesamte Sitzentscheidung in Frage zu stellen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch die ehemalige Reichsgerichtsbibliothek ansprechen. 320 000 Bände umfaßte diese Bibliothek. Es war die bedeutendste juristische Bibliothek der Welt; weltberühmt vor allen Dingen die Handschriften und Druckwerke von vor 1800. Dort war der Erstdruck der „Summa Azonis" des Azo von Bologna von 1210, des „Sachsenspiegel", des „Schwabenspiegel". Die ältesten deutschen Strafgesetzbücher sind dort vorhanden, die Bambergische Halsgerichtsordnung, die Brandenburgische Halsgerichtsordnung oder die Peinliche Halsgerichtsordnung, die „Constitutio Criminalis Carolina" von 1532. Wenn man sich diese Handschriften und den von dort ausgehenden Horror betrachtet, der im „Hexenhammer" gipfelt und die Verfolgung der Hexen beschreibt, dann kann man kaum glauben, daß diese Teile der Bibliothek noch heute, Herr Minister, für die praktische Arbeit der Richter benötigt werden. Mit meinem Verständnis von liberaler Rechtspolitik deckt sich der „Hexenhammer" nicht. Das erlaube ich mir auch als Christdemokrat zu sagen. (Zurufe von der SPD) »Es handelt sich vielmehr um kunsthistorische Gegenstände, die nicht für die tägliche Arbeit benötigt werden. Diese kunsthistorischen Gegenstände gehören wieder an den Ort, wo sie zusammengetragen worden sind: nach Leipzig. (Dr. Uwe-Jens Heuer [PDS]: Sehr gut!) Lassen Sie mich zum Schluß noch auf die Rechtsangleichung im wiedervereinigten Deutschland eingehen, die wir in den letzten sieben Jahren erreicht haben. Ich denke nur an die Problematik der Eigenheime, Sachenrechtsbereinigungsgesetz, ein Kapitel von ganz grundlegender Bedeutung für Hunderttausende von Menschen, die dort in ihrer Existenz betroffen sind. Wir haben mit dem Sachenrechtsbereinigungsgesetz eine sehr pragmatische Lösung geschaffen, die die Menschen befriedigt. Und das Schönste am Sachenrechtsbereinigungsgesetz ist: Dieses Gesetz kommt im strittigen Verfahren kaum zur Anwendung, weil es als freiwillige Vertragsgrundlage akzeptiert wird. Genau diesen Weg, praktikable Regelungen zu finden, Herr Minister, müssen wir auch in anderen Bereichen - etwa beim Nutzerschutz - gehen. Ich denke nur an die Konkurrenz zwischen Vermögensrecht und Zivilrecht, bzw. Restitutionsanspruch und Grundbuchberichtigungsanspruch. Auch dort kann man den Grundbuchberichtigungsanspruch nicht bis in die feinsten Ziselierungen des Zivilrechts verfolgen, ohne vielleicht zu unbilligen Ergebnissen zu kommen. Ich darf nur ein kleines Beispiel nennen. Der Restitutionsanspruch des Ersterben ging in einem Fall deshalb ins Leere, weil an 27. Stelle ein nachrangiger Erbe auftauchte, der zum Zeitpunkt des Erbfalls noch minderjährig war, weshalb das Vormundschaftsgericht nicht beteiligt wurde. Ich glaube, das sind Ergebnisse, die wir schwer vertreten können. Zum Abschluß noch zwei Sätze zum Bundesverfassungsgericht. Das Bundesverfassungsgericht hat vor zwei Wochen ein gutes Urteil gefällt. Die Todesschüsse an der Mauer sind strafbar. Der Schießbefehl verstößt gegen Menschenrechte und konnte auch durch DDR- „Recht" nicht gerechtfertigt werden. Ich habe im Wahlkreis in den letzten Monaten selten so viel Zustimmung gehabt wie in diesem Fall. Es hat sich glücklicherweise nicht der Spruch bewahrheitet: Die Kleinen hängt man, die Großen läßt man laufen. Nein, das Bundesverfassungsgericht hat hier umfassend für Gerechtigkeit gesorgt. Dies sollten wir als Gesetzgeber auch bei der SED- Unrechtsbereinigung tun. Wir müssen hier nachbessern. Insbesondere beim Zweiten SED-Unrechtsbereinigungsgesetz fließt nur ein Bruchteil der Mittel ab. Bis Ende Oktober waren es 177 000 DM von veranschlagten 15 Millionen DM. Auch das müssen wir als Gesetzgeber ändern. Abschließend möchte ich Sie bitten, dem Einzelplan 07 und dem Einzelplan 19 in der Ausschußfassung zuzustimmen. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)
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    Rede von Dr. Winfried Wolf


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Immer wieder hören wir in der Debatte, es gelte der Vorrang Schiene.
    Besehen wir uns, wie der Kanzler sagt, „was hinten rauskommt", und blicken in die Statistik des frisch aus der Druckpresse kommenden offiziellen Werks „Verkehr in Zahlen 1996". Dort wird festgehalten: Am Ende der sozialliberalen Koalition 1981 hatte der motorisierte Individualverkehr bereits einen Anteil von 77,7 Prozent am gesamten Verkehr erreicht. Die Eisenbahn lag damals bei 7,2 Prozent. Bis 1990 stieg der Anteil des Pkw-Verkehrs auf 82,1 Prozent; derjenige der Schiene sank auf 6,1 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung gilt für den Güterverkehr.
    Diese Trendentwicklung wurde nach der Vereinigung im Personenverkehr nicht gebrochen. Beim Pkw-Verkehr steigt der Anteil beim Aufkommen weiter an. Bei der Leistung gab es einen ganz leichten Rückgang; in absoluten Zahlen stieg auch die Pkw-Verkehrsleistung weiter jedes Jahr an. Im Güterverkehr hat sich die negative Trendentwicklung sogar verstärkt. Bei letzterem hatte die Schiene 1991 noch einen gesamtdeutschen Anteil von 22,6 Prozent. Im Jahr 1995 waren es noch 16,6 Prozent.
    Es gibt also keine Wende zur Schiene oder zum öffentlichen Verkehr. Dem entspricht der Verkehrsetat 1997; Herr Wagner und Frau Heyne haben das dargelegt.
    Die seit der ersten Lesung verordneten neuen Sparmaßnahmen schlagen sich im Einzelplan Verkehr in einer globalen Minderausgabe von knapp 451 Millionen DM nieder. Das Verkehrsministerium läßt dabei weitgehend offen, wo gekürzt wird - im Straßenbau offensichtlich nicht. Dort sind nun Mehreinnahmen aus der Schwerverkehrsabgabe von bis zu 100 Millionen DM verbucht, die auch gleich wieder als Mehrausgabe für die Straße ausgegeben werden sollen.
    Gleichzeitig kam es zwischen den beiden Lesungen zu einer drastischen Erhöhung der Verpflichtungsermächtigungen bei den Darlehen für Investitionen in Schienenwege des Bundes von bisher knapp 3 auf nunmehr 21 Milliarden DM. Dazu nur eine Anmerkung: Klar ist, daß damit die Verschuldung der Deutschen Bahn AG - es handelt sich um rückzahlbare Darlehen in Höhe dieser 21 Milliarden DM - spätestens im Jahr 2005 wieder das Niveau der
    Bundesbahn aus dem Jahr vor ihrer Entschuldung 1994 erreicht haben wird. Die Verschuldungsleistung eines halben Jahrhunderts wird nun in einem Jahrzehnt erbracht und neben Lufthansa und BEV ein neuer gewaltiger Schattenhaushalt geschaffen.
    Herr Verkehrsminister Wissmann, Sie haben vor zwei Wochen auf einer internen Veranstaltung in Schwäbisch-Hall darüber geklagt, daß der Widerstand gegen Verkehrsprojekte organisiert erfolge und wesentlich für die Standortgefährdung sei. Unser Eindruck ist, daß Sie auf organisierte Weise falsche Verkehrspolitik betreiben und den Standort Mensch und Natur immer mehr gefährden.

    (Beifall bei der PDS)

    Ich führe den Beweis am Beispiel der ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt. Dazu hatte der Verkehrsausschuß am 25. September eine öffentliche Anhörung durchgeführt. Keiner der Sachverständigen konnte einen Bedarf für dieses sündhaft teure Großprojekt erkennen.
    Professor Friedrich vom Umweltbundesamt führte dort aus:
    Die Umweltverträglichkeitsprüfung verlangt, daß die Nullvariante geprüft wird; das ist gesetzlich vorgeschrieben. Dies ist nicht vorgenommen worden.
    Dokumentiert ist damit der sachverständig anerkannte Gesetzesverstoß.
    Professor Weiger führte dort aus, daß
    ... parallel zu der ICE-Strecke noch einmal eine Autobahn ... vorrangig gebaut werden soll.
    Dokumentiert ist damit die Parallelinvestition mit dem Vorrang Straße.
    Derselbe Sachverständige verwies auf das laufende Planfeststellungsverfahren für die Autobahn Schweinfurt-Erfurt, wo die Brückenbauwerke so vorgesehen sind, daß die frühere Eisenbahnhauptlinie von Stuttgart über Würzburg nach Erfurt eingleisig bleiben muß. Dokumentiert wird damit erneut der Vorrang Straße und eine Planung, die ausgerechnet dem eigenen Projekt der ICE-Strecke MünchenBerlin ein weiteres Mal das Wasser - den Verkehrszufluß - abgräbt.
    Für diese Anhörung wurden Sie, Herr Wissmann, öffentlich abgewatscht. Die „Süddeutsche Zeitung" schrieb:
    Experten einig: Kein Land in Sicht für ICE- Strecke Nürnberg-Erfurt.
    Dort heißt es auch:
    Abgesehen von dem Ausschußvorsitzenden Jobst blieb die CSU dem Expertengespräch fern.
    Und dann antworteten Sie auf die Kleine Anfrage der PDS zu diesem Thema, es habe sich bei dieser Anhörung lediglich um einen „Austausch bereits bekannter Argumente" gehandelt,

    (Zuruf von der CDU/CSU: So war es ja auch!)


    Dr. Winfried Wolf
    ein „Abweichen von der bisherigen Planung" werde damit „nicht nahegelegt" .
    Sie dokumentieren damit nicht nur falsche Verkehrspolitik. Sie bringen unverhohlen Ihre Verachtung für die parlamentarische Arbeit zum Ausdruck. Ihre Losung lautet: „Nix sehen, nix hören, fix betonieren."

    (Beifall bei der PDS sowie der Abg. Gila Altmann [Aurich] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Herr Wissmann, Sie wurden dieser Tage in der „Wirtschaftswoche" nach Ihrem Rat fürs Leben für jüngere Menschen gefragt. Sie antworteten: Engagiert euch! - Sie sollten wissen: Ein solches Engagement findet gegen Castor-Transporte, gegen „Stuttgart 21" und andere Bahnhofs-Spekulationsprojekte,

    (Gila Altmann [Aurich] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gegen den Transrapid!)

    gegen die Ostsee- und die Thüringer-Wald-Autobahn und gegen den Transrapid statt. Dieses Engagement findet damit gegen Ihre Politik statt, und es erfolgt trotz des Zynismus und trotz der Verachtung der Demokratie, die Sie und die offizielle Bonner Politik verbreiten.
    Werte Kolleginnen und Kollegen, in Frankreich schwebt ein bundesdeutscher Fernfahrer zwischen Leben und Tod. Ich sage sicherlich im Namen des ganzen Hauses, daß wir ihm baldige Genesung wünschen. Ich füge hinzu: Wir begrüßen es, wenn es gegen die Arbeitshetze und gegen das Preisdumping 'im Lkw-Gewerbe auch auf deutschen Straßen zu den ansonsten prächtigen Aktionen kommen würde, wie wir sie soeben in Frankreich und Dänemark mit breitester Unterstützung der Bevölkerung erleben.
    Danke schön.

    (Beifall bei der PDS Zuruf von der CDU/ CSU: Unerhört! Eduard Oswald [CDU/ CSU]: Ich kann nur sagen: Wer hat Angst vor dem bösen Wolf?)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat jetzt der Kollege Konrad Kunick.

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    Rede von Konrad Kunick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Verkehrshaushalt ist Schlüssel für die zukünftige Entwicklung der Güterströme, für individuelle Mobilität, für Umgang mit Natur und für das Erreichen von Beschäftigungszielen. Der absolute Rückgang dieses Haushaltes, vergleicht man 1997 mit 1996, und der relative Rückgang im Vergleich zu anderen Haushalten sind ein Alarmsignal.
    Während die Bundesrepublik im offenen Europa seit 1990 mit einer Verkehrslawine wie nie zuvor, mit Nachholbedarf im Osten und Verstärkungsnotwendigkeiten im Westen konfrontiert wird, während der Schadstoffausstoß der Verkehre wächst - obgleich der Bundeskanzler uns feierlich verpflichtete, den CO2-Ausstoß bis 2005 um 25 Prozent zu reduzieren -, stagniert die Verkehrspolitik hinter einem Vorhang schöner Reden und Interviews des Verkehrsministers.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich will das an vier Punkten deutlich machen:
    Erstens. Dieser Haushalt schädigt Beschäftigung. Er entzieht der deutschen Seeschiffahrt jegliche materielle Unterstützung. Für die Haushaltsberatungen gab der Verkehrsminister zwar die Leitlinie aus: keine weiteren Einsparungen bei den Verkehrsinvestitionen in Schiene und Straße - das schade der Beschäftigung -, dann aber schwang er den Hammer direkt gegen Beschäftigung. Originalton Verkehrsministerium: „Die Schiffahrtshilfen werden wohl nicht zu halten sein." Statt dessen wolle man die Bemannung flexibilisieren und strebe eine Seefahrtsteuerreform an.
    Das heißt im Klartext: Die Bundesregierung beendet nahezu jede Schiffahrtsförderung. Als Ersatz verspricht sie den Reedern neue Bestimmungen, die es ermöglichen, den deutschen Seeleuten auch unter schwarz-rot-goldener Flagge zu kündigen und ausländische Besatzungen anzuheuern.

    (Elke Ferner [SPD]: Die haben schon viel versprochen und nicht gehalten!)

    Das bringt zehntausend weitere Arbeitslose in die Arbeitsämter der Küste.
    Wir werfen dem Bundesverkehrsminister vor, daß er beim Bundesfinanzminister in den vergangenen Jahren nicht durchgesetzt hat, endlich deutsche Reedereien und deutsche Seeleute steuerlich so günstig zu stellen, als arbeiteten sie unter niederländischer, dänischer oder liberianischer Flagge wie ihre Konkurrenten auf den Weltmeeren. Das wäre der richtige Ausgangspunkt für eine Veränderung der deutschen Schiffahrtsförderung.

    (Beifall bei der SPD)

    Mit dem heute zu beratenden Verkehrshaushalt zieht das Verkehrsministerium seine schiffahrtspolitische Flagge schlicht ein, auf der geschrieben stand:
    Die deutsche Schiffahrtspolitik ruht auf drei Säulen: den Finanzbeiträgen, dem Zweitregister und der steuerlichen Förderung der Schiffahrt.
    So nachzulesen in zahlreichen Interviews des vergangenen Haushaltsjahres.
    Die Zeche zahlen der deutsche Seemann und die Ausbildungsstätten, die nautischen Hochschulen. Zu Grabe getragen wird in Deutschland bald der traditionsreiche Seemannsberuf. Das wird mit Ihrem Namen, Herr Minister Wissmann, verbunden sein.
    Wir Sozialdemokraten fordern, die beschäftigungssichernden Finanzbeiträge bis zu einer Schiffahrtssteuerreform zu erhalten. Wir beantragen deshalb, dafür - wie 1996 - 100 Millionen DM in den Haushalt wieder einzusetzen.

    (Beifall bei der SPD Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Aha, wieder einmal Geld!)


    Konrad Kunick
    Zweitens: kein vernünftiger Modal-Split der Güter auf Straße, Schiene und Wasserweg. Folgt man den Sonntagsreden von Minister Wissmann, dann ist es sein hehres Ziel, den Güterverkehr auf die umweltschonenden Verkehrsträger Binnenschiff und Güterbahn umzulenken. Sieht man aber die Transportzahlen an, dann vollzieht sich in seiner Amtszeit der Siegeszug des Lkw gegen Schiene und Kanal.

    (Beifall bei der SPD)

    Selbst der Einführung der Vignette haben Sie jeden Umsteuerungseffekt genommen. Das geben Sie selber in einem Interview in der „Verkehrsrundschau" Nr. 47 von 1996 zu. Da steht zu lesen:
    Die Kfz-Steuer für den Lkw wurde gesenkt von 10 500 Mark beim Schwerlaster auf 2 800 Mark für den Euro-2-Laster ... Wir haben die KfzSteuer wesentlich stärker gesenkt, als es dem Betrag zur Einführung der Lkw-Gebühren in Höhe von 2 500 Mark entsprach.
    Während auf den Autobahnen fast unendliche LkwKolonnen ihre Frachtgüter über Hunderte von Kilometern von Haus zu Haus transportieren, geht es mit der Güterbahn abwärts. Ohne Lkw geht nichts. Es fehlt die Vorfahrt für Vernunft.
    Der volkswirtschaftlich vernünftige Ablauf ist so: Der erste Lkw holt das Produkt aus der Fläche und lädt es auf die Bahn zum Langstreckentransport; der zweite Lkw übernimmt die Ware und transportiert sie zum Empfänger. - Dieser Transportablauf, der Millionen Tonnen Abgase vermeiden würde, wird durch die Preise der Bahn im Kombiverkehr und durch den Zeitaufwand gebremst, auch dadurch, daß die Bahn für jeden Kupplungsvorgang Kosten in Höhe von 40 DM errechnet. Es fehlt ein automatisches Kupplungssystem. Wirksame Politik für ein Straßenentlastungsprogramm? - Sonntagsreden über Telematik, sonst nichts!

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Zum Glück gibt es auch ökologische Vorbildleistungen in der Verkehrswirtschaft. Wir gratulieren den von der Umweltstiftung WWF und der Zeitschrift „Capital" zu „Öko-Managern" ausgezeichneten Chefs der Speditionsgruppe Fiege-Logistik.
    Die Brüder Fiege
    - so die Begründung bei der Preisverleihung -
    haben ihre Familienspedition in 25 Jahren zu einem Spezialisten für Öko-Logistik mit 9 000 Mitarbeitern umgebaut ...
    Gestern meldete dpa:
    Durch die Verlagerung von Transporten auf die Schiene hat Fiege allein in Ibbenbüren 700 000 Liter Diesel gespart und den Ausstoß von 1 843 Tonnen CO2 vermieden.

    (Georg Brunnhuber [CDU/CSU]: Und mit was ist die Bahn gefahren?)

    Ein Blick auf die Binnenschiffahrtspolitik zeigt schlichten Stillstand. Aus dem 100-Millionen-Programm sind bis Ende Oktober nur knapp 21 Millionen DM abgeflossen. Deshalb wiederholen wir in dieser Debatte unsere Forderung nach einem Kreditprogramm für selbständige Binnenschiffer. Die deutschen Partikuliere sind durch die Verschlechterung der Märkte infolge Kabotagefreiheit nicht in der Lage, die nötigen Mittel aufzubringen, um an dem 100-Millionen-Programm teilzunehmen.
    Wir wollen, daß Kombi-Terminals in Binnenhäfen gefördert werden, auch wenn die Bahn sie nicht baut. Man weiß ja, daß die Bahn die Güter nicht an das Binnenschiff heranbringen will.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Die Binnenschiffer fühlen sich von der Bundesregierung im Stich gelassen. So erklärt der Hauptgeschäftsführer des BDB, Herr von Haus:
    Die Rhetorik der Festreden in der Politik steht . . . in deutlichem Gegensatz zur Realität, mit der es die Binnenschiffahrtsunternehmen in der täglichen Praxis zu tun haben.
    Drittens. Die Deutsche Bahn wird mit Finanzierungstricks abgespeist. Ihr Verhältnis zur Bahn, Herr Minister, scheint dadurch gekennzeichnet, daß Sie den Bahnvorstand für die Risiken verantwortlich sehen, während Sie sich auf Kongressen mit den Erfolgen des ICE feiern lassen.
    Ihre größten Haushaltstricksereien finden diesmal im Titel Bundeseisenbahnvermögen statt. Sie sparen dort Zuschüsse in Höhe von 2 Milliarden DM und ordnen statt dessen die Finanzierung durch Verkauf von Eisenbahnimmobilien an, die für den Betrieb nicht gebraucht werden.
    Der Trick ist nicht neu. Er wurde schon 1996 angewandt. Um die Zielzahlen der 1997er Verkäufe aber zu erreichen - 2 Milliarden DM -, werden diesmal die Immobilien auf eine eigens dafür gegründete Gesellschaft übertragen. Diese nimmt zu ihrer Bezahlung Kredite auf. Die Zinszahlung aber soll das Eisenbahnvermögen tragen. Aus der Sicht der klassischen Finanzpolitik ist das ein Schattenhaushalt, den die Sonne von Maastricht nicht ausleuchten soll.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Was das allein an Notariatsgebühren kostet, ob die in den Untergrund verlagerte Kreditaufnahme nicht zu höheren Zinssätzen erfolgt, sind interessante Fragen für den Bundesrechnungshof.
    Wenn man solche aus Haushaltsnot geborenen, unsoliden Finanztricks sieht, dann stellt sich nach wie vor die Frage: Muß die Transrapidtechnologie durch eine derart lange staatsfinanzierte Anwendungsstrecke in Konkurrenz gehoben werden?

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Konrad Kunick
    Solange Sie uns keine wesentlich kürzere sinnvolle Anwendung anbieten, beantragen wir Streichung aller Transrapidmittel.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Viertens. Nur mit dem Auto fährt Deutschland an Rio vorbei. Wo ist die Perspektive dieses Bundesverkehrsministers, die Rio-Vereinbarungen zu erfüllen, die CO2-Reduzierung um 25 Prozent bis zum Jahre 2005? Die Bürger brauchen gute Alternativen für die Fahrt zum Arbeitsplatz, zum Einkaufen und für ihre Mobilität in der Freizeit.
    Nach dieser Skizze Ihres Versagens in der herrschenden Verkehrspolitik lassen Sie mich Ihnen, Herr Verkehrsminister, doch noch ein gewisses Kompliment machen. Sie besitzen die Fähigkeit, Ihre Verkehrspolitik als des Kaisers neue Kleider öffentlich zu präsentieren und das mit beträchtlichem Darstellungsvermögen.

    (Elke Ferner [SPD]: Verpackungskünstler!)

    Leider aber hält dieser Verkehrshaushalt nicht, was der Minister verspricht. Eine Verkehrspolitik der Ankündigungen und Festreden ist für den ökonomischen Blutkreislauf der Volkswirtschaft und den Verkehr zuwenig. Wir lehnen diesen Haushalt deshalb ab.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)