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    Plenarprotokoll 13/142 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 142. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1996 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 12805 A Nachträgliche Ausschußüberweisung . 12805 B Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksachen 13/5200, 13/5836) 12805 C in Verbindung mit Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft (Drucksachen 13/6009, 13/6025) . . . 12805 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1997 (ERP- Wirtschaftsplangesetz 1997) (Drucksachen 13/5741, 13/6117) 12809 D Wolfgang Thierse SPD 12806 A Ernst Hinsken CDU/CSU 12808 B, C, 12819 C, 12822 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. .12810A, B Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 12811 D Ernst Schwanhold SPD 12813 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12814D, 12827 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. 12817 D, 12838 A Edelgard Bulmahn SPD 12818 D Jürgen Koppelin F.D.P. 12819 B Rolf Kutzmutz PDS 12821 D Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 12824 A, 12828 B Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . 12824 C Anke Fuchs (Köln) SPD 12825 B Manfred Hampel SPD 12828 D Gunnar Uldall CDU/CSU 12831 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12833B, D Ernst Schwanhold SPD . 12834 C, 12837 B, 12838 C Ernst Hinsken CDU/CSU 12837 A Dr. Hermann Pohler CDU/CSU 12839 B Manfred Hampel SPD 12840 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 12840 C Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (Drucksachen 13/6021, 13/6025) . . 12842 B Dieter Schanz SPD 12842 B Steffen Kampeter CDU/CSU 12845 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12849 A Jürgen Koppelin F.D.P 12851 B Doris Odendahl SPD . . . . 12852 D, 12856 C Dr. Ludwig Elm PDS 12854 B Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 12855 D Jörg Tauss SPD 12858 D Edelgard Bulmahn SPD 12859 A Christian Lenzer CDU/CSU 12861 C Edelgard Bulmahn SPD 12862 D Tagesordnungspunkt III: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Antrag der Abgeordneten Michael Müller (Düsseldorf), Ernst Schwanhold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Informationspflicht der Chemischen Industrie über Zwischenprodukte (Drucksache 13/3787) 12865 C b) Antrag der Abgeordneten Dr. Liesel Hartenstein, Ulrike Mehl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Kennzeichnung von Holz und Holzprodukten (Drucksache 13/5212) 12865 C c) Antrag der Abgeordneten Heidemarie Wieczorek-Zeul, Dr. Eckhart Pick, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Sicherstellung der Realisierung des Abzweigs Mainz/ Wiesbaden der ICE-Trasse KölnRhein/Main (Drucksache 13/6096) . 12865 D d) Antrag der Abgeordneten Gunter Weißgerber, Dr. Eberhard Brecht, weiterer Abgeordneter und der Fraktionen der SPD: Gemeinschaftliche Finanzierung eines Neubaus des Museums der Bildenden Künste in Leipzig (Drucksache 13/6114) . . . 12865 D e) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die künftige Gestaltung der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" hier: Rahmenplan 1997 bis 2000 (Drucksache 13/5562) 12866 A Tagesordnungspunkt IV: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europa-Mittelmeer-Abkommen vom 17. Juli 1995 zur Gründung einer Assoziation zwischen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Tunesischen Republik andererseits (Drucksachen 13/4790, 13/6095) 12866 A b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Änderung vom 31. August 1995 des Übereinkommens über die Internationale Fernmeldesatellitenorganisation „INTELSAT" (Drucksachen 13/5719, 13/6118) 12866 B c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Änderung vom 18. Mai 1995 des Übereinkommens zur Gründung der Europäischen Fernmeldesatellitenorganisation „EUTELSAT" (Drucksachen 13/5716, 13/6119) 12866 C d) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Mehl, Michael Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Beendigung der Waffenerprobung und Schießübungen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (Drucksachen 13/1391, 13/5053) 12866 D e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Mehl, Michael Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Notwendige Naturschutzmaßnahmen im europäischen Naturschutzjahr 1995 (Drucksachen 13/1350, 13/5054) 12867 A f) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Geänderter Vorschlag für eine Entscheidung des Rates für das vierte mittelfristige Aktionsprogramm der Gemeinschaft für die Chancengleichheit von Frauen und Männern (1996-2000) (Drucksachen 13/3938 Nr. 2.32, 13/4773) 12867 B g) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Haushaltsführung 1996; Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 23 02 Titel 836 02 - Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Kapital der Internationalen Entwicklungsorganisationen (IDA) - (Drucksachen 13/5712, 13/5844 Nr. 2, 13/6049) . . 12867 B h) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 11 - Erstattung des Sozialzuschlags für Rentenempfän- ger in den neuen Ländern (einschl. ehemaliges Ost-Berlin) (Drucksachen 13/5658, 13/5770 Nr. 3, 13/6068) . . 12867 C i) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 159 zu Petitionen (Drucksache 13/6116) 12867 D Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 13/6011, 13/6025) 12867 D Dr. Konstanze Wegner SPD 12868 A Andreas Storm CDU/CSU 12869 D Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 12870 C Peter Dreßen SPD . . . 12871B, 12877C, 12878 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12873 C Dr. Gisela Babel F.D.P 12875 D Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12878 B Konrad Gilges SPD 12879 A, 12892 D Dr. Heidi Knake-Werner PDS 12879 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 12881 C Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 12882 A Dr. Gisela Babel F.D.P. 12884 B Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12885 D Ottmar Schreiner SPD 12886 B Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 12889 D Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 13/6016, 13/6025) 12892 D in Verbindung mit Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Dietmar Schütz (Oldenburg), Eckart Kuhlwein, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: UmweltAudit in Bundesministerien und -behörden (Drucksachen 13/2417, 13/4023) 12892 D Eckart Kuhlwein SPD 12893 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 12894 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12897 A Birgit Homburger F.D.P. . . . . 12898 C, 12904 B Rolf Köhne PDS 12899 A Eva Bulling-Schröter PDS 12901 B Ulrike Mehl SPD 12902 A, 12904 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 12904 D Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr (Drucksachen 13/6012, 13/6025) . . . 12908 A Hans-Georg Wagner SPD 12908 A Bartholomäus Kalb CDU/CSU . 12910 B, 12919 D Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . 12911 D, 12922 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12913 A Horst Friedrich F.D.P. 12914 C Dr. Winfried Wolf PDS 12916 A Konrad Kunick SPD 12917 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12919 B Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 12920 B, 12923 D Dr. Winfried Wolf PDS 12921 B Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12922 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12923 D Einzelplan 25 Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 13/6020, 13/6025) 12925 A Dr. Rolf Niese SPD 12925 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 12927 D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12930B, 12932 B Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . . . 12931 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 12932 D Klaus-Jürgen Warnick PDS 12934 B Otto Reschke SPD 12935 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 12936 C Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 12937 B Achim Großmann SPD 12939 B Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12939 C Haushaltsgesetz 1997 (Drucksachen 13/6026, 13/6027) . . . 12941 A Dr. Christa Luft PDS (Erklärung nach § 31 GO) 12941 C Joachim Hörster CDU/CSU (zur GO) . 12942 A Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksachen 13/5201, 13/5836, 13/6028) . . . 12942 C Nächste Sitzung 12942 C Berichtigung 12942 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12943* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zum Haushaltsgesetz 1997, hier: Einzelplan 06 - Bundesministerium des Innern -, zu dem Antrag: Vergütung der Mitglieder der Unabhängigen Kommission zur Überprüfung des Vermögens der Parteien und Massenorganisationen der DDR beim Bundesministerium des Innern sowie zu Einzelplan 33 - Versorgung - Dr. Guido Westerwelle F.D.P. . . . . . . 12943* C Anlage 3 Aufgrund eines technischen Fehlers bei der elektronischen Übermittlung ist der Redebeitrag des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) im Stenographischen Bericht über die 141. Sitzung, Seiten 12768 A bis 12770 C, nicht in der vom Redner autorisierten Fassung gedruckt worden. Aus diesem Grunde wird im folgenden die vom Redner gemäß § 118 GOBT korrigierte Fassung wiedergegeben 12944*C 142. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1996 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 141. Sitzung, Seite 12790 B: In der vierten Zeile nach dem Zuruf des Abgeordneten Dr. Guido Westerwelle ist statt „Handelverlesene" „Handverlesene" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 28. 11. 96 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 28. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 28. 11. 96 Fischer (Berlin), BÜNDNIS 28. 11.96 Andrea 90/DIE GRÜNEN Frick, Gisela F.D.P. 28. 11. 96 Gysi, Andrea PDS 28. 11. 96 Krautscheid, CDU/CSU 28.11.96 Andreas Krüger, Thomas SPD 28. 11. 96 Lehn, Waltraud SPD 28. 11. 96 Lemke, Steffi BÜNDNIS 28. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Rauber, Helmut CDU/CSU 28. 11. 96 Rupprecht, SPD 28.11.96 Marlene Dr. Schäfer, SPD 28. 11. 96 Hansjörg Scherhag, CDU/CSU 28.11.96 Karl-Heinz Dr. Schuchardt, CDU/CDU 28. 11. 96 Erika Schumann, Ilse SPD 28. 11. 96 Tippach, Steffen PDS 28. 11. 96 Tröger, Gottfried CDU/CSU 28. 11. 96 Vosen, Josef SPD 28. 11. 96 Wallow, Hans SPD 28. 11. 96 Wieczorek (Duisburg), SPD 28. 11. 96 Helmut Wiefelspütz, Dieter SPD 28. 11. 96 Wittich, Berthold SPD 28. 11. 96 Wohlleben, Verena SPD 28. 11. 96 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 28. 11. 96 Margareta 90/DIE GRÜNEN Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zum Haushaltsgesetz 1997, hier: Einzelplan 06 - Bundesministerium des Innern -, zu dem Antrag: Vergütung der Mitglieder der Unabhängigen Kommission zur Überprüfung des Vermögens der Parteien und Massenorganisationen der DDR beim Bundesministerium des Innern sowie zu Einzelplan 33 - Versorgung -*) Dr. Guido Westerwelle (F.D.P.): Viel stärker als die volkswirtschaftlichen Leistungen sind die Personalausgaben unseres Staates angestiegen: Bei Bund, Ländern und Gemeinden waren es 1970 noch 61,5 Milliarden DM, heute sind es bereits 350 Milliarden DM. Den Löwenanteil bei der Explosion der Personalausgaben steuern mit 191 Milliarden DM die Bundesländer bei. Die Personalausgaben machen inzwischen ca. 10 Prozent, also fast ein Drittel der Gesamtausgaben der Gebietskörperschaften aus. Wenn der Staat so weitermacht, wird er sich selbst lahmlegen. Jedem Problem wird in Deutschland ein Paragraph hinterhergeworfen. Unabhängige Gutachter schätzen die jährlichen Bürokratiekosten für die Wirtschaft auf 60 Milliarden DM. Die F.D.P. begrüßt die Bestrebungen der Bundesregierung, mit einem Bürokratiekosten-TÜV die Belastungen für die Wirtschaft zu verringern. Ziel muß es sein, die Bürokratiekosten in drei Jahren um 20 Prozent zu reduzieren. Der Wissenschaftliche Beirat des Bundesministeriums für Wirtschaft hat der Politik einen deutlichen Hinweis gegeben. In seinem Gutachten weist er darauf hin, daß heute ein Prozent weniger Staat bedeuten würde, daß auch mehr als 34 Milliarden DM weniger ausgegeben werden. Dagegen läuft bei der Opposition immer noch der Wettbewerb der Ausdehnung der Staatstätigkeit. Der Deutsche Gewerkschaftsbund verlangt nur die sozialregulierte Marktwirtschaft, damit ebenso wie die Opposition mehr Staatstätigkeit, mehr Verregelung und mehr Verriegelung. Der Hinweis in der Debatte, die Koalition würde bei einer Reform des öffentlichen Dienstrechts die Möglichkeiten für Teilzeitarbeit nicht schaffen, ist sachlich nicht begründet. Der Opposition und insbesondere dem saarländischen Ministerpräsidenten ist zu empfehlen, die Drucksache 13/3994 zu studieren. In § 44 a BRRG ist ausdrücklich enthalten, daß durch Gesetz bestimmt werden kann, daß Beamten mit Dienstbezügen auf Antrag Teilzeitbeschäftigung bis zur Hälfte der regelmäßigen Arbeitszeit bis zur jeweils beantragten Dauer bewilligt werden kann, soweit dienstliche Belange nicht entgegenstehen. *) Vergleiche 141. Sitzung, Seite 12792 D, vorletzter Absatz Zur inneren Sicherheit: Die Koalition hat dafür gesorgt, daß in den letzten Jahren das Gesetz zur Bekämpfung des illegalen Rauschgifthandels und anderer Erscheinungsformen der organisierten Kriminalität, das Geldwäschegesetz und das Verbrechensbekämpfungsgesetz verabschiedet worden sind. Insbesondere das Gesetz zur sogenannten Hauptverhandlungshaft ist ein Beitrag zur inneren Sicherheit und darf von den SPD-Ländern nicht länger blockiert werden. Auf frischer Tat Betroffene können danach vorläufig festgenommen werden, wenn eine Entscheidung im beschleunigten Verfahren zu erwarten und zu befürchten ist, daß der Festgenommene der Hauptverhandlung fernbleiben wird. Ein auf frischer Tat Betroffener kann unter den genannten Gründen für höchstens eine Woche in Haft genommen werden. Die Durchführung der Hauptverhandlungshaft muß innerhalb dieser Woche zu erwarten sein. Die Hauptverhandlungshaft wird von einem Richter angeordnet und nicht von der Polizei. Der anordnende Richter soll derselbe sein, der für die Durchführung des beschleunigten Verfahrens zuständig ist. Damit ist das Gesetz nicht nur effizient, sondern auch rechtsstaatlich vernünftig. Wer dagegen selbst, wie die grüne Abgeordnete Elisabeth Altmann und die PDS-Abgeordnete Eva Bulling-Schröter, öffentlich zu Gewalt gegen Sachen aufruft, wie es in diesem Jahr geschehen ist, ist nicht geeignet, sich als Vertreter des Rechtsstaates zu präsentieren. Wer Gewalt gegen Sachen predigt, fordert das Faustrecht und stellt sich damit außerhalb einer rechtsstaatlichen Werteordnung. Zur Staatsangehörigkeitspolitik: Die Integration der ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ist die zentrale gesellschaftspolitische Reformaufgabe der nächsten Jahre. Das geltende Staatsangehörigkeitsrecht führt dazu, daß in Deutschland immer mehr Menschen leben, die hier geboren und aufgewachsen sind, die in Deutschland zur Schule gehen und bei uns Beiträge zur Sozialversicherung zahlen und trotzdem rechtlich Fremde bleiben. Wir Freien Demokraten wollen dagegen ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht, das den hier geborenen Kindern von ausländischen Eltern, die hier seit Jahrzehnten leben, die Chance gibt, als Deutsche integriert aufzuwachsen. Diese Kinder sprechen Deutsch und die Sprache ihrer Eltern allenfalls mit einem deutschen Akzent. Jeder weiß, daß sie hier immer leben werden. Es läuft den Interessen unseres eigenen Landes zuwider, wenn man die hier geborenen Kinder mit einem ausländischen Bewußtsein groß werden läßt, anstatt ihnen eine inländische Identität von Anfang an zu vermitteln. Die F.D.P. appelliert an alle Teile dieses Hauses, nicht nur im Interesse dieser Kinder, sondern auch im Interesse unseres Landes bei der Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts mitzuwirken. Die F.D.P. begrüßt insbesondere auch die in jüngster Zeit entstandene Bewegung innerhalb der Union in dieser Frage. Anlage 3 Aufgrund eines technischen Fehlers bei der elektronischen Übermittlung ist der Redebeitrag des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) im Stenographischen Bericht über die 141. Sitzung, Seiten 12768 A bis 12770 C, nicht in der vom Redner autorisierten Fassung gedruckt worden. Aus diesem Grunde wird im folgenden die vom Redner gemäß § 118 GOBT korrigierte Fassung wiedergegeben: Manfred Kolbe (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gemessen am Gesamtvolumen des Bundeshaushalts mit 440 Milliarden DM sind der Einzelplan 07 des Geschäftsbereichs des Bundesministeriums der Justiz mit einem Haushaltsvolumen von rund 0,7 Milliarden DM und der Einzelplan 19 des Bundesverfassungsgerichts mit einem Ausgabevolumen von 0,03 Milliarden relativ bescheidene Einzelhaushalte. In diesen Bereichen können wir also nicht die Milliardeneinsparungen erzielen, die wir zur Haushaltskonsolidierung brauchen. Dennoch trägt auch der Justizhaushalt zur Haushaltskonsolidierung bei. Zwar steigen die Ausgaben des Einzelplans 07 1997 um 1,1 Prozent, während bekanntermaßen die Ausgaben im Gesamtbundeshaushalt um 2,5 Prozent zurückgehen. Diese Diskrepanz läßt sich jedoch leicht erklären: Gegenüber den Ansätzen der Finanzplanung bleiben wir in diesem Haushalt um 11,1 Prozent zurück. Außerdem beruht die Ausgabensteigerung allein auf den gestiegenen Investitionen von rund 10 Millionen DM, während die Personalausgaben um 1,7 Prozent zurückgehen. Die Ausgabensteigerung bei den Zuweisungen ist allein darauf zurückzuführen, daß 16 Millionen DM, wie es Kollege Weißgerber schon erwähnt hat, für die Schadenersatzforderungen wegen der verspäteten Umsetzung der EG-Pauschalreiserichtlinie in nationales Recht auf Grund des Urteils des Europäischen Gerichtshofs zu veranschlagen sind, eine Summe, für die nicht der Einzelplan 07 verantwortlich ist, sondern die dort nur technisch veranschlagt wird. Auch im Einzelplan 07 sparen wir beim Personal und steigern die Investitionen. Die Struktur stimmt also. Schließlich ist noch hervorzuheben, daß sich der Justizhaushalt zu 53 Prozent selber deckt. Frau Karwatzki, wäre das überall so, wäre es das reinste Vergnügen, Finanzminister zu werden. Das ist aber leider nicht überall so wie im Einzelplan 07. (Parl. Staatssekretärin Irmgard Karwatzki: Schade!) Einige allgemeine finanzpolitische Probleme schlagen sich auch in diesem relativ kleinen Einzelhaushalt nieder. Da haben wir als erstes die Problematik der steigenden internationalen Beitragslasten der Bundesrepublik Deutschland. Diese Beitragslasten werden auch durch die vielfach kritisierten hohen und steuerfreien Gehälter bei internationalen Organisationen mitverursacht. Diese Gehälter will ich hier nicht weiter ansprechen. Mir geht es um die Ver- sorgungsbezüge, weil sich diese im Einzelplan niederschlagen. Denn die Steuerfreiheit gilt zwar nicht für Versorgungsbezüge, aber Art. 42 der Versorgungsordnung des Europäischen Patentamtes, um das es hier geht, bestimmt, daß die Versorgungsempfänger von ihrem Sitzstaat 50 Prozent der Steuer erstattet bekommen, die sie zunächst zu zahlen haben. Die Versorgungsempfänger europäischer Organisationen werden also bessergestellt als andere. Diese Beträge summieren sich. Waren 1993 noch lediglich 160 000 DM für die hälftige Steuererstattung an deutsche Versorgungsempfänger des Europäischen Patentamts auszugeben, so ist für 1997 bereits der vierfache Betrag, also 690 000 DM, veranschlagt. Diese Problematik müssen wir einmal in einem größeren Rahmen angehen. Sie kann nicht isoliert im Einzelplan des Justizministeriums gelöst werden. Wir machen uns ja Gedanken über eine große Steuerreform. Kerngedanke dabei ist die niedrigere Belastung bei gleichzeitiger Verbreiterung der Bemessungsgrundlage. Es ist natürlich zu fragen, ob diese Steuerfreiheiten dann noch ihren Sinn haben. Sie sind meines Erachtens nicht mehr zeitgemäß. Hier können wir als Deutsche nicht allein handeln. Wir müssen international koordiniert vorgehen. Ich glaube aber, daß der amerikanische Kongreßabgeordnete das ähnlich wie wir sehen dürfte. Wir alle würden dadurch bei den Beiträgen entlastet. Diese Initiative sollten wir aufgreifen. Das ist auch im Berichterstattergespräch so vereinbart worden. Erfreulich, was den internationalen Bereich betrifft, ist, daß im Oktober die erste große UN-Institution in Deutschland ihren Sitz genommen hat. Nach fast einem Vierteljahrhundert Vorbereitung sind am 17. Oktober 1996 die 21 Richter am Internationalen Seegerichtshof in Hamburg in Ihrer Anwesenheit, Herr Minister, und Ihrer, Herr Staatssekretär Funke - Sie kommen ja aus Hamburg -, sowie in Anwesenheit des UN-Generalsekretärs vereidigt und der Grundstein des Gerichtsgebäudes gelegt worden. Das Gerichtsgebäude wird den Bundeshaushalt 123 Millionen DM kosten. 80 Prozent davon trägt der Bund, 20 Prozent das Land Hamburg. Das alles geht auf die 1973 einberufene 3. Seerechtskonferenz zurück, die Hamburg in den 80er Jahren als Sitz auserkor. Auch von hier aus möchte ich dem Internationalen Seegerichtshof, also der ersten größeren UN- Organisation, die in Deutschland ihren Sitz hat, eine gute Arbeit wünschen. (Beifall des Abg. Detlef Kleinert [Hannover] [F.D.P.]) Ein zweites finanzpolitisches Thema schlägt sich in diesem Bundeshaushalt nieder. Das ist das härter werdende Bund-Länder-Verhältnis, das, wenn auch in kleinen Beträgen, seinen Niederschlag auch im Justizhaushalt findet. Ich spreche hier das Servicebüro der Deutschen Bewährungshilfe e. V. für den Täter-Opfer-Ausgleich in Bonn an. Kollege Weißgerber hat auch schon darüber gesprochen. Alle Fraktionen dieses Hauses unterstützen die Arbeit dieses Servicebüros. Nur muß man sich einmal dessen Geschichte vergegenwärtigen: Das Servicebüro hat 1992 seine Arbeit aufgenommen. Der Bund hat die Anschubfinanzierung vier Jahre lang alleine erbracht. Ab 1996 haben wir dann im Haushaltsausschuß gesagt: Bund und Länder finanzieren das Servicebüro jeweils zur Hälfte, da die Justiz nach der Kompetenzverteilung unseres Grundgesetzes nun einmal überwiegend Ländersache ist. Wir haben deshalb den hälftigen Betrag in den Bundeshaushalt eingestellt, ihn aber gesperrt. Mühsam konnten im Laufe des Jahres 1996 zweimal 50 000 DM bei den Ländern eingesammelt werden. Der Bund hat die entsprechenden Beträge entsperrt. 1997 geht das Gezerre weiter. Der Bund hat seinen Anteil in Höhe von 150 000 DM aufgestellt, aber wiederum mit einer Sperre versehen. Wir warten auf eine Verwaltungsvereinbarung mit den Ländern über die Mitfinanzierung in gleicher Höhe. Der Vorsitzende des Rechtsausschusses, Kollege Horst Eylmann, hat alle Landesregierungen angeschrieben. Ich hoffe, daß es von dort eine positive Reaktion gibt. Bisher sind die Zeichen nicht so ermutigend, die überwiegende Anzahl der Länder hat bisher ihre Mitwirkung verweigert. Herr Kollege Weißgerber, ich erwähne das Saarland nicht immer, weil es das Saarland ist, sondern weil es dort, ich sage es als Beispiel, um ganze 1 935 DM geht. Das ist für jeden Privatbürger viel Geld, aber haushaltspolitisch gesehen ein doch relativ bescheidener Betrag, eine Geste, die man meines Erachtens zugunsten des Täter- Opfer-Ausgleichs erbringen könnte. (Zuruf von der SPD: Wieviel ist das denn bei Bayern?) - Bayern ist ebenfalls zurückhaltend. Aber die Einflußmöglichkeiten eines sächsischen CDU-Bundestagsabgeordneten auf die Bayerische Staatsregierung sind relativ begrenzt. (Lachen bei der SPD) Herr Beck, was Hessen betrifft, so hatten Sie letztes Jahr zugesagt, Ihren Kollegen Rupert von Plottnitz anzurufen. Der Anruf hat offenbar bisher noch nicht geklappt; denn Hessen steht auch noch in der konditionierten Verweigererliste; das heißt, Hessen zahlt erst, wenn alle zahlen. Auch dort versteckt man sich also erst einmal. Ich hoffe, daß wir hier vorankommen. Warum der Bund keine Länderaufgaben alleine bezahlen kann, möchte ich anhand von ein paar Zahlen erklären. 1966, also vor 30 Jahren, standen 55 Prozent der Steuereinnahmen dem Bund zu, 31 Prozent den Ländern. Heute, 30 Jahre später, haben wir fast einen Gleichstand: 42 Prozent Bund, 41 Prozent Länder. Die Einnahmeposition des Bundes hat sich also gegenüber den Ländern verschlechtert. Dann muß der Bund auch darauf dringen, daß die Länder im Justizbereich, bei dem es sich um eine primäre Landesaufgabe handelt, ihren Beitrag erbringen. Mit diesem Justizhaushalt gehen wir weitere Schritte in Richtung Vollendung der deutschen Einheit. Einer der wichtigsten Schritte zur Vollendung der deutschen Einheit ist die Verlegung des Sitzes von Bundesgerichten und -behörden in die östlichen Bundesländer. Herr Bundesjustizminister, kaum ein Ressort hat diese Aufgabe so ernst genommen wie das Justizministerium. Dafür auch meinerseits herzlichen Dank. Die Mühlen der Justiz mahlen angeblich immer langsam, aber hier ist die Justiz Vorreiter. (Beifall des Abg. Detlef Kleinert [Hannover] [F.D.P.]) Das Bundesverwaltungsgericht wird seinen Sitz in Leipzig nehmen, das Bundesarbeitsgericht in Erfurt. Am schnellsten kommt jedoch die Verlagerung des 5. Strafsenats von Berlin nach Leipzig voran. Dieser wird bereits 1997 seine Arbeit in Leipzig aufnehmen. Das wird ein historischer Augenblick sein. Es ist die erste oberste Bundeseinrichtung, die ihre Arbeit in den östlichen Bundesländern außerhalb Berlins aufnimmt. Das Grundkonzept der Föderalismuskommission war, daß Karlsruhe und Leipzig die beiden wichtigen Residenzen des Rechts im wiedervereinigten Deutschland sein sollen: Karlsruhe mit dem Bundesverfassungsgericht und dem weitaus größeren Teil des Bundesgerichtshofs, Leipzig mit dem Bundesverwaltungsgericht und zunächst einem Strafsenat des Bundesgerichtshofs. Sofern die größer gewordene Einwohnerzahl im wiedervereinigten Deutschland - es sind knapp 20 Millionen Einwohner mehr und leider begehen auch diese hin und wieder Straftaten - oder prozessive neue Senate erforderlich macht, werden neue Senate in Leipzig eingerichtet. (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Erfurt haben Sie vergessen!) Diese Zuwachsklausel der Föderalismuskommission ist damals, 1992, lange diskutiert - Herr Minister, ich war selber Mitglied der Föderalismuskommission - und in vollem Bewußtsein der Tragweite dieser Entscheidung beschlossen worden. Man war sich also ganz genau im klaren, was man da beschließt. Deshalb kann man meines Erachtens jetzt nicht mehr, wie ich das gelegentlich höre, aus Praktikabilitätsgründen diese Zuwachsklausel in Frage stellen, ohne auch die gesamte Sitzentscheidung in Frage zu stellen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch die ehemalige Reichsgerichtsbibliothek ansprechen. 320 000 Bände umfaßte diese Bibliothek. Es war die bedeutendste juristische Bibliothek der Welt; weltberühmt vor allen Dingen die Handschriften und Druckwerke von vor 1800. Dort war der Erstdruck der „Summa Azonis" des Azo von Bologna von 1210, des „Sachsenspiegel", des „Schwabenspiegel". Die ältesten deutschen Strafgesetzbücher sind dort vorhanden, die Bambergische Halsgerichtsordnung, die Brandenburgische Halsgerichtsordnung oder die Peinliche Halsgerichtsordnung, die „Constitutio Criminalis Carolina" von 1532. Wenn man sich diese Handschriften und den von dort ausgehenden Horror betrachtet, der im „Hexenhammer" gipfelt und die Verfolgung der Hexen beschreibt, dann kann man kaum glauben, daß diese Teile der Bibliothek noch heute, Herr Minister, für die praktische Arbeit der Richter benötigt werden. Mit meinem Verständnis von liberaler Rechtspolitik deckt sich der „Hexenhammer" nicht. Das erlaube ich mir auch als Christdemokrat zu sagen. (Zurufe von der SPD) »Es handelt sich vielmehr um kunsthistorische Gegenstände, die nicht für die tägliche Arbeit benötigt werden. Diese kunsthistorischen Gegenstände gehören wieder an den Ort, wo sie zusammengetragen worden sind: nach Leipzig. (Dr. Uwe-Jens Heuer [PDS]: Sehr gut!) Lassen Sie mich zum Schluß noch auf die Rechtsangleichung im wiedervereinigten Deutschland eingehen, die wir in den letzten sieben Jahren erreicht haben. Ich denke nur an die Problematik der Eigenheime, Sachenrechtsbereinigungsgesetz, ein Kapitel von ganz grundlegender Bedeutung für Hunderttausende von Menschen, die dort in ihrer Existenz betroffen sind. Wir haben mit dem Sachenrechtsbereinigungsgesetz eine sehr pragmatische Lösung geschaffen, die die Menschen befriedigt. Und das Schönste am Sachenrechtsbereinigungsgesetz ist: Dieses Gesetz kommt im strittigen Verfahren kaum zur Anwendung, weil es als freiwillige Vertragsgrundlage akzeptiert wird. Genau diesen Weg, praktikable Regelungen zu finden, Herr Minister, müssen wir auch in anderen Bereichen - etwa beim Nutzerschutz - gehen. Ich denke nur an die Konkurrenz zwischen Vermögensrecht und Zivilrecht, bzw. Restitutionsanspruch und Grundbuchberichtigungsanspruch. Auch dort kann man den Grundbuchberichtigungsanspruch nicht bis in die feinsten Ziselierungen des Zivilrechts verfolgen, ohne vielleicht zu unbilligen Ergebnissen zu kommen. Ich darf nur ein kleines Beispiel nennen. Der Restitutionsanspruch des Ersterben ging in einem Fall deshalb ins Leere, weil an 27. Stelle ein nachrangiger Erbe auftauchte, der zum Zeitpunkt des Erbfalls noch minderjährig war, weshalb das Vormundschaftsgericht nicht beteiligt wurde. Ich glaube, das sind Ergebnisse, die wir schwer vertreten können. Zum Abschluß noch zwei Sätze zum Bundesverfassungsgericht. Das Bundesverfassungsgericht hat vor zwei Wochen ein gutes Urteil gefällt. Die Todesschüsse an der Mauer sind strafbar. Der Schießbefehl verstößt gegen Menschenrechte und konnte auch durch DDR- „Recht" nicht gerechtfertigt werden. Ich habe im Wahlkreis in den letzten Monaten selten so viel Zustimmung gehabt wie in diesem Fall. Es hat sich glücklicherweise nicht der Spruch bewahrheitet: Die Kleinen hängt man, die Großen läßt man laufen. Nein, das Bundesverfassungsgericht hat hier umfassend für Gerechtigkeit gesorgt. Dies sollten wir als Gesetzgeber auch bei der SED- Unrechtsbereinigung tun. Wir müssen hier nachbessern. Insbesondere beim Zweiten SED-Unrechtsbereinigungsgesetz fließt nur ein Bruchteil der Mittel ab. Bis Ende Oktober waren es 177 000 DM von veranschlagten 15 Millionen DM. Auch das müssen wir als Gesetzgeber ändern. Abschließend möchte ich Sie bitten, dem Einzelplan 07 und dem Einzelplan 19 in der Ausschußfassung zuzustimmen. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)
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    Rede von Arnulf Kriedner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich denke, daß wir zuerst einmal in einem Punkt übereinstimmen werden; das ist

    (Zuruf des Abg. Klaus Lennartz [SPD])


    Arnulf Kriedner
    - darin ganz sicher nicht -, daß ich die Absenkung in diesem Haushalt bedauere.

    (Karl Diller [SPD]: Was hast du dagegen gemacht?)

    - Eine ganze Menge; dazu werde ich gleich kommen.
    Ich bedauere die Absenkung deswegen, weil ich von meinem Wort aus dem Vorjahr nicht abrücke, daß es sich bei diesem Haushalt um einen Signalhaushalt handelt. Er soll Signale nach außen setzen. Dieser Haushalt tut das trotz der Absenkung.
    Dieser Haushalt ist im Rahmen des Gesamthaushalts um 2,5 Prozent abgesenkt worden. Das heißt, daß er nicht überproportional zur Kasse gebeten worden ist. Nichtsdestotrotz konnten im Rahmen dieser Absenkung eine ganze Reihe von etatistischen Verbesserungen erreicht werden, für die die Berichterstatter weitgehend gemeinsam gesorgt haben.
    Meine Damen und Herren, um Ihnen die Sorge zu nehmen, daß Absenkungen etwa nur im Bundeshaushalt passieren, habe ich mir bei meinen Vorbereitungen Gedanken darüber gemacht, was dort geschieht, wo die Hauptausgaben im Umweltschutz getätigt werden, und habe mir sagen lassen, wie es denn in den einzelnen Bundesländern, insbesondere in denen, in denen die Union nicht regiert, aussieht.

    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wieder einmal Verschleierung und Verdrängung!)

    - Ich weiß nicht, Herr Kollege Schmidt, inwiefern Sie es „Verschleierung" nennen können, wenn hier objektive Zahlen genannt werden.

    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sprechen Sie über Ihre eigenen Probleme!)

    Ich stelle fest, daß das Land Niedersachsen, während der Bund seinen Umwelthaushalt um 2,5 Prozent zurückfährt, seinen Umwelthaushalt um 7 Prozent absenkt,

    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das hat schon seine Ursachen!)

    daß das Land Sachsen-Anhalt den entsprechenden Haushalt von 0,725 Milliarden auf 0,673 Milliarden DM zurückfährt und daß Nordrhein-Westfalen eine Absenkung um 15 Prozent - das müßte insbesondere Sie, meine Damen und Herren von der SPD und den Grünen, interessieren - im Umweltbereich vornimmt. Ich kann hier also konstatieren: Der Bund ist vorbildlich; die Länder sollten sich wirklich einmal ansehen, wie der Bund mit diesem Haushalt umgeht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir müssen, lieber Kollege Kuhlwein, bei allen Differenzen, die wir haben, zur Kenntnis nehmen - ich nehme es mit Hochachtung zur Kenntnis -, daß die Ministerin im Rahmen ihrer Möglichkeiten für ihren Haushalt gekämpft hat.

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: Aber die Möglichkeiten sind halt nicht so!)

    Auch die Verfassungslage in bezug auf diesen Haushalt ist schwierig. Ich habe bei vielen früheren Haushaltsreden hier bereits vorgetragen, daß die Hauptaufgaben im Umweltbereich eben nicht vom Bund, sondern von den Ländern durchgeführt werden.

    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So ist das!)

    Der Bundeshaushalt ist ein Regelungshaushalt, bei dem es eben nicht um große Summen geht.
    Ich möchte jetzt etwas zu den Verbesserungen sagen, die wir erreicht haben. Ich finde, das ist schon bemerkenswert und sollte nicht verschwiegen werden, weil wir um diese Teile des Haushaltes sehr heftig gerungen haben. Ich denke, es verdient Anerkennung - das war auch im letzten Jahr bei der Haushaltsberatung ein großer Streitgegenstand -, daß wir den Ansatz im Umweltbereich erhöhen konnten. Ich glaube, Sie, Herr Kollege Kuhlwein, haben das eben auch erwähnt.

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: Nein!)

    - Ich denke, das hätten Sie erwähnen sollen.

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: Ich habe die Streichungen in der Bereinigungssitzung erwähnt!)

    - Auch dazu komme ich noch, weil auch ich diese - zum Teil wenigstens - bedauere. Aber nichtsdestoweniger haben wir bei den Einzelmaßnahmen im Umweltbereich eine Erhöhung des Ansatzes durchgesetzt.
    Wir haben auch in einem anderen Bereich eine Erhöhung durchgesetzt. Wir haben insgesamt bei den Sie so sehr betreffenden Haushalten, bei denen Sie immer riesengroße Absenkungsanträge stellen, Absenkungen vorgenommen, um im Rahmen der Pilotvorhaben für den Naturschutz etwas mehr draufzulegen. Das sollten Sie auch einmal anerkennen, meine Damen und Herren.
    Ich sage einmal: Dieser Haushalt muß im Bereich des Umweltschutzes einen schwierigen Spagat - Sie sind am Ende Ihrer Bemerkungen mit den üblichen Hinweisen darauf zu sprechen gekommen - zwischen dem Bereich Natur- und Umweltschutz und dem Bereich Reaktorsicherheit machen. Ich stehe dazu, daß da ein durchaus nachvollziehbarer Zusammenhang besteht, und dieser Zusammenhang wird auch offenkundig. Er wird besonders offenkundig, wenn wir daran denken, in welchem Umfang aus diesem Haushalt Projekte auch in Nachbarländern unterstützt werden, zum Beispiel in den von Tschernobyl betroffenen Regionen. Hier ist aus meiner Sicht jede Art der Absenkung unvertretbar. Deshalb haben wir richtig gehandelt, als wir gesagt haben: Diese Ansätze müssen in der Größenordnung erhalten bleiben; denn Vorsorge in den mittel- und osteuropäischen Staaten ist auch Vorsorge für uns selbst.
    Herr Kollege Kuhlwein, Sie haben am Schluß Ihrer Rede mit blumigen Worten etwas zu der Frage der Kernreaktorsicherheit gesagt. Das ist eine ideologische Position, die Sie hier vertreten.

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: Nein!)


    Arnulf Kriedner
    Wir stehen dazu, die Kernreaktoren in unserem Land sicherer zu machen. Sie dagegen haben keine Alternative aufgezeigt, sondern satteln immer eine Forderung auf die nächste - das ist für meine Begriffe keine vertretbare Politik -, während wir uns für ein höheres Maß an Reaktorsicherheit einsetzen - bei uns und in unseren Nachbarländern. Das muß unsere Sorge sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Lisa Peters [F.D.P.])

    Meine Damen und Henen, ich finde es ausgesprochen weltfremd, wenn man sich die Entwicklung in unseren westeuropäischen Nachbarstaaten, insbesondere in Frankeich, ansieht und so tut, als ob wir auch Ende des Jahres 2000 eine eigenständige Politik in diesem Rahmen machen könnten. Mir geht es hier um Sicherheit, und diese Sicherheit wird durch die Politik der Bundesregierung gewährleistet. Dafür sind wir dankbar, Frau Ministerin. Wir können Sie nur bestärken, auf diesem Wege, für Sicherheit hier bei uns und im Ausland zu sorgen, weiterzugehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, auch die Länder sollten im Rahmen dieser Aufgabe ihren Anteil leisten. Ich bin der Ansicht, daß gerade Ihr Bundesland da nicht vorbildlich ist, Herr Kollege Kuhlwein. Da hilft es auch nichts, wenn Sie jedes Jahr gebetsmühlenartig Ihre Position wiederholen: Ausstieg, sonst machen wir nicht mit! Meine Damen und Herren, solange wir Kernenergie haben, müssen wir dafür sorgen, daß eine sichere Endlagerung gewährleistet ist, und dieser Sorge hat sich die Bundesregierung angenommen. Eine solche Endlagerung sollte grundsätzlich in jedem Bundesland möglich sein, notfalls auch in Schleswig-Holstein. Da können Sie dann Ihren Beitrag dazu leisten, wenn Sie andere Bundesländer an dieser Stelle nennen.

    (Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie ist es mit Bayern?)

    - Ich sagte: in allen Bundesländern.
    Meine Damen und Herren, dieser Haushalt ist angesichts der Vorgaben, die es gab, schwer zu fahren gewesen, aber er ist im Rahmen der Absenkung des Gesamthaushalts - wir haben über andere Haushalte reden müssen; denken Sie an den Bereich der Verteidigung, in dem die Absenkungen viel größer sind - sehr ordentlich und maßvoll behandelt worden. Dafür bin ich dankbar.
    Ich kann von dieser Stelle aus wirklich nur an die Länder appellieren; die mir hier vorliegenden Zahlen sind schon bemerkenswert. Bei einer Absenkung des Umwelthaushalts des Landes Nordrhein-Westfalen um fast 20 Prozent muß man schon Bedenken haben, ob die Umweltaufgaben auf dieser Ebene noch wahrgenommen werden können. Wenn wir hier im Bund maßvolle Absenkungen vornehmen und die Länder ihre Haushalte in einer derart dramatischen Weise absenken, muß man sich natürlich fragen: Setzen sie denn dort die richtigen Schwerpunkte, wo sie das Sagen haben? Mich wundert es im übrigen - ich spreche hier mal die Mitte des Hauses an -, wie unter
    Mitwirkung der Grünen und angesichts der lauten Töne, die Sie im Zusammenhang mit Haushalten immer von sich geben, eine solche Absenkung in diesem Bundesland möglich gewesen ist.

    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Da können Sie mal sehen, was der Bund den Ländern zumutet!)

    - Ach, wissen Sie, das ist billige Rhetorik. Es ist Ihrer gar nicht würdig, daß Sie auf diese Art und Weise versuchen, Stimmung zu machen.

    (Walter Hirche [F.D.P.]: Das sind alles Stereotype!)

    - Das sind Stereotype. Da stimme ich Ihnen völlig zu.
    Wir haben unter den Maßgaben des Jahres 1997 einen Haushalt aufgestellt, der durchaus vertretbar ist und sich im Rahmen des Gesamtbundeshaushaltes sehen lassen kann. Herr Kollege Kuhlwein, ich stehe nicht an, zu bedauern, daß in der zweiten Runde noch einmal um 21 Millionen DM abgesenkt werden mußte. Da habe auch ich meine Bedenken. Ich gebe das unumwunden zu.
    Nichtsdestotrotz bin ich dem Haus dankbar, daß es von sich aus die Hausaufgaben sofort erledigt und nicht darauf gewartet hat, bis an anderer Stelle reagiert worden ist. Dadurch ist die Absenkung weniger schmerzlich gewesen. Die Verteilung ist aus meiner Sicht vernünftig erfolgt. Dafür, Frau Ministerin, danken wir Ihnen und Ihren Mitarbeitern.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [F.D.P.] Widerspruch bei der SPD und der PDS)

    - Auch Sie sollten einmal anerkennen, daß wir eine Ministerin haben, die zu ihren Aufgaben steht. Das ärgert Sie wohl.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Frau Ministerin, lassen Sie sich durch das Geschrei seitens der Opposition nicht irremachen, sondern führen Sie Ihre Politik fort. Sie werden von den Unionsfraktionen und der F.D.P., deren Vertreterin hier noch reden wird, Unterstützung für diese Politik finden.
    Meine Damen und Herren, ich stehe auch nicht an, hier allen Mitarbeitern zu danken. Das, was das Haus uns an Vorarbeit liefert, ist auch hier im Plenum eines Dankes würdig. Denn - das können Sie, Herr Kollege Kuhlwein, und die anderen Berichterstatter bestätigen - wir werden wirklich in einer hervorragenden und sehr kollegialen Weise unterstützt.
    Die Unionsfraktionen jedenfalls werden diesem Haushalt ihre volle Zustimmung erteilen.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich gebe das Wort der Abgeordneten Michaele Hustedt.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michaele Hustedt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der ohnehin schon bescheidene Umwelttopf leidet besonders unter den Waigelschen Haushaltslöchern. Jedes Jahr wird er noch bescheidener und verkommt damit zunehmend zu einem Alibihaushalt.
    Der Umwelthaushalt umfaßt nur noch 7,7 Prozent des Einzelplans Wirtschaft und 2,9 Prozent des Einzelplans Verkehr. Daß der Umwelttopf so mickrig ist, bräuchte nicht besonders zu erschrecken, wenn - wenn! - in den anderen Ressorts Umweltschutz tatsächlich mitgedacht würde. Denn inzwischen macht nur integrierter Umweltschutz Sinn.
    Wenn man sich die anderen Haushalte unter diesem Vorzeichen ansieht, bekommt man erst recht das Fürchten. Denn man stellt fest, daß Umweltschutz dort nicht nur nicht mitgedacht, sondern aktiv gegen die Umweltministerin, gegen das Umweltministerium gearbeitet wird. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel ist dies, Herr Kollege Kriedner, völlig anders. Dort sind die anderen Ministerien bemüht, den Zielen im Bereich des Umweltschutzes Rechnung zu tragen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Besonders schlimm sieht es im Wirtschaftsministerium aus, dem Ministerium, in dem sich die Freien Demokraten mit ihren neoliberalen Ideologien selbstverwirklichen wollen. Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, daß das Wirtschaftsministerium mit dem Klimaschutzziel nicht einverstanden ist. Immerhin ist die CO2-Reduktion die wichtigste Meßlatte für den Erfolg - genauer gesagt: für den Mißerfolg - der Umweltpolitik dieser Bundesregierung. Wenn man also auch dieses Klimaschutzziel noch kippen könnte, dann wäre endlich der Weg frei für Marktwirtschaft pur, für die Shareholder, deren Visionen nicht weiter reichen als bis zum nächsten Börsengang. Für die ist der Umweltschutz doch nur ein störender Kostenfaktor. Deregulierung, Privatisierung, Kostenreduktion - Westerwelle und Co. ringen um eine Gesellschaft, in der die Reichen, die Fitten und die Schönen ihre individuellen Interessen voll verwirklichen können, das Gemeinwohlinteresse aber keinen Platz mehr hat.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Roll Köhne [PDS] Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Was haben Sie gegen Schöne?)

    Zur nächsten Offensive gegen den Klimaschutz sollte nun ein Gutachten des Wirtschaftsministeriums dienen, mit dem bewiesen werden sollte: Klimaschutz kostet Arbeitsplätze. In dieser Zeit ist dies das wirksamste Totschlagargument, selbst wenn man dafür, wie es das Wirtschaftsministerium in dem Gutachten tut, falsch rechnen muß. Aber für Minister Rexrodt ist das zu einem Eigentor geworden. Denn vor allem beweist dieses Gutachten eines: Die Selbstverpflichtungserklärung in Sachen Klimaschutz reicht nicht aus. Es wird, wenn man sich nur auf sie verläßt, wieder zu steigenden CO2-Emissionen kommen. Der Staat darf also nicht auf Handeln verzichten. Das muß nicht heißen, daß man dicke Förderprogramme auflegt. Das muß auch nicht heißen, daß man bürokratisiert; aber regeln und eingreifen muß der Staat. Diese Verantwortung muß er wahrnehmen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Im übrigen vermute ich, daß Kohls Geduld mit den liberalen Kerlchen auch an diesem Punkte aufhört. Denn Kohl ist Außenpolitiker genug, um zu wissen, daß das Ansehen Deutschlands und sein persönliches Ansehen beschädigt wird, wenn man ständig am Klimaschutzziel kratzt und dieses unterminiert.
    Dieses Gutachten ist auch eine Aufforderung an Frau Merkel, die jetzt belegen muß, wie man dieses Klimaschutzziel noch erreichen kann. Ihre Verpflichtung ist es jetzt, ein Klimaschutzaktionsprogramm vorzulegen, da es von allen Seiten berechtigte Zweifel am Erfolg ihrer Politik gibt.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Aus meiner Sicht sind Sie jetzt in der Beweispflicht. Sie müssen uns hier und heute überzeugen - Lippenbekenntnisse, daß Sie an dem Ziel festhalten, reichen da nicht aus -, jetzt muß Handeln folgen.
    Es wäre natürlich nicht falsch, wenn es noch „ein paar Milliönchen mehr" im Umwelthaushalt gäbe. Das haben wir auch beantragt. Aber entscheidend ist das nicht. Notwendig ist ein Paradigmenwechsel in der Politik des Umweltministeriums und ein Paradigmenwechsel in der Politik der Bundesregierung insgesamt.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Auf staatliches Handeln zu verzichten, weil man auf unverbindliche Versprechungen von der Industrie setzt, ist ein Merkelscher Irrweg, mit dem wir schon viel Zeit für ein sozialverträgliches Umsteuern verschenkt haben. Noch ist es Zeit, daß Sie Ihre Politik ändern. Tun Sie es, bevor es zu spät ist!

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Der zentrale Punkt eines Klimaaktionsprogramms muß die ökologische Steuerreform sein. Davon geht selbst das Gutachten des Wirtschaftsministeriums aus. Aber seitdem Kohl ein Machtwort gesprochen und die F.D.P. Steuern zum ideologischen Teufelszeug erklärt hat, nimmt auch Merkel diese Worte nicht mehr in den Mund.
    Wenn Blüm die Rentenbeiträge jetzt auf über 20 Prozentpunkte anhebt, wäre das genau der richtige Moment gewesen, in dem sich die Umweltministerin hätte zu Wort melden müssen. Wir könnten die Lohnnebenkosten tatsächlich senken, wenn wir den Faktor Arbeit verbilligen und den Faktor Umwelt verteuern. Das ist ein modernes Instrument in dieser Zeit, um Kilowattstunden und nicht Menschen arbeitslos zu machen.
    Die parteiübergreifende Initiative der jungen Abgeordneten dieses Hauses zur ökologischen Steuerreform war ein guter Ansatz. In dieser Zusammenar-

    Michaele Hustedt
    beit liegt viel Sprengkraft, aber auch der notwendige Push, der bei dieser schwachen Umweltministerin gebraucht wird: „Wenn du deine Rente willst, Opa, dann gib mir eine Zukunft." Die Alten verschieben mit ihrem ungebremsten Konsum und ihren ungebremsten Mobilitätssüchten nicht nur die umweltpolitischen, sondern auch die finanzpolitischen Folgen auf die künftige Generation.

    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Über welchen Haushalt reden Sie denn jetzt?)

    Der Umwelthaushalt entspricht 1,5 Prozent des Schuldendienstes. Hier wird der Kristallisationskeim für einen neuen Generationenkonflikt gelegt. Bei diesen Herausforderungen, Umweltschutz und Sanierung des Haushaltes, sollten wir Jüngeren gegen die ältere Generation zusammenhalten - quer zu allen politischen Fronten.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Aber es ist ja nicht so, daß Frau Merkel nicht mit Herrn Rexrodt spricht. Dienstag saßen sie noch zusammen. Etwa, um Konsequenzen aus dem Gutachten zu ziehen und über ein Klimaschutzaktionsprogramm zu sprechen? Oh nein, es ging um einen rückwärtsgewandten Deal: Kohlesubventionen gegen Entsorgungskonsens. Es ging darum, wie man der SPD das Ja zur Atomkraft abpressen kann und wie man einen Pakt schließen kann, um veraltete Industriezweige noch möglichst lange mit staatlichen Mitteln am Leben zu halten.

    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie wollen beides nicht!)

    Doch der Pakt der Ewiggestrigen wird keinen Bestand haben. Er wird von den Bündnisgrünen nicht akzeptiert werden und auch von den Menschen in diesem Lande nicht mitgetragen. Er wird die AntiAtombewegung eher noch anheizen. Der Konflikt wird damit auf die Straße getragen. Ich habe Herrn Kuhlweins Worte mit Wohlwollen und Zufriedenheit gehört. Ich habe von Herrn Lafontaine aber auch schon andere Töne gehört. Wenn sich die SPD auf diesen Erpressungsversuch einläßt, die Anti-Atombewegung gegen Kohlekumpel auszuspielen, dann wird es sie selbst zerreißen. Der lachende Gewinner wäre dann die Bundesregierung.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)