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    Plenarprotokoll 13/142 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 142. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1996 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 12805 A Nachträgliche Ausschußüberweisung . 12805 B Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksachen 13/5200, 13/5836) 12805 C in Verbindung mit Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft (Drucksachen 13/6009, 13/6025) . . . 12805 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1997 (ERP- Wirtschaftsplangesetz 1997) (Drucksachen 13/5741, 13/6117) 12809 D Wolfgang Thierse SPD 12806 A Ernst Hinsken CDU/CSU 12808 B, C, 12819 C, 12822 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. .12810A, B Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 12811 D Ernst Schwanhold SPD 12813 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12814D, 12827 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. 12817 D, 12838 A Edelgard Bulmahn SPD 12818 D Jürgen Koppelin F.D.P. 12819 B Rolf Kutzmutz PDS 12821 D Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 12824 A, 12828 B Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . 12824 C Anke Fuchs (Köln) SPD 12825 B Manfred Hampel SPD 12828 D Gunnar Uldall CDU/CSU 12831 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12833B, D Ernst Schwanhold SPD . 12834 C, 12837 B, 12838 C Ernst Hinsken CDU/CSU 12837 A Dr. Hermann Pohler CDU/CSU 12839 B Manfred Hampel SPD 12840 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 12840 C Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (Drucksachen 13/6021, 13/6025) . . 12842 B Dieter Schanz SPD 12842 B Steffen Kampeter CDU/CSU 12845 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12849 A Jürgen Koppelin F.D.P 12851 B Doris Odendahl SPD . . . . 12852 D, 12856 C Dr. Ludwig Elm PDS 12854 B Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 12855 D Jörg Tauss SPD 12858 D Edelgard Bulmahn SPD 12859 A Christian Lenzer CDU/CSU 12861 C Edelgard Bulmahn SPD 12862 D Tagesordnungspunkt III: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Antrag der Abgeordneten Michael Müller (Düsseldorf), Ernst Schwanhold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Informationspflicht der Chemischen Industrie über Zwischenprodukte (Drucksache 13/3787) 12865 C b) Antrag der Abgeordneten Dr. Liesel Hartenstein, Ulrike Mehl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Kennzeichnung von Holz und Holzprodukten (Drucksache 13/5212) 12865 C c) Antrag der Abgeordneten Heidemarie Wieczorek-Zeul, Dr. Eckhart Pick, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Sicherstellung der Realisierung des Abzweigs Mainz/ Wiesbaden der ICE-Trasse KölnRhein/Main (Drucksache 13/6096) . 12865 D d) Antrag der Abgeordneten Gunter Weißgerber, Dr. Eberhard Brecht, weiterer Abgeordneter und der Fraktionen der SPD: Gemeinschaftliche Finanzierung eines Neubaus des Museums der Bildenden Künste in Leipzig (Drucksache 13/6114) . . . 12865 D e) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die künftige Gestaltung der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" hier: Rahmenplan 1997 bis 2000 (Drucksache 13/5562) 12866 A Tagesordnungspunkt IV: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europa-Mittelmeer-Abkommen vom 17. Juli 1995 zur Gründung einer Assoziation zwischen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Tunesischen Republik andererseits (Drucksachen 13/4790, 13/6095) 12866 A b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Änderung vom 31. August 1995 des Übereinkommens über die Internationale Fernmeldesatellitenorganisation „INTELSAT" (Drucksachen 13/5719, 13/6118) 12866 B c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Änderung vom 18. Mai 1995 des Übereinkommens zur Gründung der Europäischen Fernmeldesatellitenorganisation „EUTELSAT" (Drucksachen 13/5716, 13/6119) 12866 C d) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Mehl, Michael Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Beendigung der Waffenerprobung und Schießübungen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (Drucksachen 13/1391, 13/5053) 12866 D e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Mehl, Michael Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Notwendige Naturschutzmaßnahmen im europäischen Naturschutzjahr 1995 (Drucksachen 13/1350, 13/5054) 12867 A f) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Geänderter Vorschlag für eine Entscheidung des Rates für das vierte mittelfristige Aktionsprogramm der Gemeinschaft für die Chancengleichheit von Frauen und Männern (1996-2000) (Drucksachen 13/3938 Nr. 2.32, 13/4773) 12867 B g) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Haushaltsführung 1996; Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 23 02 Titel 836 02 - Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Kapital der Internationalen Entwicklungsorganisationen (IDA) - (Drucksachen 13/5712, 13/5844 Nr. 2, 13/6049) . . 12867 B h) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 11 - Erstattung des Sozialzuschlags für Rentenempfän- ger in den neuen Ländern (einschl. ehemaliges Ost-Berlin) (Drucksachen 13/5658, 13/5770 Nr. 3, 13/6068) . . 12867 C i) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 159 zu Petitionen (Drucksache 13/6116) 12867 D Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 13/6011, 13/6025) 12867 D Dr. Konstanze Wegner SPD 12868 A Andreas Storm CDU/CSU 12869 D Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 12870 C Peter Dreßen SPD . . . 12871B, 12877C, 12878 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12873 C Dr. Gisela Babel F.D.P 12875 D Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12878 B Konrad Gilges SPD 12879 A, 12892 D Dr. Heidi Knake-Werner PDS 12879 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 12881 C Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 12882 A Dr. Gisela Babel F.D.P. 12884 B Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12885 D Ottmar Schreiner SPD 12886 B Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 12889 D Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 13/6016, 13/6025) 12892 D in Verbindung mit Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Dietmar Schütz (Oldenburg), Eckart Kuhlwein, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: UmweltAudit in Bundesministerien und -behörden (Drucksachen 13/2417, 13/4023) 12892 D Eckart Kuhlwein SPD 12893 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 12894 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12897 A Birgit Homburger F.D.P. . . . . 12898 C, 12904 B Rolf Köhne PDS 12899 A Eva Bulling-Schröter PDS 12901 B Ulrike Mehl SPD 12902 A, 12904 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 12904 D Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr (Drucksachen 13/6012, 13/6025) . . . 12908 A Hans-Georg Wagner SPD 12908 A Bartholomäus Kalb CDU/CSU . 12910 B, 12919 D Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . 12911 D, 12922 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12913 A Horst Friedrich F.D.P. 12914 C Dr. Winfried Wolf PDS 12916 A Konrad Kunick SPD 12917 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12919 B Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 12920 B, 12923 D Dr. Winfried Wolf PDS 12921 B Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12922 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12923 D Einzelplan 25 Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 13/6020, 13/6025) 12925 A Dr. Rolf Niese SPD 12925 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 12927 D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12930B, 12932 B Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . . . 12931 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 12932 D Klaus-Jürgen Warnick PDS 12934 B Otto Reschke SPD 12935 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 12936 C Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 12937 B Achim Großmann SPD 12939 B Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12939 C Haushaltsgesetz 1997 (Drucksachen 13/6026, 13/6027) . . . 12941 A Dr. Christa Luft PDS (Erklärung nach § 31 GO) 12941 C Joachim Hörster CDU/CSU (zur GO) . 12942 A Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksachen 13/5201, 13/5836, 13/6028) . . . 12942 C Nächste Sitzung 12942 C Berichtigung 12942 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12943* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zum Haushaltsgesetz 1997, hier: Einzelplan 06 - Bundesministerium des Innern -, zu dem Antrag: Vergütung der Mitglieder der Unabhängigen Kommission zur Überprüfung des Vermögens der Parteien und Massenorganisationen der DDR beim Bundesministerium des Innern sowie zu Einzelplan 33 - Versorgung - Dr. Guido Westerwelle F.D.P. . . . . . . 12943* C Anlage 3 Aufgrund eines technischen Fehlers bei der elektronischen Übermittlung ist der Redebeitrag des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) im Stenographischen Bericht über die 141. Sitzung, Seiten 12768 A bis 12770 C, nicht in der vom Redner autorisierten Fassung gedruckt worden. Aus diesem Grunde wird im folgenden die vom Redner gemäß § 118 GOBT korrigierte Fassung wiedergegeben 12944*C 142. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1996 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 141. Sitzung, Seite 12790 B: In der vierten Zeile nach dem Zuruf des Abgeordneten Dr. Guido Westerwelle ist statt „Handelverlesene" „Handverlesene" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 28. 11. 96 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 28. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 28. 11. 96 Fischer (Berlin), BÜNDNIS 28. 11.96 Andrea 90/DIE GRÜNEN Frick, Gisela F.D.P. 28. 11. 96 Gysi, Andrea PDS 28. 11. 96 Krautscheid, CDU/CSU 28.11.96 Andreas Krüger, Thomas SPD 28. 11. 96 Lehn, Waltraud SPD 28. 11. 96 Lemke, Steffi BÜNDNIS 28. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Rauber, Helmut CDU/CSU 28. 11. 96 Rupprecht, SPD 28.11.96 Marlene Dr. Schäfer, SPD 28. 11. 96 Hansjörg Scherhag, CDU/CSU 28.11.96 Karl-Heinz Dr. Schuchardt, CDU/CDU 28. 11. 96 Erika Schumann, Ilse SPD 28. 11. 96 Tippach, Steffen PDS 28. 11. 96 Tröger, Gottfried CDU/CSU 28. 11. 96 Vosen, Josef SPD 28. 11. 96 Wallow, Hans SPD 28. 11. 96 Wieczorek (Duisburg), SPD 28. 11. 96 Helmut Wiefelspütz, Dieter SPD 28. 11. 96 Wittich, Berthold SPD 28. 11. 96 Wohlleben, Verena SPD 28. 11. 96 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 28. 11. 96 Margareta 90/DIE GRÜNEN Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zum Haushaltsgesetz 1997, hier: Einzelplan 06 - Bundesministerium des Innern -, zu dem Antrag: Vergütung der Mitglieder der Unabhängigen Kommission zur Überprüfung des Vermögens der Parteien und Massenorganisationen der DDR beim Bundesministerium des Innern sowie zu Einzelplan 33 - Versorgung -*) Dr. Guido Westerwelle (F.D.P.): Viel stärker als die volkswirtschaftlichen Leistungen sind die Personalausgaben unseres Staates angestiegen: Bei Bund, Ländern und Gemeinden waren es 1970 noch 61,5 Milliarden DM, heute sind es bereits 350 Milliarden DM. Den Löwenanteil bei der Explosion der Personalausgaben steuern mit 191 Milliarden DM die Bundesländer bei. Die Personalausgaben machen inzwischen ca. 10 Prozent, also fast ein Drittel der Gesamtausgaben der Gebietskörperschaften aus. Wenn der Staat so weitermacht, wird er sich selbst lahmlegen. Jedem Problem wird in Deutschland ein Paragraph hinterhergeworfen. Unabhängige Gutachter schätzen die jährlichen Bürokratiekosten für die Wirtschaft auf 60 Milliarden DM. Die F.D.P. begrüßt die Bestrebungen der Bundesregierung, mit einem Bürokratiekosten-TÜV die Belastungen für die Wirtschaft zu verringern. Ziel muß es sein, die Bürokratiekosten in drei Jahren um 20 Prozent zu reduzieren. Der Wissenschaftliche Beirat des Bundesministeriums für Wirtschaft hat der Politik einen deutlichen Hinweis gegeben. In seinem Gutachten weist er darauf hin, daß heute ein Prozent weniger Staat bedeuten würde, daß auch mehr als 34 Milliarden DM weniger ausgegeben werden. Dagegen läuft bei der Opposition immer noch der Wettbewerb der Ausdehnung der Staatstätigkeit. Der Deutsche Gewerkschaftsbund verlangt nur die sozialregulierte Marktwirtschaft, damit ebenso wie die Opposition mehr Staatstätigkeit, mehr Verregelung und mehr Verriegelung. Der Hinweis in der Debatte, die Koalition würde bei einer Reform des öffentlichen Dienstrechts die Möglichkeiten für Teilzeitarbeit nicht schaffen, ist sachlich nicht begründet. Der Opposition und insbesondere dem saarländischen Ministerpräsidenten ist zu empfehlen, die Drucksache 13/3994 zu studieren. In § 44 a BRRG ist ausdrücklich enthalten, daß durch Gesetz bestimmt werden kann, daß Beamten mit Dienstbezügen auf Antrag Teilzeitbeschäftigung bis zur Hälfte der regelmäßigen Arbeitszeit bis zur jeweils beantragten Dauer bewilligt werden kann, soweit dienstliche Belange nicht entgegenstehen. *) Vergleiche 141. Sitzung, Seite 12792 D, vorletzter Absatz Zur inneren Sicherheit: Die Koalition hat dafür gesorgt, daß in den letzten Jahren das Gesetz zur Bekämpfung des illegalen Rauschgifthandels und anderer Erscheinungsformen der organisierten Kriminalität, das Geldwäschegesetz und das Verbrechensbekämpfungsgesetz verabschiedet worden sind. Insbesondere das Gesetz zur sogenannten Hauptverhandlungshaft ist ein Beitrag zur inneren Sicherheit und darf von den SPD-Ländern nicht länger blockiert werden. Auf frischer Tat Betroffene können danach vorläufig festgenommen werden, wenn eine Entscheidung im beschleunigten Verfahren zu erwarten und zu befürchten ist, daß der Festgenommene der Hauptverhandlung fernbleiben wird. Ein auf frischer Tat Betroffener kann unter den genannten Gründen für höchstens eine Woche in Haft genommen werden. Die Durchführung der Hauptverhandlungshaft muß innerhalb dieser Woche zu erwarten sein. Die Hauptverhandlungshaft wird von einem Richter angeordnet und nicht von der Polizei. Der anordnende Richter soll derselbe sein, der für die Durchführung des beschleunigten Verfahrens zuständig ist. Damit ist das Gesetz nicht nur effizient, sondern auch rechtsstaatlich vernünftig. Wer dagegen selbst, wie die grüne Abgeordnete Elisabeth Altmann und die PDS-Abgeordnete Eva Bulling-Schröter, öffentlich zu Gewalt gegen Sachen aufruft, wie es in diesem Jahr geschehen ist, ist nicht geeignet, sich als Vertreter des Rechtsstaates zu präsentieren. Wer Gewalt gegen Sachen predigt, fordert das Faustrecht und stellt sich damit außerhalb einer rechtsstaatlichen Werteordnung. Zur Staatsangehörigkeitspolitik: Die Integration der ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ist die zentrale gesellschaftspolitische Reformaufgabe der nächsten Jahre. Das geltende Staatsangehörigkeitsrecht führt dazu, daß in Deutschland immer mehr Menschen leben, die hier geboren und aufgewachsen sind, die in Deutschland zur Schule gehen und bei uns Beiträge zur Sozialversicherung zahlen und trotzdem rechtlich Fremde bleiben. Wir Freien Demokraten wollen dagegen ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht, das den hier geborenen Kindern von ausländischen Eltern, die hier seit Jahrzehnten leben, die Chance gibt, als Deutsche integriert aufzuwachsen. Diese Kinder sprechen Deutsch und die Sprache ihrer Eltern allenfalls mit einem deutschen Akzent. Jeder weiß, daß sie hier immer leben werden. Es läuft den Interessen unseres eigenen Landes zuwider, wenn man die hier geborenen Kinder mit einem ausländischen Bewußtsein groß werden läßt, anstatt ihnen eine inländische Identität von Anfang an zu vermitteln. Die F.D.P. appelliert an alle Teile dieses Hauses, nicht nur im Interesse dieser Kinder, sondern auch im Interesse unseres Landes bei der Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts mitzuwirken. Die F.D.P. begrüßt insbesondere auch die in jüngster Zeit entstandene Bewegung innerhalb der Union in dieser Frage. Anlage 3 Aufgrund eines technischen Fehlers bei der elektronischen Übermittlung ist der Redebeitrag des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) im Stenographischen Bericht über die 141. Sitzung, Seiten 12768 A bis 12770 C, nicht in der vom Redner autorisierten Fassung gedruckt worden. Aus diesem Grunde wird im folgenden die vom Redner gemäß § 118 GOBT korrigierte Fassung wiedergegeben: Manfred Kolbe (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gemessen am Gesamtvolumen des Bundeshaushalts mit 440 Milliarden DM sind der Einzelplan 07 des Geschäftsbereichs des Bundesministeriums der Justiz mit einem Haushaltsvolumen von rund 0,7 Milliarden DM und der Einzelplan 19 des Bundesverfassungsgerichts mit einem Ausgabevolumen von 0,03 Milliarden relativ bescheidene Einzelhaushalte. In diesen Bereichen können wir also nicht die Milliardeneinsparungen erzielen, die wir zur Haushaltskonsolidierung brauchen. Dennoch trägt auch der Justizhaushalt zur Haushaltskonsolidierung bei. Zwar steigen die Ausgaben des Einzelplans 07 1997 um 1,1 Prozent, während bekanntermaßen die Ausgaben im Gesamtbundeshaushalt um 2,5 Prozent zurückgehen. Diese Diskrepanz läßt sich jedoch leicht erklären: Gegenüber den Ansätzen der Finanzplanung bleiben wir in diesem Haushalt um 11,1 Prozent zurück. Außerdem beruht die Ausgabensteigerung allein auf den gestiegenen Investitionen von rund 10 Millionen DM, während die Personalausgaben um 1,7 Prozent zurückgehen. Die Ausgabensteigerung bei den Zuweisungen ist allein darauf zurückzuführen, daß 16 Millionen DM, wie es Kollege Weißgerber schon erwähnt hat, für die Schadenersatzforderungen wegen der verspäteten Umsetzung der EG-Pauschalreiserichtlinie in nationales Recht auf Grund des Urteils des Europäischen Gerichtshofs zu veranschlagen sind, eine Summe, für die nicht der Einzelplan 07 verantwortlich ist, sondern die dort nur technisch veranschlagt wird. Auch im Einzelplan 07 sparen wir beim Personal und steigern die Investitionen. Die Struktur stimmt also. Schließlich ist noch hervorzuheben, daß sich der Justizhaushalt zu 53 Prozent selber deckt. Frau Karwatzki, wäre das überall so, wäre es das reinste Vergnügen, Finanzminister zu werden. Das ist aber leider nicht überall so wie im Einzelplan 07. (Parl. Staatssekretärin Irmgard Karwatzki: Schade!) Einige allgemeine finanzpolitische Probleme schlagen sich auch in diesem relativ kleinen Einzelhaushalt nieder. Da haben wir als erstes die Problematik der steigenden internationalen Beitragslasten der Bundesrepublik Deutschland. Diese Beitragslasten werden auch durch die vielfach kritisierten hohen und steuerfreien Gehälter bei internationalen Organisationen mitverursacht. Diese Gehälter will ich hier nicht weiter ansprechen. Mir geht es um die Ver- sorgungsbezüge, weil sich diese im Einzelplan niederschlagen. Denn die Steuerfreiheit gilt zwar nicht für Versorgungsbezüge, aber Art. 42 der Versorgungsordnung des Europäischen Patentamtes, um das es hier geht, bestimmt, daß die Versorgungsempfänger von ihrem Sitzstaat 50 Prozent der Steuer erstattet bekommen, die sie zunächst zu zahlen haben. Die Versorgungsempfänger europäischer Organisationen werden also bessergestellt als andere. Diese Beträge summieren sich. Waren 1993 noch lediglich 160 000 DM für die hälftige Steuererstattung an deutsche Versorgungsempfänger des Europäischen Patentamts auszugeben, so ist für 1997 bereits der vierfache Betrag, also 690 000 DM, veranschlagt. Diese Problematik müssen wir einmal in einem größeren Rahmen angehen. Sie kann nicht isoliert im Einzelplan des Justizministeriums gelöst werden. Wir machen uns ja Gedanken über eine große Steuerreform. Kerngedanke dabei ist die niedrigere Belastung bei gleichzeitiger Verbreiterung der Bemessungsgrundlage. Es ist natürlich zu fragen, ob diese Steuerfreiheiten dann noch ihren Sinn haben. Sie sind meines Erachtens nicht mehr zeitgemäß. Hier können wir als Deutsche nicht allein handeln. Wir müssen international koordiniert vorgehen. Ich glaube aber, daß der amerikanische Kongreßabgeordnete das ähnlich wie wir sehen dürfte. Wir alle würden dadurch bei den Beiträgen entlastet. Diese Initiative sollten wir aufgreifen. Das ist auch im Berichterstattergespräch so vereinbart worden. Erfreulich, was den internationalen Bereich betrifft, ist, daß im Oktober die erste große UN-Institution in Deutschland ihren Sitz genommen hat. Nach fast einem Vierteljahrhundert Vorbereitung sind am 17. Oktober 1996 die 21 Richter am Internationalen Seegerichtshof in Hamburg in Ihrer Anwesenheit, Herr Minister, und Ihrer, Herr Staatssekretär Funke - Sie kommen ja aus Hamburg -, sowie in Anwesenheit des UN-Generalsekretärs vereidigt und der Grundstein des Gerichtsgebäudes gelegt worden. Das Gerichtsgebäude wird den Bundeshaushalt 123 Millionen DM kosten. 80 Prozent davon trägt der Bund, 20 Prozent das Land Hamburg. Das alles geht auf die 1973 einberufene 3. Seerechtskonferenz zurück, die Hamburg in den 80er Jahren als Sitz auserkor. Auch von hier aus möchte ich dem Internationalen Seegerichtshof, also der ersten größeren UN- Organisation, die in Deutschland ihren Sitz hat, eine gute Arbeit wünschen. (Beifall des Abg. Detlef Kleinert [Hannover] [F.D.P.]) Ein zweites finanzpolitisches Thema schlägt sich in diesem Bundeshaushalt nieder. Das ist das härter werdende Bund-Länder-Verhältnis, das, wenn auch in kleinen Beträgen, seinen Niederschlag auch im Justizhaushalt findet. Ich spreche hier das Servicebüro der Deutschen Bewährungshilfe e. V. für den Täter-Opfer-Ausgleich in Bonn an. Kollege Weißgerber hat auch schon darüber gesprochen. Alle Fraktionen dieses Hauses unterstützen die Arbeit dieses Servicebüros. Nur muß man sich einmal dessen Geschichte vergegenwärtigen: Das Servicebüro hat 1992 seine Arbeit aufgenommen. Der Bund hat die Anschubfinanzierung vier Jahre lang alleine erbracht. Ab 1996 haben wir dann im Haushaltsausschuß gesagt: Bund und Länder finanzieren das Servicebüro jeweils zur Hälfte, da die Justiz nach der Kompetenzverteilung unseres Grundgesetzes nun einmal überwiegend Ländersache ist. Wir haben deshalb den hälftigen Betrag in den Bundeshaushalt eingestellt, ihn aber gesperrt. Mühsam konnten im Laufe des Jahres 1996 zweimal 50 000 DM bei den Ländern eingesammelt werden. Der Bund hat die entsprechenden Beträge entsperrt. 1997 geht das Gezerre weiter. Der Bund hat seinen Anteil in Höhe von 150 000 DM aufgestellt, aber wiederum mit einer Sperre versehen. Wir warten auf eine Verwaltungsvereinbarung mit den Ländern über die Mitfinanzierung in gleicher Höhe. Der Vorsitzende des Rechtsausschusses, Kollege Horst Eylmann, hat alle Landesregierungen angeschrieben. Ich hoffe, daß es von dort eine positive Reaktion gibt. Bisher sind die Zeichen nicht so ermutigend, die überwiegende Anzahl der Länder hat bisher ihre Mitwirkung verweigert. Herr Kollege Weißgerber, ich erwähne das Saarland nicht immer, weil es das Saarland ist, sondern weil es dort, ich sage es als Beispiel, um ganze 1 935 DM geht. Das ist für jeden Privatbürger viel Geld, aber haushaltspolitisch gesehen ein doch relativ bescheidener Betrag, eine Geste, die man meines Erachtens zugunsten des Täter- Opfer-Ausgleichs erbringen könnte. (Zuruf von der SPD: Wieviel ist das denn bei Bayern?) - Bayern ist ebenfalls zurückhaltend. Aber die Einflußmöglichkeiten eines sächsischen CDU-Bundestagsabgeordneten auf die Bayerische Staatsregierung sind relativ begrenzt. (Lachen bei der SPD) Herr Beck, was Hessen betrifft, so hatten Sie letztes Jahr zugesagt, Ihren Kollegen Rupert von Plottnitz anzurufen. Der Anruf hat offenbar bisher noch nicht geklappt; denn Hessen steht auch noch in der konditionierten Verweigererliste; das heißt, Hessen zahlt erst, wenn alle zahlen. Auch dort versteckt man sich also erst einmal. Ich hoffe, daß wir hier vorankommen. Warum der Bund keine Länderaufgaben alleine bezahlen kann, möchte ich anhand von ein paar Zahlen erklären. 1966, also vor 30 Jahren, standen 55 Prozent der Steuereinnahmen dem Bund zu, 31 Prozent den Ländern. Heute, 30 Jahre später, haben wir fast einen Gleichstand: 42 Prozent Bund, 41 Prozent Länder. Die Einnahmeposition des Bundes hat sich also gegenüber den Ländern verschlechtert. Dann muß der Bund auch darauf dringen, daß die Länder im Justizbereich, bei dem es sich um eine primäre Landesaufgabe handelt, ihren Beitrag erbringen. Mit diesem Justizhaushalt gehen wir weitere Schritte in Richtung Vollendung der deutschen Einheit. Einer der wichtigsten Schritte zur Vollendung der deutschen Einheit ist die Verlegung des Sitzes von Bundesgerichten und -behörden in die östlichen Bundesländer. Herr Bundesjustizminister, kaum ein Ressort hat diese Aufgabe so ernst genommen wie das Justizministerium. Dafür auch meinerseits herzlichen Dank. Die Mühlen der Justiz mahlen angeblich immer langsam, aber hier ist die Justiz Vorreiter. (Beifall des Abg. Detlef Kleinert [Hannover] [F.D.P.]) Das Bundesverwaltungsgericht wird seinen Sitz in Leipzig nehmen, das Bundesarbeitsgericht in Erfurt. Am schnellsten kommt jedoch die Verlagerung des 5. Strafsenats von Berlin nach Leipzig voran. Dieser wird bereits 1997 seine Arbeit in Leipzig aufnehmen. Das wird ein historischer Augenblick sein. Es ist die erste oberste Bundeseinrichtung, die ihre Arbeit in den östlichen Bundesländern außerhalb Berlins aufnimmt. Das Grundkonzept der Föderalismuskommission war, daß Karlsruhe und Leipzig die beiden wichtigen Residenzen des Rechts im wiedervereinigten Deutschland sein sollen: Karlsruhe mit dem Bundesverfassungsgericht und dem weitaus größeren Teil des Bundesgerichtshofs, Leipzig mit dem Bundesverwaltungsgericht und zunächst einem Strafsenat des Bundesgerichtshofs. Sofern die größer gewordene Einwohnerzahl im wiedervereinigten Deutschland - es sind knapp 20 Millionen Einwohner mehr und leider begehen auch diese hin und wieder Straftaten - oder prozessive neue Senate erforderlich macht, werden neue Senate in Leipzig eingerichtet. (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Erfurt haben Sie vergessen!) Diese Zuwachsklausel der Föderalismuskommission ist damals, 1992, lange diskutiert - Herr Minister, ich war selber Mitglied der Föderalismuskommission - und in vollem Bewußtsein der Tragweite dieser Entscheidung beschlossen worden. Man war sich also ganz genau im klaren, was man da beschließt. Deshalb kann man meines Erachtens jetzt nicht mehr, wie ich das gelegentlich höre, aus Praktikabilitätsgründen diese Zuwachsklausel in Frage stellen, ohne auch die gesamte Sitzentscheidung in Frage zu stellen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch die ehemalige Reichsgerichtsbibliothek ansprechen. 320 000 Bände umfaßte diese Bibliothek. Es war die bedeutendste juristische Bibliothek der Welt; weltberühmt vor allen Dingen die Handschriften und Druckwerke von vor 1800. Dort war der Erstdruck der „Summa Azonis" des Azo von Bologna von 1210, des „Sachsenspiegel", des „Schwabenspiegel". Die ältesten deutschen Strafgesetzbücher sind dort vorhanden, die Bambergische Halsgerichtsordnung, die Brandenburgische Halsgerichtsordnung oder die Peinliche Halsgerichtsordnung, die „Constitutio Criminalis Carolina" von 1532. Wenn man sich diese Handschriften und den von dort ausgehenden Horror betrachtet, der im „Hexenhammer" gipfelt und die Verfolgung der Hexen beschreibt, dann kann man kaum glauben, daß diese Teile der Bibliothek noch heute, Herr Minister, für die praktische Arbeit der Richter benötigt werden. Mit meinem Verständnis von liberaler Rechtspolitik deckt sich der „Hexenhammer" nicht. Das erlaube ich mir auch als Christdemokrat zu sagen. (Zurufe von der SPD) »Es handelt sich vielmehr um kunsthistorische Gegenstände, die nicht für die tägliche Arbeit benötigt werden. Diese kunsthistorischen Gegenstände gehören wieder an den Ort, wo sie zusammengetragen worden sind: nach Leipzig. (Dr. Uwe-Jens Heuer [PDS]: Sehr gut!) Lassen Sie mich zum Schluß noch auf die Rechtsangleichung im wiedervereinigten Deutschland eingehen, die wir in den letzten sieben Jahren erreicht haben. Ich denke nur an die Problematik der Eigenheime, Sachenrechtsbereinigungsgesetz, ein Kapitel von ganz grundlegender Bedeutung für Hunderttausende von Menschen, die dort in ihrer Existenz betroffen sind. Wir haben mit dem Sachenrechtsbereinigungsgesetz eine sehr pragmatische Lösung geschaffen, die die Menschen befriedigt. Und das Schönste am Sachenrechtsbereinigungsgesetz ist: Dieses Gesetz kommt im strittigen Verfahren kaum zur Anwendung, weil es als freiwillige Vertragsgrundlage akzeptiert wird. Genau diesen Weg, praktikable Regelungen zu finden, Herr Minister, müssen wir auch in anderen Bereichen - etwa beim Nutzerschutz - gehen. Ich denke nur an die Konkurrenz zwischen Vermögensrecht und Zivilrecht, bzw. Restitutionsanspruch und Grundbuchberichtigungsanspruch. Auch dort kann man den Grundbuchberichtigungsanspruch nicht bis in die feinsten Ziselierungen des Zivilrechts verfolgen, ohne vielleicht zu unbilligen Ergebnissen zu kommen. Ich darf nur ein kleines Beispiel nennen. Der Restitutionsanspruch des Ersterben ging in einem Fall deshalb ins Leere, weil an 27. Stelle ein nachrangiger Erbe auftauchte, der zum Zeitpunkt des Erbfalls noch minderjährig war, weshalb das Vormundschaftsgericht nicht beteiligt wurde. Ich glaube, das sind Ergebnisse, die wir schwer vertreten können. Zum Abschluß noch zwei Sätze zum Bundesverfassungsgericht. Das Bundesverfassungsgericht hat vor zwei Wochen ein gutes Urteil gefällt. Die Todesschüsse an der Mauer sind strafbar. Der Schießbefehl verstößt gegen Menschenrechte und konnte auch durch DDR- „Recht" nicht gerechtfertigt werden. Ich habe im Wahlkreis in den letzten Monaten selten so viel Zustimmung gehabt wie in diesem Fall. Es hat sich glücklicherweise nicht der Spruch bewahrheitet: Die Kleinen hängt man, die Großen läßt man laufen. Nein, das Bundesverfassungsgericht hat hier umfassend für Gerechtigkeit gesorgt. Dies sollten wir als Gesetzgeber auch bei der SED- Unrechtsbereinigung tun. Wir müssen hier nachbessern. Insbesondere beim Zweiten SED-Unrechtsbereinigungsgesetz fließt nur ein Bruchteil der Mittel ab. Bis Ende Oktober waren es 177 000 DM von veranschlagten 15 Millionen DM. Auch das müssen wir als Gesetzgeber ändern. Abschließend möchte ich Sie bitten, dem Einzelplan 07 und dem Einzelplan 19 in der Ausschußfassung zuzustimmen. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir führen heute eine Haushaltsdebatte über den Einzelplan 30. Ich habe in Ihrer Rede, Herr Minister Rüttgers, nichts zu diesem Haushalt gehört.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Ihre Politik ist ganz offensichtlich so schlecht, daß Sie nichts zu Ihrem Haushalt sagen, sondern nur auf der Opposition rumhacken und zu Allgemeinplätzen reden.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Mit diesem Haushalt, Herr Minister Rüttgers, den Sie mit Ihrer Regierung und den Koalitionsfraktionen vorgelegt haben, versündigen Sie sich an unserer Jugend, und Sie versündigen sich an der Zukunft der Bundesrepublik.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Herr Minister Rüttgers, Sie haben noch vor zwei Jahren - das haben Sie aber offensichtlich alles schon vergessen - anläßlich einer Regierungserklärung in diesem Hause mit Freude zum Ausdruck gebracht: Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur sollten in der Politik der Bundesregierung eine überproportionale Steigerung der Haushaltsmittel für Zukunftsinvestitionen in den nächsten Jahren erfahren.

    (Tilo Braune [SPD]: Absolute Fehlnummer!)

    Das ist reine Ankündigungspolitik. Nichts von dem ist geschehen. Statt dessen erleben wir, daß dieser Haushalt seit Jahren immer stärker ausblutet, daß er keine realen Steigerungen verzeichnet, daß er in diesem Haushaltsjahr sogar nominelle Senkungen aufweist, und zwar inzwischen um 5,6 Prozent. Das ist eine überproportionale Kürzung, die in überhaupt keinem Verhältnis zu den Gesamtkürzungen des Bundeshaushaltes steht.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Ich verkenne nicht die prekäre Haushaltssituation der Bundesregierung, in die sich die Bundesregierung selber hineinmanövriert hat. Aber, wer als sogenannter Zukunftsminister und hochstilisiert zum Bannerträger der Innovationsfähigkeit derartig unter die Räder kommt wie Sie, Herr Minister Rüttgers, wer seinen Haushalt mehr als doppelt so stark bluten lassen muß als im Durchschnitt, der muß sich doch fragen lassen, ob sein Anliegen am Kabinettstisch von der Bundesregierung überhaupt noch ernst genommen wird.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Die hochgelobte Innovationsrakete Zukunftsministerium stürzt in das haushaltspolitische Bermudadreieck des Finanzministers. Kürzung statt Steigerung, das ist die Prioritätensetzung der Bundesregierung. Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, will die SPD nicht.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wir wollen den Haushaltsansatz von 1996 nicht kürzen. Wir sind der Meinung, daß Investitionen in Bildung und Forschung Investitionen in die Zukunft sind, und Investitionen in die Zukunft darf man nicht kürzen.

    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Manuel Kiper [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Dr. Ludwig Elm [PDS])

    Wir haben eine ganze Reihe von Vorschlägen auf den Tisch gelegt, die Sie überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen. Sie, Herr Minister Rüttgers, sind der Blockademinister in dieser ganzen Debatte.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Wir haben einen Vorschlag zur Einführung einer individuellen Ausbildungsförderung auf den Tisch gelegt, einer BAföG-Reform, die ihren Namen wirklich verdient und die jungen Leute auch in die Lage versetzt, ein Studium durchzuführen, ohne daß sie nebenbei jobben müssen und damit ihre Studienzeit verlängern müssen.
    Wo ist Ihr Vorschlag? Wann legen Sie diesem Hause endlich einen Arbeitsplan vor, den wir in diesem Deutschen Bundestag interfraktionell vereinbart haben? Wir haben interfraktionell vereinbart, daß wir noch in dieser Legislaturperiode eine wirkliche BAföG-Reform durchführen wollen. Wo ist sie? Nichts ist da. Im Gegenteil: Bei dem Gespräch, das mit den Vertretern der Länder stattgefunden hat, ist von Ihrer Seite blockiert worden, daß ein konkretes Arbeitsprogramm verabredet wurde, daß ein konkreter Zeitplan vereinbart wurde. Sie sind der Blockademinister in dieser Frage.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Sie sind der Blockademinister, wenn es darum geht, wirksame Lösungen zu entwickeln, um die Situation in der beruflichen Bildung tatsächlich zu verbessern. Wir haben lange diskutiert und überlegt, wie wir erreichen können, die Zahl der Ausbildungsplätze deutlich zu steigern, weil wir nicht bereit sind, hinzunehmen, daß 100 000 bis 120 000 Jugendliche in schulische Warteschleifen gehen oder ohne Job bzw. Ausbildung dastehen.

    Edelgard Bulmahn
    Wir sind der Meinung, daß unser Vorschlag des Leistungsausgleichs tragfähig ist, weil er alle Unternehmen dazu verpflichtet, einen Beitrag zur Ausbildung zu leisten - entweder dadurch, daß sie selber ausbilden, oder dadurch, daß sie zahlen. Wir halten dies für einen tragfähigen Vorschlag, mit dem wir das Ziel, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen, erreichen können. Die Zeit der Appelle ist vorbei. Wir haben festgestellt: Appelle helfen nicht mehr.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Wir haben einen Vorschlag für die Entwicklung der Hochschulen auf den Tisch gelegt. Ich finde es langsam unerträglich, was sich hier abspielt. Wir machen eine Diskussionsrunde bei Ihnen, Herr Rüttgers, bei der nichts anderes diskutiert wird als das, was die Bundesländer seit mehreren Jahren machen. Fahren Sie doch einmal nach Osnabrück, fahren Sie doch einmal nach Oldenburg, fahren Sie doch einmal nach Mainz und schauen es sich an. Globalhaushalte, jahresübergreifende Haushalte, Abschied von der kameralistischen Haushaltsführung, leistungsbezogene Finanzierung - all das machen wir seit mehreren Jahren in den Ländern. Aber Sie stellen sich taub, verschließen die Augen und nehmen nicht zur Kenntnis, was hier seit mehreren Jahren erfolgreich praktiziert wird. Schauen Sie sich endlich einmal die Erfolge an, und setzen Sie das um! Bitte nicht nur immer reden und Überschriften produzieren, sondern handeln! Auf Landesebene handeln wir und produzieren nicht nur Überschriften. Sie reden nur darüber und kommen nicht in die Pötte.

    (Beifall bei der SPD Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es gibt kaum ein Land, das so ruiniert ist wie Niedersachsen!)

    Sie plädieren in Papieren für Entbürokratisierung und schlanke Strukturen. Aber in der Realität - deshalb sind Sie der Blockademinister - halten Sie an starren Verwaltungsstrukturen fest. Die SPD hat in den Ausschuß einen Antrag eingebracht, der vorsah, daß die Max-Planck-Gesellschaft, die durch den Fünf-mal-fünf-Beschluß eine vernünftige, solide finanzielle Basis hat, aus der allgemeinen Stellenkürzung des Bundes herausgenommen wird und der gleichzeitig eine Kürzung um 740 Stellen vorsah. Wir haben eine solide Finanzierungsgrundlage für die Max-Planck-Gesellschaft, aber trotzdem eine generelle Stellenkürzungsvorschrift aus dem Hause des Bundesfinanzministers. Das ist völlig absurd.
    Warum geben Sie der Max-Planck-Gesellschaft nicht die Freiheit, selber zu entscheiden, wie sie die Mittel einsetzt, wo sie Stellen aufbaut und jüngeren Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern eine Beschäftigungschance gibt? Was macht es für einen Sinn, einen Stellenplan der Max-Planck-Gesellschaft im Bundeshaushalt zu haben? Ich halte das für eine antiquierte und überholte Vorschrift, ich kann nur fragen: Wieso haben Sie unserem Antrag nicht zugestimmt? Was ist die sachliche Begründung dafür? Ich habe bisher noch keine gehört.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht nicht nur um die Fragen, warum die Bundesregierung nichts tut, warum sie nicht mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellt und warum sie nicht tatsächlich die Grundlagen, die verwaltungstechnischen Voraussetzungen, die personalrechtlichen Voraussetzungen für eine effektivere Arbeit in Forschung und Hochschulen schafft. Es geht auch darum, wie die Bundesregierung ihre Kürzungen in diesem Bundeshaushaltsplan durchführt. Es geht darum, wo gekürzt wird.
    In der letzten Woche ließ der Bundesforschungsminister in einem Workshop seines Hauses die Bereiche Energie und Umwelt als wichtige Einsatzfelder für strategische Technologien identifizieren. Heute legt er einen Haushaltsentwurf vor, in dem der Etat für die Umweltforschung um 14 Prozent, der Etat für die Energieforschung um 18 Prozent und der Etat für das innovationsträchtige Gebiet der Lasertechnik sogar um 20 Prozent gekürzt wird. Herr Minister Rüttgers, Ihre Worte sind Schall und Rauch.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Wolfgang Thierse [SPD]: Das sind die Tatsachen! Alles andere sind Sprüche!)

    Probleme erkennen und sie in Presseerklärungen veröffentlichen reicht nicht. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ein Zukunftsminister muß die Kraft haben, für seinen Verantwortungsbereich auch am Kabinettstisch zu kämpfen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Aber ich muß leider feststellen: Musterschüler mukken offensichtlich nicht auf.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Die überproportionale Kürzung des Bildungs- und Forschungshaushalts ist vor allen Dingen deshalb bitter, weil das eigentliche politische Element des Forschungsministers, nämlich die Projektförderung, durch diesen Haushaltsentwurf faktisch zum Erliegen kommt.
    Nach der schon vollzogenen Kürzung um 11 Prozent wird auch die globale Minderausgabe voll auf diesen Bereich abgewälzt. Da die durchschnittliche Laufzeit der Projekte dazu führt, daß mindestens dreiviertel der jährlichen Projektmittel im Jahr zuvor bereits festgelegt sind -

    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist noch gar nicht klar!)

    Herr Kampeter, als Haushaltspolitiker müßten Sie
    das eigentlich wissen -, ist für neue Projekte schlichtweg kein Geld mehr da, wenn Sie die globale Min-

    Edelgard Bulmahn
    derausgabe, die Sie eigentlich herausrechnen müßten, auch noch mit einrechnen.

    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt nicht, das wissen Sie!)

    Dies ist eine Situation, wie sie Jahr für Jahr immer wieder vorkommt. Ich frage mich, wie lange Sie dieses Spielchen eigentlich noch weiter treiben wollen: Hoffnungen in Forschungseinrichtungen wecken, die nicht erfüllt werden können, weil schlichtweg kein Geld da ist. Die Forschung braucht endlich Butter an die Fische; ohne das geht es nicht.
    Offensichtlich gehört aber für Sie das Klappern zum Handwerk, besonders wenn man keine Münzen hat, die man zum Klingeln bringen kann. Aber die Dreistigkeit, mit der die Presseabteilung des Forschungsministeriums vorgeht, sucht schon ihresgleichen.

    (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

    Erst beschließen der Forschungs- und der Wirtschaftsminister ein Programm „Information als Rohstoff für Innovation" und statten es angeblich mit 1,9 Milliarden DM aus. Dann gibt der Forschungsminister bekannt, daß der Förderbereich Multimedia auf 130 Millionen DM hochgefahren werden soll. Zuletzt sollten 50 Millionen DM für die überfällige Maßnahme „Schulen ans Netz" bereitgestellt werden.
    Wenn man jedoch genau hinsieht, stellt man fest: Jede Mark ist aus laufenden Programmen und institutioneller Förderung zusammengestückelt; mal durch das Forschungsnetz, mal durch Fachinformationen, mal durch die Bibliothek. Dies sind alles laufende Programme bzw. bestehende Einrichtungen, deren Mittel für 1997 längst festgelegt sind. Es gibt keine einzige Mark für wirklich Neues.
    Wie oft sollen der Öffentlichkeit, der Industrie, der Forschung und der Wissenschaft eigentlich immer wieder dieselben forschungspolitischen Wohltaten auf einer neuen Rechnung vorgelegt werden? Wie oft wollen Sie das eigentlich noch machen?
    Meine Damen und Herren, ein Zukunftsminister muß den Mut haben, forschungspolitische Visionen zu formulieren, sie anzupacken und umzusetzen.

    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So wie Rüttgers das macht, ist es gut!)

    - Das macht er eben nicht. Die Fabrik ohne Abfälle, das ökologisch verträgliche Auto, die mobile Gesellschaft und die systematische Förderung von TeleLearning wären nur einige Beispiele.

    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Edelgard, jetzt machen Sie einen einzigen vernünftig finanzierten Vorschlag!)

    Ich würde mir wünschen, daß die Leitprojekte, die Sie jetzt angekündigt haben, nicht nur willkürlich zusammengewuselte Ideen sind, sondern wirklich dem Anspruch einer zukunftsorientierten Forschungspolitik gerecht werden, dem Anspruch, den Sie selbst auch mit Ihrer Unterschrift unter der Rio-Konvention akzeptiert haben: Die Entwicklung in Richtung einer nachhaltigen und ökologischen Kreislaufwirtschaft ist die Hauptaufgabe, vor der die Forschungspolitik steht. Diese Ziele auch noch mit einer beschäftigungssichernden Wirtschafts- und Forschungspolitik zu verknüpfen, sind die Aufgaben, vor denen wir stehen. Diese Ziele erreichen Sie mit diesem Haushalt nicht. Deshalb werden wir ihn ablehnen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Christian Lenzer.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Christian Lenzer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Verehrte Kollegin Bulmahn, die Intervention des Bundesministers muß Sie schwer getroffen haben, anders kann ich mir Ihre langsam wirklich schon an Hysterie grenzende Argumentation nicht erklären.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war eine Schlammschlacht von Rüttgers!)

    Ich bin dankbar dafür, daß ich hier die Gelegenheit habe, bei den Beratungen zum Einzelplan 30 als letzter zu sprechen.

    (Zuruf des Abg. Dieter Schanz [SPD])

    - Sie habe ich ausdrücklich ausgenommen. Ich sage aber auch nicht, daß das, was Sie, Herr Schanz, hier vorgetragen haben, in der Form sehr angenehm war. Aber trotzdem stelle ich fest - und das gilt auch für Sie -, daß die Opposition nicht einen einzigen konstruktiven Vorschlag gemacht hat.

    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nicht einen! So ist es! Horst Kubatschka [SPD]: Dann haben Sie nicht zugehört!)

    Dieses Fazit muß man am Ende der Debatte ziehen. Frau Bulmahn hat sich in der ihr eigenen Art, die wir an ihr schon aus dem Ausschuß kennen, an Zahlen berauscht. Sie hat in buchhalterischer Akribie hier versucht, über den Haushalt zu sprechen. Ich will hier niemanden beleidigen. Ich glaube aber, man sollte sie zum Ehrenmitglied des Haushaltsausschusses küren.
    Was hat die SPD denn getan? Sie hat maßlose Forderungen gestellt. Sie hat allein in den Beratungen bei uns im Fachausschuß Forderungen gestellt und Anträge in der Größenordnung von 700 Millionen DM eingebracht, ohne einen einzigen Deckungsvorschlag zu machen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)

    Minister Rüttgers hat mit Recht darauf hingewiesen: Auf der anderen Seite blockieren Sie mit Ihrer Verweigerungshaltung im Bundesrat, daß dieser Haushalt mehr Luft bekommt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wie schlimm!)

    Niemand will den Haushalt des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technolo-

    Christian Lenzer
    gie schönreden. Das liegt mir fern. Wir haben schmerzliche Einschnitte hinnehmen müssen, und darüber kann sich niemand freuen, auch nicht der Minister.
    Aber glauben Sie denn allen Ernstes, daß es in einer politischen Diskussion, in der es um Haushaltskonsolidierung geht, ein Teilhaushalt außen vor bleiben kann? Auch dieser Haushalt - dazu stehen wir von der Koalition; dazu bekenne ich mich ausdrücklich - muß seinen Konsolidierungsbeitrag leisten.

    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Aber ich hätte erwartet, daß wir jetzt nicht immer nur über Zahlen diskutieren, sondern daß Sie auch einmal Inhalte ansprechen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Außer Schlagworten, außer Sprüchen, außer einer Zitatenlese quer durch den Blätterwald - darin läßt sich ja bekanntlich alles finden -

    (Tilo Braune [SPD]: Sagen Sie das mal Herrn Koppelin!)

    haben Sie hier wieder die alten Ladenhüter hervorgezogen. Sie haben versucht, ein Katastrophenszenario an die Wand zu malen. Im übrigen, Herr Kollege Thierse - diesen Vorwurf kann ich Ihnen ebenfalls nicht ersparen -, hatte ich bereits in der Innovationsdebatte am 14. November von Ihnen erwartet, daß Sie wirklich einmal die Alternativen der SPD aufzeigten, aber Sie haben tatsächlich - auch heute sind Sie dieser Tradition treu geblieben - nichts Konkretes gesagt; Sie haben ausschließlich Sprechblasen produziert.

    (Ilse Janz [SPD]: Was sagen Sie denn jetzt inhaltlich eigentlich aus?)

    Ich gebe Ihnen dafür einige Beispiele. Sie haben vom gesellschaftlichen Diskurs gesprochen, von Partizipation, Sie haben ein Innovationsministerium auf dem Höhepunkt des Festes gefordert - eine weitere Bürokratie -, Sie haben das Wort „europäische Beschäftigungspolitik" in den Mund genommen, also praktisch alles, was gut und teuer ist, aber einer kritischen Überprüfung in der Wirklichkeit nicht standhält, vorgeschlagen. Das ist das übliche, fast hätte ich gesagt: Soziologengeschwätz, mit dem man auch in der Öffentlichkeit langsam nicht mehr reüssieren kann.
    Statt dessen hätte ich erwartet, daß sich die Opposition auch heute angesichts dieser Haushaltsberatungen zu konkreten Punkten äußert. Wie halten Sie es mit der Fusionsforschung? Wie halten Sie es mit der friedlichen Nutzung der Kernenergie? - Da gehen Sie unter die Decke. - Wie halten Sie es mit der Luft- und Raumfahrt? Wie halten Sie es mit der Biotechnologie? Was halten Sie vom Forschungsreaktor München II?

    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Nichts! Nichts! Gar nichts!)

    Oder aber: Wann wollen Sie endlich einmal aufhören, immer wieder gegen den Transrapid zu polemisieren?

    (Zurufe von der SPD und vom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Ich nehme einige ausdrücklich aus, aber denen paßt dann die Trasse nicht, denen paßt die Finanzierung nicht, aber im Prinzip sind sie dafür. So können Sie die Probleme unseres Landes nicht lösen,

    (Ilse Janz [SPD]: So wie Sie aber auch nicht!)

    und so werden Sie Schiffbruch erleiden.
    Im übrigen hätte ich, Frau Kollegin Bulmahn, von Ihnen als einer niedersächsischen Abgeordneten erwartet, daß Sie auch einmal die Situation in Ihrem eigenen Bundesland gerade im Bildungssektor betrachtet hätten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr! Eine Katastrophe ist das in Niedersachsen!)

    Dann wären Sie zu der Meinung gekommen, daß in Niedersachsen beispielsweise 1 300 Stellen an Hochschulen gestrichen werden. Ich kritisiere das nicht, weil ich es für wichtig halte, daß auch die Länder ihren Konsolidierungsbeitrag leisten.

    (Edelgard Bulmahn [SPD]: Das ist falsch!)