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    Plenarprotokoll 13/132 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 132. Sitzung Bonn, Freitag, den 18. Oktober 1996 Inhalt: Absetzung des Punktes 20 von der Tagesordnung 11963 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zur Zukunft der SKET Schwermaschinenbau GmbH Magdeburg als einem der letzten industriellen Großunternehmen in den neuen Ländern Wolfgang Bierstedt PDS 11919 B Hartmut Büttner (Schönebeck) CDU/CSU 11920 C Dr. Uwe Küster SPD 11921 C Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11922 D Paul K. Friedhoff F.D.P 11923 C Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 11924 D Wolfgang Thierse SPD 11926 A Gunnar Uldall CDU/CSU 11927 A Ernst Schwanhold SPD 11927 D Ulrich Petzold CDU/CSU 11928 D Dr. Gregor Gysi PDS 11929 C Hartmut Schauerte CDU/CSU 11931 A Rudolf Scharping SPD 11932 C Clemens Schwalbe CDU/CSU 11933 D Zur Geschäftsordnung Dr. Peter Struck SPD 11934 D Andreas Schmidt (Mülheim) CDU/CSU 11935 B Jörg van Essen F.D.P. 11935 C Vizepräsident Hans-Ulrich Klose . . . 11935 D Zusatztagesordnungspunkt 5: Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu den Anträgen der Fraktion der SPD: Erweiterung des Untersuchungsauftrages des 2. Untersuchungsausschusses (Drucksachen 13/4698, 13/5233, 13/5843) . . 11936 B Tagesordnungspunkt 17: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur sozialrechtlichen Behandlung von einmalig gezahltem Arbeitsentgelt (Drucksachen 13/5062, 13/5826) . . 11937 A Wolfgang Bierstedt PDS (Erklärung nach § 31 G0) 11936 C Dr. Peter Ramsauer CDU/CSU 11937 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 11939 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11940 D Dr. Gisela Babel F.D.P 11941 D Petra Bläss PDS 11942 C Horst Günther, Parl. Staatssekretär BMA 11943 B Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Abgeordneten Petra Bläss, Dr. Ruth Fuchs, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS: Anpassungsgeld und Knappschaftsausgleichsleistung für Bergleute in den neuen Bundesländern (Drucksache 13/5592) . . 11944 C Gerhard Jüttemann PDS . . . . 11944 C, 11947 A Wolfgang Engelmann CDU/CSU 11945 C, 11947 B Gerhard Jüttemann PDS 11945 D Hans-Eberhard Urbaniak SPD 11947 D Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11948 D Uwe Lühr F.D.P 11949 D Tagesordnungspunkt 19: a) - Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung der wohngeldrechtlichen Oberleitungsregelungen für das in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannte Gebiet: (Wohngeldüberleitungsgesetz) (Drucksachen 13/5587, 13/5729, 13/ 5831, 13/5832, 13/5833) - Zweite und dritte Beratung des von dem Abgeordneten Klaus-Jürgen Warnick und der Gruppe der PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung der wohngeldrechtlichen Überleitungsregelungen (Wohngeldüberleitungsgesetz) (Drucksachen 13/5512, 13/5831, 13/5832, 13/5833) 11950 C b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau - zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung - zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Wohngeld- und Mietenbericht - zu dem Antrag der Abgeordneten Achim Großmann, Robert Antretter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Anpassung des Wohngeldes an erhöhte Mieten - zu dem Antrag der Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig, Andrea Fischer (Berlin), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Das Wohngeld bedarfsgerecht reformieren - die Abhängigkeit vom Wohngeld senken (Drucksachen 13/4254, 13/4968, 13/ 620, 13/5578, 13/5831) 11950 D Rolf Rau CDU/CSU 11951 A Iris Gleicke SPD 11952 B Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11953 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . 11954 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11955 B Klaus-Jürgen Warnick PDS 11956 C Herbert Frankenhauser CDU/CSU . . 11957 C Wolfgang Spanier SPD 11958 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 11959 A Joachim Günther, Parl. Staatssekretär BMBau 11960 D Zusatztagesordnungspunkt 6: Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Begrenzung der Bezügefortzahlung bei Krankheit (Drucksachen 13/4613, 13/5074, 13/5327, 13/5448, 13/5529, 13/5537, 13/5640) 11963 A Nächste Sitzung 11963 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 11964* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 11964* D 132. Sitzung Bonn, Freitag, den 18. Oktober 1996 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Altmann (Pommelsbrunn), BÜNDNIS 18. 10. 96 Elisabeth 90/DIE GRÜNEN Andres, Gerd SPD 18. 10. 96* Augustin, Anneliese CDU/CSU 18. 10. 96 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 18. 10. 96 Borchert, Jochen CDU/CSU 18. 10. 96 Braune, Tilo SPD 18. 10. 96 Dr. Brecht, Eberhard SPD 18. 10. 96 Bulmahn, Edelgard SPD 18. 10. 96 Conradi, Peter SPD 18. 10. 96 Deichmann, Christel SPD 18. 10. 96 Eymer, Anke CDU/CSU 18. 10. 96 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 18. 10. 96 * Formanski, Norbert SPD 18. 10. 96 Funke, Rainer F.D.P. 18. 10. 96 Genscher, Hans-Dietrich F.D.P. 18. 10. 96 Haack (Extertal), SPD 18. 10. 96 Karl Hermann Hempelmann, Rolf SPD 18. 10. 96 Homburger, Birgit F.D.P. 18. 10. 96 Hornung, Siegfried CDU/CSU 18. 10. 96 * Dr. Hoyer, Werner F.D.P. 18. 10. 96 Ibrügger, Lothar SPD 18. 10. 96 Irber, Brunhilde SPD 18. 10. 96 Dr. Jacob, Willibald PDS 18. 10. 96 Dr. Kinkel, Klaus F.D.P. 18. 10. 96 Klinkert, Ulrich CDU/CSU 18. 10. 96 Kossendey, Thomas CDU/CSU 18. 10. 96 Leidinger, Robert SPD 18. 10. 96 Lengsfeld, Vera BÜNDNIS 18. 10. 96 90/DIE GRÜNEN Lenzer, Christian CDU/CSU 18. 10. 96* Neuhäuser, Rosel PDS 18. 10. 96 Dr. Pfaff, Martin SPD 18. 10. 96 Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 18. 10. 96 Hermann Reschke, Otto SPD 18. 10. 96 Reuter, Bernd SPD 18. 10. 96 Schaich-Walch, Gudrun SPD 18. 10. 96 Dr. Scheer, Hermann SPD 18. 10. 96* Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 18. 10. 96 90/DIE GRÜNEN Schmidt-Zadel, Regina SPD 18. 10. 96 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schmitt (Langenfeld), BÜNDNIS 18. 10. 96 Wolfgang 90/DIE GRÜNEN Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 18. 10. 96 Hans Peter Schütz (Oldenburg), SPD 18. 10. 96 Dietmar Schuhmann, Richard SPD 18. 10. 96 Tröger, Gottfried CDU/CSU 18. 10. 96 Verheugen, Günter SPD 18. 10. 96 Vosen, Josef SPD 18. 10. 96 Wallow, Hans SPD 18. 10. 96 Weißgerber, Gunter SPD 18. 10. 96 Dr. Weng (Gerlingen), F. D.P. 18. 10. 96 Wolfgang Wieczorek (Duisburg), SPD 18. 10. 96 Helmut Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 18. 10. 96 Zierer, Benno CDU/CSU 18. 10. 96 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/4678 Nr. 2.13 Drucksache 13/4921 Nr. 2.18 Drucksache 13/5056 Nr. 2.12 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 13/4466 Nr. 2.8 Drucksache 13/4678 Nr. 2.39 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 13/5555 Nr. 2.16 Drucksache 13/5555 Nr. 2.28 Drucksache 13/5555 Nr. 2.33 Drucksache 13/5555 Nr. 2.35 Drucksache 13/5555 Nr. 2.48 Drucksache 13/5555 Nr. 2.54 Drucksache 13/5555 Nr. 2.62 Drucksache 13/5555 Nr. 2.67 Drucksache 13/5555 Nr. 2.97 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 13/3668 Nr. 2.36 Drucksache 13/3668 Nr. 2.51 Drucksache 13/4921 Nr. 2.17 Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 13/4678 Nr. 1.2
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    Rede von Wolfgang Spanier


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Braun!


Rede von Hildebrecht Braun
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Werter Kollege, ist Ihnen bekannt, daß auch die SPD-geführten Bundesländer gegenwärtig nicht in der Lage sind, die Mittel aufzubringen, die erforderlich wären, um bundesweit das von Ihnen und uns gemeinsam gewünschte neue bundesdeutsche Wohngeld zu finanzieren?

(Iris Gleicke [SPD]: Das ist doch gar nicht wahr! Wir haben doch schon vor zwei Jahren beschlossen, daß wir das tun!)


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    Rede von Wolfgang Spanier


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Braun, wir hatten 1995, auf Initiative der Bundesländer - federführend war damals Frau Brusis aus Nordrhein-Westfalen -, eine echte Chance, mit einer Härtefallregelung wenigstens die schlimmsten Verwerfungen zwischen dem Wohngeld Ost und dem Wohngeld West zu beseitigen. 1995 war der richtige Zeitpunkt. Heute allerdings - wenn Sie, Herr Warnick, diesen Antrag sozusagen ausgraben und als PDS übernehmen - stimmt der Zeitpunkt einfach nicht mehr. Heute ist das Wohngeldüberleitungsgesetz ausgelaufen. Deswegen paßt der zeitliche Rahmen nicht.
    Herr Braun, das ist die Antwort auf Ihre Frage. Wir hätten das schon längst regeln können. Das ist damals versäumt worden. Deswegen haben wir heute diese äußerst mißliche Situation, die wir vor den Wählerinnen und Wählern vor allen Dingen in den alten Bundesländern kaum noch vertreten können. Das heißt: Sie müssen dies vertreten; denn das ist nicht unsere Sache.
    Es ist mehr als ein Wortbruch. Sie müssen auch an die Betroffenen denken.

    (Beifall der Abg. Iris Gleicke [SPD])

    Für sie, die auf das Wort des Bundesbauministers vertraut haben, ist dies natürlich eine große Enttäuschung. Er hat es ja noch nicht einmal nur beiläufig erklärt. Er hat dies immer wieder auf öffentlichen Veranstaltungen, in Pressemitteilungen und auch hier im Bundestag lauthals und lautstark verkündet.

    (Achim Großmann [SPD]: Alles Schaumschlägerei!)

    Der Bundesbauminister ist damit angetreten - ich habe seine Antrittsrede durchaus noch im Ohr -, daß Wohnungspolitik angewandte Sozialpolitik sein solle. Er hat die Meßlatte sehr hoch gelegt.

    (Iris Gleicke [SPD]: Hört! Hört! Achim Großmann [SPD]: Er ist ja auch Professor!)

    Er hat diese Meßlatte nie übersprungen, und im Laufe der Zeit ist sie immer niedriger geworden. Ich habe manchmal den Eindruck, Herr Töpfer - leider ist er nicht da; ich hätte es ihm gern persönlich gesagt - entwickelt sich zu einer Art Limbo-Tänzer: Die Meßlatte wird immer niedriger gelegt, und doch kommt er immer wieder darunter durch.

    (Beifall bei der SPD)

    Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er auf dem Bauch liegt und nur noch strampelt.
    Zur Mietenentwicklung. Wir können uns trefflich streiten. Eines aber steht fest; das ist unbestritten, auch bei Ihnen: Seit 1990 sind die Mieten in der Bundesrepublik um 30 Prozent gestiegen. Seit 1990 ist das Wohngeld nicht angepaßt worden. - Daß es in Teilbereichen Sonderentwicklungen gegeben hat, ist völlig unstreitig. Das aber ist der Tatbestand, an dem wir uns zu orientieren haben.
    Sie, Herr Braun, sagen, die Einkommen seien gestiegen. Nominal stimmt dies. Was aber die reale Kaufkraft betrifft, so ist das Einkommen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den letzten Jahren gesunken.

    (Hildebrecht Braun [Augsburg] [F.D.P.]: Wir sprechen aber über die im Osten!)

    Auch das ist unstreitig.
    Sie sagen, 2,4 Millionen Wohnungen seien gebaut worden. Richtig, aber nach wie vor fehlen 1,5 Millionen Wohnungen. Sie müssen natürlich auch an solche Faktoren wie Zuwanderung denken, die sich in den 90er Jahren ebenfalls auf den Wohnungsmarkt ausgewirkt haben.
    Zur Wohngeldnovelle. Wir legen heute in unserem Entschließungsantrag einige Eckpunkte vor, wie wir uns diese Wohngeldnovelle vorstellen. Das hätten wir eigentlich von Ihnen, von der Koalition, erwartet. Wir erwarten die längst überfällige angemessene Anhebung der Einkommensgrenzen und der Miethöchstbeträge. Wir erwarten eine besondere Berücksichtigung der kleinen Haushalte. Wir erwarten eine Vereinfachung, eine Neufassung der Mietenstufe insbesondere für die Randgebiete der Ballungszen-

    Wolfgang Spanier
    tren. Wir erwarten eine Dynamisierung der Wohngeldleistungen.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. KlausJürgen Warnick [PDS])

    Interessant ist, wie sich die Koalition und auch der Bundesbauminister in den jüngsten Äußerungen zu dieser Wohngeldnovelle geäußert haben. Es wird so getan, als sei sie wegen einer Verwerfung, einer Ungleichentwicklung zwischen dem pauschalierten und dem Tabellenwohngeld notwendig. Der Bundesbauminister sagt in seiner jüngsten Presseerklärung, das mache die Wohngeldstrukturnovelle notwendig, nicht die notwendige Anhebung der Mietobergrenzen, nicht die notwendige Anhebung der Einkommensgrenzen. Das ist eine interessante Verschiebung der Argumentation. Was steckt hinter dieser neuen Begründung? Offensichtlich will die Koalition - das zeigen auch schon diese Übergangsregelungen - das pauschalierte Wohngeld senken, um auf diese Weise Finanzierungsspielraum für das Tabellenwohngeld zu bekommen.
    Daß der Anteil des pauschalierten Wohngelds angestiegen ist, hat eine einzige Ursache: Seit den 80er Jahren hat sich die Zahl der Sozialhilfeempfänger, die Hilfe zum Lebensunterhalt beziehen, in der Bundesrepublik verdoppelt. Das ist die Ursache dafür, daß wir heute zwei Drittel der Wohngeldausgaben für das pauschalierte Wohngeld aufwenden.
    Im übrigen verwahre ich mich gegen die immer wieder zumindest unterschwellig erhobenen Vorwürfe gegen die Kommunen, daß sie hier sozusagen Luxuswohnungen für Sozialhilfebezieherinnen und Sozialhilfebezieher finanzieren. Das ist nicht der Fall. Die Kommunen, die Sozialhilfeträger, tragen ja ohnehin schon 50 Prozent der Kosten. Ich habe mich einmal in meiner Heimatstadt Herford erkundigt und gefragt: Wie macht ihr das denn eigentlich? Sie sagen: Natürlich halten wir uns nicht nur an die Höchstflächen, sondern wir haben auch Mietobergrenzen, nämlich 10 DM pro Quadratmeter kalt in unserer Stadt. Dieser Wert liegt bei den Mieten im Mittelfeld. Wenn jemand in einer zu teuren Wohnung wohnt, dann haben wir Instrumente, mit denen wir ihn auffordern, daß er sich aktiv um eine billigere Wohnung bemüht. Wir leisten auch Hilfestellung, soweit wir das angesichts des angespannten Wohnungsmarkts tun können.
    Also geht es Ihnen letztlich nur darum, nach dem üblichen Verfahren des Verschiebebahnhofs Kosten, die die Bundeskasse tragen müßte, auf die Kommunen abzuwälzen. Nichts anderes steckt dahinter.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Es ist aber noch eine Gefahr bei dieser Argumentation offen anzusprechen; das hat mein Kollege Großmann vor einigen Wochen in einer Pressemitteilung getan. Sie laufen damit Gefahr - ich drücke mich hier ganz bewußt vorsichtig aus -, Sozialhilfebezieherinnen und Sozialhilfebezieher gegen die Empfänger des Tabellenwohngelds auszuspielen. Diese Gefahr, meine ich, müssen Sie sehen.

    (Beifall bei der SPD und der PDS) Allen Plänen, etwa durch Einfrieren des pauschalierten Wohngelds die Probleme zu lösen, müssen wir eine klare Absage erteilen. Wenn die Sozialhilfe das Existenzminimum darstellt, dann ist da nichts abzusenken. Im Regelsatz der Sozialhilfe ist ohnehin schon ein Teil der Wohnkosten enthalten, nämlich die Kosten für Warmwasser, Strom und Heizung. Also trägt der Sozialhilfebezieher über seinen Sozialhilfesatz schon einen Teil der Wohnkosten.

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum Schluß kommen. Ich möchte hier - weil das auch an anderer Stelle schon geschehen ist - den Bauministern der neuen Länder, aber auch unserem wohnungspolitischen Sprecher Achim Großmann einmal ausdrücklich Dank sagen dafür,

    (Beifall bei der SPD)

    daß es in zäher Kleinarbeit, Frau Eichstädt-Bohlig, gelungen ist, für die neuen Bundesländer - und zwar vor allen Dingen für die einkommensschwachen Haushalte - einiges an Verbesserungen hinzubekommen.

    (Zuruf von der SPD: So ist das!)

    Ich glaube, daß man das mit Fug und Recht sagen kann. Es bleibt aber dabei: Die große Wohngeldnovelle ist heute nicht vorgelegt worden. Nach wie vor bleiben die Verwerfungen zwischen Ost und West. Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten nicht lockerlassen, -