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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/121 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 121. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 11. September 1996 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 10807 A Absetzung von Tagesordnungspunkten 10807 B, 10894 A Nachträgliche Ausschußüberweisungen . 10807 C Begrüßung einer Delegation des Sozialausschusses des niederländischen Parlaments 10864 B Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5200) . . 10807 D b) Fortsetzung der Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksache 13/5201) 10808A Rudolf Scharping SPD 10808A, 10865 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . 10815 A Otto Schily SPD 10821 C Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10824 D Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 10831 A Dr. Christa Luft PDS 10834 A Dr. Gregor Gysi PDS 10837A, 10858 B Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . . 10840A Rudolf Scharping SPD 10843 B Oskar Lafontaine, Ministerpräsident (Saarland) 10850 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . 10852 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . 10858C, 10864 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 10860 A Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. . . . . . 10863B, C Ingrid Matthäus-Maier SPD 10864 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10865 C Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 10867 C, 10872 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10871 D Günter Verheugen SPD 10872 D Ulrich Irmer F.D.P 10878 C Rudolf Seiters CDU/CSU 10879 B Heinrich Graf von Einsiedel PDS . . . 10881 B Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . 10883 A Ulrich Irmer F.D.P 10884 D Wolfgang Thierse SPD 10886 A Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 10887 C Willibald Jacob PDS 10889 D Dr. Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 10890 D, 10893 C Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10892 B Dr. R. Werner Schuster SPD 10892 D Manfred Kanther, Bundesminister BMI 10896 C Fritz Rudolf Körper SPD 10899 B Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 10902 D Manfred Such BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10905 A Ina Albowitz F.D.P. 10907 C Ulla Jelpke PDS 10910 B Uta Titze-Stecher SPD 10911 D Dr. Rupert Scholz CDU/CSU 10913 D Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . 10915 B Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, Bundesminister BMJ 10916A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD 10918 A Norbert Geis CDU/CSU 10921 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10923 C, 10925 C Dr. Edzard Schmidt-Jortzig 10925 A Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . 10925 D Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 10927 A Manfred Kolbe CDU/CSU 10928 C Tagesordnungspunkt 2: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 8. September 1976 über die Ausstellung mehrsprachiger Auszüge aus Personenstandsbüchern (Drucksache 13/4995) 10894 A b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Naturkautschuk-Übereinkommen von 1995 (Drucksache 13/5019) 10894 A c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 3. November 1994 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über die gemeinsame Staatsgrenze (Drucksache 13/5020) . 10894 B d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 13. Juli 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über den Zusammenschluß der deutschen Autobahn A 6 und der tschechischen Autobahn D 5 an der gemeinsamen Staatsgrenze durch Errichtung einer Grenzbrücke (Drucksache 13/5049) 10894 B e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Jahressteuergesetzes (JStG) 1997 (Drucksache 13/5359) 10894 B f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Altschuldenhilfen für Kommunale Wohnungsunternehmen, Wohnungsgenossenschaften und private Vermieter in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (AHG-Änderungs-Gesetz) (Drucksache 13/5417) . 10894 C g) Antrag der Abgeordneten Antje Hermenau, Kristin Heyne, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Mögliche zweckwidrige Verwendung von Steuergeldern durch die Förderung eines Berufsbildungsprojektes in Montevideo (Uruguay) (Drucksache 13/5008) 10894 C h) Antrag der Abgeordneten Dr. Gerald Thalheim, Ernst Bahr, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Milchquotenregelung in den neuen Ländern (Drucksache 13/4905) . . . 10894 D i) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung eines Grundstücks in Berlin-Mitte (Drucksache 13/5039) . . 10894 D j) Bericht des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung gemäß § 56a der Geschäftsordnung: Technikfolgenabschätzung hier: Umwelttechnik und wirtschaftliche Entwicklung (Drucksache 13/5050) 10895 A Zusatztagesordnungspunkt 1: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesjagdgesetzes und des Waffengesetzes (Drucksache 13/5493) 10895 A b) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung der Vermögensteuer und der Erbschaftsteuer (Drucksache 13/5504) . . . . 10895 B Tagesordnungspunkt 3: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 14. Juni 1994 zwischen den Europäischen Gemeinschaften sowie ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Ukraine andererseits (Drucksachen 13/4174, 13/5031) 10895 C b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 9. Februar 1995 zwischen den Europäischen Gemeinschaften sowie ihren Mitgliedstaaten einerseits und Kirgisistan andererseits (Drucksachen 13/4173, 13/5032) 10895 D c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 6. März 1995 zwischen den Europäischen Gemeinschaften sowie ihren Mitgliedstaaten einerseits und Weißrußland andererseits (Drucksachen 13/4172, 13/5033) 10895 D e) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses 10896 A - zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Fortschrittsbericht über die Mißbrauchsbekämpfung und Anpassung von öffentlichen Leistungen an veränderte Rahmenbedingungen - zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Fortschrittsbericht über die Mißbrauchsbekämpfung und Anpassung öffentlicher Leistungen an veränderte Rahmenbedingungen (Drucksachen 12/8246, 13/725 Nr. 63, 13/3412, 13/3930 Nr. 1, 13/5294) . . . 10896A Zusatztagesordnungspunkt 2: Weitere abschließende Beratung ohne Aussprache Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Verordnung der Bundesregierung: Zustimmungbedürftige Verordnung zur Einführung des Europäischen Abfallkatalogs (Drucksachen 13/5416, 13/5520) 10896 B Nächste Sitzung 10929 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10930*A 121. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 11. September 1996 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 11. 9. 96 Bachmaier, Hermann SPD 11. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 11. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 11. 9. 96 * Borchert, Jochen CDU/CSU 11. 9. 96 Duve, Freimut SPD 11. 9. 96 Gansel, Norbert SPD 11. 9. 96 Glos, Michael CDU/CSU 11. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 11. 9. 96 Dr.-Ing. Laermann, F.D.P. 11. 9. 96 Karl-Hans Dr. Lucyga, Christine SPD 11. 9. 96 * Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 11. 9. 96 Hermann Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Regenspurger, Otto CDU/CSU 11. 9. 96 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 11. 9. 96 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 11. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Schönberger, Ursula BÜNDNIS 11. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Thieser, Dietmar SPD 11. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 11. 9. 96 Karsten D. Vosen, Josef SPD 11. 9. 96 Wieczorek-Zeul, SPD 11.9.96 Heidemarie Dr. Zöpel, Christoph SPD 11. 9. 96 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Fritz Rudolf Körper


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Erste Bemerkung. Wenn man es ernst meint, beispielsweise in Dienstrechtsfragen mit den Bundesländern Einvernehmen zu erzielen, dann muß man sich um dieses Einvernehmen bemühen und darf die Bundesländer nicht vor vollendete Tatsachen stellen.

    (Beifall bei der SPD)

    Zweite Bemerkung. Lieber Herr Kanther, Sie haben gesagt, daß Sie zu dem Thema innere Sicherheit Ihre Schulaufgaben gemacht haben. Dann kann ich nur sagen: Sie haben sie verdammt schlecht erledigt.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Jetzt mal erläutern!)

    Ich sage auch, warum: Sie haben weder einen Gesetzentwurf im Bereich der Korruption

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Liegt im Bundesrat und schlummert!)

    durch das Parlament noch beispielsweise das Thema BKA-Gesetz zu Ende gebracht.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Liegt im Bundesrat und schlummert da!)

    Da gilt das gleiche, lieber Erwin Marschewski. Wenn man das Einvernehmen mit den Bundesländern braucht, dann muß man sich auch tatkräftig um dieses Einvernehmen bemühen. Das habt ihr bisher nicht getan.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Das haben wir getan, fünfmal!)

    Ich will ein weiteres Thema, das die innere Sicherheit betrifft, ansprechen: das Thema BGS - Bundesgrenzschutz. Sie haben im Haushalt seit 1992 in der Tat eine Menge draufgesattelt, von 1996 bis 1997 immerhin 4,19 Prozent, Frau Albowitz; Sie rechnen ja immer genau nach.

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Genau, eine muß das auch tun!)

    Ich meine, das hängt natürlich ganz wesentlich mit der neuen Aufgabe des Bundesgrenzschutzes zusammen, was beispielsweise die Themen Luftsicherheit und Sicherheit in und um Bahnhöfe anbelangt. Die Arbeit wird nun wesentlich im Einzeldienst gemacht, was auch richtig ist. Nur: Ein personalwirtschaftliches Konzept, das eigentlich schon lange hätte vorgelegt werden müssen, um auch ein Stück Sicherheit und Ruhe bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu bringen, fehlt bis zum heutigen Tag.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD Günter Graf [Friesoythe] [SPD]: Das ist skandalös!)

    Der Kollege Graf hat mir berichtet, daß man, wenn man mit Dienstanfängern beim Bundesgrenzschutz redet, erfährt, daß ihnen doch sehr viel Skepsis mitgeteilt worden ist, was ihre zukünftige Übernahme anbelangt. Ich denke, dies ist nicht im Sinne einer qualitativen Erledigung der Arbeit beim Bundesgrenzschutz.

    (Beifall bei der SPD)

    Sehr geehrter Herr Kanther, das, was Sie konzeptionell machen, ist in etwa mit dem Sprichwort zu fassen: Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln.

    Fritz Rudolf Körper
    Ich nehme das, was Sie an der Westgrenze gemacht haben, einmal als Beispiel. Dort haben wir zur Zeit 252 Dienstposten, 750 sollen neu hinzukommen. Vorher waren es 780. Sie wurden auf 180 reduziert. Mit einer verantwortlichen Personalführung hat das in der Tat nichts zu tun.

    (Beifall bei der SPD)

    Ob die Arbeit funktioniert, wird immer an bestimmten Beispielen deutlich. So können wir feststellen, daß die Kompetenzabgrenzung zwischen Länderpolizeien und Bundesgrenzschutz nach wie vor nicht gegeben ist. Ich kann Ihnen ein paar Vorgänge schildern. Dazu gehören zum Beispiel tödliche Unfälle auf der Schiene. Dabei darf nicht nebeneinanderher gearbeitet werden, sondern es muß miteinander in klarer Kompetenzabgrenzung gearbeitet werden. Nur so kann effektiv und sachgerecht polizeiliche Arbeit zukünftig erfolgen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich nenne ein weiteres Beispiel. Ich denke, daß die Auftritte von Randalierern und Hooligans während des Länderspiels Polen gegen Deutschland

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Da ist der Innenminister doch nicht zuständig!)

    eine außerordentlich schändliche und schädliche Sache für das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland waren.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der PDS)

    An diesem Beispiel wird deutlich, wie Sicherheitsorgane zusammenarbeiten oder nicht zusammenarbeiten;

    (Erwin Marschweski [CDU/CSU]: In Warschau sind wir doch nicht verantwortlich!)

    denn vor diesem Länderspiel lagen klare Erkenntnisse über die Reisetätigkeit dieser Personengruppe vor. Noch am Freitag vor diesem Länderspiel hatte das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen als Koordinierungsstelle die entsprechenden Behörden und Stellen informiert.
    Ich halte es schon für bemerkenswert, wenn der DFB-Pressesprecher nach dem Spiel sagt, es hätten alle gewußt, aber keiner habe etwas gemacht.

    (Zurufe von der SPD: Hört! Hört!)

    Das ist kein Kompliment für das Produzieren von Sicherheit.
    Ich gehe jetzt auf die Fragen ein, wer wo wie zuständig ist. Wenn sich bestätigen sollte, daß ein Teil dieser Hooligans sogar ohne gültige Reisepapiere nach Polen einreisen konnte, stellt sich in der Tat die Frage nach der Wirksamkeit unserer Grenzkontrollen allzu deutlich.
    Lieber Wolfgang Zeitlmann, ich sage das, weil es mir sehr ernst ist und es mich betroffen macht, daß ausgerechnet rund 30 Kilometer von Auschwitz entfernt diese nationalsozialistischen Gesten und Sprüche gemacht worden sind, dort, wo eines der finstersten Kapitel deutscher Geschichte geschrieben
    wurde. Ich hoffe, daß wir uns alle darin einig sind, daß sich so etwas nie wieder in unserem Land wiederholen darf.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Was das Thema innere Sicherheit anbelangt, so sind wir hoffentlich auch alle einer Meinung, daß die organisierte Kriminalität die derzeitige Herausforderung Nummer eins ist. Unrechtmäßig erworbenes Geld wird offensichtlich in Milliardenhöhe von international operierenden Verbrecherbanden zielstrebig und rücksichtslos in den Wirtschaftskreislauf eingeschleust.
    Durch diese sogenannte Geldwäsche wird unrechtmäßig erworbenes Geld legalisiert. Alle Praktiker, die sich mit Ihrem Geldwäschegesetz beschäftigt haben, sagen, daß es in der Praxis wirkungslos bleibt.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Geld ist die Triebfeder und die Achillesferse der organisierten Kriminalität. Wer das organisierte Verbrechen wirksam bekämpfen will, muß hier ansetzen. Der Zugriff auf kriminelle Gelder und Vermögen muß erleichtert werden, wie es in den USA und Italien heute schon praktiziert wird.
    Ich bin der Auffassung, mit den herkömmlichen Mitteln unseres Polizei- und Strafrechts kann keine erfolgreiche Bekämpfung des organisierten Verbrechens erfolgen. Sie sind hier am Zuge, in der Koalition endlich einig zu werden. Wir sind der Auffassung: Wir brauchen für die Einziehung krimineller Gelder und Vermögen außerhalb des Strafrechts ein Verwaltungsverfahren, und zwar, Frau Albowitz, mit einer Beweislastumkehr.

    (Beifall bei der SPD Ina Albowitz [F.D.P.]: Ja, ja!)

    Ich begrüße ausdrücklich, daß es offensichtlich auch im Bereich der CDU einige nachdenkliche Leute gibt, die das so ähnlich sehen.

    (Zuruf des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/ CSU])

    - Danke schön, Herr Koschyk.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Wir haben nur nachdenkliche Leute!)

    Wir sind jedenfalls der Auffassung, daß wir nicht Dreh- und Angelpunkt der organisierten Kriminalität, nicht Dreh- und Angelpunkt für das organisierte Verbrechen in Europa werden dürfen.
    Ich sage ganz offen: Wir brauchen einen Reparaturbetrieb. Wir brauchen funktionierende Sicherheitsorgane. Aber das darf nicht alles sein. Wir müssen auch an die Ursachen herangehen. Wir müssen uns fragen: Woher kommt es, daß plötzlich Korruption an der Tagesordnung ist oder organisierte Kriminalität um sich greift oder Gewalt an den Schulen nichts Außergewöhnliches mehr ist? Aber wir dürfen nicht tatenlos hinschauen. Man braucht sich doch nicht zu wundern, wenn man auf der einen Seite beispielsweise die absolute Liberalisierung des Medien-

    Fritz Rudolf Körper
    markts fordert, dann aber gleichzeitig mit Krokodilstränen den Einfluß der Medien auf das von Gewalt geprägte Verhalten von Kindern in Schulen und Kindergärten beklagt.

    (Beifall bei der SPD)

    Deswegen müssen wir in eine ernsthafte Diskussion eintreten, die ein Stück auch wieder an die Wurzeln des inneren Friedens unserer Gesellschaft herangeht.
    Meine Damen und Herren - Herr Koschyk, ich spreche jetzt ausdrücklich auch Sie an, weil wir vorhin darüber geredet haben -, ich kann Ihnen auch nicht ersparen, noch einmal auf den Vorfall des vergangenen Sonntags anläßlich der Rede des Bundespräsidenten einzugehen. Oskar Lafontaine hat heute nach meinem Dafürhalten das Wichtige und Richtige gesagt. Was die Frage des deutsch-tschechischen Verhältnisses anbelangt - da ist es mir mit einem Hinweis an Sie noch einmal sehr ernst, Herr Koschyk -, sollte das Junktim zwischen den sudetendeutschen Entschädigungsforderungen und einer Entschädigung der tschechischen NS-Opfer aufgegeben werden, damit wir endlich zu dieser Erklärung kommen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir brauchen nämlich ein gutnachbarliches Verhältnis zwischen Tschechen und Deutschen als eine der wichtigsten Grundlagen für das Zusammenwachsen in Europa.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Was mich so bewegt: Man kann den Zwischenruf als Einzelmeinung abtun. Der Bundespräsident hat nach meinem Dafürhalten sehr souverän geantwortet. Aber dann meint ein Verbandsfunktionär wie der thüringische Vorsitzende des Vertriebenenverbandes, dies noch kommentieren zu müssen. Er hat in Interviews beispielsweise gesagt, daß die Oder-NeißeGrenze als deutsche Ostgrenze ein Unrecht bliebe. Meine Damen und Herren, ich bin der Meinung, das ist eine Politik der Ewiggestrigen, und die können wir in unserem Land nicht zulassen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Ich sage ganz deutlich: Wir sind nicht bereit, beispielsweise die Offentlichkeitsarbeit solcher - ich nenne nicht alle und will auch nicht alle über einen Leisten schlagen - Verbandsfunktionäre noch mit öffentlichen Steuergeldern zu finanzieren. Das werden wir uns bei den Haushaltsberatungen genauestens ansehen und werden unsere Entscheidungen treffen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Wir haben mit einem Entschließungsantrag in der Vergangenheit deutlich gemacht, daß die Kulturarbeit für die deutschen Minderheiten im östlichen Europa schon von ihrem Ansatz her in ein außenpolitisches Gesamtkonzept einer europäischen Friedenspolitik der Aussöhnung, der Verständigung und der Zusammenarbeit eingeordnet werden muß. Alles andere sollte nicht stattfinden. Das Kapitel 06 03 wird diese Diskussion noch einmal eröffnen.
    Meine Damen und Herren, Herr Innenminister Kanther ist sehr stark auf die Asylpolitik eingegangen. Er ist nach meinem Dafürhalten auf ein Thema nicht eingegangen, das vielfach und gem verdrängt wird, nämlich das Thema und die Probleme, die mit dem demographischen Wandel in unserer Gesellschaft verbunden sind. Es gibt hochinteressante Untersuchungen, wie unsere Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten überaltert. Die über 60jährigen haben heute einen Anteil von 26 Prozent. Er wird bis zum Jahr 2030 auf 36 Prozent zunehmen. In diesem Zeitraum sinkt der Anteil der jungen Menschen unter 20 Jahren auf sage und schreibe zirka 15 Prozent. Es gibt eine Schätzung, die besagt, daß die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2050 auf zirka 50 Millionen Menschen abnehmen wird und dann noch mehr.
    Auf Grund dieser Faktenlage, meine Damen und Herren, glaube ich, müssen wir uns viel intensiver, als wir dies bisher getan haben, mit den Fragen der Zu- und Einwanderungspolitik beschäftigen. Es geht nicht darum, dies einfach von der Hand zu weisen, sondern darum, klare Ziele zu formulieren.
    Ich nenne erstens eine Steuerung einer geregelten Zuwanderung. Das heißt, Zulassung nach voraussehbaren rechtstaatlich bestimmten und gesetzlich festgelegten Kriterien ist notwendig. Sie sollen die demographischen, die arbeitsmarktpolitischen und die ökonomischen Aspekte berücksichtigen. Ich nenne zweitens die Erleichterung der Integration der sich bereits legal im Inland aufhaltenden Ausländer, drittens die Erhöhung der Transparenz und demokratische Kontrolle der Einwanderungsbedingungen, viertens Eindämmung der illegalen Zuwanderung und fünftens die Ergänzung der Einwanderungspolitik um eine staatsangehörigkeitsrechtliche Komponente wie erleichterte Einbürgerung unter Hinnahme doppelter Staatsangehörigkeit.
    Wir werden diesem Hohen Hause in den nächsten Wochen und Monaten einen entsprechenden Antrag vorlegen. Ich sage ganz deutlich: In der derzeitigen Situation kann es nicht darum gehen, Anreize für eine weitere Einwanderung zu schaffen, sondern es geht darum, die Folgen der Einwanderung, die heute faktisch stattfindet, vernünftig zu regeln.
    Wer nämlich seinen Platz in dieser Gesellschaft finden soll, benötigt innerhalb absehbarer Frist auch eine rechtlich abgesicherte Position. Deswegen sind wir der Auffassung, daß zukünftig eine sozial verträgliche Aufnahmequote festgelegt werden sollte. Eine Zuwanderungskommission sollte dies erledigen, insbesondere im Hinblick auf den demographischen Wandel und die sozialen Integrationsmöglichkeiten. Eine so orientierte Zu- und Einwanderungspolitik kann wesentlich zum sozialen Frieden in unserer Gesellschaft beitragen.
    Meine Damen und Herren, ein weiteres Beispiel für die Realitätsferne dieser Bundesregierung wird im gesamten Aussiedlerbereich deutlich. Herr Kollege Waffenschmidt, wir haben schon des öfteren darüber geredet. Als wir deutlich gemacht haben, daß ein Problem in der Konzentration besteht, daß 15 bis 20 Regionen überdurchschnittlichen Zuzug hat-

    Fritz Rudolf Körper
    ten und haben, hat man das lange Zeit von sich gewiesen. Jetzt haben wir ein Wohnortezuweisungsgesetz, und wir sind wohl alle der Meinung, daß dies funktioniert.

    (Parl. Staatssekretär Dr. Horst Waffenschmidt: Sehr gut!)

    Aber wir haben ein zweites, ein neues und nach meinem Dafürhalten herausragendes Problem. Wir haben nämlich Aussiedlerinnen und Aussiedler in der sogenannten zweiten Generation, die kaum Sprachkenntnisse haben und die - das ist das Schlimme - nach dem sechsmonatigen Sprachkurs meist weiterhin keine Sprachkenntnisse haben. Uns kann doch nicht daran gelegen sein, daß wir einen solchen Zuzug von Aussiedlerinnen und Aussiedlern erleben mit der Folge, daß sie, wenn sie in Deutschland angekommen sind, zukünftig zu Randgruppen abgestempelt werden. Das kann nicht in unserem Sinne sein.

    (Beifall bei der SPD)

    Was das Thema der Bürgerkriegsflüchtlinge anbelangt, so stimme ich mit Herrn Kanther überein, daß es eine großartige Leistung gewesen ist, daß wir zwischen 300 000 und 400 000 Menschen aufgenommen haben. Ich bin auch der Auffassung, daß die Rückkehr politisch gewollt sein muß und daß diese Frage nicht dazu geeignet ist, daß man sich in einen parteipolitischen Streit verstrickt.
    Wir sind der Auffassung: Wo eine Rückkehr auf Grund der wirtschaftlichen Bedingungen, der sozialen Infrastruktur und der Qualität der Beziehungen unter den ethnischen Gruppen in naher Zukunft möglich ist, sollte sie bald erfolgen und nicht erst im Frühjahr nächsten Jahres. Wo aber hingegen die elementaren Grundlagen einer menschenwürdigen Existenz fehlen, sollte in diesem Falle keinem die Rückkehr aufgezwungen werden. Herr Kanther, nach meinem Dafürhalten wäre es dringend notwendig, einmal festzustellen, aus welchen Regionen unsere Flüchtlinge kommen, um hier auch unter humanitären Gesichtspunkten die Rückkehr organisieren zu können.
    Wer aber die betroffenen Menschen einfach nach Bosnien zurückschicken will, ohne sich darum zu kümmern, was dort aus ihnen wird, legt nur den Keim für neue Konflikte. Wir müssen deswegen sehr sorgfältig und sehr sorgsam mit diesen Fragen der Rückkehr umgehen. Ich denke, daß auch die Innenministerkonferenz einen entsprechenden Beschluß fassen wird.
    Wir müssen den hier lebenden Flüchtlingen auch offen sagen, daß wir die Bereitschaft zur Rückkehr nicht davon abhängig machen können, ob sie wieder in ihrem Heimatort angesiedelt werden können. Wenn das nicht mehr möglich ist, muß den Betroffenen auch zugemutet werden, daß sie in einer anderen, aber sicheren Umgebung leben, zumal sie alle - das muß man den Betroffenen auch sagen - für den Wiederaufbau ihres Landes dringend benötigt werden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

    Eine Bemerkung zu dem Thema Reform von Verwaltung und Dienstrecht, das auch von Herrn Kanther angesprochen worden ist. Wir sind weitgehend über bestimmte Prinzipien einig. Die Bundesregierung hat aber vieles in unverbindlichen Absichtserklärungen belassen.
    Der Hauptkritikpunkt ist, daß die Ministerialverwaltung des Bundes viel zu stark ausdifferenziert und hierarchisch organisiert ist. Die Organisation ist viel zu kleinteilig, so daß in den Ministerien viele nichtpolitische Aufgaben wahrgenommen werden. Man kann davon ausgehen, daß heute höchstens ein Drittel der ministeriellen Arbeit aus konzeptionell gestaltenden Aufgaben besteht. Hier müssen die Prinzipien eines modernen öffentlichen Managements ansetzen; hier muß im Grunde genommen auch eine Verwaltungsmodernisierung ansetzen.
    Ich mache eine letzte Bemerkung zu einem Thema, das Sie auch angesprochen haben, nämlich zu der Erstellung des Versorgungsberichts. Man kann darüber streiten, ob dies ein schwieriges Unterfangen ist. Aber der Bericht ist eine unerläßliche Vorlage für die Bewältigung des schwierigen Problems in bezug auf den gesamten Beamtenversorgungsbereich. Wir können es nicht zulassen, daß unsere öffentlichen Haushalte noch mehr in Bedrängnis geraten.
    Herr Kanther, all das, was in diesen Bereichen zu tun ist, muß und sollte auch im Einvernehmen mit den Ländern gemacht werden, deren Haushalte viel stärker von den Personalausgaben geprägt sind. Meine herzliche Bitte ist, daß dieses Einvernehmen im Vorfeld gesucht wird und den Ländern nicht - wie vielfach von Ihnen in bewährter Manier versucht - eine Regelung übergestülpt wird und der Schwarze Peter anderen zugeschoben wird. Das Betreiben dieses Schwarze-Peter-Spiels hilft uns nicht weiter.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Das hat der Innenminister nie gemacht! Das war Frau Simonis und niemand anders!)

    - Das war auch Frau Simonis nicht.
    Ich bin der Auffassung: Bei all unserem politischen Handeln müssen wir die Zukunft im Auge behalten. Für mich gilt immer noch das Motto: Wer morgen in Frieden leben will, muß heute für Reformen sorgen. Dieses Wort gilt heute dringender denn je.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Es spricht jetzt der Kollege Dr. Klaus-Dieter Uelhoff, CDU/CSU.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus Dieter Uelhoff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich will zunächst meinem sehr geschätzten Kollegen Körper sehr herzlich dafür danken, mit welch einem Engagement er sich für die innere Sicherheit eingesetzt hat.

    (Zuruf von der SPD: Das machen wir immer!)


    Dr. Klaus-Dieter Uelhoff
    Ich bin sehr zuversichtlich, daß die schwierigen Beratungen im Bundesrat zum Geldwäschegesetz, auch zum Antikorruptionsgesetz und BKA-Gesetz, dessen Entwurf bereits im Innenausschuß zur Beratung ansteht, mit der großen Unterstützung Ihrer Fraktion und der SPD-regierten Länder erfolgen werden. Ich bin auch ganz sicher, daß die wichtigen Maßnahmen für die innere Sicherheit im Bundeshaushaltsplan von der SPD voll mitgetragen werden. Herzlichen Dank für diese Klarstellung. Ich werde allerdings die Kolleginnen und Kollegen daran messen und daran erinnern.

    (Dr. Willfried Penner [SPD]: Ja, wir zittern schon!)

    Ein zweiter Punkt. Wenn ein ewiggestriger und unverbesserlicher Bursche - so kann ich es nur sagen - bei dem Vertriebenentag in Berlin einen unglaublichen Zwischenruf gemacht hat, dann sollte man sich sehr wohl hüten, diesen Zwischenruf zum Anlaß zu nehmen, eine gesamte demokratische Organisation dafür büßen zu lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie des Abg. Thomas Krüger [SPD])

    Ich möchte dem hier anwesenden Präsidenten des BdV, unserem Kollegen Wittmann, sehr herzlich dafür danken, daß er richtiggestellt hat, wie die Meinung des Bundes der Vertriebenen zu diesem Idioten ist. Herzlichen Dank, Herr Wittmann, für die Richtigstellung am Montag.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der Etat des Innenministeriums im Bundeshaushalt in Höhe von 8,8 Milliarden DM steht auf dem Prüfstand. Das sind 3,4 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Damit paßt er sich in die gesamte Reduzierung der Staatsausgaben, wie wir sie im Bundeshaushaltsentwurf haben, ein. Einer Reduzierung von 2,5 Prozent im Bundeshaushalt stehen 3,4 Prozent im Etat des Innenministeriums gegenüber. Bei diesen 8,8 Milliarden DM sind immerhin 46 Prozent Personalausgaben, ein riesiges Problem für das Innenressort mit einem hohen Personalbestand.
    Ein besonderes Problem - wir alle wissen das - ist natürlich mit dem Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Nürnberg verbunden: 438 000 Asylbewerber im Jahre 1992, 127 000 im Jahre 1995. Die Verringerung dieser Zahl beweist die Richtigkeit des Asylkompromisses, doch eine geordnete staatliche Verwaltung kann darauf nicht ebensoschnell reagieren. Der Innenminister hat die schwierige Aufgabe, für einen sozial verträglichen Stellenabbau zu sorgen. Noch immer stehen etwa 840 Mitarbeiter anderen Behörden zur Verfügung. Ich will ausdrücklich anerkennen: Zehn Außenstellen werden bis zum Jahresende aufgelöst werden. Aber ich will auch die anderen Ressorts auffordern, dem Innenminister bei der anderweitigen Verwendung dieser Mitarbeiter mehr zu helfen, als dies in der Vergangenheit geschehen ist.

    (Beifall der Abg. Uta Titze-Stecher [SPD])

    Trotz eines reduzierten Gesamthaushaltes erhöhen sich die Ausgaben - darauf ist bereits mehrfach hingewiesen worden - für den Bundesgrenzschutz. Dies ist Ausweis dafür, daß innere Sicherheit ein Thema, und zwar ein sehr zentrales Thema für diese Koalition ist. Kürzlich hat der Innenminister den Entwurf eines BGS-Entscheidungskonzeptes vorgelegt, der sich im vorliegenden Haushaltsentwurf widerspiegelt: solide ausgestatteter Einzeldienst an den Außengrenzen und bei der Bahnpolizei, aber - dies begrüße ich als westpfälzischer Abgeordneter ganz besonders - auch eine personelle Verdichtung in einem 30-Kilometer-Bereich an der Westgrenze. Ich begrüße dies auch deshalb, weil dadurch die Grenzen auf Grund des Schengener Abkommens für den friedlichen Bürger offengehalten werden, aber gegen Rauschgiftkriminelle, gegen illegale Zuwanderer und Schleuser höchst effektiv vorgegangen werden kann. Wir werden dieses Konzept noch im einzelnen diskutieren. Aber schon jetzt kann ich es als eine solide Basis für die künftige Arbeit des BGS bezeichnen.
    Der BGS wird auch künftig bei polizeilichen Großeinsatzlagen - Hannover hat das gerade vor kurzem wieder bewiesen - im Verbund mit Landespolizeien bundesweit ein verläßlicher Faktor der inneren Sicherheit und für die Länderpolizeien ein unverzichtbarer Partner sein.
    Ich möchte den Beamten, aber auch der Führung des Bundesgrenzschutzes in aller Form für die Arbeit in der Vergangenheit, die sie zum Teil unter schwierigen Umständen geleistet haben, ein herzliches Dankeschön sagen.
    Für länderübergreifende Einsätze sollen geschlossene Einheiten bei den Bereitschaftspolizeien der Länder vorgehalten werden. Sie werden in das gemeinsame Sicherheitskonzept eingebunden und entsprechend ausgestattet. Wie schon im Vorjahr werden auch in diesem Jahr dafür 39 Millionen DM im Haushaltsentwurf zur Verfügung gestellt. Nach dem Konzept sollen 32 000 Polizeibeamte der Länder in diesen Einheiten vorgesehen sein.
    Trotz vermehrter Inanspruchnahme der Einheiten der Bereitschaftspolizei haben einige Bundesländer deren Stärke zum Teil erheblich reduziert. Ich spreche das vor allem deshalb an, weil das größte Bundesland, Nordrhein-Westfalen, jetzt dabei ist, seine gesamte Bereitschaftspolizei aus der gemeinsamen Unterbringung herauszunehmen und in den Einzelvollzugsdienst zu geben. Dies bedeutet faktisch die Auflösung der Bereitschaftspolizei in dem größten deutschen Bundesland, Nordrhein-Westfalen.

    (Manfred Such [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein Erfolg!)

    Ich erkenne darin eine gefährliche Lücke in der personellen und materiellen Kompatibilität der Länderpolizeien untereinander und im gemeinsamen Einsatz mit dem BGS. Die in manchen Bundesländern geplante Polizeireform kann faktisch zu einer Aufkündigung dieses Sicherheitsverbundes führen. Ich halte dieses für sehr bedauerlich und im Interesse der bundesweiten inneren Sicherheit für eine höchst gefährliche Entwicklung.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dr. Klaus-Dieter Uelhoff
    Ein solches Verhalten auf der Länderseite kann nicht ohne Konsequenzen für den Bundeshaushalt bleiben. Es stellt sich für mich die Frage, ob es überhaupt noch gerechtfertigt ist, Millionenbeträge für die Bereitschaftspolizeien der Länder bereitzustellen, oder ob es nicht besser wäre, diese Mittel für den Bundesgrenzschutz bereitzuhalten. Wir werden bei den kommenden Haushaltsberatungen diese in Kapitel 06 24 veranschlagten 39 Millionen DM, die ausschließlich den Bundesländern zugute kommen, sehr kritisch auf ihre Effizienz hinterfragen.
    Meine Damen und Herren, zu den angenehmen Seiten des Einzelplans 06 gehört die Kultur. Es ist eine Plafondierung zwischen Innen- und Finanzministerium auf 690 Millionen DM vereinbart worden. Ich bedaure - wie andere - diese Begrenzung, sehe allerdings wegen des übergeordneten Ziels, die öffentlichen Aufgaben insgesamt zurückzuführen, kaum eine Möglichkeit, diesen Plafond jetzt zu verändern. Ich begrüße ausdrücklich, daß es gelungen ist, mit einer Bundesbeteiligung an der Sanierung der Bremer Kunsthalle eine zeitlich begrenzte Projektförderung für eine der bedeutendsten Gemäldegalerien in Deutschland zu ermöglichen. Zur Sicherung kleiner Baudenkmäler in den neuen Bundesländern soll das sogenannte Dach- und Fachprogramm fortgesetzt werden. Immerhin - auch dieses ist eine ganz wichtige Nachricht - konnten mit bescheidenen 5 Millionen DM an Bundesmitteln etwa 90 Projekte in den neuen Bundesländern gesichert werden und dafür an zusätzlichen Landes-, Kommunal- und privaten Zuwendungen weitere fast 20 Millionen DM aktiviert werden.
    Schließlich will ich noch den kleinen, aber politisch wichtigen Ansatz von 200 000 DM erwähnen, der für die Verwaltungskosten bei der Rückführung kriegsbedingt verbrachter Kulturgüter vorgesehen ist. Ich will in diesem Zusammenhang ausdrücklich dem Bundeskanzler danken, daß er vor wenigen Tagen den russischen Präsidenten Jelzin auf diese schwelende Wunde zwischen unseren Ländern angesprochen hat.

    (Dr. Willfried Penner [SPD]: Schwärende Wunde!)

    - Schwelend und schwer.

    (Dr. Willfried Penner [SPD]: Nein, Wunden schwelen nicht!)

    Wir müssen umsichtig, aber auch konsequent an vertragliche Vereinbarungen erinnern. Die Aussagen, die der Bundeskanzler heute morgen dazu gemacht hat, finden meine ausdrückliche Unterstützung. Ich fände es prima, wenn man sich in der Richtung verständigen könnte.
    Abschließend lassen Sie mich noch auf eine sehr erfreuliche Entwicklung in den Siedlungsgebieten Deutscher in Rußland aufmerksam machen. Die Verringerung des Zuzugs deutschstämmiger Spätaussiedler hat deutlich gemacht, daß es in der Vergangenheit durch wichtige Leistungen gelungen ist, neue Perspektiven zu schaffen. So konnten allein im Rayon Halbstadt 200 neue Arbeitsplätze geschaffen und 4000 auf Dauer gesichert werden. Die Forderung, deutsche Sprachkenntnisse vor der Ausreise auf ein ausreichendes Maß zu bringen, wird voll unterstützt. Die Mittel, die dafür beim Bundesverwaltungsamt angesetzt sind, sind gut im Interesse der Deutschstämmigen, aber auch im Interesse derer, die hierherkommen, und damit im Interesse des inneren Friedens angelegt.
    Lassen Sie mich abschließend noch eine Anmerkung zur schönsten Nebensache der Welt, dem Sport, machen. Ich bin sicher, daß sich der Bundesinnenminister ebenso wie die Haushaltsberichterstatter dieser Sache mit besonderer Freude und Sympathie annehmen. Geht es doch darum, im bescheidenen Rahmen der Kompetenz des Bundes, nämlich bei der Förderung des Hochleistungssports, mit begrenzten Finanzmitteln einen hohen Effekt zu erzielen. Ich habe übrigens den Eindruck, daß unser Innenminister Manfred Kanther, auch ohne daß er Olympiasieger war, ein höchst engagierter und erfolgreicher Sportminister ist. Jener Mann aus München, jener Sommerlochfüller, der einen beliebten Tennisspieler ungefragt zum Sportminister empfahl, sollte meiner Meinung nach zunächst einmal seinem eigenen Fußballverein zu mehr Erfolgen verhelfen.

    (Zurufe von der CDU/CSU und der SPD)

    - Ich bedaure ausdrücklich das Ergebnis von gestern und die Ergebnisse der letzten Wochen.
    Die Haushälter haben über alle Parteigrenzen hinweg im Vollzug des Bundeshaushalts im guten Einvernehmen mit dem Bundesinnenminister auch dem Sport Kürzungen und Sparmaßnahmen zugemutet, aber nicht um dem Sport zu schaden, sondern um die Steuergelder noch effektiver für die Förderung des Hochleistungssports einzusetzen. So wurde die ausufernde Zahl der Bundesleistungszentren auf eine vernünftige Zahl zurückgeführt und konzentriert, ohne die Mittel zu kürzen; so wurden die hervorragend arbeitenden sporttechnischen Institute FES und IAT in Berlin und Leipzig vom Würgegriff des „k. w."-Vermerks befreit. So wurden diese Einrichtungen und das Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Köln zu effektiver Kooperation gedrängt. Meine Damen und Herren, so müssen wir wohl jetzt auch den Deutschen Sportbund und seine Fachverbände zur Vorlage einer neuen Konzeption für die haupt- und nebenamtlichen Trainer und die Honorartrainer drängen. Dies, so meine ich, kann der deutsche Steuerzahler bei 33 Millionen DM Bundeszuschuß erwarten.
    Wir brauchen Befristungen bei den Arbeitsverträgen für die Trainer. Trainer müssen sich immer wieder auf neue Sportlergenerationen einstellen. Es ist naheliegend, daß diese Fähigkeit mit zunehmendem Alter sinkt. Deshalb sind beamtenähnliche Trainerverträge kein guter Boden für eine erfolgreiche Nachwuchsförderung. Dies aber ist ein entscheidendes Kriterium für die Effizienz der staatlichen Sportförderung.
    Meine verehrten Damen und Herren, die Politik wird sich auch künftig für die Sportförderung engagieren. Im Interesse des Breiten- und Spitzensports gestatte ich mir aber noch eine Anregung an den

    Dr. Klaus-Dieter Uelhoff
    Deutschen Sportbund: Wer von den Sportlern zu den wenigen gehört, die Sponsorenverträge in Millionenhöhe abschließen können, sollte daran erinnert werden, wem er seine Karriere außer sich selbst, seinem eigenen Leistungswillen und seiner Veranlagung, zu verdanken hat.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ein freiwilliger Solidaritätsfonds für die Förderung des Nachwuchses würde solch hochbezahlten Spitzensportlern gut anstehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, der vorliegende Haushaltsentwurf für das Ressort des Bundesinnenministers ist eine solide Grundlage für unsere Detailberatungen, die wir in den nächsten Wochen in den Ausschüssen durchführen werden.
    Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)