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    Plenarprotokoll 13/118 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 118. Sitzung Bonn, Dienstag, den 9. Juli 1996 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung..... 10633 A Begrüßung einer parlamentarischen Delegation aus Burundi .......... 10645 C Tagesordnungspunkt 1: Dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung des Programms für mehr Wachstum und Beschäftigung in den Bereichen der Rentenversicherung und Arbeitsförderung (Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetz) (Drucksachen 13/4610, 13/5147, 13/5108, 13/5094) ..... 10633 B Joachim Hörster CDU/CSU ...... 10633 D Rudolf Dreßler SPD.......... 10636 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .............. 10638 C Jörg van Essen F.D.P. ......... 10639 D Dr. Gregor Gysi PDS ......... 10641 B Eduard Oswald CDU/CSU....... 10642 C Ulrike Mascher SPD ......... 10644 A Zusatztagesordnungspunkt 1: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Erweiterung des Untersuchungsauftrages des 2. Untersuchungsausschusses (Drucksache 13/5233) .... 10646 A Friedhelm Julius Beucher SPD ..... 10646 B Andreas Schmidt (Mülheim) CDU/CSU 10647 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ................ 10648 B Jürgen Koppelin F.D.P. ........ 10649 A Wolfgang Bierstedt PDS........ 10650 A Dr. Christine Lucyga SPD ....... 10651 A Nächste Sitzung ........... 10652 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10653* A 118. Sitzung Bonn, Dienstag, den 9. Juli 1996 Beginn: 12.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 9. 7. 96 Augustin, Anneliese CDU/CSU 9. 7. 96 Austermann, Dietrich CDU/CSU 9. 7. 96 Bahr, Ernst SPD 9. 7. 96 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/DEE GRÜNEN 9. 7. 96 Behrendt, Wolfgang SPD 9. 7. 96 * Berger, Hans SPD 9. 7. 96 Dr. Bergmann-Pohl, Sabine CDU/CSU 9. 7. 96 Bredehorn, Günther F.D.P. 9. 7. 96 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9. 7. 96 Burchardt, Ulla SPD 9. 7. 96 Deichmann, Christel SPD 9. 7. 96 Dietert-Scheuer, Amke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9. 7. 96 Dr. Dobberthien, Marliese SPD 9. 7. 96 Duve, Freimut SPD 9. 7. 96 Enders, Peter SPD 9. 7. 96 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 9. 7. 96 Eylmann, Horst CDU/CSU 9. 7. 96 Falk, Ilse CDU/CSU 9. 7. 96 Dr. Feldmann, Olaf F.D.P. 9. 7. 96 * Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 9. 7. 96 Fink, Ulf CDU/CSU 9. 7. 96 Fischer (Berlin), Andrea BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9. 7. 96 Fischer (Homburg), Lothar SPD 9. 7. 96 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 9. 7. 96 Formanski, Norbert SPD 9. 7. 96 Gilges, Konrad SPD 9. 7. 96 Dr. Göhner, Reinhard CDU/CSU 9. 7. 96 Graf (Friesoythe), Günter SPD 9. 7. 96 Grasedieck, Dieter SPD 9. 7. 96 Großmann, Achim SPD 9. 7. 96 Dr. Guttmacher, Karlheinz F.D.P. 9. 7. 96 Gysi, Andrea PDS 9. 7. 96 Haack (Extertal), Karl Hermann SPD 9. 7. 96 Hartmann, Hanns-Peter PDS 9. 7. 96 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Hauchler, Ingomar SPD 9. 7. 96 Hauser (Esslingen), Otto CDU/CSU 9. 7. 96 Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 9. 7. 96 Hempelmann, Rolf SPD 9. 7. 96 Heubaum, Monika SPD 9. 7. 96 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9. 7. 96 Hofmann (Volkach), Frank SPD 9. 7. 96 Ibrügger, Lothar SPD 9. 7. 96 Iwersen, Gabriele SPD 9. 7. 96 Dr. Jacob, Willibald PDS 9. 7. 96 Jelpke, Ulla PDS 9. 7. 96 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 9. 7. 96 Junghanns, Ulrich CDU/CSU 9. 7. 96 Kastning, Ernst SPD 9. 7. 96 Keller, Peter CDU/CSU 9. 7. 96 Kemper, Hans-Peter SPD 9. 7. 96 Klemmer, Siegrun SPD 9. 7. 96 Klose, Hans-Ulrich SPD 9. 7. 96 Dr. Knaape, Hans-Hinrich SPD 9. 7. 96 Königshofen, Norbert CDU/CSU 9. 7. 96 Dr. Köster-Loßack, Angelika BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9. 7. 96 Kolbow, Walter SPD 9. 7. 96 Koslowski, Manfred CDU/CSU 9. 7. 96 Krautscheid, Andreas CDU/CSU 9. 7. 96 Kröning, Volker SPD 9. 7. 96 Dr. Kues, Hermann CDU/CSU 9. 7. 96 Dr. Küster, Uwe SPD 9. 7. 96 Kuhlwein, Eckart SPD 9. 7. 96 Kurzhals, Christine SPD 9. 7. 96 Kutzmutz, Rolf PDS 9. 7. 96 Labsch, Werner SPD 9. 7. 96 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 9. 7. 96 Lange, Brigitte SPD 9. 7. 96 Laschet, Armin CDU/CSU 9. 7. 96 Lattmann, Herbert CDU/CSU 9. 7. 96 Lemke, Steffi BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9. 7. 96 Lengsfeld, Vera BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9. 7. 96 Lennartz, Klaus SPD 9. 7. 96 Link (Diepholz), Walter CDU/CSU 9. 7. 96 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lörcher, Christa SPD 9. 7. 96 Lüth, Heidemarie PDS 9. 7. 96 Lurnmer, Heinrich CDU/CSU 9. 7. 96 Maaß (Wilhelmshaven), Erich CDU/CSU 9. 7. 96 Matthäus-Maier, Ingrid SPD 9. 7. 96 Meckel, Markus SPD 9. 7. 96 Mehl, Ulrike SPD 9. 7. 96 Mertens, Angelika SPD 9. 7. 96 Meyer (Winsen), Rudolf CDU/CSU 9. 7. 96 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 9. 7. 96 Müller (Berlin), Manfred PDS 9. 7. 96 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9. 7. 96 Neuhäuser, Rosel PDS 9. 7. 96 Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9. 7. 96 Onur, Leyla SPD 9. 7. 96 Dr. Penner, Willfried SPD 9. 7. 96 Peters, Lisa F.D.P. 9. 7. 96 Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 9. 7. 96 Dr. Pick, Eckhart SPD 9. 7. 96 Pofalla, Ronald CDU/CSU 9. 7. 96 Rachel, Thomas CDU/CSU 9. 7. 96 Raidel, Hans CDU/CSU 9. 7. 96 Rauen, Peter CDU/CSU 9. 7. 96 Dr. Rexrodt, Günter F.D.P. 9. 7. 96 Dr. Röhl, Klaus F.D.P. 9. 7. 96 Romer, Franz CDU/CSU 9. 7. 96 Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 9. 7. 96 Rübenkönig, Gerhard SPD 9. 7. 96 Scheffler, Siegfried SPD 9. 7. 96 Schewe-Gerigk, Irmingard BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9. 7. 96 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 9. 7. 96 Schmitz (Baesweiler), Hans Peter CDU/CSU 9. 7. 96 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich von Schmude, Michael CDU/CSU 9. 7. 96 Dr. Schnell, Emil SPD 9. 7. 96 Dr. Schulte CDU/CSU 9. 7. 96 (Schwäbisch Gmünd), Dieter Schultz (Köln), Volkmar SPD 9. 7. 96 Schulz (Berlin), Werner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9. 7. 96 Seidenthal, Bodo SPD 9. 7. 96 Siebert, Bernd CDU/CSU 9. 7. 96 Sielaff, Horst SPD 9. 7. 96 Dr. Sonntag-Wolgast, SPD 9. 7. 96 Cornelie Spanier, Wolfgang SPD 9. 7. 96 Spiller, Jörg-Otto SPD 9. 7. 96 Dr. Thalheim, Gerald SPD 9. 7. 96 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 9. 7. 96 Thierse, Wolfgang SPD 9. 7. 96 Thieser, Dietmar SPD 9. 7. 96 Thönnes, Franz SPD 9. 7. 96 Tippach, Steffen PDS 9. 7. 96 Verheugen, Günter SPD 9. 7. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 9. 7. 96 Karsten D. Wagner, Hans Georg SPD 9. 7. 96 Weisskirchen (Wiesloch), SPD 9. 7. 96 Gert Westrich, Lydia SPD 9. 7. 96 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 9. 7. 96 Wieczorek (Duisburg), SPD 9. 7. 96 Helmut Wilz, Bernd CDU/CSU 9. 7. 96 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 9. 7. 96 Dr. Wolf, Winfried PDS 9. 7. 96 Wolf (München), Hanna SPD 9. 7. 96 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 9. 7. 96 Dr. Zöpel, Christoph SPD 9. 7. 96 Zwerenz, Gerhard PDS 9. 7. 96 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Matthias Berninger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In diesem Hause sitzt niemand, der nicht anerkennt und weiß, daß wir alle mit dem Problem viel zu hoher Arbeitslosigkeit hart zu kämpfen haben. Auch bezweifelt niemand, daß die meisten Schwierigkeiten, die wir diskutieren, letztendlich nur dann wirklich lösbar sind, wenn wir das Problem zu hoher Arbeitslosigkeit und zu geringer Beschäftigung in diesem Land lösen.

    Herr Hörster, Sie haben noch immer nicht verstanden, warum die Opposition so gegen diese Sparvorschläge anrennt. Sie tut dies nicht, weil sie etwa nicht erkannt hätte, daß wir ein Problem mit dem Rentensystem haben, bei dem immer weniger Leute Rentenbeiträge zahlen und immer mehr Leute einen eigentumsähnlichen Anspruch auf Rente haben. Unser Problem ist nicht, daß wir dies als eine politische Schwierigkeit nicht anerkennen würden, die wir dringend lösen müssen. Unser Problem ist, daß hier etwas auf Kosten von Leuten geschieht, denen es in diesem Land ohnehin nicht gutgeht.

    Die Maßnahmen, die wir heute diskutieren, schränken entweder die Möglichkeiten von Behinderten ein, wieder in den Beruf zurückzukehren, oder sie verschlechtern die Bedingungen für Arbeitslose und für Kranke, später eine relativ gute Altersversorgung zu bekommen, noch mehr. Das heißt, Ihre Logik besteht darin, das Dogma möglichst niedriger Rentenbeiträge dadurch durchzusetzen, daß Sie bestimmte Leistungen der Rentenversicherung, auf die wir eigentlich stolz sein sollten, systematisch abbauen. Diesem Dogma werden wir nicht folgen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn wir dieses Problem ernsthaft in den Griff bekommen wollen, dann muß man - das sagen auch viele Ihrer Kollegen, vor allem der jüngeren Kollegen in Ihrer eigenen Fraktion - darüber nachdenken, wie man beispielsweise die demographische Entwicklung, die, wenn die Arbeitsmarktdaten vernünftig wären, der entscheidende Punkt für die Beibehaltung des jetzigen Rentensystems wäre, oder die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in die Rentenformel einbeziehen kann. Man muß sicherlich darüber nachdenken, wie man grundsätzlich im Rentensystem Reformen voranbringt. Sie aber haben in den Monaten seit den Wahlen im März keineswegs solche grundsätzlichen Reformen in die Wege geleitet,

    Matthias Berninger

    keineswegs Innovationen in das Rentenversicherungssystem eingebracht, sondern systematisch Leistungen bei denen abgebaut, denen es in diesem Land ohnehin schlechtgeht.

    Wenn wir ehrlich sind, müssen wir sofort beginnen, darüber zu diskutieren, wie letzten Endes alle einen Teil dazu beitragen können, daß dieses Rentensystem zukunftsfähig bleibt. Auch die älteren Menschen in diesem Land gehören dazu. Ich bin sehr sicher, daß die alten Leute in diesem Land bereit sind, einen Beitrag zu leisten. Es ist nämlich nicht so - wie Politik glauben machen will -, daß ältere Leute grundsätzlich egoistisch an ihren Renten festhalten würden. Es ist vielmehr so, daß sie bereit sind, für Jüngere auch etwas abzugeben. Nur hat zur Zeit niemand den Mut, dies anzusprechen.

    Wenn die Bundesregierung schon so vollmundig sagt, daß sie diesen Sozialstaat reformieren will, dann fordere ich sie auf, endlich eine Antwort auf die Frage zu geben, warum sie sich nicht traut, den Älteren zu sagen, wo es Schwierigkeiten gibt, warum die Rente mit Blick auf diese Generation einerseits ein solches Dogma ist und warum auf der anderen Seite bei den Jüngeren die Einschnitte vorgenommen werden. Das ist ein Punkt, den ich nicht verstehe und durch den dieses Rentensystem nicht reformiert wird.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Vor ein paar Wochen haben wir darüber diskutiert, was für ein Irrsinn das Vorhaben ist, die Kostenübernahme für den Zahnersatz für Leute, die heute noch nicht 18 Jahre alt sind, komplett zu streichen, während man für den Rest der Gesellschaft diese Leistungen der Krankenversicherung beibehält. Das heißt, man versucht auf Kosten einer jüngeren Generation zu sparen und mutet es den Älteren nicht zu, Einschnitte hinzunehmen. Für mich ist dies insofern ein typisches Zeichen dafür, wie diese Regierung im Rahmen ihres Sparpaketes handelt, als man der jüngeren Generation gesagt hat: Putzt euch mal fein die Zähne! Und den Älteren hat man gesagt: Für euch kommt es zu keinen Veränderungen. So werden wir die Probleme in diesem Land nicht lösen.

    Bei Ihren Vorschlägen bezüglich der Renten gibt es eine Maßnahme, die für den Rentensystematiker oder die Rentensystematikerin vielleicht sinnvoll sein könnte. Sie sagen, daß Studenten, wenn sie ein Beschäftigungsverhältnis über 590 DM haben, in Zukunft sozialversicherungspflichtig sein sollen, das heißt ganz normal ihren Anteil an Beiträgen in die Rentenversicherung einzahlen sollen. Das ist in der Debatte bisher untergegangen.

    Die Konsequenzen aber werden sich massiv auswirken. Zum einen bedeutet das, daß für Leute, die heute studieren, die Möglichkeiten, Geld zu verdienen, noch weiter eingeschränkt werden, nämlich genau um diesen 10prozentigen Anteil, den sie in Zukunft als Beiträge zu zahlen haben. Zum anderen wird es zum Beispiel für Universitäten massiv negative Folgen haben, da die natürlich den Arbeitgeberanteil zahlen müssen. Das heißt, die Personalbudgets für studentische Hilfskräfte an Universitäten reduzieren sich um genau diesen Arbeitgeberanteil. Das

    wird dazu führen, daß die Bedingungen für Studenten noch schlechter werden.

    Ich führe das deshalb aus, weil ich glaube: Wenn wir Leistungen nicht massiv einschränken wollen, dann muß eine junge Generation in die Lage versetzt werden, dieses Rentensystem auch wirklich tragen zu können. Das müßte zur Folge haben, daß man das, was die finnische Regierung in einer, wie ich finde, sehr denkwürdigen Regierungserklärung vorgeschlagen hat, in die Tat umsetzt. Die Finnen haben nämlich gesagt: Wir müssen sparen, und deswegen bleiben uns nur noch Investitionen in die Bildung. Bei uns ist es so: Wir sparen, sparen und sparen, und es kommt nicht ein Funken Innovation heraus. Es werden Leistungen abgebaut,


    (Zuruf von der SPD: Vor allen Dingen Leistungen!)


    die Leute treffen, die das eigentlich gar nicht schultern können.

    Ich weise auf die Symbolik hin, die dahintersteckt. In diesem Zusammenhang wird die Streichung der Vermögensteuer immer wieder erwähnt. Den von dieser Entlastung Betroffenen wird gesagt: Investiert euer Geld irgendwo. Gleichzeitig wird denjenigen, denen es wirklich schlechtgeht, gesagt: Ihr seid letzten Endes Schmarotzer. Das ist im Kern die Botschaft, wenn man sich etwa Ansprachen von Regierungsvertretern bei größeren Sportveranstaltungen anhört. Das halte ich wirklich für eine Unverschämtheit.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)


    Ich glaube auch, daß das unlogisch ist; denn diese Entlastung von Vermögen wird selbst nach Ihrer Ideologie nicht die Konsequenz haben, die Sie ursprünglich einmal angenommen haben, nämlich daß diese Wohlhabenden in diesem Land etwas investieren. Tatsächlich hat die Politik der Regierung Kohl die Investitionsbedingungen in diesem Land eher verschlechtert. Die Vermögenden, die Sie auf Kosten der Ärmeren entlasten, werden ihr Geld an anderer Stelle, in anderen Volkswirtschaften investieren. Damit nutzen sie dem Sozialstaat der Bundesrepublik überhaupt nichts.

    Deswegen werden wir, meine Damen und Herren, weder der Logik des Sparpakets folgen noch den ihr folgenden Änderungen im Rentensystem zustimmen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Als nächster spricht der Kollege Jörg van Essen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jörg van Essen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Seitdem ich dem Bundestag angehöre, hat es in der parlamentarischen Sommerpause immer eine Sondersitzung gegeben. Man könnte es sich deshalb leichtmachen und die heutige Veranstaltung unter dem Thema „Parlamentarische

    Jörg van Essen

    Tradition" abhaken. So einfach aber hegen die Dinge heute nicht.

    Es ist ein Fehler passiert - nur vordergründig in einem Ministerium. Aber auch dort arbeiten Menschen. Zu jedem menschlichen Tun gehört es, daß es zu Fehlleistungen kommen kann.

    Der Präsident des Bundes der Steuerzahler irrt, wenn er heute mitteilt, daß uns das parlamentarische System keinen anderen Weg aufgezeigt habe. Dieser Fehler wäre heilbar gewesen. Wir hätten in der letzten Sitzungswoche unter Verzicht auf die Wahrung der Frist auch dieses Gesetz beschließen können und müssen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU -Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Ohne Beratung?!)


    Jeder, der sich objektiv dem Thema nähert, kommt nämlich um die Feststellung nicht herum, daß es sich bei dem in Rede stehenden Art. 9 des Wachstumsund Beschäftigungsförderungsgesetzes um eine Marginalie handelt, die den materiellen Inhalt des Gesetzes nicht, aber auch überhaupt nicht berührt.


    (Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Wesentlich!)


    Eine sofortige Abstimmung hätte in keiner Weise Rechte der Opposition tangiert.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Eine Nebensächlichkeit - ich wiederhole: eine Nebensächlichkeit - dient der Opposition dazu, den Bundestag in der Sommerpause nach Bonn rufen zu lassen. Dies ist die wirkliche Fehlleistung.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU -Zurufe von der SPD: Hätten Sie doch ein ordentliches Gesetz gemacht! - Unglaublich!)


    In einer Zeit, in der alle aufgerufen sind, sparsam zu handeln, um dieses Land zukunftsfähig zu machen, läßt die Opposition bei einer solchen Marginalie die Muskeln spielen - wie erbärmlich!


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)


    Da, wo die Opposition sich darstellen könnte, erleben wir statt dessen eine Nullnummer nach der anderen. Das gilt insbesondere für den Ladenschluß. Was haben wir zu Beginn der letzten Woche nicht alles hören können und müssen!


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: Die Läden wollten sie schließen, aber eine Sondersitzung wollten sie haben!)


    Am Freitag hat sich gezeigt: Die Opposition hat auch hier die Modernisierung unseres Landes nicht aufhalten könnnen.


    (Lachen bei der SPD)


    Es ist übrigens interessant, daß sich insbesondere die rot-grünen Landesregierungen gegen die Liberalisierung gestemmt haben. Das macht deutlich, wie weit sich gerade die Grünen von dem Lebensgefühl

    insbesondere der jungen Menschen in unserem Lande entfernt haben.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)


    Was die Sparvorstellungen der Ministerpräsidenten anbelangt: Auch da haben wir in der letzten Woche miterleben müssen, daß wir wiederum nichts hören. Unser Land braucht Reformen wie den Ladenschluß, nicht Mätzchen wie diese, welche die Sondersitzung notwendig gemacht haben.

    Wir werden, wir müssen an unserem Reformkurs für dieses Land festhalten. Deshalb möchte ich natürlich auf die wichtigsten Teile des heute zu verabschiedenden Gesetzes eingehen.

    Die in der gesetzlichen Rentenversicherung vorgesehenen Maßnahmen orientieren sich an dem Grundsatz, die spätere Rentenhöhe verstärkt an den geleisteten Beiträgen auszurichten. Unter diesem Gesichtspunkt ist es folgerichtig, die Anerkennung von Ausbildungszeiten in der Rentenversicherung zurückzuführen.

    Angemessen ist es in diesem Zusammenhang vor allem auch, die Leistungen nach dem Fremdrentengesetz zu reduzieren. So wird gewährleistet, daß Aussiedlerhaushalte beim Rentenbezug letztlich nicht besser abschneiden als andere Rentnerhaushalte in Deutschland.

    Wieder einmal haben wir erkennen müssen, daß gerade die Rentenversicherung ein schwer manövrierbarer Tanker ist, bei dem das Steuer nicht leichtfertig herumgeworfen werden kann. Es gibt verfassungsrechtliche Positionen, die nur in ganz engen Grenzen zur Disposition des Gesetzgebers stehen. Darüber hinaus gibt es Vertrauenstatbestände, die, auch wenn sie vielleicht keinen Verfassungsrang genießen, vom Gesetzgeber unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten zu beachten sind. Kurzfristige Einsparungen sind daher nur schwer zu erzielen.

    Die Bundesregierung und die sie tragenden Koalitionsfraktionen haben mit dem Beschäftigungspaket neben langfristig wirkenden Maßnahmen allerdings auch Vorsorge getroffen, daß der Beitragssatz in den unmittelbar vor uns liegenden Jahren nicht nach oben schnellt. Dies geschieht, weil wir das Ziel nicht aus den Augen verloren haben, den Gesamtbeitrag zu den sozialen Sicherungssystemen unter die 40-Prozent-Marke zu reduzieren. So wollen wir mehr Mittel für unternehmerische Investitionen als Voraussetzung für mehr Arbeitsplätze schaffen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)


    Die parlamentarischen Beratungen unter Einbeziehung der Expertenanhörung im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung haben zu Änderungen in einigen wenigen Punkten geführt. Besonders umstritten war das Vorziehen der Anhebung der Altersgrenze für Frauen. Statt wie ursprünglich im Beschäftigungspaket vorgesehen, beginnen wir hiermit nicht bereits 1997, sondern erst im Jahre 2000. Gegenüber den im Rentenreformgesetz 1992 vorgesehenen Regelungen bedeutet dies, daß wir mit der Anhebung nur ein Jahr früher beginnen als dort geregelt. Dies scheint

    Jörg van Essen

    mir auch unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten angemessen zu sein.

    Auch in einem anderen Punkt hat die Koalition reagiert. Zwar bleibt es bei dem Grundsatz, daß Rehabilitationsmaßnahmen nach dem Arbeitsförderungsgesetz künftig als Kann-Leistung und nicht länger als Muß-Leistung von der Bundesanstalt für Arbeit bezahlt werden. Einen Rechtsanspruch auf diese Rehabilitationsleistungen behalten jedoch Schwerbehinderte und andere Personen, die diese besonders dringend brauchen. Damit ist gewährleistet, daß die Rehabilitationsmittel in diesem Bereich gezielt denen zugute kommen, die wirklich hilfsbedürftig sind.


    (Beifall bei der F.D.P.)


    Das Einsparvolumen insgesamt wird hierdurch nicht geschmälert.

    Die jetzt eingeleiteten Maßnahmen können nur ein erster Schritt auf dem Weg zur Stabilisierung der gesetzlichen Rentenversicherung sein. Gerade die F.D.P. begrüßt daher die Einsetzung einer Kommission unter Vorsitz des Bundesarbeitsministers, die notwendige Lösungen zur Weiterentwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung im Hinblick auf die demographische Entwicklung erarbeiten soll. Rentenrecht muß ebenso lebendig bleiben wie die Gesellschaft. Wir müssen rechtzeitig handeln, um die Rentenversicherung den veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen anzupassen. Dieses Gesetz ist ein erster und notwendiger Schritt dazu.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)