Rede von
Graf
Heinrich
von
Einsiedel
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(PDS)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)
Sehr verehrte Frau Kollegin, ich habe zwei Fragen.
Erste Frage: Ist Ihnen bekannt, daß Tucholsky bereits vor dem Ersten Weltkrieg häufig die Sätze „Soldaten sind Mörder", „Krieg ist Mord" usw. gebraucht hat und daß selbst das Kaiserreich, selbst Wilhelm II., dies hingenommen hat, ohne dafür die Gerichte in Anspruch zu nehmen? Darf ich Ihren Aussagen entnehmen, daß Sie also in die Zeit vor Kaiser Wilhelm II. zurückgehen wollen?
Eine zweite Frage: Der berühmte Jagdflieger des Ersten Weltkrieges, The Red Baron Manfred von Richthofen, hat gesagt: Der erfolgreiche Jagdflieger kommt überraschend aus der Sonne, ohne daß ihn der Gegner, den er abschießen will, vorher bemerkt.
Ich bin zwar kein Jurist, weiß aber, daß es bestimmte Voraussetzungen gibt, die zum Tatbestand des Mordes gehören. Eine Voraussetzung ist zum Beispiel die Heimtücke. Man muß also möglichst überraschend kommen. Dann stellt sich die Frage nach den höheren oder niederen Beweggründen. Sehr oft - ich war selber Jagdflieger und weiß, wie anfällig man dafür ist - liegt der niedere Beweggrund der Ordensgeilheit, des Ehrgeizes und des persönlichen Auszeichnungswillens vor. Das ist doch sehr dicht am Mord.
Ein anderes Beispiel dafür ist die Bombardierung von Städten sowohl von der Luftwaffe der Deutschen wie auch von der Luftwaffe der anderen, wobei Hunderttausende von Zivilisten erschlagen worden sind.