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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/68 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 68. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1995 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/ 2593) 5863 A Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft (Drucksachen 13/2609, 13/2626) . . 5863 B Manfred Hampel SPD 5863 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5866 C, 5867 A, 5869 A Siegmar Mosdorf SPD 5867 B, 5883 C Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . 5867 D, 5881 D Manfred Hampel SPD 5868 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 5871 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5872 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . 5874 D, 5879 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5876 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5877 A Ernst Schwanhold SPD 5877 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 5878 A Dr. Christa Luft PDS 5878 C Peter Dreßen SPD 5879A Rolf Kutzmutz PDS 5880 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 5882 A Peter Dreßen SPD 5883 B Ernst Schwanhold SPD 5884 C Friedhelm Ost CDU/CSU 5886 B Anke Fuchs (Köln) SPD 5888 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . 5888 D Ilse Janz SPD 5888 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . 5889 C Ernst Hinsken CDU/CSU 5890 A Manfred Hampel SPD (Erklärung nach § 31 GO) 5891 A Manfred Kolbe CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5891 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Erklärung nach § 31 GO) 5892 B Namentliche Abstimmung 5892 D Ergebnis 5918 B Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 13/2611, 13/2626) 5893 A Dr. Konstanze Wegner SPD 5893 B Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 5896 A Uta Titze-Stecher SPD 5896 D, 5897 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5899 B Ina Albowitz F.D.P. . . . . 5901 D, 5905 C, 5906 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5904 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5904 D Peter Dreßen SPD 5905 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5906 B Dr. Heidi Knake-Werner PDS 5906 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 5908 B Ottmar Schreiner SPD 5910 B Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 5911 C Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 5913 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 5914 B Ottmar Schreiner SPD . . . . . . . 5915 C Dr. Barbara Höll PDS 5916 B Gerd Andres SPD 5917 C Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 13/2616, 13/2626) 5920 D Eckart Kuhlwein SPD . . . . . . . . 5921 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 5923 C Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5924 D, 5931 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5927 C Birgit Homburger F D P. 5929 C Marion Caspers-Merk SPD . . . 5930 D, 5933 B Rainder Steenblock BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5932 A Eva Bulling-Schröter PDS 5933 D Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 5935 A Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . 5936 A Eckart Kuhlwein SPD 5936 C Wolfgang Behrendt SPD 5937 A Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . 5939 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 5939 D Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 5941 D Otto Schily SPD 5942 D Wolfgang Behrendt SPD 5943 D, 5946 A Arnulf Kriedner CDU/CSU . . . . . 5944 B Kurt-Dieter Grill CDU/CSU 5945 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 5946C Marion Caspers-Merk SPD 5946 D Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 13/2607, 13/2626) 5947 C in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 13/2618 [neu], 13/2626) 5947 C Gunter Weißgerber SPD 5947 C Manfred Kolbe CDU/CSU . . . . . . 5949 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5951 D Manfred Kolbe CDU/CSU 5953 B Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5953 D Horst Eylmann CDU/CSU 5954 B Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . . 5955 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 5957 B Dr. Susanne Tiemann CDU/CSU . . . 5958 D Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5960 A, 5974 A, C Heinrich Graf von Einsiedel PDS . . . 5960 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS . . . 5961 A, 5970 D Otto Schily SPD . . . . 5961 C, 5973 A, B Hermann Bachmaier SPD 5962 A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . 5962 D, 5969 B Frederick Schulze CDU/CSU 5965 A, D Heinz Lanfermann F.D.P. . . . 5966 D, 5967 A Horst Eylmann CDU/CSU 5968 D Norbert Geis CDU/CSU 5969D Dr. Gregor Gysi PDS 5971 B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 5972 A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . . 5972 D Jürgen Koppelin F.D.P. 5973 D Einzelplan 25 Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 13/2621, 13/2626) 5975 C Dr. Rolf Niese SPD 5975 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 5976D, 5991 A Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/ CSU .. . 5977 A Volkmar Schultz (Köln) SPD 5977 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 5980 D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5983 C, 5985 D Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . . . 5985 B Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 5986 A Klaus-Jürgen Warnick PDS 5987 C Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5988 D, 5993 A Hans Georg Wagner SPD 5989 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5990 B Otto Reschke SPD 5992 B Einzelplan 13 Bundesministerium für Post und Telekommunikation (Drucksachen 13/2613, 13/2626) 5993 D Gerhard Rübenkönig SPD 5994 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 5995 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5996 B Dr. Max Stadler F D P. 5997 C Gerhard Jüttemann PDS 5998 D Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU . . 5999 D Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6000 C, 6002 C Hans Martin Bury SPD 6002 A Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 6004 C Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr (Drucksachen 13/2612, 13/2626) 6006 C Hans Georg Wagner SPD 6006 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 6010 C Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6013 D Horst Friedrich F.D.P. 6016 A Dr. Winfried Wolf PDS 6018 B Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 6020 A Annette Faße SPD 6022 B Dr. Hermann Kues CDU/CSU 6024 C Nächste Sitzung 6027 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6029 *A 68. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) (A) Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 09. 11.95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Dr. Dobberthien, SPD 09. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 09. 11.95 * Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 09. 11.95 Marten, Günter CDU/CSU 09. 11.95 * Meißner, Herbert SPD 09. 11.95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 09. 11.95 Nickels, Christa BÜNDNIS 09. 11.95 90/DIE GRÜNEN (B) Anlage zum Stenographischen Bericht (C) Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Odendahl, Doris SPD 09. 11.95 Poß, Joachim SPD 09. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 09. 11. 95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 09. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Schwanitz, Rolf SPD 09. 11.95 Steindor, Marina BÜNDNIS 09. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 09. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 09. 11.95 Vosen, Josef SPD 09. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (D)
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    Rede von Eckart Kuhlwein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich mit einem Vorgang anfangen, der die notwendige globale Umweltpolitik genauso betrifft wie die Bemühungen dieses Hauses um die Einhaltung der Menschenrechte. Gestern erreichte uns die Meldung, daß in Nigeria die Todesurteile gegen den Träger des alternativen Nobelpreises Ken Saro-Wiwa und acht seiner Freunde vom Stamme der Ogoni bestätigt worden sind. Die Betroffenen haben seit Jahren öffentlich gegen die Ausbeutung und ökologische Zerstörung ihrer erdölreichen Heimatregion und damit gegen die Zerstörung ihrer Existenzgrundlage protestiert. Ihnen wird Anstiftung zum Mord vorgeworfen.
    Ken Saro-Wiwa hat stets seine Unschuld beteuert und das nigerianische Militärregime für die Morde verantwortlich gemacht. Viele Menschenrechtsorganisationen und internationale Beobachter geben ihm Recht. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und dringend darum bitten, daß sich der Deutsche Bundestag noch in dieser Woche mit diesem Thema beschäftigt, um ein weiteres Verbrechen gegen Mitglieder des Volks der Ogoni in Nigeria zu verhindern.

    (Beifall bei der SPD, beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der PDS sowie des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.])

    Ich appelliere deshalb an alle Fraktionen und Gruppen dieses Hauses, sich zu einer solchen Initiative zusammenzufinden. Wir können nicht tatenlos zusehen, wenn in Nigeria weiter gemordet wird, wir können nicht mehr tatenlos zusehen, wenn in Nigeria im Zusammenspiel von multinationalen Ölkonzernen und einer korrupten Militärregierung einem ganzen Volk die Lebensmöglichkeiten genommen werden.
    Ich erwarte auch von den Ölkonzernen, die dort tätig sind, daß sie ihren eigenen Einfluß geltend machen, um das Leben der Betroffenen zu retten, und daß sie künftig nicht mehr die Lebensgrundlagen der Menschen in der Dritten Welt zerstören, um skrupellos Gewinne zu machen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Ich sage ganz deutlich: Es gibt genügend engagierte Menschen in der ersten Welt, die alle Möglichkeiten nutzen werden, lernunfähigen Konzernen das Handwerk zu legen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, wenn ich mich in der heutigen Debatte um den Haushalt des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit auf die Kommentierung des Zahlenwerks beschränken wollte, könnte ich die Rede aus der ersten Lesung wiederholen. Die Umweltpolitik leidet weiter an finanzieller Erosion. Die zuständige Ministerin darf das gelegentlich durch verbale Kunststücke kompensieren, und die Bundesregierung macht im alten Trott weiter, als wäre nichts gewesen. Als treue Vasallin ihres Bundeskanzlers hat die Umweltministerin die Taktik übernommen, Politik durch „Man müßte mal ..." zu ersetzen.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Eckwerte des Einzelplans 16 haben die Beratungen im Haushaltsausschuß fast unverändert überdauert. Die Mittel für Umweltforschung werden leicht gekürzt, die Pilotprojekte werden zum Stopfen von Löchern mißbraucht, die Atompolitik wird unbeirrbar fortgesetzt. Es ist auch dabei geblieben, daß der Umwelthaushalt zur Finanzierung des Kohlebergbaus nach dem Wegfall des Kohlepfennigs und zur Subventionierung einiger deutscher Großunternehmen durch die Planung einer Transrapid-Strecke von Hamburg nach Berlin herangezogen wird. Frau Ministerin Merkel hätte sich gegen solchen Unsinn eigentlich zur Wehr setzen müssen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [PDS])

    Ich will nicht verschweigen, daß wir gemeinsam einige Kleinigkeiten repariert haben: Für gesamtstaatlich repräsentative Naturschutzgroßprojekte haben wir aus anderen Titeln Mittel zusammengekratzt, um wenigstens die 40 Millionen DM von 1995 wieder zu erreichen.

    (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.])

    Das wird allerdings trotzdem nicht genügen, um alle gut begründeten Anträge finanzieren zu können. Wir haben beim Bundesamt für Naturschutz die Personallage verbessert und beim Institut für Wasser, Boden- und Lufthygiene für die Beschäftigten ein höheres Maß an Absicherung ausgehandelt. Dies alles soll nicht geringgeschätzt werden. Aber als Beitrag der Koalition zur notwendigen Neuorientierung der Umweltpolitik erscheint mir das etwas dürftig.
    Der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung „Globale Umweltveränderungen" hat in der vergangenen Woche sein Jahresgutachten 1995 übergeben. Frau Merkel und ihr Kollege Rüttgers waren sich daraufhin einig, daß Deutschland beim Umweltschutz weiterhin eine Vorreiterrolle spielen solle. Sie bemühten einmal mehr als Beleg die vollmundigen Ankündigungen des Bundeskanzlers vom Berliner Klimagipfel. Der Beirat hat indes festgestellt, daß eine Verminderung der Treibhausgasemissionen aller Industrieländer dringend erforderlich sei. Das ist nicht neu. Aber es ist notwendig, daß es immer wieder aufs neue gesagt wird. Es ist ebenfalls nicht neu, daß die Bundesregierung Vorschläge der Wis-

    Eckart Kuhlwein
    senschaft „sympathisch" findet, wie das Frau Merkel ausgedrückt hat, um sich ein ökologisches Alibi zu schaffen. Ebensowenig neu ist, daß die Bundesregierung nach solchen politischen Höhenflügen wieder zur Tagesordnung übergeht.
    Was wir der Bundesregierung auch auf Grund unserer Erfahrungen mit dem Berliner Klimagipfel immer vorgeworfen haben, hat der Beirat bestätigt:
    Deutschland selbst hat bei der globalen Umweltpolitikformulierung bisher nur in wenigen Teilbereichen eine herausragende Rolle gespielt; faktisch wurde auch manche Chance der Einflußnahme vertan.
    Helmut Kohls vielfach glorifizierter Auftritt auf dem Klimagipfel ist damit auf Normalmaß reduziert worden.

    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Barbara Höll [PDS])

    Er hat international wenig bewegt und national nicht die erforderlichen Konsequenzen gezogen. Noch immer gibt es keine Wärmenutzungsverordnung. Noch immer gibt es keine ausreichenden Mittel für die Förderung von Fernwärme und Energieeinsparung, noch immer gibt es keine Grundentscheidung für erneuerbare Energien, noch immer gibt es kein Hunderttausend-Dächer-Programm für die Förderung von Solarstrom, noch immer gibt es kein ökologisch verträgliches System der Kraftfahrzeugbesteuerung, noch immer gibt es kein Tempolimit auf Autobahnen,

    (Dr. Gerhard Friedrich [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)

    und noch immer gibt es keine Flugbenzinsteuer. Die Liste Ihrer Versäumnisse, meine Damen und Herren auf der rechten Seite dieses Hauses, ließe sich beliebig verlängern.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Nun lassen Sie uns einmal über die wirklich notwendige Modernisierung reden. Meine Partei ist die einzige Partei, die bisher ein schlüssiges Konzept zur notwendigen ökologischen Modernisierung der Industriegesellschaft vorgelegt hat.

    (Beifall bei der SPD Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie bitte? Zuruf von der CDU/CSU: Da klatschen noch nicht einmal alle deine Freunde!)

    Wir wollen ökologische Erneuerung und wirtschaftliche Entwicklung miteinander verbinden. Wir wollen damit den Wirtschafts- und Lebensstandort Deutschland sichern und verbessern. Dafür muß die Politik ökologisch verantwortbare Rahmenbedingungen setzen. Zu diesen Rahmenbedingungen gehören wirksame Anreize für eine Wirtschaft, die Ressourcen schont und wenig Abfälle produziert, für eine immer effizientere Energienutzung, für einen Durchbruch zur Solarwirtschaft, für eine hohe Material- und Stoffproduktivität, Anreize zur Erhaltung der Funktionsfähigkeit der Ökosysteme und zu einer umweltgerechten und energiesparenden Umgestaltung des Verkehrssystems.
    Ein für diese Modernisierung notwendiges Instrument ist eine ökologische Steuerreform.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Dabei ist unser Leitmotiv: Entlastung der Bürger bei Steuern und Abgaben auf der einen und schrittweise Anhebung der Preise für den umweltschädlichen Energieverbrauch über höhere Energiesteuern auf der anderen Seite. Wer sich umweltverträglich verhält, soll materielle Vorteile erhalten. Wer mit Energie und Rohstoffen verschwenderisch umgeht, muß mehr Abgaben zahlen. Das ist marktwirtschaftlich logisch, könnte den Produktionsfaktor Arbeit entlasten

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    und dazu beitragen, daß durch gesenkte Lohnnebenkosten der Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb sicherer wird.
    Wir haben Ihnen außerdem bereits Ende vergangenen Jahres ein Klimaschutzprogramm vorgelegt, mit dem wir den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2005 um wenigstens ein Viertel verringern könnten. Dieses Programm enthält die wichtigsten Energie-, Umwelt- und Verkehrsmaßnahmen, mit denen gezielte Anstoßwirkungen für Innovationen im Umweltbereich und die Markteinführung von umweltgerechten Technologien erreicht werden könnten.
    Sie haben unsere Vorschläge bis heute abgelehnt, ohne ihnen ein überzeugendes eigenes Konzept entgegensetzen zu können. Sie wollen nicht erkennen, was notwendig ist. Oder das, was notwendig ist, ist in der Koalition nicht mehrheitsfähig. Das kann man an vielen mißglückten Versuchen der F.D.P., CDU und CSU, sich zu einigen, ablesen, zum Beispiel bei der CO2-Steuer. Sie sind als Koalition in diesen Fragen nicht mehr handlungsfähig.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Es nützt auch nichts, einen „Zukunftsminister" zu installieren, wenn dessen Hauptaufgabe darin besteht, vergangenes Denken zu verwalten.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Sehr gut!)

    Sie haben in diesem Haushalt die Mittel für die Umweltschutzpilotprojekte weiter gekürzt. Dies unterstreicht unsere These von der mangelnden Zukunftsfähigkeit Ihrer Politik. Ich will die Anträge, die nicht mehr finanziert werden können, benennen. Dahinter stecken Verfahrens- und Produktinnovationen, die unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit erhalten könnten: zum Beispiel innerbetriebliche Abwasserbehandlung nach dem Membrantrennverfahren, zum Beispiel Recycling von Problemschrott, zum Beispiel Stickoxydminderung in einer Glashütte, zum Beispiel Herstellung von Platten aus industriellen Reststoffen und nachwachsenden Rohstoffen, zum Beispiel Energieeinsparung und geringerer Materialeinsatz beim Brennen von Mauerziegeln.

    Eckart Kuhlwein
    Der integrierten Umweltpolitik gehört die Zukunft, meine Damen und Herren. In diesem Bereich könnten wir Vorreiter werden, wenn die Kreativität der Menschen, die hinter diesen Konzepten steht, durch eine finanzierbare Umsetzung unterstützt würde. Aber diese Kürzungen in diesem Etat sind beispielhaft dafür, daß in diesem Bereich von Ihnen ein Stück Zukunft verspielt wird.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Ich will in der Kürze der Zeit nicht noch ausführlich auf die Kapitel zur Reaktorsicherheit eingehen. Gerichtsentscheidungen zu Morsleben und Gorleben mögen die Position der Bundesregierung juristisch stärken; politisch sind sie deshalb noch lange nicht auf der richtigen Seite.
    Wir haben mit Interesse gelesen, daß die Neigung der Stromwirtschaft nachläßt, Gorleben als Endlager für radioaktive Abfälle auszubauen. Die Bundesregierung sollte sich trotz der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts hüten, weitere Milliarden in dieses Loch zu schaufeln. Sie wird spätestens vor Inbetriebnahme des Endlagers eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchführen müssen. Die Eignung des Salzstocks bleibt bis heute umstritten. Wer nicht rechtzeitig Alternativen untersucht, vergrößert die ohnehin schon unerträglichen Lasten für künftige Generationen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Zum Schluß möchte ich die Bundesregierung auffordern, sich mit ihren Ministerien und den nachgeordneten Behörden am Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung nach der EG-Öko-Audit-Verordnung und nach dem deutschen Umweltauditgesetz zu beteiligen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Auch wenn die EG-Verordnung vor allem die Unternehmen der produzierenden Industrie, des verarbeitenden Gewerbes und die Unternehmen der Energieerzeugung und Abfallwirtschaft zur freiwilligen Teilnahme auffordert, ist die Einbeziehung des Dienstleistungsbereichs durchaus möglich und erwünscht.
    Wir wollen mit diesem Antrag, der dem Bundestag gesondert vorliegt, erreichen, daß der Bund Vorbild bei der Einhaltung der Umweltvorschriften und bei der kontinuierlichen Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes wird. Die Bundesregierung sollte wenigstens im eigenen Bereich die Vorgaben erfüllen, die sie anderen gesetzt hat.
    Meine Damen und Herren, mir bleibt noch der Dank des Hauptberichterstatters an alle an der Beratung des Einzelplans 16 Beteiligten und dabei insbesondere an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ministeriums und seiner nachgeordneten Behörden. Ich verspreche Ihnen allen: Wenn die Koalition uns im nächsten Jahr für die Beratung des Bundeshaushalts ausreichend Zeit läßt und der Kanzler das Parlament nicht wieder dazu zwingt, den Terminplan um drei Wochen zu kürzen, weil er eine China-Reise plant, werden wir noch tiefer schürfen und genügend Zeit haben, an allen Einzelplanberatungen und Bereinigungssitzungen teilzunehmen. Denn dann können wir damit rechnen, daß wir rechtzeitig vernünftige Papiere für kurzfristige Entscheidungen auf den Tisch bekommen und nicht so verfahren müssen, wie das in der vorletzten Woche im Haushaltsausschuß notwendig wurde, weil Sie über Nacht 20 Milliarden DM mit einem einzigen Wisch umschichten wollten und von uns verlangt haben, uns damit ernsthaft zu beschäftigen.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Einzelplan 16 ist alles in allem ein Zeugnis umweltpolitischen Stillstands. Niemand wird sich wundern, wenn ich für meine Fraktion erkläre: Wir lehnen ihn ab.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Arnulf Kriedner.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Arnulf Kriedner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In den Ausführungen, die der Kollege Kuhlwein gemacht hat, ist zunächst einmal aufgefallen, daß er eine Liste von Ladenhütern an den Anfang seiner Rede gestellt hat,

    (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Menschenrechte am Anfang! Ladenhüter?)

    die nicht einmal in Ihrer eigenen Partei unumstritten sind.
    Herr Kollege Kuhlwein hat zum Beispiel ungeachtet meiner Mahnung, das nicht zu tun, das Thema Transrapid aufgebracht. Ich erinnere noch einmal an das Abstimmungsverhalten seiner eigenen Fraktion im Haushaltsausschuß, als dieses Thema auf der Tagesordnung gestanden hat. Wir hatten das seltene Vergnügen zu erleben, daß die Mehrheit der SPD- Fraktion entweder mit der Koalition gestimmt hat oder gar nicht im Raum war, was auch eine Art des Abstimmungsverhaltens ist. Nur wenige waren der Meinung des Kollegen Kuhlwein.

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: Was? Bitte?)

    - Was den Transrapid angeht, war das ganz eindeutig so. Ihr Abstimmungsverhalten war so, wie ich gesagt habe.

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: Das ist doch nicht korrekt! Zwei Kollegen meiner Fraktion haben beim Transrapid mit Ihnen gestimmt!)

    - Kollege Kuhlwein, wir können ja einmal nachsehen, wer von Ihrer Fraktion alles im Raum war und sich an der Abstimmung beteiligt hat.
    Zweitens sollten Sie einige Ihrer Projekte, von denen Sie hier gesprochen haben, die nur von einem gewissen Flügel der SPD unterstützt werden und im Grunde genommen Anträge für Ihren in Kürze statt-

    Arnulf Kriedner
    findenden Parteitag sind, nicht als Meinung Ihrer Fraktion oder der SPD hinstellen. Zum Beispiel wird Ihnen der niedersächsische Ministerpräsident bei einigen Fragen ganz erheblich widersprechen.

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: Bei welchen denn?)

    Es ist doch eine selektive Wahrnehmung, die Sie betreiben, wenn Sie behaupten, daß im Bereich Umweltschutz in der Bundesrepublik Deutschland ein Stillstand eingetreten sei. Sie sind ja schon in Ihrer Aussage gereift; denn Sie haben nicht gesagt, wir machten permanent Rückschritte. Das muß man Ihnen schon als positive Aussage unterstellen. Daß wir einen Stillstand haben, bestreite ich allerdings.
    Ich bestreite auch ganz energisch das, was Sie zur Frage von großen internationalen Konferenzen ausgesagt haben. Sie alle kennen doch die Abläufe. Es ist ganz wichtig, daß sich ein großes Industrieland wie die Bundesrepublik Deutschland erst einmal hinter Anliegen stellt und sie beispielhaft betreibt.
    Sie leugnen, daß die Bundesrepublik Deutschland im internationalen Maßstab - das erkennen merkwürdigerweise Sozialisten, wo immer sie regieren, in allen anderen Ländern an - eine Vorreiterrolle in vielen Punkten des Umweltschutzes spielt und nicht etwa hinten liegt.

    (Zuruf von der SPD: Das ist doch Legende!) - Das ist keine Legende.

    Ich weiß nicht, ob der Kollege Wagner anwesend ist. Wenn Sie einmal wie er die Gelegenheit hatten, auf einer Auslandsreise dabeizusein und sozialdemokratische oder sozialistische Umweltminister zu treffen, dann werden Sie merken, daß diese die Rolle der Bundesrepublik Deutschland ausdrücklich anerkennen und sagen, daß in Deutschland eine Spitzenreiterfunktion wahrgenommen wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das als Legende abzutun ist eine Sache, die dem normalen Oppositionsverhalten entspricht. Es entspricht aber nicht den Tatsachen.
    Wenn Sie die Behauptung einführen, Herr Kollege Kuhlwein, die Energiewirtschaft habe die Neigung, Abfälle künftig nicht mehr nach Gorleben zu verbringen

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: Es nicht mehr als Endlager zu nutzen! Sie haben nicht zugehört!)

    - es nicht mehr als Endlager zu benutzen -, so ist das eine kühne Behauptung. Natürlich haben Sie mit Ihrer Art der Politik dazu beigetragen, daß die Endlagerdiskussion endlos geführt wird.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    - Der Beifall, den Sie ironisch klatschen, zeichnet Sie in dieser Frage nicht aus, weil Sie, die in der Mitte dieses Hauses sitzen, die Grünen, die Antwort darauf schuldig bleiben, was Sie angesichts der Abfälle, die entstehen, tun wollen. Darauf bleiben Sie die Antwort schuldig, aber Sie applaudieren an der falschen Stelle.
    Ich habe Ihnen bei der Einbringung des Haushalts schon einmal vorgehalten, daß Sie keinerlei Konzeption haben, wenn es um internationale Verpflichtungen der Bundesrepublik in Sachen Reaktorsicherheit geht. Hierzu unternehmen Sie nichts, hierzu stellen Sie nur Nullanträge und tun so, als ob dieses Problem überhaupt nicht existiere. Ich sage Ihnen: Da ist die SPD einen Schritt weiter. Zumindest was das Internationale anbetrifft, macht sie vernünftige Politik mit.