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ID1306814600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/68 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 68. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1995 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/ 2593) 5863 A Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft (Drucksachen 13/2609, 13/2626) . . 5863 B Manfred Hampel SPD 5863 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5866 C, 5867 A, 5869 A Siegmar Mosdorf SPD 5867 B, 5883 C Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . 5867 D, 5881 D Manfred Hampel SPD 5868 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 5871 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5872 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . 5874 D, 5879 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5876 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5877 A Ernst Schwanhold SPD 5877 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 5878 A Dr. Christa Luft PDS 5878 C Peter Dreßen SPD 5879A Rolf Kutzmutz PDS 5880 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 5882 A Peter Dreßen SPD 5883 B Ernst Schwanhold SPD 5884 C Friedhelm Ost CDU/CSU 5886 B Anke Fuchs (Köln) SPD 5888 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . 5888 D Ilse Janz SPD 5888 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . 5889 C Ernst Hinsken CDU/CSU 5890 A Manfred Hampel SPD (Erklärung nach § 31 GO) 5891 A Manfred Kolbe CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5891 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Erklärung nach § 31 GO) 5892 B Namentliche Abstimmung 5892 D Ergebnis 5918 B Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 13/2611, 13/2626) 5893 A Dr. Konstanze Wegner SPD 5893 B Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 5896 A Uta Titze-Stecher SPD 5896 D, 5897 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5899 B Ina Albowitz F.D.P. . . . . 5901 D, 5905 C, 5906 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5904 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5904 D Peter Dreßen SPD 5905 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5906 B Dr. Heidi Knake-Werner PDS 5906 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 5908 B Ottmar Schreiner SPD 5910 B Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 5911 C Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 5913 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 5914 B Ottmar Schreiner SPD . . . . . . . 5915 C Dr. Barbara Höll PDS 5916 B Gerd Andres SPD 5917 C Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 13/2616, 13/2626) 5920 D Eckart Kuhlwein SPD . . . . . . . . 5921 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 5923 C Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5924 D, 5931 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5927 C Birgit Homburger F D P. 5929 C Marion Caspers-Merk SPD . . . 5930 D, 5933 B Rainder Steenblock BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5932 A Eva Bulling-Schröter PDS 5933 D Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 5935 A Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . 5936 A Eckart Kuhlwein SPD 5936 C Wolfgang Behrendt SPD 5937 A Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . 5939 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 5939 D Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 5941 D Otto Schily SPD 5942 D Wolfgang Behrendt SPD 5943 D, 5946 A Arnulf Kriedner CDU/CSU . . . . . 5944 B Kurt-Dieter Grill CDU/CSU 5945 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 5946C Marion Caspers-Merk SPD 5946 D Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 13/2607, 13/2626) 5947 C in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 13/2618 [neu], 13/2626) 5947 C Gunter Weißgerber SPD 5947 C Manfred Kolbe CDU/CSU . . . . . . 5949 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5951 D Manfred Kolbe CDU/CSU 5953 B Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5953 D Horst Eylmann CDU/CSU 5954 B Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . . 5955 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 5957 B Dr. Susanne Tiemann CDU/CSU . . . 5958 D Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5960 A, 5974 A, C Heinrich Graf von Einsiedel PDS . . . 5960 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS . . . 5961 A, 5970 D Otto Schily SPD . . . . 5961 C, 5973 A, B Hermann Bachmaier SPD 5962 A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . 5962 D, 5969 B Frederick Schulze CDU/CSU 5965 A, D Heinz Lanfermann F.D.P. . . . 5966 D, 5967 A Horst Eylmann CDU/CSU 5968 D Norbert Geis CDU/CSU 5969D Dr. Gregor Gysi PDS 5971 B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 5972 A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . . 5972 D Jürgen Koppelin F.D.P. 5973 D Einzelplan 25 Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 13/2621, 13/2626) 5975 C Dr. Rolf Niese SPD 5975 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 5976D, 5991 A Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/ CSU .. . 5977 A Volkmar Schultz (Köln) SPD 5977 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 5980 D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5983 C, 5985 D Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . . . 5985 B Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 5986 A Klaus-Jürgen Warnick PDS 5987 C Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5988 D, 5993 A Hans Georg Wagner SPD 5989 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5990 B Otto Reschke SPD 5992 B Einzelplan 13 Bundesministerium für Post und Telekommunikation (Drucksachen 13/2613, 13/2626) 5993 D Gerhard Rübenkönig SPD 5994 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 5995 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5996 B Dr. Max Stadler F D P. 5997 C Gerhard Jüttemann PDS 5998 D Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU . . 5999 D Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6000 C, 6002 C Hans Martin Bury SPD 6002 A Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 6004 C Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr (Drucksachen 13/2612, 13/2626) 6006 C Hans Georg Wagner SPD 6006 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 6010 C Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6013 D Horst Friedrich F.D.P. 6016 A Dr. Winfried Wolf PDS 6018 B Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 6020 A Annette Faße SPD 6022 B Dr. Hermann Kues CDU/CSU 6024 C Nächste Sitzung 6027 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6029 *A 68. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) (A) Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 09. 11.95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Dr. Dobberthien, SPD 09. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 09. 11.95 * Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 09. 11.95 Marten, Günter CDU/CSU 09. 11.95 * Meißner, Herbert SPD 09. 11.95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 09. 11.95 Nickels, Christa BÜNDNIS 09. 11.95 90/DIE GRÜNEN (B) Anlage zum Stenographischen Bericht (C) Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Odendahl, Doris SPD 09. 11.95 Poß, Joachim SPD 09. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 09. 11. 95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 09. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Schwanitz, Rolf SPD 09. 11.95 Steindor, Marina BÜNDNIS 09. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 09. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 09. 11.95 Vosen, Josef SPD 09. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (D)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dietrich Austermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es wäre in der Tat ein Treppenwitz, wenn wir von denen, die Industrieschrott hinterlassen haben, Vorschläge für den zweiten Arbeitsmarkt, den sie ja über 40 Jahre praktiziert haben, übernehmen würden, um diese dann in die Tat umzusetzen,

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Vorschläge von den Leuten, liebe Kolleginnen und Kollegen, die zu der Zeit, als die DDR die Menschen unterdrückt hat, im Westen in der DKP am Tropf von Honecker gehangen haben. Es kann ja wohl nicht Ihr Ernst gewesen sein, daß wir solche Vorschläge annehmen.
    Ich möchte mich mit dem auseinandersetzen, was Diskussionslage auf der SPD-Seite ist, nämlich mit den Fragen, wie es um den Arbeitsmarkt im kommenden Jahr voraussichtlich bestellt ist und welche Maßnahmen wir dazu ergreifen. Ich kann es mir dabei nicht verkneifen, zu wiederholen, daß sich in der entscheidenden Diskussion im Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages, als die Debatte mit dem Bundesarbeitsminister stattfinden sollte und auch stattgefunden hat, die SPD mit den Grünen und der PDS abgemeldet hat. Die Opposition war geschlossen abwesend, als die Fragen des Arbeitsmarktes diskutiert worden sind.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie sind auch sehr oft abwesend!)

    Deswegen ist es richtig, zu unterstreichen, daß die positiven Entscheidungen, die in dieser Sitzung getroffen wurden, von Ihnen nicht mitgetragen worden sind. Dazu gehört, daß wir die Arbeitslosenunterstützung erhöht haben. Dazu gehört, daß wir durch die Erhöhung des Bundeszuschusses für die Bundesanstalt für Arbeit ermöglicht haben, die aktive Arbeitsmarktpolitik auszubauen. Dazu gehört, daß wir die Zuschüsse des Bundes für die Rentenversicherung erhöht haben. Ich glaube, diese drei wesentlichen Ansätze machen deutlich: Das, was im Haushaltsausschuß ohne die SPD beschlossen worden ist, geschah in voller Verantwortung für die sich zur Zeit abzeichnende Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, es paßt gut, daß man, wenn hier und dort von Untätigkeit gesprochen wird, hört, was die eigenen Genossen zu dieser Frage sagen. Da nachher sicher der Kollege Schreiner sprechen wird, möchte ich ihm jetzt ein Zitat des ehemaligen Kollegen Niggemeier aus der „Welt am Sonntag" vom 15. Oktober entgegenhalten, den man jetzt natürlich nicht mehr kennen möchte. Aber ich sage Ihnen: Auch Friedhelm Farthmann - er ist jetzt wieder Kollege - vertritt die gleiche Auffassung. In der Überschrift heißt es: „Die SPD-Führung ignoriert die Sorgen der Arbeiter." Es heißt weiter:
    Was ... in ... „Arbeiterquartieren" im Klartext gesprochen wird, das wird in SPD-Führungskreisen ignoriert . . .
    Er gibt eine ganze Reihe von Beispielen, mit denen das belegt und unterstrichen wird. Ich brauche das hier im einzelnen nicht aufzuführen. Das Zitat spricht meines Erachtens für sich selbst.
    Wir haben in den Beratungen des Haushaltsausschusses den Haushalt des Bundesarbeitsministers gegenüber dem Regierungsentwurf um 5,5 Milliarden DM erhöht. Das heißt, wir stellen mehr Geld für eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Verfügung, wobei aus unserer Sicht bei jeder Gelegenheit unterstrichen werden muß, daß das Thema Arbeitsmarkt in erster Linie eine Aufgabe nicht des Arbeitsministers, sondern der Tarifparteien ist, daß wir hier bloß korrigieren, ergänzen und zusätzlich helfen können. Subsidiarität ist in dieser Frage angebracht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn der Haushalt in manchen Bereichen tatsächlich nicht so stark gewachsen ist, hängt das damit zusammen, daß Altersübergangsgeld und Vorruhestandsgeld in den neuen Bundesländern auslaufen und daß keine neuen Fälle mehr hinzukommen.
    Meine Damen und Herren, es ist richtig, daß in der Bundesanstalt für Arbeit beim Selbstverbrauch gespart wird. Das Konzept „Arbeitsamt 2000" muß natürlich Folgen haben, auch für die Zahl der Mitarbeiter. Wenn wir so wirtschaften, wie wir das erwarten, gehe ich davon aus, daß dort bis zum Jahr 1998 von den 54 500 Plätzen im Westen etwa 5 200 ein-

    Dietrich Austermann
    gespart werden können und auch eingespart werden müssen.
    Wir lassen uns auch in der Frage einer aktiven Arbeitsmarktpolitik und der Sorge der Menschen um Arbeitsplätze von niemandem übertreffen. Das, was hier vorgesehen ist, zeigt ein hohes Maß an Verantwortung für die Menschen, die Arbeit haben möchten, aber auch für die Menschen, die Arbeit haben.
    Berufliche Fortbildung im nächsten Jahr: 17,9 Milliarden DM; Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen: 9,6 Milliarden DM. Entscheidend ist, glaube ich, die Tatsache, daß auch die Zahl der Beschäftigten in die Betrachtung einbezogen wird. Ich werde nicht bestreiten - es wäre auch falsch, es zu bestreiten -, daß infolge der Rezession von 1993 die Zahl der Beschäftigten zurückgegangen ist. Aber Tatsache ist auch, daß zur Zeit im Westen, in den alten Bundesländern, die Zahl der Beschäftigten um 2,2 Millionen über der des Jahres 1983 liegt. Das bedeutet 2,2 Millionen mehr Menschen in Arbeit, die Arbeitslosenversicherung zahlen, die Steuern zahlen, als 1983. Im Osten, in den neuen Bundesländern, sind es zum heutigen Zeitpunkt 250 000 Menschen mehr als vor drei Jahren.
    Sie können dann einzeln hingehen und immer wieder den Eindruck erwecken, es wende sich alles zum Schlechten. Ich glaube, wir haben den Wendepunkt, auch was die Beschäftigung angeht, in positiver Hinsicht durch diese zusätzlichen Maßnahmen erreicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)


    (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Antje Vollmer) Ich will sie stichwortartig umschreiben.

    Erstens. Neues Langzeitarbeitslosenprogramm 1996: 750 Millionen DM. Das ist doppelt soviel wie in diesem Jahr. Dadurch werden 180 000 Einstellungen von Langzeitarbeitslosen möglich.
    Zweitens. Förderung der Aufnahme der selbständigen Tätigkeit durch Arbeitslose mit Überbrückungsgeld. Dafür werden 700 Millionen DM bereitgestellt.
    Drittens. Neue Wege zur Erprobung neuer Maßnahmen in der Arbeitsmarktpolitik. Hier sollen die einzelnen Arbeitsämter, auch kleinere Arbeitsämter, ihre Kreativität beweisen können. Dafür stellen wir 30 Millionen DM bereit.
    Ich möchte hier anregen, Herr Minister, daß im Zusammenhang mit der Diskussion um die Wirksamkeit von Arbeitsmarktprogrammen einmal überlegt wird, ob es nicht doch richtig sein kann, auch bei befristeten Arbeitsverhältnissen - so sie denn mindestens ein halbes Jahr existieren - Zuschüsse aus Arbeitsmarktprogrammen vorzusehen. Könnte nicht in der Diskussion, die Sie mit dem Wirtschaftsminister und mit anderen bis zum Januar oder Februar 1996 führen, doch überlegt werden, ob man nicht Arbeitslosengeld, vielleicht auch Arbeitslosenhilfe, als Lohnzuschuß zuwenden kann?
    Ich habe das Thema der Befristung deshalb angesprochen, weil wir wissen, daß inzwischen aus der Arbeitslosigkeit heraus etwa 40 bis 45 Prozent in neue Arbeitsverhältnisse übernommen werden, die befristet sind. Dann ist es, glaube ich, richtig, wenn wir stärker unterstützend tätig werden.
    Viertens. Ein weiterer Weg ist das seit einiger Zeit eingeschlagene START-Programm. Hier haben inzwischen eine ganze Reihe von Mitbürgern auf dem Weg der Arbeitnehmerüberlassung zusätzlich Arbeit gefunden. Interessanterweise erfolgt dies seit einiger Zeit auch mit Zustimmung des DGB, wenn auch nicht mit Zustimmung der SPD.
    Fünftens. Produktive Arbeitsförderung: Hier stehen im kommenden Jahr 3 Milliarden DM bereit. Ob und wieweit Dritte, insbesondere die Bundesländer, ihre Verantwortung wahrnehmen, steht noch offen. Wir müssen an die Bundesländer den Appell richten: Nehmen auch Sie Ihre Verantwortung in diesem Bereich wahr!

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Es reicht nicht aus, daß die Länder das Geld der Bundesanstalt für Arbeit über angeblich eigene Programme ausgeben, es gewissermaßen rot anstreichen und dann sagen: Schaut einmal, was wir Tolles zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit leisten. Dabei wird dann das Geld aus dem Landeshaushalt geschont.
    Ich will auch kurz auf die zwei gesetzgeberischen Maßnahmen hinweisen: Schlechtwettergeld und Neuerung bei der Arbeitslosenhilfe. Jeder, dem es am Herzen liegt, daß wir Änderungen und zusätzliche Motivation erreichen, kann sich doch nicht ernsthaft gegen die vorgesehenen gesetzlichen Maßnahmen wenden, zumal nach unserer Entscheidung dafür Sorge getragen ist, daß die Kommunen und die Länder dabei finanziell nicht schlechter fahren. Wir wollen, daß die Menschen, die Arbeit haben wollen, aber außen vor sind, stärker, soweit es erforderlich ist, motiviert werden. Keineswegs planen wir, die Arbeitslosenhilfe künftig Jahr für Jahr um 5 Prozent zu senken, wie das immer wieder behauptet wird.
    Die SPD hat in ihrem Resolutionsantrag, der erst morgen vorgelegt werden soll und zur zweiten Lesung nicht zur Debatte steht - das ist auch richtig, denn es steht kein einziger konkreter Ausgabenbetrag oder Ansatz darin -, versucht, einen Spagat zu machen.
    Wenn man den Antrag genau liest, dann stellt man fest, daß dort wieder Wünsche nach neuen Anspruchsgrundlagen geäußert werden, daß neue Programme gefordert werden, daß die Menschen in einzelnen Bereichen noch mehr Zuschüsse erhalten. Im Antrag für den SPD-Bundesparteitag liest sich das etwas anders. Da heißt es nämlich: Wir wollen dafür sorgen, daß nicht mehr alles finanziert wird, was finanzierbar war. - Wie paßt das zu den ständigen Behauptungen vom Sozialabbau, die hier immer wiederholt werden? Man muß einfach feststellen, Sie sagen in Ihrem Antrag zum Parteitag, den keiner liest:

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Sie lesen es doch!)

    „Es ist nicht mehr alles finanzierbar, die Ansprüche
    an den Staat müssen zurückgenommen werden." Im

    Dietrich Austermann
    Entschließungsantrag hier heißt es dann: Die Anspruchsgrundlagen müssen ausgeweitet werden.
    Dieser Spagat zerreißt Ihre Partei und erklärt, weshalb in letzter Zeit die Mitglieder in größerem Maße die SPD fluchtartig verlassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wir geben im kommenden Jahr 46 Milliarden DM für aktive Arbeitsmarktpolitik aus. Für 1,5 Millionen Bürger werden in stabilem Finanzrahmen viele Wege für neue Arbeitsplätze geschaffen. Das heißt, es gibt neue Hoffnung auf Beendigung von Arbeitslosigkeit. Das spricht gegen den Vorwurf der Untätigkeit. Deswegen wird es niemanden wundern, daß wir dem Entwurf des Haushalts des Arbeitsministers in der durch den Haushaltsausschuß geänderten Form zustimmmen. Ich sage Ihnen das auch deshalb, weil damit bestätigt wird, was eine jüngste Umfrage zeigt: Bundesarbeitsminister Blüm gehört zu den Ministern mit der höchsten Zustimmung in der Bevölkerung. Die Arbeit, die wir miteinander leisten, hat dazu sicher entscheidend beigetragen.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat der Abgeordnete Ottmar Schreiner.

(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Erschreck uns nicht!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ottmar Schreiner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Kollege Fuchtel, nachdem Sie sich gleich zu Beginn bemerkbar machen: Ich finde es nicht sehr lohnend, auf Ihren Beitrag einzugehen; dies auch schon deshalb, weil in der SPD-Fraktion gemunkelt wird, Sie seien Vizepräsident des nordschwarzwälderischen Kamelzüchtervereins. Ihre verdienstvolle Tätigkeit scheint allmählich auf Sie selbst zurückzuwirken. Das merkt man zumindest an Ihren Beiträgen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD) Aber ich will das nicht weiter ausführen.


    (Julius Louven [CDU/CSU]: Er ist Präsident! Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Ehrenpräsident!)

    Sie haben das provoziert, lieber Kollege Fuchtel. Ab und zu ist es wichtig, daß man das Wasser halten kann, sonst wird die Hose naß. Sie sollten sich das hinter die Ohren schreiben, Herr Kollege Fuchtel.
    Meine Damen und Herren, hier wird oft erzählt, der Sozialstaat sei nicht mehr finanzierbar. Sie wissen sehr genau, daß wir keine Probleme der Finanzierung des Sozialstaats haben, sondern daß wir zwei Kernprobleme haben, an deren Lösung Sie sich hier ständig vorbeizumogeln versuchen. Das eine Kernproblem sind die extrem hohe Arbeitslosigkeit, die höchste in der Nachkriegsgeschichte, und die damit verbundenen gesamtfiskalischen Kosten.
    Das zweite Problem sind die hohen Sozialkosten, die mit der Art und Weise, wie Sie den Prozeß der deutschen Einheit gestaltet haben, sehr eng verbunden sind, und deren Finanzierung. Das sind die zentralen Probleme. Das ganze Gerede, der Sozialstaat sei nicht finanzierbar, geht völlig an den wirklichen Problemen vorbei.

    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Barbara Höll [PDS] Ina Albowitz [F.D.P.]: Was sagen Sie zum Parteitagsantrag?)

    - Ich werde Ihnen eine ganze Menge sagen, mehr, als Ihnen gut tut.
    In der „Süddeutschen Zeitung" von gestern war zu lesen, daß die Arbeitslosigkeit in Deutschland Ende Oktober/Anfang November 1995 höher ist als im Vorjahr. Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit führt das ausweislich der „Süddeutschen Zeitung" von gestern unter anderem darauf zurück, daß sich die Kürzungen bei der Arbeitsmarktpolitik, Herr Blüm - auch Sie, Herr Austermann, haben es eben angesprochen -, besonders negativ auswirkten. Der Leiter des Forschungsinstituts der Bundesanstalt befürchtet in demselben Artikel, daß Anfang 1996 die Arbeitslosenzahl wieder an die 4 Millionen heranreichen könnte.
    Ich sehe dort den ruhmreichen Bundeswirtschaftsminister sitzen; er macht sich verdienstvolle Notizen. Herr Bundeswirtschaftsminister, Sie haben im Jahreswirtschaftsbericht Anfang dieses Jahres prognostiziert, daß 1995 die Arbeitslosigkeit in Deutschland um 370 000 Menschen geringer sein werde als 1994. Eine derart schwere Fehlkalkulation habe ich seit Jahren nicht mehr erlebt.

    (Beifall bei der SPD)

    Es ist denkbar, daß die Zielgrößen im Jahreswirtschaftsbericht nicht ganz exakt sind. Aber sich um 370 000 zu verschätzen ist schon ein Dokument der völligen politischen Unfähigkeit und der Schönfärberei, das Sie sich auf diesem Feld geleistet haben.

    (Beifall bei der SPD und dein BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Ich will zu drei Aspekten etwas sagen. Der erste Aspekt: „Bündnis für Arbeit". Einige Redner und Rednerinnen haben auf diesen Gesichtspunkt hingewiesen. Die Bundesregierung hat bis zur Stunde nicht erklärt, was sie genau will. Der Vorsitzende der IG Metall hat der Bundesregierung sowie den Unternehmern und ihren Verbänden ein Abkommen auf Gegenseitigkeit vorgeschlagen. Der Vorsitzende der IG Metall ist damit über einen riesengroßen Schatten gesprungen, wenn man die Beschlußlage der IG Metall sieht.

    (Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Der springt besser als ihr!)

    Der Vorsitzende der IG Metall erwartet - das ist das Gegenseitigkeitsprinzip: geben und nehmen - von der Bundesregierung, daß sie für ein „Bündnis für Arbeit" bereit ist, die vorgesehenen Streichungsmaßnahmen im Bereich der Arbeitslosenhilfe zurückzunehmen.

    Ottmar Schreiner
    Nun möchte ich gern wissen, wie die Bundesregierung, die immer wieder gefordert hat, daß die Tarifparteien aus ihren Schützengräben herauskommen, die immer wieder gesagt hat, der Kampf gegen Arbeitslosigkeit geht alle an - die Regierung, die Tarifparteien, die Gewerkschaften usw. -, zu dem Vorschlag der IG Metall steht. Ich möchte das hier wissen.

    (Beifall bei der SPD)

    Bundeswirtschaftsminister Rexrodt hat heute morgen in der Debatte den Vorschlag der IG Metall noch einmal ausdrücklich begrüßt. Derselbe Bundeswirtschaftsminister Rexrodt hat ausweislich der „Frankfurter Rundschau" vom 6. November dieses Jahres gesagt, er halte von Abkommen im großen überhaupt nichts: „Da geht die Marktwirtschaft kaputt." Ich habe den Eindruck, .Herr Bundeswirtschaftsminister, daß Sie eher bereit sind hinzunehmen, daß die Arbeitslosen kaputtgehen, als daß Sie sich ein solches „Bündnis für Arbeit" vorstellen können.

    (Beifall bei der SPD)

    Nun will ich wissen, was die Haltung der Bundesregierung ist. Kanzleramtsminister Bohl hat vor wenigen Tagen erklärt: Die Bundesregierung lehnt den auf sie bezogenen Teil des Vorschlags von Zwickel ab.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Das ist typisch!)

    Von Blüm habe ich bisher überhaupt nichts gehört. Der scheint sich in der Deckung verschanzt zu haben.

    (Zuruf des Bundesministers Dr. Norbert Blüm)

    - Sie waren auf dem Kongreß; aber Sie haben zu dieser Frage nicht einen einzigen Piepser gesagt! Ich habe die Rede nachgelesen. Ich weiß, wovon ich rede.

    (Bundesminister Dr. Norbert Blüm: Ich habe sie gehalten!)

    - Dann gebe ich Ihnen, lieber Kollege Blüm, jetzt die Möglichkeit, im Rahmen einer Zwischenfrage die Haltung der Bundesregierung zu erklären.

    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Er hat kein Manuskript, und jetzt bettelt er um Zwischenfragen!)