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ID1306716300

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    Plenarprotokoll 13/67 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 67. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 8. November 1995 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 5727 A Absetzung des Punktes III j von der Tagesordnung 5727 B Nachträgliche Ausschußüberweisung . 5727 B Begrüßung des Außenministers von Costa Rica, Herrn Dr. Fernando Naranjo, und einer Delegation 5796 D Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/2593) 5727 C Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 13/2604, 13/2626) . . . 5727 C in Verbindung mit Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 13/2605, 13/2626) 5727 D in Verbindung mit Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 13/2614, 13/2626) . . . 5727 D Günter Verheugen SPD 5728A, 5751 B Rudolf Seiters CDU/CSU 5732 D Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5736 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 5737 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5739 B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 5741 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . 5743 D Eckart Kuhlwein SPD 5744 B, 5751 C Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . . 5746 D, 5751B, 5751 D Eckart Kuhlwein SPD 5747 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5749 D Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5752B, 5757 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . . 5756 D Dr. Helmut Haussmann F.D.P 5758 B Gerhard Zwerenz PDS 5759 D Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 5761 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5769 D Rudolf Scharping SPD 5770 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 5778B Günter Verheugen SPD 5779 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5781 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5784 A Ina Albowitz F.D.P. 5785 A Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5785 C Dr. Gregor Gysi PDS 5786 D Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 5790B Ernst Kastning SPD 5792A, 5799 B Paul Breuer CDU/CSU 5792 D Jürgen Koppelin F.D.P 5793 C Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU 5796 D Jürgen Augustinowitz CDU/CSU . . . 5798D Stephan Hilsberg SPD 5799 C Eckart Kuhlwein (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5800C Dr. Peter Struck (Erklärung nach § 31 GO) 5801 A Namentliche Abstimmungen . . 5800B, 5801 C Ergebnisse 5802A, 5807 A Tagesordnungspunkt III: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung eines Umweltbundesamtes (Drucksache 13/2687) . . . 5804 B b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Autobahnzusammenschluß sowie über den Bau und den Umbau einer Grenzbrücke im Raum Forst und Erlenholz (Olszyna) (Drucksache 13/2688) 5804 B c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Erhaltung der Grenzbrücken im Zuge der deutschen Bundesfernstraßen und der polnischen Landesstraßen an der deutsch-polnischen Grenze (Drucksache 13/2689) 5804 C d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Zusammenschluß der deutschen Bundesstraße B 97 und der polnischen Landesstraße 274 sowie über den Bau einer Grenzbrücke im Raum Guben und Gubinek (Drucksache 13/2690) . . . . . . . . . . . 5804 C e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des AGB-Gesetzes (Drucksache 13/2713) . . . 5804 D f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlagerung des Sitzes des Bundesverwaltungsgerichts von Berlin nach Leipzig (Drucksache 13/2714) 5804 D g) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Fleischhygienegesetzes (Drucksache 13/2904) 5804 D h) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung zur Veräußerung der von den britischen Streitkräften freigegebenen bundeseigenen Wohnsiedlung in Werl (Drucksache 13/2650) 5805 A i) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaft in Leipzig, Essener Straße 1-3, an den Freistaat Sachsen (Drucksache 13/2678) . . . . . . . . 5805 A Zusatztagesordnungspunkt i: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes des Verwaltungsrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes und des Beruflichen Rehabilitierungsgesetzes (Drucksache 13/2838) 5805A b) Antrag der Gruppe der PDS: Grundrechte für die in der Europäischen Union lebenden Menschen (Drucksache 13/2457) 5805B Tagesordnungspunkt IV: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeswasserstraßengesetzes (Drucksachen 13/192, 13/1583) 5805C b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kaffee-Übereinkommen von 1994 (Drucksachen 13/1667, 13/2648) 5805 C e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Filmförderungsgesetz (Drucksachen 13/1666, 13/1899 Nr. 2, 13/2647) . . . 5806 C f) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die Erfahrungen mit der befristeten umsatzsteuer- lichen Übergangsregelung und den Auswirkungen auf den innergemeinschaftlichen Warenverkehr sowie über den Stand der Bemühungen, zu einer endgültigen Umsatzsteuer-Regelung im europäischen Binnenmarkt zu kommen zu dem Bericht der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament: Funktionieren der MwSt-Übergangsregelung für den innergemeinschaftlichen Handelsverkehr (Drucksachen 12/8221, 13/725 Nr. 62, 13/1097, 13/ 1096 Nr. 2.1, 13/2673) 5806C g) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 11 - Erstattung des Sozialzuschlags für Rentenempfänger in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (Drucksachen 13/2096, 13/2275 Nr. 1.6, 13/2762) . . 5806 C h) bis i) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 73 und 74 zu Petitionen (Drucksachen 13/2765, 13/2766) 5806D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 13/2620, 13/2626) . . . 5809B Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . 5809 C Michael von Schmude CDU/CSU . 5812A, 5817B Dr. R. Werner Schuster SPD 5814 B Wolfgang Schmitt (Langenfeld) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5814 D Armin Laschet CDU/CSU 5816 C Roland Kohn F.D.P. 5817D Dr. Willibald Jacob PDS 5819C Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . 5820B Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 5820D Dr. R. Werner Schuster SPD 5822 C Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 13/2606, 13/2626) 5823D in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung (Drucksachen 13/2624, 13/ 2626) 5823 D Uta Titze-Stecher SPD 5824 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5826 D Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 5828 B Uta Titze-Stecher SPD 5831 A, 5831 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F D.P. . 5832A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5832 B Dr. Burkhard Hirsch F D P. 5834 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5836 C Dieter Wiefelspütz SPD 5836 D Ulla Jelpke PDS 5837 C Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 5839A Günter Graf (Friesoythe) SPD 5839 D Erwin Marschewski CDU/CSU 5842 B Manfred Kanther, Bundesminister BMI 5843 B Peter Dreßen SPD 5845 A Günter Graf (Friesoythe) SPD . . . 5845 D Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 13/2617, 13/2626) 5846 C Siegrun Klemmer SPD 5846 D Peter Jacoby CDU/CSU 5850 D Margot von Renesse SPD 5852 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5853 A Heinz Lanfermann F.D.P. . . . . 5854B, 5857 B Heidemarie Lüth PDS 5855 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5856 D Maria Eichhorn CDU/CSU 5858 A Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 5859A Nächste Sitzung 5861 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 5862* A 67. Sitzung Bonn, Mittwoch den 8. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 08. 11. 95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 08. 11. 95 * Dr. Dobberthien, SPD 08. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 08. 11. 95 * Hafner, Gerald BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Dr. Hauchler, Ingomar SPD 08. 11. 95 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 08. 11. 95 Meißner, Herbert SPD 08. 11. 95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 08. 11.95 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nickels, Christa BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Odendahl, Doris SPD 08. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 08. 11.95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Steindor, Marina BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 08. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 08. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Carl-Dieter Spranger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Investitionen in die Zukunft, die Förderung strukturellen Wandels, die Bekämpfung der Risiken für Wohlstand und soziale Sicherheit, dies sind die zentralen Themen des Haushalts 1996. Dabei gewinnt die Sicherung unserer Zukunft immer mehr eine internationale Dimension. Die Globalisierung der Güter-, Finanz- und Arbeitsmärkte ebenso wie die Globalisierung der Risiken durch grenzüberschreitende ökologische Probleme sowie soziale und ethnische Konflikte lassen

    Bundesminister Carl-Dieter Spranger

    (A) uns immer weniger die Chance, Zukunftssicherung allein aus einer rein innenpolitischen Betrachtungsweise heraus zu betreiben.


    (Dr. Uschi Eid [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist richtig, Herr Minister!)

    Die deutsche Entwicklungspolitik der 90er Jahre ist wichtiger Bestandteil einer so verstandenen globalen Strategie. Entwicklungspolitik dient dem Frieden, indem sie zum Abbau wirtschaftlicher und sozialer Spannungen beiträgt. Sie hilft, die natürlichen Lebensgrundlagen für künftige Generationen zu erhalten, und sie unterstützt die Menschen in ihrem Bemühen, ihr Leben aus eigener Kraft zu gestalten. Damit wirkt die Entwicklungspolitik der Bundesregierung auch in unserem wohlverstandenen eigenen Interesse.
    Die Rolle der modernen Entwicklungspolitik haben wir in diesem Jahr bereits mehrfach diskutiert. Im Grundsatz besteht darüber, soweit ich sehe, kein Dissens. Lieber Kollege Dr. Schnell, ich begrüße den Aufruf zur Fortsetzung der sachlichen Diskussion. Man sollte sich dann aber auch selber daran halten und die 500 Nichtregierungsorganisationen, die in der Sommerpause unsere Arbeit unterstützt und deutlich gemacht haben, welch große entwicklungspolitische Lobby sich in Deutschland entwickelt hat, nicht diskreditieren, sondern sagen: Das ist eine prima Sache!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir hoffen, daß wir in dieser Gemeinschaft der Entwicklungsarbeit weiter auf Erfolgskurs bleiben. Auch Ihre Kritik, Herr Schmitt, ist damit zurückgewiesen.

    (Dr. Emil Schnell [SPD]: Sie haben die Unterstützung mißbraucht!)

    Eine Politik, mit der wir unserer internationalen Verantwortung nachkommen und zur Sicherung der Zukunft nachfolgender Generationen beitragen wollen, verdient eine gute finanzielle Ausstattung.
    Mit dem Haushalt 1996 setzt die Bundesregierung für die entwicklungspolitische Zusammenarbeit neue Akzente. Ich sehe darin einen ersten Erfolg der Bemühungen, für ein besseres Verständnis von Entwicklungspolitik zu werben und die Bedeutung der Auslandskooperation für die Lösung globaler Probleme zu unterstreichen.
    Was haben wir nun mit dem Haushalt 1996 erreicht? Auf der positiven Seite ist zu vermelden: Zum einen: Nach der Kürzung in den vergangenen Jahren wird der Einzelplan 23 etwas bessergestellt. Die Steigerungsrate ist angesichts der angespannten Haushaltssituation mit 0,5 Prozent äußerst maßvoll und kann nicht alle Erwartungen erfüllen. Bei einem zurückgehenden Gesamthaushalt ist sie jedoch ein deutliches politisches Signal. Die Kollegen Kohn und Laschet haben das in ihren Beiträgen auch richtig und sachlich begründet.

    (Dr. Uschi Eid [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind aber sehr genügsam, Herr Minister!)

    Herr Schmitt hat gesagt, daß die Preisbereinigung sozusagen zur Stagnation führe. Wenn Sie eine Preisbereinigung durchführen, dann müssen Sie natürlich auch die Inflationsraten in den Entwicklungsländern berücksichtigen. Da diese Inflationsraten wesentlich höher sind als unsere Inflationsrate, ist das sogar ein erheblicher Gewinn, den die Entwicklungsländer durch unsere DM-Leistungen erfahren. Insofern steigen unsere Leistungen zusätzlich.

    (Karl Diller [SPD]: So kann man sich auch glücklich machen!)

    Zum anderen: Die positive Zukunftsperspektive, das heißt die Trendwende zugunsten künftiger Steigerungen der bilateralen Zusammenarbeit, kommt vor allem in der Erhöhung der Verpflichtungsermächtigung um 4,3 Prozent zum Ausdruck. Ich kann mich noch an manche Debatte erinnern, in der gerade aus der Oppositionsecke behauptet wurde, es sei das entscheidende Manko, daß die Verpflichtungsermächtigungen stagnieren. Jetzt haben wir ein Wachstum von 4,3 Prozent. Das ist ein durchaus bedeutsamer Fortschritt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Nicht erreicht wird - das muß man offen eingestehen - eine Trendwende bei der Entwicklung der ODA/BSP-Quote. Bei einer Steigerungsrate des Einzelplans um 0,5 Prozent und einer geschätzten Wachstumsrate des BSP von 4 bis 5 Prozent wird sie weiter sinken. Auch der Anteil der gesamten öffentlichen Hilfe unter Einschluß der Hilfen für die weiter fortgeschrittenen Entwicklungsländer und die Transformationsländer wird nach einem starken Anstieg zu Beginn der 90er Jahre zurückgehen. In diesem Bereich würde ich mir natürlich eine deutliche Trendwende wünschen.
    Bedauerlich ist auch - das ist schon gesagt worden -, daß die Einsparungen von 87,5 Millionen DM im multilateralen Bereich, die wechselkursbedingt sind und nicht etwa zur Kürzung von Programmen führen, erneut nicht für dringende Aufgaben im bilateralen Bereich verwendet werden konnten. Dennoch, vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage ist die Feststellung, Deutschland werde seiner gestiegenen internationalen Verantwortung gerecht, vertretbar.
    Wir haben im Haushalt Weiteres erreicht. In einigen wichtigen Bereichen wurde der Handlungsspielraum der Bundesregierung und des BMZ erweitert. Zu nennen sind:
    Erstens. Das Verzichtsvolumen für die Umwandlung von Schulden ärmerer Entwicklungsländer gegen Umweltschutz wurde von 110 auf 200 Millionen DM erhöht und auf Projekte der Armutsbekämpfung erweitert. Damit erwerben wir Flexibilität bei der Schuldenstrategie. Maßnahmen bei der Schuldenentlastung können jetzt noch besser in die entwicklungspolitische Gesamtkonzeption einbezogen werden.

    Bundesminister Carl-Dieter Spranger
    Zweitens. Mit dem neuen Titel „Nahrungsmittel-, Not- und Flüchtlingshilfe" wird es leichter, die verschiedenen, auch über die Nahrungsmittelhilfe hinausgehenden Elemente der Not- und Flüchtlingshilfe schnell und dem jeweiligen Bedarf entsprechend zu einem integrierten Hilfsprogramm zusammenzustellen. Gleichzeitig wird die Bedeutung der Zusammenarbeit des BMZ im Kontinuum zwischen humanitärer Hilfe und langfristiger Unterstützung unterstrichen. Auch das ist ein Bemühen, das jahrelang angehalten hat. Hier kommen wir Schritt für Schritt zu einer Konsolidierung.
    Drittens. Der BMZ-Haushalt wurde als zentrales Instrument des Bundeshaushalts bei der Unterstützung der MOE/NUS-Länder bestätigt. Rund 350 bis 400 Millionen DM sind für diese Region im Einzelplan 23 insgesamt vorgesehen. Die Zusammenfassung der Sonderhilfen mit den Beratungshilfen für die vom BMZ federführend betreuten Länder schafft zusätzlichen Handlungsspielraum, insbesondere im Hinblick auf Südosteuropa.
    Ich brauche nicht zu betonen, daß die heutige Intervention von Frau Hermenau in einem anderen Zusammenhang der Strategie und der Auffassung des BMZ, mich natürlich eingeschlossen, entspricht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Viertens. Im multilateralen Bereich ist hervorzuheben, daß für die elfte Wiederauffüllung der IDA eine Verpflichtungsermächtigung eingestellt wurde, die für die anstehenden Verhandlungen genügend Spielraum enthält. Der IDA - das sollte man nicht vergessen - kommt entscheidende Bedeutung für die wirtschaftlichen Reformprogramme gerade der ärmeren Länder zu. Diese Reformprogramme dienen zugleich als Grundlage unserer bilateralen Programme und der Verhandlungen im Pariser Club.
    Meine Damen und Herren, damit sind wir gerüstet, um den heute sichtbaren Anforderungen des Jahres 1996 zu begegnen. Daneben werden wir unsere Bemühungen um Effizienzsteigerung und Verfahrensvereinfachung fortsetzen, wie es auch Herr Kohn wiederholt zutreffend gefordert und angeregt hat. Es kommt in Zukunft noch mehr darauf an, daß alle drei Säulen der Zusammenarbeit - die bilaterale staatliche, die bilaterale nichtstaatliche und die multilaterale - noch enger miteinander verzahnt werden und einander ergänzen.
    In der Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen, die angesichts der in vielen Ländern eingeleiteten gesellschaftlichen Reformprozesse, aber auch wegen des von uns beherzigten Grundsatzes der Subsidiarität in den letzten Jahren immer wichtiger geworden ist, haben wir eine neue Qualität erreicht, für die wir alle miteinander dankbar sein sollten. Wir können nur sagen: Diese Art von Gemeinsamkeit wollen wir auch in den kommenden Jahren kontinuierlich ausbauen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    1997 und in den Jahren danach müssen, was die finanzielle Ausstattung angeht, weitere Schritte folgen, um die 1996 eingeleitete Trendwende zu bestätigen und zu verstärken.
    Ich möchte mich zum Schluß für alle Unterstützung und Hilfe vor allem beim Finanzminister, beim Haushaltsausschuß insgesamt, bei den Kollegen im AwZ, insbesondere aber bei der Dame und den Herren Berichterstattern - Herrn von Schmude, Herrn Koppelin, Herrn Dr. Schnell und Frau Hermenau -, die uns in vielen Stunden Arbeit sehr geholfen haben, bedanken. Vielen Dank für Ihre Arbeit und Unterstützung. Ich freue mich auf eine weitere Zusammenarbeit mit den Ausschüssen und dem Parlament.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Es spricht jetzt der Abgeordnete Werner Schuster.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. R. Werner Schuster


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Bundesminister Spranger, es gibt ein gutes deutsches Sprichwort: Not macht erfinderisch. Das scheint jedoch für das BMZ nicht zu gelten. Dieser Haushalt ist business as usual. Nichts von dem, was Herr Kohn an Innovation gefordert hat, ist enthalten. Oder, Herr Minister, könnte es sein, daß die Not noch immer nicht groß genug ist?
    Bevor Sie im Jahre 1990 Ihr Amt antraten, betrug die ODA-Quote 0,41 Prozent. Ende 1996 wird die ODA-Quote bei 0,3 Prozent liegen. Wenn man das hochrechnet, Herr Minister, haben wir in zehn Jahren eine ODA-Quote in Höhe von 0 Prozent.
    Meine Damen und Herren, auf die Vorgeschichte hat Herr Kollege Schnell schon hingewiesen. Ich will nur eines wiederholen: Sie haben die NGOs gebeten, für Entwicklungszusammenarbeit zu werben. Es ist kein Geheimnis, daß der heute zu verabschiedende Haushalt ein großes Desaster ist, und viele NGOs sind maßlos enttäuscht.
    Was lernen wir daraus, meine Damen und Herren? - Drei Dinge: Erstens. Herr Minister, Sie sägen offensichtlich systematisch Ihren eigenen Ast ab. Die Leute, die für unser Anliegen, den Nord-Süd-Ausgleich, in die Bütt gehen, die NGO-Vertreter, bekommen nicht mehr als vorher. Die entwicklungspolitische Bildung spielt ebenfalls kaum noch eine Rolle. 1993 waren es noch 5,6 Millionen DM, jetzt sind es nur 4,3 Millionen DM. Wir wollten nur kleine Beträge. Aber, meine Damen und Herren, ich frage Sie: Wer soll eigentlich diesen so staatstragenden Haushältern Dampf machen, wenn nicht die Mitglieder der NGOs die Öffentlichkeit in Deutschland entsprechend mobilisieren, wenn nicht ein entsprechender Bewußtseinswandel organisiert wird?

    (Beifall bei der SPD)

    Wer soll deutlich machen, meine Damen und Herren, daß der Nord-Süd-Ausgleich nicht eine Frage des Südens ist, sondern eine Frage unseres eigenen Überlebens?

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Dr. R. Werner Schuster
    Ich frage Sie, Herr Minister: Wollen Sie diesen strategischen Aspekt der Verbündeten nicht wahrhaben, oder müssen Sie ihn verdrängen? Ich bitte Sie an dieser Stelle, sich bei den NGOs zu entschuldigen, damit es nicht noch mehr Scherben gibt.

    (Beifall bei der SPD)

    Zweitens. Zu den falschen Prioritäten, Herr Kohn: Wenn Ihnen, Herr Minister Spranger, Herr Kohl - im Gegensatz zu den Vereinbarungen von Rio - schon nicht mehr Geld zur Verfügung stellt, dann muß doch die Frage erlaubt sein, ob man das vorhandene Geld nicht wirksamer, nachhaltiger ausgibt, ob man nicht andere Prioritäten setzen muß. Ich will nicht mißverstanden werden. Prioritäten setzen heißt nicht: entscheiden zwischen guten und schlechten Projekten, sondern innerhalb von wichtigen Projekten noch einmal eine neue Rangordnung schaffen.
    Ich darf Sie daran erinnern: Dieser Bundestag hat vor 13 Jahren, 1982, einstimmig beschlossen, daß die Hauptzielgruppe der deutschen Entwicklungszusammenarbeit die ärmsten Bevölkerungsschichten sein sollten. Die Mobilisierung und die aktive Beteiligung der betroffenen Bevölkerung am Entwicklungsprozeß sollten bestimmende Kriterien für Programme und Projekte sein. Und besonderer Wert ist auf die Förderung von Frauen zu legen. Wenn Sie das, meine Damen und Herren, mit dem vergleichen, was wir neulich in der Anhörung zur Armutsbekämpfung gehört haben, haben Ihnen hoffentlich die Ohren geklungen. Und Sie, meine Damen und Herren vom
    BMZ, muß man fragen: Was machen Sie eigentlich mit solchen Beschlüssen des Bundestages? Legen Sie die auf Ihre Kopfkissen - und das war's dann, die Karawane zieht weiter?
    Ich meine, Herr Minister Spranger, wir müssen endlich lernen, daß Herr Nyerere in einem Punkt recht hatte: Menschen können nicht entwickelt werden, sie können sich nur selbst entwickeln. Das ist aber sehr personalintensiv, Herr Kohn.
    Drittens. Wenn Sie schon nicht genug Geld von Herrn Kohl für ausreichendes Personal bekommen: Warum machen Sie dann weiterhin die „Projektitis"? Sie haben ein Riesenreservoir an Organisationen. Sie könnten eine Menge Arbeit delegieren und bekämen endlich die manpower frei, um so wichtige Fragen wie die Beeinflussung der Politik der Weltbank, des IWF oder auch von Brüssel zu klären.
    Meine Damen und Herren, Herr Spranger, nach meinem Verständnis haben Sie zwei Handlungsalternativen: Entweder machen Sie weiter so. Dann wird Ihr Name leider untrennbar mit einer zunehmenden Bedeutungslosigkeit des BMZ verbunden sein. Oder aber, Herr Spranger, Sie machen tatsächlich aus der Not eine Tugend, suchen sich systematisch Verbündete, unterstützen diese, setzen andere Prioritäten und organisieren einen Reformprozeß in Ihrem Haus.
    Wir, meine Damen und Herren, die wir nach wie vor der Vision von dem gemeinsamen solidarischen Leben in der einen Welt nachhängen, würden uns freuen, wenn Sie sich für die zweite Alternative entscheiden. Das wünschen wir uns von Ihnen.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)