Rede:
ID1306713300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/67 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 67. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 8. November 1995 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 5727 A Absetzung des Punktes III j von der Tagesordnung 5727 B Nachträgliche Ausschußüberweisung . 5727 B Begrüßung des Außenministers von Costa Rica, Herrn Dr. Fernando Naranjo, und einer Delegation 5796 D Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/2593) 5727 C Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 13/2604, 13/2626) . . . 5727 C in Verbindung mit Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 13/2605, 13/2626) 5727 D in Verbindung mit Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 13/2614, 13/2626) . . . 5727 D Günter Verheugen SPD 5728A, 5751 B Rudolf Seiters CDU/CSU 5732 D Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5736 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 5737 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5739 B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 5741 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . 5743 D Eckart Kuhlwein SPD 5744 B, 5751 C Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . . 5746 D, 5751B, 5751 D Eckart Kuhlwein SPD 5747 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5749 D Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5752B, 5757 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . . 5756 D Dr. Helmut Haussmann F.D.P 5758 B Gerhard Zwerenz PDS 5759 D Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 5761 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5769 D Rudolf Scharping SPD 5770 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 5778B Günter Verheugen SPD 5779 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5781 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5784 A Ina Albowitz F.D.P. 5785 A Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5785 C Dr. Gregor Gysi PDS 5786 D Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 5790B Ernst Kastning SPD 5792A, 5799 B Paul Breuer CDU/CSU 5792 D Jürgen Koppelin F.D.P 5793 C Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU 5796 D Jürgen Augustinowitz CDU/CSU . . . 5798D Stephan Hilsberg SPD 5799 C Eckart Kuhlwein (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5800C Dr. Peter Struck (Erklärung nach § 31 GO) 5801 A Namentliche Abstimmungen . . 5800B, 5801 C Ergebnisse 5802A, 5807 A Tagesordnungspunkt III: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung eines Umweltbundesamtes (Drucksache 13/2687) . . . 5804 B b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Autobahnzusammenschluß sowie über den Bau und den Umbau einer Grenzbrücke im Raum Forst und Erlenholz (Olszyna) (Drucksache 13/2688) 5804 B c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Erhaltung der Grenzbrücken im Zuge der deutschen Bundesfernstraßen und der polnischen Landesstraßen an der deutsch-polnischen Grenze (Drucksache 13/2689) 5804 C d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Zusammenschluß der deutschen Bundesstraße B 97 und der polnischen Landesstraße 274 sowie über den Bau einer Grenzbrücke im Raum Guben und Gubinek (Drucksache 13/2690) . . . . . . . . . . . 5804 C e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des AGB-Gesetzes (Drucksache 13/2713) . . . 5804 D f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlagerung des Sitzes des Bundesverwaltungsgerichts von Berlin nach Leipzig (Drucksache 13/2714) 5804 D g) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Fleischhygienegesetzes (Drucksache 13/2904) 5804 D h) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung zur Veräußerung der von den britischen Streitkräften freigegebenen bundeseigenen Wohnsiedlung in Werl (Drucksache 13/2650) 5805 A i) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaft in Leipzig, Essener Straße 1-3, an den Freistaat Sachsen (Drucksache 13/2678) . . . . . . . . 5805 A Zusatztagesordnungspunkt i: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes des Verwaltungsrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes und des Beruflichen Rehabilitierungsgesetzes (Drucksache 13/2838) 5805A b) Antrag der Gruppe der PDS: Grundrechte für die in der Europäischen Union lebenden Menschen (Drucksache 13/2457) 5805B Tagesordnungspunkt IV: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeswasserstraßengesetzes (Drucksachen 13/192, 13/1583) 5805C b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kaffee-Übereinkommen von 1994 (Drucksachen 13/1667, 13/2648) 5805 C e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Filmförderungsgesetz (Drucksachen 13/1666, 13/1899 Nr. 2, 13/2647) . . . 5806 C f) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die Erfahrungen mit der befristeten umsatzsteuer- lichen Übergangsregelung und den Auswirkungen auf den innergemeinschaftlichen Warenverkehr sowie über den Stand der Bemühungen, zu einer endgültigen Umsatzsteuer-Regelung im europäischen Binnenmarkt zu kommen zu dem Bericht der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament: Funktionieren der MwSt-Übergangsregelung für den innergemeinschaftlichen Handelsverkehr (Drucksachen 12/8221, 13/725 Nr. 62, 13/1097, 13/ 1096 Nr. 2.1, 13/2673) 5806C g) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 11 - Erstattung des Sozialzuschlags für Rentenempfänger in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (Drucksachen 13/2096, 13/2275 Nr. 1.6, 13/2762) . . 5806 C h) bis i) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 73 und 74 zu Petitionen (Drucksachen 13/2765, 13/2766) 5806D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 13/2620, 13/2626) . . . 5809B Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . 5809 C Michael von Schmude CDU/CSU . 5812A, 5817B Dr. R. Werner Schuster SPD 5814 B Wolfgang Schmitt (Langenfeld) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5814 D Armin Laschet CDU/CSU 5816 C Roland Kohn F.D.P. 5817D Dr. Willibald Jacob PDS 5819C Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . 5820B Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 5820D Dr. R. Werner Schuster SPD 5822 C Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 13/2606, 13/2626) 5823D in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung (Drucksachen 13/2624, 13/ 2626) 5823 D Uta Titze-Stecher SPD 5824 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5826 D Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 5828 B Uta Titze-Stecher SPD 5831 A, 5831 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F D.P. . 5832A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5832 B Dr. Burkhard Hirsch F D P. 5834 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5836 C Dieter Wiefelspütz SPD 5836 D Ulla Jelpke PDS 5837 C Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 5839A Günter Graf (Friesoythe) SPD 5839 D Erwin Marschewski CDU/CSU 5842 B Manfred Kanther, Bundesminister BMI 5843 B Peter Dreßen SPD 5845 A Günter Graf (Friesoythe) SPD . . . 5845 D Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 13/2617, 13/2626) 5846 C Siegrun Klemmer SPD 5846 D Peter Jacoby CDU/CSU 5850 D Margot von Renesse SPD 5852 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5853 A Heinz Lanfermann F.D.P. . . . . 5854B, 5857 B Heidemarie Lüth PDS 5855 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5856 D Maria Eichhorn CDU/CSU 5858 A Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 5859A Nächste Sitzung 5861 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 5862* A 67. Sitzung Bonn, Mittwoch den 8. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 08. 11. 95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 08. 11. 95 * Dr. Dobberthien, SPD 08. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 08. 11. 95 * Hafner, Gerald BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Dr. Hauchler, Ingomar SPD 08. 11. 95 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 08. 11. 95 Meißner, Herbert SPD 08. 11. 95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 08. 11.95 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nickels, Christa BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Odendahl, Doris SPD 08. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 08. 11.95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Steindor, Marina BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 08. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 08. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Emil Schnell


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich begrüße all die, die an Entwicklungspolitik interessiert sind, und ich hoffe, daß sich die populistischen Entgleisungen seitens der Koalition vom Vormittag nicht über die weiteren Beratungen ziehen. Ich denke, wir sind eher zur Sachlichkeit aufgerufen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wir hatten zum Einzelplan 23 ein konstruktives Berichterstattergespräch und hatten auch eine vernünftige und gute erste Runde im Haushaltsausschuß. Wir haben in der Tat über jeden Titel, über jede Mark, über jede Umschichtung ernsthaft gestritten, bis uns leider der Finanzminister für die Bereinigungssitzung das sogenannte Waigel-Wischpapier auf den Tisch gelegt hat, -

    (Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Ich bitte um mehr Sachlichkeit!)

    - Ja, Herr Minister, das ist leider so -, wo Sie Milliardenbeträge als Hausnummern an Veränderungen zum Haushalt 1996 begründen wollten. Wer die Haushaltsberatungen auch nur halbwegs ernst nimmt, kann sich damit nicht abfrühstücken lassen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ein Stück Haushälterehre sollten wir uns bewahren. Herr Minister, Sie waren früher auch einmal Haushälter und haben seinerzeit konkret gearbeitet. Ich denke, daß Sie sich so etwas nicht hätten bieten lassen. Ich bin schon verwundert darüber, daß gerade Sie uns ein derartiges Papier auf den Tisch legen. Deshalb war es unumgänglich, daß wir die Bereinigungssitzung verlassen mußten.
    Wir erinnern uns noch sehr gut an das Geschrei zur sogenannten Trendwende des Entwicklungsetats. Die Pressestimmen zeigen, daß es durchaus ein PR-Erfolg der Regierung war, leider mit massiver Unterstützung von Nichtregierungsorganisationen. 500 Nichtregierungsorganisationen haben sich bereit erklärt, Aufrufe zu verfassen und den Minister zu unterstützen. Ich kann nur hoffen, daß die Vertreter der Nichtregierungsorganisationen aus diesem Vertrauensmißbrauch lernen und die richtigen Schlußfolgerungen ziehen.

    Dr. Emil Schnell
    Einige Zeitungsüberschriften dazu lauteten: Mehr Geld für die Dritte Welt; Spranger unterstützt Appell an Kanzler Kohl; auch die Kirchen beteiligen sich an einer Aktion für Minister Spranger; Spranger sieht positive Wende in der Entwicklungshilfe; Steigerung um 1,7 Prozent als Erfolg gewertet; Entwicklungshilfe blieb verschont; Kanzler will Entwicklungshilfe verstärken; und schließlich: Unionsabgeordnete verlangen Erhöhung des Etats auf 9 Milliarden DM und so weiter. Wo sind denn jetzt die lieben Unionsabgeordneten? Alle abgetaucht und umgefallen.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie sollten sich für die massive Täuschung der Öffentlichkeit entschuldigen, Herr Minister.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wenn Ihr Etat Spiegelbild der gestiegenen Verantwortung Deutschlands gegenüber der Dritten Welt sein soll, wissen wir, wohin die Reise geht.
    Schauen wir einmal, wie sich der Plafond von Minister Spranger entwickelt hat. Der Finanzplan vom Sommer 1992, der sogenannte Rio-Finanzplan, hatte noch 9,13 Milliarden DM für den Einzelplan 23 vorgesehen. Dies sind plus 12,6 Prozent gegenüber dem 95er Plafond. Der Finanzplan 1994 betrug 8,34 Milliarden DM, der Regierungsentwurf von diesem Jahr 8,24 Milliarden DM. Das sind nur noch plus 1,7 Prozent. Die Bereinigungsvorlage der Koalition betrug 8,14 Milliarden DM, plus 0,5 Prozent, lag also weit unter der Inflationsrate.
    Was wir daraus lernen, meine lieben Kollegen, ist, daß die Finanzplanung der Regierung schlicht unbrauchbar und nichtssagend ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Das politische Ziel der Trendwende wurde damit glatt verfehlt. Das nennen Sie dann Punktlandung. In dem Fall sind es 0,5 Prozent.
    In Anbetracht der schwierigen Haushaltslage, sozusagen als Ergebnis der ständigen Punktlandungen des Finanzministers, haben wir Sozialdemokraten mit viel Augenmaß Anträge in den Schwerpunktbereichen Armutsbekämpfung, Umwelt, Bekämpfung des Bevölkerungswachstums, Schuldenumwandlung, Unterstützung der Frauen in der Dritten Welt und bilaterale technische Zusammenarbeit gestellt, die leider zum Teil mit großer Ignoranz von der Koalition abgelehnt wurden.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Haben Sie auch das Geld dazu? - Gegenruf der Abg. Brigitte Adler [SPD]: Ja! - Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Wo denn? - Gegenruf der Abg. Brigitte Adler [SPD]: Durch Umschichtungen aus dem Landwirtschaftsetat!)

    Wir hatten seriöse Deckungsvorschläge - in diesem Fall aus dem Einzelplan 14. Wir haben im großen und ganzen eher bescheidene Anträge gestellt, um überhaupt ein Wachstum zu ermöglichen und das Ziel von 0,7 Prozent wenigstens in kleinen Schritten anzusteuern, im Gegensatz zu dem, was Sie hier getan haben.
    Ich möchte die wenigen positiven Veränderungen im Einzelplan 23 nicht verschweigen, zumal sie unseren Intentionen und Anträgen gedankt sind.
    Folgende Punkte, die wir schon im Berichterstattergespräch gefordert haben, die dort abgelehnt wurden, die wir in der ersten Beratung des Haushaltsausschusses wieder gefordert haben, dort wieder abgelehnt wurden und jetzt doch im Haushalt stehen, zeigen, daß Vernunft offensichtlich doch ansteckend sein kann. Es sind: Erhöhung der bilateralen FZ-
    Schuldendienstregelung von 110 auf 200 Millionen DM für Umweltmaßnahmen und Armutsbekämpfung, Umschichtung von leider nur 4 Millionen DM aus dem Einzelplan 60 für die GUS/MOEL-Beratungshilfe zum Stiftungstitel im Einzelplan 23, 100 Millionen DM Expo-2000-Unterstützung für ärmere Partnerländer und, was wir als Genugtuung empfinden, die Tatsache, daß unser Vorschlag für einen neuen Titel „Entwicklungspolitische Soforthilfe" - sie nennen das Nahrungsmittel-, Not- und Flüchtlingshilfe - von der Regierung entsprechend aufgenommen wurde. Zwar liegt der Mittelansatz noch unter unseren Vorstellungen, aber wir werden sehen, wie die Mittel 1996 abfließen werden, und sollten dann 1997 im Haushalt eine angemessene Größenordnung einstellen.
    Die unbefriedigende Gestaltung der GUS/MOEL-
    Beratungshilfe wurde von mir schon beim 95er Haushalt angesprochen, allerdings ohne wirklichen Erfolg. Die Federführung für die Koordinierung der Beratungshilfe für 11 Länder liegt beim BMWi und dem Auswärtigen Amt; dafür sitzt der Staatssekretär a. D. Kittel im Wirtschaftsministerium.
    15 Ressorts sind fachlich zuständig; 7 Ressorts verfügen über eigene Haushaltsansätze. Bei der Umsetzung der Projekte bedienen sich die Fachressorts allerdings der in der Entwicklungszusammenarbeit erfahrenen und insofern dem BMZ zugeordneten Durchführungsorganisationen. Die aufgeteilten Mittel fließen so teilweise wieder zusammen.
    Einige Ressorts haben sich leider extra Strukturen geschaffen, die vergleichbare Aufgaben wahrnehmen wie bereits existierende Organisationen. Auch von daher ist die Konzentration der Aufgaben im BMZ naheliegend. Kollegin Hermenau hat das in ihrer Kurzintervention richtig angedeutet, aber es kommt noch schlimmer.
    Die Umsetzung der Beratungshilfe von knapp 300 Millionen DM beansprucht in den Ressorts rund 60 Planstellen. Das BMZ benötigt für die Umsetzung von 200 Millionen DM für vergleichbare Aufgaben zirka 12 Mitarbeiter. Das heißt: Gut 50 Planstellen könnten eingespart werden bei deutlicher Steigerung der Effizienz des Mitteleinsatzes; denn die Nachteile der jetzigen unmöglichen Konstruktion liegen auf der Hand.
    Meine Damen und Herren, hier könnten Sie einmal demonstrieren, was Sie von verschlanktem Staat und schlanker Verwaltung tatsächlich halten.

    (Beifall bei der SPD)


    Dr. Emil Schnell
    Ich fürchte, das, was der Bundeskanzler heute dazu gesagt hat, sind hohle Phrasen gewesen. Und ich befürchte ebenfalls, daß die eigentlichen Bremser bei dieser Konzentration der Aufgaben im BMZ eher die F.D.P. sein dürfte, die damit eine sinnvolle Mittelverwendung boykottiert. Das Fazit kann nur sein: Konzentration der Beratungshilfe Ost beim BMZ.
    Auch in den Vorjahren wurde der Einzelplan 23 durch Wechselkursanpassungen empfindlich gekürzt. Dazu hat der Haushaltsausschuß am 21. September 1995 die Bundesregierung aufgefordert, im Falle einer Wechselkursanpassung für entsprechenden Ausgleich zu sorgen. Die im multilateralen Bereich eingesparten Mittel sollten dem bilateralen Bereich zur Verfügung gestellt werden. Die Koalition hat bisher keine Anstrengungen unternommen, ihre mitgetragene Forderung umzusetzen.
    Dramatisch sieht die Situation für die Zuwendungsempfänger des BMZ aus, also für die Deutsche Stiftung für Internationale Entwicklung, die CarlDuisberg-Gesellschaft, für das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik und für den Deutschen Entwicklungsdienst. Für diese Einrichtungen bedeutet der Regierungsentwurf eine Stellenkürzung bis Ende 1996 um 30 Stellen. Würde das an den richtigen Stellen in Ministerien passieren, würde es sicherlich keinen Widerstand unsererseits geben. Aber insbesondere eine Reihe Ende 1995 wirksam werdender kw- Vermerke führt jedoch zu einer Existenzkrise der in den neuen Bundesländern aufgebauten neuen Standorte, in Magdeburg, Zschortau, Berlin-Mitte und Brandenburg.
    Aus der Entscheidung des Rechnungsprüfungsausschusses, das Ärzteprogramm der DSE weiterzuführen, müßten jetzt die personalwirtschaftlichen Konsequenzen gezogen werden. Jedoch Fehlanzeige bei der Koalition.
    Wir fordern eine angemessene Stellenausstattung für die Zuwendungsempfänger in den neuen Ländern. Sonst sind diese Außenstellen in zwei Jahren am Ende.

    (Beifall bei der SPD)

    Am Beispiel Nicaragua, wo wir unzählige Zuschriften mit bilateralen Entschuldungsforderungen erhalten haben, kann man das Problem der Schulden von ärmsten Ländern gut darstellen. Dabei spielen die Forderungen aus der Ex-DDR in Höhe von 590 Millionen Dollar, die wir übernommen haben, eine gewichtige Rolle.
    Nicaragua hat mit zirka 2 500 Prozent - Stand 1993 - die mit Abstand höchste Schuldenexportquote. Die Verschuldungsindikatoren sind dramatisch und stellen eine besondere Härte dar, der man multilateral wie bilateral Rechnung tragen muß.
    Deshalb ist es sinnvoll, zusätzliche bilaterale Sonderentschuldungsmaßnahmen, wie sie übrigens auch andere Länder anwenden, nach Einzelfallprüfungen zu ermöglichen. Im Falle Nicaraguas sollten diese zur Anwendung kommen. Die Bedenken der Kollegen der Koalition kann ich nicht teilen.
    Wir müssen also auch in diesem Bereich flexibel sein. Das heißt auch, daß in besonders krassen Fällen Regierung und Parlament in der Lage sein müssen zu handeln.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wir begrüßen das dritte Umschuldungsabkommen mit Nicaragua vom 3. November 1995 - das ist also erst wenige Tage her -, wonach rund 80 Prozent der Altschulden erlassen wurden. Weitere 152 Millionen Dollar sollen für 23 Jahre gestundet werden. 67 Prozent der DDR-Handelsforderungen wurden erlassen. Hier müßte es eine bilaterale Sonderentschuldung auf Null geben, wie es übrigens auch viele Nichtregierungsorganisationen fordern.

    (Beifall bei der SPD)

    Deutschland wird mit rund 3 Milliarden ECU zweitgrößter Beitragszahler für den 8. Europäischen Entwicklungsfonds sein. Wir bezahlen 160 Millionen ECU mehr, als wir uns vorgestellt haben. Wir akzeptieren das aber als Kompromiß im Hinblick auf die Verbesserungen der Grundsätze für die Mittelvergabe, die neuen Rahmenbedingungen und die Kontrolle der Wirksamkeit der Maßnahmen.
    Wir haben allerdings als Haushaltsausschuß eine Kontrollmöglichkeit eingebaut. Wir möchten informiert werden, bevor die Mittel verwendet werden. Wir möchten auch sicherstellen, daß die Bedenken des Europäischen Rechnungshofs ausgeräumt werden.
    Fast 40 Milliarden DM deutsche Zusagen, über die ganze Welt verstreut, befinden sich in der, wie wir es nennen: VE-Pipeline. Das sind zum Teil 20 Jahre alte völkerrechtlich verbindliche Zusagen an Staaten, die kumuliert diesen gewaltigen Betrag ausmachen.
    Wir wollen diese Entwicklung in Zukunft nicht mehr so hinnehmen. Deshalb haben wir beschlossen, daß in den völkerrechtlichen Zusagen zu vereinbaren ist, daß die Verpflichtungen entfallen, soweit innerhalb von acht Jahren nach der Zusage der Mittel eine Durchführungsvereinbarung nicht abgeschlossen wurde.
    Der sogenannten Scheckbuchdiplomatie, wo Kohl oder Kinkel dem Spranger zurufen: „Herr Spranger, schreiben Sie das mal auf", und schon sind 100 Millionen DM Verpflichtungen entstanden, soll so Einhalt geboten werden.

    (Beifall bei der SPD Zuruf von der CDU/ CSU: Gibt es dafür ein Beispiel?)

    - Dafür gibt es mehrere Beispiele. Ich nenne bloß Vietnam; das war, glaube ich, ein eher unrühmliches Beispiel.
    Zu den Anträgen anderer Fraktionen wurde hier schon klargestellt: Wir selber stellen zur zweiten Lesung keine Detailanträge, weil es bei diesem Haushaltsverfahren und bei der Haltung der Koalition unwahrscheinlich ist, mit Einzelanträgen zum Erfolg zu kommen. Wir denken nicht, daß wir den Haushalt damit in Ordnung bringen können.

    Dr. Emil Schnell
    Wir haben deshalb im Entschließungsantrag für die dritte Lesung unsere politischen Forderungen noch einmal in konzentrierter Form dargelegt. Wir werden uns entsprechend bei den Abstimmungen über die Anträge in der zweiten Lesung enthalten.
    Abschließend möchte ich sagen: Wir werden dem Einzelplan 23 nicht zustimmen können, zumal der Durchbruch zum wirklichen Zukunftsministerium, wie wir es eigentlich erwarten, von der Struktur, der Mittelbündelung und der Plafondentwicklung her gesehen nicht zu erkennen ist. Ich glaube, daß das 0,7-Prozent-Ziel für die Regierung offensichtlich erledigt ist.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Kollege von Schmude, CDU/CSU-Fraktion.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael von Schmude


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Kollege Dr. Schnell hat zu Recht von einer guten ersten Runde in der Haushaltsausschußberatung gesprochen. Ich kann Ihnen versichern: Die zweite Runde war noch viel besser. Um so mehr bedauere ich, daß die SPD an dieser zweiten Runde nicht teilgenommen hat. Ich bedauere das auch aus einem anderen Grund: Der Kollege Dr. Schnell ist ein von mir sehr geschätzter Kollege, der sich sehr um Sachinformationen bemüht. An seiner Rede eben habe ich festgestellt, daß ihm die Sachinformationen, die in der Bereinigungssitzung vermittelt wurden, offensichtlich entgangen sind.
    Die Eckwerte des Einzelplans 23 können sich sehen lassen. Sie signalisieren nach außen wie nach innen, daß wir gewillt sind, auch in Zukunft einen angemessenen deutschen Beitrag zu leisten. Ihnen, Herr Minister Spranger, gebührt dafür besonderer Dank. Sie haben eine Erfolgsbilanz vorgelegt, die sich sehen lassen kann. Wir haben zur Zeit einen Höchststand an Projekten, nämlich 2 868.
    Vor dem Hintergrund knapper Finanzmittel - der Bundeshaushalt geht bekanntlich um 1,4 Prozent zurück - kann man erst recht von einer Trendwende in der deutschen Entwicklungshilfe sprechen. Der Regierungsentwurf ist unter dem Strich gesehen sogar qualitativ verbessert worden.

    (Dr. Uschi Eid [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie doch nicht schön, wo nichts schönzureden ist!)

    - Wenn Sie eine Zwischenfrage stellen wollen: gerne.
    Ich sprach von einer qualitativen Verbesserung: Wir haben 165 Millionen DM mehr an Verpflichtungsermächtigungen, und wir haben auch mehr Flexibilität in den Einzelplan hineingebracht.
    Der Rückgang der ursprünglichen Steigerungsrate - hier beklagt - von 1,7 Prozent auf jetzt 0,5 Prozent ist nahezu ausschließlich auf die Aufwertung der D-Mark gegenüber Dollar und ECU zurückzuführen. Unsere Beiträge an internationale Organisationen überweisen wir nun einmal in Fremdwährungen und nicht in D-Mark: Die Stabilitätspolitik unserer Regierung hilft uns, hier Geld zu sparen, ohne es anderen wegzunehmen. Die starke D-Mark verbessert nicht nur im Inland die Kaufkraft. Was für den deutschen Urlauber im Ausland bezüglich der D-Mark gilt, gilt auch für unsere Fördermittel bei den Drittländern.
    Über Effizienz und Effektivität unserer Entwicklungshilfe müssen wir weiterhin nachdenken.

    (Zuruf von der SPD: Das ist wohl wahr!)

    Wir haben uns auf den Grundsatz verständigt, nur Leistungen zu transferieren, die von den Empfängerländern nicht erbracht werden können. Insofern ist es zu begrüßen, daß das Ministerium jetzt ein Konzept vorgelegt hat, wie lokale Personalressourcen besser von uns genutzt werden können. Ich begrüße dies. Denn oft haben qualifizierte akademisch ausgebildete Arbeitskräfte keine Chance auf einen Arbeitsplatz.
    Wir müssen aber dringend eine Korrektur bei der Bezahlung einheimischer Kräfte vornehmen. Es kann nicht hingenommen werden, daß zum Beispiel - wie wir festgestellt haben - in Nepal ein in deutschen Diensten stehender einheimischer Mitarbeiter rund 5 000 DM und ein einheimischer Kraftwerksleiter umgerechnet nur 300 DM im Monat verdient.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: So ist das, wenn die Rest-Soziologen untergebracht werden!)

    Ein besserer Kosten-Nutzen-Effekt wird auch erreicht, wenn die berufliche Aus- und Fortbildung von Angehörigen der Entwicklungsländer stärker vor Ort erfolgt. 170 Millionen DM haben wir dafür vorgesehen.

    (Dr. R. Werner Schuster [SPD]: Das fordern wir seit fünf Jahren!)

    Bei der ersten Lesung unseres Haushalts lag der Bericht des Europäischen Rechnungshofs über den EEF nur in Teilen vor. Das ganze Ausmaß von Mißwirtschaft kann man jetzt dem kompletten Bericht entnehmen. Das hat zu folgendem Haushaltsvermerk geführt, den wir als Koalition, aber auch in Übereinstimmung mit der Opposition eingeführt haben: Vor Auszahlung von deutschen Mitteln ist dem Haushaltsausschuß ein Bericht über die Planung der Mittelverwendung und die Zahlung anderer europäischer Staaten an die Fonds sowie über die Aufarbeitung der Beanstandungen des Europäischen Rechnungshofs vorzulegen. - Der Rechnungshofbericht bestätigt im übrigen unsere Zielsetzung, die bilaterale Hilfe zu verstärken. Im vorliegenden Haushalt allerdings wird der Gesamtzuwachs von 41 Millionen für eingegangene Verpflichtungen im multilateralen Bereich benötigt.
    Die vereinzelt geäußerte Befürchtung, wir würden unserer Verantwortung im multilateralen Bereich nicht gerecht, weise ich mit Nachdruck zurück. 6,7 Milliarden DM Beiträge an internationale Organisationen sprechen ein deutliche Sprache.

    Michael von Schmude
    Der Haushaltsausschuß hat angesichts der laufenden Verhandlungen zu IDA 11 in den Haushalt 1996 sowie in die Finanzplanung bis 1999 eine deutsche Beteiligung in gleicher Höhe wie bei IDA 10 eingeplant, nämlich 3,2 Milliarden DM. Dabei liegen wir anteilig sogar über dem Betrag, den die Weltbank zur Zeit anvisiert.
    Ich sage aber auch ganz deutlich: Wir sitzen hier als Deutsche nicht irgendwo auf der Reservebank und warten nur darauf, fröhlich für andere, die kurzfristig ausfallen, einzuspringen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der Haushalt enthält im übrigen einen Vorbehaltsvermerk, der auch für andere Titel wie den EEF gilt. Wir haben gute Gründe, im Konsens mit anderen Geberländern zu verhandeln. Die Probleme können überall nur gemeinsam gelöst werden, und dies gilt im besonderen Maße auch für den Schuldenerlaß.
    Erst vor wenigen Tagen konnte mit Nicaragua ein neues Abkommen vereinbart werden, und ich möchte mich ausdrücklich beim Bundesminister der Finanzen und beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit bedanken, daß wir zu einem solchen Ergebnis gekommen sind.

    (Dr. Uschi Eid [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es hat auch lange genug gedauert!)

    - Es war auch schwierig, Frau Kollegin Eid, außerordentlich schwierig!
    Das Land gehört mit 11,3 Milliarden Dollar Verschuldung zu den höchstverschuldeten Staaten der Welt. Unsere Ursprungsforderung belief sich auf 1,6 Milliarden DM, davon nicht 559 Millionen Dollar DDR-Schulden, lieber Kollege Dr. Schnell, sondern umgerechnet 1,2 Milliarden DM DDR-Schulden.
    Es ist schon ganz interessant, daß damals diejenigen, die heute den totalen Schuldenerlaß fordern, sich hierher gestellt und uns die DDR-Hilfe für Nicaragua als Vorbild vorgehalten haben. Das waren die gleichen, die sich zum Teil in ihren Ferien als Kaffeepflücker irgendwo in Nicaragua fotografieren ließen, meine Damen und Herren. Wären wir diesen Ratschlägen gefolgt, hätten wir es heute mit einer ganz anderen Schuldendimension zu tun. Wir haben - Nicaragua III einbezogen - diesem Land jetzt rund 1 Milliarde DM Schulden erlassen, rund 1 Milliarde DM! Das darf nicht kleingeredet werden!

    (Dr. R. Werner Schuster [SPD]: Das tut auch niemand!)

    Der Rest ist überwiegend langfristig umgeschuldet worden. Von der Möglichkeit, Schulden zu erlassen, wenn der Schuldnerstaat 20 Prozent eigene Mittel für den Umweltschutz und auch für Armutsbekämpfung einsetzt, wurde in diesem Fall Gebrauch gemacht.
    Wir haben der Bundesregierung durch einen Haushaltsvermerk jetzt die Möglichkeit eingeräumt, künftig nicht für 400 Millionen, sondern bis zu 200 Millionen an Stelle von bisher 110 Millionen für Schuldenerlaß in dieser Form zu gewähren. Ich bin froh, daß Nicaragua auch von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht hat, und sage hier: Wir werden uns dieses Instrument sehr genau anschauen und hier in Zukunft auch bei kommenden Haushalten flexibel reagieren.
    Für Nicaragua hat das deutsche Entgegenkommen gleichzeitig die Tür für ein weiteres Abkommen mit der Weltbank geöffnet, durch das nämlich insgesamt 1,37 Milliarden Dollar kommerzieller Schulden mit einem Abschlag von 92 Prozent aus dem Markt genommen werden konnten.
    So erfreulich diese Schritte auch sind, es bleibt abzuwarten, wie das Land mit der jetzt stark reduzierten Schuldenlast dennoch fertig wird. Auch hier werden wir die Entwicklung aufmerksam beobachten.
    Die noch vor wenigen Jahren formulierte Absicht, die Zahl der Länder bei der finanziellen und technischen Zusammenarbeit zu reduzieren, läßt sich angesichts der Entwicklung in Osteuropa so schnell nicht verwirklichen. Zunehmend öffnet sich unsere Entwicklungshilfepolitik nach Osten. Aber an Stelle der Beratungshilfe für die MOE-Staaten treten jetzt Projekt- und strukturpolitische Maßnahmen. Insbesondere sind wir auch den Nachfolgestaaten Jugoslawiens, nämlich Mazedonien, Kroatien und BosnienHerzegowina, verpflichtet.
    Für Sonderhilfen zur Bewältigung der Kriegsfolgen, zum Beispiel Projekte in der Energie- und Wasserversorgung, in der Transportinfrastruktur oder bei den kommunalen Diensten, werden wir 1996 voraussichtlich 30 Millionen DM in bar einsetzen und darüber hinaus 90 Millionen DM an Verpflichtungsermächtigungen benötigen. Der Kollege Dr. Schnell hat zu Recht darauf hingewiesen: Aus dem neuen Titel „Nahrungsmittel-, Not- und Flüchtlingshilfe" mit einem Betrag von 116 Millionen DM werden wir Hilfe in Bosnien leisten können.
    Ich sage ganz nachdrücklich: Wir machen bei diesem Beispiel deutlich, daß Entwicklungshilfe auch immer ein Beitrag zur Friedenssicherung ist. Dies gilt im besonderen Maße für unsere Hilfe im Nahen Osten, wo wir den Friedensprozeß Israel-PalästinaJordanien mit 100 Millionen DM für gemeinsame Projekte, die dort von den betroffenen Staaten entwickelt werden, nachhaltig fördern wollen.
    Wir können nicht alle diese Hilfen alleine bewerkstelligen. Es wird gerade in bezug auf die ehemaligen jugoslawischen Staaten und auch in bezug auf den Nahen Osten darauf ankommen, daß Organisationshilfe von der EU geleistet wird, aber auch von der gesamten westlichen Welt.
    Was uns im Zusammenhang mit unseren Hilfsmaßnahmen Sorge macht, sind die stark gestiegenen Getreidepreise. Der Haushaltstitel ist nicht erhöht worden. Wir konnten das nicht, weil es zunächst keine Deckung dafür gab und es diese Deckung auch bis heute nicht gibt. Wir müssen aber sicherstellen - das können wir durch entsprechende Haushaltsvermerke auch -, daß bei einem Nichtausreichen auf die Mittel der finanziellen Zusammenarbeit zurückgegriffen wird.

    Michael von Schmude
    In diesem Zusammenhang bitte ich die Bundesregierung, doch einmal bei der EU-Kommission in Brüssel vorstellig zu werden. Auf Grund der weltweiten Getreideknappheit hat man in Brüssel die Exporterstattungshilfe für Getreide gestrichen und statt dessen eine Exportabgabe eingeführt, die den Export von Weizen verteuert.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört! Der Weltmarkt ist teurer als der deutsche!)

    Für Hilfslieferungen in die Dritte Welt sollte Brüssel von derartigen Abgaben absehen. Ich meine, daß wir das mit Nachdruck in Brüssel vertreten sollten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Zuruf von der SPD Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Hier wird gesagt, Sie hätten keine Ahnung!
    Stimmt das?)
    Für die ärmeren Entwicklungsländer haben wir übrigens im Haushalt 100 Millionen DM an Verpflichtungsermächtigungen bereitgestellt, um ihnen die Teilnahme an der Expo 2000 zu ermöglichen.
    Bei der Gesamtbewertung unserer entwicklungspolitischen Leistungen wird oft übersehen, daß wir der Dritten Welt völkerrechtlich verbindliche Zusagen in einer Größenordnung von 40 Milliarden DM gemacht haben - übrigens zeitlich unbefristet. Der Stau in der Pipeline, wie es so schön heißt, erklärt sich vor allem durch politische Instabilität und durch Bürgerkriege in den Entwicklungsländern. Dieses unlimitierte Gewähren von Hilfen bedeutet, daß wir, wenn wir dem nicht in irgendeiner Form Einhalt gebieten, ein Anwachsen bekommen, das eines Tages haushaltstechnisch nicht mehr beherrschbar ist. Um dieses deutsche Obligo in realisierbaren und im Hinblick auf zukünftige Haushalte verantwortbaren Grenzen zu halten, sind nach einem Haushaltsvermerk, den wir eingeführt haben, künftig völkerrechtliche Zusagen so abzuschließen, daß die Verpflichtungen entfallen, soweit nicht innerhalb von acht Jahren nach der Zusage der Mittel eine entsprechende Durchführungsvereinbarung abgeschlossen wird.