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ID1306702900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/67 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 67. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 8. November 1995 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 5727 A Absetzung des Punktes III j von der Tagesordnung 5727 B Nachträgliche Ausschußüberweisung . 5727 B Begrüßung des Außenministers von Costa Rica, Herrn Dr. Fernando Naranjo, und einer Delegation 5796 D Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/2593) 5727 C Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 13/2604, 13/2626) . . . 5727 C in Verbindung mit Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 13/2605, 13/2626) 5727 D in Verbindung mit Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 13/2614, 13/2626) . . . 5727 D Günter Verheugen SPD 5728A, 5751 B Rudolf Seiters CDU/CSU 5732 D Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5736 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 5737 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5739 B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 5741 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . 5743 D Eckart Kuhlwein SPD 5744 B, 5751 C Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . . 5746 D, 5751B, 5751 D Eckart Kuhlwein SPD 5747 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5749 D Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5752B, 5757 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . . 5756 D Dr. Helmut Haussmann F.D.P 5758 B Gerhard Zwerenz PDS 5759 D Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 5761 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5769 D Rudolf Scharping SPD 5770 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 5778B Günter Verheugen SPD 5779 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5781 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5784 A Ina Albowitz F.D.P. 5785 A Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5785 C Dr. Gregor Gysi PDS 5786 D Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 5790B Ernst Kastning SPD 5792A, 5799 B Paul Breuer CDU/CSU 5792 D Jürgen Koppelin F.D.P 5793 C Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU 5796 D Jürgen Augustinowitz CDU/CSU . . . 5798D Stephan Hilsberg SPD 5799 C Eckart Kuhlwein (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5800C Dr. Peter Struck (Erklärung nach § 31 GO) 5801 A Namentliche Abstimmungen . . 5800B, 5801 C Ergebnisse 5802A, 5807 A Tagesordnungspunkt III: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung eines Umweltbundesamtes (Drucksache 13/2687) . . . 5804 B b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Autobahnzusammenschluß sowie über den Bau und den Umbau einer Grenzbrücke im Raum Forst und Erlenholz (Olszyna) (Drucksache 13/2688) 5804 B c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Erhaltung der Grenzbrücken im Zuge der deutschen Bundesfernstraßen und der polnischen Landesstraßen an der deutsch-polnischen Grenze (Drucksache 13/2689) 5804 C d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Zusammenschluß der deutschen Bundesstraße B 97 und der polnischen Landesstraße 274 sowie über den Bau einer Grenzbrücke im Raum Guben und Gubinek (Drucksache 13/2690) . . . . . . . . . . . 5804 C e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des AGB-Gesetzes (Drucksache 13/2713) . . . 5804 D f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlagerung des Sitzes des Bundesverwaltungsgerichts von Berlin nach Leipzig (Drucksache 13/2714) 5804 D g) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Fleischhygienegesetzes (Drucksache 13/2904) 5804 D h) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung zur Veräußerung der von den britischen Streitkräften freigegebenen bundeseigenen Wohnsiedlung in Werl (Drucksache 13/2650) 5805 A i) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaft in Leipzig, Essener Straße 1-3, an den Freistaat Sachsen (Drucksache 13/2678) . . . . . . . . 5805 A Zusatztagesordnungspunkt i: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes des Verwaltungsrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes und des Beruflichen Rehabilitierungsgesetzes (Drucksache 13/2838) 5805A b) Antrag der Gruppe der PDS: Grundrechte für die in der Europäischen Union lebenden Menschen (Drucksache 13/2457) 5805B Tagesordnungspunkt IV: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeswasserstraßengesetzes (Drucksachen 13/192, 13/1583) 5805C b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kaffee-Übereinkommen von 1994 (Drucksachen 13/1667, 13/2648) 5805 C e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Filmförderungsgesetz (Drucksachen 13/1666, 13/1899 Nr. 2, 13/2647) . . . 5806 C f) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die Erfahrungen mit der befristeten umsatzsteuer- lichen Übergangsregelung und den Auswirkungen auf den innergemeinschaftlichen Warenverkehr sowie über den Stand der Bemühungen, zu einer endgültigen Umsatzsteuer-Regelung im europäischen Binnenmarkt zu kommen zu dem Bericht der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament: Funktionieren der MwSt-Übergangsregelung für den innergemeinschaftlichen Handelsverkehr (Drucksachen 12/8221, 13/725 Nr. 62, 13/1097, 13/ 1096 Nr. 2.1, 13/2673) 5806C g) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 11 - Erstattung des Sozialzuschlags für Rentenempfänger in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (Drucksachen 13/2096, 13/2275 Nr. 1.6, 13/2762) . . 5806 C h) bis i) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 73 und 74 zu Petitionen (Drucksachen 13/2765, 13/2766) 5806D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 13/2620, 13/2626) . . . 5809B Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . 5809 C Michael von Schmude CDU/CSU . 5812A, 5817B Dr. R. Werner Schuster SPD 5814 B Wolfgang Schmitt (Langenfeld) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5814 D Armin Laschet CDU/CSU 5816 C Roland Kohn F.D.P. 5817D Dr. Willibald Jacob PDS 5819C Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . 5820B Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 5820D Dr. R. Werner Schuster SPD 5822 C Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 13/2606, 13/2626) 5823D in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung (Drucksachen 13/2624, 13/ 2626) 5823 D Uta Titze-Stecher SPD 5824 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5826 D Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 5828 B Uta Titze-Stecher SPD 5831 A, 5831 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F D.P. . 5832A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5832 B Dr. Burkhard Hirsch F D P. 5834 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5836 C Dieter Wiefelspütz SPD 5836 D Ulla Jelpke PDS 5837 C Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 5839A Günter Graf (Friesoythe) SPD 5839 D Erwin Marschewski CDU/CSU 5842 B Manfred Kanther, Bundesminister BMI 5843 B Peter Dreßen SPD 5845 A Günter Graf (Friesoythe) SPD . . . 5845 D Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 13/2617, 13/2626) 5846 C Siegrun Klemmer SPD 5846 D Peter Jacoby CDU/CSU 5850 D Margot von Renesse SPD 5852 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5853 A Heinz Lanfermann F.D.P. . . . . 5854B, 5857 B Heidemarie Lüth PDS 5855 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5856 D Maria Eichhorn CDU/CSU 5858 A Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 5859A Nächste Sitzung 5861 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 5862* A 67. Sitzung Bonn, Mittwoch den 8. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 08. 11. 95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 08. 11. 95 * Dr. Dobberthien, SPD 08. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 08. 11. 95 * Hafner, Gerald BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Dr. Hauchler, Ingomar SPD 08. 11. 95 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 08. 11. 95 Meißner, Herbert SPD 08. 11. 95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 08. 11.95 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nickels, Christa BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Odendahl, Doris SPD 08. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 08. 11.95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Steindor, Marina BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 08. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 08. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Rede von Eckart Kuhlwein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Als ich den Kollegen Seiters vorhin gehört habe, dachte ich: Bin ich eigentlich im Niedersächsischen Landtag oder im Deutschen Bundestag?

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Kollege Seiters, Sie haben sich so liebevoll um dieses Land im Norden bemüht und generell sozialdemokratisch regierte Länder vorgeführt, indem Sie gesagt haben, Sie hätten jetzt auch Sparhaushalte eingebracht. Ich möchte Sie daran erinnern, wo denn
    die gesamtstaatliche Verantwortung für Wirtschaftspolitik, Arbeitsmarktpolitik und Finanzpolitik liegt: Sie liegt bei dieser Bundesregierung.

    (Beifall bei der SPD)

    Wie chaotisch die Haushaltsberatungen im Haushaltsausschuß gelaufen sind, kann jeder Redner eigentlich nur bei seinem Einzelplan wiederholen. Ich will das noch einmal deutlich machen: Während wir vor fünf Monaten zu dem Titel „Ausstattungshilfe" des Auswärtigen Amtes immerhin ein 53-Seiten-Papier bekommen haben, in dem über vier Jahre ganze 166 Millionen DM etatisiert und erläutert worden sind,

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Aha!)

    sollten wir in 24 Stunden über 20 Milliarden DM Umschichtung im Haushalt auf der Grundlage eines einzigen Wisches sachkundig und solide entscheiden. Dies ist ein unmögliches Verfahren. Wir bleiben dabei, daß es dieser Haushalt an Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit fehlen läßt.

    (Beifall bei der SPD - Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Unanständig, dieser Haushalt!)

    Der Haushalt des Auswärtigen Amtes, zu dem ich heute sprechen möchte, gehört mit rund 3,8 Milliarden DM zu den kleineren Etats. 40 Prozent machen die Betriebskosten des Auswärtigen Dienstes aus, etwas mehr als 30 Prozent werden für auswärtige Kulturpolitik, etwas weniger als 30 Prozent für sogenannte politische Ausgaben aufgewendet. Diese Summen markieren bescheidene Größenordnungen, mißt man sie etwa am Verteidigungshaushalt oder auch an dem längst nicht ausreichend dotierten Haushalt für wirtschaftliche Zusammenarbeit, bei dem wir ja immer noch - mit anderen gemeinsam - auf die Friedensdividende warten.
    Wenn der Haushalt des Auswärtigen Amtes gegenüber 1995 geringfügig aufgestockt wurde, hat das im wesentlichen zwei Ursachen, nämlich die Pflichtbeiträge zu den Vereinten Nationen und die erste Rate für den Zuschuß zu den der Türkei versprochenen MEKO-Fregatten. Die politischen Ausgaben im übrigen - dazu gehören eine Reihe von Instrumenten für friedliche Konfliktvermeidung und zivile Konfliktmoderation - stagnieren. Während wir Stunden um Stunden um kleinere Millionenbeträge für diese Aufgaben gefeilscht haben, werden im Verteidigungshaushalt zügig die hundertfachen Summen bewegt.
    Ich will auf diese Schlagseite des Bundeshaushalts nur aufmerksam machen. Es wäre dringend an der Zeit, die gewachsene deutsche Verantwortung in der Welt nicht mehr in erster Linie militärisch zu definieren.

    (Beifall bei der SPD Ina Albowitz [F.D.P.]: Tut ja keiner!)

    Wir werden das allerdings auch nicht zulassen, Herr Kollege Seiters. Die Frage, die wir bei allen Konflikten in der Welt beantworten müssen, ist doch nicht in erster Linie die, ob und inwieweit die Bundeswehr dort tätig wird. Die Frage ist doch zunächst, ob und inwieweit man mit zivilen Mitteln sehr viel wirksa-

    Eckart Kuhlwein
    mer dem vorbeugen kann, daß sich Konflikte blutig zuspitzen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich will nicht verschweigen, daß die Koalition den Haushalt für auswärtige Kulturpolitik gegenüber dem Regierungsansatz um 15 Millionen DM aufgestockt hat, nachdem dort in den Vorjahren kräftig abgebaut worden ist. Das ist immerhin etwas mehr als gar nichts, aber noch lange nicht der vom Außenminister angekündigte „neue Schwerpunkt". Sie haben dafür ausdrücklich unsere Zustimmung, auch wenn ich mir etwas mehr Kooperation zwischen den Berichterstattern gewünscht hätte. Ich hoffe, daß wir rechtzeitig für 1997 das Konzept entwickelt haben, die Mittel für das Goethe-Institut zu plafondieren, damit dieser wichtige Träger deutscher Kulturarbeit im Ausland endlich selbständiger planen kann.
    Meine Damen und Herren, es ist der gemeinsame Wille des Bundestages, daß sich Deutschland stärker als bisher an Minenräumaktivitäten beteiligt. In einem Sonderfonds der Ausstattungshilfe sind dafür, auf drei Jahre verteilt, 10 Millionen DM vorgesehen. Es ist nicht zuletzt dem Einsatz und dem Engagement unseres ehemaligen Kollegen Horst Jungmann zu verdanken, daß die Koalition für 1996 jetzt noch einmal 10 Millionen DM dazulegen will, damit die erfolgversprechenden Einsätze der Vereinten Nationen, zum Beispiel in Mosambik, fortgesetzt werden können.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Kollege Horst Jungmann hat dort an Ort und Stelle als Experte für die Vereinten Nationen mitgearbeitet. Das ist auch ein Beispiel dafür, daß Berichterstatter aus dem Haushaltsausschuß nach ihrer Abgeordnetenzeit nicht unbedingt Lobbyisten für die Rüstungsindustrie werden müssen, wie das ja manchmal der Fall ist.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Trotz solcher Fortschritte in Erkenntnis und Handeln auf der Seite der Koalition: Die Negativposten überwiegen. Bei der humanitären Hilfe, bei UNICEF, beim Internationalen Roten Kreuz mauern CDU/CSU und F.D.P. noch immer. Dabei ließe sich dort mit verhältnismäßig geringen Beträgen große politische Wirkung erzielen. 80 Millionen DM im Haushalt für humanitäre Hilfe für die ganze Welt - dazu gehören Flüchtlingshilfe, Sofort- und Katastrophenhilfe -, aber 65 Millionen DM als erste Rate für türkische Fregatten. Das macht deutlich, wo diese Bundesregierung ihre falschen Prioritäten setzt.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Das Internationale Rote Kreuz hat im September einen Hilferuf gestartet und an die vergessenen Konflikte erinnert - an Afghanistan, an Liberia, an Sri Lanka, an den Kaukasus. Es hat bedauert, daß sich die Geberländer vor allem dort engagieren, wo sie sich eine große Medienwirkung versprechen. Bei den Beiträgen zu UNICEF und dem Weltkinderhilfswerk liegen wir in der Rangskala weit hinten und müssen uns von unseren Nachbarn Niederlande,
    Norwegen, Schweden und Dänemark beschämen lassen.
    Sie reden immer davon, Deutschland müsse mehr Verantwortung in der Welt übernehmen. Humanitäre Hilfe, Flüchtlingshilfe, Menschenrechtsarbeit sind sehr viel wirksamer im Sinne einer globalen Friedenspolitik als die Beschaffung neuer Flugzeuge.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Oder ist es etwa falsch, daß ein einziges Exemplar des Eurofighters doppelt soviel kosten würde, wie der Haushaltsansatz für die humanitäre Hilfe umfaßt? Es muß erlaubt sein, solche Zahlen zu vergleichen, gerade wenn wir ernsthaft über neue Möglichkeiten und Notwendigkeiten deutscher Außenpolitik nachdenken.
    Im übrigen, meine Damen und Herren auf der Rechten des Hauses, halten wir den Eurofighter nach wie vor für sicherheitspolitisch überflüssig und für unbezahlbar. Und Sie werden, wenn Sie uns nicht nachweisen, daß das Flugzeug wirklich gebraucht wird, und aufzeigen, wie Sie es bezahlen, von uns keine positive Entscheidung bekommen.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Abrüstungshilfe für die Nachfolgestaaten der Sowjetunion ist von der Bundesregierung um 5 Millionen DM aufgestockt worden. Das ist ein Fortschritt. Gemessen an den Bemühungen anderer westlicher Länder ist es immer noch viel zuwenig.
    Ich möchte in dem Zusammenhang auf ein besonderes Problem eingehen: Wir warnen davor, die Lösung für die Beseitigung von waffenfähigem Plutonium in der Umwandlung zu Mischoxidbrennstäben zu suchen. In Deutschland - genauer gesagt: in Hanau - wird so etwas nie genehmigungsfähig und von der Bevölkerung niemals akzeptiert werden. Eine Pilotanlage in Rußland würde langfristig zusätzliches ziviles Plutonium mit immer noch hohem Proliferationsrisiko erzeugen. Gerade wegen dieses Risikos ist einst eine amerikanische Regierung aus der Mischoxidtechnologie ausgestiegen.
    Deutschland sollte sich deshalb am Bau eines Sicherheitslagers in Rußland beteiligen. Dann sollte gemeinsam an der Vitrifikation, das heißt an der Einschmelzung in Glas, gearbeitet werden. Der Weg, der heute mit deutscher Unterstützung verfolgt wird, ist abrüstungspolitisch und energiepolitisch eine Sackgasse.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ich habe die MEKO-Fregatten bereits erwähnt. Der Bundestag hatte zum Haushalt 1995 die Verpflichtungsermächtigungen gesperrt. Der Haushaltsausschuß hat die Mittel jetzt gegen unsere Stimmen freigegeben. Aber die Gründe für eine Sperre gelten nach wie vor: Keine Rüstungshilfe für die Türkei, solange es Spannungen im östlichen Mittelmeer gibt und die Lage der Menschenrechte noch immer nicht den Standards entspricht, die in der Nato auch als Wertegemeinschaft vereinbart worden sind.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Eckart Kuhlwein
    Die Bundesregierung, der Bundesaußenminister hat uns immer noch nicht die Frage beantwortet, warum ausgerechnet diese Werfthilfe, die es sein soll, im Haushalt des Auswärtigen Amtes veranschlagt ist. Diese Frage ist immer noch offengeblieben. Sie wird hin- und hergeschoben. Ich bin gespannt darauf, ob bei dieser Werfthilfe die Brüsseler Kommission eines Tages interveniert und sagt, daß sie eigentlich mit dem europäischen Recht nicht vereinbar sei.
    Der Vizeweltmeister beim Rüstungsexport hat keinen Grund, durch die Ausfuhr von weiteren Kriegswaffen nach dem Weltmeistertitel zu streben.

    (Beifall bei der SPD)

    Dazu kommt, daß die Türkei jetzt zugeben mußte, daß deutsche Waffen aus der Rüstungshilfe entgegen den Verabredungen auch gegen Kurden im türkischen Inland eingesetzt worden sind. Wahrscheinlich gilt dies auch für die anhaltende völkerrechtswidrige Besetzung des nördlichen Teils von Zypern. Wir würden gern vom Außenminister hören, wie er mit den Brüskierungen umgehen will, nachdem er uns früher erklärt hat, er sei sicher, die Türkei habe die Wahrheit gesagt, als sie behauptete, deutsche Waffen seien nicht gegen Kurden eingesetzt worden. Wir würden gerne hören, ob Sie da etwas zu korrigieren haben.

    (Bundesminister Dr. Klaus Kinkel: Das ist doch zurückgezogen! Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Woher haben Sie denn Ihre Kenntnisse?)

    - Ich habe einen Bericht gelesen, wonach Abgeordneten dieses Hauses, des Verteidigungsausschusses - -
    Sie werden das gleich ergänzen können.

    (Bundesminister Dr. Klaus Kinkel: Er war dabei! Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Ich bin dabeigewesen!)

    Im übrigen habe ich an anderer Stelle auch Informationen, was den Einsatz von deutschen Waffen in Zypern angeht, erhalten.
    Meine Damen und Herren, leider kennzeichnen Haushaltstitel wie die MEKO-Subventionen die Einstellung der Koalition zu den Gewichten in der Außenpolitik mehr als die folgenlosen Bemühungen um die Verbesserung der zivilen Instrumente. Bezeichnend dafür ist auch, wie die Koalition mit dem Beschluß des Deutschen Bundestages umgeht, in Guernica als Geste des Friedens ein Berufsbildungsprojekt zu fördern. Seit 1991 gibt es dazu einen Vertrag zwischen Guernica und seiner Partnerstadt Pforzheim. Gebraucht würden insgesamt 12 Millionen DM, aber die Koalition will nicht. Der Kollege Riedl bezweifelt sogar, ob die Geschichtsschreibung über Guernica 1937 neueren Erkenntnissen standhalten würde. Wer so mit der Geschichte und ihrer Aufarbeitung umgeht, setzt mühsam erworbenes Vertrauen aufs Spiel.

    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Uschi Eid [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Ich bedaure auch, daß unsere Bemühungen um einen ersten Schritt zu einer deutsch-tschechischen Stiftung für die Opfer des Nationalsozialismus am Widerstand der Koalition gescheitert sind. Das paßt in dieselbe Generallinie, leichtfertig mit der deutschen Geschichte umzugehen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Zum Schluß möchte ich die Bundesregierung darum bitten, neue Instrumente ziviler Konfliktbewältigung zu entwickeln und zu erproben, wie sie zum Beispiel von der Kirchenleitung Berlin-Brandenburg angeregt worden sind, die als Mittel einer neuen Politik friedlicher Streitbeilegung einen zivilen Friedensdienst schaffen möchte. Das Forum Ziviler Friedensdienst, das aus dieser Initiative entstanden ist, hat dazu erste Vorschläge vorgelegt, die ich den Fraktionen des Deutschen Bundestages und der Bundesregierung ans Herz legen möchte.
    Gerade jetzt, am Beginn des Friedensprozesses im ehemaligen Jugoslawien, brauchen wir viele engagierte und qualifizierte Menschen, die dabei helfen, vor Ort die verfeindeten Gruppen wieder zusammenzuführen. Es stünde unserem Land mit seiner Geschichte gut an, auch solche Wege zu suchen und zu gehen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Ganz zum Schluß danke ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes für ihre Unterstützung bei der Beratung des Haushalts.
    Ich bitte die Kollegen Berichterstatter von der Koalition um bessere Terminabstimmung und mehr Information.
    Es gibt für meine Fraktion keine ausreichenden Gründe, dem Haushalt des Auswärtigen Amtes und damit der Politik des Bundesaußenministers, auch wenn wir in manchen Fragen mit ihm übereinstimmen, zuzustimmen.
    Schönen Dank für die Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Eduard Oswald [CDU/CSU]: Für die Rede haben Sie nicht einmal einen Schluck Wasser verdient!)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Erich Riedl.

(Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Bundeskanzler Riedl!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Erich Riedl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Fischer, ich kann mir vorstellen, daß das ein ewiger Wunschtraum von Ihnen sein wird.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Nein!)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn man den Reden des Kollegen Kuhlwein und seiner SPD-Kollegen etwas aufmerk-

    Dr. Erich Riedl (München)

    sam zugehört hat, wurde einem der Grund klar, warum die SPD diese Haushaltsdebatte absetzen wollte: In keinem der Beiträge ist ein einziger vernünftiger und konstruktiver Gedanke zur deutschen Politik festzustellen gewesen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dabei weiß ich nicht, ob die Kollegen auch dagewesen wären, wenn wir den Punkt abgesetzt und in den Haushaltsausschuß zurückverwiesen hätten.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Der Kollege Kuhlwein lobt den SPD-Kollegen Jungmann dafür - den ich im übrigen genauso schätze wie Sie -, daß er sich für 10 Millionen DM mehr für Minenräumung eingesetzt hat. Justament zu dem Zeitpunkt, als wir über diese 10 Millionen DM diskutiert und sie beschlossen haben, war die SPD ausgezogen.

    (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/ CSU)

    Vor der Tür setzt man keine 10 Millionen DM durch.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P. Ina Albowitz [F.D.P.]: Da setzt man in der Regel gar nichts durch!)

    Herr Kuhlwein, auf Grund der Erfahrungen, die ich in diesem Haus schon gesammelt habe, möchte ich sagen: Man kann überall ausziehen. Nur aus zwei Gremien würde ich nicht ausziehen: aus dem Ältestenrat und aus dem Haushaltsausschuß.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.)