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    Plenarprotokoll 13/67 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 67. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 8. November 1995 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 5727 A Absetzung des Punktes III j von der Tagesordnung 5727 B Nachträgliche Ausschußüberweisung . 5727 B Begrüßung des Außenministers von Costa Rica, Herrn Dr. Fernando Naranjo, und einer Delegation 5796 D Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/2593) 5727 C Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 13/2604, 13/2626) . . . 5727 C in Verbindung mit Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 13/2605, 13/2626) 5727 D in Verbindung mit Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 13/2614, 13/2626) . . . 5727 D Günter Verheugen SPD 5728A, 5751 B Rudolf Seiters CDU/CSU 5732 D Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5736 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 5737 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5739 B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 5741 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . 5743 D Eckart Kuhlwein SPD 5744 B, 5751 C Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . . 5746 D, 5751B, 5751 D Eckart Kuhlwein SPD 5747 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5749 D Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5752B, 5757 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . . 5756 D Dr. Helmut Haussmann F.D.P 5758 B Gerhard Zwerenz PDS 5759 D Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 5761 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5769 D Rudolf Scharping SPD 5770 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 5778B Günter Verheugen SPD 5779 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5781 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5784 A Ina Albowitz F.D.P. 5785 A Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5785 C Dr. Gregor Gysi PDS 5786 D Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 5790B Ernst Kastning SPD 5792A, 5799 B Paul Breuer CDU/CSU 5792 D Jürgen Koppelin F.D.P 5793 C Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU 5796 D Jürgen Augustinowitz CDU/CSU . . . 5798D Stephan Hilsberg SPD 5799 C Eckart Kuhlwein (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5800C Dr. Peter Struck (Erklärung nach § 31 GO) 5801 A Namentliche Abstimmungen . . 5800B, 5801 C Ergebnisse 5802A, 5807 A Tagesordnungspunkt III: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung eines Umweltbundesamtes (Drucksache 13/2687) . . . 5804 B b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Autobahnzusammenschluß sowie über den Bau und den Umbau einer Grenzbrücke im Raum Forst und Erlenholz (Olszyna) (Drucksache 13/2688) 5804 B c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Erhaltung der Grenzbrücken im Zuge der deutschen Bundesfernstraßen und der polnischen Landesstraßen an der deutsch-polnischen Grenze (Drucksache 13/2689) 5804 C d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Zusammenschluß der deutschen Bundesstraße B 97 und der polnischen Landesstraße 274 sowie über den Bau einer Grenzbrücke im Raum Guben und Gubinek (Drucksache 13/2690) . . . . . . . . . . . 5804 C e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des AGB-Gesetzes (Drucksache 13/2713) . . . 5804 D f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlagerung des Sitzes des Bundesverwaltungsgerichts von Berlin nach Leipzig (Drucksache 13/2714) 5804 D g) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Fleischhygienegesetzes (Drucksache 13/2904) 5804 D h) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung zur Veräußerung der von den britischen Streitkräften freigegebenen bundeseigenen Wohnsiedlung in Werl (Drucksache 13/2650) 5805 A i) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaft in Leipzig, Essener Straße 1-3, an den Freistaat Sachsen (Drucksache 13/2678) . . . . . . . . 5805 A Zusatztagesordnungspunkt i: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes des Verwaltungsrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes und des Beruflichen Rehabilitierungsgesetzes (Drucksache 13/2838) 5805A b) Antrag der Gruppe der PDS: Grundrechte für die in der Europäischen Union lebenden Menschen (Drucksache 13/2457) 5805B Tagesordnungspunkt IV: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeswasserstraßengesetzes (Drucksachen 13/192, 13/1583) 5805C b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kaffee-Übereinkommen von 1994 (Drucksachen 13/1667, 13/2648) 5805 C e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Filmförderungsgesetz (Drucksachen 13/1666, 13/1899 Nr. 2, 13/2647) . . . 5806 C f) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die Erfahrungen mit der befristeten umsatzsteuer- lichen Übergangsregelung und den Auswirkungen auf den innergemeinschaftlichen Warenverkehr sowie über den Stand der Bemühungen, zu einer endgültigen Umsatzsteuer-Regelung im europäischen Binnenmarkt zu kommen zu dem Bericht der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament: Funktionieren der MwSt-Übergangsregelung für den innergemeinschaftlichen Handelsverkehr (Drucksachen 12/8221, 13/725 Nr. 62, 13/1097, 13/ 1096 Nr. 2.1, 13/2673) 5806C g) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 11 - Erstattung des Sozialzuschlags für Rentenempfänger in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (Drucksachen 13/2096, 13/2275 Nr. 1.6, 13/2762) . . 5806 C h) bis i) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 73 und 74 zu Petitionen (Drucksachen 13/2765, 13/2766) 5806D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 13/2620, 13/2626) . . . 5809B Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . 5809 C Michael von Schmude CDU/CSU . 5812A, 5817B Dr. R. Werner Schuster SPD 5814 B Wolfgang Schmitt (Langenfeld) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5814 D Armin Laschet CDU/CSU 5816 C Roland Kohn F.D.P. 5817D Dr. Willibald Jacob PDS 5819C Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . 5820B Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 5820D Dr. R. Werner Schuster SPD 5822 C Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 13/2606, 13/2626) 5823D in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung (Drucksachen 13/2624, 13/ 2626) 5823 D Uta Titze-Stecher SPD 5824 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5826 D Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 5828 B Uta Titze-Stecher SPD 5831 A, 5831 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F D.P. . 5832A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5832 B Dr. Burkhard Hirsch F D P. 5834 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5836 C Dieter Wiefelspütz SPD 5836 D Ulla Jelpke PDS 5837 C Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 5839A Günter Graf (Friesoythe) SPD 5839 D Erwin Marschewski CDU/CSU 5842 B Manfred Kanther, Bundesminister BMI 5843 B Peter Dreßen SPD 5845 A Günter Graf (Friesoythe) SPD . . . 5845 D Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 13/2617, 13/2626) 5846 C Siegrun Klemmer SPD 5846 D Peter Jacoby CDU/CSU 5850 D Margot von Renesse SPD 5852 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5853 A Heinz Lanfermann F.D.P. . . . . 5854B, 5857 B Heidemarie Lüth PDS 5855 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5856 D Maria Eichhorn CDU/CSU 5858 A Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 5859A Nächste Sitzung 5861 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 5862* A 67. Sitzung Bonn, Mittwoch den 8. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 08. 11. 95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 08. 11. 95 * Dr. Dobberthien, SPD 08. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 08. 11. 95 * Hafner, Gerald BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Dr. Hauchler, Ingomar SPD 08. 11. 95 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 08. 11. 95 Meißner, Herbert SPD 08. 11. 95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 08. 11.95 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nickels, Christa BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Odendahl, Doris SPD 08. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 08. 11.95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Steindor, Marina BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 08. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 08. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rudolf Seiters


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Nein. - Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat in diesen Tagen der SPD-Alleinregierung in Niedersachsen geschrieben, er sei bestürzt über die konzeptionslose, verworrene und sparwütige Sozial- und Jugendpolitik in Niedersachsen. Planvolles und verläßliches Handeln sei nicht mehr feststellbar.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Hört! Hört! Widerspruch bei der SPD)

    Der Deutsche Gewerkschaftsbund, der DGB-Landesbezirk Niedersachsen/Bremen, wirft der SPD-Alleinregierung in Niedersachsen vor, in der Arbeitsmarktpolitik sei Niedersachsen Schlußlicht unter allen Bundesländern.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Niedersachsen und das Saarland - ausgerechnet die beiden Länder mit absoluter SPD-Mehrheit - sind unter den deutschen Flächenländern die Spitzenreiter in Sachen Arbeitslosigkeit. In der Finanzpolitik
    sind Schröder und Lafontaine die Weltmeister im Schuldenmachen. Das ist die Wahrheit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Schröders Wahlkampfversprechen vor einem Jahr: Wir machen jedes Jahr weniger Schulden. Zur Zeit sieht es so aus: Die Staatsverschuldung steigt und steigt und steigt. Ich sage das deswegen, weil es jeder Glaubwürdigkeit entbehrt, wenn Sie vor diesem Hintergrund eine auch im internationalen Maßstab erfolgreiche Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik dieser Bundesregierung angreifen, während Sie selbst dort, wo Sie mit absoluter Mehrheit nach sozialdemokratischen Vorstellungen handeln und entscheiden können, auf geradezu klägliche Weise versagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Widerspruch bei der SPD)

    Noch toller finde ich eigentlich, daß Sie - ich sage das noch einmal -, die Weltmeister im Schuldenmachen, sich zu Hütern der Geldwertstabilität aufspielen, wenn es um das Thema Wirtschafts- und Währungsunion geht. Das ist schon ein starkes Stück.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Soviel Schulden wie Sie hat noch keiner gemacht!)

    Ich beziehe mich jetzt auf ein Interview mit Gerhard Schröder, der die Meßlatte immer höher legt.

    (Zustimmung des Abg. Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU])

    Er fing damit an, der Bundeskanzler müsse wissen, daß er scheitere, wenn Italien bei der Währungsunion nicht dabei sei.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Herr Waigel schämt sich schon! Er ist rausgegangen!)

    Dann hat er geradezu unverhohlene und offene Begeisterung gezeigt, endlich ein nationales Wahlkampfthema gefunden zu haben. Heute sagt er, die Währungsunion könne nicht zustande kommen; der Zeitplan müsse verschoben werden, wenn Italien, Spanien oder Großbritannien nicht dabei wären.
    Sie kennen doch auch die besorgten Stimmen aus Ihrer eigenen Partei zu dieser Kampagne. Was heißt es denn, wenn der Präsident des Europäischen Parlaments, Klaus Hänsch, SPD, sagt:
    Ich kann die SPD nur davor warnen, die Ängste der Bevölkerung vor der geplanten Einführung der EU-Währungsunion zum Wahlkampfthema zu machen. Die SPD kann auf einer nationalistischen Welle keine Wahlen gewinnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Was heißt es denn, wenn er sagt: „Da werden die Balken des eigenen Hauses verbrannt"?

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


    Rudolf Seiters
    Was heißt es denn, wenn Heide Simonis sagt: „Ich warne vor Stammtischdebatten" und wenn der thüringische Europaabgeordnete Gerhard Botz von einem „Schlag unter die Gürtellinie" spricht, der um so unverständlicher sei, als Scharping ja auch Vorsitzender der europäischen Sozialdemokraten sei.
    Das ist ein massiver Fehler, das kann ich nicht mehr als Ausrutscher werten.
    Wulf-Mathies und viele andere haben sich geäußert. Ich appelliere an Sie, diese Kampagne einzustellen. Ich warne die SPD, dieses zentrale Anliegen als Wahlkampfverfügungsmasse zu betrachten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nun zu den außenpolitischen Thesen des Kollegen Verheugen. Ich denke, daß die Außen- und Sicherheitspolitik eines der klassischen Beispiele dafür ist, wie isoliert die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ist und wie unrealistisch ihre Positionen sind. Vor kurzem hat der „Vorwärts" vor einem Militarismus in der deutschen Außenpolitik gewarnt. Das ist wirklich abwegig.
    Die SPD werde nicht zulassen, daß Außenpolitik auf die Frage von Bundeswehreinsätzen reduziert werde, hieß es weiter im „Vorwärts". Es ist unsinnig, das der Bundesregierung vorzuwerfen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD - Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Herr Seiters, wollen Sie das denn?)

    Über das Verhältnis der Bundesrepublik Deutschland zu seinen Nachbarn führt er aus: Die deutschfranzösischen Beziehungen seien nicht belastbar, das Verhältnis zu den Niederlanden sei überlagert von der Aufarbeitung nationalsozialistischen Unrechts, die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der Tschechischen Republik seien immer noch vergiftet, das Verhältnis zu Polen sei so zerbrechlich wie feinstes Glas.
    Ich erinnere in diesem Zusammenhang auch an die Äußerungen von Herrn Scharping, der sich zu der Absurdität verstieg, die Bundesregierung sei mit ihrer Bosnien-Politik international isoliert. Wer ein solches Zerrbild verbreitet, ist weder regierungs- noch oppositionsfähig.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Niemals war das Vertrauen in das demokratische Deutschland und der Wunsch nach Zusammenarbeit größer als heute. Das hat eben mit der jetzt 13jährigen Kanzlerschaft von Helmut Kohl und mit der Stetigkeit und Verläßlichkeit dieser Bundesregierung zu tun.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Deutschland ist ein absolut verläßlicher Partner im Bündnis. Deutschland ist ein konsequenter Verfechter europäischer Integration und atlantischer Partnerschaft. Deutschland ist Anwalt der Interessen unserer osteuropäischen Nachbarn. In Warschau, Budapest oder Prag hören Sie den Dank dafür, daß sich
    Deutschland konsequent für den Beitritt dieser Länder zur NATO und zur Europäischen Union einsetzt.

    (Beifall des Abg. Ulrich Irmer [F.D.P.])

    Deutschland ist Partner Rußlands bei dessen schwerem Weg von der Diktatur zu Demokratie und Marktwirtschaft. Unstreitig ist auch, daß Deutschland hohes Ansehen in den Ländern der dritten und vierten Welt genießt. Wie wäre es wohl um das Ansehen Deutschlands bestellt, wenn Verheugen unsere deutschen Interessen bei der NATO, Lafontaine in Washington, Gerhard Schröder als Menschenrechtsexperte in Peking und Heide Wieczorek-Zeul in Paris vertreten würden?

    (Zurufe von der SPD: Besser!)

    Wie wäre es wohl um unsere deutschen Interessen bestellt?

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir können uns keine außenpolitische Sonderrolle und keine bündnispolitischen Experimente leisten. Wir sind darüber froh, daß der kalte Krieg zu Ende ist. Der Kommunismus ist gescheitert, die osteuropäischen Staaten bewegen sich hin zu Demokratie und Marktwirtschaft. Wir haben die staatliche Einheit Deutschlands erreicht.
    Aber wir sehen auch die neuen Gefährdungen: Mord und Krieg im ehemaligen Jugoslawien, Nationalitätenkonflikte, Unsicherheiten über den politischen Kurs Rußlands, die Gefährdungen durch einen fundamentalistischen islamischen Extremismus und vieles andere mehr. Vor diesem Hintergrund brauchen wir auch künftig ein klares Programm zur äußeren Sicherheit. Wir brauchen auch künftig die NATO und die Bundeswehr, wir brauchen auch künftig eine Partei, die sich vor die Soldaten stellt, wenn diese mit Mördern verglichen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir brauchen auch künftig Solidarität im Bündnis und eine Politik, die die europäische Einigung voranbringt.
    Herr Verheugen, es war doch eine ganz unselige Diskussion in den vergangenen Monaten mit Ihrer Partei über den Einsatz der Bundeswehr bei friedenserhaltenden und friedenschaffenden Maßnahmen. Ich will in Erinnerung rufen: Am 8. April 1993 hat das Bundesverfassungsgericht Ihre Klage gegen einen Einsatz von Bundeswehrsoldaten in AWACS-Flugzeugen bei der Überwachung des Flugverbots über dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien mit der Begründung abgelehnt, daß sonst großer außenpolitischer Schaden entstehen würde.

    (Günter Verheugen [SPD]: Ihre eigene Regierung war beteiligt!)

    Am 12. Juni letzten Jahres hat das Bundesverfassungsgericht all Ihren Versuchen, das Grundgesetz hinsichtlich der Möglichkeit einer Teilnahme von Bundeswehrsoldaten an Friedensmissionen einzuengen, eine klare Absage erteilt. Am 30. Juni dieses Jahres haben Sie hier im Parlament gegen den

    Rudolf Seiters
    Beschluß der Bundesregierung gestimmt und damit auch ein Stück Solidarität gegenüber den geschundenen Menschen in Sarajevo und Bosnien und gegenüber unseren Verbündeten verweigert.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P. Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Sie machen es unanständig! Aber so sind Sie immer!)

    Als gäbe es keinen Anlaß, aus diesen Fehlentscheidungen die richtigen Lehren zu ziehen, als hätten Sie immer noch nicht mitbekommen, daß erst der NATO-Einsatz den Waffenstillstand in Bosnien ermöglicht hat,

    (Günter Verheugen [SPD]: Ich habe es doch eben gesagt!)

    wollen Sie jetzt - sehen Sie doch einmal in Ihre Papiere zum Parteitag in Mannheim! - in Mannheim halsstarrig Ihre Fehlentscheidung vom 30. Juni auch noch sanktionieren lassen. Ausdrücklich bekräftigen Sie Ihre Ablehnung vom 30. Juni bezüglich des Beschlusses der Bundesregierung. Es ist unglaublich. Sie wollen immer noch den Wiesbadener Parteitagsbeschluß festklopfen, daß man eine Trennlinie zwischen klassischen Peace-keeping-Missionen und friedenschaffenden Maßnahmen ziehen könnte, als hätte es sich nicht herumgesprochen, daß dies gar nicht möglich ist.
    Meine Damen und Herren, jetzt will ich aus den Vorlagen zum Mannheimer SPD-Bundesparteitag zitieren und zeigen, wie Sie Ihre eigenen Parteitagsdelegierten manipulieren. Ich frage: Was bedeutet der Umstand, daß die Antragskommission den Beschluß des Wiesbadener Parteitags zu den Prinzipien von Peace-keeping wörtlich zitiert - wörtlich zitiert! -, dabei aber unvollständig bleibt und ein wichtiges in Wiesbaden beschlossenes Kriterium unterschlägt? Dort wurden folgende Kriterien genannt: die prinzipielle Zustimmung der Konfliktparteien, die strikte Neutralität gegenüber den Konfliktparteien, rein defensive Bewaffnung und Einsatzkonzeptionen. Die Passage mit der strikten Neutralität ist im Antrag für den Mannheimer Parteitag nicht zitiert.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)

    Sie wird unterschlagen. Worüber will die SPD die deutsche Öffentlichkeit damit täuschen?
    Wir sagen, Solidarität ist keine Einbahnstraße. Wer 40 Jahre lang Sicherheit importiert hat, der muß auch umgekehrt bereit sein, Solidarität im Bündnis zu üben. Wir lassen jedenfalls keinen Zweifel daran, daß die Bundesrepublik Deutschland auch bei der künftigen Suche nach einer Friedenslösung für Bosnien-Herzegowina ihren vollen solidarischen Beitrag leisten wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir haben im übrigen in diesem Zusammenhang eine Diskussion geführt, wie wir es denn künftig mit Flüchtlingen aus Kriegsgebieten halten. Ich habe damals beim Ringen um den Asylkompromiß gesagt: Bei allem Verständnis für Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen zu uns in die Bundesrepublik
    Deutschland kommen wollen, gehört die Hilfe unseres Landes in erster Linie den politisch Verfolgten und den Opfern von Krieg und Bürgerkrieg. Diese Hilfe könnten wir am besten dann leisten, wenn es uns gelänge, den Zustrom von Asylbewerbern, die aus wirtschaftlichen Gründen über unsere Grenzen kommen, zu begrenzen und wirksam zu steuern. - Das gilt auch heute.
    Vor diesem Hintergrund habe ich allerdings die dringende Bitte an die Sozialdemokraten, den Asylkompromiß, den wir damals nach jahrelanger Diskussion beschlossen haben, nicht wieder in Frage zu stellen. Wenn Frau Däubler-Gmelin jetzt fordert, den Asylkompromiß insbesondere bei der Flughafenregelung und der Drittstaatenregelung zu ändern, dann kann ich nur sagen: Sie spielen mit dem Feuer. Wer immer in der gegenwärtigen Situation der politischen, der justizpolitischen und der verfassungsrechtlichen Diskussion das falsche Signal gibt, durch das die alten Probleme wieder aufgeworfen werden, der gefährdet erneut den inneren Frieden in unserem Lande, den wir mühsam hergestellt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wer eine Änderung des Asylkompromisses fordert, hat offensichtlich die provozierenden Bilder von geschleppten und geschleusten Asylbewerbern an den deutschen Grenzen und insbesondere auf dem Flughafen in Frankfurt vergessen.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was sagen Sie denn zu dem ehemaligen CSU-Minister Lang?)

    Alle, die in Diskussionen in polemischer und wahrheitswidriger Weise behauptet haben - da können Sie auch in Ihre eigenen Reihen schauen, Herr Kollege Fischer -, der Asylkompromiß mache Deutschland zu einer Festung und schließe die deutschen Grenzen hermetisch ab, sind doch von der Praxis total widerlegt worden.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Es kommen jeden Monat 8 000 bis 9 000 Asylbewerber in unser Land, aber es kommen monatlich eben nicht mehr 50 000, die unsere Gemeinden völlig überforderten.
    Ich bin für eine sorgfältige Prüfung des Einzelfalles. Es muß bei Abschiebungen human zugehen, und jeder Verantwortliche ist bei der praktischen Durchführung des Gesetzes ganz persönlich gefordert. Aber jetzt erneut am Gesetz herumzubasteln, da kann ich nur sagen: Bedenke das Ende. Wer immer im politischen Bereich oder auch bei Gericht zu entscheiden hat, trägt eine große Verantwortung für den inneren Frieden. Wir seitens der CDU/CSU-Bundestagsfraktion werden jedenfalls alles tun, damit eine solche Gefährdung des inneren Friedens nicht wieder eintritt.

    (Beifall bei der CDU/CSU Abg. Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)




Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Kollege Seiters, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rudolf Seiters


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich möchte jetzt sowieso zum Schluß kommen.
    Ich habe vorhin von Frau Däubler-Gmelin gesprochen. Ich bin der Meinung, auch folgendes gehört zu dieser Diskussion: Angesichts der unglaublichen Vorwürfe, zum Beispiel von Unmenschlichkeit an die Adresse des Bundesinnenministers, steht noch immer Ihre Entschuldigung aus. Das finde ich unanständig; das will ich mit aller Deutlichkeit sagen.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)