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    Plenarprotokoll 13/58 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 58. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. September 1995 Inhalt: Benennung des Abgeordneten Dr. Max Stadler als ordentliches Mitglied im Regulierungsrat beim Bundesministerium für Post und Telekommunikation 4819A Erweiterung der Tagesordnung 4819 B Absetzung der Punkte 3 und 9 von der Tagesordnung 4819C Nachträgliche Ausschußüberweisungen 4819D Herbert Lattmann CDU/CSU (zur GO) 4820A Begrüßung des Präsidenten des Südafrikanischen Senats, Senator Hendrik Jacobus Coetsee 4857 B Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Sozialhilferechts (Drucksache 13/2440) b) Antrag der Abgeordneten Brigitte Lange, Klaus Kirschner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Reform des Sozialhilferechts (Drucksache 13/2442) c) Antrag der Abgeordneten Andrea Fischer (Berlin), Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Entlastung und Weiterentwicklung der Sozialhilfe (Drucksache 13/2437) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Gruppe der PDS: Sicherung der Aufgaben des Bundessozialhilfegesetzes bis zur Einführung einer bedarfsorientierten sozialen Grundsicherung (Drucksache 13/2438) Horst Seehofer, Bundesminister BMG . . 4820 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 4823 A Jörg Tauss SPD 4824 B Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4826A Dr. Winfried Wolf PDS 4826D Brigitte Lange SPD 4827C, 4847 B Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4830 D Dr. Gisela Babel F.D.P 4832 C Hans-Eberhard Urbaniak SPD 4833C Dr. Gisela Babel F.D.P 4834 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4835D Dr. Heidi Knake-Werner PDS . . . 4837B, 4839C Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/ CSU 4838A Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU 4839B, 4839D, 4840B, 4850C Waltraud Lehn SPD . . . . 4840A, 4845A, 4851C Ulf Fink CDU/CSU . 4840D, 4847D, 4850D, 4851D Klaus Kirschner SPD 4843 A Regina Schmidt-Zadel SPD 4848 B Tagesordnungspunkt 5: Vereinbarte Debatte zur Luft- und Raumfahrtindustrie in Deutschland (DASA) Thomas Rachel CDU/CSU 4852 C Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD 4855 A Simone Probst BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4857 C Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. 4859B, 4862C, 4880C Jörg Tauss SPD 4860 D Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 4861 A Walter Kolbow SPD 4862B, 4862 C Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . 4862 D Dr. Winfried Wolf PDS 4863A, 4887 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 4864D, 4883 C Dietmar Schütz (Oldenburg) SPD . . . 4867 B Günther Bredehorn F.D.P. 4869 C Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident (Bayern) 4870 A Uta Zapf SPD 4871 D Klaus Barthel SPD 4872 D Dr. Peter Fischer, Minister (Niedersachsen) 4874 A Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 4876 B Anke Fuchs (Köln) SPD 4877 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 4877 D Manfred Opel SPD 4878 A Edelgard Bulmahn SPD 4879 B Rudolf Scharping SPD 4881 A, 4884 B Dr. Norbert Lammert, Parl. Staatssekretär BMWi 4884C, 4888A Manfred Opel SPD 4887 C Tagesordnungspunkt 17: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur sozialverträglicheren Gestaltung des Arbeitsplatzverlustes von Zivilbeschäftigten infolge des Truppenabbaus der alliierten Streitkräfte (Drucksache 13/1056) b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Verordnung über die Tätigkeit von Notaren in eigener Praxis (Drucksache 13/2023) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 27. Juni 1989 zum Madrider Abkommen über die internationale Registrierung von Marken (Drucksache 13/2415) d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (Drucksache 13/2446) e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Beschluß des Obersten Rates des Europäischen Hochschulinstituts Nr. 8/93 vom 2. Dezember 1993 und zu dem Beschluß der Ständigen Kommission von Eurocontrol vom 28. Oktober 1994 (Drucksache 13/2241) 4888 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren Antrag der Abgeordneten Margareta Wolf (Frankfurt), Simone Probst und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kleine und mittlere Unternehmen stärken - Nachhaltiges Wirtschaften fördern (Drucksache 13/2436) 4889A Tagesordnungspunkt 18: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 15. Februar 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Ukraine über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/ 1430, 13/2384) b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juni 1991 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Mongolischen Volksrepublik über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/1431, 13/2385) c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 12. November 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Estland über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/1432, 13/2386) d) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Vereinbarung vom 21. Juni 1994 zur Durchführung des Abkommens vom 5. März 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Chile über Rentenversicherung (Drucksachen 13/1810, 13/2433) e) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses - zu dem Antrag der Abgeordneten Ursula Schönberger, Dr. Helmut Lippelt, Halo Saibold und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nichtbewilligung des EBRD-Kredites für den Weiterbau des Atomkraftwerkes Mochovce/Slowakei - zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Nichtbewilligung von Krediten für den Weiterbau des Atomkraftwerkes Mochovce in der Slowakischen Republik - zu dem Antrag der Abgeordneten Ursula Schönberger, Dr. Helmut Lippelt, Halo Saibold, Michaele Hustedt und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nichtbewilligung des EBRD-Kredites für den Weiterbau des Atomkraftwerkes Mochovce/ Slowakei - zu dem Antrag der Abgeordneten Rolf Köhne, Dr. Dagmar Enkelmann, Dr. Gregor Gysi und der weiteren Abgeordneten der PDS: Kreditbewilligung für die Fertigstellung des Atomkraftwerkes Mochovce (Slowakische Republik) (Drucksachen 13/309, 13/975, 13/738, 13/656, 13/2175) f) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über das Funktionieren der Beihilferegelungen für Baumwolle (in Anwendung von Artikel 5 der Verordnung (EWG) Nr. 2052/92 des Rates) - Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur fünften Anpassung der mit dem Protokoll Nr. 4 im Anhang zur Akte über den Beitritt Griechenlands eingeführten Beihilferegelung für Baumwolle - Vorschlag für einen Beschluß zur Festlegung der allgemeinen Vorschriften der Beihilferegelung für Baumwolle und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 2169/81 (Drucksachen 13/1234 Nr. 1.14, 13/ 2305) g) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Einhundertachtundzwanzigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste - Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz (Drucksachen 13/1663, 13/1787 Nr. 2.1, 13/2387) h) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Achtundachtzigste Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste - Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung (Drucksachen 13/1770, 13/1787 Nr. 2.3, 13/2389) i) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Präsidentin des Bundesrechnungshofes: Rechnung des Bundesrechnungshofes für das Haushaltsjahr 1994 - Einzelplan 20 - § 101 BHO (Drucksachen 13/1668, 13/2390) j) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 15 02 Titel 685 13 - Beteiligung des Bundes an einer Regelung für angemessene Leistungen an HIV-Opfer von Blut und Blutprodukten (Drucksachen 13/2143, 13/2275 Nr. 1.8, 13/2391) k-m) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 20, 60 und 62 zu Petitionen (Drucksachen 13/818, 13/2380, 13/2382) . . 4889B Zusatztagesordnungspunkt 4: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Verordnung zur Verlängerung des Investitionsvorranggesetzes (Drucksachen 13/2242,13/2275 Nr. 2, 13/2447) . . . 4890D Tagesordnungspunkt 6: a) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Heimgesetzes (Drucksache 13/372) b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Berufe in der Altenpflege (Altenpflegegesetz) (Drucksache 13/ 1208) c) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Heimgesetzes (Drucksache 13/2347) d) Antrag der Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk, Andrea Fischer (Berlin), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Neuorientierung der Politik für Altere Menschen — grundlegende Reform des Heimgesetzes (Drucksache 13/ 1322) Anke Eymer CDU/CSU 4892 D Barbara Stolterfoht, Ministerin (Hessen) 4893 D Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4895 A Barbara Imhof SPD 4896B Uwe Lühr F.D.P 4897D Heidemarie Lüth PDS 4898C, 4903 D Erika Reinhardt CDU/CSU 4899B Christa Lörcher SPD 4900 C Gertrud Dempwolf, Parl. Staatssekretärin BMFSFJ 4902A, 4904B Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einordnung des Rechts der gesetzlichen Unfallversicherung in das Sozialgesetzbuch (Unfallversicherungs-Einordnungsgesetz) (Drucksachen 13/2204, 13/2333) Rudolf Kraus, Parl. Staatssekretär BMA . 4904 C Dr. Gisela Babel F.D.P 4905A Konrad Gilges SPD 4906 B Siegfried Hornung CDU/CSU . . . 4907 A Manfred Grund CDU/CSU 4907D Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4910C Dr. Gisela Babel F.D.P 4911D Peter Dreßen SPD 4913 A Petra Bläss PDS 4913B Erika Lotz SPD 4914 A Tagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über zwingende Arbeitsbedingungen bei grenzüberschreitenden Dienstleistungen (Arbeitnehmer-Entsendegesetz) (Drucksache 13/2414) b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Ottmar Schreiner, Hans Büttner (Ingolstadt), weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Angleichung der Arbeitsbedingungen bei der Entsendung von Arbeitnehmern (Entsendegesetz) (Drucksache 13/2418) Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA . 4915D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 4917B, 4933 B Konrad Gilges SPD 4917D, 4923 B Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4918D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 4919C Dr. Gisela Babel F.D.P 4921 B, 4926 D Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4924 A Ottmar Schreiner SPD 4926 A Ulrich Irmer F.D.P 4927 B Dr. Heidi Knake-Werner PDS 4927 C Julius Louven CDU/CSU 4929 A Renate Rennebach SPD 4930 B Rainer Haungs CDU/CSU 4932 B Dr. Gisela Babel F.D.P 4934 D Peter Dreßen SPD 4935 D Leyla Onur SPD 4936 C Dr. Norbert Blüm CDU/CSU . . 4936D, 4937B Ernst Hinsken CDU/CSU 4939 A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 4939 C Konrad Gilges SPD 4939 D Zusatztagesordnungspunkt 5: Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Einsetzung eines Untersuchungsausschusses (Drucksachen 13/1833, 13/2483) Friedhelm Julius Beucher SPD 4940 B Joachim Gres CDU/CSU 4941 A Vera Lengsfeld BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4942 C Dr. Klaus Röhl F.D.P 4943 A Wolfgang Bierstedt PDS 4943 C Volker Neumann (Bramsche) SPD . . . 4944 B Tagesordnungspunkt 10: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 29. Juni 1994 über die Zusammenarbeit zum Schutz und zur verträglichen Nutzung der Donau (Donauschutzübereinkommen) (Drucksache 13/1884) b) Antrag der Abgeordneten Horst Kubatschka, Brunhilde Irber, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Ökologisch verantwortlicher Ausbau der Donau zwischen Straubing und Vilshofen (Drucksache 13/1390) c) Antrag der Abgeordneten Dietmar Schütz (Oldenburg), Arne Fuhrmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Ökologisch und ökonomisch verantwortbarer Ausbau von Elbe, Havel und Saale (Drucksache 13/1331) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Albert Schmidt (Hitzhofen), Halo Saibold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Erhalt der freifliegenden Donau zwischen Straubing und Vilshofen (Drucksache 13/ 2435) Ulrich Klinkert, Parl. Staatssekretär BMU 4946 B Brunhilde Irber SPD 4947 B Ernst Hinsken CDU/CSU 4948B, 4957C, 4957 D Renate Blank CDU/CSU 4949 B Halo Saibold BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4950 D Renate Blank CDU/CSU 4951 D Lisa Peters F D P. 49528 Halo Saibold BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4954A, 4957 A Eva Bulling-Schröter PDS 4954 C Ernst Hinsken CDU/CSU 4955 D Horst Kubatschka SPD 4957 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 4960 A Horst Kubatschka SPD 4960B Dr. Klaus Rose CDU/CSU 4960 D Tagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Hauptstadtverkehrsplanung Berlin, Bundespolitisches Stoppsignal für den Lehrter Zentralbahnhof und den Tiergarten-tunnel (Drucksache 13/365) Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4962 C Brigitte Baumeister CDU/CSU 4963 D Siegfried Scheffler SPD 4965 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4966 C Dr. Klaus Röhl F.D.P 4967 B Dr. Dagmar Enkelmann PDS 4968 B Johannes Nitsch, Parl. Staatssekretär BMV 4969 A Tagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Ute Vogt (Pforzheim), Freimut Duve, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Beitrag der Bundesrepublik Deutschland für das Berufsbildungsprojekt in Guernica, Baskenland (Drucksache 13/2366) Ute Vogt (Pforzheim) SPD 4970 A Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . 4971 B Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4972 B Ina Albowitz F.D.P. 4973 B Helmut Schäfer, Staatsminister AA . . 4974 B Nächste Sitzung 4975 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4977* A Anlage 2 Überwachung indonesischer Regimegegner durch den deutschen bzw. indonesischen Geheimdienst MdlAnfr 16 - Drs 13/2407 - Manfred Such BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN SchrAntw StMin Helmut Schäfer AA . . 4977* D Anlage 3 Entschädigung der tschechischen Opfer nationalsozialistischen Unrechts; Rückgabe der konfiszierten Vermögen der Sudetendeutschen MdlAnfr 17, 18 - Drs 13/2407 - Dr. Egon Jüttner CDU/CSU SchrAntw StMin Helmut Schäfer AA . . 4978* A Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 12 (Antrag: Beitrag der Bundesrepublik Deutschland für das Berufsbildungsprojekt in Guernica, Baskenland) Gerhard Zwerenz PDS 4978* B 58. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. September 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 28. 9. 95 Antretter, Robert SPD 28. 9. 95 * Behrendt, Wolfgang SPD 28. 9. 95 * Berger, Hans SPD 28. 9. 95 Blunck, Lilo SPD 28. 9. 95 * Bühler (Bruchsal), Klaus_ CDU/CSU 28. 9. 95 * Catenhusen, SPD 28.9.95 Wolf-Michael Dr. Däubler-Gmelin, SPD 28. 9. 95 Herta Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 28. 9. 95 90/DIE GRÜNEN Dr. Feldmann, Olaf F.D.P. 28. 9. 95 * Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 28. 9. 95 ' Fuchs (Verl), Katrin SPD 28. 9. 95 Haack (Extertal), SPD 28. 9. 95 * Karl-Hermann Heym, Stefan PDS 28. 9. 95 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 28. 9. 95 Hollerith, Josef CDU/CSU 28. 9. 95 Horn, Erwin SPD 28. 9. 95 * Hornung, Siegfried CDU/CSU 28.9. 95 * Dr. Kinkel, Klaus F.D.P. 28. 9. 95 Leidinger, Robert SPD 28. 9. 95 Lenzer, Christian CDU/CSU 28. 9. 95 * Dr. Leonhard, Elke SPD 28.9. 95 Löwisch, Sigrun CDU/CSU 28. 9. 95 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 28. 9. 95 Erich Marten, Günter CDU/CSU 28. 9. 95 * Meckel, Markus SPD 28. 9. 95 Michels, Meinolf CDU/CSU 28. 9. 95 * Nolte, Claudia CDU/CSU 28. 9. 95 Pfeiffer, Angelika CDU/CSU 28. 9. 95 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 28. 9. 95 * Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 28.9. 95 Schaich-Walch, Gudrun SPD 28. 9. 95 Dr. Scheer, Hermann SPD 28. 9. 95 * Schloten, Dieter SPD 28. 9. 95 * Schmidt (Aachen), Ulla SPD 28. 9. 95 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 28.9. 95 * Hans Peter Steindor, Marina BÜNDNIS 28. 9. 95 90/DIE GRÜNEN Sterzing, Christian BÜNDNIS 28. 9. 95 90/DIE GRÜNEN Stiegler, Ludwig SPD 28. 9. 95 Terborg, Margitta SPD 28. 9. 95 Vosen, Josef SPD 28. 9. 95 Weisskirchen (Wiesloch), SPD 28. 9. 95 Gert Welt, Jochen SPD 28. 9. 95 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 28. 9. 95 Zierer, Benno CDU/CSU 28.9. 95 * Zwerenz, Gerhard PDS 28. 9. 95 für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Staatsministers Helmut Schäfer auf die Frage des Abgeordneten Manfred Such (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 13/2407 Frage 16): Wie kann die Bundesregierung angesichts ihrer bisherigen Auskünfte, indonesischen Sicherheitsbediensteten sei eine Einreise nach Deutschland zwecks Ermittlungen wegen Protesten gegen den hiesigen Suharto-Besuch nicht gestattet worden, den - auch durch die Tageszeitung „Jawa Pos" am 13. und 14. Juni 1995 berichteten - Umstand erklären, daß die Kriminalpolizei in Jakarta dem beschuldigten Sri Bintang Pamungkas in den Vernehmungen am 12. und 14. Juni 1995 Tonbandkassetten mit Aufnahmen eines inkriminierten Vortrags an der TU Berlin vorspielten, welche laut Vernehmungsprotokoll bei dem in Deutschland aufenthältlichen Zeugen Achmad Fahrurozzi am 9. Mai 1995 beschlagnahmt worden waren, und was ist der Bundesregierung inzwischen über entsprechende Aktivitäten indonesischer Ermittler oder aber dahin gehender Amtshilfe deutscher Sicherheitsbehörden bekanntgeworden? Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse über Ermittlungen indonesischer Sicherheitsbehörden in Deutschland vor. Die Bundesregierung wiederholt, daß die Botschaft Jakarta keine Sichtvermerke für indonesische Polizeibeamte erteilt hat. Die genannten Artikel in der „Jawa Pos" besagen im übrigen nur, daß Tonbandkassetten Fahrulrozis beschlagnahmt wurden, nicht aber, daß sie in Deutschland beschlagnahmt worden seien. In einem Artikel des indonesischen Nachrichtemagazins „Forum" vom 8. Juni 1995 wird erwähnt, daß drei Zeugen nach Indonesien gereist seien, offensichtlich, wie 4978* Deutscher Bundestag — 13. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. September 1995 sich aus dem Zusammenhang des „Forum"-Artikels ergibt, indonesische Studenten der Berliner TU. Aus dieser Pressedarstellung scheint sich zu ergeben, daß Herr Fahrulrozi einer dieser Zeugen war und daß seine Kassetten in Indonesien „beschlagnahmt" wurden. Anlage 3 Antwort des Staatsministers Helmut Schäfer auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) (Drucksache 13/2407 Fragen 17 und 18): Liegen der Bundesregierung Informationen vor, ob tschechische Opfer nationalsozialistischen Unrechts aufgrund des „Dekrets des Präsidenten der Republik (Tschechoslowakei) vom 25. Oktober 1945 über die Konfiskation des feindlichen Vermögens und die Fonds der nationalen Erneuerung" (§ 7 Abs. 3) aus konfisziertem sudetendeutschen Vermögen entschädigt worden sind? Liegen der Bundesregierung Informationen vor, ob die Tschechische Republik bereit ist, das 1938 durch das Deutsche Reich und später auch aufgrund der Bene-Dekrete konfiszierte Vermögen der sudetendeutschen Konsumgenossenschaften, der Gewerkschaften und der Gliederungen der sudetendeutschen Sozialdemokraten zurückzugeben? Zu Frage 17: Hierüber liegen der Bundesregierung keine Informationen vor. Zu Frage 18: Nach den der Bundesregierung vorliegenden Informationen wurden in der Tat auch NS-Opfer aus dem von Sudetendeutschen konfiszierten Eigentum entschädigt. Allerdings wurden nach der kommunistischen Machtübernahme in der damaligen Tschechoslowakei Entschädigungen an Personen eingestellt. Bereits vorgenommene Entschädigungen wurden, mit Ausnahme von gewerblich nicht nutzbaren Einrichtungen, wieder rückgängig gemacht. Faktisch dürfte also damals -- ungeachtet des in der Frage genannten Dekrets - eine Entschädigung der NS-Opfer von tschechoslowakischer Seite nicht in nennenswerter Weise stattgefunden haben. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 12 (Antrag: Beitrag der Bundesrepublik Deutschland für das Berufsbildungsprojekt in Guernica, Baskenland) Gerhard Zwerenz (PDS): Ich begrüße, daß die SPD jetzt diesen Antrag vorgelegt hat, und hoffe, daß in dieser Angelegenheit endlich etwas geschieht. Es wurde auch höchste Zeit, daß das Parlament wieder aktiv wird und seine Kontrollfunktion gegenüber der Regierung wahrnimmt. Es ist jetzt fast sieben Jahre her, daß der Bundestag beschlossen hat, das Städtepartnerschaftsprojekt Pforzheim-Guernica zu unterstützen. Sieben vertane Jahre, in denen außer Versprechungen nichts geschehen ist. Dies ist ein Trauerspiel in doppelter Hinsicht: Es zeigt zum einen, wie diese Regierung mit dem Parlament umgeht. Bundestagsbeschlüsse können schlicht und einfach mißachtet werden. Es zeigt weiter, daß die Bundesregierung in diesem Jahr oft von der Schuld der Vergangenheit geredet hat, reden mußte, aber daß sie paßt, wenn es darum geht, die Rechnung zu bezahlen. Es muß in Erinnerung gerufen werden, daß die 1988 in Aussicht gestellte Förderung eines Berufsbildungsprojekts in Guernica ohnehin nur eine Verlegenheitslösung war. Die Abgeordneten Petra Kelly und Gert Bastian hatten 50 Jahre nach dem barbarischen Bombardement der deutschen Legion Condor eine eindeutige Versöhnungsgeste gefordert. Das von ihnen vorgeschlagene Friedenszentrum wurde damals aber abgelehnt. Inzwischen sind 58 Jahre seit der Bombennacht vergangen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Bundesregierung darauf hofft, daß über die Sache Gras gewachsen ist. An Versuchen, die deutsche Schuld zu leugnen, hat es im Verlauf der Debatten um Guernica ohnehin nicht gefehlt. Die deutsche Wehrmacht sei nicht offiziell verstrickt gewesen, war da zu hören. Außerdem seien nur „normale Kriegshandlungen" begangen worden. Richtig ist: Luftkrieg und Flächenbombardements gehören seit dem Zweiten Weltkrieg zum normalen Repertoire der Kriegsführung. Das macht sie keinen Deut weniger barbarisch. Ein Zeichen gegen diese Barbarei zu setzen, war das Anliegen Petra Kellys und Gert Bastians. Wir sollten jetzt wenigstens dafür Sorge tragen, daß überhaupt etwas geschieht. In Guernica sind Hoffnungen geweckt worden. Ohne den deutschen Beitrag von 12 Millionen DM kann das Berufsbildungsprojekt nicht verwirklicht werden. Unsere Unterstützung wäre im übrigen ja nicht nur ein Tribut an die Vergangenheit, sondern auch eine Investition in die Zukunft. In dieser Region muß dringend etwas gegen Jugendarbeitslosigkeit getan werden. In diesem Haushalt hat die Regierung 29 Millionen DM für den Bundeswehr-Reservistenverband bereitgestellt. Militärische Traditionspflege wird großgeschrieben, die kritische Aufarbeitung der militaristischen Vergangenheit möglichst kleingehalten. Ich appelliere an Sie, Kolleginnen und Kollegen, die Bundesregierung in die Pflicht zu nehmen, die finanziellen Zusagen an Guernica endlich wahrzumachen. Sonst diskreditieren wir uns selbst.
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    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Debatte, die wir heute geführt haben, hat deutlich gemacht, daß es bei einem ungewöhnlich komplizierten Thema manche Übereinstimmungen, aber auch viele Kontroversen gibt. Es liegt wahrscheinlich in der Natur jedenfalls dieses Themas, daß die Übereinstimmungen eher im Grundsätzlichen liegen und da, wo es um konkrete Schlußfolgerungen aus diesen prinzipiellen Positionen geht, die eigentlichen Schwierigkeiten beginnen.
    Ich will zum Schluß dieser Debatte den Versuch unternehmen, ganz ohne Polemik ein paar der Sachverhalte zu sortieren, bei denen wir hoffentlich in dem einen Bereich eine möglichst breite Übereinstimmung haben und uns in dem anderen Bereich, wo wir sie noch nicht haben, jedenfalls gemeinsam um Klärungen bemühen sollten. Wenn wir hier über eine Branche, über einen Sektor unserer Volkswirtschaft reden, von dem wir übereinstimmend sagen, daß wir auf ihn schwerlich verzichten können und schon gar nicht verzichten wollen, und von dem wir alle miteinander wissen, daß seine Wettbewerbs- und Überlebensbedingungen ohne politische Flankierung gar nicht vorstellbar sind, dann lohnt sich schon das gemeinsame Bemühen, eine möglichst breite Basis für das Maß an politischer Flankierung zu suchen, das dieser Sektor ohne Zweifel braucht.
    Ich will deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, aus gutem Grund mit der Bemerkung beginnen: Wenn wir über Luft- und Raumfahrt in Deutschland reden, dann reden wir nicht nur über ein Großunternehmen, sondern wir reden auch über eine beachtliche Anzahl an kleineren und mittleren Untemehmen, die übrigens mit vollem Recht von der Politik erwarten, daß ihre Interessen genau so wahrgenommen und politisch genau so berücksichtigt werden, wie es für das Unternehmen gilt, das heute nicht zufällig im Mittelpunkt dieser Debatte gestanden hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Zweitens. Die Lage der Luft- und Raumfahrtindustrie ist schwierig, aber sie ist nicht dramatisch. Liebe Kolleginnen und Kollegen, allein der Respekt gegenüber vielen Branchen und Sektoren unserer Volkswirtschaft, die sich auch ganz schwierigen Wettbewerbsbedingungen gegenübersehen und deren Überlebensaussichten und Wettbewerbsbedingungen im alten Teil der Republik und schon gar in den

    Parl. Staatssekretär Dr. Norbert Lammert
    neuen Ländern mindestens so schwierig und bestimmt nicht einfacher sind als bei den Firmen, über die wir heute reden, gebietet, diese Relativierung der Debatte vorzunehmen, zumal es im übrigen nicht viele Sektoren gibt, für die man mit gleicher Plausibilität sagen kann, daß sie ganz sicher nicht zu den sterbenden Industrien gehören, sondern zu einem Sektor, der unbestrittene Wachstumsperspektiven hat. Es ist übrigens gerade der zivile Bereich, von dem zu Recht gesagt worden ist, daß er die Zukunft dieser Industrie darstellt. Sowohl mit Blick auf den Flugzeugbereich wie mit Blick auf die Raumfahrttechnologien, bei denen wir gerade am Beginn der Kommerzialisierungsphase stehen, haben wir beachtliche Wachstumsperspektiven.
    Von daher besteht überhaupt kein Anlaß, die unbestritten schwierige Situation, in der sich diese Branche befindet, in einer Weise zu dramatisieren, die die Proportionen vollständig verkennen und verkehren würde.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sehr gut! Das müssen Sie dem bayerischen Ministerpräsidenten sagen!)

    Das gebietet im übrigen auch, Herr Kollege Fischer, weil Sie das ja sicherlich meinen, eine gewisse Relativierung mancher aufgeregten Erwartungen hinsichtlich politischer Interventionen. Das will ich ausdrücklich auch an dieser Stelle festgehalten haben.
    Wenn wir über die Luft- und Raumfahrtindustrie am Standort Deutschland reden - und da geht die Diskussion von der Abteilung Allgemeines in die Abteilung Konkretes -, dann dürfen wir nicht nur allgemein Sympathieerklärungen für einen Sektor unserer Volkswirtschaft abgeben, sondern dann muß jeder für sich, jede Partei für sich, jede politische Gruppierung für sich erklären, ob sie eigentlich Interesse an den Produkten hat, die an diesen Standorten hergestellt werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Jedenfalls ist es einigermaßen abenteuerlich, sich mit allgemeinen Generalerklärungen über die strategische Bedeutung dieser Industrie über Wasser halten zu wollen, aber bei jeder konkreten Frage nach dem Produkt einen fundamentalistischen Streit darüber zu beginnen, ob denn ausgerechnet an diesem Produkt in unserer Volkswirtschaft ein Interesse bestehen könne.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das registrieren im übrigen die betroffenen Belegschaftsmitglieder mit großer Sensibilität.

    (Vorsitz : Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch)

    Ich will beim Stichwort Belegschaft - ich führe in diesen Wochen sehr viele und sehr intensive Gespräche an vielen Standorten - an dieser Stelle einmal meinen großen Respekt nicht nur vor der ungewöhnlichen Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter in dieser Branche zum Ausdruck bringen, sondern auch vor
    ihrer ganz ausgeprägten Bereitschaft, sich der schwierigen Situation, in der sich die Unternehmen befinden, aufgeschlossen zu stellen und ausdrücklich zu erklären, daß sie bereit sind, ihren Beitrag zu leisten, was die Überwindung dieser Schwierigkeiten angeht.
    Das, was gelegentlich auch in dieser Debatte an vordergründigem Bemühen zu erkennen war, den Schwarzen Peter irgend jemand anderem zuzuschieben, wird ausgerechnet auf seiten der unmittelbar betroffenen Belegschaft in einer bewundernswerten Weise vermieden, die sich nämlich den Fragen stellt, um die es tatsächlich geht.
    Meine Damen und Herren, zur Relativierung des Problems gehört auch, daß präzise die gleiche Debatte, die wir hier führen, nicht nur in Deutschland, sondern gleichzeitig an jedem Luft- und Raumfahrtstandort in Europa und selbst in den Vereinigten Staaten geführt wird.
    Wir befinden uns in einer gründlich veränderten Welt. Überall gibt es massive Konsequenzen dieser Veränderungen, gerade im Bereich der Luft- und Raumfahrtindustrie.
    Nun haben wir im Unterschied zu manchen anderen Ländern diesen Bereich privatwirtschaftlich organisiert. Die Bundesregierung läßt auch keinen Zweifel daran, daß es bei dieser privatwirtschaftlichen Verfassung der Luft- und Raumfahrtindustrie in Deutschland bleiben soll. Dann heißt das aber im Klartext: Daraus ergeben sich spezifische Verantwortlichkeiten, die nicht beliebig, je nach Problemlage ausgewechselt werden können.
    Die Frage, welche Produkte an welchem Standort mit wie vielen Arbeitsplätzen hergestellt werden können und hergestellt werden sollen, ist eben nicht von der Politik zu entscheiden, sondern von den betroffenen Unternehmen. Dies war der ausdrückliche Zweck der Operation Privatisierung. Wir täten weder der Politik noch der Industrie einen Gefallen, wenn wir dann, wenn diese Frage konkret wird, in Umkehrung unserer eigenen Absichten die umgekehrten Empfehlungen hier vortragen würden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deswegen halte ich es auch für vordergründig, wenn dann, wenn sich in einer solchen Situation die unmittelbar betroffenen Unternehmen um die unpopuläre Klärung solcher offener Fragen bemühen, hier mit der populären Forderung aufmarschiert wird, zunächst müsse das Unternehmen solche Planungen vom Tisch nehmen.
    Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, weswegen haben wir diesen Bereich denn privatwirtschaftlich organisiert? Damit endlich die Antwort auf die Frage, was an welcher Stelle mit am ehesten gegebener Aussicht auf Wettbewerbsfähigkeit hergestellt wird, nicht von dem Durchsetzungsvermögen von Wahlkreismatadoren abhängig gemacht wird, sondern von der nüchternen Einschätzung der tatsächlichen Marktchancen und der Wettbewerbsfähigkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Parl. Staatssekretär Dr. Norbert Lammert
    Meine Damen und Herren von der Opposition, bei manchem meiner Standortbesuche habe ich tatsächlich den Eindruck gehabt, daß die Belegschaften in der Einsicht in diese Zusammenhänge schon erheblich weiter sind, als es mancher Diskussionsbeitrag heute morgen erkennen ließ.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Es hat keinen Sinn, nun Durchhalteparolen zu formulieren: Wir halten die Luft- und Raumfahrtindustrie, koste es, was es wolle. Die Wahrheit ist: Wir halten sie nicht, koste es, was es wolle. Entweder wird sie an diesem Standort wettbewerbsfähig, oder es wird sie nicht geben.
    In dem Zusammenhang können wir an einer Einsicht nicht vorbei, die allerdings erhebliche Veränderungen auf seiten der Politik erfordert, der Einsicht nämlich, daß die Zeiten vorbei sind, in denen das in nationaler Kompetenz oder in der Kompetenz einzelner Unternehmen bewältigt werden konnte.
    Entweder wird die Luft- und Raumfahrt europäisch, oder sie wird irrelevant. Es wird sie nicht mehr geben, wenn wir nicht zu ganz neuen, sehr viel intensiveren Konzepten europäischer Zusammenarbeit kommen.
    Wenn hier - auch von der Opposition - gesagt wird, wir seien ja bereit, an allem mitzuwirken, dann lade ich Sie herzlich ein, bei zwei ganz konkreten Fragen mitzuwirken, die wir in kürzester Zeit politisch klären müssen, weil nämlich keine Klärungsmöglichkeit für die Unternehmen gegeben ist, sondern es sich um eine originäre Entscheidungskompetenz der Politik handelt.
    Erstens. So lange, wie es Luft- und Raumfahrt gibt, hat es einen engen Zusammenhang zwischen ziviler und militärischer Nutzung gegeben. Das muß einem nicht unbedingt gefallen, aber zur Kenntnis nehmen sollte man es schon.
    Zu den Realitäten, über die wir reden, gehört, daß der Versuch einer sauberen Trennung zwischen zivilen und militärischen Forschungen, Entwicklungen und Nutzungen immer realitätsfremder wird. Jeder muß wissen, daß dann, wenn er auf einer solchen sauberen Trennung besteht, dies für die Luft- und Raumfahrtindustrie am Standort Deutschland bedeutet, daß sie sich von genau solchen Entwicklungen und solchen Produkten verabschieden muß, die tatsächlich Marktchancen für die Zukunft haben. Dies ist eine Klärung, die die Politik für die Industrie leisten muß. Herr Kollege Scharping, ich sehe mit großem Interesse der Diskussion mit der Opposition entgegen, die wir an dieser Stelle führen müssen.
    Ich will unter dem Stichwort „Klärungsbedarf" einen zweiten Punkt nennen - wirklich ohne jeden Anflug von Polemik -, den Sie, wie nahezu jeder in dieser Debatte, völlig zu Recht angemerkt haben: Wir brauchen ganz andere, neue Formen europäischer Zusammenarbeit. Im übrigen ist es wahr: Es gibt Inkonsistenzen sowohl im Entwicklungsbereich als
    auch im Forschungs- und im Beschaffungsbereich. Diese Inkonsistenzen gibt es nicht nur bei den Franzosen, den Niederländern oder den Briten. Die ganze Wahrheit ist: Es gibt sie gelegentlich auch bei uns.

    (Manfred Opel [SPD]: Viel zu häufig!)

    Allerdings sollte man nicht einerseits die Beschaffungspolitik der Bundesregierung deswegen kritisieren, weil sie nicht in Deutschland kauft,

    (Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Uns haben Sie das doch vorgeworfen!)

    und andererseits die Erwartung zurückweisen, daß zur Sicherung von Beschäftigungschancen eine bestimmte Entscheidung zugunsten deutscher Unternehmen getroffen werden müßte. Hier muß man sich auch entschließen, welche Art der Argumentation man sich nun wirklich zu eigen machen will.

    (Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Aber Sie auch!)

    Wahr ist - deswegen habe ich das vorgetragen -: Es gibt Inkonsistenzen, und darüber müssen wir reden. Wenn wir in dieser Branche nur mit einer europäischen Perspektive überleben können, dann muß diese europäische Perspektive Forschung, Entwicklung, Beschaffung, Nutzung und zunehmend übrigens auch Wartung einschließen. Sonst werden wir das gar nicht durchhalten können.
    Der zweite unverzichtbar anstehende Klärungsbedarf - ich sage das nur noch stichwortartig - betrifft die Exportregelung, die wir in der Bundesrepublik Deutschland haben. Herr Scharping, unter den gegebenen gesetzlichen Bestimmungen sind Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland nur begrenzt kooperationsfähig. Die gesamte Debatte über notwendige europäische Perspektiven bleibt eine pure Sympathieerklärung, wenn wir nicht bereit sind, uns ganz nüchtern, ganz unvoreingenommen, aber eben auch ganz konkret mit der Frage zu beschäftigen: Wo schaffen wir selber durch unsere gesetzlichen Bestimmungen, die aus der Vergangenheit stammen und damals vielleicht gut begründet waren, Verzerrungen von Wettbewerbsbedingungen, die eine der wesentlichen Hürden für die Leistungsfähigkeit unserer eigenen Unternehmen darstellen? Ich stelle mit Sympathie fest, daß es, jedenfalls in den Ländern, eine beachtliche Neigung gibt, sich dieser Frage ganz nüchtern und unvoreingenommen zu widmen. Wir werden das hoffentlich gemeinsam in diesem Hause tun.
    Meine Damen und Herren, die Industrie weiß sehr wohl, daß die Bundesregierung keineswegs als Adressat beliebiger Anforderungen an öffentliche Kassen zur Verfügung steht. Ganz gewiß können die Renditeerwartungen von Unternehmen nicht durch einen Griff in öffentliche Kassen gedeckt werden. Wenn sie diese Rentabilitätsziele erreichen, à la bonne heure, aber dies darf ganz sicher nicht unter Rückgriff auf öffentliche Kassen geschehen.
    Umgekehrt muß klar sein: Die Politik muß in den Funktionen, in denen sie originär allein entscheiden muß und das Unternehmen aus guten Gründen gar keine Entscheidungskompetenz hat, ihren eigenen

    Parl. Staatssekretär Dr. Norbert Lammert
    Aufgaben tatsächlich auch nachkommen. In genau diesem Sinne, mit genau dieser Perspektive wird die Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrtindustrie sicher kein bequemer, aber ganz gewiß ein verläßlicher Partner sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Abgeordneten Dr. Wolf das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Winfried Wolf


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Meine Damen und Herren, drei Anmerkungen zur Debatte. Erstens. Ich habe in meinem Beitrag klarzumachen versucht, bei welcher Art von Arbeitsplätzen dieses Parlament bereit ist, solche Debatten zu führen, und bei welcher Art von Arbeitsplätzen nicht. Ich stelle fest, daß darauf nicht eingegangen wurde. Es bleibt im Raum stehen: Wenn es um andere Arbeitsplätze geht, sei es von Unternehmen in der Oberlausitz, sei es in Bereichen wie der Deutschen Bahn AG oder Telekommunikation und Post, gibt es keine Debatte. Aber bei Debatten, in denen es um Bereiche geht, wo auch militärisch produziert wird, wird eine solche Diskussion geführt.
    Manche vertreten die Meinung, es gebe im Streit um Subventionen für Boeing/McDonald auf der einen Seite und DASA auf der anderen Seite eine Verzerrung der Wettbewerbsgrundsätze. Diese Leute schreien sehr laut auf, wenn es um Subventionen für die deutsche Steinkohle geht, während sie beim Eurofighter für Subventionen sind.
    Zweitens. Ich bin auf die stoffliche Form dessen, was produziert wird, eingegangen und habe Vorschläge gemacht, welche anderen Produkte hergestellt werden könnten.

    (Peter Hintze [CDU/CSU]: Das ist ja unfaßbar!)

    Auf die Frage, welche Militärprojekte damit verbunden sind, sind sehr wenige Rednerinnen und Redner eingegangen - sehr offensiv Herr Stoiber, der all dies eindeutig gerechtfertigt hat. Da es sich in beiden Bereichen um Industrien handelt, bei denen der Staat interveniert, verlange ich noch einmal, zu vergleichen, was im Bereich der Deutschen Bahn AG, der Post und Telekommunikation auf der einen Seite und im Bereich der Militärausgaben für den Eurofighter auf der anderen Seite getan wird. Auf der einen Seite sinnvolle Formen des Transports, auf der anderen Seite zerstörerische Produkte und Dienstleistungen.
    Dritter Punkt: Ich bitte Sie, auch volkswirtschaftlich zu vergleichen, daß es sich in den Bereichen, um die es hier geht, nämlich Weltraumfahrt und Rüstung, um extrem kapitalintensive Produktionen handelt und umgekehrt in den anderen Bereichen und Dienstleistungssektoren wie Bahn und Post um extrem arbeitsintensive Bereiche. Das heißt: Wenn die Gelder für Rüstung da sind, dann würden sie in den anderen Bereichen bedeutend mehr Arbeitsplätze schaffen als in den Bereichen, in denen sie jetzt ausgegeben werden sollen. Das heißt: Es wäre insgesamt ein größeres Arbeitsbeschaffungsprogramm.
    Zum Schluß: Über dieser Diskussion liegt ein Hauch von Vaterland, liegt ein Hauch von „Ich kenne keine Parteien mehr" .

    (Zurufe von der CDU/CSU: Oho!)

    Zu der Panzerkreuzer-Diskussion vor dem Ersten Weltkrieg haben wir hier ein Korrelat „EurofighterAnschaffung". Ich bedauere, daß auch in Bereichen der SPD zum Teil so diskutiert worden ist, daß primär Arbeitsplätze im Mittelpunkt stehen und nicht die stoffliche Form. Ich stelle fest, daß wir für eine solche Diskussion nicht zu haben sind.

    (Beifall bei der PDS)