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ID1304903800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/49 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 49. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 13. Juli 1995 Inhalt: Erklärung zur Lage in Bosnien 4045 A Erweiterung der Tagesordnung 4045 D Tagesordnungspunkt 1: Vereinbarte Debatte zum Jahressteuergesetz 1996 Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 4046 A Ingrid Matthäus-Maier SPD . . . . . . 4048 B Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . 4052 A Carl-Ludwig Thiele F.D.P. . . . . . . . 4054 B Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . 4054 D Dieter Heistermann SPD . . . . . . . 4057 A Dr. Gregor Gysi PDS 4057 D Hans-Peter Repnik CDU/CSU . . . . 4059 D Klaus-Dieter Kühbacher, Minister (Brandenburg) 4063 C Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . 4065 C Friedrich Merz CDU/CSU 4066 C Joachim Poß SPD 4068 C Gerhard Schulz (Leipzig) CDU/CSU . . 4070 B Rolf Schwanitz SPD . . . . . . . . . 4071 B Tagesordnungspunkt 2: Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Jahressteuergesetz 1996 (Drucksachen 13/1558, 13/1800, 13/1779, 13/1960) Namentliche Abstimmung . . . . . . . 4072 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . 4074 A Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. beabsichtigte Wiederaufnahme der Atombombenversuche in der Südsee durch Frankreich Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . . 4073 A Rudolf Scharping SPD 4076 B Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . 4077 B Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. . . . . . . 4078 B Steffen Tippach PDS . . . . . . . . . 4079 B Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . 4080 A Katrin Fuchs (Verl) SPD . . . . . . . . 4081 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . 4082 C Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU 4083 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . 4084 B Heinrich Lummer CDU/CSU . . . . . . 4085 B Freimut Duve SPD . . . . . . . . . 4086 B Karl Lamers CDU/CSU 4087 B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 4088 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Drohende Wiederaufnahme der französischen Atombombenversuche im Südpazifik (Drucksache 13/1986) . . . . . . . . . . . . . 4089 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 4089 D Berichtigungen . . . . . . 4089 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4091* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Robert Antretter (SPD) über die in Zusatztagesordnungspunkt 1 a aufgeführten Vorlagen (Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetz - § 218 StGB) in der 47. Sitzung am 29. Juni 1995 . . . . . 4092* A Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Erich G. Fritz (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung in der zweiten Beratung über den von den Abgeordneten Hubert Hüppe, Monika Brudlewsky und weiteren Abgeordneten eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zum Schutz des ungeborenen Kindes - Neufassung des Abtreibungsstrafrechts und Regelung der staatlichen Obhut - auf Drucksache 13/395 in der 47. Sitzung am 29. Juni 1995 . . . . . . 4092* D Anlage 4 Erklärung des Abgeordneten Dr. Reinhard Göhner (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den von den Abgeordneten Christina Schenk, Petra Bläss und weiteren Abgeordneten der PDS eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung der Unantastbarkeit der Grundrechte von Frauen - Ergänzung des Grundgesetzes (Artikel 2) und entsprechende Änderungen des Strafgesetzbuches auf Drucksache 13/397 in der 47. Sitzung am 29. Juni 1995 4092* D Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Reinhard Weis (Stendal) (SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an den Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung des schnellen Einsatzverbandes im früheren Jugoslawien einschließlich der Unterstützung eines eventuellen Abzugs der VN- Friedenstruppen und zu den Entschließungsanträgen der Fraktionen von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie zu dem Entschließungsantrag der Gruppe der PDS in der 48. Sitzung am 30. Juni 1995 . 4093* A Anlage 6 Erklärung der Abgeordneten Verena Wohlleben (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den von der Fraktion der SPD eingebrachten Entschließungsantrag auf Drucksache 13/1835 zum Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an den Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung des schnellen Einsatzverbandes im früheren Jugoslawien einschließlich der Unterstützung eines eventuellen Abzugs der VN-Friedenstruppen auf Drucksachen 13/1802 und 13/1855 in der 48. Sitzung am 30. Juni 1995 . . . 4093* D Anlage 7 Amtliche Mitteilungen 4093* D 49. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 13. Juli 1995 Beginn: 14.00 Uhr
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    Berichtigungen 47. Sitzung, Seite VII Anlage 2: Statt Robert Antretter „CDU/CSU" ist „SPD" zu lesen. Seite 3797 C, 11. Zeile: Statt „Gert" ist „Robert" zu lesen. Seite 3917 A, 6. Zeile: „Robert Antretter SPD 29.6. 95" ist zu streichen. Seite 3917 B, letzte Zeile: Statt „Westeuropäischen Union" ist „Parlamentarischen Versammlung des Europarates " zu lesen. Seite 3917 C: Die abgegebene Erklärung des Abgeordneten Robert Antreter (SPD) ist durch die in Anlage 2 abgedruckte zu ersetzen. 48. Sitzung, Seite 4019 B: In der Auflistung der NeinStimmen zur Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung zur deutschen Beteiligung an den Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung des schnellen Einsatzverbandes im früheren Jugoslawien einschließlich der Unterstützung eines eventuellen Abzugs der VN-Friedenstruppen - Drucksache 13/1802 und 13/1855 - ist der Name Karsten D. Voigt (Frankfurt) durch den Namen Ute Vogt (Pforzheim) zu ersetzen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 13.7.95 Andres, Gerd SPD 13.7.95 Antretter, Robert SPD 13.7.95** Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 13.7.95 Böttcher, Maritta PDS 13.7.95 Bulling-Schröter, PDS 13.7.95 Eva Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Dr. Däubler-Gmelin, SPD 13.7.95 Herta Dr. Eid-Simon, Uschi BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Engelmann, Wolfgang CDU/CSU 13.7.95 Erler, Gernot SPD 13.7.95 Faße, Annette SPD 13.7.95 Fink, Ulf CDU/CSU 13.7.95 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 13.7.95* Gleicke, Iris SPD 13.7.95 Graf (Friesoythe), SPD 13.7.95 Günter Hasenfratz, Klaus SPD 13.7.95 Hauser (Rednitzhembach), CDU/CSU 13.7.95 Hansgeorg Dr. Hendricks, Barbara SPD 13.7.95 Hermenau, Antje BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Dr. Heuer, Uwe-Jens PDS 13.7.95 Hilsberg, Stephan SPD 13.7.95 Hustedt, Michaele BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Iwersen, Gabriele SPD 13.7.95 Dr. Jacob, Willibald PDS 13.7.95 Dr.-Ing. Jork, Rainer CDU/CSU 13.7.95 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 13.7.95 Kastner, Susanne SPD 13.7.95 Klemmer, Siegrun SPD 13.7.95 Klose, Hans-Ulrich SPD 13.7.95 Köhne, Rolf PDS 13.7.95 Dr. Köster-Loßack, BÜNDNIS 13.7.95 Angelika 90/DIE GRÜNEN Kressl, Nicolette SPD 13.7.95 Kriedner, Arnulf CDU/CSU 13.7.95 Kröning, Volker SPD 13.7.95 Kuhlwein, Eckart SPD 13.7.95 Dr. Graf Lambsdorff, F.D.P. 13.7.95 Otto Lamers, Karl CDU/CSU 13.7.95 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lemke, Steffi BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Lengsfeld, Vera BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Dr. Lippelt, Helmut BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Lörcher, Christa SPD 13.7.95 Lühr, Uwe F.D.P. 13.7.95 Dr. Luft, Christa PDS 13.7.95 Mante, Winfried SPD 13.7.95 Müller (Berlin), PDS 13.7.95 Manfred Nickels, Christa BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Dr. Pick, Eckhart SPD 13.7.95 Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 13.7.95 Hermann Rennebach, Renate SPD 13.7.95 Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 13.7.95 Scheffler, Siegfried SPD 13.7.95 Schmidt-Zadel, Regina SPD 13.7.95 Schmitt (Langenfeld), BÜNDNIS 13.7.95 Wolfgang 90/DIE GRÜNEN Dr. Schnell, Emil SPD 13.7.95 Schönberger, Ursula BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Schütze (Berlin), Diethard CDU/CSU 13.7.95 Schulte (Hameln), SPD 13.7.95 Brigitte Dr. Schulte CDU/CSU 13.7.95 (Schwäbisch-Gmünd), Dieter Schultz (Everswinkel), SPD 13.7.95 Reinhard Schulze, Frederick CDU/CSU 13.7.95 Dr. Schuster, SPD 13.7.95 R. Werner Schwanhold, Ernst SPD 13.7.95 Seuster, Lisa SPD 13.7.95 Dr. Sperling, Dietrich SPD 13.7.95 Terborg, Margitta SPD 13.7.95 Dr. Thalheim, Gerald SPD 13.7.95 Thierse, Wolfgang SPD 13.7.95 Thönnes, Franz SPD 13.7.95 Uldall, Gunnar CDU/CSU 13.7.95 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Voigt (Frankfurt), SPD 13.7.95 Karsten D. Volmer, Ludger BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Wallow, Hans SPD 13.7.95 Weis (Stendal), Reinhard SPD 13.7.95 Westrich, Lydia SPD 13.7.95 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 13.7.95 Wiefelspütz, Dieter SPD 13.7.95 Wolf (München), Hanna SPD 13.7.95 Wonneberger, Michael CDU/CSU 13.7.95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Robert Antretter (SPD) über die in Zusatztagesordnungspunkt 1 a aufgeführten Vorlagen (Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetz - § 218 StGB) in der 47. Sitzung am 29. Juni 1995 Es ist zu begrüßen, daß die embryopathische Indikation abgeschafft und damit klargestellt wird, daß behindertes Leben vom Gesetzgeber nicht als unwert betrachtet wird. Ich kann mich jedoch aus folgenden Gründen auch nicht damit abfinden, daß Behinderung zu einer medizinischen Indikation führen kann. Durch die technischen Fortschritte in der medizinischen Therapie und Diagnostik verwischen sich zunehmend Stadien der menschlichen Existenz, die einst klar definiert waren. Das gilt nicht nur für das Ende des menschlichen Lebens, sondern auch für seinen Beginn. Die neuen Möglichkeiten der Medizin bieten Chancen und bergen Gefahren. Als besonders gefährdet sehe ich das Leben behinderter Menschen, vor allem ungeborener behinderter Kinder, an. Der Ruf nach einem Fürsprecher für das ungeborene Leben muß deshalb heute lauter sein als jemals, weil der „Respekt vor dem Leben" , wie ihn beispielsweise Albert Schweitzer eingefordert hat, insgesamt an Stellenwert zu verlieren droht. Wir müssen feststellen, daß sich bei Teilen der Wissenschaft eine vor allem für die behinderten Menschen gefahrvolle Denkweise breitmacht. Rechts- und Sozialphilosophen formulieren bereits unmißverständlich eine „großzügige" neue Ethik, wonach ungeborene Kinder noch keine „Personen" seien und deshalb auch keinen Anspruch auf verfügbares Lebensrecht hätten. Es verwundert deshalb nicht, daß manche auch bereits wieder von „lebensunwertem Leben" sprechen. Werden wir uns demnächst mit der Vorstellung auseinanderzusetzen haben, es gebe ein abgestuftes Recht auf Leben, etwa für Ungeborene, Behinderte oder Alte, also „unnütze" und deshalb ungewollte Menschen? In einer zunehmend materiell geprägten Leistungs- und Ellbogengesellschaft, in der Egoismus, soziale Kälte und ein menschenverachtender Umgang mit diskriminierten Minderheiten um sich greift, könnten populistische Philosophien dieser Art auf fruchtbaren Boden fallen. Die Folgen wären fatal. Angesichts dieser mehr als bedenklichen Tendenzen muß dem Schutz des Lebens am Beginn, am Ende und wenn es krank ist Vorrang vor allen anderen Zielen gegeben werden. Gerade einige Artikel des noch heute von uns zu beratenden Entwurfs einer Bioethik-Konvention des Europarates belegen auf aktuelle Weise, daß Wachsamkeit angezeigt ist. Keine der Kolleginnen und Kollegen, die sich der Mühe unterzogen haben, den hier vorliegenden Gesetzentwurf zu erarbeiten, möchte ich in die Nähe der aufgezeigten Entwicklung bringen. Aber ich befürchte, daß der Antrag hier - ungewollt - eher entgegenkommt. Deshalb stimme ich dagegen. Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Erich G. Fritz (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung in der zweiten Beratung über den von den Abgeordneten Hubert Hüppe, Monika Brudlewsky und weiteren Abgeordneten eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zum Schutz des ungeborenen Kindes - Neufassung des Abtreibungsstrafrechts und Regelung der staatlichen Obhut - auf Drucksache 13/395 in der 47. Sitzung am 29. Juni 1995 (Seiten 3790 A bis 3792 B) Ich erkläre, daß ich an der namentlichen Abstimmung teilgenommen und mit Ja gestimmt habe. Anlage 4 Erklärung des Abgeordneten Dr. Reinhard Göhner (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den von den Abgeordneten Christina Schenk, Petra Bläss und weiteren Abgeordneten der PDS eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung der Unantastbarkeit der Grundrechte von Frauen - Ergänzung des Grundgesetzes (Artikel 2) und entsprechende Änderungen des Strafgesetzbuches auf Drucksache 13/397 in der 47. Sitzung am 29. Juni 1995 (Seiten 3790 A bis 3792 B) Ich erkläre, daß ich an der namentlichen Abstimmung teilgenommen und mit Nein gestimmt habe. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Reinhard Weis (Stendal) (SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an den Maßnahmen. zum Schutz und zur Unterstützung des schnellen Einsatzverbandes im früheren Jugoslawien einschließlich der Unterstützung eines eventuellen Abzugs der VN-Friedenstruppen und zu den Entschließungsanträgen der Fraktionen von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie zu dem Entschließungsantrag der Gruppe der PDS in der 48. Sitzung am 30. Juni 1995 (Seiten 4013 C bis 4026 A) Ich habe den Antrag der Bundesregierung, die Bundeswehr im Bosnienkonflikt auch mit ECR-Tornados zum Einsatz zu bringen, abgelehnt. Ganz kurz zusammengefaßt spielen folgende Gründe, die allesamt keine Gewissensgründe, sondern reine Sachabwägungen sind, dabei die entscheidende Rolle: Da durch die UN keine formale Anforderung deutscher Unterstützung mit ECR-Tornados für die mit einem UN-Mandat im ehemaligen Jugoslawien stationierten Truppen vorliegt, besteht kein unmittelbarer Handlungszwang, außer dem, den die Bundesregierung im Rahmen der NATO-Kontaktgruppe für Bosnien selbst erzeugt hat. Es wäre also Zeit, den Umfang und die Dauer deutscher Unterstützung auch unter stärkerer Einbeziehung der Opposition zu besprechen. Solche Mitbeteiligung bei der Formulierung des Auftrages deutscher Truppen außerhalb des NATO-Gebietes sieht das Verfassungsgerichtsurteil ausdrücklich vor. Die mir jetzt abverlangte Entscheidung „Ja" oder „Nein" zu einem Einsatz, der wegen der unbegrenzten Dauer und einer nicht vorhersehbaren Entwicklung der Konfliktlage von mir in seinen Konsequenzen nicht einzuschätzen ist, kann ich nicht mit „Ja" beantworten, obwohl ich grundsätzlich eine Mitverantwortung Deutschlands bei der Unterstützung der UN-Mission sehe. Es ist für mich auch nicht akzeptabel, daß für einen Einsatz, der über den reinen Landesverteidigungsfall und Verpflichtungen aus dem NATO-Vertrag hinausgeht, Wehrpflichtige zum Einsatz kommen sollen. Die Bundesregierung verschweigt uns, daß es von seiten der UNPROFOR keine Anforderung von Bundeswehr-Tornados zur Ausschaltung serbischer Flugabwehrraketenstellungen gibt. Die UNPROFOR betrachtet nach Auswertung aller aktiven Kampfhandlungen durch die UNPROFOR sowie der Lufteinsätze der NATO die Lufteinsätze, die nicht unmittelbar auf Reaktion gegen konkrete Verursacher von Angriffen auf die UNPROFOR erfolgten, als konfliktverschärfend. Letztes Beispiel ist die terroristische Geiselnahme im Juni. Die Bundesregierung verschweigt uns auch, daß es zur Unterstützung der UNPROFOR aus der Luft geeignetere Flugzeuge der Amerikaner und Engländer gibt, weil diese langsamer und damit wendiger sind. Lediglich zur Ausschaltung der serbischen Luftabwehr sind die deutschen ECR-Tornados besser geeignet - aber diese konfliktverschärfende Kampfhandlung ist von der UNPROFOR nicht erwünscht. Sie sieht andere, seit dem Frühjahr 1994 nicht mehr ausgeschöpfte Möglichkeiten, Hilfslieferungen und Bewegungsfreiheit der UN-Kontingente zu sichern. Der SPD-Antrag zum Einsatz der Bundeswehr im Bosnienkonflikt zur Unterstützung der UNPROFOR und der NATO-Eingreiftruppe entspricht genau der Vorstellung ehemaliger UNPROFOR-Kommandeure, die auf einem Workshop im Mai 1995 eine Auswertung ihrer Erfahrungen mit dem UN-Engagement im ehemaligen Jugoslawien vornahmen. Sie erwarten von Deutschland vor allem eine großzügige Hilfe durch logistische Unterstützung in den Stäben, Transporttechnik und Feldlazarette, und sie anerkennen so auch die besonderen deutschen Assoziationen mit Jugoslawien, die uns zu Recht größte Zurückhaltung auferlegt. Meines Erachtens ist es parteipolitisches Kalkül des konservativen Lagers, wenn die Haltung der SPD zu dem Einsatz der Bundeswehr mit Kampfpotentialen in diesem UN-Einsatz als Nagelprobe für die Politik- und Regierungsfähigkeit der SPD hochstilisiert wird. Eher ist unsere verantwortungsvolle Zurückhaltung Beispiel für das Gegenteil. Anlage 6 Erklärung der Abgeordneten Verena Wohlleben (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den von der Fraktion der SPD eingebrachten Entschließungsantrag auf Drucksache 13/1835 zum Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an den Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung des schnellen Einsatzverbande4s im früheren Jugoslawien einschließlich der Unterstützung eines eventuellen Abzugs der VN-Friedenstruppen auf Drucksachen 13/1802 und 13/1855 in der 48. Sitzung am 30. Juni 1995 (Seiten 4020 A bis 4022 C) In der Abstimmungsliste ist mein Name bei den Nein-Stimmen aufgeführt. Ich erkläre, daß ich mit Enthaltung stimmen wollte. Anlage 7 Amtliche Mitteilungen Folgende Abgeordnete haben den Gesetzentwurf „Schutz des ungeborenen Kindes - Neufassung des Abtreibungsstrafrechts und Regelung der staatlichen Obhut" auf Drucksache 13/395 nachträglich unterschrieben: Klaus Brähmig Klaus-Dieter Grill Wilhelm Josef Sebastian Jürgen Sikora Hans-Otto Wilhelm Die Gruppe der PDS hat mit Schreiben vom 30. Juni 1995 ihren Antrag ,.Verhinderung der Versenkung der Shell-Plattform ,Brent Spar' " - Drucksache 13/1723 - zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Finanzausschuß Drucksachen 12/8208, 13/725 Nr. 61 Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau Drucksachen 13/1242, 13/1438 Nr. 5
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    Rede von Joachim Poß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herrn Repnik müssen die Ausführungen von Frau Matthäus-Maier wirklich sehr geärgert haben, und zwar nicht, weil Frau MatthäusMaier irgendwen hinters Licht geführt hätte, sondern weil sie über Ihre Position aufgeklärt hat

    (Beifall bei der SPD)

    und darüber, daß die SPD für Familien mit Kindern und für Durchschnittsverdiener eine günstigere Lösung erreichen will. Damit wollen Sie von dem ablenken, was Sie heute nachmittag hier gebracht haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Das ist der Kern. Von daher merkte man Ihre Betroffenheit darüber, daß es der SPD entgegen Ihren Erwartungen doch gelungen ist, erstens eine gemeinsame Position zwischen Bundestagsfraktion und Ländern zu finden, zweitens eine solche Position auch noch durchzusetzen und drittens eine Position zu vertreten, die sich auch eng an den programmatischen Vorstellungen orientiert, die sie beispielsweise im letzten Jahr vertreten hat.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Damit haben Sie nicht gerechnet. Insofern war der Überraschungseffekt bei Ihnen heute größer als erwartet.
    Zur Blockade: Wer blockiert denn hier? Die Urteile von 1990 und 1992 wurden bereits erwähnt. Ich habe unmittelbar nach dem Urteil 1992 für die SPD-Bundestagsfraktion eine Neuregelung zur Steuerfreistellung des Existenzminimums ab 1. Januar 1993 gefordert. Wieviel Zeit haben Sie verstreichen lassen seit diesem Zeitraum! Sie sind doch verantwortlich dafür, daß Geringverdiener, Durchschnittsverdiener, Familien mit Kindern Jahr für Jahr verfassungswidrig zu hoch besteuert werden.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Sie waren in der Koalition nicht in der Lage, sich zu einigen. Wie zogen sich denn die Koalitionsverhandlungen zu diesen Punkten hin? Im März kamen Sie dann zu Potte.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Aber wie!)

    Dann kam der Kabinettsentwurf. Die letzte Fassung zum Familienleistungsausgleich haben wir im Mai, eine Woche vor der entscheidenden Sitzung hier im Bundestag, bekommen.
    Das ist Ihre Arbeitsweise. Da wollen Sie uns Vorwürfe machen wegen Zeitablauf oder Blockade? Lächerlich ist das!

    (Beifall bei der SPD)


    Joachim Poß
    Ein Finanzminister und eine Koalition, denen von allen Experten - mit Ausnahme des von Ihnen vielfach zitierten aus der „Süddeutschen Zeitung" - Woche für Woche bestätigt wird, daß sie auf eine gestaltende Steuerpolitik verzichten, stellen sich hierhin und wollen der SPD irgendwelche Vorwürfe im Zusammenhang mit der Steuerpolitik machen? Das ist doch lächerlich, meine Damen und Herren! Das müssen wir einmal feststellen.

    (Beifall bei der SPD)

    Also, Herr Kollege Waigel: Was haben wir denn gemacht? Die Fachleute und wir als Opposition haben Ihre Tarife auseinandergenommen. Wir sind bei der dritten Vorlage. Das ist der Fakt, von dem Sie hier durch Sondersitzungen und anderes ablenken wollen.

    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Aber das ist doch in Ordnung!)

    Wenn Sie sagen, wir machen Parteipolitik, meine Damen und Herren, dann sage ich Ihnen: Dafür, daß Familien mit Kindern besser gestellt werden, machen wir gerne Parteipolitik, wenn es denn den Menschen nutzt.

    (Beifall bei der SPD)

    Bei der Frage der Finanzierung tun Sie so und sagen: Wir lassen es nicht zu, daß die öffentlichen Kassen durch unseriöse Vorschläge weiter belastet werden. Wir haben konkrete Finanzierungsvorschläge gemacht. Es ist doch eine Frage des politischen Willens, ob Sie den Tatbestand der Ehe mit 23 000 DM steuerlich fördern und den Tatbestand des Kindes mit 3 000 DM steuerlich fördern. Das ist eine Frage des politischen Willens. Da können Sie sich doch nicht hinter dem Grundgesetz verstecken.

    (Beifall bei der SPD)

    Zum Subventionsabbau. Das kennen Sie doch, Herr Thiele. Wir haben doch letzte Woche Montag zusammengesessen. Sie haben doch zugesehen, daß Sie sich schnell in die Büsche schlagen konnten, damit Sie nicht dabei waren, als wir mit Herrn Faltlhauser Milliarden zusammengekehrt haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir waren doch bei 5,6 Milliarden DM. Wir wären mit Hilfe der CSU auch bei 7 Milliarden DM gelandet.

    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Wo ist denn die Bareis-Kommission geblieben?)

    Herr Thiele, Sie können doch nicht von der Belastung und Entlastung der Bürger reden, so wie Sie es heute gemacht haben. Das war wirklich so wie bei Klein Fritzchen. Wollen die Bürger belastet werden, wollen die Bürger entlastet werden? Wir können sie fragen. Auch im Zusammenhang mit dem Einstieg in die ökologische Steuerreform haben wir immer von Umschichtung gesprochen, das heißt, der Energieverbrauch wird relativ stärker belastet. Die direkte Entlastung setzt bei der Einkommensteuer an. Es ist ein altes Modell. Es ist stimmig. Es ist in der Fachwelt unumstritten. Und da versuchen Sie den Eindruck zu
    erwecken, als würden wir die Menschen zusätzlich belasten wollen. Sie wollen doch die Normal- und Geringverdiener, die auch Leistungen erbringen, nicht stärker entlasten, als es notwendig ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie könnten doch dem Ergebnis des Vermittlungsausschusses zum Existenzminimum, das meines Erachtens den untersten Rand der Verfassungsmäßigkeit darstellt, heute zustimmen, wenn Sie so viele Sorgen haben, gerade bei diesen Menschen.
    Darum geht es Ihnen gar nicht. In den letzten Wochen, Herr Thiele, wurde deutlich, daß Sie die reinste Klientelpartei sind.

    (Beifall bei der SPD Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Das ist unglaublich!)

    Wenn es um einen echten Subventionsabbau geht, wenn es um das Schließen von Steuerschlupflöchern geht, werden Sie plötzlich zu einem hartnäckigen Verteidiger von Subventionen. Ihnen sind die Interessen von Lobbyisten wichtiger als die Interessen der großen Mehrheit der Steuerzahler.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Gleichzeitig verhindern Sie wirksame Maßnahmen zu einer echten Steuervereinfachung. Schauen Sie sich doch die Zahlen beim Steueraufkommen an. Wer hat denn gezahlt? Wer ist denn die Melkkuh der Nation geworden? Die Lohnsteuerzahler sind das geworden, nicht die sogenannten Spitzenverdiener, die mehr und mehr von den Staatsanwälten und den Finanzämtern verfolgt werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Von daher, Herr Thiele, sollten Sie sich als F.D.P. sehr genau überlegen, ob sie noch einmal als die großen Subventionsabbauer auftreten, derentwegen Herr Möllemann einmal zurücktreten wollte. Das hat er dann auch flugs vergessen.

    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Wo ist die Bareis-Kommission geblieben?)

    Ich meine also, meine Damen und Herren: Wenn Sie nicht einmal den Mindestansprüchen des Verfassungsgerichts Rechnung tragen wollen, Sie z. B. im Jahre 1997 sehenden Auges einen geringeren Betrag Steuern freistellen, als es nach den Berechnungen des Bundesfinanzministeriums als Mindestbetrag anzusehen ist, so desavouieren Sie nicht nur das Bundesverfassungsgericht. Eine Flut von Klagen und Einsprüchen wird die Folge sein. Anstatt weniger Arbeit in den Finanzämtern werden wir überflüssige, verwaltungsmäßige Mehrarbeit bei den Bürgern und den Finanzämtern haben. Wenn Sie das verhindern wollen, stimmen Sie wenigstens dem Ergebnis des Vermittlungsausschusses zu, wie es erzielt wurde.
    Sie sehen, meine Damen und Herren, ohne daß ich noch näher auf den Komplex des Familienleistungsausgleiches eingehe: Wir können alle Argumente, die Sie hier gebracht haben und die Sie zur Ablehnung des Ergebnisses des Vermittlungsausschusses führen, wirklich ablehnen. Vielleicht kommt bei Ih-

    Joachim Poß
    nen noch einmal die Einkehr. Nutzen Sie bitte die nächsten Tage! Wir stehen Ihnen für Gespräche zur Verfügung, damit beim nächsten Treffen wirklich ein Ergebnis erzielt wird, das höhere Entlastungen für Familien und Normalverdiener bringt. Dafür steht die SPD im Wort, meine Damen und Herren, und wir halten Wort. Wir wollen eine höhere Entlastung für Familien und Normalverdiener.
    Unsere Pläne bedeuten

    (Zurufe von der CDU/CSU und der F.D.P.: Höhere Steuern!)

    die schrittweise Erhöhung des Kindergeldes auf 250 DM und des steuerlichen Existenzminimums auf 13 000 DM. Das führt bei einer Familie mit zwei Kindern und mittlerem Einkommen für 1996 zu einem Plus von 480 DM, für 1997 zu einem Plus von 640 DM, für 1998 zu einem Plus von 830 DM und für 1999 zu einem Plus von 1 700 DM. Die Bürger müssen wissen: Die Koalition von CDU/CSU und F.D.P. blockiert diese Verbesserung. Darüber stimmen wir jetzt gleich ab.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Als letzter Redner in dieser Debatte hat der Kollege Gerhard Schulz das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gerhard Schulz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die unannehmbaren Vorstellungen über ein erhöhtes Kindergeld und die Freistellung des Existenzminimums, die die SPD im Vermittlungsausschuß durchgesetzt hat, werden wir hier und heute ablehnen. Das dürfte nach der Debatte klar sein.
    Es ist für mich schon erstaunlich: Sie erwarten von uns die Zustimmung zu Mehrausgaben, wohlwissend, daß Ihre Gegenfinanzierungsvorschläge in weiten Bereichen inakzeptabel sind.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das stimmt doch nicht!)

    Gleichzeitig verhindern Sie durch Ihre Uneinsichtigkeit in bezug auf die Gewerbesteuerreform - wir wollen ein paar Wochen zurückdenken - einen Konjunkturschub, der zu Steuermehreinnahmen führen würde, aus denen dann ein höheres Kindergeld und auch ein höheres Existenzminimum finanziert werden könnten.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Das ist eine Vorgehensweise, die ich mit meinem schlichten Handwerksgemüt nicht kapiere. Ich vermute aber mal, daß es anderen ähnlich geht.
    Die von der Regierungskoalition beschlossenen steuerlichen Entlastungen in Höhe von 22,5 Milliarden DM kommen vor allem der ostdeutschen Bevölkerung zugute, die, wie wir alle wissen, im Durchschnitt ein wesentlich geringeres Einkommen hat als die westdeutschen Bürgerinnen und Bürger. Gerade weil diese Entlastungen so dringend notwendig sind, können es die Menschen in den neuen Bundesländern nicht verstehen, daß Sie, meine Damen und Herren aus der SPD, aus reinem Populismus und purer Effekthascherei in einem unnötigen Versuch, politische Stärke zu demonstrieren, eine schnelle Verabschiedung des Jahressteuergesetzes zugunsten der Menschen in unserem Land, die sich unter schwersten Bedingungen eine Existenz aufgebaut, einen Arbeitsplatz erkämpft und eine Lebensgrundlage erarbeitet haben, verweigern.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Wer hat Ihnen denn diese Rede aufgeschrieben? Das ist ja Unsinn!)

    Zudem legen Sie einen Vorschlag vor, dessen Entlastungsvolumen um 10 Milliarden DM geringer ausfällt als in dem Vorschlag der Koalition.
    Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren von der SPD: Die Menschen in Ostdeutschland können Ihre Verweigerungshaltung nicht verstehen.

    (Jörg Tauss [SPD]: Die Menschen in Ostdeutschland wissen Bescheid!)

    - Sie wissen ganz bestimmt Bescheid. Darauf können Sie Gift nehmen.
    Unabhängig davon erreichen Sie aber auch - das ist ein anderes Thema, das hier noch gar nicht angesprochen wurde -, daß die im Steuergesetz enthaltenen anderen Regelungen, insbesondere die für den Bereich der steuerlichen Ostförderung, nicht in Kraft treten können. Zur Erinnerung: Wir reden hier über 24 Milliarden DM, die der ostdeutschen Wirtschaft und den Privathaushalten zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. Wir haben uns dabei vor allem auf die Förderung des industriellen Sektors konzentriert, der im Gegensatz zu anderen Wirtschaftszweigen am weitesten zurückliegt. Wie richtig wir damit liegen, zeigt der 13. Anpassungsbericht der Wirtschaftsinstitute; das ist in der heutigen Presse nachzulesen.
    Zur Erinnerung: Beschlossen wurden bereits am 2. Juni in diesem Haus die Weiterführung der steuerlichen Sonderabschreibung, die Verlängerung der fünfprozentigen und der zehnprozentigen Mittelstandszulage, die Einführung der zehnprozentigen Investitionszulage für den innerörtlichen und mittelständischen Groß- und Einzelhandel, Sonderabschreibungen im Mietwohnungsneubau um 25 % plus Länderfördermittel usw.
    Die Regierungskoalition signalisiert mit diesen Maßnahmen allen Unternehmen in Ostdeutschland Kontinuität und Verläßlichkeit. Unsere Botschaft lautet: Investitionen in den neuen Ländern lohnen sich auch steuerlich. Je schneller investiert wird, um so mehr kann jeder von dieser Förderung profitieren.
    Dieses Paket ist auch ein Erfolg der ostdeutschen Abgeordneten, weil es ihnen gelungen ist, die in den Bundesministerien der Finanzen und der Wirtschaft bereits vorhandene Einsicht in die Notwendigkeit, die steuerliche Ostförderung weiterzuführen, zu stärken und die Zustimmung der Koalitionsfraktionen zu erreichen.

    Gerhard Schulz (Leipzig)

    Daß wir Ihre Aufforderung, noch etwas draufzulegen - Herr Schwanitz hat ja damals eine sehr schöne Rede gehalten -, zurückweisen, hat nichts damit zu tun, daß wir eine Notwendigkeit dazu nicht eingesehen hätten, ganz im Gegenteil. Vielmehr hat es etwas mit unserer Seriosität zu tun, und zwar mit der Seriosität, wie wir als Ost-Abgeordnete mit diesem Thema, der Ostförderung, umgehen. Denn dieser Umgang hat Einfluß darauf, wie wir in unserer großen Fraktion akzeptiert werden, ganz im Gegensatz zu Ihnen. Daß Sie mit Ihren Vorschlägen innerhalb der SPD keinen Erfolg hatten, sieht man ja gerade daran, daß sich nicht ein einziger Ihrer Vorschläge in der Beschlußempfehlung des Vermittlungsausschusses wiederfindet.

    (Zuruf von der SPD: Wovon reden Sie denn eigentlich?)

    Ich gehe deshalb erneut davon aus, daß die SPD mit der Arbeit der Regierungskoalition, zumindest in diesem Bereich, zufrieden ist.

    (Abg. Rolf Schwanitz [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    Allerdings bestätigt das aber auch, daß die Kritik, die Sie, Herr Kollege Schwanitz, bei der Verabschiedung des Jahressteuergesetzes an einigen Punkten geäußert haben, nicht ernst gemeint war.
    Sie wollen jetzt eine Zwischenfrage stellen; ich lasse sie gern zu.