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ID1304902000

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    Plenarprotokoll 13/49 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 49. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 13. Juli 1995 Inhalt: Erklärung zur Lage in Bosnien 4045 A Erweiterung der Tagesordnung 4045 D Tagesordnungspunkt 1: Vereinbarte Debatte zum Jahressteuergesetz 1996 Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 4046 A Ingrid Matthäus-Maier SPD . . . . . . 4048 B Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . 4052 A Carl-Ludwig Thiele F.D.P. . . . . . . . 4054 B Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . 4054 D Dieter Heistermann SPD . . . . . . . 4057 A Dr. Gregor Gysi PDS 4057 D Hans-Peter Repnik CDU/CSU . . . . 4059 D Klaus-Dieter Kühbacher, Minister (Brandenburg) 4063 C Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . 4065 C Friedrich Merz CDU/CSU 4066 C Joachim Poß SPD 4068 C Gerhard Schulz (Leipzig) CDU/CSU . . 4070 B Rolf Schwanitz SPD . . . . . . . . . 4071 B Tagesordnungspunkt 2: Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Jahressteuergesetz 1996 (Drucksachen 13/1558, 13/1800, 13/1779, 13/1960) Namentliche Abstimmung . . . . . . . 4072 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . 4074 A Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. beabsichtigte Wiederaufnahme der Atombombenversuche in der Südsee durch Frankreich Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . . 4073 A Rudolf Scharping SPD 4076 B Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . 4077 B Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. . . . . . . 4078 B Steffen Tippach PDS . . . . . . . . . 4079 B Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . 4080 A Katrin Fuchs (Verl) SPD . . . . . . . . 4081 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . 4082 C Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU 4083 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . 4084 B Heinrich Lummer CDU/CSU . . . . . . 4085 B Freimut Duve SPD . . . . . . . . . 4086 B Karl Lamers CDU/CSU 4087 B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 4088 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Drohende Wiederaufnahme der französischen Atombombenversuche im Südpazifik (Drucksache 13/1986) . . . . . . . . . . . . . 4089 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 4089 D Berichtigungen . . . . . . 4089 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4091* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Robert Antretter (SPD) über die in Zusatztagesordnungspunkt 1 a aufgeführten Vorlagen (Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetz - § 218 StGB) in der 47. Sitzung am 29. Juni 1995 . . . . . 4092* A Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Erich G. Fritz (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung in der zweiten Beratung über den von den Abgeordneten Hubert Hüppe, Monika Brudlewsky und weiteren Abgeordneten eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zum Schutz des ungeborenen Kindes - Neufassung des Abtreibungsstrafrechts und Regelung der staatlichen Obhut - auf Drucksache 13/395 in der 47. Sitzung am 29. Juni 1995 . . . . . . 4092* D Anlage 4 Erklärung des Abgeordneten Dr. Reinhard Göhner (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den von den Abgeordneten Christina Schenk, Petra Bläss und weiteren Abgeordneten der PDS eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung der Unantastbarkeit der Grundrechte von Frauen - Ergänzung des Grundgesetzes (Artikel 2) und entsprechende Änderungen des Strafgesetzbuches auf Drucksache 13/397 in der 47. Sitzung am 29. Juni 1995 4092* D Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Reinhard Weis (Stendal) (SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an den Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung des schnellen Einsatzverbandes im früheren Jugoslawien einschließlich der Unterstützung eines eventuellen Abzugs der VN- Friedenstruppen und zu den Entschließungsanträgen der Fraktionen von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie zu dem Entschließungsantrag der Gruppe der PDS in der 48. Sitzung am 30. Juni 1995 . 4093* A Anlage 6 Erklärung der Abgeordneten Verena Wohlleben (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den von der Fraktion der SPD eingebrachten Entschließungsantrag auf Drucksache 13/1835 zum Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an den Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung des schnellen Einsatzverbandes im früheren Jugoslawien einschließlich der Unterstützung eines eventuellen Abzugs der VN-Friedenstruppen auf Drucksachen 13/1802 und 13/1855 in der 48. Sitzung am 30. Juni 1995 . . . 4093* D Anlage 7 Amtliche Mitteilungen 4093* D 49. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 13. Juli 1995 Beginn: 14.00 Uhr
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    Berichtigungen 47. Sitzung, Seite VII Anlage 2: Statt Robert Antretter „CDU/CSU" ist „SPD" zu lesen. Seite 3797 C, 11. Zeile: Statt „Gert" ist „Robert" zu lesen. Seite 3917 A, 6. Zeile: „Robert Antretter SPD 29.6. 95" ist zu streichen. Seite 3917 B, letzte Zeile: Statt „Westeuropäischen Union" ist „Parlamentarischen Versammlung des Europarates " zu lesen. Seite 3917 C: Die abgegebene Erklärung des Abgeordneten Robert Antreter (SPD) ist durch die in Anlage 2 abgedruckte zu ersetzen. 48. Sitzung, Seite 4019 B: In der Auflistung der NeinStimmen zur Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung zur deutschen Beteiligung an den Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung des schnellen Einsatzverbandes im früheren Jugoslawien einschließlich der Unterstützung eines eventuellen Abzugs der VN-Friedenstruppen - Drucksache 13/1802 und 13/1855 - ist der Name Karsten D. Voigt (Frankfurt) durch den Namen Ute Vogt (Pforzheim) zu ersetzen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 13.7.95 Andres, Gerd SPD 13.7.95 Antretter, Robert SPD 13.7.95** Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 13.7.95 Böttcher, Maritta PDS 13.7.95 Bulling-Schröter, PDS 13.7.95 Eva Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Dr. Däubler-Gmelin, SPD 13.7.95 Herta Dr. Eid-Simon, Uschi BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Engelmann, Wolfgang CDU/CSU 13.7.95 Erler, Gernot SPD 13.7.95 Faße, Annette SPD 13.7.95 Fink, Ulf CDU/CSU 13.7.95 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 13.7.95* Gleicke, Iris SPD 13.7.95 Graf (Friesoythe), SPD 13.7.95 Günter Hasenfratz, Klaus SPD 13.7.95 Hauser (Rednitzhembach), CDU/CSU 13.7.95 Hansgeorg Dr. Hendricks, Barbara SPD 13.7.95 Hermenau, Antje BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Dr. Heuer, Uwe-Jens PDS 13.7.95 Hilsberg, Stephan SPD 13.7.95 Hustedt, Michaele BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Iwersen, Gabriele SPD 13.7.95 Dr. Jacob, Willibald PDS 13.7.95 Dr.-Ing. Jork, Rainer CDU/CSU 13.7.95 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 13.7.95 Kastner, Susanne SPD 13.7.95 Klemmer, Siegrun SPD 13.7.95 Klose, Hans-Ulrich SPD 13.7.95 Köhne, Rolf PDS 13.7.95 Dr. Köster-Loßack, BÜNDNIS 13.7.95 Angelika 90/DIE GRÜNEN Kressl, Nicolette SPD 13.7.95 Kriedner, Arnulf CDU/CSU 13.7.95 Kröning, Volker SPD 13.7.95 Kuhlwein, Eckart SPD 13.7.95 Dr. Graf Lambsdorff, F.D.P. 13.7.95 Otto Lamers, Karl CDU/CSU 13.7.95 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lemke, Steffi BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Lengsfeld, Vera BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Dr. Lippelt, Helmut BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Lörcher, Christa SPD 13.7.95 Lühr, Uwe F.D.P. 13.7.95 Dr. Luft, Christa PDS 13.7.95 Mante, Winfried SPD 13.7.95 Müller (Berlin), PDS 13.7.95 Manfred Nickels, Christa BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Dr. Pick, Eckhart SPD 13.7.95 Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 13.7.95 Hermann Rennebach, Renate SPD 13.7.95 Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 13.7.95 Scheffler, Siegfried SPD 13.7.95 Schmidt-Zadel, Regina SPD 13.7.95 Schmitt (Langenfeld), BÜNDNIS 13.7.95 Wolfgang 90/DIE GRÜNEN Dr. Schnell, Emil SPD 13.7.95 Schönberger, Ursula BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Schütze (Berlin), Diethard CDU/CSU 13.7.95 Schulte (Hameln), SPD 13.7.95 Brigitte Dr. Schulte CDU/CSU 13.7.95 (Schwäbisch-Gmünd), Dieter Schultz (Everswinkel), SPD 13.7.95 Reinhard Schulze, Frederick CDU/CSU 13.7.95 Dr. Schuster, SPD 13.7.95 R. Werner Schwanhold, Ernst SPD 13.7.95 Seuster, Lisa SPD 13.7.95 Dr. Sperling, Dietrich SPD 13.7.95 Terborg, Margitta SPD 13.7.95 Dr. Thalheim, Gerald SPD 13.7.95 Thierse, Wolfgang SPD 13.7.95 Thönnes, Franz SPD 13.7.95 Uldall, Gunnar CDU/CSU 13.7.95 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Voigt (Frankfurt), SPD 13.7.95 Karsten D. Volmer, Ludger BÜNDNIS 13.7.95 90/DIE GRÜNEN Wallow, Hans SPD 13.7.95 Weis (Stendal), Reinhard SPD 13.7.95 Westrich, Lydia SPD 13.7.95 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 13.7.95 Wiefelspütz, Dieter SPD 13.7.95 Wolf (München), Hanna SPD 13.7.95 Wonneberger, Michael CDU/CSU 13.7.95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Robert Antretter (SPD) über die in Zusatztagesordnungspunkt 1 a aufgeführten Vorlagen (Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetz - § 218 StGB) in der 47. Sitzung am 29. Juni 1995 Es ist zu begrüßen, daß die embryopathische Indikation abgeschafft und damit klargestellt wird, daß behindertes Leben vom Gesetzgeber nicht als unwert betrachtet wird. Ich kann mich jedoch aus folgenden Gründen auch nicht damit abfinden, daß Behinderung zu einer medizinischen Indikation führen kann. Durch die technischen Fortschritte in der medizinischen Therapie und Diagnostik verwischen sich zunehmend Stadien der menschlichen Existenz, die einst klar definiert waren. Das gilt nicht nur für das Ende des menschlichen Lebens, sondern auch für seinen Beginn. Die neuen Möglichkeiten der Medizin bieten Chancen und bergen Gefahren. Als besonders gefährdet sehe ich das Leben behinderter Menschen, vor allem ungeborener behinderter Kinder, an. Der Ruf nach einem Fürsprecher für das ungeborene Leben muß deshalb heute lauter sein als jemals, weil der „Respekt vor dem Leben" , wie ihn beispielsweise Albert Schweitzer eingefordert hat, insgesamt an Stellenwert zu verlieren droht. Wir müssen feststellen, daß sich bei Teilen der Wissenschaft eine vor allem für die behinderten Menschen gefahrvolle Denkweise breitmacht. Rechts- und Sozialphilosophen formulieren bereits unmißverständlich eine „großzügige" neue Ethik, wonach ungeborene Kinder noch keine „Personen" seien und deshalb auch keinen Anspruch auf verfügbares Lebensrecht hätten. Es verwundert deshalb nicht, daß manche auch bereits wieder von „lebensunwertem Leben" sprechen. Werden wir uns demnächst mit der Vorstellung auseinanderzusetzen haben, es gebe ein abgestuftes Recht auf Leben, etwa für Ungeborene, Behinderte oder Alte, also „unnütze" und deshalb ungewollte Menschen? In einer zunehmend materiell geprägten Leistungs- und Ellbogengesellschaft, in der Egoismus, soziale Kälte und ein menschenverachtender Umgang mit diskriminierten Minderheiten um sich greift, könnten populistische Philosophien dieser Art auf fruchtbaren Boden fallen. Die Folgen wären fatal. Angesichts dieser mehr als bedenklichen Tendenzen muß dem Schutz des Lebens am Beginn, am Ende und wenn es krank ist Vorrang vor allen anderen Zielen gegeben werden. Gerade einige Artikel des noch heute von uns zu beratenden Entwurfs einer Bioethik-Konvention des Europarates belegen auf aktuelle Weise, daß Wachsamkeit angezeigt ist. Keine der Kolleginnen und Kollegen, die sich der Mühe unterzogen haben, den hier vorliegenden Gesetzentwurf zu erarbeiten, möchte ich in die Nähe der aufgezeigten Entwicklung bringen. Aber ich befürchte, daß der Antrag hier - ungewollt - eher entgegenkommt. Deshalb stimme ich dagegen. Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Erich G. Fritz (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung in der zweiten Beratung über den von den Abgeordneten Hubert Hüppe, Monika Brudlewsky und weiteren Abgeordneten eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zum Schutz des ungeborenen Kindes - Neufassung des Abtreibungsstrafrechts und Regelung der staatlichen Obhut - auf Drucksache 13/395 in der 47. Sitzung am 29. Juni 1995 (Seiten 3790 A bis 3792 B) Ich erkläre, daß ich an der namentlichen Abstimmung teilgenommen und mit Ja gestimmt habe. Anlage 4 Erklärung des Abgeordneten Dr. Reinhard Göhner (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den von den Abgeordneten Christina Schenk, Petra Bläss und weiteren Abgeordneten der PDS eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung der Unantastbarkeit der Grundrechte von Frauen - Ergänzung des Grundgesetzes (Artikel 2) und entsprechende Änderungen des Strafgesetzbuches auf Drucksache 13/397 in der 47. Sitzung am 29. Juni 1995 (Seiten 3790 A bis 3792 B) Ich erkläre, daß ich an der namentlichen Abstimmung teilgenommen und mit Nein gestimmt habe. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Reinhard Weis (Stendal) (SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an den Maßnahmen. zum Schutz und zur Unterstützung des schnellen Einsatzverbandes im früheren Jugoslawien einschließlich der Unterstützung eines eventuellen Abzugs der VN-Friedenstruppen und zu den Entschließungsanträgen der Fraktionen von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie zu dem Entschließungsantrag der Gruppe der PDS in der 48. Sitzung am 30. Juni 1995 (Seiten 4013 C bis 4026 A) Ich habe den Antrag der Bundesregierung, die Bundeswehr im Bosnienkonflikt auch mit ECR-Tornados zum Einsatz zu bringen, abgelehnt. Ganz kurz zusammengefaßt spielen folgende Gründe, die allesamt keine Gewissensgründe, sondern reine Sachabwägungen sind, dabei die entscheidende Rolle: Da durch die UN keine formale Anforderung deutscher Unterstützung mit ECR-Tornados für die mit einem UN-Mandat im ehemaligen Jugoslawien stationierten Truppen vorliegt, besteht kein unmittelbarer Handlungszwang, außer dem, den die Bundesregierung im Rahmen der NATO-Kontaktgruppe für Bosnien selbst erzeugt hat. Es wäre also Zeit, den Umfang und die Dauer deutscher Unterstützung auch unter stärkerer Einbeziehung der Opposition zu besprechen. Solche Mitbeteiligung bei der Formulierung des Auftrages deutscher Truppen außerhalb des NATO-Gebietes sieht das Verfassungsgerichtsurteil ausdrücklich vor. Die mir jetzt abverlangte Entscheidung „Ja" oder „Nein" zu einem Einsatz, der wegen der unbegrenzten Dauer und einer nicht vorhersehbaren Entwicklung der Konfliktlage von mir in seinen Konsequenzen nicht einzuschätzen ist, kann ich nicht mit „Ja" beantworten, obwohl ich grundsätzlich eine Mitverantwortung Deutschlands bei der Unterstützung der UN-Mission sehe. Es ist für mich auch nicht akzeptabel, daß für einen Einsatz, der über den reinen Landesverteidigungsfall und Verpflichtungen aus dem NATO-Vertrag hinausgeht, Wehrpflichtige zum Einsatz kommen sollen. Die Bundesregierung verschweigt uns, daß es von seiten der UNPROFOR keine Anforderung von Bundeswehr-Tornados zur Ausschaltung serbischer Flugabwehrraketenstellungen gibt. Die UNPROFOR betrachtet nach Auswertung aller aktiven Kampfhandlungen durch die UNPROFOR sowie der Lufteinsätze der NATO die Lufteinsätze, die nicht unmittelbar auf Reaktion gegen konkrete Verursacher von Angriffen auf die UNPROFOR erfolgten, als konfliktverschärfend. Letztes Beispiel ist die terroristische Geiselnahme im Juni. Die Bundesregierung verschweigt uns auch, daß es zur Unterstützung der UNPROFOR aus der Luft geeignetere Flugzeuge der Amerikaner und Engländer gibt, weil diese langsamer und damit wendiger sind. Lediglich zur Ausschaltung der serbischen Luftabwehr sind die deutschen ECR-Tornados besser geeignet - aber diese konfliktverschärfende Kampfhandlung ist von der UNPROFOR nicht erwünscht. Sie sieht andere, seit dem Frühjahr 1994 nicht mehr ausgeschöpfte Möglichkeiten, Hilfslieferungen und Bewegungsfreiheit der UN-Kontingente zu sichern. Der SPD-Antrag zum Einsatz der Bundeswehr im Bosnienkonflikt zur Unterstützung der UNPROFOR und der NATO-Eingreiftruppe entspricht genau der Vorstellung ehemaliger UNPROFOR-Kommandeure, die auf einem Workshop im Mai 1995 eine Auswertung ihrer Erfahrungen mit dem UN-Engagement im ehemaligen Jugoslawien vornahmen. Sie erwarten von Deutschland vor allem eine großzügige Hilfe durch logistische Unterstützung in den Stäben, Transporttechnik und Feldlazarette, und sie anerkennen so auch die besonderen deutschen Assoziationen mit Jugoslawien, die uns zu Recht größte Zurückhaltung auferlegt. Meines Erachtens ist es parteipolitisches Kalkül des konservativen Lagers, wenn die Haltung der SPD zu dem Einsatz der Bundeswehr mit Kampfpotentialen in diesem UN-Einsatz als Nagelprobe für die Politik- und Regierungsfähigkeit der SPD hochstilisiert wird. Eher ist unsere verantwortungsvolle Zurückhaltung Beispiel für das Gegenteil. Anlage 6 Erklärung der Abgeordneten Verena Wohlleben (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den von der Fraktion der SPD eingebrachten Entschließungsantrag auf Drucksache 13/1835 zum Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an den Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung des schnellen Einsatzverbande4s im früheren Jugoslawien einschließlich der Unterstützung eines eventuellen Abzugs der VN-Friedenstruppen auf Drucksachen 13/1802 und 13/1855 in der 48. Sitzung am 30. Juni 1995 (Seiten 4020 A bis 4022 C) In der Abstimmungsliste ist mein Name bei den Nein-Stimmen aufgeführt. Ich erkläre, daß ich mit Enthaltung stimmen wollte. Anlage 7 Amtliche Mitteilungen Folgende Abgeordnete haben den Gesetzentwurf „Schutz des ungeborenen Kindes - Neufassung des Abtreibungsstrafrechts und Regelung der staatlichen Obhut" auf Drucksache 13/395 nachträglich unterschrieben: Klaus Brähmig Klaus-Dieter Grill Wilhelm Josef Sebastian Jürgen Sikora Hans-Otto Wilhelm Die Gruppe der PDS hat mit Schreiben vom 30. Juni 1995 ihren Antrag ,.Verhinderung der Versenkung der Shell-Plattform ,Brent Spar' " - Drucksache 13/1723 - zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Finanzausschuß Drucksachen 12/8208, 13/725 Nr. 61 Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau Drucksachen 13/1242, 13/1438 Nr. 5
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    Rede von Andrea Lederer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Ja, ich bin sofort fertig.
    Ich sage deshalb als letztes, daß Sie außerdem noch sehr viel Geld einsparen könnten, wenn Sie nicht bei jeder Sozialhilfeempfängerin und jedem Sozialhilfeempfänger versuchen, herauszubekommen, ob er zehn DM zuviel hat, sondern sich einmal ernsthaft um die 120 Milliarden DM Steuern kümmern würden, die in der Bundesrepublik Deutschland jährlich hinterzogen werden. Wenn wir uns dann noch solche Sitzungen sparen wie diese hier heute, dann hätten wir das genügende Geld für ein wirklich nötiges Kindergeld und für die wirkliche Sicherung des Existenzminimums. Deshalb unser Nein zu Ihren Vorschlägen.

    (Beifall bei der PDS)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Als nächster ergreift jetzt der Kollege Hans-Peter Repnik das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Peter Repnik


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Matthäus-Maier, für mich ist es ein unglaublicher Vorgang in diesen Wochen, mit welcher Chuzpe Sie sich verhalten in Interviews, in Reden am heutigen Tage und auch in Ihrem Beifall, als Herr Finanzminister Waigel davon gesprochen hat, daß diese Sondersitzung so unnötig wie ein Kropf sei.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Meine sehr verehrte Kollegin Matthäus-Maier, es wird Ihnen mit noch so viel Rabulistik in diesen Tagen und Wochen nicht gelingen, die tatsächliche Verantwortung für das Scheitern Ihrer Vorstellungen auch am heutigen Tage zu verwischen. Deshalb werde ich mich mehr, als es der Inhalt Ihrer Rede eigentlich verdient hätte, mit Ihren Ausführungen, gerade auch denen von heute, befassen.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Das hat gesessen, was?)


    Hans-Peter Repnik
    Wir werden nämlich nicht zulassen, daß Sie vor laufenden Fernsehkameras die Bürger mit Ihren Ausführungen einmal mehr hinters Licht führen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Zuruf von der SPD: Die reine Wahrheit!)

    - Ich werde dies Punkt für Punkt begründen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P. Weitere Zurufe von der SPD)

    Geben Sie es doch ganz einfach zu: Wir, diese Koalition, haben vor, die Bürger zum 1. Januar 1996 um mehr als 22 Milliarden DM zu entlasten. Sie kommen mit Ihrem Vorschlag, der heute zur Abstimmung steht, nur hin, wenn Sie Steuern erhöhen. Wir senken Steuern, Sie erhöhen Steuern. Dies ist die einfache Wahrheit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nachdem Sie so aufgetreten sind, wie es hier der Fall war - ich hätte das gar nicht für möglich gehalten -, kann ich nur sagen: Ihre Reden, Ihre Interviews und Ihre Vorschläge stehen in einem diametralen Widerspruch zu Ihrem Beitrag im Verfahren der Lösungssuche. Ich wünschte mir mehr Konstruktives,

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Aber doch nicht von Frau Matthäus-Maier!)

    als Sie es in diesen Wochen gezeigt haben.
    Ihr Vorschlag, so wie er heute auf dem Tisch liegt - auch darauf hat der Finanzminister hingewiesen -, erzeugt eine Deckungslücke von mehr als 10 Milliarden DM in einem Jahr.

    (Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Ungeheuerlich!)

    Sie haben darauf keine Antwort gegeben.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Was war denn konstruktiv im Vermittlungsausschuß?)

    Sie satteln drauf, auch heute wieder, während die Ministerpräsidenten Ihrer Partei darauf hinweisen, daß sie nicht mehr als 7 Milliarden DM verkraften können. Werden Sie sich einmal einig: Wer hat das Sagen, Scharping, Matthäus-Maier oder Lafontaine? Bis heute sind Sie uns auch darauf eine Antwort schuldig geblieben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Rudolf Scharping [SPD]: Sie ärgern sich doch nur, daß wir uns einig sind!)

    Was Sie uns heute hier vorgeführt haben, ist noch mieser als ein mieser Taschenspielertrick. Wir werden darauf nicht hereinfallen.

    (Beifall bei der F.D.P. - Ingrid MatthäusMaier [SPD]: Wer so schimpft, hat unrecht!)

    - Ich antworte nur auf Ihre Anwürfe, Frau MatthäusMaier.
    Herr Fraktionsvorsitzender Scharping, Sie fahren genau in dem Stil fort, den Frau Matthäus-Maier heute gepflegt hat, nämlich die Bürger hinters Licht zu führen.

    (Jörg Tauss [SPD]: Macht wenig Eindruck!)

    Mir liegt der Entwurf einer Anzeige vor, die Sie offensichtlich morgen bundesweit schalten. Er war heute Gegenstand Ihrer Fraktionssitzung. Hier wird den Bürgern einmal mehr versprochen, was sie bekämen, wenn man Ihren Vorschlag annimmt,

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Was ist denn daran unwahr?)

    und es wird beklagt, was wir nicht zu geben bereit seien.

    (Dr. Peter Struck [SPD]: Genauso ist es!)

    Herr Kollege Scharping, zur Wahrheit gehört auch, dem Bürger zu sagen, wie alle diese Versprechungen finanziert werden sollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Jörg Tauss [SPD]: Gerade passiert! Weitere Zurufe von der SPD)

    - Ich werde Ihnen die Antwort geben, ich habe sorgfältig hingehört.
    Wenn Sie all dies, was Gegenstand dieses Gesetzentwurfes ist, umsetzen wollen, dann haben Sie nur die eine Möglichkeit - sie wurde in den Verhandlungen wiederholt angedeutet -, nämlich die Steuern zu erhöhen: Entweder Sie schaffen eine Stromsteuer, oder Sie erhöhen die Mineralölsteuer. Beide Steuerarten treffen die von Ihnen angeblich so sehr geschützten Bürgerinnen und Bürger, die Familien und den Kleinverdiener, unverhältnismäßig.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Abkassieren!)

    Ich bin auch deshalb so enttäuscht, und dieser Vorgang ist um so ärgerlicher, weil eine Einigung doch zum Greifen nahe war.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Warum sind Sie beim Kindergeld nicht entgegengekommen?)

    - Ich werde dies begründen. - Deshalb ist das Verhalten der SPD im Vermittlungsausschuß nicht nur falsch; es ist unverantwortlich. Und es ist zynisch, SPD-interne Konflikte auf dem Rücken der Bürger auszutragen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Hinterhältig!)

    Sie haben ein unnötiges Ende des Vermittlungsverfahrens erzwungen. Wir hätten die ganze Woche verhandeln können, heute hätten wir vielleicht ein Ergebnis.

    (Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Ja! Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Sehr richtig!)


    Hans-Peter Repnik
    An uns hat es nicht gelegen, sondern an Ihrem Unwillen und an der Tatsache, daß Ihr Verhandlungsführer den Urlaub dem Verhandeln vorgezogen hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ausschließlich Ihrem Verhalten am vergangenen Freitag mit diesem erzwungenen Abbrechen des Verfahrens ist die Verunsicherung der Bürger zuzuschreiben. Sie gefährden Steuerentlastungen ab 1. Januar 1996 von 22 Milliarden DM. Das haben Sie und nicht Theo Waigel - er möchte sie den Bürgern geben - zu verantworten, niemand anders.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie tragen eine unverantwortliche Verunsicherung in die Finanzverwaltung hinein, weil Sie wissen, daß sie Vorlaufzeiten benötigt, um all die Tabellen umzusetzen. Auch dies haben Sie mit Fleiß - so möchte ich fast sagen - gemacht.

    (Rudolf Scharping [SPD]: Das paßt genau in Ihren Zeitplan!)

    Sie haben diese Bundestagssondersitzung provoziert, die Sie uns und dem Steuerzahler hätten ersparen können.

    (Joachim Poß [SPD]: Sie hatten doch seit September 1992 Zeit!)

    Frau Matthäus-Maier, Sie haben vorher die Frage an uns gestellt, warum wir diese Sondersitzung beantragt haben.

    (Zuruf von der SPD: Gute Frage!)

    Aus einem einzigen Grund: weil wir uns im Gegensatz zu Ihnen der Verfassung unterwerfen und beachten, daß das Verfassungsgericht uns aufgetragen hat, bis zum 1. Januar 1996 die Frage des Existenzminimums zu klären.

    (Zuruf von der SPD: Wann war das denn?)

    Wenn wir nicht sofort wieder in die Verhandlungen gehen, ist dieser Termin gefährdet.

    (Rudolf Scharping [SPD]: Drei Jahre verschlafen!)

    Wir wollen dem Bürger Klarheit über seine Steuerentlastungen geben - schnell, nicht erst irgendwann im November. Wir wollen der Steuerverwaltung die Chance geben, sich darauf einzustellen. Deshalb brauchen wir heute diese Sitzung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Zuruf von der SPD: Wann haben Sie das gewußt?)

    Sie sind heute auf alte Maximalforderungen zurückgefallen.

    (Zuruf von der SPD: Sie haben jahrelang nichts getan!)

    Lafontaine, Ihr Verhandlungsführer, hat den Partei- und Fraktionsvorsitzenden, die gesamte Fraktion am laufenden Band brüskiert. Sie sitzen da; Sie schweigen; Sie kommentieren das noch nicht einmal.

    (Zuruf von der SPD: Blödsinn!)

    Auch das führt zu dieser Situation.
    Der niedersächsische Ministerpräsident Schröder hat sich in wesentlichen Punkten der Meinung dieser Koalition angeschlossen.

    (Zuruf der Abg. Ingrid Matthäus-Maier [SPD] Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Lügen haben kurze Beine, Frau Matthäus!)

    Klugerweise ist er der entscheidenden Sitzung ferngeblieben, weil er dies nicht mitverantworten und nicht mittragen wollte.

    (Jörg Tauss [SPD]: Sie ärgern sich doch bloß! Beleidigte Leberwurst! Das ist alles!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben am vergangenen Freitag bis zum Schluß sämtliche Türen offengehalten. Der Bundesfinanzminister hat Angebote gemacht, auf die selbst der Finanzminister von Nordrhein-Westfalen, Schleußer, gern eingegangen wäre, wenn er das Mandat gehabt hätte. Man hat ihm dieses Mandat nicht gegeben.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir hatten ein Verfahren im Vermittlungsausschuß. Was heißt eigentlich Vermittlungsausschuß? Der Vermittlungsausschuß soll vermitteln. Er hat den Auftrag, die Pflicht, ergebnisorientiert zu arbeiten. Sie haben mit Ihrem Verhalten die Aufgabe des Vermittlungsausschusses geradezu pervertiert. Sie haben das Verfassungsorgan Bundesrat und den Vermittlungsausschuß zu parteipolitischen Zwecken mißbraucht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dies spricht sich übrigens langsam herum - auch in Kommentaren. Ich möchte mit Erlaubnis der Frau Präsidentin noch einmal die heutige „Süddeutsche Zeitung" zitieren. Ich glaube, es lohnt sich, das nachzulesen. Die Überschrift des Artikels lautet: „Und Oskar rastet in Kanada". Ich möchte nur die letzten beiden Sätze zitieren:
    Denn wäre die Opposition tatsächlich um das Wohl von Geringverdienern und Familien so besorgt, wie sie es ständig betont, dann würde sie ab sofort - mit oder ohne Oskar - auf Biegen und Brechen für ihre Positionen weiterkämpfen. Indem sie darauf verzichtet, demonstriert sie, daß bei ihr nicht die Sache, sondern das machtpolitische Kalkül im Vordergrund steht.
    Solche und ähnliche Kommentare, Herr Kollege Scharping, können Sie auch mit noch so heftigem Klatschen nicht aus der Welt schaffen. Dies wird Sie treffen.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Ich betone noch einmal und unterstreiche das, was der Finanzminister hier vorgestellt hat: Das Konzept der Koalition ist schlüssig.

    (Dr. Peter Struck [SPD]: Na, na, na! Das glauben Sie doch selbst nicht, Herr Repnik!)


    Hans-Peter Repnik
    Wir wollen 22,4 Milliarden DM Nettoentlastung. Jeder, der dieses Konzept angeschaut hat - Frau Matthäus-Maier weiß es besser, als sie es hier dargestellt hat -, weiß, daß mit diesem Konzept gerade untere und mittlere Einkommensschichten in besonderem Maße bedacht werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Was ich angesichts der Auseinandersetzung mit den Ländern für genauso wichtig halte, ist: Wir haben das Leistungsverhältnis im Rahmen des Familienleistungsausgleichs zwischen Bund und Ländern eindeutig geregelt. Frau Matthäus-Maier, wir sind Ihnen entgegengekommen. Sie können uns hier nicht in eine Sündenbockrolle hineinreden. Wir sind beim Existenzminimum so gut wie zusammengekommen. Wir waren beim Kindergeld ganz nahe zusammen. Wir haben den Schlüssel für die Festschreibung der Anteile von Bund und Ländern garantiert: 74 % zu 26 %. Dies haben doch die Finanzminister der Länder ebenfalls goutiert. Ich gehe davon aus, Herr Kollege Kühbacher wird nachher dazu etwas sagen. Der Finanzminister war bereit, diesen Schlüssel sogar in das Finanzausgleichsgesetz hineinzunehmen, um ihn damit gesetzlich festzuschreiben.
    Wir haben Ihnen angeboten, den Umsatzsteueranteil ohne irgendeine Revisionsklausel um 5 Prozentpunkte anzuheben. Wir haben Ihnen in den Verhandlungen vorgerechnet, daß durch eine Anhebung des Umsatzsteueranteils um 5 Prozentpunkte auch künftige Anpassungen beim Existenzminimum genauso wie Anpassungen beim Kindergeld durch die dynamisch wachsende Umsatzsteuer für die Länder gewährleistet werden. Die Länder und die Gemeinden hätten damit nur einen Gewinn erzielen können.
    Der Finanzminister ging weiter: Er hat angeboten, daß wir den Gemeinden zusätzlich 1 % der Einkommensteuer einräumen, um die Gemeindeausfälle damit zu kompensieren. Sie sind auf diesen Vorschlag gar nicht eingegangen. Das Schicksal der Kommunen in diesem Zusammenhang hat Sie gar nicht interessiert.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir waren uns auch hinsichtlich des Subventionsabbaus weitgehend einig.
    Wie sieht dieses Vermittlungsergebnis heute aus? Der Finanzminister hat schon darauf hingewiesen: Wir haben eine unglaubliche Defiziterhöhung des Bundes.
    Frau Matthäus-Maier, Theo Waigel hat nichts zurückzunehmen.

    (Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Das wäre ja noch schöner!)

    Sie haben ihn aufgefordert, etwas zurückzunehmen. Wir haben durchgerechnet, was Ihr Gesetzentwurf bedeuten würde. Ich spreche nicht von dem, was Sie in Interviews oder sonstwo zum Besten geben. Ich beziehe mich ausschließlich auf Ihren Gesetzentwurf, der heute hier zur Beratung und zur Abstimmung steht.
    Nach diesem Gesetzentwurf sieht es wie folgt aus: Wenn er jetzt Wirklichkeit würde, hätten wir damit für das Jahr 1996, für das Entstehungsjahr, im Vergleich zu unserem Gesetzentwurf ein um 10,98 Milliarden DM höheres Defizit des Bundes. Wenn ich die Beträge für die Zeit von 1996 bis 1999 zusammenrechne, dann kommen wir auf der Grundlage Ihres Entwurfs zu einem um 47,2 Milliarden DM höheren Defizit.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)

    Dies ist doch ein unverantwortliches Handeln. Auch deshalb müssen wir den Entwurf ablehnen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Sie haben das Thema der Bereitschaft der Länder zum Ausgleich angesprochen. Verehrte Frau Kollegin Matthäus-Maier, der Bundesfinanzminister hat in den Verhandlungen angeboten, den gesamten Ausgleich nicht nur vorzunehmen, sondern ihn auch gesetzlich festzuschreiben. Wenn man weiß, daß alle Finanzgesetze im Bundesrat zustimmungspflichtig sind, dann weiß man auch, daß die Länder den Hebel in der Hand haben und entscheiden können, ob solch ein Gesetz geändert wird oder nicht. Das heißt, man hat sich mit dieser gesetzlichen Garantie in die Hand der Länder begeben.
    Was haben Sie jetzt gemacht? In Ihrem Gesetzentwurf steht, daß der Ausgleich durch einen um 2 % höheren Umsatzsteueranteil erfolgen soll. Wir haben aber ausgerechnet, daß der Ausgleich 5 Prozentpunkte bei der Umsatzsteuer ausmacht. Das war das Angebot des Finanzministers. Sie bieten 2 %, und den Rest soll wieder der Bund finanzieren.

    (Dr. Peter Struck [SPD]: Darüber kann man doch reden, Herr Repnik!)

    Diese Rechnung kann nicht aufgehen. Auch deshalb ist dieser Vorschlag unseriös.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich möchte gerne noch eine Anmerkung zum Thema Ehegattensplitting machen, die über das hinausgeht, was der Finanzminister gesagt hat. Wir wissen doch, daß das Ehegattensplitting keine beliebig veränderbare Steuervergünstigung ist, wie das von der SPD immer wieder dargestellt wird. Das Ehegattensplitting steht unter dem Schutzgebot des Art. 6. Was Sie zu diesem Thema heute hier gesagt haben, war purer Klassenkampf. Sie sollten sich schämen, denn Sie wissen es doch besser, Frau MatthäusMaier.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie wissen doch ganz genau, daß das Ehegattensplitting insbesondere dort Wirkung entfaltet, wo ein Ehegatte auf außerhäusliche Arbeit verzichtet, z. B. wegen Kindererziehung, Betreuung von Enkelkindern oder von pflegebedürftigen Angehörigen. Denen wollen Sie jetzt diesen Vorteil nehmen. Das kann doch kein ehrlicher Vorschlag sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Hans-Peter Repnik
    Kollege Thiele hat darauf hingewiesen: Wir machen uns derzeit Gedanken darüber, den Standort Deutschland zu verbessern. Das geht nur, wenn wir die Staatsquote abbauen. Das geht nur, wenn wir die Bürger auf Dauer steuerlich entlasten.
    Sie haben den Eindruck vermittelt, das, was Sie vorgeschlagen haben, sei ein Einstieg in die ökologische Steuerreform. Das ist alles andere als ein Einstieg in die ökologische Steuerreform; denn wenn sie wirken soll, wenn wir der Wirtschaft gerecht werden wollen und damit Arbeitsplätze sichern und die Umweltherausforderungen ebenfalls annehmen wollen, dann bedeutet das, daß eine ökologische Steuerreform, wenn sie kommt, nur aufkommensneutral funktionieren kann. Sie wollen das Aufkommen aus einer Stromsteuer oder einer Erhöhung der Mineralölsteuer einseitig zur Finanzierung von Sozialausgaben einsetzen.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Wo denn Sozialausgaben?)

    - Kindergeld.

    (Rudolf Scharping [SPD]: Kindergeld als Sozialausgaben?)

    - Ja, das gehört zum sozialen Bereich. Herr Kollege Scharping, wenn wir den Standort Deutschland nicht gefährden wollen, wenn wir Arbeitsplätze sichern wollen, dann dürfen wir nicht neue Steuern einführen, sondern dann müssen wir vorhandene Steuern abbauen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn sie eine ökologische Wirkung haben soll, dann müssen wir ökologisch bedingte Steuern auf der anderen Seite wieder zurückgeben. Nur dann macht das ganze Verfahren einen Sinn. Ihr Verfahren ist auf jeden Fall kontraproduktiv.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, aus all diesen Gründen sind wir nicht bereit, diesem Gesetz zuzustimmen. Wir tragen Steuererhöhungen nicht mit, und wir werden - stellen Sie sich bitte darauf ein - auch in einem weiteren Vermittlungsverfahren, das vor uns liegt, diesen Weg nicht mitbeschreiten.

    (Dr. Peter Struck [SPD]: Dann scheitert das an Ihnen, Herr Repnik!)

    Wir bitten Sie herzlich, Herr Kollege Struck: Geben Sie Ihre Blockadepolitik auf,

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    suchen Sie mit uns eine gemeinsame Lösung zum Wohle der Bürger, eine Lösung insbesondere zum Wohle der Familie.

    (Zuruf von der SPD: Wo haben Sie den Kompromiß gemacht?)

    Wir sind dazu bereit, aber wir reichen Ihnen nicht die
    Hand zu höherer Verschuldung und zu höheren
    Steuern. Deshalb lehnen wir ab und fordern Sie auf,
    so schnell als möglich wieder an den Tisch zu kommen, um gemeinsam eine konstruktive Lösung im Sinne und zum Wohle der Bürger zu finden.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU Beifall bei der F.D.P.)