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238. Sitzung, Seite 20954 A, 1. bis 3. Zeile: Die Worte „der religiösen Transzendenz als mögliche Ersatzalternative gegenübergestellt" sind ohne Anführungszeichen zu lesen.
Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht
Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich
Dr. Altherr, Walter CDU/CSU 22. 7. 94
Barbe, Angelika SPD 22. 7. 94
Bartsch, Holger SPD 22. 7. 94
Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 22. 7. 94
Bernrath, Hans Gottfried SPD 22. 7. 94
Dr. Blank, CDU/CSU 22. 7. 94
Joseph-Theodor
Blunck (Uetersen), SPD 22. 7. 94
Lieselott
Böhm (Melsungen), CDU/CSU 22. 7. 94
Wilfried
Brunnhuber, Georg CDU/CSU 22. 7. 94
Bulmahn, Edelgard SPD 22. 7. 94
Conradi, Peter SPD 22. 7. 94
Cronenberg (Arnsberg), F.D.P. 22. 7. 94
Dieter-Julius
Dörflinger, Werner CDU/CSU 22. 7. 94
Ebert, Eike SPD 22. 7. 94
Ehlers, Wolfgang CDU/CSU 22. 7. 94
Dr. Ehmke (Bonn), Horst SPD 22. 7. 94
Engelhard, Hans A. F.D.P. 22. 7. 94
Erler, Gernot SPD 22. 7. 94
Ewen, Carl SPD 22. 7. 94
Eylmann, Horst CDU/CSU 22. 7. 94
Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 22. 7. 94
Fischer (Homburg), SPD 22. 7. 94
Lothar
Fockenberg, Winfried SPD 22. 7. 94
Francke (Hamburg), CDU/CSU 22. 7. 94
Klaus
Fuchs (Verl), Katrin SPD 22. 7. 94
Fuhrmann, Arne SPD 22. 7. 94
Gerster (Mainz), CDU/CSU 22. 7. 94
Johannes
Gibtner, Horst CDU/CSU 22. 7. 94
Dr. Glotz, Peter SPD 22. 7. 94
Graf, Günter SPD 22. 7. 94
Gres, Joachim CDU/CSU 22. 7. 94
Gries, Ekkehard F.D.P. 22. 7. 94
Grünbeck, Josef F.D.P. 22. 7. 94
Dr. Grünewald, Joachim CDU/CSU 22. 7. 94
Günther (Duisburg), CDU/CSU 22. 7. 94
Horst
Hackel, Heinz-Dieter fraktionslos 22. 7. 94
Hämmerle, Gerlinde SPD 22. 7. 94
Dr. Hartenstein, Liesel SPD 22. 7. 94
Haschke (Jena-Ost), Udo CDU/CSU 22. 7. 94
Dr. Hauchler, Ingomar SPD 22. 7. 94
Hauser (Esslingen), Otto CDU/CSU 22. 7. 94
Dr. Höll, Barbara PDS/Linke 22. 7. 94
Liste
Hollerith, Josef CDU/CSU 22. 7. 94
Janz, Ilse SPD 22. 7. 94
Jelpke, Ulla PDS/Linke 22. 7. 94
Liste
Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich
Dr. Jens, Uwe SPD 22. 7. 94
Jung (Düsseldorf), Volker SPD 22. 7. 94
Karwatzki, Irmgard CDU/CSU 22. 7. 94
Kemper, Hans-Peter SPD 22. 7. 94
Klein (Bremen), Günter CDU/CSU 22. 7. 94
Kolbe, Regina SPD 22. 7. 94
Kors, Eva-Maria CDU/CSU 22. 7. 94
Koschnick, Hans SPD 22. 7. 94
Kossendey, Thomas CDU/CSU 22. 7. 94
Krey, Franz Heinrich CDU/CSU 22. 7. 94
Kronberg, Heinz-Jürgen CDU/CSU 22. 7. 94
Kuessner, Hinrich SPD 22. 7. 94
Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 22. 7. 94
Lange, Brigitte SPD 22. 7. 94
Limbach, Editha CDU/CSU 22. 7. 94
Löwisch, Sigrun CDU/CSU 22. 7. 94
Louven, Julius CDU/CSU 22. 7. 94
Marienfeld, Claire CDU/CSU 22. 7. 94
Mattischeck, Heide SPD 22. 7. 94
Meckel, Markus SPD 22. 7. 94
Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 22. 7. 94
Dr. Mildner, Klaus CDU/CSU 22. 7. 94
Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 22. 7. 94
Mosdorf, Siegmar SPD 22. 7. 94
Müller (Wesseling), CDU/CSU 22. 7. 94
Alfons
Neumann (Bramsche), SPD 22. 7. 94
Volker
Dr. Niehuis, Edith SPD 22. 7. 94
Ost, Friedhelm CDU/CSU 22. 7. 94
Ostertag, Adi SPD 22. 7. 94
Paterna, Peter SPD 22. 7. 94
Dr. Pfaff, Martin SPD 22. 7. 94
Pfeifer, Anton CDU/CSU 22. 7. 94
Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 22. 7. 94
Dr. Pinger, Winfried CDU/CSU 22. 7. 94
Purps, Rudolf SPD 22. 7. 94
Rahardt-Vahldieck, CDU/CSU 22. 7. 94
Susanne
Dr. Reinartz, Bertold CDU/CSU 22. 7. 94
von Renesse, Margot SPD 22. 7. 94
Rennebach, Renate SPD 22. 7. 94
Rind, Hermann F.D.P. 22. 7. 94
Rixe, Günter SPD 22. 7. 94
Rode (Wietzen), Helmut CDU/CSU 22. 7. 94
Sauer (Stuttgart), Roland CDU/CSU 22. 7. 94
Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 22. 7. 94
Schaich-Walch, Gudrun SPD 22. 7. 94
Dr. Scheer, Hermann SPD 22. 7. 94
Schloten, Dieter SPD 22. 7. 94
Schmidt (Nürnberg), SPD 22. 7. 94
Renate
Schmidt (Salzgitter), SPD 22. 7. 94
Wilhelm
von Schmude, Michael CDU/CSU 22. 7. 94
Schreiner, Ottmar SPD 22. 7. 94
Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich
Schröter, Gisela SPD 22. 7. 94
Schröter, Karl-Heinz SPD 22. 7. 94
Dr. Schulte (Schwäbisch CDU/CSU 22. 7. 94
Gmünd), Dieter
Schuster, Hans F.D.P. 22. 7. 94
Dr. Schuster, Werner R. SPD 22. 7. 94
Schwanhold, Ernst SPD 22. 7. 94
Dr. Schwörer, Hermann CDU/CSU 22. 7. 94
Seiters, Rudolf CDU/CSU 22. 7. 94
Seuster, Lisa SPD 22. 7. 94
Simm, Erika SPD 22. 7. 94
Singer, Johannes SPD 22. 7. 94
Dr. Sonntag-Wolgast, SPD 22. 7. 94
Cornelie
Dr. Sprung, Rudolf CDU/CSU 22. 7. 94
Stachowa, Angela fraktionslos 22. 7. 94
Steen, Antje-Marie SPD 22. 7. 94
Stiegler, Ludwig SPD 22. 7. 94
Strube, Hans-Gerd CDU/CSU 22. 7. 94
Dr. Thalheim, Gerald SPD 22. 7. 94
Thierse, Wolfgang SPD 22. 7. 94
Toetemeyer, SPD 22.7.94
Hans-Günther
Uldall, Gunnar CDU/CSU 22. 7. 94
Dr. Ullmann, Wolfgang BÜNDNIS 22. 7. 94
90/DIE
GRÜNEN
Vergin, Siegfried SPD 22. 7. 94
Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 22. 7. 94
Waltemathe, Ernst SPD 22. 7. 94
Walter (Cochem), Ralf SPD 22. 7. 94
Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 22. 7. 94
Weiler, Barbara SPD 22. 7. 94
Weiß (Berlin), Konrad BÜNDNIS 22. 7. 94
90/DIE
GRÜNEN
Werner (Ulm), Herbert CDU/CSU 22. 7. 94
Wester, Hildegard SPD 22. 7. 94
Westrich, Lydia SPD 22. 7. 94
Dr. Wetzel, Margrit SPD 22. 7. 94
Wiechatzek, Gabriele CDU/CSU 22. 7. 94
Dr. Wieczorek, Norbert SPD 22. 7. 94
Wieczorek (Duisburg), SPD 22. 7. 94
Helmut
Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 22. 7. 94
Wissmann, Matthias CDU/CSU 22. 7. 94
Wohlrabe, Jürgen CDU/CSU 22. 7. 94
Wolf, Hanna SPD 22. 7. 94
Wolfgramm (Göttingen), F.D.P. 22. 7. 94
Torsten
Wollenberger, Vera BÜNDNIS 22. 7. 94
90/DIE
GRÜNEN
Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 22. 7. 94
Zurheide, Burkhard F.D.P. 22. 7. 94
Anlage 2
Erklärung nach § 31 GO
der Abgeordneten Rudolf Bindig, Brigitte Adler,
Hans Martin Bury, Dr. Herta Däubler-Gmelin,
Dr. Marliese Dobberthien, Elke Ferner, Monika Ganseforth, Iris Gleicke, Christel Hanewinckel, Detlev
von Larcher, Christa Lörcher, Dorle Marx, Ulrike
Mascher, Ulrike Mehl, Albrecht Müller (Pleisweiler),
Doris Odendahl, Bernd Reuter, Horst Sielaff, Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk, Margitta Terborg, Uta TitzeStecher, Matthias Weisheit, Gert Weisskirchen
(Wiesloch), Berthold Wittich (alle SPD) zu den Punkten b und c des einzigen Punktes der Tagesordnung
b - Deutsche Beteiligung an Maßnahmen von NATO
und WEU zur Durchsetzung von Beschlüssen des
Sicherheitsrats der Vereinten Nationen zum AdriaEmbargo und Flugverbot über Bosnien-Herzegowina;
c - Fortdauer der Bundeswehreinsätze zur Embargoüberwachung in der Adria sowie zur Überwachung und Durchsetzung des Flugverbots über dem
Luftraum von Bosnien-Herzegowina
Die Regierungserklärung der Bundesregierung zu den Konsequenzen aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes und der vorliegende Antrag der Bundesregierung dazu greifen außenpolitisch zu kurz. Nach dem Urteil kann und muß die eigentliche Debatte über Deutschlands Aufgaben und Verantwortung in der Welt erst beginnen. Das Urteil behandelt lediglich einige Rechtsfragen zur Problematik des Bundeswehreinsatzes in einem System der gegenseitigen kollektiven Sicherheit und im Rahmen der UN. Es befaßt sich nur mit der Frage, was Deutschland grundgesetzlich darf. Politisch entscheidend ist jedoch, auf welchen Gebieten sich Deutschland - vor dem Hintergrund der Erfahrungen seiner Geschichte - in besonderem Maße engagieren will.
Nach der Wiedervereinigung ist viel die Rede von „der weltpolitischen Verantwortung" des größer gewordenen Deutschlands, der wir uns nicht entziehen dürften. Fatal ist dabei, daß diese Debatte über Deutschlands Rolle und Verantwortung in der Welt weitgehend auf die militärische Dimension verengt wird. Auf das, wozu die Bundeswehr eingesetzt werden darf oder nicht. Damit wird der Eindruck vermittelt, als ob Deutschlands Aufgabe und Ansehen in der Welt hauptsächlich oder vorrangig von der Frage des Einsatzes der Bundeswehr abhängen würden oder sollten.
In Wirklichkeit geht es vor allem darum, Deutschlands Rolle und Verantwortung als zivile Friedensmacht politisch zu bestimmen und praktisch auszufüllen. Es geht um Deutschlands soziale Rolle in der Welt, es geht um Deutschlands humanitäre Rolle in der Welt, es geht um Deutschlands menschenrechtliche Rolle und um Deutschlands ökologische und wirtschaftliche Rolle und schließlich auch, mit besonderer Zurückhaltung, um Deutschlands sicherheitspolitische oder militärische Rolle in der Welt.
Auf alle diese Säulen muß sich deutsche Außenpolitik stützten, wobei die zivilen Bereiche die tragenden Säulen des deutschen Engagements sein müssen.
Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 240. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juli 1994 21217*
Tatsächlich werden die außenpolitischen konzeptionellen Aktivitäten immer mehr auf die Frage künftiger internationaler Aufgaben der Bundeswehr eingeengt. Für die Aufgabenplanung in diesem Sektor wird wesentlich mehr an Manpower und Finanzmitteln eingsetzt als für humanitäre, menschenrechtliche und konfliktverhütende Zwecke. Ohne daß der zukünftige politische Aufgabenbereich klar definiert worden ist, plant die Bundeswehr schon heute milliardenschwere neue Ausrüstungsprogramme.
Wo bleibt demgegenüber die Bereitschaft, Deutschlands soziale Rolle in der Welt zu betonen? Die Koalitionsmehrheit hat es abgelehnt, in die Präambel des Grundgesetzes die Forderung aufzunehmen, daß das deutsche Volk den Willen verfolge „dem Frieden, der Gerechtigkeit, der Solidarität in der Einen Welt zu dienen". Vom lange geforderten Quantitätsziel (0,7 % des BSP) ist die Entwicklungspolitik weit entfernt.
Kann Deutschland nicht dadurch international Profil und Ansehen gewinnen und Verantwortung übernehmen, daß es sich nachhaltig mit Konzepten und Mitteln um vorsorgende Fluchtursachenbekämpfung bemüht?
Präventive Menschenrechtspolitik erfordert Projekte zur Förderung von Demokratie, Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit. Was auf diesen Gebieten heute getan wird, bedarf einer Vervielfachung. Es geht um die Gewichtung, insbesondere in Relation zu den Mitteln und Möglichkeiten, welche dem militärischen Sektor eingeräumt werden. Deutschland gibt noch immer mehr für Minentechnologieforschung als für Minenräumung aus. Das Auswärtige Amt gibt mehr für militärische Ausstattungshilfe als für Demokratisierungshilfe aus. Im Bereich der humanitären Hilfe herrscht chronische Finanznot. Und in diesem Bereich ist festzustellen, daß dann, wenn die Bundeswehr an humanitären Hilfsprogrammen beteiligt werden soll, die Finanzfrage unbedeutend wird, selbst wenn bewährte humanitäre Hilfsorganisationen dieselbe humanitäre Leistung billiger und besser erbringen können.
Dem Trend der Betonung und der Bevorzugung des Militärischen in der Außenpolitik muß entgegengetreten werden. Jetzt gilt es, die zivilen Säulen des deutschen internationalen Engagements nachhaltig zu stärken. Hierzu muß ein umfassendes Konzept zur deutschen Verantwortung in der Welt vorgelegt werden. Einseitige Beschlüsse, die sich nur mit einem Teilbereich — dem militärischen — befassen, verhindern die notwendige breite Diskussion über das Gesamtfeld deutscher Verantwortung.
Dies gilt auch für das deutsche Engagement in Jugoslawien. Wo ist derselbe Eifer, wie er jetzt im Zusammenhang mit dem Einsatz der Bundeswehr bei den Embargomaßnahmen praktiziert wird, wenn politisch gegen die Umgehung des Embargos über Nachbarländer vorgegangen werden muß? Der internationale Strafgerichtshof zur Verfolgung von Verletzungen des humanitären Völkerrechts im ehemaligen Jugoslawien mußte seine Beweisaufnahme erheblich einschränken, weil keine Mittel zur Verfügung stehen. Deutschland ist bisher vergeblich um Unterstützung gebeten worden. Wo ist hier das Pflichtgefühl von „Deutschlands Verantwortung" in der Welt?
Das fehlende Gesamtkonzept zu Deutschlands Rolle und Verantwortung als zivile Friedensmacht in der Welt erlaubt es nicht, heute bereits bestimmte militärische Aktionen zu befürworten.
Anlage 3
Erklärung nach § 31 GO
der Abgeordneten Horst Kubatschka und Hans
Büttner (Ingolstadt) (beide SPD) zu den Punkten b und
c des einzigen Punktes der Tagesordnung
b — Deutsche Beteiligung an Maßnahmen von NATO
und WEU zur Durchsetzung von Beschlüssen des
Sicherheitsrats der Vereinten Nationen zum AdriaEmbargo und Flugverbot über Bosnien-Herzegowina;
c — Fortdauer der Bundeswehreinsätze zur Embargoüberwachung in der Adria sowie zur Überwachung und Durchsetzung des Flugverbots über dem
Luftraum von Bosnien-Herzegowina
Den Anträgen der Bundesregierung „Deutsche Beteiligung an Maßnahmen von NATO und WEU zur Durchsetzung von Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen zum Adria-Embargo und Flugverbot über Bosnien-Herzegowina" und der Fraktion der SPD „Fortdauer der Bundeswehreinsätze zur Embargoüberwachung in der Adria sowie zur Überwachung und Durchsetzung des Flugverbotes über dem Luftraum von Bosnien-Herzegowina" können wir nicht zustimmen.
Militärische Gewalt als Mittel der Politik wird von uns abgelehnt. In den wenigsten Fällen hat militärische Gewalt Probleme gelöst, meistens wurden diese eher verschlimmert bzw. nur verschoben. In einer Zeit der beginnenden globalen Umweltbedrohung können wir uns Kriege nicht leisten. Während die UNO-Programme für Umwelt und Entwicklung um ein Viertel zurückgegangen sind, sind die Ausgaben für Friedensmissionen auf über 3,5 Milliarden $ angestiegen. Intakte Umwelt und umweltverträgliche Entwicklung sind aber Friedenserhaltung. Das AdriaEmbargo ist nicht besonders wirksam. Die Staatengemeinschaft hat nicht ernsthaft versucht, ein Embargo durchzusetzen. Die militärischen Maßnahmen in der Adria sind eher ein Feigenblatt, um von dem eigenen Versagen abzulenken.
Die Beteiligung an den AWACS-Aufklärungsflügen ist eine direkte Teilnahme an kriegerischen Aktionen in Bosnien-Herzegowina. Diese Teilnahme wird von uns abgelehnt.
Staaten haben nur das Recht zur Selbstverteidigung. Ist diese allein nicht möglich, kann dies in Verteidigungsbündnissen geschehen. Dann erstreckt sich die Selbstverteidigung auch auf die Bündnispartner. Würden sich die Staaten an das Prinzip der Selbstverteidigung halten, könnten zwischen den Staaten keine Kriege ausbrechen. Bürgerkriege sind nur in den seltensten Fällen von außen militärisch lösbar.
21218* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 240. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juli 1994
Konflikte können nur friedlich, nicht militärisch gelöst werden, sagt uns unsere pazifistische Einstellung. Ethnische, nationale und religiöse Konflikte werden verursacht von Verelendung, von wirtschaftlichen und zunehmend von ökologischen Krisen. Diese Krisen können nicht durch Kriege gelöst werden. Statt militärischen Einsätzen ist ein abgestuftes internationales System von nicht-militärischen Maßnahmen zur Vorbeugung notwendig. Die Probleme der Menschen lassen sich nicht durch Kriege lösen. Der Krieg verzehrt, der Frieden nährt, sagt der Volksmund. Für uns gilt „Krieg dem Kriege".
Anlage 4
Zu Protokoll gegebene Rede
zum einzigen Punkt der Tagesordnung
Ortwin Lowack (fraktionslos): Bereits im Jahr 1988 hatte sich die Landesgruppe der CSU in Kloster Banz auf meinen Vorschlag hin für Einsätze der Bundeswehr auf der Basis der heutigen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts ausgesprochen. Entscheidend war ein herausragendes Gutachten von Professor Blumenwitz. Die Beteiligung des Parlaments erschien schon damals über Art. 80a Abs. 3 Satz 2 des Grundgesetzes gewährleistet.
Querschüsse gab es schon damals aus dem Auswärtigen Amt.
Es war aber die Feigheit Theodor Waigels, zunächst als Landesgruppenvorsitzender und später als Kabinettsmitglied, diesen — wegweisenden — Beschluß von Banz, nicht mit Nachdruck zu vertreten.
Es war die Entscheidungsunfähigkeit Helmut Kohls, dieses „Helden von Europa", der im Januar 1991 nach dem Angriffsbefehl der Amerikaner auf irakische Stellungen fassungslos, meinungslos und kopflos war. „Was soll ich denn nur machen, ich weiß nicht, was ich machen soll", waren seine Anmerkungen zu Theodor Waigel und Graf Lambsdorff.
Es war die Boshaftigkeit und die Profilsucht Genschers, der ein bestelltes Gutachten aus dem Jahr 1981
immer dazu verwandte, die Rechtslage so unklar wie möglich erscheinen zu lassen.
Es war die Schwäche und das verfehlte Profilierungsdenken der SPD, die mit ihrem „Ohne mich"-Profil oder „Michel ohne"-Profil und einem exzessiven Pazifismus zur allgemeinen Unsicherheit beitrug.
Diese politische Unfähigkeit und Schaumschlägerei aller führenden Akteure in der deutschen Politik hat über viele Jahre die Grundfesten im Sicherheitsdenken unserer Bevölkerung zerstört und eine Normalisierung im Denken verhindert.
Wie wurden die Soldaten der Bundeswehr verunsichert, hingehalten und vorgeführt, unter ihren Kameraden im Bündnis oft genug lächerlich gemacht! Sie mußten sich dem Primat einer unfähigen und unentschlossenen Politik beugen.
Die Entscheidung des BVerfG bedeutet, wie ein Kometeneinschlag auf dem Jupiter, eine Sternstunde des Parlaments. Allerdings frage ich mich, ob das große Vertrauen des BVerfG in das Parlament überhaupt gerechtfertigt ist. Zwölf Jahre Regierung Kohl haben das Verantwortungsbewußtsein in der Union restlos zerstört und eine Stromlinienförmigkeit der Abgeordneten begründet, die erschrecken muß. So wird auch diese Debatte wohl nur in einer Erwartungshaltung der Masse der Parlamentarier zu dem, was die Regierung zu verbreiten hat, geführt. Ein Armutszeugnis für den Parlamentarismus in Deutschland!
Meine Damen und Herren, noch immer geistert die Feindstaatenklausel in der UN-Charta herum. Wo ist endlich eine Bundesregierung, wo ist ein Parlament mit Impulsen, sie zu beseitigen? Auch hier beherrscht die Feigheit die politische Szenerie. Dummheit und mangelndes Selbstbewußtsein wird als Weisheit gepriesen!
Die deutsche Politik ist bewegungslos, verantwortungslos, verkrustet und aufgebläht. Sie befindet sich in einer schweren strukturellen Krise. Ich rufe alle freien Bürger auf, diesem Zustand, einem von Unentschlossenheit geprägten Kapitel der deutschen Geschichte, endlich ein Ende zu bereiten.