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ID1220609100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/206 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 206. Sitzung Bonn, Freitag, den 21. Januar 1994 Inhalt: Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr.-Ing. Dietmar Kansy, Jürgen Sikora, Werner Dörflinger, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU sowie den Abgeordneten Dr. Walter Hitschler, Jörg Ganschow, Lisa Peters, Hans Schuster und der Fraktion der F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung des Wohnungsbaues (Wohnungsbauförderungsgesetz 1994) (Drucksache 12/6616) Jürgen Sikora CDU/CSU 17811B Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste . . . 17813B, 17822D, 17827 A Achim Großmann SPD 17813D Dr. Walter Hitschler F D P 17816B Christina Schenk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17818B Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste . . . . 17820B Hans Raidel CDU/CSU 17822A Norbert Formanski SPD 17823 D Jörg Ganschow F D P 17825 D Peter Götz CDU/CSU 17826 D Walter Schöler SPD . . . . 17827B, 17828A Dr. Walter Hitschler F.D.P. . 17827D, 17831A Ilse Brusis, Ministerin des Landes Nordrhein-Westfalen 17829 D Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . 17831 D Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau 17833 D Werner Dörflinger CDU/CSU 17835A Achim Großmann SPD 17836C Dr. Rudolf Karl Krause (Bonese) fraktionslos 17837A Tagesordnungspunkt 14: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gemeindefinanzreformgesetzes (Drucksachen 12/6349, 12/6622) Dr. Joachim Grünewald, Parl. Staatssekretär BMF 17837 D Dr. Franz-Josef Mertens (Bottrop) SPD 17838C Gerhard Schüßler F D P 17840 B Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 17841A Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 17841C Tagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 15. Juni 1990 über die Bestimmung des zuständigen Staates für eine Prüfung eines in einem Mitgliedstaat der Europäischen Gemeinschaften gestellten Asylantrags (Dubliner Übereinkommen) (Drucksache 12/6485) II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 206. Sitzung. Bonn, Freitag, den 21. Januar 1994 Erwin Marschewski CDU/CSU 17843A Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . 17843 D Wolfgang Lüder F.D.P. 17845 C Ulla Jelpke PDS/Linke Liste 17846C Konrad Weiß (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17847 B Eduard Lintner, Parl. Staatssekretär BMI 17847D Nächste Sitzung 17849C Berichtigung 17849 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 17851* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 17852* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 206. Sitzung. Bonn, Freitag, den 21. Januar 1994 17811 206. Sitzung Bonn, den 21. Januar 1994 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 205. Sitzung, Seite VII und Seiten 17807 * und 17808 * : Bei den Anlagen 16 bis 19 ist statt „Parl. Staatssekretärin Michaela Geiger" „Parl. Staatssekretär Bernd Wilz" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 21. 1. 94 Barbe, Angelika SPD 21. 1. 94 Becker-Inglau, Ingrid SPD 21. 1. 94 Berger, Hans SPD 21. 1. 94 Büchler (Hof), Hans SPD 21. 1. 94 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 21. 1. 94 Peter Harry Clemens, Joachim CDU/CSU 21. 1. 94 Cronenberg (Arnsberg), F.D.P. 21. 1. 94 Dieter-Julius Dr. Däubler-Gmelin, SPD 21. 1. 94 Herta Dr. Dregger, Alfred CDU/CSU 21. 1. 94 Duve, Freimut SPD 21. 1. 94 Eimer (Fürth), Norbert F.D.P. 21. 1. 94 Feilcke, Jochen CDU/CSU 21. 1. 94 Gattermann, Hans H. F.D.P. 21. 1. 94 Dr. Gautier, Fritz SPD 21. 1. 94 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 21. 1. 94 Genscher, Hans-Dietrich F.D.P. 21. 1. 94 Gibtner, Horst CDU/CSU 21. 1. 94 Gleicke, Iris SPD 21. 1. 94 Dr. Glotz, Peter SPD 21. 1. 94 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 21. 1. 94 ** Grünbeck, Josef F.D.P. 21. 1. 94 Dr. Gysi, Gregor PDS/LL 21. 1. 94 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 21. 1. 94 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 21. 1. 94 Heyenn, Günther SPD 21. 1. 94 Dr. Höll, Barbara PDS/LL 21. 1. 94 Hollerith, Josef CDU/CSU 21. 1. 94 Ibrügger, Lothar SPD 21. 1. 94 **' Junghanns, Ulrich CDU/CSU 21. 1. 94 Kampeter, Steffen CDU/CSU 21. 1. 94 Kauder, Volker CDU/CSU 21. 1. 94 Kiechle, Ignaz CDU/CSU 21. 1. 94 Klein (München), Hans CDU/CSU 21. 1. 94 Kolbe, Manfred CDU/CSU 21. 1. 94 Koppelin, Jürgen F.D.P. 21. 1. 94 Kossendey, Thomas CDU/CSU 21. 1. 94 Krause (Dessau), CDU/CSU 21. 1. 94 Wolfgang Kretkowski, Volkmar SPD 21. 1. 94 Kronberg, Heinz-Jürgen CDU/CSU 21. 1. 94 Kubatschka, Horst SPD 21. 1. 94 Dr.-Ing. Laermann, F.D.P. 21. 1. 94 Karl-Hans Lederer, Andrea PDS/LL 21. 1. 94 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lowack, Ortwin fraktionslos 21. 1. 94 Dr. Matterne, Dietmar SPD 21. 1. 94 Mehl, Ulricke SPD 21. 1. 94 Dr. Menzel, Bruno F.D.P. 21. 1. 94 Michels, Meinolf CDU/CSU 21. 1. 94 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 21. 1. 94 Molnar, Thomas CDU/CSU 21. 1. 94 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 21. 1. 94 * Müller (Pleisweiler), SPD 21. 1. 94 Albrecht Müller (Wadern), CDU/CSU 21. 1. 94 Hans-Werner Müller (Zittau), Christian SPD 21. 1. 94 Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 21. 1. 94 Neumann (Bramsche), SPD 21. 1. 94 Volker Neumann (Gotha), SPD 21. 1. 94 Gerhard Dr. Ortleb, Rainer F.D.P. 21. 1. 94 Otto (Frankfurt), F.D.P. 21. 1. 94 Hans-Joachim Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 21. 1. 94 Dr. Pick, Eckhart SPD 21. 1. 94 Poß, Joachim SPD 21. 1. 94 Priebus, Rosemarie CDU/CSU 21. 1. 94 Reichenbach, Klaus CDU/CSU 21. 1. 94 Reimann, Manfred SPD 21. 1. 94 Reuschenbach, Peter W. SPD 21. 1. 94 Reuter, Bernd SPD 21. 1. 94 Ringkamp, Werner CDU/CSU 21. 1. 94 Rode (Wietzen), Helmut CDU/CSU 21. 1. 94 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 21. 1. 94 Ingrid Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 21. 1. 94 Scheffler, Siegfried SPD 21. 1. 94 Schmidt (Dresden), Arno F.D.P. 21. 1. 94 Schmidt (Mülheim), CDU/CSU 21. 1. 94 Andreas von Schmude, Michael CDU/CSU 21. 1. 94 Dr. Schnell, Emil SPD 21. 1. 94 Dr. Scholz, Rupert CDU/CSU 21. 1. 94 Schuster, Hans F.D.P. 21. 1. 94 Seesing, Heinrich CDU/CSU 21. 1. 94 Seibel, Wilfried CDU/CSU 21. 1. 94 Skowron, Werner H. CDU/CSU 21. 1. 94 Dr. Stoltenberg, Gerhard CDU/CSU 21. 1. 94 Stübgen, Michael CDU/CSU 21. 1. 94 Dr. von Teichman, F.D.P. 21. 1. 94 Cornelia Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 21. 1. 94 Titze-Stecher, Uta SPD 21. 1. 94 Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 21. 1. 94 Vosen, Josef SPD 21. 1. 94 Wetzel, Kersten CDU/CSU 21. 1. 94 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 21. 1. 94 Dr. Wieczorek CDU/CSU 21. 1. 94 (Auerberg), Bertram Wieczorek-Zeul, SPD 21.1.94 Heidemarie Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 21. 1. 94 Wittich, Berthold SPD 21. 1. 94 Wohlrabe, Jürgen CDU/CSU 21. 1. 94 Wolfgramm (Göttingen), F.D.P. 21. 1. 94 Torsten Zierer, Benno CDU/CSU 21. 1. 94 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Innenausschuß Drucksache 12/248 Drucksache 12/4051 Drucksache 12/4052 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 12/51 Drucksache 12/4058 Drucksache 12/4978 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Innenausschuß Drucksache 12/2101 Nr. 3.2 Drucksache 12/5056 Nr. 2.2 Finanzausschuß Drucksache 12/6155 Nrn. 3.2-3.5 Ausschuß für Verkehr Drucksache 12/4191 Nr. 2.21 Drucksache 12/5190 Nr. 2.12 Drucksache 12/5827 Nr. 2.15
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Erwin Marschewski


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Dubliner Übereinkommen ist neben dem Schengener Vertrag und der deutschen Asylrechtsregelung eine sehr wesentliche Bestimmung. Sie wissen, daß Flüchtlingsprobleme und Zuwanderungsprobleme alle europäischen Staaten treffen und deswegen eben ein gemeinsames Handeln erfordern.
    Zu uns kamen sehr viele Asylbewerber. Zwei Drittel der Asylbewerber, die nach Europa kamen, gingen in die Bundesrepublik Deutschland. Wir haben darüber hinaus rund 300 000 Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien aufgenommen. Deswegen sind die Bestimmungen, die wir heute in diesem Parlament behandeln, besonders wesentlich. Denn wir regeln auf der Grundlage des nationalen Rechtes die Zuständigkeit für die Durchführung von Asylverfahren von Ausländern aus Nicht-EG-Staaten.
    Das Dubliner Übereinkommen ist sehr notwendig. Denn nicht alle Staaten der Europäischen Union sind dem Schengener Abkommen beigetreten.
    Ein Wort zu Schengen, meine Damen und Herren: Wir haben dieses Abkommen im letzten Jahr ratifiziert. Daß die Grenzkontrollen zwischen den Vertragsstaaten nicht völlig entfallen sind, liegt daran, daß die vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen noch nicht in Kraft treten konnten. Dies gilt insbesondere für das „Schengener Informationssystem". Wir haben die Hoffnung und die Erwartung, daß dieses wichtige Informationssystem — es kann aus technischen Gründen zur Zeit noch nicht wirksam werden — bald wirklich angewandt werden kann.
    Der Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen hat sich sehr positiv zu dem Dubliner Übereinkommen geäußert. Sie wissen, daß wir dieses Abkommen nur deswegen haben abschließen können, weil wir im letzten Jahr die Asylregelung, d. h. den Art. 16a des Grundgesetzes, haben verabschieden können. Nur so ist es uns möglich gewesen, vorbehaltlos an diesem Abkommen, Schengen und Dublin, teilzuhaben.
    Das Abkommen entfaltet darüber hinaus eine Vielfalt positiver Wirkungen. So werden die Behörden der EU-Staaten durch den Wegfall von Mehrfachprüfungen von Asylanträgen entlastet. Es wird nach der Ratifizierung auch möglich sein, Drittstaaten, z. B. die EFTA-Staaten, durch Abschluß von Parallelabkommen in dieses Vertragswerk mit einzubeziehen.
    Wir haben weitere Wünsche, meine Damen und Herren. Wir bitten die Bundesregierung, die Verhandlungen weiter aufzunehmen und zu forcieren, wenn es darum geht, mit der Tschechischen Republik ein Abkommen abzuschließen. Ich weiß, wir stehen kurz vor Ende dieser Beratungen. Dies ist einfach nötig.
    Aber, meine Damen und Herren, ich will gleichfalls und erneut an dieser Stelle einen Appell an unseren südlichen Nachbarn Österreich richten. Ich bitte die Politik in Österreich, mit uns nun wirklich in konkrete Verhandlungen einzutreten. Die Voraussetzungen des Passauer Abkommens sind nicht geeignet, meine Damen und Herren, eine gesamteuropäische Lösung zu finden. Wer — und ich sage dies noch einmal — an der Schwelle zu Europa steht, der muß in bezug auf die asylrechtlichen und ausländerrechtlichen Bestimmungen auch europäische Standards akzeptieren. Meine herzliche Bitte an die Bundesregierung ist, den Mut nicht zu verlieren, mit Österreich zu verhandeln, um eine gemeinsame europäische Regelung zu erreichen.
    Mit diesem Abkommen, meine Damen und Herren, haben wir die Asylproblematik einigermaßen in den Griff bekommen. Art. 16a des Grundgesetzes zieht. Das Schengener Abkommen ist verabschiedet. Wir sagen ja zu Dublin. Ich meine, der Deutsche Bundestag hat mit diesen Vorschriften, mit diesen Regelungen seine Hausaufgaben in bezug auf die Asyl- und Ausländerproblematik sicherlich einigermaßen in den Griff bekommen.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Helmuth Becker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, jetzt hat unsere Frau Kollegin Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Mühlen der Gesetzgebung mahlen langsam, und die der nationalen Umsetzung europäischer Vereinbarungen drehen sich offenbar besonders behäbig.
    Dieser Gesetzentwurf, den wir heute beraten, beschäftigt uns ein gutes halbes Jahr nach den Entscheidungen über die Neuordnung des Asylrechts, die seinerzeit auch unter dem Gebot stand, mit den Beschlüssen der Europäischen Gemeinschaft vereinbar zu sein. Ich muß sagen, einen ausgeprägten Hang zur schnellen europäischen Harmonisierung des Asyl- und Flüchtlingsrechts hat die Bundesregierung in der Vergangenheit nicht an den Tag gelegt. Im Gegenteil, wir mußten von den Vertretern der Regie-



    Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast
    rung und auch aus der Koalition, ähnlich wie es der Kollege Marschewski eben wieder getan hat, abermals hören, erst nach einer Änderung des Art. 16 unseres Grundgesetzes sei Entsprechendes möglich.
    Meine Kolleginnen und Kollegen, umgekehrt wird ein Schuh daraus: Die Reform unseres Asylrechtes wäre leichter vonstatten gegangen, wenn es schon eine stabile und einheitliche Praxis bei den europäischen Ländern im Umgang mit den Asylsuchenden gegeben hätte.

    (Beifall bei der SPD)

    Auch das Dubliner Übereinkommen bietet jetzt noch nicht das umfassende Konzept für ein einheitliches, verläßliches Asylrecht innerhalb der Europäischen Union. Es regelt einen Teilaspekt, nämlich die Zuständigkeiten und die Modalitäten bei der Prüfung des Antrags. Natürlich ist das richtig und notwendig. Deshalb begrüßt meine Fraktion den nun vorliegenden Gesetzentwurf. Er war überfällig, aber — ich wiederhole es — er ist nur erster Schritt auf dem Weg zu umfassenderen Antworten auf das, was uns die Wanderungsbewegung in Zukunft noch abverlangen wird.
    Ich rate auch dringend dazu, den Text der nationalen Umsetzung dieser europäischen Übereinkunft ernst zu nehmen und auch die Elemente abzuklopfen, die sich hinter diesem Wust an bürokratischen Vorschriften und wenig praxisnahen Regelungen verbergen.
    Da steht z. B. zu lesen, daß jeder Mitgliedstaat einen Bewerber nach den innerstaatlichen Rechtsvorschriften unter Wahrung des Genfer Abkommens in einen Drittstaat zurück- oder ausweisen darf. Ich erinnere an unsere sehr hitzige und auch schwierige Diskussion darüber, ob ein Drittstaat wirklich sicher ist, also den Flüchtling schützen kann. Die Autoren des Dubliner Übereinkommens gehen davon aus. Jeder Mitgliedstaat muß sich heute und in Zukunft darauf verpflichten, diese Frage immer wieder kritisch zu überprüfen.
    Ähnliches gilt für die Vorschrift, daß ein Aufnahmegesuch dann als zulässig gilt, wenn die Entscheidung darüber nach drei Monaten immer noch nicht vorliegt. Das heißt: im Zweifelsfall für den Antragsteller.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Weiter: Asylbewerber haben das Recht, sich darüber zu informieren, welche ihrer Daten bei der Bearbeitung des Antrags von einem Mitgliedstaat an den anderen weitergegeben worden sind. Enthalten diese Angaben Fehler, haben die Betroffenen das Recht auf Korrektur oder Löschung. — Das hört sich gut und plausibel an, setzt aber voraus, meine Kolleginnen und Kollegen, daß die Flüchtlinge über diese Möglichkeit überhaupt Bescheid wissen und Zeit und Hilfe haben, um sie zu nutzen. Das heißt: Fachliche Beratung ist unabdingbar.
    Fazit: Das Übereinkommen und seine nationalen Umsetzungen können nur dann einen Sinn haben und Wirkung entfalten, wenn zwischen den Partnern Einverständnis über die strikte Wahrung der Menschenrechte und der Schutzfunktion demokratischer Staaten gegenüber politischer Verfolgung herrscht; sonst funktioniert das Ganze nicht, und die Folgen können wir absehen.

    (Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Vielleicht, liebe Kollegen und Kolleginnen, sorgt das Gesetz dafür — das hoffen wir jedenfalls —, daß nicht länger Flüchtlinge von Land zu Land hin und her geschoben werden, weil sich niemand für sie zuständig erklärt. Den Menschen das Schicksal von „refugees in orbit" zu ersparen ist allein schon der Mühe wert. Aber eine abgestimmte, gemeinsame und vom Geist der Humanität getragene Asylpolitik im eigentlichen Sinne im geeinten Europa ist damit noch lange nicht erreicht. Dazu bedarf es weiterer Anstrengungen und fester Institutionen, die den Flüchtlingen in gleicher Weise weiterhelfen wie denjenigen, die sich als Behördenmitarbeiter oder auch Juristen mit den schwierigen Problemen der Migration befassen.
    Nun hat der Europäische Rat am 10./1l. Dezember vergangenen Jahres einen Aktionsplan verabschiedet, der in die richtige Richtung weist. Vom Ziel sind wir allerdings weit entfernt; denn es reicht ja wahrhaftig nicht aus, wenn die Bundesregierung eine gerechte Lastenteilung im Geiste europäischer Solidarität anmahnt. Zahlenschlüssel und Aufnahmequoten mögen schon notwendig sein, um die Zuwanderung organisieren und finanzieren zu können.
    Mit Recht fordert der Bundesrat in seiner Stellungnahme aber grundsätzlichere Lösungsansätze, unter anderem, daß die anderen Mitgliedstaaten der EG ihre Bereitschaft zur Aufnahme von Kriegs- und Bürgerkriegsflüchtlingen verstärken. Damit hat er ganz gewiß recht; denn es stimmt schon, daß Deutschland in einem einzigen Jahr etwa 370 000 Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien aufgenommen hat. Das sind etwa zwei Drittel aller, die auf dem Gebiet der Europäischen Union Zuflucht suchten.
    Noch besser täte die Länderkammer allerdings daran, liebe Kollegen und Kolleginnen, außerdem dafür Sorge zu tragen — das wiederhole ich jetzt —, daß Bürgerkriegsflüchtlinge nicht ins Asylverfahren gedrängt werden.

    (Beifall bei der SPD und des Abg. Wolfgang Lüder [F.D.P.])

    Daß das weiterhin nicht geschieht, liegt nicht — man muß es einfach noch einmal sagen — am Bundesgesetzgeber, sondern am mangelnden Willen der Länder, sich auf einheitliche Kriterien bei der Aufnahme dieser Flüchtlinge zu einigen und damit die Gemeinden zu entlasten. — Es lag mir am Herzen, das hier noch einmal zu sagen; denn Bürgerkriegsflüchtlinge gehören einfach nicht in diesen Bereich des Asyls.
    Ich verfolge mit Sorgen die jüngsten Meldungen über drohende Abschiebungen kroatischer Flüchtlinge, nachdem die Länderinnenminister beschlossen haben, den Abschiebestopp am 30. April aufzuheben. Wir sind uns klar darüber, glaube ich, daß es natürlich schlüssig ist, daß Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren, wenn denn die Umstände es erlauben. Aber es ist weiterhin sorgfältig zu prüfen, wie die Zustände jetzt in dem jeweiligen Gebiet sind. Daraus folgt, daß



    Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast
    eine pauschale und undifferenzierte Rückführung nicht möglich ist und auch nicht sein darf.

    (Wolfgang Lüder [F.D.P.]: Richtig!)

    Migrationspolitik auf europäischer wie auf nationaler Ebene muß — ich sagte es — umfassender sein als das, was bisher geregelt ist. Ich nenne noch einmal die oft erwähnte und beschworene Bekämpfung von Fluchtursachen. Ich nenne intensive Bemühungen um eine Stärkung und Stabilisierung der jungen Demokratien in Mittelost- und Osteuropa, verbindliche Verabredungen über humanitäre und wirtschaftliche Hilfen. Eine intensive, eine engagierte und verantwortungsvolle Entwicklungspolitik sollte konkrete Forderungen enthalten, damit ethnische Minderheiten nicht länger diskriminiert werden, schon gar nicht in Ländern, die zu unseren Bündnispartnern zählen.
    In diese präventive, in diese vorsorgende Migrationspolitik gehört eben auch der Konsens der europäischen Länder, Diktaturen weder direkt noch indirekt zu unterstützen, und wenn die Exportgeschäfte noch so verlockend erscheinen.
    Eine europäische Wanderungskonvention, die uns voranbringt, müßte all dies und sehr viel mehr enthalten; denn, meine Kolleginnen und Kollegen, Absichtserklärungen gibt es wahrhaftig genug — z. B. die Entschließung, die das Europäische Parlament am 18. November 1992 zur Harmonisierung des Asylrechts und der Asylpolitiken in der Gemeinschaft formuliert hat. Da stehen lauter hehre Vorschläge und Forderungen zu vielen Fragen, die uns beschäftigen, drin — nach Rechten der Flüchtlinge auf umfassende und faire Erstanhörung und so fort.
    Ich möchte am Schluß daran erinnern, daß weltweit nach den Kriterien der Genfer Flüchtlingskonvention 18 Millionen Menschen auf der Flucht sind. Das ist gegenüber 1990 ein Anstieg um 2,3 Millionen. Hinzu kommt eine etwa Bleichgroße Zahl von Flüchtlingen, die im Lande selber herumziehen und nach besseren Bedingungen suchen. Das sind „displaced persons".
    Es liegt mir fern, die Probleme und die schwierigen Aufgaben zu verharmlosen, die diese großen Wanderungsbewegungen mit sich bringen. Richtig ist aber auch, daß nur 10 bis 20 % derer, die eine andere Heimat suchen, suchen müssen, in Europa und Nordamerika aufgenommen worden sind. Auch wenn sich der Trend verstärkt und wir es augenblicklich vorwiegend mit Migranten innerhalb Europas zu tun haben — niemals sollten wir vergessen, daß über Jahre hinweg die Elendswanderung meist in Ländern endete, die selbst Elend und Armut kennen und zu bewältigen haben.
    Deshalb sind Tendenzen zur europäischen Abschottung ebenso fehl und falsch am Platze wie Panikmache mit Worten wie „Schwemme", „Flut" und „Überfremdung".
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD, der F.D.P., der PDS/ Linke Liste und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)