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    Plenarprotokoll 12/199 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 199. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. Dezember 1993 Inhalt: Wahl der Abgeordneten Dr. Christine Lucyga als stellvertretendes Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarats 17185A Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 17185B Absetzung der Punkte 3 d, 19d und 20a von der Tagesordnung 17185D Tagesordnungspunkt 4: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung des Bundesministeriums für Wirtschaft: Zustimmungsbedürftige Verordnung über den Prozentsatz der Ausgleichsabgabe nach dem Dritten Verstromungsgesetz für das Jahr 1994 (Drucksachen 12/6242, 12/6368) Heinrich Seesing CDU/CSU 17186A Volker Jung (Düsseldorf) SPD 17187 A Klaus Beckmann F.D.P. 17188 C Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 17189C Dr. Reinhard Göhner, Parl. Staatssekretär BMWi 17190A Tagesordnungspunkt 5: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Bau des Abschnitts Wismar West-Wismar Ost der Bundesautobahn A 20 LübeckBundesgrenze (A 11) (Drucksachen 12/5001, 12/6371) Horst Gibtner CDU/CSU 17191 B Reinhold Hiller (Lübeck) SPD 17192D Horst Gibtner CDU/CSU . . 17193B, 17194D Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/ CSU 17193C Dr. Klaus Röhl F.D.P. 17195A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 17196A Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17197A Manfred Carstens, Parl. Staatssekretär BMV 17197D Dr. Ulrich Janzen SPD (Erklärung nach § 31 GO) 17198D Tagesordnungspunkt 6: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Bundesfernstraßengesetzes (Drucksachen 12/4635, 12/6366) Michael Jung (Limburg) CDU/CSU . . 17199D Klaus Hasenfratz SPD 17201 A Horst Friedrich F.D.P. 17202B Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 17203 B Manfred Carstens, Parl. Staatssekretär BMV 17204A Tagesordnungspunkt 7: a) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Renate Blank, Dr. Dionys Jobst, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU sowie den Abgeordneten Ekkehard Gries, Horst Friedrich, Roland Kohn, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Dezember 1993 des Binnenschiffahrtsgesetzes (Drucksachen 12/6147, 12/6367) b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Renate Blank, Dr. Dionys Jobst, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/ CSU sowie den Abgeordneten Ekkehard Gries, Horst Friedrich, Roland Kohn, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Binnenschiffahrtsaufgabengesetzes (Drucksache 12/6381) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Aufhebung der Tarife im Güterverkehr (Tarifaufhebungsgesetz) (Drucksachen 12/6284, 12/6393) Renate Blank CDU/CSU 17205 C Carl Ewen SPD 17207 C Ekkehard Gries F D P 17208D Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 17209D Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/ CSU (Erklärung nach § 31 GO) 17210 C Tagesordnungspunkt 3: a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: 2. Menschenrechtsbericht der Bundesregierung (Drucksache 12/6330) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Hanna Wolf, Brigitte Adler, Angelika Barbe, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Gegen Menschenrechtsverletzungen an Frauen — Weltkonferenz fiber Menschenrechte im Juni 1993 (Drucksachen 12/4953, 12/6392) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Appell an die Regierung des Iran (Drucksachen 12/2119, 12/5431) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Beratung des Antrags der Abgeordneten Rudolf Bindig, Volker Neumann (Bramsche), Freimut Duve, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Deutschlands menschenrechtliche Aufgabe in der Welt stärken (Drucksache 12/6383) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Walter Franz Altherr, Dr. Wolf Bauer, Hans-Dirk Bierling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Gerhart Rudolf Baum, Dr. Burkhard Hirsch, Ulrich Irmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Tag der Menschenrechte am 10. Dezember 1993 „Erfolg der Menschenrechtskonferenz" (Drucksache 12/6384) Heribert Scharrenbroich CDU/CSU . . . 17211D Rudolf Bindig SPD 17214A, 17229C Gerhart Rudolf Baum F D P 17216 B Dr. Ursula Fischer PDS/Linke Liste . . . 17217D, 17220 C Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17219A Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 17220 D Freimut Duve SPD 17222 C Hartmut Koschyk CDU/CSU 17223 A Claus Jäger CDU/CSU 17223 D Volker Neumann (Bramsche) SPD . . . 17224 C Dr. Sigrid Semper F D P 17226D Hans-Peter Repnik, Parl. Staatssekretär BMZ 17227D Freimut Duve SPD 17229A Hanna Wolf SPD 17230A Claudia Nolte CDU/CSU 17231 C Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 17232 D Tagesordnungspunkt 8: a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Wohngeldsondergesetzes und des Wohngeldgesetzes (Drucksachen 12/6218, 12/6395, 12/6398) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu dem Antrag der Abgeordneten Achim Großmann, Siegfried Scheffler, Angelika Barbe, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Novellierung des Wohngeldsondergesetzes und des Wohngeldgesetzes (Drucksachen 12/ 5797, 12/6395) Siegfried Scheffler SPD 17234 A Hans Raidel CDU/CSU 17236C Dr. Walter Hitschler F.D.P. 17236C Dr. Walter Hitschler F D P 17238 B Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 17239 B Walter Schöler SPD 17240B Joachim Günther, Parl. Staatssekretär BMBau 17242 C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Dezember 1993 III Dr. Klaus Mildner CDU/CSU 17244A Siegfried Scheffler SPD 17244 B Tagesordnungspunkt 2 (Fortsetzung): Fragestunde — Drucksache 12/6345 vom 3. Dezember 1993 — Gewährung von Prozeßkostenhilfe und Klagebefugnis in Fällen des nach ehelichen Ehegattenunterhalts gemäß geändertem § 91 Bundessozialhilfegesetz MdlAnfr 21 Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU Antw PStSekr'in Roswitha Verhülsdonk BMFuS 17246 D ZusFr Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU 17247 C Existenzminimum für Kinder 1996 MdlAnfr 22 Michael Habermann SPD Antw PStSekr'in Roswitha Verhülsdonk BMFuS 17248B ZusFr Michael Habermann SPD 17248 D Abstimmung innerhalb der Bundesregierung zum Lohnabstandsgebot innerhalb des Sozialhilferechts MdlAnfr 23 Michael Habermann SPD Antw PStSekr'in Roswitha Verhülsdonk BMFuS 17249A ZusFr Michael Habermann SPD 17249B ZusFr Christel Hanewinckel SPD . . . 17249D ZusFr Horst Peter (Kassel) SPD 17250A Verhinderung des Erfrieren weiterer Obdachloser MdlAnfr 24 Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste Antw PStSekr'in Roswitha Verhülsdonk BMFuS 17250A ZusFr Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste . . 17250 C Einsätze und personelle Besetzung des Binnentankers „Ingeborg" in den Tagen vor der Havarie am 19. November 1993; Mängel der Zusammenarbeit im Bereich des Katastrophenschutzes MdlAnfr 32, 33 Dr. Margrit Wetzel SPD Antw PStSekr Manfred Carstens BMV 17251A, D ZusFr Dr. Margrit Wetzel SPD 17251 B Verbesserung des Straßen- und Schienennetzes in Nordrhein-Westfalen, insbesondere im Ruhrgebiet MdlAnfr 34, 35 Hans-Eberhard Urbaniak SPD Antw PStSekr Manfred Carstens BMV . 17251D, 17252A ZusFr Hans-Eberhard Urbaniak SPD . 17252A,B Fischereibiologisches Gutachten für den geplanten Ausbau der Donau zwischen Straubing und Vilshofen MdlAnfr 36 Horst Kubatschka SPD Antw PStSekr Manfred Carstens BMV 17253 A ZusFr Horst Kubatschka SPD 17253 A Bereitstellung von Arbeitsplätzen in Ausbildungsberufen bei Bundesbahn und Reichsbahn; Zukunft der Ausbildungsstätte Villingen-Schwenningen MdlAnfr 37, 38 Christa Lörcher SPD Antw PStSekr Manfred Carstens BMV 17253C, D ZusFr Christa Lörcher SPD . . 17253C, 17254A Zerstörung einer katholischen Kirche durch die chinesische Polizei MdlAnfr 41 Claus Jäger CDU/CSU Antw StMin'in Ursula Seiler-Albring AA 17254 C ZusFr Claus Jäger CDU/CSU 17254 C Entschuldigung der griechischen Regierung wegen der verbalen Angriffe ihres Europaministers Pangalos auf die Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 44 Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU Antw StMin'in Ursula Seiler-Albring AA 17255 A ZusFr Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . 17255 B Bewertung der Kritik des griechischen Europaministers Pangalos an der Mazedonien-Politik MdlAnfr 45 Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU Antw StMin'in Ursula Seiler-Albring AA 17255 B ZusFr Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU 17255 C ZusFr Claus Jäger CDU/CSU 17255 D Tagesordnungspunkt 19: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Schaffung von Partnerschaftsgesellschaften und zur Änderung anderer Gesetze (Drucksache 12/6152) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Rechtspflegergesetzes und anderer Gesetze (Drucksache 12/6243) IV Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Dezember 1993 c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gemeindefinanzreformgesetzes (Drucksache 12/ 6349) e) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Jürgen Meyer (Ulm), Dr. Hans de With, Dr. Herta Däubler-Gmelin, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Wiederaufnahmerechts (Drucksache 12/6219) . . . 17256A Tagesordnungspunkt 20: Abschließende Beratungen ohne Aussprache b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll Nr. 9 vom 6. November 1990 sowie zu dem Protokoll Nr. 10 vom 25. März 1992 zur Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (Drucksachen 12/4474, 12/6188) c) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Deutsche Bundesbank (Drucksachen 12/5169, 12/6365) d) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 131 zu Petitionen (Drucksache 12/6302) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Rechtsakt vom 25. März 1993 zur Änderung des Protokolls über die Satzung der Europäischen Investitionsbank (Drucksachen 12/5941, 12/6300, 12/6397) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Fünfundachtzigste Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste — Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung — (Drucksachen 12/5656, 12/6316) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Neunundzwanzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung (Drucksachen 12/5554, 12/6317) d) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 132 zu Petitionen (Drucksache 12/6388) e) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 133 zu Petitionen (Drucksache 12/6389) f) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 134 zu Petitionen (Drucksache 12/6390) 17256B Tagesordnungspunkt 9: a) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Ottmar Schreiner, Rolf Schwanitz, Gerd Andres, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über einen erleichterten Altersübergang für Arbeitnehmer und Arbeitslose in den ostdeutschen Bundesländern (Altersübergangsgeldgesetz) (Drucksachen 12/3974, 12/4632, 12/4729) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Gruppe der PDS/Linke Liste: Altersübergangsgeld bis 1995 (Drucksachen 12/3737, 12/4632) Renate Jäger SPD 17258 A Heinz Rother CDU/CSU 17259D Dr. Eva Pohl F.D.P. 17261 C Petra Bläss PDS/Linke Liste 17262 C Dr. Rudolf Karl Krause (Bonese) fraktionslos 17263A Tagesordnungspunkt 10: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Beruf der Diätassistentin und des Diätassistenten und zur Änderung verschiedener Gesetze über den Zugang zu anderen Heilberufen (Heilberufsänderungsgesetz) (Drucksachen 12/5619, 12/6377, 12/ 6399) Sigrun Löwisch CDU/CSU 17264 A Antje-Marie Steen SPD 17264 C Dr. Dieter Thomae F.D.P. 17266B Dr. Ursula Fischer PDS/Linke Liste . . 17266 D Dr. Sabine Bergmann-Pohl, Parl. Staatssekretärin BMG 17267 B Tagesordnungspunkt 11: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Norbert Wieczorek, Wolfgang Roth, Dr. Ingomar Hauchler, weiterer Abge- Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Dezember 1993 V ordneter und der Fraktion der SPD: Wirtschaftsgipfel 1993 — die weltwirtschaftliche Strukturkrise gemeinsam überwinden (Drucksachen 12/4630, 12/ 6130) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Zukunftssicherung durch freien Welthandel (Drucksachen 12/5326, 12/6157) Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. 17267D, 17272 B Dr. Norbert Wieczorek SPD 17268 C Friedhelm Ost CDU/CSU 17270C Dr. Norbert Wieczorek SPD 17271A Dr. Reinhard Göhner, Parl. Staatssekretär BMWi 17272C Dr. Rudolf Karl Krause (Bonese) fraktions- los 17273B Tagesordnungspunkt 12: Beratung des Zwischenberichts der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt — Bewertungskriterien und Perspektiven für umweltverträgliche Stoffkreisläufe in der Industriegesellschaft": Verantwortung für die Zukunft — Wege zum nachhaltigen Umgang mit Stoff- und Materialströmen gemäß Beschluß des Deutschen Bundestages vom 14. Februar 1992 (Drucksache 12/5812) Dr. Norbert Rieder CDU/CSU 17274A Marion Caspers-Merk SPD 17275 B Dr. Jürgen Starnick F D P 17277 B Ingeborg Philipp PDS/Linke Liste . . . 17278D Dr. Bertram Wieczorek, Parl. Staatssekretär BMU 17279D Ernst Schwanhold SPD 17281 C Detlev von Larcher SPD 17282D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 17283A Erich G. Fritz CDU/CSU 17284A Ernst Schwanhold SPD 17285 C Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ältestenrates zu dem Antrag der Abgeordneten Christoph Matschie, Hans Martin Bury, Elke Ferner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Umstrukturierung des Fahrdienstes des Deutschen Bundestages nach Kriterien der Umweltverträglichkeit (Drucksachen 12/4266, 12/5868) Christoph Matschie SPD 17286A Steffen Kampeter CDU/CSU 17287 C Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU . . . 17288B Birgit Homburger F D P 17289 A Steffen Kampeter CDU/CSU 17289 D Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 17290A Tagesordnungspunkt 14: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Ilja Seifert, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS/Linke Liste: Novellierung der 2. Grundmietenverordnung bezüglich der Beschaffenheitszuschläge für Wohnungen in den neuen Bundesländern (Drucksachen 12/5264, 12/6062) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Ilja Seifert, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS/Linke Liste: Ersetzung des Altschuldenhilfe-Gesetzes durch ein Altschuldenübernahme-Gesetz (Drucksachen 12/5677, 12/6396) Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 17291 B Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU 17293 A Iris Gleicke SPD 17294 C Lisa Peters F.D.P. 17296C Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17298A Joachim Günther, Parl. Staatssekretär BMBau 17298 D Tagesordnungspunkt 15: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Wolfgang Ullmann, Werner Schulz (Berlin), Konrad Weiß (Berlin) und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes über die Direktwahl des Bundespräsidenten/der Bundespräsidentin (Drucksache 12/6105) Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17300A Dr. Dietrich Mahlo CDU/CSU 17301 A Dr. Rudolf Karl Krause (Bonese) fraktionslos 17302 B Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17302D Dr. Hans-Jochen Vogel SPD 17303 A Jürgen Koppelin F.D.P. 17303B Burkhard Zurheide F.D.P. 17305A Nächste Sitzung 17306 D VI Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Dezember 1993 Anlage i Liste der entschuldigten Abgeordneten . 17307* A Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Bundesfernstraßengesetzes, über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Binnenschiffahrtsgesetzes, über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Binnenschiffahrtsaufgabengesetzes sowie über den Entwurf eines Tarifaufhebungsgesetzes (Tagesordnungspunkte 6 und 7a und b sowie Zusatztagesordnungspunkt 3) Günther Nolting F.D.P. 17307* D Steffen Kampeter CDU/CSU 17308* A Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Fortsetzung des Redebeitrags des Abgeordneten Dr. Dieter Thomae (F.D.P.) zu Tagesordnungspunkt 10 (Heilberufsänderungsgesetz) . . 17308* B Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 11 a und b (Wirtschaftsgipfel 1993 — die weltwirtschaftliche Strukturkrise gemeinsam überwinden; Zukunftssicherung durch freien Welthandel) Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. 17308* D Anlage 5 Ergänzung der Antwort des Parl. Staatssekretärs Manfred Carstens auf die Fragen der Abgeordneten Christa Lörcher (SPD) — Drucksache 12/6345 — Fragen 37 und 38 17309* D Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 15 (Gesetzentwurf zur Direktwahl des Bundespräsidenten) Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste . . 17310* C Anlage 7 Verhinderung von Anstößigkeiten bei der Gestaltung von Telefonkarten im Bereich der Telekom MdlAnfr 8 — Drs 12/6345 — Martin Göttsching CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Paul Laufs BMPT . 17311* B Anlage 8 Umsetzung des Rauchverbots in den Zügen der deutschen Bahnen MdlAnfr 39 — Drs 12/6345 —Jürgen Augustinowitz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Manfred Carstens BMV 17311* C Anlage 9 Putschversuch von Angehörigen der burundischen Armee gegen demokratisch gewählte Organe; Unterstützung des Demokratisierungsprozesses in Guinea/Conakry MdlAnfr 42, 43 — Drs 12/6345 — Dr. Klaus Kübler SPD SchrAntw StMin'in Ursula Seiler-Albring AA 17311*D Anlage 10 Hinnahme der serbischen Eroberungen in Kroatien durch Deutschland und Frankreich MdlAnfr 46, 47 — Drs 12/6345 — Wilfried Böhm (Melsungen) CDU/CSU SchrAntw StMin'in Ursula Seiler-Albring AA 17312* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Dezember 1993 17185 199. Sitzung Bonn, den 9. Dezember 1993 Beginn: 9.00 Uhr
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    *) Anlage 6 Anlage i Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barbe, Angelika SPD 9.12.93 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 9.12.93 * Wilfried Börnsen (Ritterhude), SPD 9.12.93 Arne Brudlewsky, Monika CDU/CSU 9.12.93 Büchler (Hof), Hans SPD 9.12.93 * Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 9.12.93 Peter Harry Catenhusen, SPD 9.12.93 Wolf-Michael Dr. Däubler-Gmelin, SPD 9.12.93 Herta Ehrbar, Udo CDU/CSU 9.12.93 Francke (Hamburg), CDU/CSU 9.12.93 Klaus Dr. Fuchs, Ruth PDS/LL 9.12.93 Gattermann, Hans H. F.D.P. 9.12.93 Gröbl, Wolfgang CDU/CSU 9.12.93 Großmann, Achim SPD 9.12.93 Dr. Hellwig, Renate CDU/CSU 9.12.93 Henn, Bernd PDS/LL 9.12.93 Heyenn, Günther SPD 9.12.93 Hintze, Peter CDU/CSU 9.12.93 Kiechle, Ignaz CDU/CSU 9.12.93 Kittelmann, Peter CDU/CSU 9.12.93 Körper, Fritz Rudolf SPD 9.12.93 Kretkowski, Volkmar SPD 9.12.93 Lummer, Heinrich CDU/CSU 9.12.93 * Marten, Günter CDU/CSU 9.12.93 Dr. Matterne, Dietmar SPD 9.12.93 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 9.12.93* Müller (Völklingen), SPD 9.12.93 Jutta Müller (Wadern), CDU/CSU 9.12.93 Hans-Werner Neumann (Gotha), SPD 9.12.93 Gerhard Dr. Ortleb, Rainer F.D.P. 9.12.93 Pfeiffer, Angelika CDU/CSU 9.12.93 Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 9.12.93 Poß, Joachim SPD 9.12.93 Rawe, Wilhelm CDU/CSU 9.12.93 Reichenbach, Klaus CDU/CSU 9.12.93 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 9.12.93 Ingrid Dr. Scheer, Hermann SPD 9.12.93 von Schmude, Michael CDU/CSU 9.12.93 Dr. Schnell, Emil SPD 9.12.93 Dr. Schockenhoff, CDU/CSU 9.12.93 Andreas Schröter, Karl-Heinz SPD 9.12.93 Schulte (Hameln), SPD 9.12.93* * Brigitte Dr. Schwarz-Schilling, CDU/CSU 9.12.93 Christian Dr. Skarpelis-Sperk, SPD 9.12.93 Sigrid Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Sperling, Dietrich SPD 9.12.93 Dr. von Teichman, F.D.P. 9.12.93 Cornelia Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 9.12.93 Vogel (Ennepetal), CDU/CSU 9.12.93 Friedrich Voigt (Frankfurt), SPD 9.12.93 Karsten D. Welt, Jochen SPD 9.12.93 Wieczorek (Duisburg), SPD 9.12.93 Helmut Wolfgramm (Göttingen), F.D.P. 9.12.93 Torsten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates **für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Bundesfernstraßengesetzes, fiber den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Binnenschiffahrtsgesetzes, fiber den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Binnenschiffahrtsaufgabengesetzes sowie über den Entwurf eines Tarifaufhebungsgesetzes (Tagesordnungspunkte 6 und 7a und b sowie Zusatztagesordnungspunkt 3) Günther Nolting (F.D.P.): Es ist richtig, wenn hier heute in der Debatte gesagt wurde, daß es aus wirtschaftlichen und ordnungspolitischen Gründen sinnvoll ist, mit dem vom Deutschen Bundestag und Bundesrat bereits beschlossenen Tarifaufhebungsgesetz das deutsche Tarifsystem aufzulösen. Es ist auch richtig, wenn hier heute gesagt wurde, daß das Ziel nicht die Wiedereinführung staatlicher Tarife auf Dauer sein kann, sondern daß das Ziel nur die Abschaffung staatlicher Wettbewerbsvorteile in den anderen Ländern der Europäischen Union sein kann. Aber, meine Damen und Herren, gerade diese Wettbewerbsverzerrungen gibt es für die deutsche Binnenschiffahrt. In den letzten Tagen und Wochen habe ich viele Gespräche mit Binnenschiffern geführt. Dabei bin ich zu der Überzeugung gekommen, daß die deutsche Binnenschiffahrt durch das Tarifaufhebungsgesetz in ihrer Existenz gefährdet ist und viele Binnenschiffer absolut vor dem Aus stehen. Ich plädiere daher dafür, das Tarifaufhebungsgesetz zeitlich auszusetzen, damit eine einheitliche europäische Lösung und Angleichung gefunden werden kann. 17308* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Dezember 1993 Es muß möglich sein, die Tarife in Deutschland so lange aufrechtzuhalten, bis in Europa gleiche Wettbewerbsbedingungen geschaffen sind. Lassen Sie uns deshalb dafür sorgen, daß die deutsche Binnenschiffahrt auch nach dem 1. Januar 1994 noch eine Chancengleicheit mit den Nachbarländern hat. Sollte es nicht zu einer Gleichbehandlung mit den europäischen Partnern kommen, wäre dem Europagedanken mehr geschadet als genutzt. Ich stimmte dem Antrag „Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Binnenschiffahrt" zu. Steffen Kampeter (CDU/CSU): Die schwierige Lage der deutschen Binnenschiffahrt bedarf dringend der Harmonisierung der Wettbewerbsbedingungen. Mit der Freigabe der Tarife durch das Tarifaufhebungsgesetz befürchtet insbesondere die mittelständische Partikulierwirtschaft weitgehende wirtschaftliche Nachteile. Die friedlichen und geordneten Protestmaßnahmen der Binnenschiffer haben dies nachdrücklich aufgezeigt. Die entschiedenen Bemühungen der Bundesregierung zur Harmonisierung haben durch die Weigerung der Partnerländer, ihre nationale Marktordnung aufzugeben, keine hinreichende Harmonisierung erreicht. Der Antrag der Koalitionsfraktionen zeigt den dringenden Handlungsbedarf im Interesse der deutschen Binnenschiffahrt auf. Die Fortsetzung dieser Bemühungen ist Kernanliegen christdemokratischer Verkehrspolitik. Daher unterstütze ich nachdrücklich das Binnenschiffahrtsaufgabengesetz und den dazu vorliegenden Entschließungsantrag der Koalition. In der Abstimmung um den Gesetzentwurf der SPD-Fraktion „Tarifaufhebungsgesetz" werde ich mich nicht der Koalition anschließen. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Fortsetzung des Redebeitrags des Abgeordneten Dr. Dieter Thomae (F.D.P) zu Tagesordnungspunkt 10 (Heilberufsänderungsgesetz) Es freut mich sehr, daß es endlich gelungen ist, mit diesem Gesetz den gestiegenen Anforderungen an den Beruf der Diätassistentin und des Diätassistenten Rechnung zu tragen. Abgesehen davon, daß dies den Diätassistentinnen und Diätassistenten die Möglichkeit eröffnet, europaweit tätig zu sein, ist damit auch die Erwartung verbunden, daß in einem wichtigen Gesundheitsbereich in Zukunft mehr getan wird als zuvor. Keiner von uns leugnet heute noch den Stellenwert der Prävention. Gesundheitsförderung ist insbesondere bei den Zivilisationskrankheiten dringend geboten. Welcher Stellenwert in diesem Zusammenhang auch der Ernährung zukommt, haben viele Krankenkassen heute schon erkannt. Sie haben Diätassistentinnen und Diätassistenten eingestellt bzw. sind dabei, mit den Kassenärztlichen Vereinigungen Vereinbarungen über ihre Einbindung in die ärztliche Behandlung zu schließen, insbesondere bei Diabetes mellitus. In Zukunft wünsche ich mir darüber hinaus eine verstärkte Einbeziehung von Diätassistentinnen und Diätassistenten in die Aufstellung der Speisepläne in den Krankenhäusern. Einer Untersuchung zufolge ist das Essen in bundesdeutschen Krankenhäusern viel zu fettreich. Hier müßte sicherlich einiges getan werden. Qualifizierte Kräfte sind unerläßlich, denn wenn wir es nicht einmal in den Krankenhäusern schaffen, gesunde Ernährung anzubieten, wie soll sich dann die Erkenntnis durchsetzen, wie wichtig dies ist, um gesund zu werden bzw. zu bleiben? Unter dem Gesichtspunkt, daß wir gut ausgebildete Diätassistentinnen und Diätassistenten brauchen, ist auch eine durch den Gesundheitsausschuß beschlossene Änderung des Gesetzentwurfs zu sehen. Ursprünglich war ja vorgesehen, daß aus arbeitsmarktpolitischen Gründen eine auf 2 Jahre verkürzte Umschulung zur Diätassistentin oder zum Diätassistenten bei abgeschlossener Ausbildung in nichtmedizinischen Berufen möglich sein sollte. Dies gefährdet jedoch das Ausbildungsziel und steht unserer Vorstellung eines qualifizierten Berufsstandes entgegen. Über ein Berufsgesetz kann keine Arbeitsmarktpolitik betrieben werden. Zum ersten Mal wird in diesem Gesetz das Ziel der Ausbildung zum Diätassistenten festgeschrieben. Vermittelt werden sollen insbesondere Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die zur eigenverantwortlichen Durchführung diättherapeutischer und ernährungsmedizinischer Maßnahmen befähigen sowie dazu, bei der Prävention und Therapie von Krankheiten mitzuwirken und ernährungstherapeutische Beratungen und Schulungen durchzuführen. Dies ist eine immer wichtiger werdende Teilaufgabe unseres Gesundheitswesens. Wir müssen die „natürlichen" Möglichkeiten zur Verhinderung oder Bekämpfung von Krankheiten effizient nutzen. Jedes Arzneimittel hat auch Nebenwirkungen. Wenn man es also schafft, durch Ernährungsumstellung die medikamentöse Behandlung zumindest herauszuzögern, so ist dies nicht nur mit Kostenersparnissen, sondern auch mit Qualitätsgewinnen für die Patienten verbunden. Der vorliegende Gesetzentwurf trägt dem Rechnung. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 11 a und b (Wirtschaftsgipfel 1993 — die weltwirtschaftliche Strukturkrise gemeinsam überwinden; Zukunftssicherung durch freien Welthandel) Dr. Otto Graf Lambsdorff (F.D.P.): Es wäre besser, der Deutsche Bundestag diskutierte in Zukunft vor einem Weltwirtschaftsgipfel, um seine Wünsche und Erwartungen zu formulieren. Eine Debatte über die Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Dezember 1993 17309* Ergebnisse des Treffens fünf Monate, nachdem es stattgefunden hat, ist fast noch nutzloser als die Veranstaltung selbst. Warum nutzlos? Weil die Weltwirtschaftsgipfel im Laufe der Jahre zu riesigen Medienveranstaltungen entartet sind, weil die Zahl der Teilnehmer größer, die Tagesordnung umfangreicher, die Beratungszeit aber nicht ausgedehnt wurde. Und vor allem, weil die Ergebnisse nicht umgesetzt werden. Denken Sie nur an die jahrelang wiederholten GATT-Beschwörungen oder an die Zusagen, die Kernkraftwerke in der früheren Sowjetunion zu sichern! Die F.D.P. ist für die Zusammenarbeit der G-7. Wenn es aber nicht gelingt, die Weltwirtschaftsgipfel wieder zu einer effizienten Veranstaltung zu machen, sollten sie besser gestrichen werden. Meine Damen und Herren, die mir zur Verfügung stehende Redezeit von fünf Minuten ist unter diesen Umständen wahrscheinlich angemessen. Allerdings soll ich in diesen Minuten auch noch zur Zukunftssicherung durch freien Welthandel Stellung nehmen. Für die F.D.P. versichere ich: Wir sind für freien Welthandel und wir sind für die Zukunftssicherung. Wir sind für einen erfolgreichen Abschluß der GATT-Runde, enthalten uns heute einer Bewertung des französischen Verhaltens und danken Bundeswirtschaftsminister Rexrodt für seinen Einsatz in Brüssel. Freier Welthandel ist kein sanftes Ruhekissen. Deshalb eine Bemerkung zu einem in Deutschland aktuellen Problem: Das Stichwort „Hong Kong vor der Haustür" macht die Runde. Die Tatsache, daß in Osteuropa niedrigere Löhne bezahlt werden, macht uns Angst. Angst davor, daß wir mit unseren Lohnkosten auf den internationalen Märkten nicht mehr konkurrieren können. Angst davor, daß deutsche Arbeitsplätze nach Osteuropa abwandern. Richtig ist: Zum Monatslohn eines bayerischen Arbeitnehmers arbeitet der Arbeiter in Tschechien 13 Monate, der in Rußland sogar 7 Jahre. Das ist eine Herausforderung für das Hochlohnland Deutschland — und eine einmalige Chance. Falsch wäre es, den Eisernen Vorhang durch einen Gartenzaun des Protektionismus und der Handelsrestriktionen zu ersetzen. Es gibt keine Schrebergartenidylle und keinen Schlafmützenwettbewerb, der schützenswert ist. Falsch wäre die Abschottung, weil sie die Chancen auf eine nützliche Zusammenarbeit vergibt. Falsch wäre sie, weil sie den Ländern in Osteuropa die Möglichkeiten verbaut, aus eigener Leistung wirtschaftlich voranzukommen. Protektionismus ist nicht nur wirtschaftlich falsch. Für Osteuropa bedeutet er auch die Gefahr der sozialen Instabilität. Zu uns kommen die Menschen, wenn wir die Produkte fernhalten wollen. Die Idee, die deutschen Löhne auf osteuropäisches Niveau zu drücken, ist absurd. Keiner kann das wollen. Die Chance des „Made in Germany" liegt in der internationalen Arbeitsteilung. Wo stände wohl England heute, hätte es auf eigener Weinproduktion bestanden, statt ihn in Portugal zu kaufen? Der Anbau von Ananas in Alaska würde viele Arbeitsplätze sichern. Er ist nur wirtschaftlich völlig unsinnig. Standortvorteile muß man nutzen, nicht ignorieren. Osteuropa bietet den Standortvorteil niedriger Löhne. Viele deutsche Unternehmen befinden sich in einer Kostenkrise. Sie verlieren durch teure Produkte Absatz. Sie sind gezwungen, Arbeitsplätze abzubauen. Denken Sie an die Zulieferer der Automobilhersteller! Eine Alternative ist, Vorleistungen und Produkte aus Mittel- und Osteuropa zu beziehen oder gar Teile ihrer Produktion dahin zu verlagern. Dann sind zumindestens ihre Kernarbeitsplätze gesichert. Außerdem werden sie wettbewerbsfähiger, können preisgünstiger anbieten und mehr Produkte verkaufen. Das hat auch Wirkungen darauf, wieviel Arbeitsplätze neu in Deutschland geschaffen werden. Durch kostensenkende Zusammenarbeit über Grenzen hinweg wird nicht einfach vorhandene Arbeit nur umverteilt. Das ist falsches statistisches Denken. Preisgünstigere Produktion schafft mehr Absatzmöglichkeit und längerfristig mehr Beschäftigung. In der Weltwirtschaft verteilen sich die Weltmärkte neu. Deutschland und Europa haben als Wirtschaftsstandort dann eine vergleichbare Chance, wenn sie die Zusammenarbeit mit Osteuropa nutzen. Anlage 5 Ergänzung der Antwort *) des Parl. Staatssekretärs Manfred Carstens auf die Fragen der Abgeordneten Christa Lörcher (SPD) (Drucksache 12/6345 Fragen 37 und 38): Wie viele Arbeitsplätze in welchen Ausbildungsberufen stellen die Deutschen Bahnen in diesem Jahr zur Verfügung? Wie ist die Planung für die kommenden Jahre, und welche Zukunft hat die Ausbildungsstätte Villingen-Schwenningen (je Ausbildungsjahr 12 Plätze für Energieanlagenelektroniker)? Zu Frage 37: Die Aufteilung auf die einzelnen Ausbildungsberufe stellt sich wie folgt dar: Für die Deutsche Bundesbahn im Ausbildungsberuf Zahl der Ausbildungsplätze Industriemechaniker 1 089 Energieelektroniker 746 Kommunikationselektroniker 298 Holzmechaniker 14 Vermessungstechniker 13 Bauzeichner 53 Tiefbaufacharbeiter 287 Eisenbahner im Betriebsdienst (EiB) 1 300 Kaufleute im Eisenbahn- und Straßenverkehr (KiES) 500 Junggehilfen 300 Praktikanten für verschiedene Bereiche 200 *) Siehe Seite 17253C, D 17310* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Dezember 1993 Für die Deutsche Reichsbahn im Ausbildungsberuf Zahl der Ausbildungsplätze Industriemechaniker 1 200 Energieelektroniker 250 Kommunikationselektroniker 150 Holzmechaniker 27 Vermessungstechniker 10 Tiefbaufacharbeiter/Gleisbauer 340 Hochbaufacharbeiter/Maurer 32 Ausbaufacharbeiter/Zimmerer 15 Tischler 20 Maler/Lackierer 16 Eisenbahner im Betriebsdienst (EiB) 400 Kaufleute im Eisenbahn- und Straßenverkehr (KiES) 700 Zu Frage 38: Aufgeteilt auf Ausbildungsberufe handelt es sich um folgendes Ausbildungsplatzangebot: im Ausbildungsberuf Zahl der Ausbildungsplätze Industriemechaniker 1 600 Energieelektroniker 1 050 Kommunikationselektroniker 400 Holzmechaniker/Hochbaufacharbeiter 60 Bauzeichner 55 Tiefbaufacharbeiter/Gleisbauer 400 Eisenbahner im Betriebsdienst (EiB) 1 000 Kaufleute im Eisenbahn- und Straßenverkehr (KiES) 450 Das Ausbildungsplatzangebot verteilt sich nahezu auf alle Bundesländer. Konkrete Aussagen für die folgenden Jahre können gegenwärtig nicht gemacht werden. Die Nachwuchsplanung ist als Teil der Personalplanung Bestandteil der unternehmerischen Wirtschaftsplanung, über die von der Geschäftsführung der deutschen Bahnen erst in der zweiten Jahreshälfte 1994 für die Folgejahre entschieden wird. Nach Auskunft der Deutschen Bundesbahn ist der Standort Villingen-Schwenningen von Kapazitätsanpassungsmaßnahmen nach einer Konzeption zur langfristigen Werkeordnung betroffen. Für die bereits heute dem Betriebswerk Singen (Hohentwiel) angegliederte Stelle treten entscheidende Aufgabenänderungen bis Ende 1997 ein mit der Folge, daß im kommenden Jahr neue Berufsausbildungen nicht begonnen werden können; die gegenwärtig vorhandenen Berufsausbildungen werden jedoch an diesem Standort zu Ende geführt (Auslaufbetrieb). Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 15 (Gesetzentwurf zur Direktwahl des Bundespräsidenten) Dr. Uwe-Jens Heuer (PDS/Linke Liste): Es gibt viele gute Gründe, den Vorschlag von Kollegen Ullmann, den Bundespräsidenten direkt zu wählen, zumindest in Erwägung zu ziehen. Dieser Vorschlag war seinerzeit, als er eingebracht wurde, eine Reaktion auf die Nominierung von Herrn Heitmann als Kandidat für das Amt des Staatsoberhauptes. Nicht nur zahlreiche Bürger, sondern auch viele von uns sind es eben einfach leid, wie das Amt des Bundespräsidenten als Besitztum der großen Parteien oder gar als Amt von des Kanzlers Gnaden betrachtet wird. Mag dem Kandidaten auch politische Toleranz, rechtsstaatliche Solidität und Zuspruch der Bevölkerung fehlen, die Nominierung durch eine der großen Parteien wiegt das auf. Über all diese Dinge haben wir nachzudenken und damit auch über das Nominierungs- und Wahlverfahren. Lösungen sind gefragt. Im Unterschied zu einigen anderen Mitgliedern der Gruppe PDS/Linke Liste sehe ich allerdings in der Direktwahl keine akzeptable Lösung. Meine Sorge ist, und das habe ich auch Herrn Ullmann geschrieben, daß die derzeitigen Schwächen des Auswahlverfahrens bei Realisierung des Vorschlags nicht beseitigt, sondern unter Umständen sogar um neue, noch ernstere Gefahren für die Demokratie erweitert würden. Zunächst habe ich prinzipielle verfassungsrechtliche Bedenken. Ich habe mich im Plenum des Bundestages wie auch in der Gemeinsamen Verfassungskommission stets nachdrücklich für eine Ergänzung der parlamentarischen Demokratie durch vielfältige Formen der plebiszitären Demokratie ausgesprochen. Es ist nun ein verbreiteter Irrtum, daß eine Direkt- oder Volkswahl des Bundespräsidenten ein Schritt in diese Richtung wäre. Es geht aber bei der Frage der Direktwahl der Sache nach eben nicht primär um eine Methode plebiszitärer Demokratie, sondern um eine Veränderung der Staatsorganisation. Direktwahl des Bundespräsidenten bedeutet etwas Eigenständiges, nämlich die Herleitung der Autorität des Staatsoberhauptes vom Volk. Sowohl die Regierungsgewalt als auch die Präsidialgewalt können damit ihre Entscheidungen unter Berufung auf das Volk legitimieren, wobei diese Herleitung seitens der Präsidialgewalt sogar direkter und damit nachdrücklicher geschehen kann. Direktwahl bedeutet damit vorrangig eine substantielle Machtverschiebung innerhalb der Exekutive und zwischen Legislative und Exekutive. Ein Bundespräsident, der vom Volke gewählt würde, hätte eine ganz andere politische Autorität, um gegebenenfalls z. B. die Unterzeichnung eines vom Bundestag und Bundesrat verabschiedeten Gesetzes abzulehnen. Erweiterte Kompetenzen für ihn in Richtung der Kompetenzen des Reichsprä- Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Dezember 1993 17311* sidenten der Weimarer Verfassung, auch wenn man sie ausdrücklich ablehnt, würden doch von vielen als logische Konsequenz angesehen werden. Für einen Präsidenten, der nur repräsentiert und Reden hält, braucht man nicht das aufwendige Verfahren einer Direktwahl. Ein Trend in Richtung auf eine vom Bundestag und von der Bundesregierung unabhängige, eigenständige Präsidialmacht wäre nahezu unvermeidlich und würde voraussichtlich mit autoritären, antiparlamentarischen Tendenzen einhergehen. Es geht hier eben nicht primär um die Öffnung der parlamentarischen Demokratie in Richtung auf die unmittelbare Demokratie, sondern um die Konstituierung einer Präsidialgewalt, die sich unabhängig von Parlament und Regierung sowie möglicherweise auch gegen sie profilieren könnte und wohl auch würde. Historische Beispiele dafür gibt es übergenug, von Napoleon III. über Hindenburg bis zu Jelzin. Eine Direktwahl des Bundespräsidenten in einer Verfassungsordnung ohne Plebiszite würde voraussichtlich auch dazu führen, daß Stimmungen des Unmuts vorrangig bei dieser Direktwahl ihren Ausdruck finden, „Denkzettelwahlen" damit typisch werden könnten und die Wahl eines um Ausgleich bemühten Politikers kaum befördert würde. Eine „Überparteiliche Instanz" wäre der direkt gewählte Bundespräsident wohl auch nicht, da seine Aufstellung wie auch der Wahlkampf nach allen Erfahrungen der Weimarer Republik, der französischen V. Republik oder der USA im Rahmen der Parteiendemokratie ablaufen würde. Auch wenn nach dem veränderten Art. 54 Abs. 6 Grundgesetz, wie er im vorliegenden Gesetzentwurf vorgeschlagen wird, nur Kandidaten aufgestellt werden, die fünf von Hundert der Stimmen der Bundesversammlung erhalten, ist doch nicht auszuschließen, daß in absehbarer Zeit Kandidaten wie Schönhuber möglich werden, unter Umständen einen beachtlichen Stimmenanteil gewinnen und einen verheerenden Rechtsruck im politischen System bewirken könnten. Dennoch sollten wir weiter über Lösungen nachdenken, die besser sind als das derzeit geltende Nominierungs- und Wahlverfahren und die Art und Weise, wie es gehandhabt wird. Der Antrag zwingt uns immerhin, dies zu tun und vor allem darin sehe ich ein positives Moment. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Paul Laufs auf die Frage des Abgeordneten Martin Göttsching (CDU/CSU) (Drucksache 12/6345 Frage 8): Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um bei der Verschiedenartigkeit der Gestaltungsarten von Telefonkarten im Verantwortungsbereich der TELEKOM nicht in den Bereich des Anstößigen zu geraten, wie das zum Beispiel bei der Sexkarte „Trinity" der Beate-Uhse Kollektion der Fall ist? Die Telefonkarte 0 526 P, „Trinity Donn", ist im Rahmen einer Serie von 21 Werbekarten des Versandhauses Beate Uhse erschienen. Auf ihrer Vorder- und Rückseite ist ein bekleidetes Modell abgebildet, wie es im Bereich der Werbung nicht außergewöhnlich ist. Diese Telefonkarten verstoßen, wie die Deutsche Postreklame (DPR) nach sorgfältiger Prüfung feststellt, nicht gegen die Ziffer 4 der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der DPR und werden in ähnlicher Aufmachung bereits seit Jahren auf dem deutschen Telefonkarten-Markt gehandelt. Die DPR kann Aufträge nur aus wichtigem Grund ablehnen, zum Beispiel bei Telefonkarten mit Werbung für sittenwidrige Produkte oder sexueller Bezugnahme in der Werbung. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Manfred Carstens auf die Frage des Abgeordneten Jürgen Augustinowitz (CDU/CSU) (Drucksache 12/6345 Frage 39): Wie weit sind die Vorbereitungen zur Umsetzung des Rauchverbots in Vorräumen und Seitengängen in den Zügen der Deutschen Bahnen fortgeschritten? Die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Reichsbahn werden in Kürze die technischen Dienststellen beauftragen, die Kennzeichnung für das Rauchverbot in den Vorräumen und Seitengängen der Reisezugwagen vorzunehmen. Die Eisenbahnunternehmen erarbeiten außerdem Konzepte zur Information der Mitarbeiter und der Reisenden. Anlage 9 Antwort der Staatsministerin Ursula Seiler-Albring auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Klaus Kübler (SPD) (Drucksache 12/6345 Fragen 42 und 43): Ist der Bundesregierung bekannt, welche Angehörigen der burundischen Armee sich an dem Militärputschversuch gegen die demokratisch gewählten Organe Burundis beteiligt haben, und welche Konsequenzen will die Bundesregierung daraus ziehen? Wie beurteilt die Bundesregierung den Demokratisierungsprozeß in Guinea/Conakry, und welche Möglichkeiten bestehen für die Bundesrepublik Deutschland, den Demokratisierungsprozeß zu unterstützen? Zu Frage 42: Es ist bisher nicht geklärt, wer die Drahtzieher des Umsturzversuches waren und wie die Ereignisse genau abgelaufen sind. Auch die für die Ermordung von Staatspräsident Ndadaye verantwortlichen Täter sind noch nicht ermittelt. Nach den der Bundesregierung vorliegenden Angaben waren Ex-Innenminister Ngeze sowie der Ex-Kabinettsdirektor des ehemaligen Staatspräsidenten Buyoya, Oberstleutnant Sylvestre Nimbabu, an dem Putschversuch beteiligt. Gemäß einer Mitteilung der burundischen Regierung 17312* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Dezember 1993 sollen weitere 5 Offiziere und 15 Unteroffiziere und Mannschaften für den Putsch verantwortlich sein, wovon 7 verhaftet, die anderen flüchtig sein sollen. Namen sind uns nicht bekannt. Die ausländischen Beobachter in Burundi sind sich einig, daß es sich bei den Initiatoren des Putsches sehr wahrscheinlich um eine Politiker- und Offiziersclique aus der südlichen Provinz Bururi handelt, aus der in den letzten 30 Jahren sämtliche Tutsi-Machthaber Burundis hervorgegangen sind. Die Bundesregierung fordert die Ermittlung und Bestrafung der für den Putsch Verantwortlichen. Sie begrüßt daher die Einrichtung einer nationalen Untersuchungskommission in Burundi. Die Untersuchungskommission muß in ihrer Arbeit jedoch wegen der anhaltenden ethnischen Spannungen in der Bevölkerung behutsam vorgehen. Die Sicherheitslage in Burundi ist weiterhin instabil. Ferner fordert die Bundesregierung eine Umstrukturierung der burundischen Armee. Dies ist eine der wichtigsten strategischen Aufgaben, die die burundische Regierung zu leisten hat. Dabei müssen der ethnische Grundkonflikt zwischen Hutus und Tutsis beseitigt und demokratische Grundwerte vermittelt werden. Die Bundesregierung ist bereit, die Arbeit der burundischen Regierung in diesem Sinne zu unterstützen. Zu Frage 43: Trotz einiger ethnisch motivierter Auseinandersetzungen im Vorfeld der Wahlen verläuft der Demokratisierungsprozeß in Guinea weitgehend geordnet und störungsfrei. Um die technischen Vorbereitungen erfolgreich abschließen zu können, wurden auf Drängen aller politischen Gruppen sowie auf Anraten der Genfer internationalen Juristenkommission, die die guineische Regierung bei der Durchführung der Wahlen berät, die Präsidentschaftswahlen verschoben. Die Oppositionsparteien wollen als Block gegen den Präsidenten Lansanah Conté antreten, der seinerseits seine Präsidentschaftskandidatur angemeldet hat. Nach anfänglichen Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Regierung und Oppositionsparteien findet nun ein ständiger politischer Dialog statt, an dem auch Bürgerbewegungen teilnehmen. Die Bundesregierung ist zuversichtlich, daß sich Guinea nach Abhaltung der Präsidentschaftswahlen, denen Parlamentswahlen nachfolgen sollen, zu einem freiheitlich demokratischen Staatswesen entwickelt. Unterstützt wurde der Demokratisierungsprozeß vom AA bisher mit Demokratisierungshilfe von mehr als einer halben Mio DM. Darüber hinaus hat sich eine politische Stiftung mit der Organisation von Informationsveranstaltungen für Parteivertreter und Journalisten engagiert. Die Wahlbeobachtung wird von einem aus Vertretern von EU- und AKP-Ländern bestehenden Gremium ( „ Observatoire de la démocratie") übernommen, das von der EG-Kommission finanziert wird. Anfragen der guineischen Regierung vom 29. Oktober und 4. November 1993 auf Entsendung einer parlamentarischen Beobachtermission wurden am 8. November 1993 dem Auswärtigen Ausschuß zugeleitet. Anlage 10 Antwort der Staatsministerin Ursula Seiler-Albring auf die Fragen des Abgeordneten Wilfried Böhm (Melsungen) (CDU/CSU) (Drucksache 12/6345 Fragen 46 und 47): Bedeutet der gemeinsame Vorschlag des Bundesministers des Auswärtigen, Dr. Klaus Kinkel, und seines französischen Amtskollegen Allain Juppe, für die widerrechtlich von Serbien besetzten Gebiete Kroatiens einen „modus vivendi" anzustreben, daß künftig von den durch Agression geschaffenen „Realitäten" ausgegangen wird und diese hinzunehmen sind? Bleibt es nach wie vor Ziel der deutschen Politik, den Rückzug aller serbischen Besatzungstruppen als Voraussetzung für die Aufhebung von VN-Sanktionen gegen Serbien anzusehen? Zu Frage 46: Der angestrebte „modus vivendi" für die von Serben besetzten Gebiete in Kroatien soll im Interesse der Menschen primär die unmittelbare Gefahr eines erneuten direkten Krieges zwischen Serbien und Kroatien verhindern. Deshalb sieht der „modus vivendi" einen Waffenstillstand vor und vertrauensbildende Maßnahmen, wie die Wiedereröffnung der Verkehrswege (u. a. Autobahn Zagreb-Ostslawonien, Maslenica-Brücke und Energieversorgung). Dies würde vor allem der Republik Kroatien wirtschaftliche Erleichterung verschaffen und damit die Versorgung der ca. 600 000 Flüchtlinge erleichtern. Gemäß den Resolutionen 815 und 871 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen sind die serbisch besetzten Gebiete in Kroatien unzweifelhaft integraler Bestandteil der Republik Kroatien. Der Aktionsplan der Europäischen Union nimmt ausdrücklich auf Res. 871 Bezug. Der „modus vivendi" ist insofern nur ein Zwischenschritt. Die Staatengemeinschaft wird auf einer umfassenden Lösung für die besetzten Gebiete Kroatiens auf der Grundlage der einschlägigen VN-Resolutionen beharren. Dies bedeutet: Wahrung des Grundsatzes der territorialen Integrität Kroatiens. Zu Frage 47: In der Tat kommt eine Aussetzung der VN-Sanktionen gegen Serbien nach der Zielsetzung der Bundesregierung erst in Frage, wenn alle serbischen Truppen vollständig in die Gebiete zurückgezogen sein werden, die ihnen im Rahmen einer einvernehmlichen Verhandlungslösung aller Konfliktparteien bei den Genfer Friedensgesprächen zugewiesen werden. Diese Auffassung ist von unseren Partnerstaaten in der Europäischen Union übernommen worden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hartmut Koschyk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Kollege Jäger, ich teile diese Auffassung, und deshalb ist es ein Ziel der Union, in diesem Stabilitätspakt für Europa die Minderheitenfrage als eine wesentliche Frage zu verankern.
    Ich wiederhole noch einmal: Minderheitenprobleme sind heute im Kernbereich der Europäischen Union keine Stabilitätsgefahr mehr. Für die Staaten Mittel- und Osteuropas läßt sich dies nicht ausschließen. Deshalb halte ich es auch für politisch verantwortbar, wenn die Europäische Union die Lösung offener Minderheitenprobleme und Grenzprobleme von Beitrittskandidaten zur Voraussetzung für einen Beitritt macht, um bestehende Instabilitäten nicht in die Union zu importieren und sie dadurch zu destabi-
    17224 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Dezember 1993
    Hartmut Koschyk
    lisieren. Wir sollten dem Beispiel des Europarates, der hier den Level durch die Aufnahme Rumäniens und der Slowakei sehr niedrig gesetzt hat, für die Europäische Union nicht folgen.
    Die von Frankreich ausgehende Unionsinitiative enthält als ein Element ein bilaterales Vertragsgeflecht der mittel- und osteuropäischen Staaten, das für offene Grenzfragen und bestehende Minderheitenprobleme Lösungen vorsieht. Dieses Instrument, meine Damen und Herren, ist nicht neu. Auch wir haben in unseren Verträgen mit Polen, der damaligen Tschechoslowakei, Ungarn und Rumänien ein Beispiel gegeben, das wiederum von Ungarn in Form von bilateralen Verträgen mit Aussagen zur Festlegung der bestehenden Grenzen und ihrer Bestätigung und Minderheitenschutzbestimmungen mit der Ukraine und Slowenien aufgegriffen wurde.
    Wie in den Verträgen, die wir mit unseren östlichen Nachbarn geschlossen haben, können auch andere mittel- und osteuropäische Staaten Minderheitenprobleme in ihrem bilateralen Nachbarschaftsverhältnis dadurch lösen, daß sie die Minderheitenschutzprinzipien des KSZE-Prozesses zu bilateralen Vertragsverpflichtungen machen. Hier sollte die Europäische Union den assoziierten und zur Assoziierung heranstehenden Staaten Mittel- und Osteuropas ein Vertragsraster mit den unverzichtbaren Minderheitenschutzprinzipien aus dem KSZE-Prozeß anbieten, die Gegenstand solcher bilateraler Vertragsverpflichtungen sein sollten. Der Europarat sollte in der Rahmenkonvention, die er für den notwendigen innerstaatlichen Minderheitenschutz setzen will, deutlich machen, was an innerstaatlichem Minderheitenschutz notwendig ist und alle Anstrengungen, die der Europäischen Union, indem sie die Balladur-Initiative aufgegriffen hat, die des Europarates und die der KSZE durch den Hochkommissar für Minderheitenfragen, sollten insgesamt eng miteinander verzahnt und verflochten werden. Wir können uns eine Parallelität der verschiedenen europäischen Institutionen bei der Verbesserung des Minderheitenschutzes nicht mehr länger leisten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn, meine Damen und Herren, die assoziierten und die zur Assoziierung heranstehenden Staaten Mittel- und Osteuropas die Frage des Minderheitenschutzes und seiner Lösung als Voraussetzung für einen Beitritt nicht als Bremshebel für ihren Beitrittswunsch ansehen sollen, dann müssen wir ihnen praktisch bei der Lösung der Minderheitenprobleme helfen und dürfen ihnen nicht nur inhaltliche Vorgaben machen.
    Deshalb plädieren wir dafür, daß bestehende Programme der Union für die assoziierten Staaten auf minderheitenspezifische Förderanliegen wie Sprache, Kultur, Bildung, Selbstverwaltung, aber auch, was Erziehung von Bevölkerungsmehrheit und -minderheit zu Verständnis und Toleranz betrifft, ausgeweitet werden. Ich denke auch an die sehr guten Beratungsprogramme des Europarates zur Verbesserung des Minderheitenschutzes als Teil des Menschenrechtsschutzes, die leider nur deshalb nicht
    ausgeweitet werden, weil dem Europarat die Instrumente und das Geld fehlen.

    (Zuruf von der SPD: Also hatte ich doch recht!)

    Diese guten Programme des Europarates könnten von der Europäischen Union übernommen werden.
    Ich sage noch einmal: Wir dürfen unseren künftigen Partnern in Mittel- und Osteuropa nicht nur inhaltliche Vorgaben machen, was besserer Minderheitenschutz ist. Wir müssen sie durch praktische Instrumente und Hilfen in die Lage versetzen, wirksamen Minderheitenschutz zu praktizieren und in die Tat umzusetzen.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Renate Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Nun hat der Kollege Volker Neumann das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Volker Neumann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sie erwarten von mir als Abgeordnetem der Opposition sicher, daß ich zu dem 2. Menschenrechtsbericht sage: Er ist nur ausreichend. Ich sage Ihnen aber ganz ehrlich: Ich finde ihn ganz gut.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dieser Menschenrechtsbericht schildert nachvollziehbar die Grundsätze und Ziele deutscher Menschenrechtspolitik. Der Bericht entspricht der traditionell über Parteigrenzen hinausgehenden Übereinstimmung in den Grundsätzen der Menschenrechtspolitik und in den parteiübergreifenden Initiativen zur Verbesserung der Zusammenarbeit bei ihrer Durchsetzung.

    (Gerhart Rudolf Baum [F.D.P.]: Sehr gut!)

    Er ist übrigens auch eine gute Zusammenstellung für jene, die mehr über Menschenrechtspolitik wissen wollen, und er ist eine Fleißarbeit.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Eberhard Brecht [SPD])

    Wenn man weiß, wie wenig Mitarbeiter im Auswärtigen Amt dieses wichtige Feld der deutschen Außen- und damit auch Innenpolitik bearbeiten, muß man diesen Mitarbeitern Lob zollen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der F.D.P.)

    Im großen und ganzen findet der Bericht also unsere Zustimmung, auch in seiner Darstellung dessen, was erreicht ist und was nicht erreicht ist, obwohl er im letzten Punkt nicht vollständig ist.
    In der Debatte um Menschenrechtspolitik — nicht nur hier, sondern allgemein — besteht allerdings die Gefahr des Theoretisierens. Das dauernde Berufen auf Menschenrechte kann verschleiernd wirken, wenn nicht jederzeit jedermann vor Augen hat, daß es um Menschen geht, die gequält und geschunden werden, die wegen ihrer Religion, ihrer Herkunft oder ihrer politischen Meinung in Gefängnissen sitzen, verschwinden, gefoltert und vergewaltigt werden.
    Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Dezember 1993 17225
    Volker Neumann (Bramsche)

    Wer über Menschenrechte spricht, sollte jederzeit wissen, über wen er spricht: über Menschen.
    Dies kommt nach meiner Auffassung in diesem Bericht — vielleicht überfordere ich ihn auch — etwas zu kurz. Vielleicht ist es unsere Aufgabe als Parlament, die Regierung immer wieder darauf hinzuweisen, daß es bei den Resolutionen und Erklärungen letztlich um Menschen geht. Wenn der institutionelle Teil nicht mit Leben erfüllt wird, indem z. B. die dort festgelegten Grundsätze auch auf die im Inland lebenden Menschen konsequent angewandt werden, so wirkt man unglaubwürdig.
    Dieser Bericht scheint mir insofern nicht ganz ausgewogen zu sein. Er legt sehr viel Gewicht auf den Ausbau der politischen Mechanismen des Menschenrechtsschutzes, sagt aber weniger zu ihrer konkreten Anwendung auch im Inland.
    Die Bundesrepublik hat mit ihrer Politik beachtliche Erfolge in der Umsetzung unserer gemeinsamen Vorstellungen zum internationalen Menschenrechtsschutz auf europäischer Ebene und auf Ebene der Vereinten Nationen aufzuweisen. Wir sind allen Regierungen, übrigens auch den früheren, dafür dankbar.
    Ich möchte dabei insbesondere auf das zähe Bemühen um die Umsetzung des internationalen Schutzes von Minderheiten in Staaten hinweisen. Selbst auf europäischer Ebene sind hier noch nicht alle Widerstände überwunden, um den wirklich fortschrittlichen Entwurf zum Schutz der nationalen Minderheiten der Parlamentarischen Versammlung des Europarates umzusetzen. Die eher unverbindlichen Vereinbarungen der KSZE und die Diskussion in den Vereinten Nationen dazu stellen demgegenüber wohl nur einen Anfang der Diskussion dar.
    Ich nenne gerade die Aufgabe des Minderheitenschutzes als erste, weil sie meiner Einschätzung nach einer der wichtigsten Beiträge zur Konfliktprävention und zum Schutz von Menschenrechten ist.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Die täglichen Grausamkeiten der wahnsinnig gewordenen Militärs unterschiedlicher ethnischer Minderheiten im ehemaligen Jugoslawien zeigen uns das überdeutlich.
    Lassen Sie mich an dieser Stelle als Menschenrechtspolitiker vielleicht für uns alle den Appell an alle richten, sich nicht von den täglichen Fernsehberichterstattungen aus den Krisengebieten abstumpfen zu lassen.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Es ist wichtig für unser Zusammenleben, vielleicht für unser Überleben in Europa, daß wir diese täglichen Berichte über die Greuel im ehemaligen Jugoslawien immer wieder als Mahnung verstehen, noch mehr und noch intensiver für das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher ethnischer Gruppen zu werben. Das gilt auch in und für Deutschland.
    Es ist nicht auszudenken, was passieren würde, wenn sich ähnliche Auseinandersetzungen im Bereich der ehemaligen Sowjetunion, z. B. in Georgien,
    ausweiten würden. Was wäre denn, wenn solche menschenverachtenden militärischen Gruppen auch an Atomwaffen oder Kernkraftwerke herankämen?
    Die immer häufiger außer Kontrolle geratenen militärischen und paramilitärischen Gewalttäter scheinen mir ein Problem zu sein, dessen Tragweite noch nicht voll erkannt worden ist. Und natürlich sind solche Menschenrechtsverletzungen wie in Jugoslawien oder an anderen Stellen in der Welt nur möglich, weil diese Gruppen mit Waffen vollgepumpt werden und offensichtlich unkontrolliert weiter vollgepumpt werden, auch heute noch! Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob diese Waffen überwiegend aus dem Ostblock kommen, wie in Jugoslawien, oder aus dem Westen, wie im Irak. Auch das scheint mir in Zukunft ein lohnendes Kapitel für einen Menschenrechtsbericht zu sein, den Zusammenhang zwischen Rüstungsexport und Menschenrechtsverletzungen aufzuzeigen.

    (Beifall bei der SPD)

    Das Beispiel in Jugoslawien, im Herzen unseres Kontinents, aber auch die Entwicklung in unserem Land geben mir erneut Anlaß, uns Europäern und uns Deutschen mehr Bescheidenheit bei der Diskussion mit den Staaten der anderen Kulturkreise über Menschenrechte anzuraten.

    (Gerhart Rudolf Baum [F.D.P.]: Richtig!)

    Abendländische Kulturen und Traditionen westlich geprägter Demokratien kennt nur der kleinere Teil der Menschen in dieser Welt.
    Die Bundesregierung hält in ihrem Bericht an der allgemeinen Auffassung von der Universalität und der Unteilbarkeit der Menschenrechte fest. Wir wissen, nicht alle verstehen die Menschenrechte als Rechte, die jedem Menschen unter allen Umständen und zu jeder Zeit ohne Einschränkung zukommen. Das gilt, wenn wir ehrlich sind, auch für uns.
    Irgendwo habe ich in diesem Zusammenhang mal vom ,,Radio-Eriwan-Prinzip" gelesen: Im Prinzip ja, aber . . .— Sie kennen das ja.
    Zum Beispiel: In Art. 23 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 heißt es: „Jeder Mensch hat das Recht auf Arbeit" . In dem internationalen Pakt über die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte von 1966 wird das in Art. 6 wiederholt. Im Prinzip ja, aber . . .
    In Art. 14 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heißt es: „Jeder Mensch hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen". — Im Prinzip ja, aber . . .
    Ich will mit diesen Beispielen nur warnen vor bloßer Menschenrechtsrhetorik, die in Europa schon nicht glaubwürdig ist und noch weniger in anderen Kulturkreisen. Und ich will anmahnen, daß unser Dialog über die Menschenrechte diese Defizite beachtet.
    Die Bundesrepublik, nein, wir alle, wären gut beraten, mehr auf diejenigen zu hören, die nicht immer zu Unrecht auf diese Defizite hinweisen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS/Linke Liste)

    17226 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Dezember 1993
    Volker Neumann (Bramsche)

    Ein vielleicht ehrlicherer Denkansatz liegt dem von Professor Jörg Fischer in Zürich gemachten Vorschlag zugrunde, die Menschenrechte in die wirklich universellen Menschenrechte, die ohne Einschränkung gelten sollen, aufzugliedern und die wünschbaren, d. h. die politisch gewollten, danebenzustellen, also die Menschenrechte dadurch radikal zu entpolitisieren, daß man die variablen Ziele auch wirklich als solche erkennbar werden läßt. Man sollte den Menschen nicht mehr versprechen, als sich letztlich auch verwirklichen läßt. Möglicherweise können wir dadurch auch die Auseinandersetzungen im internationalen Bereich entschärfen, weil dadurch denjenigen Staaten die Argumentationsbasis entzogen würde, die sich gegen die politische Bevormundung durch den Westen wehren und sich auf die Position des Kulturrelativismus zurückziehen.
    In diesem Sinne würde ich es — übrigens in Übereinstimmung mit dem Menschenrechtsbericht — begrüßen, wenn das Recht auf Entwicklung als Menschenrecht der dritten Generation in Rückbesinnung auf den individualen Ansatz verstanden und festgeschrieben wird.

    (Beifall bei der SPD — Gerhart Rudolf Baum [F.D.P.]: Richtig!)

    In jeder anderen Definition wird es nur gewissen Staaten, wie z. B. China, als Vorwand dienen, den Menschen die elementaren Menschenrechte vorzuenthalten.
    Die Menschenrechtskriterien für die Vergabe von Entwicklungshilfe müssen im übrigen immer wieder überdacht werden. Wir müssen überlegen: Wie kann die Entwicklungszusammenarbeit den betroffenen Menschen eine Verbesserung der Menschenrechtssituation verschaffen?
    Und wir müssen fragen: Wie kann in dem vorhandenen Spannungsfeld zwischen der Durchsetzung von Menschenrechten und anderen außenpolitischen und außenwirtschaftspolitischen Notwendigkeiten dennoch der Grundkonsens über die Menschenrechte gewahrt werden?
    Wir haben in den letzten Jahren auch unübersehbare Fortschritte gemacht. Ausdrücklich begrüßen möchte ich als ersten Schritt in Richtung auf einen von uns auch immer geforderten internationalen Strafgerichtshof die Einsetzung eines Ad-hoc-Tribunals, durch die die UN für schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht im ehemaligen Jugoslawien eine Institution geschaffen hat. Wir müssen es in die Köpfe der Verbrecher im Militär und in der Politik hineinbekommen, daß ihre Taten nicht auf Dauer ungesühnt bleiben.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir wissen, daß es noch ein weiter Weg ist bis zu einem internationalen Strafrechtskodex. Wir wissen um die Schwierigkeiten seiner Durchsetzung, aber der erste Schritt ist getan.
    Übrigens erlaube ich mir, noch einmal zu wiederholen, daß es eine nicht zu unterschätzende abschrekkende Wirkung haben könnte, das Vermögen solcher
    Verbrecher zu beschlagnahmen, ganz egal, wo es in der Welt ist.
    Ein Fortschritt ist auch die vereinbarte Möglichkeit der Individualbeschwerde gegen Menschenrechtsverletzungen auf UN-Ebene sowie die Vereinbarungen auf der Weltmenschenrechtskonferenz in Wien zur Bestellung des Menschenrechtshochkommissars.
    Das ist alles gut, aber es reicht noch nicht aus. Wir müssen uns um einen ständigen Dialog mit allen bemühen, die die Menschenrechte als Basis für ein friedliches Zusammenleben von Menschen und Völkern anerkennen; aber wir müssen den Dialog auch mit denen fortsetzen, die ihre Macht nur durch Menschenrechtsverletzungen erhalten.

    (Gerhart Rudolf Baum [F.D.P.]: Sehr gut!)

    Insofern stimmen wir voll überein mit der Haltung der Bundesregierung zu dieser Frage.
    Die kritische Begleitung der vielen Menschenrechtsgruppen, insbesondere auch von Amnesty International, ist uns dabei hilfreich. Willy Brandt hat uns dabei zur Ausdauer aufgefordert, aber auch hinzugefügt, daß Ungeduld zuweilen auch nicht schaden kann. Am Anfang und am Ende steht jederzeit und überall: Es muß den Menschen geholfen werden, die unter Menschenrechtsverletzungen leiden. Deshalb werden wir nicht nachlassen, auch heute stellvertretend für viele Menschen — zu viele Menschen — auch in diesem Jahr wiederum an das Schicksal der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi in Burma zu erinnern.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.)