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    Plenarprotokoll 12/191 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 191. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. November 1993 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Dr. Joachim Grünewald . . . . 16451 A Eintritt des Abgeordneten Dr. Norbert Herr in den Deutschen Bundestag 16451 A Tagesordnungspunkt I: Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1994 (Haushaltsgesetz 1994) (Drucksachen 12/5500, 12/5870) Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 12/6001, 12/6030) 16451 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 12/ 6002, 12/6030) 16451 C Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 12/6003, 12/ 6030) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 12/6008, 12/6030) . . . 16451 D in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 12/6025) Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 12/6029) in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 12/ 6020, 12/6030) Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 16452A Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . 16457A, 16469 D Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 16464B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . 16467 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 16469C Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 16473 C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16476C Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 16478C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 16479B Manfred Hampel SPD 16480 D Arnulf Kriedner CDU/CSU 16484 A Manfred Hampel SPD 16484 D Horst Jungmann (Wittmoldt) SPD . . 16486A Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 16486D Einzelplan 31 Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (Drucksachen 12/6024, 12/6030) Doris Odendahl SPD 16487 D Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 16491A Doris Odendahl SPD 16492C Carl-Ludwig Thiele F D P 16493 B Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 16495C Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16496C Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 16497 B Dr. Norbert Lammert, Parl. Staatssekretär BMBW 16498D II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. November 1993 Einzelplan 30 Bundesministerium für Forschung und Technologie (Drucksachen 12/6023, 12/6020) Dr. Emil Schnell SPD 16501 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 16505A Dietrich Austermann CDU/CSU 16505 C Werner Zywietz F D P 16508 D Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 16510D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 16511D Dr.-Ing. Paul Krüger, Bundesminister BMFT 16512C Jürgen Timm F.D.P. (Erklärung nach § 31 GO) 16515B Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 12/6010, 12/6020) Ernst Kastning SPD 16516A Ulrich Heinrich F D P 16519 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 16520 A Günther Bredehorn F D P 16521 A Ernst Kastning SPD . . . . 16522C, 16525 B Dr. Sigrid Hoth F D P 16523 B Jochen Borchert, Bundesminister BML 16524 C Jan Oostergetelo SPD 16526 C Gottfried Haschke (Großhennersdorf) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) . 16527D Nächste Sitzung 16528 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 16529* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt I (Haushaltsgesetz 1994) — Einzelplan 10 — Geschäftsbereich Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . . 16529* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. November 1993 16451 191. Sitzung Bonn, den 23. November 1993 Beginn: 14.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 23. 11. 93 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 23. 11. 93* Wilfried Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 23. 11. 93 Clemens, Joachim CDU/CSU 23. 11. 93 Ehrbar, Udo CDU/CSU 23. 11. 93 Ganschow, Jörg F.D.P. 23. 11. 93 Gleicke, Iris SPD 23. 11. 93 Dr. Göhner, Reinhard CDU/CSU 23. 11. 93 Großmann, Achim SPD 23. 11. 93 Günther (Duisburg), CDU/CSU 23. 11. 93 Horst Dr. Herr, Norbert CDU/CSU 23. 11. 93 Heyenn, Günther SPD 23. 11. 93 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 23. 11. 93 Hilsberg, Stephan SPD 23. 11. 93 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 23. 11. 93 Jaunich, Horst SPD 23. 11. 93 Junghanns, Ulrich CDU/CSU 23. 11. 93 Kastner, Susanne SPD 23. 11. 93 Kiechle, Ignaz CDU/CSU 23. 11. 93 Kronberg, Heinz-Jürgen CDU/CSU 23. 11. 93 Kuessner, Hinrich SPD 23. 11. 93 Mascher, Ulrike SPD 23. 11. 93* Matschie, Christoph SPD 23. 11. 93 Dr. Matterne, Dietmar SPD 23. 11. 93 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 23. 11. 93** Dr. Ortleb, Rainer F.D.P. 23. 11. 93 Poß, Joachim SPD 23. 11. 93 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 23. 11. 93** Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 23. 11. 93 Ingrid Dr. Ruck, Christian CDU/CSU 23. 11. 93 Schmidt (Salzgitter), SPD 23. 11. 93 Wilhelm Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 23. 11. 93 Dr. Soell, Hartmut SPD 23. 11. 93** Spilker, Karl-Heinz CDU/CSU 23. 11. 93 Steiner, Heinz-Alfred SPD 23. 11. 93** Dr. von Teichman, F.D.P. 23. 11. 93 Cornelia Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 23. 11. 93 Wetzel, Kersten CDU/CSU 23. 11. 93 Wohlleben, Verena SPD 23. 11. 93 Wohlrabe, Jürgen CDU/CSU 23. 11. 93 Wollenberger, Vera BÜNDNIS 23. 11. 93 90/DIE GRÜNEN * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt I (Haushaltsgesetz 1994) Einzelplan 10 Geschäftsbereich Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Dr. Dietmar Keller (PDS/Linke Liste): Der Rotstift wurde auch beim Agrarhaushalt angesetzt, allerdings so, daß die Agrarbetriebe und Bauern vorerst nicht unmittelbar von den Kürzungen betroffen sind. Hier stellt sich die Frage: Wie lange geht das noch? - zumal an den Fingern abzählbar ist, daß es nicht nur mit dem Haushalt 1994 Probleme geben wird. Unser agrarpolitischer Sprecher, Dr. Fritz Schumann, hat bereits zur ersten Lesung festgestellt, daß die PDS/Linke Liste von der Unausweichlichkeit der mittelfristigen Senkung der Gesamtagrarausgaben - EG-, Bundes- und Landesmittel - ausgeht. Alle gegenteiligen Beteuerungen der Verantwortlichen in Bonn und Brüssel sind Augenauswischerei. Er schlußfolgerte, daß letztlich nur über eine Neuorientierung der Agrarpolitik die erforderlichen Einsparungspotentiale erschließbar sind, und nannte dazu auch die aus Sicht der PDS/Linke Liste erforderlichen Grundbedingungen. Ich will diese hier nicht wiederholen; das gestattet auch mein Zeitfonds nicht. Vielmehr möchte ich einen Gedanken ergänzen. Betrachtet man die Entwicklung der Einkommen der Bauern, der Erzeugerpreise und der Verbraucherpreise im Zusammenhang, wird ein Übel sichtbar, das es bei der Wurzel zu packen gilt: Während sich das verfügbare Einkommen je Haushaltsmitglied der Privathaushalte insgesamt zwischen 1972 und 1992 verdreifachte, haben sich die Einkommen der Bauern - bezogen auf das alte Bundesgebiet - nur gut verdoppelt. Lagen ihre Einkommen je Haushaltsmitglied im Jahre 1972 um 15 Prozent unter dem aller Privathaushalte, betrug der Rückstand 1992 bereits 41 Prozent. Das entsprach immerhin 10 300 DM weniger Einkommen zum Durchschnitt und gar 38 800 DM weniger als pro Kopf in Haushalten anderer Selbständiger. Hinter den Bauern rangierten nur noch die Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger. Eine Erklärung ist das wachsende Mißverhältnis zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen. Dazu wenige Beispiele: 1991 gegenüber 1970 entwickelten sich im Bereich Rindfleisch die Preise für Rindslendenfilet auf 261 Prozent, für Schmorfleisch auf 184 Prozent und für Suppenfleisch auf 167 Prozent. Dagegen stieg der Erzeugerpreis für Lebendvieh Rind lediglich auf 111 Prozent. Das gleiche Bild bei Getreide: Dort ging der Erzeugerpreis leicht zurück - 99 Prozent -, bei Brotweizen sogar auf 96 Prozent. Dagegen stiegen die Verbraucherpreise für Brötchen auf 299 Prozent und für dunkles Mischbrot auf 270 Prozent. Die Frage ist, wo bleibt die Differenz zwischen dem, was die Bauern bekommen, und dem, was die Bevölkerung im Laden bezahlen muß? Klar ist, daß ein Teil der Differenz in die raschere Lohnentwicklung bei Arbeitern und Angestellten ging. Aber damit allein ist die ganze Differenz nicht erklärbar. Immerhin betrug Anfang der 70er Jahre der Anteil der Verkaufserlöse der Landwirtschaft an den Verbraucherausgaben für 16530* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. November 1993 Nahrungsmittel noch über 50 Prozent; laut Berechnungen des Bauernverbandes waren es im Wirtschaftsjahr 1991/92 gerade mal noch 31 Prozent. Mit meinen Feststellungen sage ich nichts Neues. Sowohl Abgeordnete der Regierungskoalition wie der SPD beklagen gleichermaßen diesen Zustand. Nur ihre Schlußfolgerung ist mir zu einseitig, nämlich daß eigentlich höhere Verbraucherpreise für Nahrungsgüter angemessen wären. Bevor man so etwas ins Auge faßt, sollte man eine saubere Analyse der Gewinnraten in der Kette vom Bauern bis zum Ladentisch unter Einbeziehung des Vorleistungsbereiches in Auftrag geben. Diese Ergänzung zeigt, daß Umverteilungen in der Produktion und Zirkulation selbst tragfähigere Lösungen als Umverteilungen im Haushalt erbringen könnten. Allerdings kollidiert das mit Interessen von offensichtlich einflußreichen Kapitalgruppen, speziell im Bereich der großen Handelsketten. Ein zweites Problem betrifft den Haushaltsvollzug. Fakt ist, daß kein produzierender Bereich in so hohem Maße abhängig von direkten oder indirekten Subventionen ist wie die Landwirtschaft. Mit der EG-Agrarreform hat diese Abhängigkeit eine neue Qualität erreicht. Indem die teilweise drastisch reduzierten Erzeugerpreise produktionsneutral durch umfangreiche Kompensationszahlungen ausgeglichen werden, ist eine neue Abhängigkeit der Bauern und ein gravierendes betriebswirtschaftliches Problem entstanden. Sowohl diese Zahlungen wie auch der soziostrukturelle Einkommensausgleich im Westen bzw. die Anpassungshilfen im Osten und andere öffentliche Mittel kommen erst am Jahresende zur Auszahlung. Der Landwirtschaftsbetrieb hat aber im Herbst ganz konkrete Ausgaben, z. B. für die Herbstbestellung oder für die im September fälligen Pachtzahlungen — was übrigens im Osten ein besonderes Problem ist, da die Pachtquote doppelt so hoch wie im Westen liegt und bei juristischen Personen sogar gen hundert tendiert. Gerade in den letzten Tagen wurde ich bei Veranstaltungen von Thüringen bis Brandenburg sehr massiv mit diesem Problem konfrontiert. Mir wurde geschildert, daß Betriebe teilweise nicht in der Lage sind, Lohn zu zahlen, und die Betroffenen auf Dezember vertrösten, von Betrieben des Vorleistungsbereiches Betriebsmittel und Leistungen gegen spätere Bezahlung einkaufen — und diese Gefälligkeit muß oft zusätzlich bezahlt werden — oder gezwungen sind, Kredite zur Zwischenfinanzierung aufzunehmen. Im Freistaat Sachsen waren zum 30. September 1993 vom korrigierten Plan aller EG-, Bundes- und Landesmittel für den Agrar- und Ernährungsbereich erst 23,6 Prozent auch ausgegeben. Die PDS/Linke Liste hält es deshalb für unerläßlich, daß mit dem Haushalt 1994 die Auszahlung staatlicher Mittel neu geregelt wird. Es ist eine bestimmte Kontinuität nötig, z. B. quartalsweise oder mindestens halbjährliche Auszahlung. Zum Abschluß möchte ich zum wiederholten Male darauf verweisen, daß die Altschuldenregelung nach wie vor unakzeptabel ist. Mir sind aus den genannten Veranstaltungen vor Ort Beispiele bekanntgeworden, daß inzwischen die rechnerisch aufgelaufene Zinslast für Altkredite bereits höher als die erste Rate der Teilentschuldung durch die Treuhandanstalt ist. Auch wenn diese Zinsen nicht unmittelbar fällig werden, müssen sie ja nach der Waigelschen Besserungsscheinregelung — wenn auch mit Zeitverzögerung — aufgebracht werden. Das führt in der Praxis oftmals dazu, daß aus betriebswirtschaftlicher Verantwortung das Risiko gescheut wird, im erforderlichen Umfang neu zu investieren. Abgesehen davon, daß die Banken weiter Zurückhaltung üben. Ich will das hier nicht vertiefen, möchte aber ankündigen, daß unsere Gruppe die Initiative ergreifen wird, die gesamte Altschuldenproblematik erneut zu beleuchten und in die parlamentarische Diskussion zu bringen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Graf Alois von Waldburg-Zeil


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Könnte es sein, daß wir das letzte Mal in diesem Plenum einen Einzelplan 31 des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft beraten?

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: Wenn Sie Ministerposten abbauen, schon!)

    In der Tat, wenn wir im Frühjahr 1994 im Plenum den Vorschlägen der Verfassungskommission folgen und die Bundeskompetenzen nach Art. 72 und Art. 75 Nr. 1 des Grundgesetzes so einschränken, daß in Zukunft ein mecklenburg-vorpommerscher Schneider nach anderen Grundsätzen ausgebildet wird als ein solcher im Saarland, ein Metallfacharbeiter nach anderen Kriterien in Nordrhein-Westfalen als in Baden-Württemberg und im Hochschulwesen viele Bereiche nicht mehr durch Rahmengesetzgebung des Bundes geregelt werden können, wird man sich in der Tat fragen müssen, ob wir noch ein Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft brauchen.

    (Beifall des Abg. Eckart Kuhlwein [SPD])

    Meine Damen und Herren, ich muß noch eines hinzufügen. Das geht natürlich nicht: alle Kompetenzen den Ländern und alle Kosten dem Bund.

    (Dr. Klaus-Dieter Uelhoff [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Mißverstehen Sie mich bitte nicht,

    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nein, wir verstehen das gut!)

    es hat in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland schon viele Ministerien gegeben, die nicht mehr bestehen. Darum geht es nicht. Ich möchte nur über den Kreis der Bildungspolitiker hinaus zum Nachdenken darüber anregen, ob wir uns auf dem Höhepunkt der Diskussion um den Wirtschaftsstandort Deutschland einen Rückfall in bildungspolitische Kleinstaaterei leisten können.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der F.D.P. und der SPD)

    Meiner Meinung nach wäre das bedauernswert, vor allem deshalb, weil — in dem bildungs- und forschungspolitischen Grundsatzgespräch am 11. November 1993 ist es ja überdeutlich geworden — eine weitgehende Übereinstimmung darüber herrscht, was gegenwärtig an Kurskorrekturen nötig wäre.
    Es geht dabei in keiner Weise um eine Totalrevision des Bildungssystems. Es geht nur um eine vernünftige Weiterentwicklung. Dem trägt dieser Haushalt auch Rechnung. Zunächst einmal müssen Maßnahmen der beruflichen Aus- und Weiterbildung im Vordergrund stehen.
    Wenn heute über Kostenkrise in der Wirtschaft gesprochen wird, muß man immer hinzufügen, daß diese nur dort Platz greift, wo gleiche Arbeiten anderswo billiger geleistet werden können. Wo Spitzenprodukte erstellt werden, die eben nur hier erstellt werden können, sind die Facharbeiter nicht zu teuer. Wir brauchen sie dringend.
    In der Phase der ersten Bildungsreform ist aber unter dem Gesichtspunkt der Begabungsreservenausschöpfung ein gewisser einseitiger Sog in Richtung auf die akademische Bildung erzeugt worden. Man braucht hier gar nicht umzusteuern. Nötig ist aber, die Bedingungen für in der Berufsbildung Stehende und akademisch Auszubildende wieder vergleichbarer zu machen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr wahr!)

    Wir diskutieren hier noch einfach zu ungleichgewichtig.
    Ein Beispiel: die Intensivierung der Begabtenförderung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Es ist mir unverständlich, warum bei Haushaltsberatungen jedesmal von seiten der Opposition gerade hier der Sparhebel angesetzt werden soll. Zugleich betonen Sie ja ebenso wie wir ständig die Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung.
    Natürlich bedeutet stärkere Differenzierung der Berufsbildung auch Nachdenken darüber, was man mit den Bewerbern macht, die sich mit den theoretischen Inhalten schwerer tun. Hier gilt es, die mehr praktisch Begabten durch das Angebot speziell auf sie zugeschnittener Ausbildungsordnungen ebenso zu fördern und zu fordern wie die mehr theoretisch Begabten durch zusätzliche Angebote.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

    Im Hochschulbereich herrscht weitgehende Übereinstimmung darüber, daß durch zügige Realisierung



    Alois Graf von Waldburg-Zeil
    der Studienstrukturreform an den Universitäten und nicht zuletzt mit Maßnahmen zur Verbesserung der Lehre die Studienzeiten verkürzt werden sollen.
    Im Gegensatz zum Forschungsbereich fehlen materielle und immaterielle Anreize für gute Leistungen in der Lehre fast völlig. Schlechtere Leistungen werden weder transparent gemacht noch gar sanktioniert. Hier müßte eine Bindung der Mittelvergabe an die Hochschule bzw. den Fachbereich nach lehrleistungsbezogenen Kriterien erfolgen, z. B. nach der Zahl der erfolgreichen Absolventen innerhalb der Regelstudienzeit. Über- bzw. Unterschreitung der durchschnittlichen Studienzeit könnte so bei der Mittelvergabe nach einem Bonus-Malus-System belohnt bzw. sanktioniert werden.
    Schließlich herrscht auch, jedenfalls weitgehend, Übereinstimmung darüber, daß die Einführung von Studiengebühren für diejenigen, die das Prinzip lebenslangen Lernens mit dem einer lebenslangen Universitätszugehörigkeit verwechseln, nicht von vornherein tabuisiert werden darf.
    Es herrscht auch Übereinstimmung darüber, daß der Fachhochschulausbau schneller vorangehen soll als der der Universitäten. Das entspricht sowohl dem Gebot des effektiven Einsatzes überaus knapper Ressourcen als auch der erkennbaren Nachfrage durch Studierende.
    Schließlich ist auch die Prüfung des Ausbaus von Berufsakademien und sonstiger tertiärer Ausbildungsgänge im Verbund mit der Wirtschaft, z. B. durch die Fachhochschulen, endlich Gegenstand intensiver und gleichwohl dringend notwendiger Erörterungen geworden. Natürlich ist es so, daß auch nach den Überlegungen des Wissenschaftsrates die Anforderungen an den Hochschulbaubereich und damit an den Bund höher liegen, als wir in diesem Haushalt festlegen konnten. Ich möchte aber umgekehrt einmal darauf hinweisen dürfen, daß für die Hochschulbauförderung noch im Jahr 1990 1,1 Milliarden DM veranschlagt waren, während es heute immerhin 1,68 Milliarden DM sind.

    (Doris Odendahl [SPD]: Das ist doch nun wirklich kein Verdienst! — Eckart Kuhlwein [SPD]: Wir sind auch ein paar Länder mehr geworden! Wir haben inzwischen auch ein paar Hochschulen mehr! Das war eine „Milchgrafenrechnung" !)

    Aus diesem Grunde werden wir, lieber Herr Kuhlwein, Ihren Antrag, weil keine Deckung vorhanden ist, ablehnen müssen.
    Das enthebt uns nicht weiteren Nachdenkens. Aber eines wird bei der gesamten derzeitigen Bildungsreformdiskussion deutlich: Es geht nicht um eine einfache Gleichung: Je mehr Mittel, desto besser die Bildung, sondern: Welche qualitativen Maßnahmen müssen getroffen werden, um bei begrenzten Staatsfinanzen ein Optimum im Bildungsbereich zu erreichen? Hier bin ich zuversichtlich, daß wir in der vom Bundeskanzler angestoßenen Diskussion um den Wirtschaftsstandort Deutschland, auch was den Bildungsbereich angeht, gemeinsam ein gutes Stück weitergekommen sind, zumindest was die Analyse und die zu treffenden Maßnahmen angeht.
    Lassen Sie mich abschließend noch einen Gedanken anfügen. Wenn der Staat mit seinen Finanzen an Grenzen stößt, muß man versuchen, privates Kapital in Aufgabenbereiche zu lenken, die bisher vom Staat wahrgenommen werden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!)

    Das gilt nicht nur für den Straßen- und Schienenbau, für die Post und Privatisierungen in den verschiedensten Bereichen. Auch im Bildungsbereich kann man, wie ausländische Vergleiche zeigen, erhebliche private Angebote realisieren.
    Wir brauchen nicht einmal außerhalb unserer Grenzen zu sehen. Die für die Zukunft wichtigste Säule der Bildung, nämlich die Weiterbildung, wird heute in einem Umfang von der Wirtschaft finanziert, der von den Mitteln her die Gesamtausgaben von Bund und Ländern für den Hochschulbereich deutlich übersteigt: 40 Milliarden DM gegenüber 30 Milliarden DM. Private Einrichtungen im Hochschulbereich gibt es zwar, aber nach wie vor zu wenige. Ich meine, daß die hierfür bestehenden gesetzlichen Genehmigungsvoraussetzungen zu eng sind. Wenn etwa vorgeschrieben wird, daß Professoren nicht geringer, aber auch nicht höher besoldet werden dürfen als im staatlichen Hochschulwesen — was soll diese Einengung? Auch bei der Mindestzahl anzubietender Fächer sollte der Grundsatz gelten: ruhig klein, aber dafür gut. Wo private Studienplätze angeboten werden, braucht sie der Staat nicht zu finanzieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Chance von Haushaltsberatungen in besonders finanzknappen Zeiten wäre die, erfinderisch zu werden.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Renate Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Und nun spricht Herr Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Norbert Lammert.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zu den herausragenden Ereignissen des heute mehrfach zitierten bildungspolitischen Grundsatzgesprächs auf Einladung des Bundeskanzlers in der vorletzten Woche gehört die gemeinsame und ausdrückliche Einschätzung der Spitzenrepräsentanten der Wirtschaft wie der Wissenschaft, daß die Modernisierung unseres Bildungssystems ein unverzichtbarer Beitrag zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschland ist. Allein diese gemeinsame Überzeugung als Grundlage gemeinsamer künftiger Maßnahmen belegt, daß die bildungspolitische Initiative des Bundeskanzlers weder auf die lange Bank geschoben noch folgenlos geblieben ist.
    Dabei bestand unter den Teilnehmern weitgehende Übereinstimmung auch über die wesentlichen Reformpunkte. Der Wille aller Beteiligten, diese große Aufgabe gemeinsam zu meistern, war für jeden klar



    Parl. Staatssekretär Dr. Norbert Lammert
    erkennbar. Deswegen besteht Anlaß zu der Zuversicht, daß wir dieses Ziel auch gemeinsam werden erreichen können.
    Mit Blick auf die anstehenden parlamentarischen Beratungen der Vorschläge der Verfassungskommission, die Kollege Graf Waldburg aus guten Gründen in diese bildungspolitische Haushaltsdebatte eingeführt hat, verdient festgehalten zu werden, daß zahlreiche Gesprächsteilnehmer bei diesem Grundsatzgespräch die Bildungsreform als eine gesamtstaatliche Aufgabe bezeichnet und ausdrücklich davor gewarnt haben, die Kompetenz des Bundes bei der Hochschulpolitik und der Berufsbildung einzuschränken. Sowohl die Wissenschaftsorganisationen als auch sehr nachdrücklich die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft haben diese Vorschläge der Gemeinsamen Verfassungskommission abgelehnt, insbesondere im Hinblick auf die Nachteile für die Rechtseinheit und Rechtsklarheit sowie auch und gerade mit Blick auf die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland. Deswegen schließe ich mich dem Appell des Kollegen Graf Waldburg natürlich gerne an und bitte Sie ausdrücklich, bei den anstehenden, sorgfältig zu führenden Beratungen hier im Hause und in den Ausschüssen die vorgeschlagenen Änderungen zu den Art. 72 und 75 des Grundgesetzes zurückzuweisen und damit im übrigen einer breiten Übereinstimmung unter den Bildungspolitikern quer durch die Fraktionen des Bundestages zu folgen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der F.D.P. und der SPD)

    Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, Bildungsreformen müssen in erster Linie in den Köpfen stattfinden.

    (Rudi Walther [Zierenberg] [SPD]: Ja, wo denn sonst, wenn nicht in den Köpfen?)

    Fehlende Kreativität und mangelnder Reformwille sind durch mehr Geld nicht zu ersetzen. Dies gilt allerdings auch umgekehrt. Das, was man bildungspolitisch für notwendig hält, muß man auch finanzieren können. Insofern bedarf das, was wir gemeinsam als Kernpunkte einer modernen, die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland und insbesondere der nachwachsenden Generation sichernden Bildungspolitik betrachten, auch einer entsprechenden finanziellen Absicherung.
    Der Haushaltsentwurf des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft, über den wir heute reden, sieht Ausgaben in Höhe von knapp 6,2 Milliarden DM vor. Mit diesem Volumen können nicht alle fachlichen Erfordernisse in vollem Umfang erfüllt werden. Das ist wahr. Gleichwohl bietet dieser Haushaltsentwurf eine ausreichende Grundlage, die genannten Aufgaben gestalterisch anzugehen.
    Ich kann in diesem Zusammenhang nur einige wenige bildungspolitische Schwerpunkte dieses Einzelplans herausgreifen. Ich möchte das aber auch mit Blick auf die Debattenbeiträge gerne tun. Ich will aus guten Gründen mit dem Bereich beginnen, den die meisten Kolleginnen und Kollegen, die in dieser Debatte gesprochen haben, zu Recht als einen zentralen Aufgabenbereich der Bildungspolitik des Bundes,
    aber auch der Länder herausgestellt haben, nämlich mit dem Bereich der beruflichen Bildung.
    Als außerordentlicher Erfolg ist es sicher zu bezeichnen, daß im Jahre 1993 in den neuen Ländern entgegen manchen berechtigten und vielen unberechtigten Zweifeln allen Jugendlichen, die dies wünschen, ein Ausbildungsplatz angeboten werden kann. Im übrigen, Frau Kollegin Odendahl: Die Bundesregierung läßt weder Zahlen noch Jugendliche verschwinden.

    (Doris Odendahl [SPD]: Doch, doch! — Eckart Kuhlwein [SPD]: Aber Sie machen eine Menge Hokuspokus!)

    Das, was an Angeboten und Nachfragen betrieblich und außerbetrieblich zur Verfügung steht, ist nun aus für jedermann zugänglichen Quellen und Dokumenten auch für jedermann nachvollziehbar,

    (Doris Odendahl [SPD]: Für Sie vielleicht! — Günther Heyenn [SPD]: Aber Sie machen eine Menge Hokuspokus!)

    wobei ich Ihre Irritation begreife, wenn Sie Jahr für Jahr im Herbst mit Tränen in den Augen vor den Prognosen stehen, die Sie im Frühjahr des gleichen Jahres zu den Ausbildungsplatzbemühungen vorgetragen haben. Aber ich denke, uns eint die gemeinsame Freude darüber, daß jeder, der einen Ausbildungsplatz benötigt, auch einen Ausbildungsplatz bekommen kann.

    (Doris Odendahl [SPD]: Auf Ihrem Papier!)

    — Nein, nicht nur auf unserem; auf „unserem" übrigens schon gar nicht, weil wir uns ja sowohl bei der Einschätzung der Prognosen wie auch bei dem Nachweis der Ergebnisse nicht auf unsere Papiere stützen, sondern auf die der dafür zuständigen Behörden und Institutionen — wie Sie im übrigen auch, wie ich hoffe. Deswegen füge ich ausdrücklich hinzu, daß wir in der Tat das Ziel, möglichst allen Jugendlichen ein betriebliches Ausbildungsverhältnis anbieten zu können, noch nicht erreicht haben, wenngleich der guten Ordnung halber auch mit Dank und Respekt festgehalten werden sollte, daß die Betriebe ihre Zusage zu einem verstärkten Engagement durch einen weiteren Zuwachs an betrieblichen Ausbildungsplätzen in einer Größenordnung von ungefähr 12 % nun in der Tat eingelöst haben. Das, finde ich, gehört an einer solchen Stelle auch dazu.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wahr ist, daß wir zur Ergänzung dieses Ausbildungsangebotes von insgesamt etwa 85 000 betrieblichen Plätzen zusätzliche außerbetriebliche Angebote benötigt haben. Darum hat sich der Bundesbildungsminister, darum haben sich andere in den Ländern und darum haben sich auch viele Kolleginnen und Kollegen in den Fraktionen bemüht. Es ist uns gelungen, dies rechtzeitig und pünktlich zum Beginn des Ausbildungsjahres zu realisieren.

    (Doris Odendahl [SPD]: Rechtzeitig? — Weiterer Zuruf von der SPD: Haben denn die 10 000 gereicht?)

    — Verehrte Kolleginnen und Kollegen, Sie wissen
    doch genausogut wie ich — auch wenn Sie das aus
    wiederum verständlichen Gründen nicht gerne öffent-



    Parl. Staatssekretär Dr. Norbert Lammert
    lich vortragen —, daß der Bedarf an außerbetrieblichen Ausbildungsplätzen um ein Vielfaches größer gewesen wäre, als er jetzt geblieben ist, wenn wir im Frühjahr oder Frühsommer des Jahres die Ankündigung in die Welt gesetzt hätten, wir würden einen verbleibenden Bedarf mit einem öffentlichen Programm decken. Insofern ist das, was wir gemacht haben, die intelligente Umsetzung Ihrer Forderung nach sparsamem Umgang mit öffentlichen Mitteln auch und gerade im Bildungsbereich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ein weiterer Schwerpunkt der Berufsbildungspolitik der Bundesregierung in den neuen Ländern ist die Schaffung überbetrieblicher Berufsbildungsstätten, für die im Jahre 1994 insgesamt 125 Millionen DM zur Verfügung gestellt werden. Ich bin erfreut und dankbar dafür, daß bisher alle diesen Bereich betreffenden Anträge aus den neuen Ländern bedient werden konnten.
    Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich auch den Berichterstattern für den Einzelplan 31 danken, die die Bemühungen aller Bildungspolitiker um eine Mittelaufstockung in diesem Bereich erfolgreich unterstützt haben. Das belegt im übrigen, daß in den Beratungen des Haushaltsausschuss es offenkundig nicht nur Finanzoperationen mit statistischen Ausgleichsmechanismen bewältigt werden, sondern daß sich die Sensibilität für den Sachverhalt, in diesem Fall also für die Prioritäten der Bildungspolitik, auch in den Beratungen und Beschlüssen des Haushaltsausschusses niederschlägt, für die ich mich deswegen ausdrücklich bedanken möchte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Sehr gute Äußerung!)

    Um dem erkennbar zunehmenden Fachkräftemangel zu begegnen, sind Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung der beruflichen Bildung dringend erforderlich. Auch davon war in dieser Debatte zu Recht mehrfach die Rede.
    In diesen Kontext gehört die Erhöhung des Ansatzes für die Begabtenförderung in der beruflichen Bildung auf jetzt 28 Millionen DM. Damit können weitere 3 200 Stipendiaten in das Programm aufgenommen werden.
    Wer im übrigen meint, an dieser Stelle würde nun des Guten zuviel getan, dem empfehle ich einen Blick auf die entsprechenden Mittelansätze für Graduiertenförderung, für Promotionsstipendien, für Begabtenförderung im akademischen Bereich. Dann werden die gelegentlich sehr vordergründigen Einwände gegenstandslos, die ich deswegen hier im einzelnen auch gar nicht weiter behandeln will.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Was den Hochschulbereich angeht, wissen Sie, daß für den Hochschulbau wiederum 1,68 Milliarden DM an Bundesmitteln vorgesehen sind. Der Kollege Thiele hat vorhin bereits darauf aufmerksam gemacht, daß wir damit den Ansatz des Vorjahres trotz der erheblich verschärften Finanzsituation aufrechterhalten.
    Ich verleugne auch hier nicht, daß aus fachlicher Sicht nach meiner Überzeugung ein höherer Ansatz begründet gewesen wäre und daß der jetzige Ansatz scharfe Einschnitte in der Planung des Hochschulbaus erfordert.
    Dies gilt allerdings nicht nur für den Hochschulbau. Es gilt auch für manchen anderen Bereich, der im Rahmen der verfügbaren Mittel hinter dem zurückbleiben muß, was man sich bei rein fachlicher Betrachtung nicht nur gewünscht hätte, sondern sicher auch für zweckmäßig erklären könnte.
    Gleichwohl ist es gelungen, mit dem am 18. Oktober verabschiedeten 23. Rahmenplan für den Hochschulbau die dringlichsten neuen Vorhaben wenigstens für die neuen Länder und zum Teil für den Fachhochschulausbau auch in den alten Ländern zu beginnen.
    Ich möchte in diesem Zusammenhang noch hervorheben, daß das Bundesbildungsministerium im Rahmen des Programms „Verbesserung, Erhalt und Neuschaffung von studentischem Wohnraum in den neuen Ländern" 1994 60 Millionen DM zur Verfügung stellt und übrigens allein damit den Nachweis führen kann, daß von einer schlichten Verwaltung des Status quo keine Rede sein kann. Wir setzen auch in diesem Etat an besonders wichtigen Stellen mit besonders dringlichem Bedarf neue Prioritäten. Auch dies ist sicher ein wichtiger Beitrag zur Förderung besserer Studienbedingungen in den neuen Ländern.
    Ich will schließlich noch wenige Sätze zur internationalen Zusammenarbeit sagen, zumal der Kollege Ullmann völlig zu Recht auf die Notwendigkeit internationaler Perspektiven in der Bildungspolitik im allgemeinen und europäischer Perspektiven für eine Bildungspolitik in einen europäischen Binnenmarkt verwiesen hat.
    Die internationale Zusammenarbeit konzentriert sich naturgemäß vor allem auf die Europäische Union und die weitere Hilfe für die neuen unabhängigen Staaten sowie die mittel- und osteuropäischen Staaten.
    Im zweiten Halbjahr 1994 wird die Bundesrepublik Deutschland die Präsidentschaft in der Europäischen Union innehaben und sich deswegen auch im Bildungsbereich bemühen müssen und auch bemühen wollen, wesentliche Fortschritte bei der Zusammenarbeit der Mitgliedsländer im Bereich der Bildungspolitik zu erzielen und insbesondere neue tragfähige Konzeptionen für die Fortführung der dann auslaufenden europäischen Bildungsprogramme zu entwikkeln.
    Die bereits begonnene Zusammenarbeit auf dem Bildungssektor zugunsten des Reformprozesses in den mittel- und osteuropäischen Staaten sowie den neuen unabhängigen Staaten wird fortgesetzt und intensiviert. Das Bundeskabinett hat hierzu vor wenigen Wochen einen entsprechenden Bericht verabschiedet, den der Bundestag angefordert hatte. Er liegt nun vor. Er belegt unsere Bemühungen in der Vergangenheit und unsere Absicht zur Intensivierung in der Zukunft.
    Meine Damen und Herren, der Kollege Keller hat vorhin in seinem Diskussionsbeitrag darauf hingewie-



    Parl. Staatssekretär Dr. Norbert Lammert
    sen, daß es aus seiner Sicht manche interessanten bildungspolitischen Weichenstellungen in diesem Jahr gegeben habe. Er hat das kritisiert und als eher irreführend bezeichnet. Sie werden verstehen, Herr Kollege Keller, daß die Bundesregierung die Kritik einer Partei des sogenannten demokratischen Sozialismus

    (Dr. Dietmar Keller [PDS/Linke Liste]: Nicht des sogenannten!)

    eher als Gütesiegel denn als Makel empfindet

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr wahr!)

    und sich insofern durch diese Skepsis in ihrer bildungspolitischen Orientierung nicht irritieren läßt.

    (Dr. Dietmar Keller [PDS/Linke Liste]: Was machen Sie denn, wenn ich Sie lobe? Das wird ja peinlich, wenn ich Sie lobe!)

    Die Frau Kollegin Odendahl hat mit der ihr eigenen vornehmen Zurückhaltung vorhin den Einzelplan 31 als den schlagenden Beweis für die Politikunfähigkeit dieser Bundesregierung bezeichnet.

    (Doris Odendahl [SPD]: Wie würden Sie das denn sonst bezeichnen?)

    Verehrte Kollegin Odendahl, man hätte die absehbare Ablehnung des Haushalts der Regierung durch die Opposition vielleicht etwas weniger dramatisch machen können. Jedenfalls trägt zur Politikfähigkeit des Deutschen Bundestages bei

    (Doris Odendahl [SPD]: Der Regierung!)

    — zur Politikfähigkeit des Deutschen Bundestages! —, daß die Bereitschaft zur sachlichen Auseinandersetzung ohne vordergründige Polemik in den Ausschußberatungen regelmäßig ausgeprägter ist als in den Plenardebatten.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU — Doris Odendahl [SPD]: Ja, dann sind Sie ja nicht da!)

    Dafür möchte ich mich auch bei dieser Gelegenheit ausdrücklich bedanken.

    (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist auch eine Form der Bildung! — Eckart Kuhlwein [SPD]: Waren Sie denn da, als wir den Haushalt beraten haben, Herr Staatssekretär?)

    — Wie Sie sich erinnern, Herr Ausschußvorsitzender, habe ich diesen Haushaltsentwurf in einer Sitzung des Ausschusses höchstpersönlich vorgestellt.

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: In einer Sitzung, aber in der zweiten nicht mehr!)

    — Ich war in einer darauf folgenden Sitzung wegen Teilnahme an einer Kabinettsitzung, wie Sie wußten, nicht anwesend.

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: Aber es ist Ihnen berichtet worden!)

    Denn trotz jahrelangen Trainings besitze ich immer noch nicht die Gabe der Bilokalität.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Üben!)

    Dafür bitte ich die verehrten Kolleginnen und Kollegen von der Opposition um Verständnis.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Eckart Kuhlwein [SPD]: Das wird noch kommen, Herr Lammert!)

    Ich hatte zum Schluß im Hinblick auf die auffällige Diskrepanz zwischen der Tonlage der Beratungen im Ausschuß und im Plenum

    (Dr. Dietmar Keller [PDS/Linke Liste]: Aber von allen Seiten!)

    anfragen wollen, ob über die Politikfähigkeit hinaus die vielbeschworene Politikverdrossenheit vielleicht auch mit dieser Diskrepanz zusammenhängen könnte. Das aufzudecken wäre eine wichtige Aufgabe der politischen Bildung. An der Überwindung dieser Diskrepanz zu arbeiten könnte eine dankbare Aufgabe der Bildungspolitiker sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Detlev von Larcher [SPD]: Jawohl, Herr Lehrer!)