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    Plenarprotokoll 12/191 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 191. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. November 1993 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Dr. Joachim Grünewald . . . . 16451 A Eintritt des Abgeordneten Dr. Norbert Herr in den Deutschen Bundestag 16451 A Tagesordnungspunkt I: Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1994 (Haushaltsgesetz 1994) (Drucksachen 12/5500, 12/5870) Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 12/6001, 12/6030) 16451 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 12/ 6002, 12/6030) 16451 C Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 12/6003, 12/ 6030) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 12/6008, 12/6030) . . . 16451 D in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 12/6025) Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 12/6029) in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 12/ 6020, 12/6030) Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 16452A Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . 16457A, 16469 D Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 16464B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . 16467 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 16469C Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 16473 C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16476C Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 16478C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 16479B Manfred Hampel SPD 16480 D Arnulf Kriedner CDU/CSU 16484 A Manfred Hampel SPD 16484 D Horst Jungmann (Wittmoldt) SPD . . 16486A Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 16486D Einzelplan 31 Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (Drucksachen 12/6024, 12/6030) Doris Odendahl SPD 16487 D Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 16491A Doris Odendahl SPD 16492C Carl-Ludwig Thiele F D P 16493 B Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 16495C Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16496C Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 16497 B Dr. Norbert Lammert, Parl. Staatssekretär BMBW 16498D II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. November 1993 Einzelplan 30 Bundesministerium für Forschung und Technologie (Drucksachen 12/6023, 12/6020) Dr. Emil Schnell SPD 16501 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 16505A Dietrich Austermann CDU/CSU 16505 C Werner Zywietz F D P 16508 D Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 16510D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 16511D Dr.-Ing. Paul Krüger, Bundesminister BMFT 16512C Jürgen Timm F.D.P. (Erklärung nach § 31 GO) 16515B Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 12/6010, 12/6020) Ernst Kastning SPD 16516A Ulrich Heinrich F D P 16519 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 16520 A Günther Bredehorn F D P 16521 A Ernst Kastning SPD . . . . 16522C, 16525 B Dr. Sigrid Hoth F D P 16523 B Jochen Borchert, Bundesminister BML 16524 C Jan Oostergetelo SPD 16526 C Gottfried Haschke (Großhennersdorf) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) . 16527D Nächste Sitzung 16528 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 16529* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt I (Haushaltsgesetz 1994) — Einzelplan 10 — Geschäftsbereich Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . . 16529* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. November 1993 16451 191. Sitzung Bonn, den 23. November 1993 Beginn: 14.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 23. 11. 93 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 23. 11. 93* Wilfried Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 23. 11. 93 Clemens, Joachim CDU/CSU 23. 11. 93 Ehrbar, Udo CDU/CSU 23. 11. 93 Ganschow, Jörg F.D.P. 23. 11. 93 Gleicke, Iris SPD 23. 11. 93 Dr. Göhner, Reinhard CDU/CSU 23. 11. 93 Großmann, Achim SPD 23. 11. 93 Günther (Duisburg), CDU/CSU 23. 11. 93 Horst Dr. Herr, Norbert CDU/CSU 23. 11. 93 Heyenn, Günther SPD 23. 11. 93 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 23. 11. 93 Hilsberg, Stephan SPD 23. 11. 93 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 23. 11. 93 Jaunich, Horst SPD 23. 11. 93 Junghanns, Ulrich CDU/CSU 23. 11. 93 Kastner, Susanne SPD 23. 11. 93 Kiechle, Ignaz CDU/CSU 23. 11. 93 Kronberg, Heinz-Jürgen CDU/CSU 23. 11. 93 Kuessner, Hinrich SPD 23. 11. 93 Mascher, Ulrike SPD 23. 11. 93* Matschie, Christoph SPD 23. 11. 93 Dr. Matterne, Dietmar SPD 23. 11. 93 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 23. 11. 93** Dr. Ortleb, Rainer F.D.P. 23. 11. 93 Poß, Joachim SPD 23. 11. 93 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 23. 11. 93** Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 23. 11. 93 Ingrid Dr. Ruck, Christian CDU/CSU 23. 11. 93 Schmidt (Salzgitter), SPD 23. 11. 93 Wilhelm Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 23. 11. 93 Dr. Soell, Hartmut SPD 23. 11. 93** Spilker, Karl-Heinz CDU/CSU 23. 11. 93 Steiner, Heinz-Alfred SPD 23. 11. 93** Dr. von Teichman, F.D.P. 23. 11. 93 Cornelia Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 23. 11. 93 Wetzel, Kersten CDU/CSU 23. 11. 93 Wohlleben, Verena SPD 23. 11. 93 Wohlrabe, Jürgen CDU/CSU 23. 11. 93 Wollenberger, Vera BÜNDNIS 23. 11. 93 90/DIE GRÜNEN * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt I (Haushaltsgesetz 1994) Einzelplan 10 Geschäftsbereich Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Dr. Dietmar Keller (PDS/Linke Liste): Der Rotstift wurde auch beim Agrarhaushalt angesetzt, allerdings so, daß die Agrarbetriebe und Bauern vorerst nicht unmittelbar von den Kürzungen betroffen sind. Hier stellt sich die Frage: Wie lange geht das noch? - zumal an den Fingern abzählbar ist, daß es nicht nur mit dem Haushalt 1994 Probleme geben wird. Unser agrarpolitischer Sprecher, Dr. Fritz Schumann, hat bereits zur ersten Lesung festgestellt, daß die PDS/Linke Liste von der Unausweichlichkeit der mittelfristigen Senkung der Gesamtagrarausgaben - EG-, Bundes- und Landesmittel - ausgeht. Alle gegenteiligen Beteuerungen der Verantwortlichen in Bonn und Brüssel sind Augenauswischerei. Er schlußfolgerte, daß letztlich nur über eine Neuorientierung der Agrarpolitik die erforderlichen Einsparungspotentiale erschließbar sind, und nannte dazu auch die aus Sicht der PDS/Linke Liste erforderlichen Grundbedingungen. Ich will diese hier nicht wiederholen; das gestattet auch mein Zeitfonds nicht. Vielmehr möchte ich einen Gedanken ergänzen. Betrachtet man die Entwicklung der Einkommen der Bauern, der Erzeugerpreise und der Verbraucherpreise im Zusammenhang, wird ein Übel sichtbar, das es bei der Wurzel zu packen gilt: Während sich das verfügbare Einkommen je Haushaltsmitglied der Privathaushalte insgesamt zwischen 1972 und 1992 verdreifachte, haben sich die Einkommen der Bauern - bezogen auf das alte Bundesgebiet - nur gut verdoppelt. Lagen ihre Einkommen je Haushaltsmitglied im Jahre 1972 um 15 Prozent unter dem aller Privathaushalte, betrug der Rückstand 1992 bereits 41 Prozent. Das entsprach immerhin 10 300 DM weniger Einkommen zum Durchschnitt und gar 38 800 DM weniger als pro Kopf in Haushalten anderer Selbständiger. Hinter den Bauern rangierten nur noch die Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger. Eine Erklärung ist das wachsende Mißverhältnis zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen. Dazu wenige Beispiele: 1991 gegenüber 1970 entwickelten sich im Bereich Rindfleisch die Preise für Rindslendenfilet auf 261 Prozent, für Schmorfleisch auf 184 Prozent und für Suppenfleisch auf 167 Prozent. Dagegen stieg der Erzeugerpreis für Lebendvieh Rind lediglich auf 111 Prozent. Das gleiche Bild bei Getreide: Dort ging der Erzeugerpreis leicht zurück - 99 Prozent -, bei Brotweizen sogar auf 96 Prozent. Dagegen stiegen die Verbraucherpreise für Brötchen auf 299 Prozent und für dunkles Mischbrot auf 270 Prozent. Die Frage ist, wo bleibt die Differenz zwischen dem, was die Bauern bekommen, und dem, was die Bevölkerung im Laden bezahlen muß? Klar ist, daß ein Teil der Differenz in die raschere Lohnentwicklung bei Arbeitern und Angestellten ging. Aber damit allein ist die ganze Differenz nicht erklärbar. Immerhin betrug Anfang der 70er Jahre der Anteil der Verkaufserlöse der Landwirtschaft an den Verbraucherausgaben für 16530* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. November 1993 Nahrungsmittel noch über 50 Prozent; laut Berechnungen des Bauernverbandes waren es im Wirtschaftsjahr 1991/92 gerade mal noch 31 Prozent. Mit meinen Feststellungen sage ich nichts Neues. Sowohl Abgeordnete der Regierungskoalition wie der SPD beklagen gleichermaßen diesen Zustand. Nur ihre Schlußfolgerung ist mir zu einseitig, nämlich daß eigentlich höhere Verbraucherpreise für Nahrungsgüter angemessen wären. Bevor man so etwas ins Auge faßt, sollte man eine saubere Analyse der Gewinnraten in der Kette vom Bauern bis zum Ladentisch unter Einbeziehung des Vorleistungsbereiches in Auftrag geben. Diese Ergänzung zeigt, daß Umverteilungen in der Produktion und Zirkulation selbst tragfähigere Lösungen als Umverteilungen im Haushalt erbringen könnten. Allerdings kollidiert das mit Interessen von offensichtlich einflußreichen Kapitalgruppen, speziell im Bereich der großen Handelsketten. Ein zweites Problem betrifft den Haushaltsvollzug. Fakt ist, daß kein produzierender Bereich in so hohem Maße abhängig von direkten oder indirekten Subventionen ist wie die Landwirtschaft. Mit der EG-Agrarreform hat diese Abhängigkeit eine neue Qualität erreicht. Indem die teilweise drastisch reduzierten Erzeugerpreise produktionsneutral durch umfangreiche Kompensationszahlungen ausgeglichen werden, ist eine neue Abhängigkeit der Bauern und ein gravierendes betriebswirtschaftliches Problem entstanden. Sowohl diese Zahlungen wie auch der soziostrukturelle Einkommensausgleich im Westen bzw. die Anpassungshilfen im Osten und andere öffentliche Mittel kommen erst am Jahresende zur Auszahlung. Der Landwirtschaftsbetrieb hat aber im Herbst ganz konkrete Ausgaben, z. B. für die Herbstbestellung oder für die im September fälligen Pachtzahlungen — was übrigens im Osten ein besonderes Problem ist, da die Pachtquote doppelt so hoch wie im Westen liegt und bei juristischen Personen sogar gen hundert tendiert. Gerade in den letzten Tagen wurde ich bei Veranstaltungen von Thüringen bis Brandenburg sehr massiv mit diesem Problem konfrontiert. Mir wurde geschildert, daß Betriebe teilweise nicht in der Lage sind, Lohn zu zahlen, und die Betroffenen auf Dezember vertrösten, von Betrieben des Vorleistungsbereiches Betriebsmittel und Leistungen gegen spätere Bezahlung einkaufen — und diese Gefälligkeit muß oft zusätzlich bezahlt werden — oder gezwungen sind, Kredite zur Zwischenfinanzierung aufzunehmen. Im Freistaat Sachsen waren zum 30. September 1993 vom korrigierten Plan aller EG-, Bundes- und Landesmittel für den Agrar- und Ernährungsbereich erst 23,6 Prozent auch ausgegeben. Die PDS/Linke Liste hält es deshalb für unerläßlich, daß mit dem Haushalt 1994 die Auszahlung staatlicher Mittel neu geregelt wird. Es ist eine bestimmte Kontinuität nötig, z. B. quartalsweise oder mindestens halbjährliche Auszahlung. Zum Abschluß möchte ich zum wiederholten Male darauf verweisen, daß die Altschuldenregelung nach wie vor unakzeptabel ist. Mir sind aus den genannten Veranstaltungen vor Ort Beispiele bekanntgeworden, daß inzwischen die rechnerisch aufgelaufene Zinslast für Altkredite bereits höher als die erste Rate der Teilentschuldung durch die Treuhandanstalt ist. Auch wenn diese Zinsen nicht unmittelbar fällig werden, müssen sie ja nach der Waigelschen Besserungsscheinregelung — wenn auch mit Zeitverzögerung — aufgebracht werden. Das führt in der Praxis oftmals dazu, daß aus betriebswirtschaftlicher Verantwortung das Risiko gescheut wird, im erforderlichen Umfang neu zu investieren. Abgesehen davon, daß die Banken weiter Zurückhaltung üben. Ich will das hier nicht vertiefen, möchte aber ankündigen, daß unsere Gruppe die Initiative ergreifen wird, die gesamte Altschuldenproblematik erneut zu beleuchten und in die parlamentarische Diskussion zu bringen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus Dieter Uelhoff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Das ist doch gar nicht überraschend, weil wir im Westen ein Überangebot an Ausbildungsplätzen haben, während wir im Osten gerade auf pari kommen, so daß diejenigen, die es wollen — und die Ausbildungsinitiative ist ja ausdrücklich auf Ostdeutschland gerichtet —, auch eine Ausbildung erhalten. Im Westen haben wir ein Überangebot an freien Plätzen. Deswegen ist es überhaupt nicht verwunderlich, wenn im Westen überbetriebliche Lehrwerkstätten ihre freien Plätze nicht füllen können. Also mit dieser Zwischenfrage haben Sie mir jedenfalls nicht nachweisen können, daß Sie, was die Ausbildungsplatzsituation angeht, nun wirklich auf dem neuesten Stand sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, ich will aber bei dieser erfolgreichen Ausbildungsplatzinitiative, die übrigens gemeinsam mit den Ländern und der Europäischen Union auf den Weg gebracht wurde, eine Besonderheit hervorheben: Die teilweise Finanzierung aus dem Bundesanteil des Europäischen Sozialfonds in Höhe von 250 Millionen DM ist ein gewichtiges Beispiel dafür, daß Deutschland nicht nur in die Europäische Gemeinschaft einzahlt, sondern daß die Mittel der Europäischen Gemeinschaft auch den Menschen vor Ort zugute kommen. Hier wurde kein Geld nach dem Gießkannenprinzip von Brüssel verteilt. Der Schlüssel zur Aufteilung richtet sich vielmehr nach regionalen Schwerpunkten. So erhält z. B. das Land Sachsen, in dem das Ausbildungsplatzdefizit am größten war, auch den größten Anteil aus dieser Förderung.
    Abschließend will ich noch ausdrücklich sagen, daß ich es auch sehr begrüße, daß es gelungen ist, den erfolgreichen Probelauf der Sommerakademien für Schüler zu einer Konstanten in der Bildungspolitik und im Bildungshaushalt zu führen.

    (Doris Odendahl [SPD]: Haben Sie Geld dafür?)




    Dr. Klaus-Dieter Uelhoff
    Für die Schülerakademien haben wir im Haushaltsausschuß den Regierungsansatz sogar noch aufgestockt. Ich halte diese außerschulische Veranstaltung für besonders geeignet, um dem wissenschaftlichen Nachwuchs bereits im Vorfeld des Hochschulstudiums ein Forum zum Gedankenaustausch und zur gezielten Förderung zu bieten. Damit kann die weitere wissenschaftliche Bildung auf eine fundierte Basis gestellt werden.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Investitionen in unser Bildungssystem sind gut angelegt. Ich wünschte mir auch in dem einen oder anderen Fall mehr Mittel, aber wir müssen das Wünschbare und das Machbare in eine Übereinstimmung bringen. Wir haben im Haushaltsausschuß meiner Meinung nach die richtigen Schwerpunkte gesetzt, um den Beitrag der Bildungspolitik, den Beitrag auch des Bundes in der Bildungspolitik zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes Deutschland leisten zu können.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich danke Ihnen und bitte um die Annahme des Einzelplans 31.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Helmuth Becker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, ich erteile jetzt das Wort unserem Kollegen Carl-Ludwig Thiele.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Carl-Ludwig Thiele


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Zwei Worte kurz vorab zur SPD. Die SPD hat zwei Anträge zum Einzelplan 30 und zum Einzelplan 31 gestellt, die in der Summe 844 Millionen DM Mehrausgaben bringen. Als Deckung ist der Einzelplan 14 mit 770 Millionen DM dargestellt worden. Ich glaube, dabei sind die aktuellen Zahlen noch nicht berücksichtigt worden, aber ich stelle eine Unterdeckung von 74 Millionen DM fest. Das ist der erste Punkt.
    Der zweite Punkt ist der, daß die Kollegin Odendahl zwar viele Punkte angesprochen hat, die aus ihrer Sicht von der Regierung und der Regierungsmehrheit nicht getragen sind, aber sie hat nur einen einzigen Punkt in das Plenum eingebracht, bei dem sie gerne konkrete Änderungen hätte. Das war der Hochschulbau.

    (Vorsitz: Vizepräsidentin Renate Schmidt)

    Sehr verehrte Damen und Herren von der SPD, wenn Sie ehrlich sind, dann müssen Sie die Anträge, für die Sie hier mit Ihren Reden werben, hier auch entsprechend einbringen; denn fast alle Anträge sind kostenträchtig. Versprechen Sie den Leuten doch nicht, solche kostenträchtigen Anträge zu stellen, ohne überhaupt eine Deckung dafür aufzuzeigen! — Das zur SPD.

    (Beifall bei der F.D.P. — Doris Odendahl [SPD]: Wer hat denn die Haushaltssituation zu verantworten?)

    — Ich bitte Sie, wenn Sie etwa versuchen, solide
    Oppositionspolitik zu betreiben, dann dürfen Sie nicht
    nur davon reden, daß Deckung gebracht werden muß,
    dann müssen Sie Deckung bringen. Wenn Sie die Deckung nicht bringen, dann muß ich Ihnen sagen, daß das unseriös ist. Ganz einfach.

    (Doris Odendahl [SPD]: Solide Opposition geht nur mit einer soliden Regierung!)

    Der Bildungsetat ist mit einem Volumen von rund 6,2 Milliarden DM weiter auf hohem Niveau. Im Bildungsbereich können damit die bedeutsamen Aufgaben fortgeführt werden. Auf das BAföG entfallen im nächsten Jahr 2,3 Milliarden DM. Eine den tatsächlichen Erfordernissen angepaßte Bedarfsschätzung der Mittel für die BAföG-Förderung, besonders für die neuen Länder, hat zu einer Minderung dieses Haushaltsansatzes geführt.
    Der beruflichen Qualifikation unserer Jugendlichen gilt unser besonderes Augenmerk. Während im Westen Lehrstellen im großen Maße unbesetzt bleiben, gibt es im Osten zuwenig betriebliche Ausbildungsplätze. Die Förderung von überbetrieblichen Ausbildungsstätten soll daher vom kommenden Jahr an noch stärker auf die neuen Länder konzentriert werden. Wie anders wollen wir den jungen Leuten in den neuen Bundesländern Hoffnung und uns die Chance auf einen langfristig verbesserten Standort Deutschland geben?
    Für die Finanzierung dieser überbetrieblichen Einrichtungen, die die Qualität der Berufsausbildung sichern sollen, waren insgesamt 110 Millionen DM vorgesehen. Daß es uns gelungen ist, das Volumen gegenüber dem Regierungsentwurf um 30 Millionen auf 140 Millionen DM doch noch zu erhöhen, halte ich für ein erfreuliches Ergebnis.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Es geht um den Aufbau und um die Modernisierung eines bedarfsgerechten, regional ausgewogenen Netzes überbetrieblicher Ausbildungsstätten. Sie sind ein unverzichtbarer Strukturbestandteil der Berufsbildung, der insbesondere für die mittelständische Wirtschaft von besonderer Bedeutung ist.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Das Parlament trägt damit dem Arbeitsmarkt und der Stellensituation in den neuen Bundesländern Rechnung.
    Daß auf Initiative von Bundesminister Ortleb durch eine Gemeinschaftsinitiative außerdem 10 000 außerbetriebliche Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt worden sind, die Bund und Länder gemeinsam finanzieren, um die Ausbildungsplatzsituation in Ostdeutschland zu verbessern, sei hier nochmals positiv erwähnt. Der Aufbau Ost findet in diesem Etat statt, und das ist gut und notwendig.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ich freue mich ganz besonders darüber, daß der Regierungsentwurf für den Etat 1994 die vom Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages für den Etat 1993 vorgenommene Erhöhung der Mittel für den Hochschulbau um 80 Millionen DM beibehalten hat. Dies bedeutet, daß durch unsere Entscheidung im Haushaltsausschuß in diesem und im nächsten Jahr insgesamt 320 Millionen DM mehr für den Hochschul-



    Carl-Ludwig Thiele
    bau zur Verfügung stehen, als dies ursprünglich beabsichtigt war.
    Ich würde mich allerdings freuen, wenn die Länder diese Erhöhung auch einmal positiv würdigen könnten.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Denn die Enge in den öffentlichen Haushalten dürfte auch den Ländern bekannt sein, wenngleich bedauerlicherweise dort das entsprechende Handeln, nämlich Sparen, noch nicht stattfindet. So hat z. B. Rot-Grün in Niedersachsen die Stellen in der Ministerialbürokratie seit drei Jahren um 30 % erhöht,

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Hört! Hört!)

    obwohl im Programm der SPD ,wie jüngst in Wiesbaden beschlossen, das Gegenteil gefordert wird. Diese Beschlüsse von Wiesbaden sind doch das Papier überhaupt nicht wert, auf dem sie stehen, wenn auf der anderen Seite so gehandelt wird.

    (Beifall bei der F.D.P. und CDU/CSU — Dr. Peter Struck [SPD]: Das stimmt doch gar nicht! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Ja, aber, Herr Struck, in Niedersachsen sind Sie persönlich zum Glück für die Regierung nicht verantwortlich. Ich kann Sie gut verstehen, daß Sie da lieber im Bundestag in der Opposition sitzen als mit Ministerpräsident Schröder in einer Regierung.
    Ich möchte an dieser Stelle auch für die BundLänder-Gespräche noch einmal den Vorschlag wiederholen, über die Finanzierung von Hochschulkliniken, die ein gutes Drittel des Hochschulbauetats binden, sowie über die aufwendig durchgeführten Asbestsanierungen und ihre gesetzlichen Standards noch einmal intensiv nachzudenken und mit dem Ziel zu diskutieren, auf diesem Weg Mittel für den allgemeinen Hochschulbau freizusetzen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    In Zeiten knapper Finanzen in der Staatskasse ist nicht Besitzstandsdenken angezeigt, sondern gerade in dieser Zeit sollte zur Bewältigung dieser konkreten Probleme Phantasie freigesetzt werden. Dieses Ziel wird der nachfolgenden Generation immer wieder gepredigt. Warum wendet sie denn die Ministerialbürokratie in den Ländern nicht an?

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ich hoffe im Interesse der kommenden Generationen, daß ich vom Gegenteil überzeugt werde und unabhängig von der Ausschöpfung der jetzigen Regelung, die das Grundgesetz bei der Finanzierung der Universitätskliniken vorsieht, in diesem Bereich möglicherweise eine entsprechende Grundgesetzänderung erfolgt. Dem normalen Studenten ist es jedenfalls nicht klarzumachen, daß seine Situation an der Universität auch deshalb so schlecht ist, weil Universitätskliniken, die zum Teil ja auch Länderverantwortung bei der Krankenhausfinanzierung abdecken, Milliarden aus dem Etat fressen.
    Die Mittel für die Begabtenförderung Berufliche Bildung steigen um zwei Millionen DM auf 28 Millionen DM. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, daß dieses neue Instrument der Begabtenförderung sowohl bei den Kammern wie auch bei den jungen Leuten sehr gut angekommen ist. Bemerkenswert ist, daß sich alle Handelskammern an diesem Begabtenförderprogramm beteiligen, das eine Förderung von 9 000 Jugendlichen gewährleistet.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Das hat Frau Odendahl übersehen!)

    Zu Recht fordert die Wirtschaft die Gleichstellung von allgemeiner und beruflicher Bildung. Wir Liberale setzen uns dafür ein, daß die Gleichwertigkeit nicht nur ein Postulat bleibt, sondern auch in die Praxis umgesetzt wird.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Die Attraktivität betrieblicher Berufsausbildung wird maßgeblich von den Einkommens- und Karrierechancen bestimmt. Das Bildungssystem muß durch flexiblere Einstufungs- und Laufbahnregelungen in Wirtschaft und Verwaltung und dementsprechend durch bessere Aufstiegschancen für beruflich besonders Qualifizierte durchlässiger werden. Leistungsstarke Lehrlinge müssen mehr Angebote für chancenfördernde zusätzliche Qualifikationen erhalten.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU — Eckart Kuhlwein [SPD]: Deswegen streichen Sie die AFG-Förderung für Meister?)

    Interessante Aufstiegs- und Entwicklungschancen dürfen nicht nur Absolventen von Hochschulen vorbehalten sein.
    Angesichts von 1,8 Millionen eingeschriebener Studenten und 1,6 Millionen Auszubildenden in Betrieben warne ich vor einer Fehlinterpretation dieser Bildungsstatistik. Mit rund 500 000 Lehrabschlußprüfungen 1991 gegenüber 154 000 Examina an den Hochschulen zeigt sich das Übergewicht beruflicher Absolventen. Die Zahl der beruflichen Ausbildungsabschlüsse ist damit mehr als dreimal so hoch wie die Zahl der Universitätsabschlüsse. Es darf nicht die Schlußfolgerung gezogen werden, daß mehr junge Leute einen Hochschulabschluß erwerben als einen Gesellen- oder Facharbeiterbrief.

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: Sehr richtig!)

    1992 standen 256 000 Studienanfängern rund 495 000 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge gegenüber.
    Der Bundeskanzler hat am 11. November 1993 sein Versprechen wahr gemacht und zu einem ersten bildungs- und forschungspolitischen Grundsatzgespräch — ein Diskussionsforum — ins Kanzleramt eingeladen, im Vorfeld des nun seit einem Jahr geplanten sogenannten Bildungsgipfels.

    (Doris Odendahl [SPD]: Seit zwei Jahren!)

    Was hat nun dieser Bildungsgipfel, der eher im Mittelgebirge oder — richtiger — am Rande des Siebengebirges als in den Alpen stattfand, gebracht? War er ein Flop, wie es die einen sagen? War es ein Gipfel der Verschiebepolitik?

    (Dr. Peter Struck [SPD]: Beides!)




    Carl-Ludwig Thiele
    War es ein Gipfel der unerfüllten Erwartungen und kleinen Peinlichkeiten? Oder hat er der Bildung den Auftrieb gegeben, den sie benötigt?
    Es hat zwar lange gedauert, aber die Einsicht beginnt sich nun doch durchzusetzen, daß Bildungspolitik kein Luxusgut ist, das man sich für Zeiten konjunktureller Blüte und voller öffentlicher Kassen aufsparen könnte. Wer den von einer strukturellen Krise bedrohten Wirtschaftsstandort Deutschland sichern will, muß beim Fundament beginnen.

    (Doris Odendahl [SPD]: Richtig!)

    Das wird in den heutigen Industriegesellschaften in zunehmendem Maße von der Qualität der Ausbildungsplätze, der Qualifikation der Menschen und deren Motivation am Arbeitsplatz gebildet. Ohne grundlegende Sanierungsmaßnahmen auf dieser Ebene wären alle anderen Initiativen zur Standortsicherung auf Sand gebaut.
    Das Diskussionsforum, zu dem sich der Bundeskanzler mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung getroffen hat,

    (Dr. Peter Struck [SPD]: Das war auch schon wieder so eine Schauveranstaltung!)

    ist Ausdruck dieser Erkenntnis. Bis zu deren Umsetzung in die Praxis wird es noch ein weiter Weg sein. Es gilt, den Weg zügig zu beschreiten.

    (Dr. Peter Struck [SPD]: So zügig wie der Bundeskanzler in der Bildungsreform!)

    Eine Reform des Bildungssystems, die mehr ist als ein bloßes Herumkurieren an Symptomen, kann nur mit Aussicht auf Erfolg eingeleitet werden, wenn ihr ein weitgehender Konsens aller Beteiligten zugrunde liegt

    (Beifall bei der F.D.P. — Doris Odendahl [SPD]: Und wenn die Mittel bereitgestellt werden!)

    und auch die Bereitschaft der Länder besteht, in Gespräche zu gehen, um dort ernsthaft über Strukturen nachzudenken, wie ich das für die Hochschulkliniken gerade schon einmal exemplarisch deutlich gemacht habe.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Ohne die Parteibrille!)

    Denn ich glaube, wenn wir uns einmal in Ruhe zusammensetzen und überdenken, welche Strukturen in der Bundesrepublik gewachsen sind und ob sie so, wie sie gewachsen sind, im Ergebnis beibehalten werden müssen, werden wir einsehen, daß sich auch ohne eine Erhöhung der Mittel, für die wir die Deckung nicht sehen und die Sie vermutlich nicht haben — wenn Sie auch anderes behaupten —,

    (Dr. Peter Struck [SPD]: Natürlich, die Dekkung haben wir immer!)

    mit Phantasie Mittel und Wege finden werden, einiges zu machen, was unser System auf eine neue, bessere Grundlage stellen kann, als das bisher der Fall ist.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Bildung und Wissenschaft sind unabdingbar notwendige Investitionen in unsere Zukunft. Nur durch eine Reform unseres Ausbildungssystems wird es
    auch in Zukunft möglich sein, daß unsere Kinder und auch Deutschland im Wettbewerb — nicht nur innerhalb Europas — bestehen können. Die Bildungspolitik von heute bestimmt das Gesicht der Gesellschaft von morgen. Die Qualität unseres Bildungssystems entscheidet, wie wir die Zukunft unseres Landes meistern. Lassen Sie uns diese Chancen gemeinsam beherzt ergreifen.
    Die F.D.P. stimmt dem Einzelplan des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft zu.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU — Uta Würfel [F.D.P.]: Sehr richtungsweisend! — Weiterer Zuruf von der F.D.P.: Was die Haushälter alles können!)