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    Plenarprotokoll 12/191 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 191. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. November 1993 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Dr. Joachim Grünewald . . . . 16451 A Eintritt des Abgeordneten Dr. Norbert Herr in den Deutschen Bundestag 16451 A Tagesordnungspunkt I: Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1994 (Haushaltsgesetz 1994) (Drucksachen 12/5500, 12/5870) Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 12/6001, 12/6030) 16451 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 12/ 6002, 12/6030) 16451 C Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 12/6003, 12/ 6030) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 12/6008, 12/6030) . . . 16451 D in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 12/6025) Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 12/6029) in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 12/ 6020, 12/6030) Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 16452A Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . 16457A, 16469 D Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 16464B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . 16467 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 16469C Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 16473 C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16476C Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 16478C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 16479B Manfred Hampel SPD 16480 D Arnulf Kriedner CDU/CSU 16484 A Manfred Hampel SPD 16484 D Horst Jungmann (Wittmoldt) SPD . . 16486A Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 16486D Einzelplan 31 Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (Drucksachen 12/6024, 12/6030) Doris Odendahl SPD 16487 D Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 16491A Doris Odendahl SPD 16492C Carl-Ludwig Thiele F D P 16493 B Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 16495C Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16496C Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 16497 B Dr. Norbert Lammert, Parl. Staatssekretär BMBW 16498D II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. November 1993 Einzelplan 30 Bundesministerium für Forschung und Technologie (Drucksachen 12/6023, 12/6020) Dr. Emil Schnell SPD 16501 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 16505A Dietrich Austermann CDU/CSU 16505 C Werner Zywietz F D P 16508 D Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 16510D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 16511D Dr.-Ing. Paul Krüger, Bundesminister BMFT 16512C Jürgen Timm F.D.P. (Erklärung nach § 31 GO) 16515B Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 12/6010, 12/6020) Ernst Kastning SPD 16516A Ulrich Heinrich F D P 16519 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 16520 A Günther Bredehorn F D P 16521 A Ernst Kastning SPD . . . . 16522C, 16525 B Dr. Sigrid Hoth F D P 16523 B Jochen Borchert, Bundesminister BML 16524 C Jan Oostergetelo SPD 16526 C Gottfried Haschke (Großhennersdorf) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) . 16527D Nächste Sitzung 16528 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 16529* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt I (Haushaltsgesetz 1994) — Einzelplan 10 — Geschäftsbereich Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . . 16529* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. November 1993 16451 191. Sitzung Bonn, den 23. November 1993 Beginn: 14.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 23. 11. 93 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 23. 11. 93* Wilfried Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 23. 11. 93 Clemens, Joachim CDU/CSU 23. 11. 93 Ehrbar, Udo CDU/CSU 23. 11. 93 Ganschow, Jörg F.D.P. 23. 11. 93 Gleicke, Iris SPD 23. 11. 93 Dr. Göhner, Reinhard CDU/CSU 23. 11. 93 Großmann, Achim SPD 23. 11. 93 Günther (Duisburg), CDU/CSU 23. 11. 93 Horst Dr. Herr, Norbert CDU/CSU 23. 11. 93 Heyenn, Günther SPD 23. 11. 93 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 23. 11. 93 Hilsberg, Stephan SPD 23. 11. 93 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 23. 11. 93 Jaunich, Horst SPD 23. 11. 93 Junghanns, Ulrich CDU/CSU 23. 11. 93 Kastner, Susanne SPD 23. 11. 93 Kiechle, Ignaz CDU/CSU 23. 11. 93 Kronberg, Heinz-Jürgen CDU/CSU 23. 11. 93 Kuessner, Hinrich SPD 23. 11. 93 Mascher, Ulrike SPD 23. 11. 93* Matschie, Christoph SPD 23. 11. 93 Dr. Matterne, Dietmar SPD 23. 11. 93 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 23. 11. 93** Dr. Ortleb, Rainer F.D.P. 23. 11. 93 Poß, Joachim SPD 23. 11. 93 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 23. 11. 93** Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 23. 11. 93 Ingrid Dr. Ruck, Christian CDU/CSU 23. 11. 93 Schmidt (Salzgitter), SPD 23. 11. 93 Wilhelm Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 23. 11. 93 Dr. Soell, Hartmut SPD 23. 11. 93** Spilker, Karl-Heinz CDU/CSU 23. 11. 93 Steiner, Heinz-Alfred SPD 23. 11. 93** Dr. von Teichman, F.D.P. 23. 11. 93 Cornelia Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 23. 11. 93 Wetzel, Kersten CDU/CSU 23. 11. 93 Wohlleben, Verena SPD 23. 11. 93 Wohlrabe, Jürgen CDU/CSU 23. 11. 93 Wollenberger, Vera BÜNDNIS 23. 11. 93 90/DIE GRÜNEN * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt I (Haushaltsgesetz 1994) Einzelplan 10 Geschäftsbereich Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Dr. Dietmar Keller (PDS/Linke Liste): Der Rotstift wurde auch beim Agrarhaushalt angesetzt, allerdings so, daß die Agrarbetriebe und Bauern vorerst nicht unmittelbar von den Kürzungen betroffen sind. Hier stellt sich die Frage: Wie lange geht das noch? - zumal an den Fingern abzählbar ist, daß es nicht nur mit dem Haushalt 1994 Probleme geben wird. Unser agrarpolitischer Sprecher, Dr. Fritz Schumann, hat bereits zur ersten Lesung festgestellt, daß die PDS/Linke Liste von der Unausweichlichkeit der mittelfristigen Senkung der Gesamtagrarausgaben - EG-, Bundes- und Landesmittel - ausgeht. Alle gegenteiligen Beteuerungen der Verantwortlichen in Bonn und Brüssel sind Augenauswischerei. Er schlußfolgerte, daß letztlich nur über eine Neuorientierung der Agrarpolitik die erforderlichen Einsparungspotentiale erschließbar sind, und nannte dazu auch die aus Sicht der PDS/Linke Liste erforderlichen Grundbedingungen. Ich will diese hier nicht wiederholen; das gestattet auch mein Zeitfonds nicht. Vielmehr möchte ich einen Gedanken ergänzen. Betrachtet man die Entwicklung der Einkommen der Bauern, der Erzeugerpreise und der Verbraucherpreise im Zusammenhang, wird ein Übel sichtbar, das es bei der Wurzel zu packen gilt: Während sich das verfügbare Einkommen je Haushaltsmitglied der Privathaushalte insgesamt zwischen 1972 und 1992 verdreifachte, haben sich die Einkommen der Bauern - bezogen auf das alte Bundesgebiet - nur gut verdoppelt. Lagen ihre Einkommen je Haushaltsmitglied im Jahre 1972 um 15 Prozent unter dem aller Privathaushalte, betrug der Rückstand 1992 bereits 41 Prozent. Das entsprach immerhin 10 300 DM weniger Einkommen zum Durchschnitt und gar 38 800 DM weniger als pro Kopf in Haushalten anderer Selbständiger. Hinter den Bauern rangierten nur noch die Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger. Eine Erklärung ist das wachsende Mißverhältnis zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen. Dazu wenige Beispiele: 1991 gegenüber 1970 entwickelten sich im Bereich Rindfleisch die Preise für Rindslendenfilet auf 261 Prozent, für Schmorfleisch auf 184 Prozent und für Suppenfleisch auf 167 Prozent. Dagegen stieg der Erzeugerpreis für Lebendvieh Rind lediglich auf 111 Prozent. Das gleiche Bild bei Getreide: Dort ging der Erzeugerpreis leicht zurück - 99 Prozent -, bei Brotweizen sogar auf 96 Prozent. Dagegen stiegen die Verbraucherpreise für Brötchen auf 299 Prozent und für dunkles Mischbrot auf 270 Prozent. Die Frage ist, wo bleibt die Differenz zwischen dem, was die Bauern bekommen, und dem, was die Bevölkerung im Laden bezahlen muß? Klar ist, daß ein Teil der Differenz in die raschere Lohnentwicklung bei Arbeitern und Angestellten ging. Aber damit allein ist die ganze Differenz nicht erklärbar. Immerhin betrug Anfang der 70er Jahre der Anteil der Verkaufserlöse der Landwirtschaft an den Verbraucherausgaben für 16530* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. November 1993 Nahrungsmittel noch über 50 Prozent; laut Berechnungen des Bauernverbandes waren es im Wirtschaftsjahr 1991/92 gerade mal noch 31 Prozent. Mit meinen Feststellungen sage ich nichts Neues. Sowohl Abgeordnete der Regierungskoalition wie der SPD beklagen gleichermaßen diesen Zustand. Nur ihre Schlußfolgerung ist mir zu einseitig, nämlich daß eigentlich höhere Verbraucherpreise für Nahrungsgüter angemessen wären. Bevor man so etwas ins Auge faßt, sollte man eine saubere Analyse der Gewinnraten in der Kette vom Bauern bis zum Ladentisch unter Einbeziehung des Vorleistungsbereiches in Auftrag geben. Diese Ergänzung zeigt, daß Umverteilungen in der Produktion und Zirkulation selbst tragfähigere Lösungen als Umverteilungen im Haushalt erbringen könnten. Allerdings kollidiert das mit Interessen von offensichtlich einflußreichen Kapitalgruppen, speziell im Bereich der großen Handelsketten. Ein zweites Problem betrifft den Haushaltsvollzug. Fakt ist, daß kein produzierender Bereich in so hohem Maße abhängig von direkten oder indirekten Subventionen ist wie die Landwirtschaft. Mit der EG-Agrarreform hat diese Abhängigkeit eine neue Qualität erreicht. Indem die teilweise drastisch reduzierten Erzeugerpreise produktionsneutral durch umfangreiche Kompensationszahlungen ausgeglichen werden, ist eine neue Abhängigkeit der Bauern und ein gravierendes betriebswirtschaftliches Problem entstanden. Sowohl diese Zahlungen wie auch der soziostrukturelle Einkommensausgleich im Westen bzw. die Anpassungshilfen im Osten und andere öffentliche Mittel kommen erst am Jahresende zur Auszahlung. Der Landwirtschaftsbetrieb hat aber im Herbst ganz konkrete Ausgaben, z. B. für die Herbstbestellung oder für die im September fälligen Pachtzahlungen — was übrigens im Osten ein besonderes Problem ist, da die Pachtquote doppelt so hoch wie im Westen liegt und bei juristischen Personen sogar gen hundert tendiert. Gerade in den letzten Tagen wurde ich bei Veranstaltungen von Thüringen bis Brandenburg sehr massiv mit diesem Problem konfrontiert. Mir wurde geschildert, daß Betriebe teilweise nicht in der Lage sind, Lohn zu zahlen, und die Betroffenen auf Dezember vertrösten, von Betrieben des Vorleistungsbereiches Betriebsmittel und Leistungen gegen spätere Bezahlung einkaufen — und diese Gefälligkeit muß oft zusätzlich bezahlt werden — oder gezwungen sind, Kredite zur Zwischenfinanzierung aufzunehmen. Im Freistaat Sachsen waren zum 30. September 1993 vom korrigierten Plan aller EG-, Bundes- und Landesmittel für den Agrar- und Ernährungsbereich erst 23,6 Prozent auch ausgegeben. Die PDS/Linke Liste hält es deshalb für unerläßlich, daß mit dem Haushalt 1994 die Auszahlung staatlicher Mittel neu geregelt wird. Es ist eine bestimmte Kontinuität nötig, z. B. quartalsweise oder mindestens halbjährliche Auszahlung. Zum Abschluß möchte ich zum wiederholten Male darauf verweisen, daß die Altschuldenregelung nach wie vor unakzeptabel ist. Mir sind aus den genannten Veranstaltungen vor Ort Beispiele bekanntgeworden, daß inzwischen die rechnerisch aufgelaufene Zinslast für Altkredite bereits höher als die erste Rate der Teilentschuldung durch die Treuhandanstalt ist. Auch wenn diese Zinsen nicht unmittelbar fällig werden, müssen sie ja nach der Waigelschen Besserungsscheinregelung — wenn auch mit Zeitverzögerung — aufgebracht werden. Das führt in der Praxis oftmals dazu, daß aus betriebswirtschaftlicher Verantwortung das Risiko gescheut wird, im erforderlichen Umfang neu zu investieren. Abgesehen davon, daß die Banken weiter Zurückhaltung üben. Ich will das hier nicht vertiefen, möchte aber ankündigen, daß unsere Gruppe die Initiative ergreifen wird, die gesamte Altschuldenproblematik erneut zu beleuchten und in die parlamentarische Diskussion zu bringen.
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    Rede von Doris Odendahl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe der Bildungspolitik verbundene Kolleginnen und Kollegen! Bei der Einbringung des Haushalts 1994 habe ich mit großem Nachdruck darauf hingewiesen, daß dieser Haushalt des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft eine Schlüsselfunktion hat, weil es erste Aufgabe und Pflicht der Bildungspolitik ist, jungen Menschen Vertrauen und Orientierung für ihre Lebensplanung zu geben. Es erfüllt mich mit großer Bitterkeit, daß der heute zur Abstimmung stehende Einzelplan 31 diese Aufgabe nicht erfüllt.
    Das von Ihnen angerichtete finanzpolitische Desaster ist zu tiefgreifend und Ihre Erkenntnisfähigkeit so



    Doris Odendahl
    nachhaltig gestört, daß Sie nicht mehr in der Lage sind, wenigstens noch über diesen Einzelplan erkennbare Signale auszusenden, wie Sie die Zukunftserwartungen junger Menschen erfüllen wollen. Unter dem Scherbenhaufen Ihrer Bildungspolitik leiden nicht nur die Auszubildenden, sondern Sie schaden damit ebenso unserem gesamten Bildungsbereich, den Bildungseinrichtungen in den alten wie in den neuen Bundesländern gleichermaßen.

    (Beifall bei der SPD)

    Dadurch gefährden Sie die Zukunftsaussichten der Jugendlichen und die Chance, den Qualifikationsstandort Deutschland zu sichern, ohne den die Sicherung des Wirtschaftsstandortes nicht gelingen kann.
    Zur Sicherung dieses Qualifikationsstandortes habe ich den Bundeskanzler Anfang 1992 aufgefordert, Bildung wieder zur Chefsache zu machen, und zwar sowohl die berufliche Bildung als auch die Hochschulpolitik,

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    also auf den beiden Feldern, auf denen der Bund im Rahmen unserer Verfassung mit zuständig und verantwortlich ist. Der Kanzler hat diese Forderung zwar aufgegriffen, indem er einen imaginären Bildungsgipfel propagiert hat. Allerdings hat er seine löbliche Absicht auf seine unnachahmliche Art in den letzten zwei Jahren ausgesessen und zerredet. Als am 11. November, gleichsam als Abgesang für wirksame Maßnahmen, im Haushalt 1994 sein bildungspolitisches Forum nahezu ergebnislos zu Ende ging, haben der Kanzler und der Bildungsminister das Thema Bildungspolitik erneut auf die lange Bank geschoben.
    Dabei hatten die Wissenschafts- und die Finanzminister der Länder im Mai und Oktober 1992 erstmals seit 15 Jahren festgestellt, daß der Bildungsbereich, gemessen an den gar nicht so goldenen Zeiten Mitte der 70er Jahre, dramatisch unterfinanziert ist. Bund und Länder haben sodann im Eckwertepapier vom 5. Mai 1993 eine Reihe von Strukturreformen und notwendigen Finanzierungsvorschlägen unterbreitet. Letztere hat der Bundeskanzler an diesem denkwürdigen 11. November brüsk abgelehnt, nachdem die Länder ihre Forderung in den ersten Monaten schon deutlich reduziert hatten, und zwar auf die Anhebung des Hochschulbauansatzes des Bundes von 2 Milliarden DM.
    Heute kommt nun die Stunde der Wahrheit für Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Regierungskoalition, und für den Bundeskanzler. Die SPD-Fraktion legt heute einen Änderungsantrag mit einer Aufstockung der Hochschulbaumittel auf 2 Milliarden DM vor.

    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Mit Recht!)

    Ich trage Ihnen die Begründung dieses Antrags,

    (Dr. Klaus-Dieter Uelhoff [CDU/CSU]: Der Verteidigungsetat als Scherbenhaufen und Steinbruch — das wollen Sie!)

    die gestiegene Bildungsnachfrage der Jugendlichen und den wachsenden Qualifikationsbedarf von Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung sowie die dramatische Situation der Hochschulen selbst, nicht
    mehr im einzelnen vor; Sie kennen sie alle. Wir bieten Ihnen in der Tat — Ihr Zwischenruf ist berechtigt — dazu auch einen Deckungsvorschlag aus dem Einzelplan 14 gut begründet an und stellen unseren Antrag hiermit zur Abstimmung. Sie haben heute damit noch einmal die Chance, das im Bereich so dringend notwendige Signal zu geben.
    Ich bin dabei im klaren, daß durch diese Maßnahme allein noch keine Verbesserung der Studienbedingungen zu erwarten ist.

    (Dr. Klaus-Dieter Uelhoff [CDU/CSU]: Auch nicht der Bundeswehr!)

    Es sind vor allem diese unzureichenden Studienbedingungen, die die durchschnittlichen Studienzeiten immer mehr verlängern. Zu Ihrem reizenden Zwischenruf sage ich Ihnen: Sie müssen auch bei diesem Haushalt Prioritäten setzen.

    (Dr. Klaus-Dieter Uelhoff [CDU/CSU]: Das wollen wir!)

    Hier Bundeswehr und hier Bildung, das ist in der Tat gefordert. Wir stellen Sie vor diese Wahl.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Mangel an studentischem Wohnraum, die nicht ausreichende Ausbildungsförderung nach dem BAföG, Mängel in der Studienorgansation und schleppende Prüfungsabläufe müssen zusammen mit einer Verbesserung der Personalausstattung im Mittelpunkt einer Strukturreform von Bund und Ländern an den Hochschulen stehen.
    Kurzfristig kann die von der Bundesregierung und den Koalitionsfraktionen bisher verweigerte Erhöhung der Hochschulbaumittel des Bundes von 1,68 Milliarden DM auf mindestens 2 Milliarden DM keine Lösung der Kapazitätsengpässe an den Hochschulen bringen. Sie wäre aber das notwendige deutliche Signal, daß auch der Bund bereit ist, die Hochschulen offenzuhalten und sie — vor allem die Fachhochschulen — entsprechend der steigenden Bildungsnachfrage sowie dem wachsenden Qualifikationsbedarf auszubauen. Bei einem Ansatz von 1,68 Milliarden DM ist ein Ausbauziel auf 1,3 Millionen Studienplätze — wie vom Wissenschaftsrat überzeugend begründet — erst in 30 bis 40 Jahren zu erreichen.

    (Günter Rixe [SPD]: Dann nimmt sie ja keiner mehr!)

    Ich weiß, daß auch in den Ländern Schwierigkeiten bestehen, die notwendigen Eigenanteile bei gemeinsam von Bund und Ländern finanzierten Bildungsaufgaben aufzubringen. Ich appelliere deshalb auch an die Länder, sich nicht lediglich auf den Hochschulbau festzulegen, sondern die sozialen Bedingungen der Studierenden mit zu beachten.

    (Dr. Klaus-Dieter Uelhoff [CDU/CSU]: Die sind verantwortlich dafür!)

    — Hören Sie zu, wofür die Bundesregierung verantwortlich ist! Weder plant die Bundesregierung die notwendige Anpassung der Freibeträge und Bedarfssätze beim BAföG, um es Studierenden aus einkommensschwächeren Verhältnissen zu ermöglichen, ihr Studium etwas freier von materiellen Sorgen in kür-



    Doris Odendahl
    zeren Fristen — und das ist im Interesse aller — zu absolvieren, noch hat die Bundesregierung vor, die Qualitäts- und Attraktivitätsprobleme in der beruflichen Bildung — hier möchte ich insbesondere die Probleme der Berufsschulen in den neuen Ländern ansprechen — selbst mit anzupacken.
    Statt dessen oder trotzdem plant die Bundesregierung, sich von einer neuen Arbeitsgruppe, die an diesem denkwürdigen 11. November vom Kanzler vorgeschlagen wurde, Empfehlungen erarbeiten zu lassen, wie Studienbewerber auf die berufliche Bildung umgelenkt werden können. Ich warne Sie nachdrücklich: Dieser Verschiebebahnhof ist der falsche Weg, meine Damen und Herren. Das Grundgesetz erlaubt keine Bedarfslenkung.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Jugendlichen werden weiterhin die für ihre beruflichen und sozialen Perspektiven günstigen Bildungsangebote anstreben. Sie erleben gegenwärtig wieder einmal hautnah, daß Berufsausbildung im dualen System, wie sie sie vorfinden, keine vergleichbaren Arbeitsplätze, keine ausreichenden Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten sichert, sondern sehr oft von der Ausbildung direkt in die Arbeitslosigkeit führt. Der richtige Weg wäre es, alle Bildungswege attraktiv zu machen, und zwar für alle Jugendlichen gleichermaßen.
    Statt dessen stellt die Bundesregierung im Haushalt 1994 falsche Weichen in Richtung Begabtenförderung in der beruflichen Bildung. Die SPD ist nicht grundsätzlich gegen eine Begabtenförderung; sie befürwortet sie.

    (Dr. Klaus-Dieter Uelhoff [CDU/CSU]: Aha!)

    Die von Ihnen inzwischen mit erheblichem Aufwand betriebenen Maßnahmen greifen aber zu kurz. Bis heute gibt es dafür keine Konzepte. Gleichzeitig soll die AFG-Förderung der Fortbildung zum Meister und Techniker ganz wegfallen.

    (Zuruf von der SPD: So ist es!)

    Zugleich vernachlässigt die Bundesregierung, um es milde auszudrücken, die Benachteiligtenförderung und die Förderung und Umschulung von fehlqualifizierten Beschäftigten und Arbeitslosen. Sie begreift einfach nicht die Chance, den vor allem vom Handwerk beklagten Fachkräftemangel durch Förderung der über zwei Millionen Jugendlichen zu beheben, die seit 1970 bis heute ohne einen qualifizierten Abschluß geblieben sind. Die sind es nämlich, die angesichts der dramatisch steigenden Arbeitslosenzahlen zuallererst von Arbeitslosigkeit bedroht und betroffen sind. Sie haben im Bereich Ausbildung und berufliche Weiterbildung von dieser Bundesregierung nichts mehr zu erwarten. Ihrem Haushalt zufolge wurden sie ganz einfach abgeschrieben.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, was ist in dieser verfahrenen Situation zu tun?

    (Rudi Walther [Zierenberg] [SPD]: Die Frage ist berechtigt!)

    Da sich die Bundesregierung aus der finanziellen Flankierung der Strukturreform im Bildungsbereich faktisch verabschiedet hat, müssen die Länder ihren eigenen Weg gehen — und diesen Weg wohl auch neu bestimmen.
    Die SPD bedauert diese Situation außerordentlich; denn Bildung und Wissenschaft sind für uns gesamtstaatliche Aufgaben von hohem Rang. „Abstriche bei der Qualität und Qualifizierung durch die im Beruf stehende Generation zu Lasten bildungswilliger junger Menschen stellen den Generationenvertrag nachhaltig in Frage" , heißt es in der kürzlich verabschiedeten „Bonner Erklärung" des Präsidiums der SPD.
    Gerade beim Sparen müssen die richtigen Prioritäten gesetzt werden.

    (Rudi Walther [Zierenberg] [SPD]: Das ist wahr!)

    Sicher gibt es noch Sparmöglichkeiten, die weder zu Qualitätseinbußen noch zu unzumutbaren Arbeitsbedingungen für das Personal und die Auszubildenden selbst führen. An der Erarbeitung der nun erforderlichen Konzepte müssen die Betroffenen mitbestimmend beteiligt werden.
    Die Länder müssen daher mit allen Gruppen an ihren Hochschulen gemeinsam überlegen, wie sie die materiellen Studienbedingungen — für die Studierenden wie für das gesamte Hochschulpersonal —, die Reform der Studieninhalte, der Studien- wie der Prüfungsorganisationen ohne zusätzliche Mittel so hinbekommen, daß eine Verkürzung der Studienzeit nicht die Falschen belastet — und darum geht es —: die BAföG-Empfänger, die Studierenden mit Kindern, die behinderten Studierenden, um nur einige Gruppen zu erwähnen. Bei aller Notwendigkeit der Straffung des Studiums müssen notwendige Freiräume für Studium wie Lehre bewahrt werden.
    Dieser Weg zu einer neuen Hochschulstruktur wird lang und schmerzhaft sein, da in absehbarer Zeit nicht mit einer nachhaltigen Verbesserung der finanzpolitischen Situation zu rechnen ist. Dennoch appelliere ich auch an die Hochschulen: Solidarisieren Sie sich mit den bildungswilligen Jugendlichen, reden Sie nicht weiteren Zugangsbeschränkungen das Wort! Das ist das falsche Signal.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Ulrich Briefs [fraktionslos])

    An die Wirtschaft muß der Appell gerichtet werden: Setzen Sie nicht auf die Umlenkung von Jugendlichen in die berufliche Bildung! Fassen Sie Mut zur Weiterentwicklung der beruflichen Bildung! Nutzen Sie in der Diskussion um eine Verkürzung der Arbeitszeit gemeinsam mit den Gewerkschaften die Einsicht in die Notwendigkeit zur Weiterbildung! Weiterbildung muß endlich den Stellenwert erhalten, den sie in unserer vom raschen Strukturwandel geprägten Welt schon längst hätte einnehmen müssen. Bieten Sie vor allem allen Jugendlichen in den neuen Ländern qualifizierte betriebliche Ausbildungsplätze an! Es ist Ihre gemeinsame berufsbildungspolitische wie gesellschaftspolitische Verantwortung. Damit leisten Sie auch Ihren Beitrag, ein weiteres Anwachsen des Rechtsradikalismus zu verhindern.



    Doris Odendahl
    Meine Damen und Herren, zum Schluß will ich über die Beratungen im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft zum Haushaltsentwurf der Bundesregierung sprechen. Vorhin kam der Zwischenruf, wir sollten einmal Vorschläge zum Einsparen machen.
    Die SPD-Bundestagsfraktion hat neben zwei Hauptanträgen zur BAföG-Anpassung 1994/95 und zum Hochschulbau eine ganze Reihe von Einspar-
    und auch Erhöhungsanträgen gestellt, die ohne Ausweitung des Budgets hätten verwirklicht werden können. Leider sind weder die Koalitionsabgeordneten im Bildungsausschuß noch die Leitung des Ministeriums, soweit sie überhaupt bei den Ausschußberatungen anwesend war, auf unsere fachlichen Gesichtspunkte substantiell eingegangen. Eine geordnete Diskussion war nicht gewollt und gar nicht möglich.
    Auch die Beratungen im Haushaltsausschuß sind eine Farce, wenn man bedenkt, welch verheerende Folgen die geplante zehnprozentige Kürzung bei den Sachmitteln jetzt haben wird. Diese Beratungen sind so unqualifiziert wie die im Bildungsausschuß gewesen.
    Wir könnten Genugtuung empfinden, daß es den Berichterstattern im Haushaltsausschuß gelungen ist, den Investitionstitel zur Förderung überbetrieblicher Ausbildungsstätten um 15 Millionen DM anzuheben.

    (Beifall bei der SPD)

    Jedoch reicht das nicht aus, urn in den neuen Ländern, rascher als bisher geschehen, ein mit den alten Ländern vergleichbares dichtes Netz solcher notwendiger Einrichtungen zu schaffen. Wir warten hier immer noch auf eine Gesamtplanung von Standorten überbetrieblicher Einrichtungen in den neuen Ländern.

    (Dr. Klaus-Dieter Uelhoff [CDU/CSU]: Fragen Sie mal die Länder!)

    — Das müssen Sie tun, nicht die Länder; Sie sind doch als Bundesregierung dafür verantwortlich!

    (Dr. Klaus-Dieter Uelhoff [CDU/CSU]: Die Länder sind auch verantwortlich für die Bildungspolitik!)

    — Ich rede von überbetrieblicher beruflicher Ausbildung. Machen Sie sich als Haushälter einmal sachkundig in bezug auf die Verantwortlichkeit des Bundes!

    (Beifall bei der SPD — Dr. Klaus-Dieter Uelhoff [CDU/CSU]: Vor drei Wochen bin ich erst in Rostock gewesen!)

    — Es ist ja unglaublich.
    Erschwerend kommt hinzu, daß für diese Anhebung zum wiederholten Male in den letzten Jahren in den BAföG-Topf gegriffen wurde.
    Es ist mehr als ärgerlich, daß der BAföG-Ansatz um weitere 15 Millionen DM gekürzt werden soll. Er ist inzwischen derart geplündert worden, daß er unter Einrechnung der erheblichen Darlehensrückflüsse auf weit unter zwei Milliarden DM gesunken oder, wie man neuerdings sagt, geschrumpft ist.
    Ohne jede Beratung im Bildungsausschuß sollen 2 Millionen DM bei den Zuwendungen an Stiftungen zur Studien- und Promotionsförderung gestrichen werden. Den begabten Studierenden aus sozial schwächeren Verhältnissen wird auf diesen Wegen der soziale Aufstieg durch Bildung weiter erschwert. Chancengleichheit bleibt auf der Strecke.
    Die Bundesregierung hat in diesem Jahr mit den ausbildungsbereiten Jugendlichen in den neuen Ländern erneut ihr politisches Spiel getrieben. Ihre erst in den Haushaltsberatungen etatisierte Unterstützung zusätzlicher außerbetrieblicher Ausbildungsplätze ist viel zu spät gekommen. Jetzt bringen Sie Erfolgsmeldungen als Mogelpackung, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich sage Ihnen auch, warum: Weil viele Jugendliche nicht so lange warten konnten.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Was haben die gemacht?)

    Nach Berechnungen des DGB sind rund 30 000 Jugendliche, die im Vermittlungsjahr 1992/93 eine betriebliche Ausbildung angestrebt hatten, erneut aus der Bilanz verschwunden. Im Verschwindenlassen solcher ausbildungssuchender Jugendlichen sind Sie stark. Das praktizieren Sie schon das dritte Jahr.
    Sie sind anderweitig untergekommen, wie es in der Berufsberatungsstatistik heißt. Im Klartext: Sie haben ihre Bewerbung resigniert zurückgenommen und setzen bestenfalls — bestenfalls! — ihre schulische Ausbildung fort. Von einer erfüllten Ausbildungsgarantie der Wirtschaft, wie sie der Bundeskanzler lauthals immer wieder verkündet hat, kann erneut keine Rede sein. Das muß man um der Wahrheit willen auch einmal sagen.
    Meine Damen und Herren, ich hoffe von ganzem Herzen, daß dies der letzte von dieser Bundesregierung verantwortete Bildungshaushalt war.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Sie haben genug Schaden angerichtet bei der Zukunftssicherung der Jugendlichen in Bildung und Beruf. Sie sind unfähig, im Bildungsbereich den Generationenvertrag als Pakt der Solidarität zwischen der älteren und der jüngeren Generation zu begreifen. Sie haben leider alles getan, um der nächsten Bundesregierung die Chance zu einem neuen Aufbruch und zu neuer Orientierung für die Jugendlichen und Erwachsenen in der beruflichen Erstausbildung und Weiterbildung zu erschweren, wenn nicht gar zu verbauen.

    (Roland Sauer [Stuttgart] [CDU/CSU]: Die kommt gar nicht in die Verlegenheit!)

    Politik muß das Mögliche anstreben, Herr Kollege Sauer. Sie haben von Ihren Möglichkeiten keinen Gebrauch gemacht. Im Gegenteil: Sie tragen Tag für Tag mehr dazu bei, diesen Staat handlungsunfähig zu machen. Der Einzelplan 31 des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft im Haushalt 1994 ist für Ihre



    Doris Odendahl
    Politikunfähigkeit der schlagende Beweis. Die SPD-Fraktion lehnt diesen Einzelplan ab.

    (Beifall bei der SPD, der PDS/Linke Liste und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Rede von Helmuth Becker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, ich erteile jetzt unserem Kollegen Dr. Klaus-Dieter Uelhoff das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus Dieter Uelhoff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn ich das Horrorszenario höre, das Sie uns eben gerade hier vorgetragen haben, Frau Kollegin, frage ich mich wirklich: In welchem Land leben wir eigentlich?

    (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN — Eckart Kuhlwein [SPD]: Das fragen wir uns auch! — Horst Kubatschka [SPD]: Mein Gott!)

    Warum wird unser Bildungssystem weltweit als vorbildlich hingestellt, und zwar in der beruflichen Bildung genauso wie in der Hochschulbildung? Sie machen den jungen Leuten in unserem Lande doch keinen Mut. Sie vertreiben sie, und Sie machen sie frustriert, weil Sie ihnen ein Szenario zeigen, das mit der Realität überhaupt nicht in Übereinstimmung steht.
    Unsere berufliche Bildung wird nach wie vor sowohl innerhalb der Europäischen Union als auch weltweit als vorbildlich dargestellt. Unsere Hochschulen leisten nach wie vor unter schwierigen Bedingungen eine hervorragende Arbeit.

    (Günter Rixe [SPD]: Aber die Plätze fehlen!)

    Sie haben hier ein Strickmuster vorgestellt, das hervorragend paßt für Leute, die entweder nicht zuhören

    (Doris Odendahl [SPD]: Sie müssen zuhören!)

    oder die nur Forderungen stellen und das Wünschbare als das Machbare hinstellen.
    Es ist hervorragend, wenn man wie Sie sagen kann, wir müßten mehr Geld für den Hochschulbau, wir müßten mehr Geld für den Bau von überbetrieblichen Lehrwerkstätten bereitstellen.

    (Günter Rixe [SPD]: Darm geh doch hin und studier selbst einmal! Du darfst da ja schon gar nicht mehr rein!)

    Aber wenn man eine Gesamtverantwortung für den Haushalt hat, wenn man eine Gesamtverantwortung gegenüber dem Steuerzahler hat, dann tun Sie sich in der Tat schwer, das Wünschbare und das Machbare in Übereinstimmung zu bringen. Genau das ist der Fehler in dieser Rede der Frau Kollegin Odendahl.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich begrüße die Verabschiedung des 23. Rahmenplans für den Hochschulbau; denn er zeigt trotz der angespannten Haushaltslage des Bundes eine Perspektive auf. Wenn die Hochschulpolitik oder die Bildungspolitik bei uns wirklich der Odendahlsche Scherbenhaufen wäre, dann frage ich mich: Wo ist die Verantwortung der 16 Bundesländer für die Bildungs- und für die Hochschulpolitik geblieben? Hier sitzen Bund und Länder wirklich in einem Boot.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie bei der F.D.P. — Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.)

    Ich frage mich wirklich, wie Sie Ihre einseitige Schau begründen wollen.
    Die wichtigsten Veränderungen im Hochschulbereich sind nicht nur durch den Einsatz von zusätzlichem Geld zu erreichen, auch wenn — das will ich ausdrücklich bestätigen — eine Aufstockung der Mittel für den Hochschulbau wünschenswert gewesen wäre.

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: Warum haben Sie es nicht gemacht?)

    Nur, man muß immer wissen, woher man das Geld nimmt und wer die Zinsen für die weitere Verschuldung zu bezahlen hat.

    (Doris Odendahl [SPD]: Ja, das möchte ich weiß Gott wissen!)

    Wir sind schon sehr stolz darauf, daß wir die Nettokreditaufnahme unter der Grenze von 70 Milliarden DM gehalten haben. Das war nicht Ihr Verdienst, sondern das war der Verdienst der Koalition im Haushaltsausschuß und der Bundesregierung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir müssen in der Hochschulpolitik die Fehler der Vergangenheit aufarbeiten, z. B. das alleinige Entscheidungsrecht der Eltern bei der Wahl der Schuh laufbahn. Ein falscher Ehrgeiz der Erziehungsberechtigten hat wahrlich schon oft zu verfehlten Weichenstellungen geführt. Um so mehr möchte ich ausdrücklich die Initiativen der Länder Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen und Thüringen begrüßen, den Übertritt in die weiterführenden Schulen von eindeutig definierten Leistungskriterien abhängig zu machen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Denn was nützt es uns, wenn wir ein Heer von Abiturienten haben — wie Herr Picht das früher gefordert hat — und die Hochschulen überfüllt sind? Was nützt es uns, wenn wir ein Heer von Hochschulabsolventen haben?

    (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sehr wahr! Natürlich!)

    Wir brauchen nicht nur Professoren und Diplomingenieure, sondern wir brauchen Facharbeiter, wir brauchen den Mittelbau, der der Garant für unseren wirtschaftlichen Fortschritt ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Eduard Oswald [CDU/CSU]: Diese Wahrheiten muß man einmal deutlich aussprechen!)

    Die Einigung der Ministerpräsidenten auf die Begrenzung der Regelstudienzeiten und die Entschlackung der Lehrpläne und Prüfungsgebiete — dies sind Wege in die richtige Richtung, und ich will ausdrücklich den Ministerpräsidenten der Länder auch hier ein herzliches Dankeschön dafür sagen, daß sie, jedenfalls viele von ihnen, da über ihren eigenen Schatten gesprungen sind. Die Sanktionen für Lang-



    Dr. Klaus-Dieter Uelhoff
    zeitstudenten, die das Land Berlin bereits eingeführt hat, halte ich ebenfalls für durchaus geeignet, um den nahtlosen Übergang vom Studium in den Vorruhestand zu verhindern.
    Meine Damen und Herren, ich will aber ein anderes wichtiges Feld ansprechen, wo auch die Kollegin deutlich gemacht hat, daß wir hier auf dem richtigen Wege waren, indem wir um 15 Millionen DM aufgestockt haben.
    Die berufliche Bildung ist nicht das Flaggschiff der Bildungspolitik, aber sie ist ein oft sträflich unterschätzter wesentlicher Bestandteil einer zukunftsorientierten Bildungspolitik. Wie ich bereits in der ersten Lesung als Meinung der Koalitionsarbeitsgruppe angekündigt habe, haben wir im Haushaltsausschuß die berufliche Bildung durch Umschichtung von 15 Millionen DM zugunsten der überbetrieblichen Ausbildungsstätten gestärkt.
    Durch diese Erhöhung, meine Damen und Herren, stehen Mittel für den Neubau und die Modernisierung von Ausbildungsstätten in den neuen und in den alten Bundesländern zur Verfügung. Wir wissen sehr wohl, daß diese Mittel begrenzt sind, aber sie reichen aus, um das Netz der überbetrieblichen Ausbildungsstätten in den neuen Bundesländern engmaschiger zu knüpfen. Ich habe mich vor wenigen Wochen in Rudolstadt von der hervorragenden Arbeit einer dieser überbetrieblichen Ausbildungsstätten in den neuen Bundesländern überzeugen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Diese Mittel reichen darüber hinaus auch aus, um wichtige Maßnahmen in den alten Bundesländern weiterführen zu können und notwendige Modernisierungen auf den Weg zu bringen. Damit bleibt auch die Finanzierung durch die Komplementärmittel der Länder und der jeweiligen Träger gesichert. Ein Verzug, der die alten Bundesländer von der zukünftigen Entwicklung abgekoppelt hätte, konnte so vermieden werden.
    Meine verehrten Damen und Herren, wir haben eben auch kritische Bemerkungen zur Begabtenförderung gehört. Ich bin eigentlich sehr froh darüber, daß es im Ausschuß gelungen ist — übrigens im Einvernehmen mit den Kollegen der Opposition —, die Begabtenförderung auch in der beruflichen Bildung aus der politisch streitigen Situation herauszuführen. Diese Begabtenförderung in der beruflichen Bildung trägt erheblich zur Steigerung der Attraktivität dieses Sektors der Bildungspolitik bei.
    Was das angeht, was Sie, Frau Kollegin, zu der Ausbildungsinitiative Ost zur Vermittlung von Ausbildungsplätzen gesagt haben, so haben wir im Westen, wie jedermann weiß, eine fünf- oder gar sechsstellige Zahl von freien Ausbildungsplätzen, aber wir haben im Osten nachweislich keinen jungen Menschen mehr, der nach Abschluß seiner Schulausbildung direkt in die Arbeitslosigkeit oder in die Ausbildungslosigkeit entlassen wird. Nach all dem, was wir gehört haben — und hier beziehe ich mich nicht auf den Deutschen Gewerkschaftsbund, sondern auf die Bundesanstalt für Arbeit —, gibt es in Ostdeutschland keinen 15-, 16jährigen jungen Menschen, der, obwohl er eine Ausbildung will, nicht in einer Ausbildung steht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)