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    Plenarprotokoll 12/191 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 191. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. November 1993 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Dr. Joachim Grünewald . . . . 16451 A Eintritt des Abgeordneten Dr. Norbert Herr in den Deutschen Bundestag 16451 A Tagesordnungspunkt I: Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1994 (Haushaltsgesetz 1994) (Drucksachen 12/5500, 12/5870) Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 12/6001, 12/6030) 16451 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 12/ 6002, 12/6030) 16451 C Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 12/6003, 12/ 6030) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 12/6008, 12/6030) . . . 16451 D in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 12/6025) Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 12/6029) in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 12/ 6020, 12/6030) Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 16452A Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . 16457A, 16469 D Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 16464B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . 16467 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 16469C Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 16473 C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16476C Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 16478C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 16479B Manfred Hampel SPD 16480 D Arnulf Kriedner CDU/CSU 16484 A Manfred Hampel SPD 16484 D Horst Jungmann (Wittmoldt) SPD . . 16486A Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 16486D Einzelplan 31 Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (Drucksachen 12/6024, 12/6030) Doris Odendahl SPD 16487 D Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 16491A Doris Odendahl SPD 16492C Carl-Ludwig Thiele F D P 16493 B Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 16495C Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16496C Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 16497 B Dr. Norbert Lammert, Parl. Staatssekretär BMBW 16498D II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. November 1993 Einzelplan 30 Bundesministerium für Forschung und Technologie (Drucksachen 12/6023, 12/6020) Dr. Emil Schnell SPD 16501 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 16505A Dietrich Austermann CDU/CSU 16505 C Werner Zywietz F D P 16508 D Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 16510D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 16511D Dr.-Ing. Paul Krüger, Bundesminister BMFT 16512C Jürgen Timm F.D.P. (Erklärung nach § 31 GO) 16515B Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 12/6010, 12/6020) Ernst Kastning SPD 16516A Ulrich Heinrich F D P 16519 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 16520 A Günther Bredehorn F D P 16521 A Ernst Kastning SPD . . . . 16522C, 16525 B Dr. Sigrid Hoth F D P 16523 B Jochen Borchert, Bundesminister BML 16524 C Jan Oostergetelo SPD 16526 C Gottfried Haschke (Großhennersdorf) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) . 16527D Nächste Sitzung 16528 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 16529* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt I (Haushaltsgesetz 1994) — Einzelplan 10 — Geschäftsbereich Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . . 16529* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. November 1993 16451 191. Sitzung Bonn, den 23. November 1993 Beginn: 14.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 23. 11. 93 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 23. 11. 93* Wilfried Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 23. 11. 93 Clemens, Joachim CDU/CSU 23. 11. 93 Ehrbar, Udo CDU/CSU 23. 11. 93 Ganschow, Jörg F.D.P. 23. 11. 93 Gleicke, Iris SPD 23. 11. 93 Dr. Göhner, Reinhard CDU/CSU 23. 11. 93 Großmann, Achim SPD 23. 11. 93 Günther (Duisburg), CDU/CSU 23. 11. 93 Horst Dr. Herr, Norbert CDU/CSU 23. 11. 93 Heyenn, Günther SPD 23. 11. 93 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 23. 11. 93 Hilsberg, Stephan SPD 23. 11. 93 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 23. 11. 93 Jaunich, Horst SPD 23. 11. 93 Junghanns, Ulrich CDU/CSU 23. 11. 93 Kastner, Susanne SPD 23. 11. 93 Kiechle, Ignaz CDU/CSU 23. 11. 93 Kronberg, Heinz-Jürgen CDU/CSU 23. 11. 93 Kuessner, Hinrich SPD 23. 11. 93 Mascher, Ulrike SPD 23. 11. 93* Matschie, Christoph SPD 23. 11. 93 Dr. Matterne, Dietmar SPD 23. 11. 93 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 23. 11. 93** Dr. Ortleb, Rainer F.D.P. 23. 11. 93 Poß, Joachim SPD 23. 11. 93 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 23. 11. 93** Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 23. 11. 93 Ingrid Dr. Ruck, Christian CDU/CSU 23. 11. 93 Schmidt (Salzgitter), SPD 23. 11. 93 Wilhelm Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 23. 11. 93 Dr. Soell, Hartmut SPD 23. 11. 93** Spilker, Karl-Heinz CDU/CSU 23. 11. 93 Steiner, Heinz-Alfred SPD 23. 11. 93** Dr. von Teichman, F.D.P. 23. 11. 93 Cornelia Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 23. 11. 93 Wetzel, Kersten CDU/CSU 23. 11. 93 Wohlleben, Verena SPD 23. 11. 93 Wohlrabe, Jürgen CDU/CSU 23. 11. 93 Wollenberger, Vera BÜNDNIS 23. 11. 93 90/DIE GRÜNEN * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt I (Haushaltsgesetz 1994) Einzelplan 10 Geschäftsbereich Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Dr. Dietmar Keller (PDS/Linke Liste): Der Rotstift wurde auch beim Agrarhaushalt angesetzt, allerdings so, daß die Agrarbetriebe und Bauern vorerst nicht unmittelbar von den Kürzungen betroffen sind. Hier stellt sich die Frage: Wie lange geht das noch? - zumal an den Fingern abzählbar ist, daß es nicht nur mit dem Haushalt 1994 Probleme geben wird. Unser agrarpolitischer Sprecher, Dr. Fritz Schumann, hat bereits zur ersten Lesung festgestellt, daß die PDS/Linke Liste von der Unausweichlichkeit der mittelfristigen Senkung der Gesamtagrarausgaben - EG-, Bundes- und Landesmittel - ausgeht. Alle gegenteiligen Beteuerungen der Verantwortlichen in Bonn und Brüssel sind Augenauswischerei. Er schlußfolgerte, daß letztlich nur über eine Neuorientierung der Agrarpolitik die erforderlichen Einsparungspotentiale erschließbar sind, und nannte dazu auch die aus Sicht der PDS/Linke Liste erforderlichen Grundbedingungen. Ich will diese hier nicht wiederholen; das gestattet auch mein Zeitfonds nicht. Vielmehr möchte ich einen Gedanken ergänzen. Betrachtet man die Entwicklung der Einkommen der Bauern, der Erzeugerpreise und der Verbraucherpreise im Zusammenhang, wird ein Übel sichtbar, das es bei der Wurzel zu packen gilt: Während sich das verfügbare Einkommen je Haushaltsmitglied der Privathaushalte insgesamt zwischen 1972 und 1992 verdreifachte, haben sich die Einkommen der Bauern - bezogen auf das alte Bundesgebiet - nur gut verdoppelt. Lagen ihre Einkommen je Haushaltsmitglied im Jahre 1972 um 15 Prozent unter dem aller Privathaushalte, betrug der Rückstand 1992 bereits 41 Prozent. Das entsprach immerhin 10 300 DM weniger Einkommen zum Durchschnitt und gar 38 800 DM weniger als pro Kopf in Haushalten anderer Selbständiger. Hinter den Bauern rangierten nur noch die Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger. Eine Erklärung ist das wachsende Mißverhältnis zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen. Dazu wenige Beispiele: 1991 gegenüber 1970 entwickelten sich im Bereich Rindfleisch die Preise für Rindslendenfilet auf 261 Prozent, für Schmorfleisch auf 184 Prozent und für Suppenfleisch auf 167 Prozent. Dagegen stieg der Erzeugerpreis für Lebendvieh Rind lediglich auf 111 Prozent. Das gleiche Bild bei Getreide: Dort ging der Erzeugerpreis leicht zurück - 99 Prozent -, bei Brotweizen sogar auf 96 Prozent. Dagegen stiegen die Verbraucherpreise für Brötchen auf 299 Prozent und für dunkles Mischbrot auf 270 Prozent. Die Frage ist, wo bleibt die Differenz zwischen dem, was die Bauern bekommen, und dem, was die Bevölkerung im Laden bezahlen muß? Klar ist, daß ein Teil der Differenz in die raschere Lohnentwicklung bei Arbeitern und Angestellten ging. Aber damit allein ist die ganze Differenz nicht erklärbar. Immerhin betrug Anfang der 70er Jahre der Anteil der Verkaufserlöse der Landwirtschaft an den Verbraucherausgaben für 16530* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. November 1993 Nahrungsmittel noch über 50 Prozent; laut Berechnungen des Bauernverbandes waren es im Wirtschaftsjahr 1991/92 gerade mal noch 31 Prozent. Mit meinen Feststellungen sage ich nichts Neues. Sowohl Abgeordnete der Regierungskoalition wie der SPD beklagen gleichermaßen diesen Zustand. Nur ihre Schlußfolgerung ist mir zu einseitig, nämlich daß eigentlich höhere Verbraucherpreise für Nahrungsgüter angemessen wären. Bevor man so etwas ins Auge faßt, sollte man eine saubere Analyse der Gewinnraten in der Kette vom Bauern bis zum Ladentisch unter Einbeziehung des Vorleistungsbereiches in Auftrag geben. Diese Ergänzung zeigt, daß Umverteilungen in der Produktion und Zirkulation selbst tragfähigere Lösungen als Umverteilungen im Haushalt erbringen könnten. Allerdings kollidiert das mit Interessen von offensichtlich einflußreichen Kapitalgruppen, speziell im Bereich der großen Handelsketten. Ein zweites Problem betrifft den Haushaltsvollzug. Fakt ist, daß kein produzierender Bereich in so hohem Maße abhängig von direkten oder indirekten Subventionen ist wie die Landwirtschaft. Mit der EG-Agrarreform hat diese Abhängigkeit eine neue Qualität erreicht. Indem die teilweise drastisch reduzierten Erzeugerpreise produktionsneutral durch umfangreiche Kompensationszahlungen ausgeglichen werden, ist eine neue Abhängigkeit der Bauern und ein gravierendes betriebswirtschaftliches Problem entstanden. Sowohl diese Zahlungen wie auch der soziostrukturelle Einkommensausgleich im Westen bzw. die Anpassungshilfen im Osten und andere öffentliche Mittel kommen erst am Jahresende zur Auszahlung. Der Landwirtschaftsbetrieb hat aber im Herbst ganz konkrete Ausgaben, z. B. für die Herbstbestellung oder für die im September fälligen Pachtzahlungen — was übrigens im Osten ein besonderes Problem ist, da die Pachtquote doppelt so hoch wie im Westen liegt und bei juristischen Personen sogar gen hundert tendiert. Gerade in den letzten Tagen wurde ich bei Veranstaltungen von Thüringen bis Brandenburg sehr massiv mit diesem Problem konfrontiert. Mir wurde geschildert, daß Betriebe teilweise nicht in der Lage sind, Lohn zu zahlen, und die Betroffenen auf Dezember vertrösten, von Betrieben des Vorleistungsbereiches Betriebsmittel und Leistungen gegen spätere Bezahlung einkaufen — und diese Gefälligkeit muß oft zusätzlich bezahlt werden — oder gezwungen sind, Kredite zur Zwischenfinanzierung aufzunehmen. Im Freistaat Sachsen waren zum 30. September 1993 vom korrigierten Plan aller EG-, Bundes- und Landesmittel für den Agrar- und Ernährungsbereich erst 23,6 Prozent auch ausgegeben. Die PDS/Linke Liste hält es deshalb für unerläßlich, daß mit dem Haushalt 1994 die Auszahlung staatlicher Mittel neu geregelt wird. Es ist eine bestimmte Kontinuität nötig, z. B. quartalsweise oder mindestens halbjährliche Auszahlung. Zum Abschluß möchte ich zum wiederholten Male darauf verweisen, daß die Altschuldenregelung nach wie vor unakzeptabel ist. Mir sind aus den genannten Veranstaltungen vor Ort Beispiele bekanntgeworden, daß inzwischen die rechnerisch aufgelaufene Zinslast für Altkredite bereits höher als die erste Rate der Teilentschuldung durch die Treuhandanstalt ist. Auch wenn diese Zinsen nicht unmittelbar fällig werden, müssen sie ja nach der Waigelschen Besserungsscheinregelung — wenn auch mit Zeitverzögerung — aufgebracht werden. Das führt in der Praxis oftmals dazu, daß aus betriebswirtschaftlicher Verantwortung das Risiko gescheut wird, im erforderlichen Umfang neu zu investieren. Abgesehen davon, daß die Banken weiter Zurückhaltung üben. Ich will das hier nicht vertiefen, möchte aber ankündigen, daß unsere Gruppe die Initiative ergreifen wird, die gesamte Altschuldenproblematik erneut zu beleuchten und in die parlamentarische Diskussion zu bringen.
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    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben im Sommer wichtige finanz- und haushaltspolitische Richtungsentscheidungen getroffen:

    (Zuruf von der SPD: Ach was!)

    Wir haben ein umfassendes Sparpaket geschnürt, das den Bund 1994 um mehr als 20 Milliarden DM, die öffentlichen Haushalte insgesamt um 25 Milliarden DM entlastet. Wir haben die Initiative zur umfassenden Mißbrauchsbekämpfung vor allem im steuerlichen Bereich ergriffen.

    (Zuruf von der SPD: Wo denn?)

    Zugleich setzen wir wirksame Wachstumssignale durch das Standortsicherungsgesetz, das Vorziehen öffentlicher Investitionen und die planungs- und verfahrensrechtliche Beschleunigung von Verkehrs- und von Bauinvestitionen.
    Seit der Vorlage des Regierungsentwurfs im Sommer haben sich erhebliche Zusatzbelastungen durch die Anpassung der gesamtwirtschaftlichen Vorausschätzungen ergeben. Trotzdem werden wir die bisher vorgesehene Defizitgrenze von 70 Milliarden DM einhalten. Auch bei den Ausgaben bleiben wir, nach Bereinigung durch den Sonderposten Bahnreform, mit einem Anstieg von 2,9 % unter der im Finanzplanungsrat vereinbarten Wachstumsrate von 3 %.
    Hinter der Einhaltung der Eckwerte steht ein erheblicher zusätzlicher Konsolidierungsbeitrag des Haushaltsausschusses. Im Rahmen der Ausgabenerhöhung um 1,6 Milliarden DM gegenüber dem Regierungsentwurf wurden Mehranforderungen von 10 Milliarden DM aufgefangen, davon allein 8 Milliarden DM für den Arbeitsmarkt. Noch in diesem Jahr werden wir die näheren Einzelheiten über die Einsparungen bei den Verwaltungsausgaben und -zuschüssen festlegen, um die vom Haushaltsausschuß vorgesehene globale Minderausgabe von 5 Milliarden DM konkret auszufüllen.
    Man wirft uns vor, wir würden die Investitionen in die Einheit vor allem durch höhere Schulden und zusätzliche Steuern finanzieren.

    (Zuruf von der SPD: So ist es!)

    — Haben Sie bisher einen Beitrag dazu geleistet, daß wir geringere Steuern und Abgaben hatten? Haben Sie bisher einen Beitrag durch zusätzliche Ausgabenkürzungen geleistet, um weniger Schulden zu machen? Mir jedenfalls ist davon nichts in Erinnerung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Tatsächlich haben wir eine ausgewogene Policy-Mix, eine fast gleichmäßige Inanspruchnahme der Finanzierungsquellen erreicht. Seit der Wiedervereinigung wurden im Bundeshaushalt, einschließlich der jüngsten Sparmaßnahmen, rund 70 Milliarden DM bei den Ausgaben gekürzt. Bezogen auf ein Haushaltsvolumen des Bundes von rund 480 Milliarden DM sind das 15 % aller Ausgaben. Wenn man innerhalb von drei Jahren 15 % aller Ausgaben kürzt, um damit die Jahrhundertaufgabe Wiedervereinigung mitzufinanzieren, ist das eine große haushaltspolitische Leistung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Diese Ausgabenkürzungen waren fast genauso umfassend wie die im Zusammenhang mit der Einheit zusätzlich erhobenen Steuern und Abgaben. Bereinigt man im Bundeshaushalt die aktuellen Konjunktureffekte, so beläuft sich die einigungsbedingte zusätzliche Kreditaufnahme auf rund 20 Milliarden DM. Selbst wenn man die Kreditaufnahme der Treuhandanstalt zusätzlich berücksichtigt, bleibt der Kreditfinanzierungsanteil noch unter den anderen Finanzierungskomponenten.
    Unbestritten gibt es bei uns über den konjunkturellen Ausschlag hinaus ein strukturelles Defizit in den öffentlichen Haushalten in einer Größenordnung von rund 3 % des Bruttoinlandproduktes. Aber wer dieses Defizit mit den Daten der Jahre 1981/82 oder mit den aktuellen Defiziten anderer Industrieländer vergleicht, darf doch nicht unterschlagen, daß Deutschland drei Jahre nach Vollendung der Einheit vor ganz anderen Aufgaben steht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Oder, anders gewendet: Ohne die Wiedervereinigung hätten wir heute mit Sicherheit eines der niedrigsten Staatsdefizite aller westlichen Länder. In jedem Falle wäre die Deckungslücke weit geringer als 1975 oder 1981/82.
    Entscheidend ist die wachstums- und beschäftigungspolitische Effizienz unserer finanzpolitischen Beschlüsse. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung oder Wirtschaftsexperten der SPD, z. B. Herr Kollege Uwe Jens, halten Sparen in Zeiten wirtschaftlicher Schwäche für den größten Sündenfall und sprechen von Brüningscher Deflationspolitik. Andere, auch die finanzpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Frau Kollegin Matthäus-Maier, halten das größte



    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    Sparpaket in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland für unzureichend,

    (Horst Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: Jawohl!)

    prophezeien den unmittelbaren Absturz in den Schuldenstaat und fordern noch drastischere Einschnitte. So feiern in den Reihen der SPD Keynes und Brüning gleichermaßen Urständ.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Die daraus hervorgehenden wirtschaftspolitischen Folgerungen, z. B. ein noch weitergehendes Aufstokken bei der Steuerlast, wie es Ministerpräsident Scharping letzte Woche auf dem Parteitag gefordert hat, wollen wir auf gar keinen Fall. Wir werden demgegenüber Kurs halten. Ein Ausbremsen der Konjunktur findet nicht statt. Mit Defiziten im Bundeshaushalt von jeweils rund 70 Milliarden DM in den Jahren 1993 und 1994 verstetigen wir die gesamtwirtschaftliche Nachfrage im beginnenden Wiederaufschwungsprozeß.

    (Rudolf Purps [SPD]: Wie bitte?)

    Auf der anderen Seite können wir die konjunktur-
    und arbeitsmarktbedingten Zusatzlasten nicht unvermindert auf die öffentlichen Haushalte durchschlagen lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Horst Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: Pfeifen im dunklen Wald!)

    Denn sonst gefährden wir den Zinssenkungsprozeß, unterbrechen die Preisstabilisierung und schaden so dem Wiederaufschwung.
    Mancher glaubt immer noch, durch zusätzliche Staatsnachfrage, noch höhere Steuern und möglichst hohe Lohnabschlüsse ließen sich Wachstum und Beschäftigung sichern. Aber wie soll man Wachstum und Beschäftigung schaffen, wenn man verteilt, statt zu produzieren?
    Georg Kronawitter hat diese Woche tief in die Kiste der Volksverdummung gegriffen und versucht, die Zusammenhänge der Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik am Beispiel der Fürstin von Thurn und Taxis zu exemplifizieren: 600 Milliarden DM bei den Reichen einsammeln, und schon sind die Probleme der deutschen Einheit, der Arbeitslosigkeit und des sozialen Ausgleichs gelöst.
    Er vergißt dabei nur zweierlei: Erstens. Vermögensbesitzer sind nur zu einem geringen Teil die Großgrundbesitzer. Zweitens. Die Vermögen liegen nicht faul und untätig auf Konten herum, sondern sind der Gegenposten zu Milliardeninvestionen in unserer Wirtschaft, und diese wiederum sind die Voraussetzung für Arbeitsplätze und Einkommen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Es ist wirklich die billigste Polemik und die dümmste
    dazu, die hier der Exoberbürgermeister von München
    in seiner sattsam bekannten politisch-demagogischen Art unter die Menschen zu bringen versucht hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Widerspruch bei der SPD — Ingrid MatthäusMaier [SPD]: Aber er hat die Wahlen gewonnen!)

    — Ich wußte gar nicht, daß Sie sich über Herrn Kronawitter so ärgern!

    (Zuruf von der SPD: Sie ärgern sich doch über ihn!)

    — Nein; ich habe nur das Notwendige gesagt. Nehmen Sie doch Stellung dazu! Sie müssen doch einmal sagen, ob der überhaupt noch zu Ihnen paßt oder nicht!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Solidaritätszuschlag, höhere Vermögensteuer, milliardenfacher Abbau von Steuervergünstigungen, Kürzungen von Kindergeld und steuerlicher Wohnungsbauförderung für Besserverdienende — all das trifft diejenigen, die auf Grund der Steuerprogression ohnehin schon überproportional zur Finanzierung der Staatsaufgaben beitragen.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Wer kürzt denn das Kindergeld, wenn nicht Sie?)

    85 % der Investitionen in die Einheit werden von den Leistungsträgern unserer Gesellschaft aufgebracht, 15 % von den Empfängern staatlicher Transfers.

    (Zuruf des Abg. Detlev von Larcher [SPD])

    — Ich nehme an, unter den 85 % sind auch ein paar von Ihnen. Das ist ja nicht völlig auszuschließen.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich kann mich daran erinnern, irgend jemand, der sich in Ihren Reihen aufhält, hat einmal gesagt: Mehr als 5 000 DM zu verdienen sei unmoralisch. Ich möchte wissen, ob die Dame zwischenzeitlich, seitdem sie es erreicht hat, konsequent abliefert, an wen auch immer. Mir jedenfalls ist nichts bekannt.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. — Horst Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: Alte Kamellen! Sie müssen sich mal was Neues einfallen lassen!)

    — Wissen Sie überhaupt, um wen es sich handelt?

    (Rudolf Purps [SPD]: Ja!)

    — Okay.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    — Also, immerhin ist ein bestimmter Erkenntnisprozeß vorhanden. Man schämt sich nicht mehr, wenn man über 5 000 DM verdient.
    5 % der Bevölkerung mit den höchsten Einkommen trägt bei einem Einkommensanteil von 18 % mit 25 % zur Finanzierung des Aufbaus in Ostdeutschland bei.
    Meine Damen und Herren, dieser Bundeshaushalt erreicht durch strikte Konsolidierung und Konzentration auf Wachstumsbereiche mehr, als jedes Deficit spending, jedes Umverteilungspaket und jedes SPD-



    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    Ausgabenprogramm, wie es auf dem jüngsten SPD-Parteitag wieder einmal in Verleumdung aller Konsolidierungsschwüre beschlossen wurde, jemals bewirken könnten.

    (Dieter Wiefelspütz [SPD]: Unglaublich, was dieser Mann erzählt! Glauben Sie das selber?)

    Wir helfen — und das haben die Bundesbank und andere klar zum Ausdruck gebracht —, die Zinsen zu senken und damit Milliardenbeträge für Investitionen in den Betrieben freizusetzen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir tragen zur weiteren Preisstabilisierung bei und sichern damit die Ersparnis als Grundlage unseres Wohlstands. Wir sichern durch unseren Sparkurs das internationale Vertrauen in die deutsche Finanz- und Geldpolitik. Diesen für die Finanzierung der Einheit entscheidenden Zusammenhang hat die Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht nachdrücklich unterstrichen.
    Durch zusätzliche Milliardenbeträge für die Arbeitslosenhilfe und für die Bundesanstalt für Arbeit helfen wir all denjenigen, die von der Weltrezession durch Arbeitslosigkeit betroffen werden. Die entscheidende Hilfe für die Arbeitslosen kann allerdings nur erneuertes Wachstum bringen.
    Wann die Wachstums- und Beschäftigungskrise endgültig überwunden ist, kann niemand mit absoluter Gewißheit voraussagen. Weil das so ist, gibt es auch keine absolut verläßlichen Haushaltsprognosen. Wer meint, unsere grundsätzlichen finanz- und wirtschaftspolitischen Konzeptionen kritisieren zu müssen, soll das tun. Aber wer den Finanzminister verdammt, weil sich die professionellen Wirtschaftsforscher, die wissenschaftlichen Institute und die internationalen Organisationen um 0,1, 0,2 oder 0,3 Prozentpunkte beim Wachstum vertan haben, hat offensichtlich an unserer Finanzpolitik nichts anderes auszusetzen.
    Es ist absurd, uns geschönte Haushaltsdaten vorzuwerfen. Wir sind gar nicht frei, irgendwelche beliebige Daten für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und für die Steuereinnahme zu verwenden. Zuständig für die entsprechenden Prognosen sind der Arbeitskreis „Gesamtwirtschaftliche Vorausschätzungen" und der Arbeitskreis „Steuerschätzung". Vertreten in diesen Gremien sind in unterschiedlicher Zusammensetzung neben verschiedenen Bundesressorts die Länder und Gemeinden, die Bundesbank, das Statistische Bundesamt, fünf führende Wirtschaftsforschungsinstitute sowie der Sachverständigenrat. An deren Prognosen halten wir uns. Wenn sich die Prognosen ändern, passen wir unsere Haushaltsdaten an. Einen anderen Weg gibt es dazu nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Aber unabhängig von allen Prognoseproblemen müssen wir mit aller Kraft weiter konsolidieren, beim Bund, bei den Ländern und bei den Gemeinden sowie bei den Sozialversicherungen. Das ablehnende Votum des Finanzausschusses des Bundesrates
    gegenüber den Spar- und Wachstumsgesetzen ist in diesem Zusammenhang ein falsches Signal.

    (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Es geht nicht an, daß sich der Bundesrat auf der einen Seite für drastische Einsparungen ausspricht und dann versucht, unsere umfassenden Kürzungsmaßnahmen zu blockieren.

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Irgendwo sind die Dinge kommunizierende Röhren. Wer hier blockiert, aber bei der Bahnreform mehr will, der muß wissen: Irgendwo beißen sich die Dinge. Wir können nicht mehr ausgeben als wir haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Frau Ministerpräsidentin Simonis gehört mit Sicherheit nicht zu den SPD-Kolleginnen, die uns das Leben in den letzten Jahren leichtgemacht haben. Aber Frau Simonis weiß, wovon sie redet. Das hat sie z. B. in einem Interview mit der Zeitschrift „Focus" vom 21. Juni klargemacht, als sie, an ihre Parteifreundinnen und Parteifreunde in der SPD-Fraktion gerichtet, die offenen Enden sozialdemokratischer Finanzpolitik zusammenführte. Ich zitiere:
    Wenn sie wissen,
    — Frau Simonis meint hier die Mitglieder der SPD-Fraktion —
    daß das nicht mehr zu bezahlen ist, kann man doch nicht hingehen und mit vor Empörung bebender Stimme sagen:
    — wen sie da bloß gemeint hat? —
    Waigel, du bist der größte Schuldenmacher aller Zeiten.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Trifft zu! — Dr. Norbert Wieczorek [SPD]: Der fröhlichste, hat sie gesagt! — Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der Rudi Walther ist jetzt ganz still, und zwar aus folgendem Grund. Hier höre ich, ich sei der fröhlichste Schuldenmacher dieser Republik, und vor ein paar Wochen bittet er mich, zu seinem 65. Geburtstag zu kommen und dort eine launige Rede zu halten.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Herr Kollege Walther, Sie haben ja auch noch bestätigt, das sei eine gute Rede gewesen. Also: Entweder ist man fröhlich; dann wird man beschimpft, daß man eine gute Laune hätte. Oder man schaut trübselig vor sich hin; dann verstrahlt man nicht den notwendigen Optimismus. Ich versuche eine Mischung, und ich werde mich deswegen nicht ändern.
    Nur: Was Frau Simonis sagte, war ja nicht an meine Adresse, sondern an Ihre Adresse gerichtet. Sie sagte nämlich:
    Zwei Stunden später geht der nächste Redner aufs Podium und meint: Und im übrigen: Für die Pflegeversicherung gibt es keine Kompensation, da lassen wir nicht mit uns verhandeln. — Das paßt nicht zusammen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)




    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    Das hat nicht nur Frau Simonis, sondern auch die Mehrheit der deutschen Bürger inzwischen erkannt. Deshalb rangiert nach neuesten Meinungsumfragen die finanzpolitische Kompetenz der Unionsparteien deutlich vor derjenigen der Opposition.

    (Zurufe von der SPD)

    — Ich weiß, das schmerzt Sie. Aber es ist so.
    Vergleichbare Konsolidierungsaufgaben bei Bund, Ländern und Gemeinden erfordern gleichgerichtete Reaktionen. Wir können auf Bundesebene die unumgänglichen Kürzungen nicht glaubwürdig vertreten, solange in manchen SPD-Kommunen immer noch an zusätzlichen Verkehrsinseln und Randsteinumbauten gearbeitet wird. Man sollte auch nicht durch die Städte- und Gemeindeverbände den Haushaltsnotstand ausrufen lassen, solange in manchen Verwaltungen — auch bei den ostdeutschen Kommunen — noch ein massiver Personalüberhang besteht, der viel kostet, aber niemandem etwas nützt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Horst Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: So spricht Waigel!)

    Der Bund bezieht die Aufgabe der Verwaltungsstraffung auch auf sich selbst. Was im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung an Personalaufstockungen unumgänglich war,

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Richtig!)

    darf für kein Ressort zum Besitzstand werden. Trotz erheblicher Zusatzaufgaben werden wir deshalb im Bundeshaushalt 1994 rund 6 000 Stellen einsparen. Wir werden die lineare Stellenkürzung auch 1995 fortsetzen.
    Darüber hinaus ist eine strenge Aufgaben- und Hierarchieprüfung erforderlich, um alle Rationalisierungsmöglichkeiten im öffentlichen Dienst aufzuspüren.
    Wir wollen bei der dauerhaften Sicherung der Staatsfinanzen nicht gegen die übrigen Gebietskörperschaften, sondern mit den Ländern und Gemeinden vorankommen. Die jüngsten Absprachen zur Regionalisierung des Schienenverkehrs unterstreichen das nachdrücklich. Wir haben auch bei den Spar-und Konsolidierungsbeschlüssen zugunsten der Länder und Gemeinden gehandelt. Allein schon durch die gesetzlichen Einsparungsmaßnahmen — Nullrunde bei der Beamtenbesoldung, Absenkung der Sozialhilfe, Kürzung der Gemeinschaftsaufgabe „Agrarstruktur" —, durch die Mißbrauchsbekämpfung und durch das Stopfen von Steuerschlupflöchern werden die Mehrbelastungen der Länder und Gemeinden bei der Sozialhilfe von rund vier Milliarden DM vollständig ausgeglichen. Darüber hinaus kann das Tarifsignal für den öffentlichen Dienst durch den Gehaltsstopp für Beamte zu weiteren Milliarden-Entlastungen auf allen Haushaltsebenen führen und so einen spürbaren Nettokonsolidierungsbeitrag erbringen.
    Wir müssen auch heute wieder über den notwendigen Subventionsabbau diskutieren. Aber bevor man ernsthaft in eine solche Debatte eintritt, sollte man sich ein wenig mit den Fakten auseinandersetzen.
    Zu den Fakten gehört: Im Bereich der Steuervergünstigungen und Steuersubventionen haben wir seit 1989 einen Abbau von rund 38 Milliarden DM erreicht. Zwischen 1991 und 1997 gehen die Finanzhilfen in den alten Ländern von 13 Milliarden DM auf 8,5 Milliarden DM — das sind rund 40 % — zurück, bzw. sie sind zurückgegangen. Der Anteil der westdeutschen Finanzhilfen an den Gesamtausgaben reduziert sich dabei von 3,2 % auf 1,7 %.
    Ich bin jederzeit bereit, über einen noch weiter gehenden Subventionsabbau zu sprechen. Aber ich habe kein Verständnis dafür, wenn die Vertreter der SPD in Haushaltsdebatten vollmundig den weiteren Subventionsabbau fordern und abends in ihrem Kreisverband dazu auffordern, gegen die angeblich völlig willkürliche Kürzung staatlicher Hilfen und den Verlust von Arbeitsplätzen vor den Werkstoren der betroffenen Betriebe zu demonstrieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Es ist ebenfalls eine merkwürdige Doppelstrategie, wenn anschließend wahrscheinlich Frau Matthäus-Maier wiederum gegen den Verteidigungshaushalt losgeht, den Jäger 90 zum 95. Mal apostrophiert und der Ministerpräsident von Niedersachsen sagt: Alles, was wir benötigen, muß in Deutschland erzeugt werden; so kann es mit der Bundeswehr nicht mehr weitergehen. Das ist eine Doppelstrategie,

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    die nicht ehrlich ist und die aufgegriffen werden muß.

    (Horst Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: Damit hat er aber nicht gesagt, daß wir den Jäger 90 benötigen!)

    — Warten Sie einmal! Er ist so flexibel, daß er Sie schon längst überholt hat, bevor Sie Ihren Zwischenruf beendet haben.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Horst Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: Das ist nicht fair! Er ist ja nicht da!)

    — Ja, Sie sind darüber vielleicht froh; Sie können sich aber nie sicher sein, ob er nicht noch einmal kommt.
    Wir verzichten auch nicht auf Steuereinnahmen durch Toleranz gegenüber Steuersündern. Im Gegenteil: Durch das Mißbrauchsbekämpfungsgesetz schließen wir zahlreiche Lücken,

    (Zuruf von der SPD: Zu wenige!)

    müssen uns dafür allerdings mit dem Vorwurf der Steuerkomplizierung auseinandersetzen. Wir helfen darüber hinaus den Ländern, die Leistungsfähigkeit der Steuerverwaltung zu steigern. Aber wir können den Ländern ihre grundgesetzlich festgelegte Verantwortung nicht abnehmen.

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!)

    Wenn dort seit 1987 in den Finanzämtern im Saldo keine neue Planstelle hinzugekommen ist — ich kritisiere das nicht —, muß sich der berechtigte oder unberechtigte Vorwurf des milliardenschweren Steuerverzichts auf den Schreibtischen meiner sozialde-



    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    mokratischen Kollegen in Düsseldorf, in Kiel oder in Hannover und nicht beim Bundesfinanzminister wiederfinden.
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir kommen mit dem Bundeshaushalt 1994 und dem Spar-und Wachstumsprogramm bei der Sicherung der Staatsfinanzen entscheidende Schritte voran. Aber wir haben keinen Anlaß, auszuspannen oder den Konsolidierungsaspekt bei der Lösung von Einzelaufgaben auszublenden.

    (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.])

    Berlinumzug, Entschädigungsgesetz, Bildungsförderung, Altlastensanierung, Kohle- und Stahlhilfen, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen — das alles sind ernstzunehmende Themen. Aber wenn man jedem dieser Stichworte nur einige Milliarden DM an Zusatzausgaben für den Bund zuordnen würde, wäre die Entlastung durch die vom Haushaltsausschuß beschlossenen globalen Minderausgaben schon mehr als aufgezehrt.
    Je stärker wir uns bei den entscheidbaren Aufgaben binden, um so weniger Spielraum bleibt uns, unabwendbare Zusatzbelastungen auszugleichen. Vor allem gefährden wir aber durch die Inkaufnahme von Zukunftsbelastungen den Spielraum, den wir in der zweiten Hälfte der 90er Jahre unbedingt brauchen, um die Steuer- und Abgabenlast wieder zu senken. Das für diese Legislaturperiode beschlossene Ausgabenmoratorium muß auch in den kommenden Monaten in der vordersten Front unserer Konsolidierungsstrategie bleiben. Wir können neue Aufgaben nur übernehmen, wenn vorher der Verzicht in einem anderen Bereich fest vereinbart ist.
    Konsolidieren heißt auch Gestalten. Darin liegt die große Chance und Aufgabe der aktuellen Finanzpolitik. Was wir in den letzten Jahren durch massive Einschnitte bei den Ausgaben und durch höhere Steuern und Abgaben an finanziellen Ressourcen gewonnen haben, dient dem Zusammenwachsen Deutschlands. Dieses Zusammenwachsen zeigt sich in den statistischen Angaben über das Bruttosozialprodukt, über die Investitionen und die Schaffung neuer Arbeitsplätze.
    Trotz aller Hindernisse und Schwierigkeiten sind die jungen Länder mit jährlichen realen Zuwachsraten von 7 % bis 10 % zu dynamischen Wachstumsregionen Europas geworden. Ab 1994 wird nach den vorliegenden Schätzungen in den ostdeutschen Ländern pro Kopf mehr investiert als im ursprünglichen Bundesgebiet.
    Die guten Wachstumsergebnisse zeigen sich auch in den erheblich steigenden Steuereinnahmen der jungen Länder. Während der Bund auf Grund der jüngsten Steuerschätzung in den Jahren 1993 und 1994 auf insgesamt 4,3 Milliarden DM verzichten muß, wurde die Schätzung für die jungen Länder und ihre Gemeinden um 3,1 Milliarden DM nach oben revidiert. Diese Anpassung ist nicht gerade eine Basis, um zusätzliche Forderungen an den Bund zu richten. Ich muß das einmal sagen, weil die Finanzminister der Ostländer dies aus verständlichen Gründen noch nicht so deutlich gesagt haben. In diesem Raum jedoch,
    glaube ich, ist es schon richtig, auch auf diese positive Auswirkung hinzuweisen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der Wandel wird einem noch viel stärker bewußt, wenn man immer wieder einmal den Schreibtisch in Bonn verläßt und sich ein eigenes Bild von den realen Entwicklungen in Deutschland macht.

    (Zuruf von der SPD: Das ist sehr zu empfehlen!)

    — Ja, ich komme gleich darauf. Ich nehme an, Sie stimmen mit dem überein, was der Oberbürgermeister von Magdeburg zu dem Thema gesagt hat.

    (Zuruf von der SPD: Kronawitter?)

    — Nein, er heißt Dr. Polte. Er ist viel sympathischer. Er war dabei, als wir die Grundsteinlegung für den Neubau der Oberfinanzdirektion in Magdeburg durchführten.
    Der SPD-Oberbürgermeister Dr. Polte, der bestimmt nicht von parteilicher Sympathie für die Bundesregierung übermäßig geleitet ist, hat sich dort in einer bemerkenswerten Art und Weise bei der Bundesregierung dafür bedankt, was sie an Mitteln für den Aufbau in Magdeburg, des Landes SachsenAnhalt und überhaupt für alle jungen Bundesländer zur Verfügung gestellt hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Er hat vor allem auf die überzeugende große Hilfe durch den Bund verwiesen, und er hat gesagt: Hier in Magdeburg trifft man noch auf Menschen, die es nicht verlernt haben, sich über die deutsche Einheit zu freuen.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Wenn ich den SPD-Oberbürgermeister von Magdeburg hier zitiere, rührt sich bei der SPD keine Hand zum Beifall. Das spricht doch Bände.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU — Lachen bei der SPD — Eduard Oswald [CDU/CSU]: Die sind zu weit von der Kommunalpolitik entfernt!)

    Meine Damen und Herren, Deutschland leidet nicht an der Wiedervereinigung, sondern Deutschland wächst an ihr.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Horst Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: Deutschland leidet an Waigel!)

    Immer nur über Belastungen zu sprechen, führt in die Irre. Denn auf der Habenseite der Wiedervereinigungsbilanz stehen der Aufbau einer modernen Wirtschaftstruktur in Ostdeutschland, erneuerte Wirtschaftsbeziehungen zu Osteuropa, die Entlastung von Rüstungskosten und von Kosten früherer teilungsbedingter Zusatzaufgaben. Vor allem aber steht der Gewinn von Freiheit, Freizügigkeit, Freundschaft und Sicherheit, die niemand in Mark und Pfennig aufwiegen kann, auf der Habenseite.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die konjunkturellen Zeichen für den Wiederaufschwung mehren sich. Die Wiedervereinigung schrei-



    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    tet voran. Der Rat der europäischen Wirtschafts- und Finanzminister hat auf seiner gestrigen Sitzung in Brüssel anläßlich der Diskussion über das zweite deutsche Konvergenzprogramm erst wieder unseren wirtschafts- und finanzpolitischen Anpassungsweg bestätigt.
    Die Aufgabe der Wiedervereinigung ist nicht größer als der Wiederaufbau nach 1945, als die Eingliederung von Millionen Vertriebener anstand, oder als die Anstrengungen, die wir unternehmen mußten, um in den 50er Jahren in die Gemeinschaft freiheitlicher Demokratien wieder aufgenommen zu werden. Gehen wir mit Realitätssinn, im Bewußtsein der Risiken, aber vor allem mit Optimismus an die Arbeit; dann kann uns alles gelingen, was wir für Deutschland erarbeiten und investieren.
    Ich danke Ihnen.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Als nächster spricht der Kollege Helmut Wieczorek.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Helmut Wieczorek


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Finanzminister, ich würde ja gerne Ihrer Aufforderung nachkommen und hier eine launige Rede halten. Ich glaube, ich würde es noch hinkriegen, Sie alle so zu unterhalten, wie Sie, Herr Finanzminister, uns unterhalten haben beim 65. Geburtstag von Herrn Walther. Ich verspreche Ihnen, wenn es Ihnen nützt: Ich halte die Rede zu Ihrem 60. Geburtstag — egal, auf welcher Seite des Hauses Sie dann sitzen und wo Sie dann gerade sind.

    (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist ja noch 20 Jahre hin! — Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    — Sie haben dann Gelegenheit, genug zu lachen.
    Lassen Sie mich eine Vorbemerkung machen. Es ist schon ein eigenartiges Parlamentsverständnis, wenn wir die zweite Lesung des Bundeshaushaltes im Parlament mit einer Erklärung des Finanzministers beginnen.

    (Dr. Nils Diederich [Berlin] [SPD]: Das war die Flucht nach vorn aus Angst!)

    — Ich denke, es war wirklich so etwas — Angst will ich nicht sagen — wie die Flucht nach vorn. Der Finanzminister wollte uns die Themen vorgeben, mit denen wir uns beschäftigen sollen.

    (Rudolf Purps [SPD]: Das tun wir nicht!)

    Herr Finanzminister, wenn Sie einmal Ihr eigenes Parlamentsverständnis zugrunde legen, müssen Sie eigentlich zu dem Ergebnis kommen, daß die zweite Lesung die Stunde des Parlaments ist.

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Jetzt fangen Sie doch einfach einmal an!)

    Sie haben uns den Haushalt aufgestellt. Sie haben ihn uns in der ersten Lesung hier vorgestellt. Wir haben darüber beraten.

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Jetzt fangen Sie einmal an!)

    — Eigentlich, Herr Schäuble, müßten Sie jetzt darauf drängen, daß der Haushaltsausschuß in seiner Gesamtheit Ihnen sagt, was er eigentlich beraten hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber Sie haben kein Parlamentsverständnis mehr, Herr Schäuble. Das kann man im Haushaltsausschuß genau beobachten.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Sie bringen doch mittlerweile als Koalition Regierungsvorschläge als Gesetze ein, und dann legen Sie, so wie Sie das beim letzten Mal mit dem Standortsicherungsgesetz gemacht haben, 225 Seiten Änderungen zu Ihren eigenen Vorschlägen vor. Sie haben kein Parlamentsverständnis mehr. Sie verwechseln nämlich Ihre Beschlüsse in Ihren Koalitionskungelkreisen mit dem deutschen Parlament.

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste)

    Daß Sie so etwas auch noch institutionalisieren, ist das, was uns traurig macht.
    Traurig macht uns aber auch Ihr Haushalt insgesamt, den Sie uns vorlegen; denn dieser Bundeshaushalt 1994 ist nicht nur der letzte Etat dieser Wahlperiode, sondern er ist gleichzeitig die Bilanz aus elf Jahren konservativer Politik der Regierung Kohl. Deshalb ist dies zugleich auch eine Debatte über die Lage der Nation im wiedervereinigten Deutschland.
    Unser Land leidet an der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrise seit Bestehen der Bundesrepublik. Diese Krise umfaßt inzwischen alle Lebensbereiche und gefährdet die wirtschaftliche und politische Stabilität unseres Landes. Unter der dreifachen Wucht von selbstverschuldeter Vereinigungskrise, stärkster wirtschaftlicher Rezession der Nachkriegszeit und grassierender Massenarbeitslosigkeit versinkt der Bundeshaushalt im Schuldenchaos. Diese Regierung ist unfähig, den Teufelskreis aus Wirtschafts-, Sozial- und Finanzkrise zu durchbrechen.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Mangel an Wahrhaftigkeit in Ihrer Politik hat zu millionenfacher Enttäuschung und zu einem Verlust an Grundvertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates geführt.

    (Johannes Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Das sind doch alles Sprüche!)

    Die Rückgewinnung des Vertrauens bei den Enttäuschten setzt aber die Lösung ihrer sozialen Probleme voraus. Sie dagegen wollen die Krise der Gesellschaft zu einer Frischzellenkur für konservative Politik machen, so wie Ihr Standortbericht in Wahrheit bloß eine Neuauflage des Lambsdorff-Papiers von 1982 ist.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Hätte man das nur konsequenter gemacht! — Zuruf von der F.D.P.: Das war nicht schlecht!)

    An Ihrer rückwärtsgewandten Wirtschafts- und Sozialpolitik droht der gesellschaftliche Konsens in Deutschland zu zerbrechen. Der soziale Friede ist



    Helmut Wieczorek (Duisburg)

    aber nicht nur ein positiver Standortfaktor erster Ordnung, sondern er ist ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft.

    (Beifall bei der SPD)

    Ohne sozialen Frieden zerbricht das Modell Deutschland.
    Meine Damen und Herren, mit Ihrer Politik wird die Nation erneut gespalten — nicht nur in Ost und West, sondern auch in Arm und Reich, in die, die noch Arbeit haben, und die, die millionenfach Arbeit suchen, in die, die noch ein Dach über dem Kopf haben, und die, die eine preiswerte Wohnung suchen. Das alles ist die tagtägliche Erfahrung von Millionen Menschen.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: So ist das!)

    Zur Überwindung der ökonomischen und politischen Krise gehört Wahrhaftigkeit, gehören politische Handlungsfähigkeit und soziale Gerechtigkeit. Das verlangt einfach eine neue Politik, die umfassend und entschlossen die Strukturreform in allen Lebensbereichen anpackt.
    Nach elf Jahren konservativ-liberaler Koalition haben wir in allen Lebensbereichen des Staates ein Defizit an Strukturreformen, einen Reformstau. Die gesamtwirtschaftliche Verantwortung der Finanzpolitik versinkt im Schuldenchaos. Das Steuerrecht ist sozial ungerecht und investitionsfeindlich. Die Modernisierung der Wirtschaft bleibt auf der Strecke. Es fehlt eine ökologische Politik zur Energie- und Ressourceneinsparung, eine Reform des öffentlich geförderten Arbeitsmarktes und seiner Finanzierung,

    (Beifall bei der SPD)

    eine Reform der beruflichen Bildung und der Forschungsförderung, eine Industriepolitik für den Aufbau Ost ebenso wie für die sozial gerechte Finanzierung der deutschen Einheit. All dies gehört zusammen und muß zusammengeführt werden.
    Mit solchen Projekten würde das Gesicht unseres Landes neu gezeichnet. Das ist ein Lösungsweg zur Mobilisierung der wirtschaftlichen Kräfte, zur Eindämmung der Beschäftigungskrise und damit zur Rückführung der strukturellen Defizite in den öffentlichen Haushalten. Das sind sozialdemokratische Antworten, die wir den konservativen Herausforderungen gegenüberstellen. Die alte sozialdemokratische Losung „Wer morgen sicher leben will, muß heute für Reformen kämpfen" war nie so aktuell wie heute.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie versuchen, die Defizite Ihrer Politik hinter einer neuen Debatte über alte Werte zu verstecken. Da beklagen Sie, Herr Bundeskanzler, der große gesellschaftliche Konsens sei verlorengegangen. Ich bitte Sie: Es war doch Ihr katastrophaler Fehler, bei dem fälschlich so genannten Solidarpakt im Frühjahr dieses Jahres auf die Beteiligung und den Konsens zwischen Arbeitgebern, Gewerkschaften, Unternehmern, Bundesbank, Kommunen und Parteien zu verzichten.

    (Zustimmung bei der SPD — Adolf Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Es war schon schwierig genug mit euch!)

    Die Bündelung und die Zusammenführung der nationalen Kräfte für die deutsche Einheit, für Arbeitsplätze, für Wohnungen, soziale Sicherheit und Gerechtigkeit ist seit 1990 zentrale Forderung der Sozialdemokraten in diesem Parlament.

    (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Ihr müßt mal etwas tun dafür!)

    Sie haben die Angebote, Herr Kollege Rossmanith, selbstherrlich ausgeschlagen. Ja, Sie gehen diesen Weg sogar noch weiter, indem Sie mit Ihren Spargesetzen zum Bundeshaushalt 1994 die Zusage brechen, keine gesetzlichen Regelleistungen zu kürzen.
    Meine Damen und Herren, wieder sparen Sie auf Kosten der Menschen mit den geringen Einkommen, der Arbeitslosen und der Sozialhilfeempfänger.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ihnen fehlt jede Empfindung dafür, was es für diese Menschen bedeutet, auf 20 oder 30 DM im Monat verzichten zu müssen.

    (Beifall bei der SPD)

    Was Sie für ein Trinkgeld halten, davon müssen diese
    Menschen möglicherweise einen ganzen Tag leben.
    Da geben 60 Abgeordnete Ihrer Fraktion zu Protokoll, sie hätten den Spargesetzen nur in der Erwartung zugestimmt, daß die Mehrheit des Bundesrates im Vermittlungsausschuß — ich zitiere — „die noch notwendigen Korrekturen zur besseren Sozialverträglichkeit der beiden Gesetzentwürfe durchsetzen" wird.

    (Horst Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: Unverschämtheit!)

    Zur Durchsetzung sozialer Gerechtigkeit, meine
    Damen und Herren, hoffen 60 Koalitionsabgeordnete
    auf die sozialdemokratische Mehrheit im Bundesrat!

    (Beifall bei der SPD)

    Und da stellt sich der Finanzminister her und beklagt, daß der Bundesrat von Sozialdemokraten gebraucht wird, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Da wird doch die Bankrotterklärung von ihm zu Protokoll gegeben.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, Ihre Spargesetze sind nicht nur unsozial, Sie gefährden damit auch noch das einzig halbwegs stabile Konjunkturaggregat, nämlich die private Nachfrage. Mit Kürzungen und Steuererhöhungen entziehen Sie rund 35 Milliarden DM an Kaufkraft. Damit schaden Sie der Konjunktur und produzieren neue Haushaltslöcher, Herr Kollege Waigel, die bis in die Größenordnung von 20 Milliarden bis 25 Milliarden DM gehen. Können Sie denn nicht einmal im Gesamtzusammenhang denken? Können Sie eigentlich nur sektoral Ihren engen Bereich sehen, und müssen Sie die volkswirtschaftlichen Gesamtzusammenhänge außer acht lassen?
    Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung muß das nachholen, was Sie längst aufgegeben haben, nämlich die gesamtwirtschaftliche Bewertung Ihrer konfusen Finanzpolitik. Herr Finanzminister, Ihre Finanzpolitik hat sich in dem neuen deutschen magischen Viereck aus Finanzierung der deutschen Ein-



    Helmut Wieczorek (Duisburg)

    heit, Finanzierung der Arbeitslosigkeit, Kampf gegen die Arbeitslosigkeit und gleichzeitig Konsolidierung der Staatsfinanzen völlig verfangen. Sie haben in diesem magischen Viereck weder Konzepte noch Prioritäten gesetzt.

    (Beifall bei der SPD)

    Ihr mit dem Föderalen Konsolidierungsprogramm erhobener Anspruch, einen im Verhältnis von Bund, Ländern und Gemeinden ausgewogenen Konsolidierungsfortschritt zu erreichen, wird mit dem Bundeshaushalt 1994 faktisch aufgekündigt. Mit Ihren Begleitgesetzen wälzen Sie nämlich die sozialen Lasten der Wirtschaftskrise in Höhe von 4 Milliarden DM, künftig 6 Milliarden DM, auf die Kommunen ab. Da wird Ihre Forderung nach Eindämmung der konsumtiven Leistungen doch zu einer unwahren Formel und wird auch nicht dadurch richtiger, daß Sie die „Möblierung" der Innenstädte dagegensetzen. Daran gehen die Städte nicht kaputt, sondern an den Lasten, die Sie ihnen aufbürden, für die sie keine Finanzausstattung haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Verschiebebahnhof trifft mit konjunkturellen Steuerausfällen und einem Rückgang des Länderfinanzausgleichs zusammen. Als Folge werden die sicher geglaubten Finanzgrundlagen der Ostländer erneut erschüttert. Die neuen Länder und Gemeinden werden im nächsten Jahr ein Defizit von 40 Milliarden DM aufweisen. Das lähmt den Aufbau Ost. Nicht die konsumtiven Leistungen, nein, die dringend zum Aufbau benötigten Investitionen müssen zwangsläufig zurückgeschnitten werden.
    Sie wälzen die Bewirtschaftung der Arbeitslosigkeit auf die Kommunen ab, indem Sie die Kommunen verpflichten, Sozialhilfeempfängern Arbeit zu geben. Mit einem Federstrich machen Sie die Kommunen zum größten Arbeitgeber in der Bundesrepublik. Das hat doch mit kooperativem Föderalismus nichts mehr zu tun.

    (Beifall bei der SPD)

    Damit fahren Sie nicht nur die Kommunen gegen die Wand, sondern produzieren Lohndumping und den dritten Arbeitsmarkt, wobei Sie bei dem zweiten schon große Probleme haben.
    Meine Damen und Herren, Sie tragen damit die Verantwortung auch für die Folgen dieses Verschiebebahnhofes: für den zwangsläufigen Anstieg von Gebühren und kommunalen Steuern. Das ist Gift für die Konjunktur. Aber Sie haben es so gewollt.
    Sie kündigen gleichzeitig für die Wirtschaft Steuersenkungen wie die Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer an. Sie wissen doch ganz genau, daß das überhaupt nicht zu finanzieren ist, weder heute noch morgen. Das treibt nur die Staatsverschuldung weiter hoch und geht letztlich wieder zu Lasten der Kommunen.
    Meine Damen und Herren von der Koalition, in Ihrer Finanzpolitik stimmt nichts mehr. Da ist nur noch Untergangsstimmung und sonst nichts. Innerhalb der letzten vier Jahre stiegen die geplanten Ausgaben für den Haushalt 1994 von 421 Milliarden DM auf nunmehr 480 Milliarden DM an. Auch die haben Sie nur
    erreicht, Herr Kollege Roth, weil die Koalition im Haushaltsausschuß in einer Nacht- und Nebelaktion eine Haushaltssperre über 5 Milliarden DM verhängt hat.

    (Adolf Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Das war am hellichten Tag! Vormittags!)

    Diese Sperre ist willkürlich. Sie ist ohne Sinn und Verstand und dient einzig dem Ziel, die Neuverschuldung optisch unter 70 Milliarden DM zu treiben.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie waren doch auf Grund Ihrer inneren Zerstrittenheit und Entscheidungsunfähigkeit nicht in der Lage, während der achtwöchigen Beratungen auch nur 1 % des Haushaltsvolumens konkret zu kürzen. Damit wird erneut ein Haushalt verabschiedet, der nicht beschlußfähig ist. Die Stunde der Wahrheit kommt noch.

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Ihr wolltet immer drauflegen!)

    — Es ist falsch, wenn Sie sagen, wir wollten drauflegen. Frau Kollegin Albowitz, wir haben keinen einzigen Antrag gestellt, bei dem die Nettokreditaufnahme erhöht werden muß.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie sollten keine Behauptungen in den Raum stellen, sondern Sie sollten sich vorher überzeugen.

    (Zuruf von der SPD: Sie war ja nie da!)

    Die Bundesregierung geht aber weiter: Sie spart nicht bei sich, sondern sie spart bei anderen — das ist ja viel einfacher —, bei denen nämlich, bei denen sich der Staat zur Erfüllung seiner gesellschaftlichen Aufgaben bedient. Wer der Jugendhilfe, den Wohlfahrtsverbänden oder den Institutionen der Entwicklungshilfe Geld entzieht, der muß einfach damit rechnen, daß dann seine Aufgaben nicht mehr durchgeführt werden.

    (Thea Bock [SPD]: Das sind aber staatliche Aufgaben!)

    Deshalb ist das natürlich auch ein Signal an die Wirtschaft, aber ein negatives. Die Sperre schafft erneut Unsicherheit. Sie blockiert die Haushalte der Zuwendungsempfänger. Sie zieht einen Rattenschwanz von Auftragsstornierungen nach sich, Aufträge, von denen die Wirtschaft lebt und die Arbeitsplätze sichern. Die Rezession wird multiplikativ verstärkt.
    Natürlich muß gespart werden. Auch die SPD bejaht das Sparziel von 5 Milliarden DM. Wir haben unsere Mithilfe im Haushaltsausschuß angeboten. Wir haben eine ganze Latte von Vorschlägen für den Abbau von Subventionen, von Steuervergünstigungen und -minbrauch vorgelegt. Keinen einzigen haben Sie aufgegriffen.
    Meine Damen und Herren, die Rückführung der strukturellen Defizite verlangt, daß die Staatsausgaben langsamer wachsen als das Sozialprodukt. Das setzt aber zweierlei voraus: ein glaubwürdiges Programm zur Begrenzung der Staatsausgaben und eine Politik, die für ausreichendes Wirtschaftswachstum zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sorgt. Über beides verfügen Sie nicht. Selbst die beschlossenen



    Helmut Wieczorek (Duisburg)

    Sozialkürzungen setzen nicht am strukturellen, sondern am konjunkturellen Defizit an.
    Herr Bundesfinanzminister, Ihr Konsolidierungsziel, das Sie auch heute nachmittag wieder beschworen haben, ist das eines durchschnittlichen Ausgabenanstiegs von 2,5 % jährlich. Das ist reine Makulatur, und Sie wissen das selbst. Wir haben Ihnen das in der letzten Debatte schon vorausgesagt. Im Durchschnitt der letzten vier Jahre stiegen die Ausgaben des Bundes, Herr Kollege Roth, um jährlich 6 %; nicht um 2,5 %, sondern um jährlich 6 %.

    (Adolf Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Und davor?)

    Im laufenden Jahr beschleunigt sich der Anstieg Ihrer Ausgaben sogar auf 8 %.

    (Adolf Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Und von 1982 bis 1983?)

    1994 sind es bisher 6 %, allerdings ist Ihre Haushaltssperre da schon eingerechnet. Auch im Jahr 1994, Herr Kollege Roth, werden Sie nicht unter insgesamt 7 % am Jahresende wegkommen. Ich sage Ihnen das heute schon.
    Sie treiben immer wieder das gleiche Spiel: Die Ausgabenentwicklung wird grundsätzlich zu niedrig angesetzt, um Erfolge zu signalisieren. Wenn die positiven Annahmen dann zu negativen Ergebnissen beim Haushaltsvollzug geworden sind, setzt sich das Spiel fort: Die Konsolidierung wird schlicht und einfach ein paar Jahre weiter nach vorne geschoben.

    (Horst Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: Das hat Herr Stoltenberg auch schon gemacht!)

    So waren Sie bei der Nettokreditaufnahme im Bundeshaushalt 1994 vor zwei Jahren noch bei 30 Milliarden DM. Jetzt sind Sie bei 70 Milliarden DM. Im laufenden Jahr sind Sie deutlich über 70 Milliarden DM. Bei ehrlicher Veranschlagung der Kosten für die Arbeitslosigkeit und der Einnahmenseite werden es 1994 weit über 80 Milliarden DM sein. Herr Finanzminister, die 8 Milliarden DM bei der Bundesanstalt für Arbeit

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Neun!)

    — 9 Milliarden DM sogar — haben Sie doch da nur geparkt, damit Sie sie nicht in Ihre Nettokreditaufnahme einrechnen müssen.

    (Horst Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: Das ist Täuschung!)

    Ich sage Ihnen: Sie werden mit diesen Beträgen nicht hinkommen. Wir werden schon nach einem halben Jahr des Haushaltsvollzuges sehen können, daß die 90 Milliarden DM im nächsten Jahr für Sie kein Fremdwort sein werden. Das macht uns große Sorgen.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Leider wahr!)

    Wenn ich alle Ihre Nebenhaushalte dazunehme, Herr Minister, dann wird sicherlich auch Ihnen schwindlig. Dann kommen Sie nämlich deutlich auf über 150 Milliarden DM Nettokreditaufnahme in einem Jahr. 150 000 Millionen DM nehmen Sie in nur einem Jahr über die zusätzliche Verschuldung auf.
    Mittelfristig sind die steigenden Finanzierungsbeiträge für Europa, für die Bahnreform, die Kosten des Entschädigungsfonds und auch die konjunkturellen Steuerausfälle noch nicht berücksichtigt. Das sind alles Risiken in der Größenordnung von zweistelligen Milliardenbeträgen.
    Die Staatsfinanzen können kollabieren, ohne daß Sie imstande sind, klare Antworten zu geben und Zukunftsvertrauen zu erwecken. Ein Aufschwung, Herr Minister, ist leider nicht in Sicht. Für eine Belebung fehlen alle Anzeichen. Der Sachverständigenrat hat das ebenfalls gesagt. Kommen da neue Steuern und Abgaben, um die Defizite zu begrenzen, frage ich Sie. Bei den Einsparungen haben Sie selbst das Ende der Fahnenstange signalisiert.
    Wie reagieren die Verbraucher auf weiter sinkende Realeinkommen, wie die Finanzmärkte, wenn wieder Nüchternheit über die Bewertung Ihrer Spargesetze einkehrt? Sie haben sich in eine ausweglose Schuldenfalle manövriert. Aus ihr wird sich diese Regierung nicht mehr befreien können.

    (Beifall bei der SPD)

    „Endstation Staatsbankrott", so nannte die CSU 1980 eine Wahlkampfanzeige. Den Text möchte ich Ihnen gerne einmal vorlesen. Ich zitiere:
    Die Gesamtverschuldung der öffentlichen Haushalte liegt jetzt annähernd bei der Ziffer, welche uns Hitler als Ergebnis seines Wahnsinnskrieges hinterlassen hatte, bei 400 Milliarden DM.

    (Rudolf Purps [SPD]: Hätten wir die doch nur!)

    Das war der Stil der politischen Auseinandersetzung zu Zeiten, als Sie in der Opposition waren: Vergleiche zwischen Hitler und einer demokratisch gewählten Regierung.
    Herr Bundesfinanzminister, in der Sprache von damals wären Ihre 2 150 Milliarden DM Staatsverschuldung jetzt doch bestimmt der Weltuntergang.

    (Beifall bei der SPD)

    Für all diese Schuldentürme kann weder die Sondersituation der deutschen Einheit noch allein die wirtschaftliche Rezession haftbar gemacht werden. Es ist die Quittung für ein Politikversagen Ihrer Regierung seit den 80er Jahren, als Sie die stabile Konjunkturlage, Herr Finanzminister, nicht zu Strukturreformen angesichts der sich abzeichnenden Fehlentwicklungen in Staat und Gesellschaft nutzten.

    (Beifall bei der SPD)

    Statt dessen wurde eine Politik der Klientelbedienung betrieben und auf Pump finanziert. Da liegen die eigentlichen Ursachen für die große Verschuldungskrise. Das ist die Quittung für Unterlassungen, Fehlentscheidungen und Versäumnisse beim Aufbau Ostdeutschlands. Das zusammen ist die wahre Erblast, die Sie dem deutschen Volk aufgebürdet haben und



    Helmut Wieczorek (Duisburg)

    die eine neue Regierung ab 1995 wird abtragen müssen.

    (Beifall bei der SPD — Karl-Heinz Spilker [CDU/CSU]: Das haben Sie schon ein paarmal gesagt!)

    Herr Bundesfinanzminister, Sie nehmen wie selbstverständlich die Ausnahmeregelung von der Schuldenbegrenzung nach Art. 115 des Grundgesetzes in Anspruch. Die Bindung der Kreditaufnahme an die Investitionsausgaben nach Art. 115 geht von der Erwartung aus, daß die Investitionen rentierlich sind, weil sie produktiv in die Zukunft wirken und damit sich selbst tragen.
    Konsequenterweise ist die Schuldenbegrenzung dann aufgehoben, wenn das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht nachhaltig gestört ist und mit der Neuverschuldung eine Politik finanziert wird, die nachvollziehbar und glaubwürdig zur Wiederherstellung des wirtschaftlichen Gleichgewichtes führt. Damit sollte die optimale Entfaltung des Wachstumspotentials einer Volkswirtschaft ermöglicht werden.
    Bei dieser Zielsetzung wäre es auch gerechtfertigt, die kommenden Generationen, die den Nutzen einer so verstandenen Wachstumspolitik haben werden, an ihrer Finanzierung über Zins und Tilgung der Verschuldung zu beteiligen. Diese Voraussetzungen sind bei Ihrer Wirtschafts- und Finanzpolitik nicht mehr gegeben.

    (Beifall bei der SPD)

    Ihre Schuldenpolitik führt zu einer Lähmung der Staatstätigkeit und nicht zur Wiedergewinnung von Wachstum und Beschäftigung. Dies läßt sich unschwer an der Entwicklung der Zins-Steuer-Quote ablesen: Von 1990 bis 1995 wird die Zinslast des Staates auf 160 Milliarden DM mehr als verdoppelt sein. Die Zins-Steuer-Quote des Bundes liegt schon 1995 nach Ihrer eigenen Finanzplanung bei 24 %. Die Tendenz geht danach realistischerweise gegen 30 %. Das bedeutet, daß mindestens ein Viertel des Steueraufkommens durch Zinsen aufgefressen wird,

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Dicker Hund!)

    Steuern, die hart erarbeitet werden müssen und dennoch nicht zur Verbesserung der Lebenschancen der Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung stehen.
    Zur Durchbrechung der Finanzkrise bedarf es einer Politik umfassender Strukturreformen von Staat und Gesellschaft. In einem solchen Zusammenhang, Herr Finanzminister, stellt sich auch die Frage nach der Staatsschuld anders dar. In einem solchen Konzept ist Verschuldung zukunftsorientiert, weil sie Arbeits- und Lebensmöglichkeiten eröffnet, weil die Staatsfinanzen künftig solide über Steuereinnahmen finanziert werden. Weil aber Ihre desolate Finanzpolitik die Chancen auf die Zukunft verstellt, steht Ihre Verschuldungspolitik längst nicht mehr im Einklang mit unserer Verfassung.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, wichtige Strukturreformen bleiben einfach liegen. Forschung und Technologie sowie Bildung und Wissenschaft sind für die
    Stärkung der deutschen Position auf den Weltmärkten von entscheidender Bedeutung. Alle reden von Innovationen,

    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die SPD bringt sie!)

    von neuen Produkten und neuen Ideen. Geschehen ist nichts, alles nur Rhetorik.

    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Gentechnikgesetz!)

    Der Forschungs- und der Bildungsetat gehen zurück. Sozialdemokratische Vorstöße werden abgebügelt. Tagtäglich Erfindungsreichtum und Innovationsbereitschaft anzumahnen, die inneren Reformen des Forschungs- und Bildungsbereichs jedoch liegenzulassen und gleichzeitig das materielle Fundament dafür zu zerschlagen: Das alles, meine Damen und Herren, paßt doch einfach nicht zusammen.

    (Beifall bei der SPD — Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Unverantwortlich!)

    Was Sie auch vergessen, meine Damen und Herren: Der Mensch lebt nicht von Brot allein.

    (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ein Gläschen Wein gehört dazu!)

    Ich frage Sie, Herr Finanzminister: Sind Sie sich eigentlich klar darüber, in welchem Maße Phantasie für Innovationsarbeit nötig ist? Wissen Sie eigentlich, wo man Phantasie bildet? Beispielsweise im Kulturbereich. Wissen Sie, daß der Staat durch Theater, durch bildende Künste wichtige Voraussetzungen schaffen muß, um Innovationen zu erreichen? Gehen Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, eigentlich den richtigen Weg, indem Sie gewachsene Kulturstätten in Ostdeutschland rigoros sterben lassen?

    (Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Seit wann ist der Bund hierfür ausschließlich zuständig?)

    Darf man das auf die Frage des Finanzausgleichs reduzieren, Herr Finanzminister?

    (Beifall bei der SPD)

    Würden Sie hier den gleichen Maßstab anlegen wie beim Erhalt der Bundeswehr nach Beendigung der weltweiten Bedrohung, so kämen Sie wohl zu einem ganz anderen Ergebnis.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich ergänzend zu einem anderen wichtigen Thema kommen, dem Steuerrecht.

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Es ist doch jetzt schon zuviel!)

    Ihr Steuerrecht ist zu einer Wachstumsbremse geworden.

    (Rudi Walther [Zierenberg] [SPD]: Das ist wohl wahr!)

    „Steuerchaos", „Wegwerfgesetze" und „Mißbrauch" sind Schlagworte, die von denen in die Welt gesetzt werden, die mit Ihrem Steuerrecht umgehen müssen, die Ihre Gesetze anwenden müssen und die davon sprechen, daß Ihr Steuerrecht nicht nur ungerecht ist, sondern auch investitionsfeindlich und daß es jede



    Helmut Wieczorek (Duisburg)

    ökologische Modernisierung der Industriegesellschaft verhindert.
    „Leistung muß sich wieder lohnen", haben Sie früher einmal gesagt. Doch gerade die am dringendsten benötigten Leistungen, vermehrter Einsatz von Arbeit und vermehrte Anstrengungen zum Umweltschutz, machen Sie durch Ihre Politik besonders unrentabel. Sie fördern mit Ihrer Steuergesetzgebung die Vernichtung von Arbeitsplätzen und die Zerstörung der Umwelt. In falscher Solidarität mit den Interessenverbänden der Unternehmen und durch Klientelpolitik räumen Sie der steuerlichen Begünstigung von Geldkapital Vorrang gegenüber dem produktiven Sachkapital ein.

    (Beifall bei der SPD)

    Der geradezu widersinnige Akt, die Begünstigung der Finanzanlagen durch Senkung der Einkommen- und Körperschaftsteuer bei gleichzeitiger Verschlechterung der Abschreibungsbedingungen, wurde von der SPD eben noch verhindert. Die Mineralölsteuer wird bei Ihnen zu einem rein fiskalischen Finanzierungsinstrument ohne jede verkehrspolitische oder ökologische Steuerungsfunktion.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das ist leider wahr!)

    Die Einführung einer Energiesteuer wird einfach ad acta gelegt. In Ihrem Steuerdickicht bleibt zunehmend die Gerechtigkeit auf der Strecke. Das Gesetz zur Bekämpfung des Steuermißbrauchs ist eine reine Farce.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Ein Feigenblatt!)

    Sie haben ein Klima erzeugt, in dem Steuerhinterziehung und Schattenwirtschaft einen Umfang angenommen haben, daß die gesellschaftliche Akzeptanz des Steuersystems ausgehöhlt wird.
    Meine Damen und Herren, den größten Flop hat sich der Bundesfinanzminister mit der Zinsabschlagsteuer geleistet.

    (Horst Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: Das kann man wohl laut sagen!)

    Dieser Flop setzt allem die Krone auf.

    (Rudolf Purps [SPD]: Ja! Unglaublich!)

    Er erweist sich wirklich als der größte Flop in der Steuerpolitik.

    (Beifall bei der SPD — Horst Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: Luxemburg läßt grüßen!)

    Wenn Ihnen hier 12 Milliarden DM in der Kasse fehlen, Herr Finanzminister, dann haben nicht Ihre Beamten falsch gerechnet, sondern dann steht dahinter eine Kapitalflucht in einer Größenordnung von fast 400 Milliarden DM. Diese ist dadurch bedingt, daß Ihre Gesetze unwirksam waren. Das war von vornherein eine Anstiftung zur Steuerflucht.

    (Beifall bei der SPD — Horst Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: Und das ist strafbar!)

    Meine Damen und Herren, nicht die Höhe der Steuerquote ist für uns das zentrale Thema in diesem
    Land, sondern die ungerechte und investitionsfeindliche Verteilung der Steuerlast. Deshalb wollen wir Sozialdemokraten eine grundlegend neue Ausrichtung unserer Steuerpolitik.

    (Beifall bei der SPD)

    Es besteht auch kein Zweifel, daß die von Ihnen zu verantwortende fehlerhafte Abstimmung von Finanz- und Geldpolitik zu einer entscheidenden Wachstumsbremse geworden ist. Weil der Finanzpolitik ein glaubwürdiges Programm zur Eindämmung der öffentlichen Defizite fehlte, trug die Bundesbank allein die Last der Stabilität der Währung. Die Ursache für das überhöhte Zinsniveau liegt bei Ihnen.

    (Adolf Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Wo ist denn das Zinsniveau überhöht?)

    Aber, meine Damen und Herren, die Geldpolitik darf nicht einseitig das Ziel der Preisstabilität verfolgen; auch Wachstum und Beschäftigung müssen durch sie gestützt werden. Die Entscheidung der Bundesbank, trotz der Rezession die Leitzinsen 1992 zu erhöhen, hat die Krise verschärft, die Arbeitslosigkeit verstärkt und dem europäischen Einigungsprozeß Schaden zugefügt. Die Erhöhung des Außenwertes der D-Mark um durchschnittlich 16 % in den letzten anderthalb Jahren hätte nur durch eine Kostenreduzierung im entsprechenden Umfang aufgefangen werden können. Dazu hätte es aber beispielsweise einer Lohnstückkostenreduzierung um rund 40 % bedurft. Eine solche Reduzierung gibt es in keinem Unternehmen, weder in Deutschland noch in Japan, noch sonst irgendwo auf der Welt.

    (Beifall bei der SPD)

    Derartige von der Finanz- und Geldpolitik zu verantwortende Verwerfungen können weder auf der Kostenseite noch durch das technologische Zukunftspotential der Exportwirtschaft kurzfristig wettgemacht werden. Für die exportorientierte Wirtschaft wurden deshalb sehr viel mehr Probleme durch die Währungspolitik verursacht, als jemals Gewerkschaften mit Lohnabschlüssen hätten verursachen können.

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste)

    Was wir Ihnen hier vorwerfen, ist die bewußte Verharmlosung dieser Zusammenhänge.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Richtig!)

    Sie konzentrieren die Debatte statt dessen auf einen einzigen Punkt, nämlich auf die angebliche Lohnkostenkrise. Die deutschen Löhne — lassen Sie sich das einmal vom „Handelsblatt" sagen — sind im Durchschnitt der Jahre national nicht aus dem Ruder gelaufen. Zum Problem wird die Kostenstruktur nach Umrechnung in fremde Währungen. Laden Sie deshalb nicht finanzpolitisches Versagen bei den Gewerkschaften ab!

    (Beifall bei der SPD)

    Da sind Sie nicht anders als manche im Arbeitgeberlager, die das Wegrationalisieren von Arbeitsplätzen



    Helmut Wieczorek (Duisburg)

    mit der Brechstange als Gipfel der Kreativität und Innovation ansehen.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie merken gar nicht, daß Sie an dem Ast sägen, auf dem Sie sitzen.

    (Rudi Walther [Zierenberg] [SPD]: Sehr gut!)

    Meine Damen und Herren, Sie haben auch das ökonomische Einmaleins vergessen. Die Nachfrage steigt nicht, wenn Löhne und Sozialleistungen sinken. Das führt nur immer tiefer in die Rezession und in eine Nachfragekrise.
    Im übrigen: Wo bleiben denn Ihre konstruktiven Vorschläge,

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Die haben sie nicht!)

    mit dem Gewerkschaftslager ins Gespräch zu kommen, wenn es beispielsweise um die Beteiligung der Arbeitnehmer am Produktivkapital geht? Da ist bei Ihnen Sendepause auf der ganzen Linie.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Die Bundesregierung betreibt mit ihrem ständigen Jammern über zu hohe Löhne, zu hohe Sozialleistungen, zu hohe Umweltstandards, zu wenig Innovation, zu wenig Forschung schlicht eine Standortzersetzung. Sie wurden nicht zum Miesmachen gewählt, sondern zum Handeln!

    (Beifall bei der SPD)

    Statt dessen produzieren Sie Papiere: Herr Rexrodt natürlich über die Sozialpolitik, über Arbeitsvermittlung und Nebenkosten; Herr Blüm antwortet im Gegenzug mit Thesen zur Wirtschaftspolitik, zum Subventionsdschungel und zum Steuerchaos.
    Ich will Ihnen nicht Absicht unterstellen, aber mit all Ihrem Getue erzeugen Sie bei den Menschen nichts als Angst und Verdrossenheit.

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste)

    Herr Waigel, eine Politik, die Angst und Abwendung erzeugt, statt Zuversicht zu vermitteln, ist eine gescheiterte Politik.

    (Beifall bei der SPD)

    Unser Land, meine Damen und Herren, braucht jetzt eine verläßliche Orientierung, eine gesamtdeutsche Strategie für Wachstum, Beschäftigung und Erneuerung. Damit werden wir Sozialdemokraten die öffentlichen Haushalte in Ordnung bringen.

    (Beifall bei der SPD — Widerspruch bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Zuruf von der CDU/CSU: Vorschläge!)

    Ich will hier keine Nachhilfe betreiben,

    (Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P.) wenngleich Sie alle es natürlich nötig hätten.


    (Beifall bei der SPD — Erneuter Widerspruch bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    — Na gut, versuchen wir es mal. Ob Sie es begreifen, weiß ich nicht. Aber ich will Ihnen sagen, wie wir die Probleme anpacken würden.

    (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Wir hören!)

    Nur dann, wenn durch die Überwindung der Rezession die Steuereinnahmen verbessert und die Kosten der Arbeitslosigkeit verringert werden, kann eine durchgreifende Konsolidierung der Staatsfinanzen, Herr Finanzminister, gelingen. Deshalb ist die Finanzpolitik bei der Sanierung der Staatsfinanzen auf eine wirksame Wirtschaftspolitik angewiesen, nicht auf eine Wirtschaftspolitik, die in der Gastwirtschaft gemacht wird.

    (Beifall bei der SPD — Horst Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: Jawohl, Rexrodt muß weg! — Zuruf von der CDU/CSU: Werden Sie doch einmal konkret!)

    Die Sozialdemokraten stellen die Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit an die erste Stelle. Dieser Herausforderung müssen sich alle anderen Aufgaben unterordnen — nicht weil sie weniger wichtig wären, sondern weil sie sonst nicht gelingen. Weder der Aufbau Ost noch die Angleichung der Lebensverhältnisse noch der ökologische Umbau der Industriegesellschaft, weder die Sanierung der Staatsfinanzen noch die Einigung Europas ist ohne eine Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit möglich.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wer den Menschen die Angst vor dem Verlust ihrer Arbeit nicht nehmen kann, Herr Finanzminister, kann sie auch nicht für andere Aufgaben und für andere, neue Ziele gewinnen.

    (Beifall bei der SPD)

    Deshalb haben Sozialdemokraten die Ziele Arbeit und Umwelt immer miteinander verknüpft. Wir zeigen den Menschen, daß ökologische Modernisierung einer Volkswirtschaft eine Technologie der Zukunft ist,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Blabla!)

    die Arbeit sichert und neue Arbeitsplätze schafft.
    Im übrigen, Herr Waigel: Wie wollen Sie die Menschen eigentlich für Europa begeistern, wenn es sich um ein „Europa der Arbeitslosigkeit" handelt?

    (Rudolf Purps [SPD]: Das überläßt er dem bayerischen Ministerpräsidenten! Der kann das!)

    Glauben Sie wirklich, daß die Menschen diesem Europa ihre Währung anvertrauen wollen? Deshalb brauchen wir nicht den nationalen, sondern den europäischen Beschäftigungspakt.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Sanierung der Staatsfinanzen verlangt nach einer mittelfristig angelegten Konsolidierungsstrategie. Wir wollen — in Abhängigkeit von der konjunkturellen Lage — die Begrenzung des Ausgabenanstiegs auf eine Zuwachsrate, die spürbar unter dem Nominalzuwachs des Bruttosozialprodukts liegt. Dies erfordert aber eine durchgreifende Durchforstung der Staatsaufgaben und Einsparungen auch bei den Per-



    Helmut Wieczorek (Duisburg)

    sonalausgaben, insbesondere durch den Abbau personeller Überkapazitäten.
    Dazu gehören Einsparungen wie die Kürzung der Rüstungsausgaben auf Grund neuer sicherheitspolitischer Konzeptionen und eine weitere Verringerung des Streitkräfteumfangs.

    (Zuruf von der F.D.P.: Das ist eine uralte Leier!)

    Dazu gehören auch die degressive Ausgestaltung und zeitliche Befristung von neuen Subventionen und der schrittweise Abbau bestehender Subventionen.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU])

    Dazu gehört aber auch, Frau Kollegin Albowitz, der Abbau überflüssiger Steuervergünstigungen, gegen den Sie sich immer wehren,

    (Beifall bei der SPD)

    das Schließen von Steuerschlupflöchern, die bessere Erfassung von Spekulationsgewinnen, die energische Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität und Subventionsbetrug sowie ein entschiedenes Vorgehen gegen Schwarzarbeit und den Mißbrauch staatlicher Leistungen.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, wir wollen eine Unternehmensteuerreform für Innovationen und Zukunftsinvestitionen, eine ökologische Steuerreform, die neue Wachstumsmärkte erschließt und den Faktor Arbeit entlastet.
    Und schließlich: Es muß dabei immer gerecht zugehen. Die Finanzierungslast des Staates muß wieder gerecht verteilt werden.
    Meine Damen und Herren, Finanzpolitik muß Politik für Menschen möglich machen. Sie darf nicht spalten, sondern muß die Lebensverhältnisse bessern helfen. Wir können die Bedürfnisse der Menschen nicht wegsparen, sondern müssen versuchen, sie zu befriedigen. Gute Politik und gute Finanzpolitik muß von den Menschen verstanden werden können, wenn sie akzeptiert werden soll. Deshalb wissen wir, daß wir unsere Ziele nur in Solidarität und im gesellschaftlichen Konsens verwirklichen können.
    Ich danke Ihnen sehr.

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste)