Rede von
Dr.
Wolfgang
Weng
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(F.D.P.)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Frau Matthäus-Maier, ich habe Ihnen wirklich gut zugehört. Sie haben das nach meiner Erinnerung anders gesagt, als Sie es jetzt hier darstellen.
— Das wird sich durch einfaches Nachlesen im Protokoll klären lassen.
Wenn Sie hier Ihre Reden halten, fällt mir — wie vielen anderen auch — immer Kassandra ein. Kassandra war schlimm. Sie hat die Zukunft schlimmer vorausgesagt und schwärzer gesehen, als sie wurde. Sie sind schlimmer. Sie stellen die Gegenwart schwärzer dar, als sie ist.
— Ich habe hier keine Unwahrheit gesagt, sondern Sie haben in Ihrer Zwischenfrage Dinge abgeändert, die Sie in Ihrer Rede gesagt haben.
— Dieses Spiel kennen wir von Ihnen, auch Ihr Geschick in bestimmten Dingen. Trotzdem bleibt, daß Sie hier solche Eindrücke erweckt haben.
Die Entwicklungserwartungen im Bundeshaushalt waren nach der Wiedervereinigung sicherlich zu positiv. Wir haben die wirtschaftliche Entwicklung falsch eingeschätzt. Aber wir können ja wirklich nichts anderes tun, als uns auf die Prognosen der
Sachverständigen zu verlassen. Das haben wir in der Vergangenheit getan. Auf diesen Prognosen fußen unsere eigenen Voraussagen.
Zum zweiten glaube ich nicht, daß irgend jemand in der Lage ist, die internationale Wirtschaftsentwicklung sicher vorauszusagen. Diese hat natürlich für eine große Exportnation, für eine Nation, die in ihrer Wirtschaft ganz wesentlich auf funktionierenden Export angewiesen ist, entscheidende Auswirkungen.
Die schwache internationale Wirtschaftsentwicklung ist nicht neu. Sie ist in der Bundesrepublik einigungsbedingt zwei Jahre später angekommen, weil im Zuge der Wirtschafts- und Währungsunion und der Wiedervereinigung, vor allem durch den Umtausch der Ostmark in Westmark, nationale Sonderfaktoren zum Tragen kamen. Davon haben wir alle damals profitiert.