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    Plenarprotokoll 12/136 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 136. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 3. Februar 1993 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung (Agrarbericht 1993; Bildungs- und Forschungspolitik; Offensive gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit; Änderung des Abwasserabgabengesetzes) Jochen Borchert, Bundesminister BML 11775B Horst Sielaff SPD 11775 D Jochen Borchert, Bundesminister BML 11776A Horst Sielaff SPD . . . . . . . . . . . 11776 B Jochen Borchert, Bundesminister BML 11776C Egon Susset CDU/CSU 11776 C Jochen Borchert, Bundesminister BML 11776C Egon Susset CDU/CSU 11776D Jochen Borchert, Bundesminister BML 11776D Günther Bredehorn F D P 11777 A Jochen Borchert, Bundesminister BML 11777A Günther Bredehorn F D P 11777 A Jochen Borchert, Bundesminister BML...11777B Rudolf Müller (Schweinfurt) SPD . . . . 11777B Jochen Borchert, Bundesminister BML . 11777C Dr. Gerald Thalheim SPD 11777 D Jochen Borchert, Bundesminister BML 11777D Dr. Gerald Thalheim SPD 11778A Jochen Borchert, Bundesminister BML 11778A Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 11778 B Jochen Borchert, Bundesminister BML 11778B Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 11778C Jochen Borchert, Bundesminister BML 11778C Ulrich Heinrich F D P 11778 D Jochen Borchert, Bundesminister BML 11778D Ulrich Heinrich F.D P 11778D Jochen Borchert, Bundesminister BML 11779A Doris Odendahl SPD 11779A Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 11779B Doris Odendahl SPD 11779C Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 11779C Günter Rixe SPD 11779D Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 11779D Günter Rixe SPD 11779D Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 11780A Edelgard Bulmahn SPD 11780A Matthias Wissmann, Bundesminister BMFT 11780B Edelgard Bulmahn SPD . . . . . . . . . 11780 D Matthias Wissmann, Bundesminister BMFT 11780D Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 11781B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 11781C Josef Vosen SPD 11781 C Matthias Wissmann, Bundesminister BMFT 11781C Horst Kubatschka SPD 11781D Matthias Wissmann, Bundesminister BMFT 11781D II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Februar 1993 Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde — Drucksachen 12/4235 vom 29. Januar 1993 und 12/4245 vom 2. Februar 1993 — Dringlichkeitsfrage 1 des Abgeordneten Otto Schily (SPD) Drucksache 12/4245 vom 2. Februar 1993 Finanzierung des Höhenforschungsflugzeugs „StratoC" Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11782 C Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . 11782 C Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11782 D Manfred Opel SPD . . . . . . . . . . . 11783 B Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . 11783 B Edelgard Bulmahn SPD . . . . . . . . . 11783 D Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT 11783D Renate Schmidt (Nürnberg) SPD . . . 11784A Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF 11784A Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT 11784B Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. 11784 C Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT . . . . . . . 11784 D Norbert Gansel SPD . . . . . . . . 11785 A Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11785 A Norbert Gansel SPD . . . . . . . . . . 11785A Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF 11785A Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD 11785 C Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . 11785 C Brigitte Baumeister CDU/CSU 11785D Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT . . . . . . . . . . 11785D Horst Kubatschka SPD 11786A Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT . . . . . . . . . . . . . . . . . 11786 A Dr. Emil Schnell SPD 11786B Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11786C Dr. Emil Schnell SPD 11786D Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT 11787A Monika Ganseforth SPD . . . . . . . 11787 D Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT 11788A Dr. Konrad Elmer SPD 11788 C Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF 11788C Cornelia Schmalz-Jacobsen F D P 11788 C Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT 11788C Christoph Matschie SPD 11788D Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT . . . . . . . . . . . . . . . . . 11788D Dringlichkeitsfrage 2 des Abgeordneten Otto Schily (SPD) Drucksache 12/4245 vom 2. Februar 1993 Fördermittel für das Höhenforschungsflugzeug „StratoC" Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF 11789B Otto Schily SPD 11789 B Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF 11789C Otto Schily SPD 11789 C Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF 11789C Manfred Opel SPD . . . . . . . . . . 11789 D Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . • 11789 D Renate Schmidt (Nürnberg) SPD . . . 11790A Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11790A Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT . . . . . . . • . . . . . 11790B... Norbert Gansel SPD . . . . 11791A Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11791 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . 11791 B Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT. . . . . . . . . 11791 D Zusatztagesordnungspunkt: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu den jüngsten Vorgängen im Kernkraftwerk Brunsbüttel Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 11791D Heinrich Seesing CDU/CSU 11793A Dr. Jürgen Starnick F D P 11793 D Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Februar 1993 III Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 11794D Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11795D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU 11796C 11804A Joseph Fischer, Staatsminister des Landes Hessen 11798A, 11804C Dietrich Austermann CDU/CSU 11799B Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD .. 11800C Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann F D P 11801 C Dr. Klaus Kübler SPD . . . . . . . . . 11802 C Klaus Harries CDU/CSU 11803B Horst Kubatschka SPD 11805A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU 11805 D Ulrich Klinkert CDU/CSU 11806 D Nächste Sitzung 11807 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 11809* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Februar 1993 11775 136. Sitzung Bonn, den 3. Februar 1993 Beginn: 13.01 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adam, Ulrich CDU/CSU 3. 2. 93 Antretter, Robert SPD 3. 2. 93 * Barbe, Angelika SPD 3. 2. 93 Baum, Gerhart Rudolf F.D.P. 3. 2. 93 Berger, Hans SPD 3. 2. 93 Bindig, Rudolf SPD 3. 2. 93 * Blunck (Uetersen), SPD 3. 2. 93 * Lieselott Böhm (Melsungen), CDU/CSU 3. 2. 93 * Wilfried Büchler (Hof), Hans SPD 3. 2. 93 * Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 3. 2. 93 * Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 3. 2. 93 Dehnel, Wolfgang CDU/CSU 3. 2. 93 Eich, Ludwig SPD 3. 2. 93 Eimer (Fürth), Norbert F.D.P. 3. 2. 93 Dr. Feldmann, Olaf F.D.P. 3. 2. 93** Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 3. 2. 93 * Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 3. 2. 93 Gerster (Mainz), CDU/CSU 3. 2. 93 Johannes Hasenfratz, Klaus SPD 3. 2. 93 Dr. Holtz, Uwe SPD 3. 2. 93 * Kittelmann, Peter CDU/CSU 3. 2. 93 * Lenzer, Christian CDU/CSU 3. 2. 93 * Dr. Lieberoth, Immo CDU/CSU 3. 2. 93 Lummer, Heinrich CDU/CSU 3. 2. 93 * Marx, Dorle SPD 3. 2. 93 Mascher, Ulrike SPD 3. 2. 93 * Dr. Meyer zu Bentrup, CDU/CSU 3. 2. 93 * Reinhard Michels, Meinolf CDU/CSU 3. 2. 93 * Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 3. 2. 93 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Müller, Günther CDU/CSU 3. 2. 93* Oesinghaus, Günther SPD 3. 2. 93 Opel, Manfred SPD 3. 2. 93** Dr. Penner, Willfried SPD 3. 2. 93 Pfuhl, Albert SPD 3. 2. 93 * Poß, Joachim SPD 3. 2. 93 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 3. 2. 93 * Reddemann, Gerhard CDU/CSU 3. 2. 93* Reimann, Manfred SPD 3. 2. 93* Rempe, Walter SPD 3. 2. 93 Richter (Bremerhaven), F.D.P. 3. 2. 93 Manfred Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 3. 2. 93 Ingrid Dr. Scheer, Hermann SPD 3. 2. 93 * Dr. Schmidt CDU/CSU 3. 2. 93 (Halsbrücke), Joachim von Schmude, Michael CDU/CSU 3. 2. 93* Dr. Schneider CDU/CSU 3. 2. 93 (Nürnberg), Oscar Dr. Schnell, Emil SPD 3. 2. 93 Schulte (Hameln), SPD 3. 2. 93** Brigitte Schwarz, Stefan CDU/CSU 3. 2. 93 Dr. Soell, Hartmut SPD 3. 2. 93 * Stachowa, Angela PDS/LL 3. 2. 93 Steiner, Heinz-Alfred SPD 3. 2. 93* Terborg, Margitta SPD 3. 2. 93* Verheugen, Günter SPD 3. 2. 93 Dr. Waffenschmidt, Horst CDU/CSU 3. 2. 93 Zierer, Benno CDU/CSU 3. 2. 93* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versamm- lung
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Bundesumweltminister Töpfer hat gerade gesagt, weil er besorgt ist, will er sachlich sein.

    (Bundesminister Dr. Klaus Töpfer: So ist es!)

    Im Ton hat er sich um Sachlichkeit bemüht. Wenn man sich allerdings den Inhalt seiner Rede angehört hat, mußte man feststellen, daß viel Unsachliches drinsteckte.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

    Meine Damen und Herren, Risse im Atomkraftwerk Brunsbüttel führten in der Öffentlichkeit — so in der „Frankfurter Rundschau" vom 2. Februar 1993 — zu der Überschrift „Risse im Vertrauen" . In der Tat sind diese Risse im Vertrauen nach dem, was Herr Töpfer gerade vorgetragen hat — wenn man sorgfältig und mit Sachkenntnis versehen zugehört hat —, eher größer geworden. Denn der Bundesumweltminister hat massiv relativiert, was er in den letzten Tagen den Medien gegenüber an Eindruck erweckt hat. Denn gestern ging über alle Medien — ich zitiere wieder die „Frankfurter Rundschau" —:
    Nach Ansicht Töpfers bedeuten sie
    — die Risse —
    auch im Fall eines Betriebs keine Gefahr.
    So lief das über alle Medien. Wenn ich eben richtig zugehört habe, sieht er sich noch nicht in der Lage, diese Aussage zu treffen, sondern behält sich die endgültige Entscheidung nach entsprechenden fachtechnischen Prüfungen vor.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Zuhören!)

    — Herr Kollege Töpfer, ich höre gerne zu und Ihnen ganz besonders. Denn meistens kommt in besorgtem Ton etwas völlig Sorgloses in Fragen Reaktorsicherheit bzw. Reaktorunsicherheit daher.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

    Ich höre Ihnen gerne zu.
    Die entscheidende Frage, um die es letztendlich geht, ist die Frage, ob diese Risse herstellungs- oder betriebsbedingt sind. Der Deutsche Bundestag und die Länder hätten sich schon dafür interessiert, wie Sie auf der einen Seite öffentlich den Eindruck erwecken können, die Risse seien im wesentlichen alle herstellungsbedingt, d. h. man bräuchte sich keine Sorgen zu machen, es gleichzeitig aber die Behauptung des Kollegen Jansen

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wo ist Herr Jansen?)

    und der zuständigen Fachaufsicht, der entsprechenden Kontrollbehörde in Schleswig-Holstein gibt, daß es sich bei mindestens vier Rissen um betriebsbedingte Risse handeln solle. Das ist eine Frage, Kollege Töpfer, die von entscheidendem Interesse ist, auch und gerade unter dem Gesichtspunkt der Sicherheitsbewertung. Da muß ich Ihnen sagen: Was Sie öffentlich gemacht haben, war eine unverantwortliche Unbedenklichkeitserklärung.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

    Denn Sie haben zumindest den Eindruck erweckt, das alles wäre aus Ihrer Sicht harmlos und verursache keine zusätzliche Sorge.
    Heute haben wir wieder einen echten Töpfer erlebt. In gravitätisch besorgtem, nachdenklichem staatsmännischen Ton kündigt er uns eine Sitzung der Reaktorsicherheitskommission als Konsequenz aus diesen Vorkommnissen an, bei denen wirklich höchste Besorgnis angemessen ist. Warum tut der Kollege Töpfer das? Warum diese vorschnelle Reaktion, obwohl man ihn doch als einen sehr vorsichtig agierenden, sich in Sicherheitsfragen möglichst nicht festlegenden Reaktorsicherheitsminister kennt? Wenn es sich um herstellungsbedingte Risse handelt, geht es um eine der zentralen Säulen der Sicherheitsphilosophie für alle Atomreaktoren, nicht nur für die Siedewasserreaktoren. Es ist die Frage, ob die Säule „Leckage vor Bruch" noch trägt. Wenn sie nicht mehr trägt, Kollege Töpfer — das wissen Sie und Ihre Experten nur zu gut —, bekommen Sie ein gewaltiges Problem. Dann brauchen wir nämlich keine Konsensgespräche mehr zu führen. Dann werden diese Fragen auf ganz anderer Ebene zu entscheiden sein. Dann wird selbst der zuständige Bundesumweltminister unter gewaltigen Handlungsdruck geraten. Denn wenn die Risse an den Rohrleitungssystemen aus Austenitstahl betriebsbedingt sind, bricht eine der tragenden Säulen Ihrer Reaktorsicherheitsphilosophie weg. Deswegen — einen anderen Grund kann ich nicht erkennen — versuchen Sie, dem Kollegen Jansen gegenüber in Verfahrensfragen zu flüchten. Gleichzeitig haben Sie in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt — nicht nur in einer Zeitung, sondern in allen und auch im Rundfunk; ich selbst habe es gehört und habe mich gefragt: Woher weiß der das eigentlich alles schon? —, das alles wäre völlig harmlos und beherrschbar und würde nicht ans Eingemachte der Reaktorsicherheitsphilosophie gehen.
    Herr Kollege Töpfer, das alles paßt letztendlich in ein Bild, das Sie in letzter Zeit als zuständiger Minister abgeben. Gestern bekam ich einen Brief, in dem Sie uns erklären, Plutoniumflüge über dem Rhein-MainGebiet seien völlig harmlos. Sie werden sie auch weiter genehmigen und zulassen. Für eine solche lapidare Antwort wird sich die Bevölkerung im RheinMain-Gebiet bei Ihnen und der Bundesregierung ganz furchtbar bedanken. Es paßt dazu, daß Sie in Hanau wieder mit Weisungen arbeiten. Es paßt dazu, daß Sie beim Auftauchen eines solchen eminenten Sicherheitsproblems unverantwortliche Unbedenklichkeitserklärungen abgeben. Das alles zeigt, daß Sie als zuständiger Minister gegenüber der Atomindustrie offensichtlich keine Handlungsspielräume und keine Handlungsfähigkeit mehr haben. Anders kann ich mir das nicht erklären.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD — Dr. Klaus-Dieter Feige [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er ist zum Sprecher der Lobby geworden!)




    Staatsminister Joseph Fischer (Hessen)

    Das geschieht vor dem Hintergrund des Versuchs, einen Energiekonsens herbeizuführen.

    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Kann man mit so jemandem noch zusammenarbeiten? Das ist völlig unakzeptabel!)

    Da kann ich Ihnen nur sagen, Herr Kollege Töpfer: So
    wird es mit einem Energiekonsens garantiert nichts.

    (Monika Ganseforth [SPD]: So nicht!) So wird es nichts.

    Ich will noch ein Weiteres hinzufügen. Es wird — das behaupte ich — akut nicht nur zu hohen Risiken in der Reaktorsicherheit kommen, sondern auch zu politischen Risiken. Denn was wir aus dem Fall Brunsbüttel jenseits der sicherheitstechnischen Fragen auch lernen können, ist, daß die Atomindustrie nach wie vor sich selbst der gefährlichste Gegner ist, wenn man es politisch bewertet. Insofern kann ich Sie nur davor warnen, zu glauben, ein Energiekonsens wäre herstellbar, wenn Sie sich gleichzeitig massiv zum Vertreter der Interessen der Atomindustrie machen und nicht Reaktorsicherheitsminister sind. Wenn Sie sich wie im Fall Brunsbüttel dazu hergeben, Reaktorsicherheitsminister zu sein, können Sie sich aus meiner Sicht die ganzen Bemühungen sparen.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Pfui!)

    — Ich wiederhole es: Wenn der zuständige Minister — das hat nichts mit Polemik zu tun — an dem Tag, an dem dieses ruchbar wird, der Öffentlichkeit gegenüber erklärt, er sehe keine Gefahr — so steht es hier wortwörtlich —, und sich einen Tag oder zwei Tage danach hier im Bundestag hinstellt und erklärt, er könne dieses noch gar nicht entscheiden, dann wird, so leid es mir tut, ein Reaktorsicherheitsminister zu einem Reaktorunsicherheitsminister.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der PDS/Linke Liste)

    Das hat nichts mit Polemik zu tun.
    Langer Rede kurzer Sinn: Auf dieser Grundlage wird es nichts werden mit einem Energiekonsens, den ich für dringend geboten halte, weil diesem Energiekonsens die essentiellen Grundlagen fehlen, wenn Sie weiterhin eine Politik betreiben wie jetzt im Falle Brunsbüttel und in anderen Fällen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der PDS/Linke Liste)



Rede von Helmuth Becker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, ich erteile jetzt das Wort unserem Kollegen Dietrich Austermann.

(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Der weiß zumindest, wo Brunsbüttel liegt!)


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    Rede von Dietrich Austermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Der weiß nicht nur, Herr Präsident, meine Damen und Herren, wo Brunsbüttel liegt, sondern er war auch schon im Kernkraftwerk Brunsbüttel und hat sich mit den Mitarbeitern dort unterhalten, hat mit der Werksleitung gesprochen und sich auch erklären lassen, was es denn tatsächlich mit den Dingen auf sich hat.
    Herr Fischer, der offensichtlich Herrn Jansen vertreten soll, der sich nicht hierhergetraut hat, nachdem er eine Lawine losgetreten hat, hat dem Bundesumweltminister vorgeworfen, es sei unverantwortlich, was er tue.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Maulkorb für Jansen!)

    Ich sage nach dem, was ich weiß: Herr Fischer betreibt unverantwortliche Panikmache. Es gibt keinen Fall Brunsbüttel,

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    sondern es gibt — das ist seit November 1992 bekannt — eine Zahl von Rissen, die im November letzten Jahres Minister Jansen gemeldet worden sind, von denen er seit dem 16. November letzten Jahres weiß.

    (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Hört! Hört!)

    Er hat darüber am vergangenen Sonntagabend in einer Eilmeldung in den „Tagesthemen" berichtet.
    Da fragt man sich natürlich, wie so manches in der Zusammenarbeit zwischen bestimmten Medien und bestimmten Politikern funktioniert.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Gut erkannt! — Richtig!)

    Die nach mir folgende Rednerin wird sicherlich deutlich machen, woran es eigentlich liegt, daß diese Seilschaften immer rechtzeitig zustanden kommen.
    Der Minister hatte es zwei Tage zuvor noch abgelehnt, daß sich die Reaktorsicherheitskommission mit dieser Sache befaßt.
    Ich darf deutlich machen: Die deutschen Kernkraftwerke haben 1992 7,6 % mehr Strom erzeugt als im Vorjahr. 20 Kernkraftwerke lieferten 160 Milliarden Kilowattstunden; das war das höchste Ergebnis, das je erzielt wurde. Damit wurden im letzten Jahr 160 Millionen Tonnen Kohlendioxid vermieden.
    Diese Fakten zeigen, daß die Kernenergie nach wie vor einen schwer verzichtbaren umweltfreundlichen Beitrag zur Stromversorgung in Deutschland leistet. Trotzdem ist die Union der Auffassung: Wir brauchen Energieträger, die preisgünstig, verfügbar, umweltfreundlich und sicher sind. Alle vier Kriterien erfüllt die Kernenergie, wenn man verantwortlich mit ihr umgeht, kein anderer Energieträger.
    Die SPD will nun in der Aktuellen Stunde deutlich machen, daß es diesen verantwortlichen Umgang nicht gibt. Die unberechtigten Vorwürfe kommen jetzt wieder von solchen Politikern, bei denen Energiepolitik seit langem Ideologie, Umweltignoranz, Schikane und Verunsicherung bedeutet. Ich halte es für unverantwortlich, daß bisher niemand darauf hingewiesen hat, daß das Kernkraftwerk in Brunsbüttel seit August letzten Jahres wegen einer routinemäßigen Untersuchung stillsteht. Dies war den Fernsehnachrichten nicht zu entnehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Es war den Fernsehnachrichten auch nicht zu entnehmen, daß es sich um routinemäßige Untersuchungen handelt, die ganz klare Aufschlüsse über das Vorliegen von Fehlern geben sollten. Niemand hat deutlich



    Dietrich Austermann
    gemacht, daß es sich wahrscheinlich um ganz normale, durch Oxidablagerungen erkennbare Zustände an Schweißnähten handelt, die an allen Schweißnähten üblich sind,

    (Horst Kubatschka [SPD]: Das wäre aber schlimm, wenn es so wäre!)

    die seit 1976 dort zu verzeichnen sind.
    Das Kernkraftwerk Brunsbüttel meldete der Aufsichtsbehörde in Kiel am 14. November 1992, daß bei der Überprüfung von Schweißnähten während der Revisionsarbeiten durch Röntgenaufnahmen Rißanzeichen — nicht Risse — entdeckt worden sind. Das war eine Meldung nach der sogenannten Stufe N.
    Das nahm Herr Jansen zehn Wochen später, am vergangenen Sonntagabend zum Anlaß, im Fernsehen eine dringende Gefahr an die Wand zu malen, nachdem sich die Reaktorsicherheitskommission angesagt hatte, von der Herr Jansen am Tag zuvor gefordert hatte, sie müsse endlich kommen. Danach meinte er aber, dessen bedürfe es nicht. Da wurde mit Angst spekuliert.
    Ich halte es für unverantwortlich, daß man berechtigte Besorgnisse in der Bevölkerung verschärft und die ideologische Verblendung als Keule gegen das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung benutzt. Dies halte ich für schlimm.
    Die SPD-Landtagsfraktion hospitierte mit einer Pressemeldung, in der behauptet wird: „Zu heute bekanntgewordenen Informationen über betriebsbedingte Risse im Kühlsystem des Kernkraftwerks Brunsbüttel ..." An dieser Meldung hat nichts gestimmt außer den Worten „Kernkraftwerk Brunsbüttel" . Weder ist bewiesen, daß es betriebsbedingte Risse sind, noch sind sie „heute" bekanntgeworden, noch kann man einfach feststellen, daß Risse vorhanden sind.
    Richtig ist vielmehr, daß in Schweißnähten der Rohrleitungen für Lagerdruckwasser, die durch zwei Sicherheitsarmaturen den Reaktorbehälter vom umschließenden System abgrenzt, eine Schweißfuge festgestellt wurde. Das grobkörnige Gefüge des Grundmaterials — das kann man sich jederzeit vor Ort ansehen und erklären lassen — und der darauf befindliche Oxidbelag haben erkennen lassen, daß die sogenannten Risse bereits beim Schweißen, d. h. bei Errichtung des Kernkraftwerkes 1976 entstanden sind.
    Die Tragfähigkeit der Druckwasserleitung steht außerhalb jeden Zweifels, sonst hätte man in der Tat Konsequenzen ziehen müssen, die aber in anderen Bundesländern überhaupt nicht gezogen worden sind.
    Durch eine parlamentarische Anfrage in Kiel wurde deutlich, daß die Leitung des Kernkraftwerks seit etwa zwei Jahren im Werk andere Rohrleitungen einbauen wollte. Sie liegen seit anderhalb Jahren zum Einbau bereit. Die Landesregierung ist als Aufsichtsbehörde nicht in der Lage, darüber eine Entscheidung zu treffen.
    Aber dann kann man doch wohl nicht berechtigterweise zum Ausdruck bringen, man habe bestimmte Sorgen bezüglich der Gefährdung der Bevölkerung und der Umwelt. Der Bundesumweltminister als der für die Reaktorsicherheit zuständige Minister hat durch eine Fülle von Entscheidungen in den vergangenen Jahren deutlich gemacht, daß für die Bundesregierung und die sie tragende Mehrheit die Sicherheit bei der Energieversorgung oberstes Gebot ist. Die notwendige Entscheidung zur Stillegung des riesigen Kraftwerks Greifswald und zum Nichtweiterbau von Stendal macht dies deutlich. Wir fordern die SPD auf: Beenden Sie das Geschäft mit der Angst und der Verunsicherung der Bevölkerung. Schikane, Ideologie und Ignoranz sind schlechte Berater, wenn es darum geht, vernünftige Entscheidungen zu treffen.
    Für uns bleibt es dabei: Die Sicherheit bei der Energieversorgung ist oberstes Gebot.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)