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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/136 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 136. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 3. Februar 1993 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung (Agrarbericht 1993; Bildungs- und Forschungspolitik; Offensive gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit; Änderung des Abwasserabgabengesetzes) Jochen Borchert, Bundesminister BML 11775B Horst Sielaff SPD 11775 D Jochen Borchert, Bundesminister BML 11776A Horst Sielaff SPD . . . . . . . . . . . 11776 B Jochen Borchert, Bundesminister BML 11776C Egon Susset CDU/CSU 11776 C Jochen Borchert, Bundesminister BML 11776C Egon Susset CDU/CSU 11776D Jochen Borchert, Bundesminister BML 11776D Günther Bredehorn F D P 11777 A Jochen Borchert, Bundesminister BML 11777A Günther Bredehorn F D P 11777 A Jochen Borchert, Bundesminister BML...11777B Rudolf Müller (Schweinfurt) SPD . . . . 11777B Jochen Borchert, Bundesminister BML . 11777C Dr. Gerald Thalheim SPD 11777 D Jochen Borchert, Bundesminister BML 11777D Dr. Gerald Thalheim SPD 11778A Jochen Borchert, Bundesminister BML 11778A Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 11778 B Jochen Borchert, Bundesminister BML 11778B Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 11778C Jochen Borchert, Bundesminister BML 11778C Ulrich Heinrich F D P 11778 D Jochen Borchert, Bundesminister BML 11778D Ulrich Heinrich F.D P 11778D Jochen Borchert, Bundesminister BML 11779A Doris Odendahl SPD 11779A Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 11779B Doris Odendahl SPD 11779C Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 11779C Günter Rixe SPD 11779D Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 11779D Günter Rixe SPD 11779D Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 11780A Edelgard Bulmahn SPD 11780A Matthias Wissmann, Bundesminister BMFT 11780B Edelgard Bulmahn SPD . . . . . . . . . 11780 D Matthias Wissmann, Bundesminister BMFT 11780D Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 11781B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 11781C Josef Vosen SPD 11781 C Matthias Wissmann, Bundesminister BMFT 11781C Horst Kubatschka SPD 11781D Matthias Wissmann, Bundesminister BMFT 11781D II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Februar 1993 Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde — Drucksachen 12/4235 vom 29. Januar 1993 und 12/4245 vom 2. Februar 1993 — Dringlichkeitsfrage 1 des Abgeordneten Otto Schily (SPD) Drucksache 12/4245 vom 2. Februar 1993 Finanzierung des Höhenforschungsflugzeugs „StratoC" Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11782 C Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . 11782 C Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11782 D Manfred Opel SPD . . . . . . . . . . . 11783 B Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . 11783 B Edelgard Bulmahn SPD . . . . . . . . . 11783 D Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT 11783D Renate Schmidt (Nürnberg) SPD . . . 11784A Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF 11784A Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT 11784B Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. 11784 C Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT . . . . . . . 11784 D Norbert Gansel SPD . . . . . . . . 11785 A Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11785 A Norbert Gansel SPD . . . . . . . . . . 11785A Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF 11785A Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD 11785 C Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . 11785 C Brigitte Baumeister CDU/CSU 11785D Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT . . . . . . . . . . 11785D Horst Kubatschka SPD 11786A Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT . . . . . . . . . . . . . . . . . 11786 A Dr. Emil Schnell SPD 11786B Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11786C Dr. Emil Schnell SPD 11786D Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT 11787A Monika Ganseforth SPD . . . . . . . 11787 D Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT 11788A Dr. Konrad Elmer SPD 11788 C Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF 11788C Cornelia Schmalz-Jacobsen F D P 11788 C Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT 11788C Christoph Matschie SPD 11788D Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT . . . . . . . . . . . . . . . . . 11788D Dringlichkeitsfrage 2 des Abgeordneten Otto Schily (SPD) Drucksache 12/4245 vom 2. Februar 1993 Fördermittel für das Höhenforschungsflugzeug „StratoC" Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF 11789B Otto Schily SPD 11789 B Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF 11789C Otto Schily SPD 11789 C Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF 11789C Manfred Opel SPD . . . . . . . . . . 11789 D Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . • 11789 D Renate Schmidt (Nürnberg) SPD . . . 11790A Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11790A Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT . . . . . . . • . . . . . 11790B... Norbert Gansel SPD . . . . 11791A Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11791 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . 11791 B Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMFT. . . . . . . . . 11791 D Zusatztagesordnungspunkt: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu den jüngsten Vorgängen im Kernkraftwerk Brunsbüttel Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 11791D Heinrich Seesing CDU/CSU 11793A Dr. Jürgen Starnick F D P 11793 D Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Februar 1993 III Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 11794D Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11795D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU 11796C 11804A Joseph Fischer, Staatsminister des Landes Hessen 11798A, 11804C Dietrich Austermann CDU/CSU 11799B Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD .. 11800C Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann F D P 11801 C Dr. Klaus Kübler SPD . . . . . . . . . 11802 C Klaus Harries CDU/CSU 11803B Horst Kubatschka SPD 11805A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU 11805 D Ulrich Klinkert CDU/CSU 11806 D Nächste Sitzung 11807 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 11809* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 136. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Februar 1993 11775 136. Sitzung Bonn, den 3. Februar 1993 Beginn: 13.01 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adam, Ulrich CDU/CSU 3. 2. 93 Antretter, Robert SPD 3. 2. 93 * Barbe, Angelika SPD 3. 2. 93 Baum, Gerhart Rudolf F.D.P. 3. 2. 93 Berger, Hans SPD 3. 2. 93 Bindig, Rudolf SPD 3. 2. 93 * Blunck (Uetersen), SPD 3. 2. 93 * Lieselott Böhm (Melsungen), CDU/CSU 3. 2. 93 * Wilfried Büchler (Hof), Hans SPD 3. 2. 93 * Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 3. 2. 93 * Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 3. 2. 93 Dehnel, Wolfgang CDU/CSU 3. 2. 93 Eich, Ludwig SPD 3. 2. 93 Eimer (Fürth), Norbert F.D.P. 3. 2. 93 Dr. Feldmann, Olaf F.D.P. 3. 2. 93** Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 3. 2. 93 * Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 3. 2. 93 Gerster (Mainz), CDU/CSU 3. 2. 93 Johannes Hasenfratz, Klaus SPD 3. 2. 93 Dr. Holtz, Uwe SPD 3. 2. 93 * Kittelmann, Peter CDU/CSU 3. 2. 93 * Lenzer, Christian CDU/CSU 3. 2. 93 * Dr. Lieberoth, Immo CDU/CSU 3. 2. 93 Lummer, Heinrich CDU/CSU 3. 2. 93 * Marx, Dorle SPD 3. 2. 93 Mascher, Ulrike SPD 3. 2. 93 * Dr. Meyer zu Bentrup, CDU/CSU 3. 2. 93 * Reinhard Michels, Meinolf CDU/CSU 3. 2. 93 * Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 3. 2. 93 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Müller, Günther CDU/CSU 3. 2. 93* Oesinghaus, Günther SPD 3. 2. 93 Opel, Manfred SPD 3. 2. 93** Dr. Penner, Willfried SPD 3. 2. 93 Pfuhl, Albert SPD 3. 2. 93 * Poß, Joachim SPD 3. 2. 93 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 3. 2. 93 * Reddemann, Gerhard CDU/CSU 3. 2. 93* Reimann, Manfred SPD 3. 2. 93* Rempe, Walter SPD 3. 2. 93 Richter (Bremerhaven), F.D.P. 3. 2. 93 Manfred Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 3. 2. 93 Ingrid Dr. Scheer, Hermann SPD 3. 2. 93 * Dr. Schmidt CDU/CSU 3. 2. 93 (Halsbrücke), Joachim von Schmude, Michael CDU/CSU 3. 2. 93* Dr. Schneider CDU/CSU 3. 2. 93 (Nürnberg), Oscar Dr. Schnell, Emil SPD 3. 2. 93 Schulte (Hameln), SPD 3. 2. 93** Brigitte Schwarz, Stefan CDU/CSU 3. 2. 93 Dr. Soell, Hartmut SPD 3. 2. 93 * Stachowa, Angela PDS/LL 3. 2. 93 Steiner, Heinz-Alfred SPD 3. 2. 93* Terborg, Margitta SPD 3. 2. 93* Verheugen, Günter SPD 3. 2. 93 Dr. Waffenschmidt, Horst CDU/CSU 3. 2. 93 Zierer, Benno CDU/CSU 3. 2. 93* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versamm- lung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Jürgen Starnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich finde die heutige Diskussion in der Aktuellen Stunde zu Brunsbüttel eigentlich äußerst aufschlußreich, denn sie zeigt doch, daß es der Opposition darauf ankommt, eine große energiepolitische Debatte durch Fingerhakeln zu ersetzen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Sie wollen hakeln!)

    Seit Jahren gehen die Opposition und die mit ihr verbundenen Länderregierungen der Frage aus dem Wege, wie man es erreichen kann, den CO2-Ausstoß weltweit auf die Hälfte zu reduzieren,

    (Beifall bei der F.D.P. — Zurufe von der SPD: Drucksachen lesen! — Sie regieren!)

    was notwendig wäre, um den CO2-Gehalt der Atmosphäre nicht weiter ansteigen zu lassen. Statt dessen spielt man Beinchenstellen und ist — wie das Energieministerium in Schleswig-Holstein — krampfhaft bemüht, die fachlich kompetente Aufklärung der Ursache der Rißbildung in den Rohrleitungen des Kernkraftwerkes Brunsbüttel zu behindern. Es könnte doch vielleicht frühzeitig die Behauptung widerlegt werden, die Risse in den Rohrleitungen seien



    Dr. Jürgen Starnick
    betriebsbedingt. Dann würde einem ja ein willkommenes Argument aus der Hand geschlagen, um jene marktschreierische Politik zu stützen, die Jo Leinen und heute auch Herr Müller mit der Behauptung betreiben, die deutschen Kernkraftwerke seien unsicher.
    Was ist denn wirklich geschehen? Seit der routinemäßigen Jahresrevision des Kernkraftwerkes Würgassen im Jahre 1991 ist bekannt, daß die Schweißnähte der austenitischen Stahlrohrleitung Risse aufweisen können. Daraufhin wurde eine eingehende Materialuntersuchung dieser Spezialstähle und deren Schweißnähte vorgenommen. Als Ursache der Rißbildung wurde der Schweißvorgang selbst erkannt, nicht Ermüdungserscheinungen des Materials oder Korrosion.

    (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Genau das ist umstritten!)

    Es handelt sich dabei wohlgemerkt nicht um Rohre im Kühlsystem des Reaktors, so daß die Sicherheitstechnik des Reaktors nicht in Frage steht.
    Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit hat im Auftrag des BMU gleichwohl eine Nachricht an sämtliche Betreiber deutscher Kernkraftwerke herausgegeben und diese aufgefordert, die Rohrleitungen aus diesen Materialien in ihren Anlagen systematisch auf Veränderungen hin zu überprüfen. Da Brunsbüttel baugleich mit Würgassen ist, hat sich auch der Betreiber des Kernkraftwerkes Brunsbüttel daran gehalten. Auch hier wurden Risse in den Schweißnähten festgestellt.
    Diese Befunde wurden vom Betreiber der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde und von dieser der GRS und damit auch dem BMU gemeldet. Die Aufsichtsbehörde ließ sich zudem ein Gutachten von einem ausländischen Wissenschaftler — Herr Müller hat ihn schon genannt — erstellen, der zwar zu keinen grundsätzlich anderen Erkenntnissen kam, aber ein Rißwachstum während des Betriebes auch nicht völlig ausschließen wollte.
    Nichts wäre in einer solchen Situation folgerichtiger, als die Reaktorsicherheitskommission in Marsch zu setzen, um nun eingehend und umfassend die Befunde zu beurteilen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Aber dies gefällt dem schleswig-holsteinischen Energieminister, der ja nun einmal ein erklärter Gegner der friedlichen Nutzung der Kernenergie ist, überhaupt nicht, denn die Erkenntnisse im Rahmen dieser Aufklärung könnten bei der Behauptung, alle deutschen Kernkraftwerke seien unsicher, nicht nur hinderlich sein, sondern diese auch noch widerlegen.

    (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Das stimmt doch nicht!)

    Als sich die Gesellschaft für Reaktorsicherheit nämlich mit dem Betreiber des Kernkraftwerkes Brunsbüttel mit dem Ziel in Verbindung setzte, ein Gespräch vor Ort zu führen, um detaillierte Informationen zu erhalten, wurde dies vom Energieminister Schleswig-Holsteins zunächst einmal verhindert, so daß es einer schriftlichen Intervention des BMU bedurfte, damit die Gesellschaft für Reaktorsicherheit ihre Ermittlungen bei den HEW am 1. Februar überhaupt aufnehmen konnte.

    (Zuruf von der F.D.P.: Leider wahr!)

    Es wird also Informationsverhinderungspolitik statt Sachaufklärung betrieben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)

    Der „General-Anzeiger" Bonn charakterisiert diese Situation in seiner heutigen Ausgabe recht zutreffend, nämlich indem er zum Ausdruck bringt — ich zitiere —: „Deutsche Kernkraftwerke erfüllen nach internationaler Expertenmeinung die höchsten Sicherheitsanforderungen in der Welt, und diese wachsen mit jeder technisch-wissenschaftlichen Erkenntnis auf diesem Gebiet." — Wem das nicht reicht, der mag nach realistischen Alternativen suchen. Er sollte sich jedoch nicht der Illusion hingeben, daß ein Ausstieg aus der Kernenergie die Sicherheit der Deutschen wesentlich erhöhen würde.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)

    Ein Blick auf die maroden Reaktoren im ehemaligen Ostblock zeigt, wo die wirklichen nuklearen Zeitbomben zu finden sind.
    Da das so ist, meine Damen und Herren von der Opposition, sollte eine Kernkraftdebatte auf der Grundlage wirklicher Fakten zu führen sein und nicht mit einem Beutel voller Mutmaßungen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Dann gelangen auch Sie zu der Aussage, daß die Sicherheit der deutschen Kernkraftwerke nicht in Frage steht.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)



Rede von Helmuth Becker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile nunmehr unserer Frau Kollegin Dr. Dagmar Enkelmann das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dagmar Enkelmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Atomkraftwerke sind von Menschen erbaut worden. Menschen machen Fehler. Fehler der Menschen finden sich in deren Werken wider, auch in den Atomkraftwerken. Der größte Fehler, den Menschen machen können, ist zu glauben, ihre Werke seien fehlerfrei.

    (Beifall der Abg. Monika Ganseforth [SPD])

    Während alte Menschen schon einmal das Reißen in den Gliedern bekommen, was niemanden verwundert, bekommen alte Reaktoren das Reißen in den Rohren, worüber sich heute offenbar alle wundern. Risse wurden im angeblich unverwüstlichen Austenitstahl der Rohrleitungen des Atomkraftwerks Brunsbüttel bei Hamburg entdeckt. Die Ursachen sind im übrigen nach wie vor umstritten, Herr Kollege Starnick. Ein Abreißen der Rohrleitungen des Primärkreislaufs gerade bei Siedewasserreaktoren würde diese sofort in einen unkontrollierbaren Zustand geraten lassen.
    Risse hat auch das Weltbild bekommen, das die Atomlobby der Öffentlichkeit vorzugaukeln versucht. Die deutschen Kernkraftwerke sind sicher; so ihr bei jeder Gelegenheit gebetsmühlenartig heruntergeleierter Spruch. Dagegen seien die osteuropäischen



    Dr. Dagmar Enkelmann
    Reaktoren unsicher und müßten mit westlicher Sicherheitstechnik nachgerüstet werden.

    (Klaus Harries [CDU/CSU]: So ist es doch!)

    Mit Sicherheitstechnik à la Brunsbüttel? Die Legende von der Unfehlbarkeit bundesdeutscher Ingenieurkunst wurde schon vor Jahren in Biblis A zerstört. Doch sehen wir uns auch im westlichen Ausland um, im Wunderland der Atombesessenen, Frankreich. Natürlich erhebt auch die EdF den Anspruch, die sichersten Atomkraftwerke der Welt zu betreiben. Dort wurden an zwölf Reaktoren Risse in den Durchführungen der Steuerstäbe der Reaktordruckgefäßdecke entdeckt. Auch mit französischer Sicherheitstechnik sollen die osteuropäischen Reaktorbetreiber beglückt werden.
    Meine Damen und Herren, was heißt in diesem Zusammenhang eigentlich „alte Reaktoren"? Der Reaktor in Brunsbüttel ist gerade einmal 16 Jahre alt. Die defekten französischen Boiler sind im Schnitt sogar jünger. Die Masse der französischen und bundesdeutschen Anlagen wurde jedoch erst in den 80er Jahren gebaut. Können Sie sich das Knacken, Reißen und Knirschen in den Rohrleitungssystemen und den Reaktordruckbehältern vorstellen, wenn sie sich einmal der geplanten Grenze ihrer Lebensdauer von 30 Jahren nähern?

    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hat hier jemand „Greifswald" gerufen?)

    — Greifswald arbeitet ja nicht mehr; das ist Ihnen ja wohl bekannt.

    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Und warum?)

    Es gibt in den USA bereits Überlegungen, die Betriebszeit von Anlagen auf 50 Jahre zu erhöhen. — Sie wissen doch, warum Greifswald nicht mehr arbeitet.
    In den letzten Wochen wurde viel vom sogenannten Energiekonsens gesprochen. Ministerpräsident Schröder und seine Umweltministerin Griefahn wollen den Einstieg in den Ausstieg aus der Atomenergie in einem Brief von VEBA und RWE an den Kanzler erkannt haben. Das Ganze ist mittlerweile völlig zur Lachnummer geworden. Nach und nach erklärt die gesamte Elektrizitätswirtschaft, daß der Ausstieg für sie nicht in Frage komme.
    Ich muß allerdings sagen, daß die SPD auch hier wieder einen äußerst zwiespältigen Eindruck hinterläßt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist nichts Neues!)

    — Sie kommen auch noch dran! — Während einige durchaus ausstiegsbereit sind, schreibt der SPD-Kollege Niggemeier — ich zitiere —:
    Da auch nicht anzunehmen ist, daß die Regierungen und Parlamente in 33 Ländern dieser Welt die dort in Betrieb befindlichen 417 Kernkraftwerke gemäß den sozialdemokratischen Parteitags - beschlüssen stillegen und auf die weitere Nutzung der Atomenergie für ihre Länder verzichten werden, sollte auch unter Berücksichtigung der internationalen Aspekte das von der Elektrizitätswirtschaft unterbreitete Angebot angenommen und eine gesellschaftlich tragfähige Konsensbildung gesucht werden.
    Welchen Konsens meint eigentlich Ihr Kollege Niggemeier? Vielleicht das Konzept der Elektrizitätswirtschaft, nach 1995 neue Atomkraftwerke und neue energieverschwendende fossile Großkraftwerke zu errichten? Vielleicht wird der Standpunkt des Kollegen Niggemeier verständlicher, wenn wir uns seiner Mitgliedschaft im Präsidium des Deutschen Atomforums erinnern.
    Die PDS/Linke Liste fordert einen Energiekonsens ohne Atomenergie. Wir fordern eine Wende hin zu umweltfreundlicher, sozialverträglicher und ressourcenschonender Energieversorgung in kommunalen Strukturen. In unserem Antrag zu einem energiewirtschaftlichen Gesamtkonzept haben wir ausführlich dargestellt, daß dies ohne Atomenergie bei gleichzeitiger Reduzierung aller Emissionen realisierbar ist. Nun ist die Bundesregierung am Zuge. Wo bleibt eigentlich das seit langem angekündigte energiewirtschaftliche Gesamtkonzept der Bundesregierung, Herr Töpfer? Die Risse in Brunsbüttel beweisen in aller Eindringlichkeit: Die sofortige Stillegung aller Atomkraftwerke ist nötig und möglich.
    Im Osten ist es heute gang und gäbe, trotz riesiger Finanzlücken in den Kommunalhaushalten viele Straßen umzubenennen. Ich hoffe nicht, daß aus Brunsbüttel eines Tages „Tschernobüttel" wird.
    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.