Rede:
ID1212434900

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 12
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. nunmehr: 1
    5. der: 1
    6. Minister: 1
    7. für: 1
    8. Post: 1
    9. und: 1
    10. Telekommunikation,: 1
    11. Dr.: 1
    12. Schwarz-Schilling.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/124 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 124. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des Sejm der Republik Polen unter Leitung des Vizemarschalls des Sejm, Herrn Dr. Jòzef Zych . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10607 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Rudolf Müller (Schweinfurt) . . 10607 B Begrüßung einer Delegation des Kulturausschusses der Ungarischen Nationalversammlung . . . . . . . . . . . . . . . 10641 D Tagesordnungspunkt III: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksachen 12/3000, 12/3541) Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 12/3509, 12/3530) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 25: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1993 (ERPWirtschaftsplangesetz 1993) (Drucksachen 12/3331, 12/3538, 12/3750) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 26: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Verwaltung des ERP-Sondervermögens (Drucksachen 12/3332, 12/3751) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 27: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zum Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigungen gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) vom 8. Juni 1967 für die Jahre 1989 bis 1992 (13. Subventionsbericht) (Drucksachen 12/1525, 12/2503) Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD . . . . . 10608 A Rudi Walther (Zierenberg) SPD . . . . 10610A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 10611A Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD 10611D, 10631C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 10613 B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . 10613D Josef Grünbeck F.D.P. . . . . 10614D, 10638A Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 10616C Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . 10618 B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Johannes Nitsch CDU/CSU 10620C Wolfgang Roth SPD 10623 A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU . . . 10623C Michael Glos CDU/CSU 10623D Herbert Lattmann CDU/CSU . . . . 10624 C Josef Grünbeck F D P 10626B Anke Fuchs (Köln) SPD 10626B Matthias Wissmann CDU/CSU . . . 10626C Johannes Nitsch CDU/CSU 10627 D Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . 10629A Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10630A, 10635D Karl Stockhausen CDU/CSU . . . . . 10630 C Otto Schily SPD . . . • . . . . . . • . 10630D Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . 10634 B Hans Martin Bury SPD . . . . . . . . . 10636D Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10638C Rainer Haungs CDU/CSU . . . . . . . . 10639A Dr. Ulrich Briefs fraktionslos . . . . . . 10640D Namentliche Abstimmung . . 10641 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . 10645 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksachen 12/3512, 12/3530) Ernst Waltemathe SPD . . . . 10642A Wilfried Bohlsen CDU/CSU . . . . . . . 10647 D Werner Zywietz F.D.P. . . . . . . . . . 10650A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 10652B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . 10654 A Dr. Günther Krause, Bundesminister BMV 10656 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 10657 B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . 10659 A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksachen 12/3507, 12/3530) in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 12/3519, 12/3530) Dr. Hans de With SPD 10660A Michael von Schmude CDU/CSU . . . 10662D Franz Müntefering SPD . . . . . . . 10664 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 10666A Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste 10667 A, 10668 C Gerhard Reddemann CDU/CSU . . . . 10668B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 10668 C Gerhard Reddemann CDU/CSU . . 10669A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 12/3510, 12/3530) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 32: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (10. Ausschuß) zu dem Antrag der Abgeordneten Horst Sielaff, Brigitte Adler, Ernst Kastning, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Zur bilanziellen Entlastung von landwirtschaftlichen Unternehmen in den neuen Ländern (Drucksachen 12/2317, 12/3234) Ernst Kastning SPD . . . . . . . . . . . 10670 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . 10674 B Ernst Kastning SPD . . 10676C, 10681C Dr. Sigrid Hoth F.D.P. . . . . . . . . . 10677 B Jan Oostergetelo SPD . . . . . . . . . 10677 D Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste . . . . . . . . . . . . . . . 10679 A Ignaz Kiechle, Bundesminister BML . . . 10680C Ingrid Matthäus-Maier SPD 10683 C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 12/3522, 12/3530) Thea Bock SPD . . . . . . . . . . . . . 10684 B Dr. Dietrich Mahlo CDU/CSU 10685D Dieter Pützhofen CDU/CSU 10688 A Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD . . . . 10688C Thea Bock SPD . 10688D, 10692B, 10698A Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 10691B, 10694C Dr. Walter Hitschler F.D.P. . . . . . . . 10693 A Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 10694D, 10697A Dr. Rudolf Karl Krause (Bonese) CDU/ CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10696 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau . . . . . . . . . . . . . . . . 10697A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 III Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 12/3516, 12/3530) Hans Georg Wagner SPD . . . . . . . . 10699 D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 10703A Michael von Schmude CDU/CSU . . . 10703 D Dr. Emil Schnell SPD 10706 A Dr. Sigrid Hoth F D P 10706 B Otto Schily SPD 10707C Karl Diller SPD 10708A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 10708 C Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10709D Joseph Fischer, Staatsminister des Landes Hessen 10711B Dr. Sigrid Hoth F.D P 10713 B Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU 10714D, 10718B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 10717D Ulrich Klinkert CDU/CSU (Erklärung nach § 31 der GO) 10718C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksachen 12/3523, 12/3530) Dr. Emil Schnell SPD 10719B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . 10722 C Werner Zywietz F D P 10725 D Ingeborg Philipp PDS/Linke Liste . . 10727 B Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesminister BMFT 10728A Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . 10728B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für Post und Telekommunikation (Drucksachen 12/3513, 12/3530) Arne Börnsen (Ritterhude) SPD 10731 C Manfred Kolbe CDU/CSU 10733 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 10735A Jürgen Timm F D P 10735 C Peter Paterna SPD 10736 D Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister BMPT 10738 C Dr. Peter Struck SPD 10741A Haushaltsgesetz 1993 (Drucksachen 12/3590, 12/3591) Christoph Matschie SPD 10741 D Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 10742 D Dr. Peter Struck SPD 10743A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 10744A Tagesordnungspunkt III 38: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses: Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksachen 12/3100, 12/3541, 12/3759) 10745 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . 10745D Berichtigung 10746 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10747* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 10607 124. Sitzung Bonn, den 26. November 1992 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    10746 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Berichtigung 122. Sitzung, Seite 10383 C: In der Rede des Abgeordneten Lowack muß ab der dritten Zeile der Satz richtig lauten: „Am 8. September dieses Jahres hat der Bundesfinanzminister eine von ihm vielbeachtete Rede gehalten." Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 26. 11. 92 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 26. 11. 92 * Wilfried Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 26. 11. 92 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 26. 11. 92 Peter Harry Clemens, Joachim CDU/CSU 26. 11. 92 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 26. 11. 92 ** Ganseforth, Monika SPD 26. 11. 92 ** Gattermann, Hans H. F.D.P. 26. 11. 92 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 26. 11. 92 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 26. 11. 92 Gries, Ekkehard F.D.P. 26. 11. 92 Hollerith, Josef CDU/CSU 26. 11. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Holtz, Uwe SPD 26. 11. 92 Homburger, Birgit F.D.P. 26. 11. 92 Ibrügger, Lothar SPD 26. 11. 92 Kolbe, Regina SPD 26. 11. 92 Kretkowski, Volkmar SPD 26. 11. 92 Kubatschka, Horst SPD 26. 11. 92 ** Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 26. 11. 92 Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 26. 11. 92 Klaus W. Marx, Dorle SPD 26. 11. 92 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 26. 11. 92 ** Müller (Pleisweiler), SPD 26. 11. 92 Albrecht Oesinghaus, Günther SPD 26. 11. 92 Rempe, Walter SPD 26. 11. 92 Reuter, Bernd SPD 26. 11. 92 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 26. 11. 92 Ingrid Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 26. 11. 92 Dr. Seifert, Ilja PDS/LL 26. 11. 92 Dr. Sperling, Dietrich SPD 26. 11. 92 Vosen, Josef SPD 26. 11. 92 Welt, Jochen SPD 26. 11. 92 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 26. 11. 92
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Peter Paterna


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist einer Haushaltsdebatte angemessen, sich in erster Linie mit Zahlen zu beschäftigen, und das will ich tun. Dann wollen wir einmal gucken, wie gesund das Pferd ist, von dem Sie gerade geredet haben, und ob es Sie, bevor es endgültig zusammenbricht, noch einmal tritt.
    Das Fernmeldewesen galt anderthalb Jahrzehnte als Huhn, das goldene Eier legt, und zwar so viele, daß es den notleidenden Schwestern bedenkenlos noch genügend abgeben kann. Diese Zeiten sind vorbei: Die roten Zahlen rücken in greifbare Nähe. Wenn der Minister glauben machen will, dies sei in erster Linie oder ganz überwiegend einer zusätzlichen Belastung auf Grund der deutschen Einheit zuzuschreiben, dann ist das eine Täuschung der Öffentlichkeit. Ich will das hier aus Zeitgründen nicht im einzelnen vorrechnen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist auch schwierig! — Gerhard O. Pfeffermann [CDU/ CSU]: Das wäre aber hochinteressant!)

    — Es läßt sich deswegen sehr leicht beweisen, weil, lieber Herr Kollege, die Postunternehmen mit zwei getrennten Haushaltsplänen arbeiten, einem Ost- und einem West-Plan. Da können Sie genau ablesen, was



    Peter Paterna
    wäre, wenn die deutsche Einheit nicht zustande gekommen wäre.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Trotzdem zusammenrechnen!)

    Das läßt sich leicht nachweisen.
    Für 1993 erwartet die Telekom keinen Nettogewinn. Der Schuldenstand durchbricht erstmals die 100-Milliarden-DM-Grenze. Die Umsatzrendite wird im kommenden Jahr von 13 % auf 12 %, die Eigenkapitalquote von 24 % auf 23 % zurückgehen. Sie liegt dann bereits 10 % unter dem gesetzlichen Mindestsoll. Das ist Ihr gesundes Pferd im Stall, lieber Herr Timm.

    (Jürgen Timm [F.D.P.]: Wir wollen es doch machen, damit es besser wird!)

    Der Finanzminister hat kein Geld, um die Verpflichtungen des Eigentümers zu erfüllen.
    Im wesentlichen der Minister und nur zu einem kleinen Teil der Vorstand haben auch zu verantworten, daß die Postbank praktisch pleite ist. Ein Jahrzehnt lang sind eine Modernisierung der betriebsinternen Strukturen und ein kundenorientierter Ausbau der Dienstleistungen verschlafen worden.
    Die wirtschaftliche Lage des Postdienstes ist besser als ihr Ruf. Würde der Finanzminister anders als seine elf EG-Kollegen die gelbe Post nicht mit 10 % vom Umsatz abkassieren, würde sie — wenn auch nur ganz kleine — schwarze Zahlen schreiben. Das neue Frachtkonzept hat einige Chancen, in eine wettbewerbsfähige Zukunft zu führen. Daß es so überstürzt entwickelt und umgesetzt wird, ist im wesentlichen eine Folge der Untätigkeit des verantwortlichen Ministers während seiner ersten acht Amtsjahre. Da ist nämlich auf diesem Sektor gar nichts passiert. Die Erfolgschancen des in der Entwicklung befindlichen Briefkonzepts lassen sich noch nicht zuverlässig einschätzen. Daß das Schalterkonzept völlig in der Luft hängt, ist Folge der Tatsache, daß der verantwortliche Minister entgegen den Warnungen auch von Sachverständigen aus seiner eigenen Fraktion mit der Trennung von Post und Postbank ein bis heute nicht beherrschbares Chaos angerichtet hat.

    (Rudi Walther [Zierenberg] [SPD]: Weil er noch nie hinter dem Schalter gesessen hat!)

    Nun zu einigen Teilaspekten der Telekom: Der Telefonnetzdienst Privatkunden hat einen geschätzten Jahresumsatz von 18,5 Milliarden DM. Er ist belastet durch stark defizitäre analoge Anschlüsse, einen hohen Anteil an Gesprächen im Billigtarif und am nicht kostendeckenden Ortstarif und zusätzlich bedroht durch Substitutionseffekte vom Mobilfunk. Für das Jahr 1998 rechnet Telekom intern mit einem Verlust pro privatem Hauptanschluß von 50 DM.
    Der Umsatz mit Anschlüssen von Geschäftskunden und Großkunden des Telefonnetzdienstes wird zwar als profitabel eingeschätzt. Bis zu 25 % des Umsatzes sind aber durch eine mögliche Erosion des Telefondienstmonopols und einen Ausbau privater Netze bedroht, so daß mit Wachstumsraten zwischen minus 0,8 % und günstigstenfalls 3,8 % pro Jahr gerechnet wird. Problematisch ist, daß der Anteil von Sprache,
    Text, Daten oder Bild nicht bekannt ist. Wenn man so mangelhaft Kundenbedürfnisse analysiert, kann man auf den Ergebnissen natürlich auch keine zukunftsträchtigen Strategien aufbauen.
    Ein besonders ärgerliches Kapitel — von meinem Kollegen Börnsen schon angesprochen — ist das Thema Breitbandverkabelung. Ich will nur die Zahlen nachtragen. Im Geschäftsfeld Breitbandverkabelung werden pro Jahr 1,9 Milliarden DM umgesetzt. Davon ist 1 Milliarde DM Verlust. Was das mit einem soliden kaufmännischen Verhalten zu tun hat, Herr Minister — Sie haben inzwischen mit 10 Milliarden „Tuttifrutti" und anderes mit den Gebühren des Telefonkunden subventioniert —, kann ich nur sehr schwer nachvollziehen. Zum Lächeln scheint mir da wenig Anlaß zu sein. Die medienpolitische Bewertung dieser Veranstaltung ist eine Geschmacksfrage. Die will ich anderen überlassen. Statt der verordneten Vielfalt gibt es jedenfalls für meinen Geschmacksnerv mehr Einfalt.
    Weitere Verlustbringer sind sogenannte Informations- und Operatordienste — zu deutsch: überwiegend die Auskunft — mit einem jährlichen Betriebsergebnis von minus 760 Millionen DM, Telekomservice mit einem rechnerischen Verlust von 700 Millionen, öffentliche Telefonstellen mit einem jährlichen Betriebsergebnis von minus 400 Millionen und das Endgerätegeschäft mit Privatkunden mit einem Minus von ca. 450 Millionen pro Jahr. Lieber Kollege Timm, bevor Sie wieder ein Pferd begutachten, schauen Sie ihm einmal aufs Maul und unter die Hufe. Dann werden Sie die faulen Stellen besser erkennen, als wenn Sie nur auf das glänzende Fell starren.
    Andere Geschäftsfelder mit kleineren Umsatzvolumina lasse ich aus Zeitgründen hier weg. Ich will aber darauf aufmerksam machen, daß es mir außerordentlich bedenklich erscheint und einmal wirklich genau analysiert werden muß, ob man weiter verantworten kann, daß bei einem Umsatzvolumen von . derzeit 47 Milliarden DM 30 Milliarden DM pro Jahr investiert werden. Damit ich nicht falsch verstanden werde: Es geht mir nicht um den Teil Ost. Dieser ist politisch nicht strittig. Das ist so in Ordnung. Da kann man auch nicht Umsatz und Investitionen vergleichen. Aber wenn Sie im Westteil 44 Milliarden Umsatz und 20 Milliarden Investitionen haben, dann scheint mir bei dieser Relation einiges aus dem Lot gegangen zu sein. Wenn man, weil einem die Analyseinstrumente fehlen, nicht einmal auf zwei, drei Milliarden genau weiß, ob man an den richtigen Stellen investiert, dann bedarf dieses dringend kritischer Nachprüfung, weil hier sonst Schuldenberge mit Erblasten für die Zukunft aufgehäuft werden, die die Telekom wirklich in ernste Existenznöte bringen können.
    Ich nenne diese Einzelheiten nicht, um damit in erster Linie den neuen Vorstand und Aufsichtsrat zu kritisieren. Ich kritisiere vielmehr, daß hier durch den verantwortlichen Minister eine Erblast von bedrohlicher Größenordnung aufgetürmt worden ist. Die Versäumnisse, transparente Kosten- und Ergebnisrechnungen, wirksame Management-, Akquisitions- und Controlling-Instrumente zu schaffen, lassen sich nicht in kurzer Zeit beheben. Die zehn Jahre lang ver-



    Peter Paterna
    schleppte Überarbeitung der Tarifstrukturen wird demnächst bei der Telekom zu ähnlich schmerzlichen Korrekturen führen wie gerade beim Postdienst für Drucksachen. Das ist nämlich im wesentlichen auch eine Folge von Nichtstun während der 80er Jahre und von politischer Feigheit.
    Auf die Schwachstellen der Leistungs- und Kostenrechnung habe ich immer wieder hingewiesen. Das war bislang vergeblich. Seit der viel gelobten Postreform ist die Lage noch skandalöser geworden. Es ist nämlich so, daß die Wirtschaftspläne von den Vorständen und Aufsichtsräten beschlossen werden. Der Minister hat die Genehmigungspflicht. Das Parlament bekommt die Wirtschaftspläne allerdings nicht zu sehen. Insofern gibt es überhaupt keine Möglichkeit, nachzuprüfen, inwieweit er seiner Verantwortung gerecht wird. Ich halte dies für einen außerordentlich bedenklichen Zustand.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das haben wir so beschlossen! Das ist Gesetzeslage!)

    — Herr Kollege, Sie sind ja Jurist, wie ich mir habe sagen lassen. Dann müßten Sie wissen, daß es einen Art. 65 im Grundgesetz gibt—mit der Ministerverantwortung vor dem Parlament. Wenn Sie wissen wollen und beurteilen wollen, ob dieser Minister seiner Verantwortung gerecht wird, dann bedarf es bestimmter Informationen, die dem Parlament nicht vorenthalten werden dürften. Wir werden lediglich im Anhang mit ein paar Globalzahlen abgespeist. Der Teufel steckt aber im Detail. Einige solcher Teufel habe ich Ihnen hier in Zahlen vorgeführt. Daß ich diese Zahlen als Parlamentarier nicht auf ordentlichem Wege bekomme, sondern hintenherum besorgen muß, ist der eigentlich bedenkliche Zustand. Erschwerend kommt dann noch hinzu — das ist ein gravierender Mangel an diesem System —, daß der Minister per Verwaltungsanweisung die Monopolgebühren und Wettbewerbsbedingungen ohne jede demokratisch legitimierte Kontrolle regulieren kann. Wenn dies zu jährlichen Einnahmeverlusten von mehreren Milliarden DM führt, dann ist auch dies nicht länger erträglich.
    Es sind schon ein paar Gedanken auf den morgigen Tag verschwendet worden. Ich will mich hier nicht in Wahrsagerei versuchen. Aber wenn das Spiel so läuft, daß der Minister deshalb so vehement seine Vorliebe für Aktiengesellschaften entdeckt, obwohl er vor drei Jahren Privatisierungspläne noch als böswillige Unterstellung gebrandmarkt hat — dafür habe ich viele Zitate —, dann könnte das darauf zurückzuführen sein, daß ihm inzwischen gedämmert ist, daß es um seinen Nachruf relativ schlecht bestellt ist, wenn die, Öffentlichkeit merkt, welchen Substanzverzehr er hier bei diesen Unternehmen betrieben hat, die er als wirtschaftlich gesunde Unternehmen von der SPD übernommen hat. Wenn der Gang an die Börse nur ein Verschleierungsversuch hinsichtlich dieser Verantwortung ist, dann werden wir uns daran jedenfalls nicht beteiligen.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat nunmehr der Minister für Post und Telekommunikation, Dr. Schwarz-Schilling.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In den letzten Jahrzehnten sind Übertragungstechnik, Datenverarbeitung und Bürokommunikation in revolutionärer Weise zusammengewachsen. Wir haben einen technologischen Sprung erlebt, wie er bisher eigentlich nur vor hundert Jahren bei der Erfindung des Telefons gemacht wurde.
    Es ist weltweit eine Revolutionierung der Märkte entstanden. Dienste und Produkte sind in unvorstellbarer Weise gegenüber früher zu dem Telefon hinzugetreten. Das Telefon war über Jahrzehnte hinweg ein schwarzer Kasten mit einer Leitung. Heute ist es ein riesiges Netz mit entsprechend zahlreichen Diensten.
    Telekommunikation ist zum größten Wachstumsmarkt geworden. Gerade in unserer konjunkturellen Lage haben wir allen Anlaß, dafür zu sorgen, daß dieser Wachstumsmarkt als Lokomotive erhalten bleibt. Wir haben genügend andere Bereiche mit strukturellen Verwerfungen, die wir nie in Ordnung bringen können, wenn wir nicht auch einige Wachstumsbereiche nicht nur schützen, sondern fördern, damit sie sich weltweit nach vorn entwickeln.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nur das schafft im übrigen Arbeitsplätze. In einer Zeit, in der viele Reden über Arbeitsplätze gehalten werden, ist es das Wichtigste, daß dieser Bereich vorankommt; denn dort werden jeden Tag Arbeitsplätze geschaffen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Auf Grund dieser Entwicklung ist in den anderen Ländern eine Aufbruchphase entstanden. In den Vereinigten Staaten ist in den 70er Jahren der quasi Monopolist AT & T durch Prozesse mit IBM gezwungen worden, zu deregulieren. Das heißt, Vielfalt ist entstanden. Wir haben mehr als sieben „bell operating companies" bekommen, die voll selbständig und heute weltweit aktiv sind und damit den Wachstumsmarkt der Vereinigten Staaten auf diesem Gebiet in unvorstellbarer Weise in Gang gebracht haben.
    In Großbritannien ist im Jahre 1981 die erste Postreform — auch auf Grund der Entscheidungen in den Vereinigten Staaten — erfolgt, in Japan zur gleichen Zeit.
    Meine Damen und Herren, es ist interessant, festzustellen, wie die einzelnen Lander reagiert haben. In fast allen Ländern, in denen sich die Telekommunikation in staatlicher Verwaltung befand, ist die Reform in zwei Schritten erfolgt: erster Schritt „Herauslösung aus staatlicher Administration und Überführung in eigenständige Unternehmen", zweiter Schritt „Privatisierung".
    In Australien: der erste Schritt 1989, der zweite Schritt 1992. In Dänemark: der erste Schritt 1987, der zweite Schritt 1992. In Frankreich: der erste Schritt 1990 — aus diesem Grunde ist der zweite Schritt noch nicht getan worden.



    Bundesminister Dr. Christian Schwarz-Schilling
    In Großbritannien: der erste Schritt 1981, der zweite 1984. Island gehört zu den Ländern, die noch keinen Schritt getan haben. Man merke sich sehr wohl, welche Länder nichts gemacht haben.
    In Italien war die Telekommunikation schon immer ein öffentlich-rechtliches Unternehmen mit staatlichen Anteilen, quasi teilprivatisiert. In Japan: erster Schritt schon 1952, zweiter Schritt 1985. In Kanada gab es schon immer die Privatisierung. In Luxemburg — wie in Island —: kein Schritt. In Neuseeland: 1987 der erste Schritt, 1990 der zweite. In den Niederlanden: 1989 der erste Schritt, 1990 der zweite. In Österreich: kein Schritt.
    Ich wiederhole die drei Länder, die keinen Schritt getan haben: Island, Luxemburg und Österreich.
    In Portugal: 1990 der erste Schritt, 1991 der zweite. In Schweden war der erste Schritt nicht notwendig, denn es gab dort schon immer ein eigenständiges Unternehmen. Der zweite Schritt, die Privatisierung, ist 1991 erfolgt. In der Schweiz: der erste Schritt 1992; dadurch konnte der zweite noch nicht erfolgen. In Spanien: schon seit 1924 Privatisierung. Die Entwicklung in den Vereinigten Staaten hatte ich gerade genannt.
    Meine Damen und Herren, angesichts dieses Szenarios und der Tatsache, daß die Bundesrepublik Deutschland den ersten Schritt 1989 gegangen ist, möchte ich betonen, lieber Herr Kollege Börnsen, daß die Logik, weil wir nun einen zweiten Schritt täten, müßte hier vorher alles schiefgelaufen sein, weltweit widerlegt ist. Das ist reine Polemik, das wissen Sie ganz genau.

    (Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Ich mache doch keine Polemik!)

    Meine Damen und Herren, nachdem wir die erste Postreform gemacht hatten, haben wir gesagt, daß wir sie Mitte der 90er Jahre auf den Prüfstein stellen, um dann den zweiten Schritt zu gehen. Das waren die Aussagen, die ich selber gemacht habe.
    Die Weltgeschichte verläuft allerdings nicht nach dem Zeitplan der Postreform in Deutschland. So ist es gekommen, daß wir im Jahre 1990 nicht der Implementierung unserer ersten Postreform Priorität eingeräumt haben, sondern sich das gerade eingesetzte neue Management durch die Wiedervereinigung Deutschlands zunächst um eine ganz andere Priorität zu kümmern hatte, nämlich um den Wiederaufbau der fünf neuen Bundesländer. Plötzlich entstand eine weltweite Situation der Liberalisierung, indem in ganz Osteuropa, in den baltischen Staaten bis hin zu den GUS-Staaten eine Liberalisierung und Deregulierung mit einer entsprechenden Aufteilung der Märkte stattfand.
    Die internationalen Carrier, die zur Stelle sind, werden die Märkte bekommen, nicht die anderen, die dazu nicht in der Lage sind. Aus diesem Grunde ist die Frage, wo wir stehen werden, außerordentlich brenzlig. Wir sind diese. erste Priorität — ich bin dankbar, daß das anerkannt worden ist — mit Konsequenz angegangen.
    Ich möchte Herrn Kolbe durchaus auf die Frage nach den Aufträgen antworten. Wir haben im Jahre 1991 39 000 Aufträge im Werte von 2,4 Milliarden DM an Handel, Handwerk, mittelständische Industrie und Unternehmen mit Geschäftssitz in den neuen Bundesländern vergeben.

    (Gerhard O. Pfeffermann [CDU/CSU]: Unmittelbar!)

    — Unmittelbar.
    An den Handel, das Handwerk und die mittelständische Industrie gingen davon allein ca. 30 000 Aufträge mit einem Gesamtwert von einer Milliarde DM. Das widerlegt übrigens auch die Behauptungen, es gebe zu große Stückelungen, so daß die kleinen Unternehmen nicht teilhaben könnten.
    Durch Existenzgründungen und ähnliches mehr sind mindestens 50 000 bis 80 000 Arbeitsplätze außerhalb der Postunternehmen geschaffen worden.
    Nun sagen Sie, das sei zuwenig, und die 10 %Grenze werde nicht erreicht. Wir können aber doch bei der Betrachtung der 10 %-Grenze nur diejenigen Leistungen rechnen, die in den fünf neuen Bundesländern auch erbracht werden. Es können doch nicht die 20 Milliarden im Westen, die zum großen Teil hochwertige Digitaltechnik beinhalten — die einzelnen Unternehmen haben bis zu zwei Milliarden DM an Entwicklungskosten zu tragen —, auf die fünf neuen Bundesländer übertragen werden. Das ist völlig ausgeschlossen. Es besteht gar keine Angebotsmöglichkeit für die Unternehmen in den neuen Ländern.
    Diejenigen Unternehmen, die Angebote machen wollten, müßten eine Milliarde DM investieren oder Lizenzen nehmen. Das einzige, was funktioniert, ist, daß die Unternehmen, die in diese Entwicklungen investiert haben, heute Gott sei Dank auch in den fünf neuen Bundesländern Unternehmen übernehmen und daß bereits zunehmend die High-Tech-Zulieferungen von ihren Standorten aus erfolgen. Das sind SEL in Arnstadt, Siemens in Leipzig und andere mehr.
    Das ist ein Prozeß, der natürlich nicht innerhalb von ein paar Monaten abläuft. Es ist vielmehr ein langwieriger Prozeß: Ausbildungen müssen vorgenommen werden, entsprechende technologische „Klimaanlagen" und ähnliches mehr müssen geschaffen werden, damit dies alles funktioniert.
    Ich bin insofern wohlgemut angesichts dessen, daß in diesem Jahr zwischen 2,4 Milliarden und 2,5 Milliarden DM durch solche Aufträge direkt in die fünf neuen Bundesländer fließen.

    (Gerhard O. Pfeffermann [CDU/CSU]: Das ist zuwenig!)

    — Das ist zuwenig? Dann kann ich Ihnen als Alternative nur nennen: Wir warten, bis weitere Unternehmen in den fünf neuen Bundesländern Angebote in dieser Größenordnung unterbreiten können. Dann müssen wir unsere Pläne, im Telefonbereich in den nächsten Jahren durch entsprechende Leitungs- und Digitaltechnik in den fünf neuen Bundesländern eine Modernisierung vorzunehmen, strecken. Dann können in den fünf neuen Bundesländern im nächsten



    Bundesminister Dr. Christian Schwarz-Schilling
    Jahr eben nicht 800 000, sondern nur 200 000 Anschlüsse erstellt werden.

    (Gerhard O. Pfeffermann [CDU/CSU]: Herr Minister, vergessen Sie nicht, hinzuzufügen, daß das keine Alternative ist!)

    — Das wollte ich damit eigentlich zum Ausdruck gebracht haben. —
    Das Wichtigste ist das Tempo, weil es auf die gesamte Volkswirtschaft Auswirkungen hat. Ich möchte betonen: Die Deutsche Bundespost ist der größte Auftraggeber in den fünf neuen Bundesländern. Das sollte man auch einmal anerkennen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie des Abg. Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD])

    Lassen Sie mich ein Weiteres sagen. Die technologischen Entwicklungen, von denen wir hier gesprochen haben, gehen im Westen voll weiter. Die Welt bleibt ja nicht stehen, weil wir die Wiedervereinigung haben. Wir haben die Digitalisierung, das ISDN, den Mobilfunk, die Satelliten, die Glasfaser. Wir müssen in den westlichen Bundesländern rund 18 bis 20 Milliarden DM investieren, damit Deutschland als Standort im Wettbewerb des europäischen Marktes bestehen kann. Wir müssen 20 plus 10 Milliarden DM, also insgesamt 30 Milliarden DM, investieren, d. h. in diesen fünf Jahren annähernd 200 Milliarden DM. Das ist die größte Finanzbelastung — das ist richtig —, die die Bundespost jemals erlebt hat.
    Sie werden in keiner Rede von mir gefunden haben, daß ich im Jahre 1982 von der Bundespost als einem im finanziellen Bereich maroden Unternehmen gesprochen habe. Meine Kritik bezog sich damals auf technologische Rückstände: beim Kabel, beim Satelliten, bei den Glasfasern und ähnlichen Bereichen. Diese Aufholjagd haben wir in den 80er Jahren veranstaltet. Die Eigenkapitalquote, die ich damals übernommen habe, die 43 % betrug, haben wir bis 1989 voll gehalten, obwohl wir die Investitionen von 12 Milliarden DM auf 20 Milliarden DM pro Jahr erhöht haben. Das war die Leistung. Von daher gesehen verstehe ich die Kritik überhaupt nicht.
    Wenn Herr Paterna sagt, das könne man alles auseinanderrechnen, möchte ich ihn bitten, sich die Jahre 1988 und 1989 genau anzuschauen. Vor der Umwandlung stand die Bundespost bei 43 % Eigenkapital, und diese Umwandlung ist, wie ich eben dargelegt habe, ohne jegliche Verringerung des Eigenkapitals gelungen. Das ist die Leistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den 80er Jahren, die das ermöglicht hat. Dafür danke ich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Diese Leistungen können wir allerdings wirklich nur durch ein börsengängiges Unternehmen erbringen, also unter Kapitalzufuhr aus dem privaten Bereich. Sie meinen vielleicht, das könnte auch der Staat. Wenn Sie einmal regieren,

    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Das dauert noch!)

    würden Sie wahrscheinlich die staatlichen Möglichkeiten voll ausschöpfen, um bei der Bundespost entsprechende Verbesserungen herbeizuführen.

    (Gerhard O. Pfeffermann [CDU/CSU]: Herr Matthöfer hat die Abgaben erhöht!)

    Darf ich Sie daran erinnern, daß dieses leider Gottes ein Muster aller Regierungen ist, ob Sie regieren oder ob wir regieren. Das ist leider Gottes so. Das möchte ich hier auch ganz selbstkritisch anmerken. Damals, zu Ihrer Zeit, als Sie in Haushaltsschwierigkeiten gekommen sind, hat der Finanzminister Matthöfer die Abgabe auf den Umsatz von 62/3 % auf 10 % erhöht. Dabei ist es bis heute geblieben. Von daher gesehen ist es unfair zu sagen, das sei eine Sache dieser Regierung. Ich hätte mich auch gefreut, wenn wir das schneller hätten zurückdrehen können. Aber in der Lage, in der wir uns heute befinden, ist davon wohl nicht auszugehen.
    Deshalb muß die Deutsche Bundespost von diesem Auf und Ab der staatlichen Wirtschaft völlig unabhängig werden, weil ein so riesiges Unternehmen nach ganz anderen Gesichtspunkten Investitionen und Marktbearbeitungen vornehmen muß. Das ist nicht mit dem Konjunkturzyklus des Staatshaushalts der Bundesrepublik Deutschland in Übereinstimmung zu bringen. Das ist der Grund.
    Deswegen sage ich: Die Aktiengesellschaft ist wohl die richtigere Möglichkeit, weil dann verhindert wird, daß sich der Staat die Sachen interventionistisch holt, wenn es ihm paßt oder wenn er es notwendig hat, dann aber wieder ein bißchen Erleichterung gewährt, wenn es ihm möglich ist.
    Meine Damen und Herren, wir haben es mit rasanten Veränderungen der Märkte zu tun. Sie haben ganz andere Gründe, lieber Herr Paterna, als etwa die Regulierungstätigkeit. Da Sie ein guter Zahlenmensch sind, hätte ich von Ihnen gern einmal die Aufschlüsselung der mehreren Milliarden Mark, die durch die Regulierung verlorengehen. Vom Vorstand der Telekom habe ich dies noch nicht bekommen.
    Ich kann Ihnen nur eines sagen: Das, was dort an Preisen reduziert wird, ist eine Konsequenz aus dem zunehmenden Wettbewerb und den internationalen Strukturen, die weit über das hinausgehen, was ich überhaupt als Regulierung angeregt oder verordnet habe. Wenn ich es irgendwo getan habe, dann deshalb, um die Telekom wenigstens in Schritten an den Wettbewerb heranzuführen, damit sie nicht eines Tages von einem riesig hohen Preisniveau mit einem Schlag eine Bauchlandung macht. Davor sollte man sie bewahren.
    Wir wissen auch, daß die Bundespost nicht in der Lage ist, alle Anforderungen zu erfüllen, die große internationale Unternehmen heute stellen. Wir haben eine Gruppe von Wettbewerbern. Hier gehen der Telekom auf Grund fehlender Serviceleistungen und zu hoher Entgelte laufend Marktanteile verloren. Da die Telekommunikation nicht das Kerngeschäft dieser Unternehmen darstellt, dürfte hier für die Telekom ein künftiger Markt für systemintegrierte Lösungen liegen. Zu dieser Gruppe der Wettbewerber zähle ich beispielsweise Amadeus, die Dresdner Bank, die Commerzbank, VW. Das sind alles Dinge, die der



    Bundesminister Dr. Christian Schwarz-Schilling
    Telekom verlorengehen, weil sie nicht das passende Angebot hat. Warum hat sie dieses nicht?