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    Plenarprotokoll 12/124 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 124. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des Sejm der Republik Polen unter Leitung des Vizemarschalls des Sejm, Herrn Dr. Jòzef Zych . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10607 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Rudolf Müller (Schweinfurt) . . 10607 B Begrüßung einer Delegation des Kulturausschusses der Ungarischen Nationalversammlung . . . . . . . . . . . . . . . 10641 D Tagesordnungspunkt III: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksachen 12/3000, 12/3541) Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 12/3509, 12/3530) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 25: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1993 (ERPWirtschaftsplangesetz 1993) (Drucksachen 12/3331, 12/3538, 12/3750) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 26: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Verwaltung des ERP-Sondervermögens (Drucksachen 12/3332, 12/3751) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 27: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zum Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigungen gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) vom 8. Juni 1967 für die Jahre 1989 bis 1992 (13. Subventionsbericht) (Drucksachen 12/1525, 12/2503) Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD . . . . . 10608 A Rudi Walther (Zierenberg) SPD . . . . 10610A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 10611A Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD 10611D, 10631C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 10613 B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . 10613D Josef Grünbeck F.D.P. . . . . 10614D, 10638A Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 10616C Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . 10618 B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Johannes Nitsch CDU/CSU 10620C Wolfgang Roth SPD 10623 A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU . . . 10623C Michael Glos CDU/CSU 10623D Herbert Lattmann CDU/CSU . . . . 10624 C Josef Grünbeck F D P 10626B Anke Fuchs (Köln) SPD 10626B Matthias Wissmann CDU/CSU . . . 10626C Johannes Nitsch CDU/CSU 10627 D Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . 10629A Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10630A, 10635D Karl Stockhausen CDU/CSU . . . . . 10630 C Otto Schily SPD . . . • . . . . . . • . 10630D Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . 10634 B Hans Martin Bury SPD . . . . . . . . . 10636D Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10638C Rainer Haungs CDU/CSU . . . . . . . . 10639A Dr. Ulrich Briefs fraktionslos . . . . . . 10640D Namentliche Abstimmung . . 10641 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . 10645 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksachen 12/3512, 12/3530) Ernst Waltemathe SPD . . . . 10642A Wilfried Bohlsen CDU/CSU . . . . . . . 10647 D Werner Zywietz F.D.P. . . . . . . . . . 10650A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 10652B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . 10654 A Dr. Günther Krause, Bundesminister BMV 10656 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 10657 B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . 10659 A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksachen 12/3507, 12/3530) in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 12/3519, 12/3530) Dr. Hans de With SPD 10660A Michael von Schmude CDU/CSU . . . 10662D Franz Müntefering SPD . . . . . . . 10664 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 10666A Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste 10667 A, 10668 C Gerhard Reddemann CDU/CSU . . . . 10668B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 10668 C Gerhard Reddemann CDU/CSU . . 10669A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 12/3510, 12/3530) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 32: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (10. Ausschuß) zu dem Antrag der Abgeordneten Horst Sielaff, Brigitte Adler, Ernst Kastning, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Zur bilanziellen Entlastung von landwirtschaftlichen Unternehmen in den neuen Ländern (Drucksachen 12/2317, 12/3234) Ernst Kastning SPD . . . . . . . . . . . 10670 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . 10674 B Ernst Kastning SPD . . 10676C, 10681C Dr. Sigrid Hoth F.D.P. . . . . . . . . . 10677 B Jan Oostergetelo SPD . . . . . . . . . 10677 D Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste . . . . . . . . . . . . . . . 10679 A Ignaz Kiechle, Bundesminister BML . . . 10680C Ingrid Matthäus-Maier SPD 10683 C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 12/3522, 12/3530) Thea Bock SPD . . . . . . . . . . . . . 10684 B Dr. Dietrich Mahlo CDU/CSU 10685D Dieter Pützhofen CDU/CSU 10688 A Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD . . . . 10688C Thea Bock SPD . 10688D, 10692B, 10698A Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 10691B, 10694C Dr. Walter Hitschler F.D.P. . . . . . . . 10693 A Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 10694D, 10697A Dr. Rudolf Karl Krause (Bonese) CDU/ CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10696 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau . . . . . . . . . . . . . . . . 10697A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 III Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 12/3516, 12/3530) Hans Georg Wagner SPD . . . . . . . . 10699 D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 10703A Michael von Schmude CDU/CSU . . . 10703 D Dr. Emil Schnell SPD 10706 A Dr. Sigrid Hoth F D P 10706 B Otto Schily SPD 10707C Karl Diller SPD 10708A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 10708 C Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10709D Joseph Fischer, Staatsminister des Landes Hessen 10711B Dr. Sigrid Hoth F.D P 10713 B Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU 10714D, 10718B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 10717D Ulrich Klinkert CDU/CSU (Erklärung nach § 31 der GO) 10718C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksachen 12/3523, 12/3530) Dr. Emil Schnell SPD 10719B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . 10722 C Werner Zywietz F D P 10725 D Ingeborg Philipp PDS/Linke Liste . . 10727 B Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesminister BMFT 10728A Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . 10728B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für Post und Telekommunikation (Drucksachen 12/3513, 12/3530) Arne Börnsen (Ritterhude) SPD 10731 C Manfred Kolbe CDU/CSU 10733 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 10735A Jürgen Timm F D P 10735 C Peter Paterna SPD 10736 D Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister BMPT 10738 C Dr. Peter Struck SPD 10741A Haushaltsgesetz 1993 (Drucksachen 12/3590, 12/3591) Christoph Matschie SPD 10741 D Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 10742 D Dr. Peter Struck SPD 10743A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 10744A Tagesordnungspunkt III 38: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses: Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksachen 12/3100, 12/3541, 12/3759) 10745 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . 10745D Berichtigung 10746 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10747* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 10607 124. Sitzung Bonn, den 26. November 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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    10746 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Berichtigung 122. Sitzung, Seite 10383 C: In der Rede des Abgeordneten Lowack muß ab der dritten Zeile der Satz richtig lauten: „Am 8. September dieses Jahres hat der Bundesfinanzminister eine von ihm vielbeachtete Rede gehalten." Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 26. 11. 92 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 26. 11. 92 * Wilfried Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 26. 11. 92 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 26. 11. 92 Peter Harry Clemens, Joachim CDU/CSU 26. 11. 92 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 26. 11. 92 ** Ganseforth, Monika SPD 26. 11. 92 ** Gattermann, Hans H. F.D.P. 26. 11. 92 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 26. 11. 92 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 26. 11. 92 Gries, Ekkehard F.D.P. 26. 11. 92 Hollerith, Josef CDU/CSU 26. 11. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Holtz, Uwe SPD 26. 11. 92 Homburger, Birgit F.D.P. 26. 11. 92 Ibrügger, Lothar SPD 26. 11. 92 Kolbe, Regina SPD 26. 11. 92 Kretkowski, Volkmar SPD 26. 11. 92 Kubatschka, Horst SPD 26. 11. 92 ** Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 26. 11. 92 Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 26. 11. 92 Klaus W. Marx, Dorle SPD 26. 11. 92 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 26. 11. 92 ** Müller (Pleisweiler), SPD 26. 11. 92 Albrecht Oesinghaus, Günther SPD 26. 11. 92 Rempe, Walter SPD 26. 11. 92 Reuter, Bernd SPD 26. 11. 92 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 26. 11. 92 Ingrid Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 26. 11. 92 Dr. Seifert, Ilja PDS/LL 26. 11. 92 Dr. Sperling, Dietrich SPD 26. 11. 92 Vosen, Josef SPD 26. 11. 92 Welt, Jochen SPD 26. 11. 92 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 26. 11. 92
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    Rede von Ernst Kastning


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Minister Kiechle, ich kann mir vorstellen, daß Sie nach den hektischen Schlußberatungen im Haushaltsausschuß vor zwei Wochen einen Seufzer ausgestoßen haben,



    Ernst Kastning
    nämlich: Wir sind noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.
    Auch der Deutsche Bauernverband hätte Anlaß, das Ergebnis der Haushaltsberatungen grundsätzlich positiv zu werten.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: So ist es!)

    Immerhin ist der Regierungsentwurf des Agraretats von 14,378 Milliarden DM im Ergebnis nur um 107 Millionen DM gekürzt worden. Von diesen Streichungen entfallen 100 Millionen DM auf die Agrarstrukturpolitik im Bereich der Gemeinschaftsaufgabe.

    (Zuruf des Abg. Karl Diller [SPD])

    — Das ist zwar bedauerlich, Herr Kollege Diller, aber ich denke, es ist vertretbar, vertretbar deshalb, weil diese Summe bei den überbetrieblichen Maßnahmen verkraftet werden kann, ohne daß es Einbrüche bei einzelbetrieblicher Förderung geben muß. Die Aufteilung der Kürzung im Verhältnis von 80 : 20 auf alte und neue Bundesländer kann meines Erachtens ebenfalls verantwortet werden. Die Umkehrung dieser Relation hätte allerdings unseren Protest hervorgerufen.

    (Georg Gallus [F.D.P.]: Wer hat das denn gewollt?)

    — Ach, Herr Gallus, nachher wird es für Sie vielleicht kräftiger und besser.
    Herr Minister, der bittere Kelch ist auch an Ihnen und der deutschen Landwirtschaft wohl noch nicht endgültig vorübergegangen, wenn ich daran denke, daß es einen Nachtrag geben wird, der ja angeblich mit den Kürzungen auch vor gesetzlichen Leistungen nicht haltmachen wird. Das heißt: Auch im Agraretat sind dann dramatische Kürzungen nicht auszuschließen, Kürzungen, die vielleicht dann auch in die Substanz von Ausgleichsmaßnahmen oder auch in die Agrarsozialpolitik gehen könnten. Denn mir fällt im Moment nicht ein, wo man stärker hineingehen könnte. Aber Ihnen muß da wohl noch etwas einfallen. Diese beiden eben genannten Bereiche machen immerhin rund 60 % des gesamten Etats aus.
    Ich glaube auch, daß die Agrarfinanzierung der nächsten Jahre — was jetzt nicht unmittelbar haushaltsrelevant ist — zudem noch enormen Risiken ausgesetzt ist, zu denen sich die Bundesregierung bisher ausschweigt und von denen auch sonst kaum jemand spricht. Es ist aber keineswegs so, daß die Probleme nicht auf dem Tisch liegen. Zumindest Sie, Herr Minister, kennen sie.
    Zum Beispiel braucht die EG spätestens ab 1993 mit der Vollendung des Binnenmarktes und mit dem Wegfall der Grenzkontrollen ein neues agrarmonetäres System. Die letzten Tage haben gezeigt, daß Änderungen der Währungsparitäten — das ist hier das Stichwort — keineswegs der Vergangenheit angehören. Da es Ihr erklärtes Ziel ist, Sitzung, Einkommensverluste der deutschen Landwirtschaft aus europäischen Währungsoperationen auszugleichen, könnten auf den Bundeshaushalt eines Tages enorme Ausgaben zukommen. Man kann sich ausrechnen, was ein Punkt Veränderung der Währungsparität — oder wenn es einmal zu einer Aufwertung der D-Mark kommen sollte — für Folgen hätte. Das sind mehrere hundert Millionen und, je nachdem, welches System in der EG zum Zuge kommt, möglicherweise Milliarden.
    Herr Kiechle, ich war so fair, Sie vorzuwarnen. Ich fordere Sie hier auf, hierzu heute im Plenum doch ein paar Sätze zu sagen. Denn es ist ein Thema, das uns sehr bald akut beschäftigen wird.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Das wird ihm aber schwerfallen! Wenn es jetzt laut wird: Herr von Hammerstein ist gekommen!)

    — Wenn Charly kommt, freue ich mich immer. Aber lenkt mich nicht ab, sonst läuft mir die Redezeit davon, Helmut.
    Zu der seit langem überfälligen Reform der Agrarsozialpolitik liegt jetzt endlich der Diskussionsentwurf eines Gesetzes vor. Es ist zutreffend, Herr Minister, wenn in diesem Entwurf festgestellt wird: „Agrarsozialpolitik ist nicht nur Sozialpolitik, sondern auch Agrarstruktur- und Einkommenspolitik. " Es ist klar: Der Strukturwandel in der Landwirtschaft muß sozial abgefedert werden. Aber, Herr Minister, Sie müssen, auch wenn das Kabinett in der nächsten oder übernächsten Woche darüber befinden wird, offen erklären, was diese Reform kosten wird. Können sich die Landwirte — und vor allem die Bäuerinnen — wirklich darauf verlassen, daß das Programm finanziert werden kann? Ich weiß natürlich, daß aus dem degressiven Auslaufen der Ausgleichsmaßnahmen ab 1994 freiwerdende Mittel für diesen Zweck eingesetzt werden sollen. Aber reichen diese Mittel aus? Und wird dieser Finanzierungsplan nicht möglicherweise dem Versuch der Ordnung des Finanzchaos der Bundesregierung anheimfallen?
    Herr Kiechle, ich rate Ihnen deshalb — da ich selbst für eine Agrarsozialreform bin, meine Fraktion auch —, mit diesem Vorhaben inhaltlich sehr sorgsam umzugehen und möglicherweise noch vorhandene versicherungsrechtliche Ungereimtheiten rechtzeitig zu bereinigen. Ich denke da z. B. an die Obergrenze für den Beitragszuschuß. Angesichts der angekündigten Stürme auf bestehende Leistungsgesetze außerhalb der Landwirtschaft muß dieses Gesetz in jeder Beziehung wetterfest sein, wenn es denn im Vergleich zu anderen sozialen Maßnahmen in dieser Gesellschaft bestehen soll.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, die Kollegin Albowitz hat zu Beginn der Haushaltsberatungen von einer Komödie gesprochen. Das hatte zwar einen etwas anderen Zusammenhang, aber ich will im Bild bleiben. Wenn ich den Blick auf die Agrarpolitik für die ostdeutschen Länder lenke, dann könnte man da eher von einer Tragödie sprechen. In der „Agrarpolitischen Bilanz 1992" Ihres Ministeriums steht: „Die deutsche Einheit hat die Agrarpolitik der Bundesregierung seit 1990 vor völlig neue Aufgaben gestellt." Das festzustellen war verdammt keine schwere Aufgabe, Herr von Hammerstein. Aber wenn Sie die Bilanz lesen, Herr von Hammerstein, werden Sie feststellen, daß es da, wo es um politische Leistung geht, die Bilanz leider



    Ernst Kastning
    auch — ich sage: auch — vom Versagen der Bundesregierung zeugt.
    Ein Jahr lang wurde in Ihren Kreisen, Herr Bredehorn, über die Verwertung bisheriger volkseigener landwirtschaftlicher Flächen geredet, noch nicht einmal gestritten.

    (Zuruf des Abg. Günther Bredehorn [F.D.P.])

    — Innerhalb der Koalition. Mir stand es im Fachausschuß oft genug bis hier, weil, wie man so schön auf dem platten Land sagt, um den Kern der Dinge herumgeeiert wurde.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich habe den Eindruck, daß hier Rücksichtnahmen auf die Interessen von Großgrundbesitzern das politische Handeln gelähmt haben.

    (Zuruf des Abg. Günther Bredehorn [F.D.P.])

    — „Großgrundbesitzer" sagte ich. Das ist für mich ebenso kein Schimpfwort wie der Begriff Kleingärtner. Nicht daß wir uns jetzt falsch verstehen. — Dieses Nichtstun, Herr Gallus, war ein Investitionshemmnis erster Güte in den neuen Ländern.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie wissen, daß Sie Landwirte, die allein oder in Kooperation einen Neubeginn gewagt haben, damit verunsichert haben, daß Planen in die Zukunft nicht möglich war. Dabei wäre es ja verdammt nötig, ein Mindestmaß an Verstetigung und Sicherheit in die Entwicklung hineinzubringen. Die rechtzeitige langfristige Verpachtung landwirtschaftlicher Nutzflächen wäre dazu ein entscheidender Beitrag gewesen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Sie wissen, daß wir das oft genug gefordert haben.
    Natürlich bin ich froh darüber, daß nun die Übereinkunft der Agrarminister der neuen Länder mit der Bundesregierung zur langfristigen Verpachtung endlich Bewegung in die Sache zu bringen scheint. Ich weiß allerdings nicht, was in der Gerster-Kommission
    — ich weiß nicht, ob das die Gruppe „Agrar" der Union war — heute morgen besprochen worden ist und was da noch an Empfehlungen herauskommen wird. Ich hoffe, daß es nichts Negatives ist.
    Die bisher bekannten Überlegungen der Koalitionsparteien zum Landerwerbs- und Siedlungsprogramm dagegen sind noch unzureichend. Ich finde, es ist schlimm, daß hier möglicherweise Geld ausgegeben werden soll, das keine wirtschaftlichen Effekte im Sinne des Aufschwungs zur Folge haben wird. Dafür ist möglicherweise Geld da, nicht jedoch — wie Sie immer sagen — für die Lösung der Altschuldenproblematik. Eine sachgerechte Wertberichtigung zur Verbesserung der betrieblichen Rahmenbedingungen für umgewandelte und umstrukturierte landwirtschaftliche Betriebe wäre ein Fortschritt.
    Ich verweise hierzu auf unseren Antrag, der nachher noch zur Abstimmung steht, den die Koalition im Fachausschuß allerdings kurzerhand abgelehnt hat. Ich muß auch hier sagen: Ich habe es nicht glauben wollen, aber je mehr ich Protokolle des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten studiere und je öfter ich mich dort habe sehen lassen, desto mehr verdichtet sich bei mir leider der Verdacht, daß Vertreter bestimmter Gruppen der westlichen Agrarlobby mehr Einfluß auf die Politik der Bundesregierung haben als diejenigen Abgeordneten der Koalition aus Ostdeutschland, die den Sorgen und Nöten der Betroffenen weitaus näher sind.

    (Beifall bei der SPD — Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Das ist aber Unsinn! — Zurufe von der F.D.P.)

    — Herr Hornung, ich will nicht über Ihre Rolle als Ausschußvorsitzender hier im Plenum reden; das können wir unter uns ausmachen.
    Ich weiß, daß die Treuhandanstalt inzwischen mit der Tilgung von Altkrediten begonnen hat; das will ich gar nicht leugnen. Jedoch wissen Sie auch, Herr Hornung, daß die Entschuldungsquote noch völlig offen ist.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: In die offenen Hände von falschen Leuten fließt das Geld!)

    Sie wissen, daß die von uns angesprochenen Probleme noch immer nicht spürbar gemildert, geschweige denn beseitigt sind.
    Übrigens möchte ich mit Blick in Richtung Osten gerne erfahren, Herr Minister, ob das Wort vom Herrn Parlamentarischen Staatssekretär Haschke, der jetzt als Abgeordneter mir hier gegenübersitzt, gehalten wird, der nämlich den ostdeutschen Betrieben in den nächsten beiden Jahren 300 Millionen Mark für die Ablösung von Inventarbeiträgen versprochen hat.
    Der Haushalt 1993 weist nur einen Leertitel aus. Dessen finanzielle Auffüllung hängt von großen Unwägbarkeiten bei den geplanten, aber von der EG noch nicht genehmigten Ausgleichsmaßnahmen ab. Die für 1993 angedachten 200 Millionen DM wurden von der Koalition bereits wieder um 20 Millionen DM gesenkt.
    Meine Damen und Herren, ich denke, zumindest ein symbolisches Zeichen der Unterstützung der Ostdeutschen,

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Der gute Wille ist da!)

    das keine zig Millionen kostet, könnte die Bundesregierung mit der Entscheidung über den Standort der neuen Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe setzen.

    (Beifall bei der SPD und der F.D.P.)

    Entgegen dem immer wieder verbreiteten Gerücht, er nehme seine Richtlinienkompetenz nicht wahr, hat der Bundeskanzler tatsächlich in diesem Sommer entschieden, die Fördermittel des Bundesministers für Forschung und Technologie und die des Ministers für Landwirtschaft zu bündeln und diese Agentur zu schaffen.

    (Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein [CDU/CSU]: Eine bedeutende Leistung!)




    Ernst Kastning
    Ich sage Ihnen: Dieses Vorhaben ist nicht falsch. Ich kann dem etwas Positives abgewinnen; damit habe ich nie hinterm Berge gehalten.

    (Georg Gallus [F.D.P.]: Das spricht für die Schlagkraft dieser Bundesregierung!)

    — Schlagen Sie sich dabei nur nicht selbst tot, Herr Gallus; seien Sie vorsichtig. Es kommt demnächst so etwas wie ein Kabinettsrevirement. — Ich kann dem etwas Positives abgewinnen, wenn es sich dabei nicht ausschließlich um das Lieblingskind von Herrn Minister Krause handelt, Rapsöl als Treibstoffersatz zu propagieren. Es gibt viele andere, bislang weniger bekannte Möglichkeiten, nachwachsende Rohstoffressourcen ökologisch vernünftig zu entwickeln und deren wirtschaftliche Nutzung zu fördern.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. CarlDetlev Freiherr von Hammerstein [CDU/ CSU] — Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Das ist richtig; aber auch dies ist ein Punkt!)

    Damit könnte zugleich — hören Sie genau zu, was ich sage; ich gebe Ihnen kein grünes Licht für alles, was Sie da vielleicht wollen — der Landwirtschaft in bestimmten Regionen mit entsprechender Bodeneignung und bei Anwendung sinnvoller Anbaumethoden geholfen werden.
    Herr Minister, springen Sie über Ihren eigenen bayerischen Schatten: Diese Einrichtung gehört in eines der neuen Bundesländer.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Ich weiß, warum ich hier den bayerischen Schatten genannt habe, und auch andere wissen das.
    In dieser Haushaltsdebatte kann der Stand der GATT-Verhandlungen selbstverständlich nicht ausgeklammert werden. Zwar ist — um einen Kommentar einer Zeitung zu zitieren — „die Zitterpartie noch nicht zu Ende", aber mit dem Kompromiß zwischen der EG und den USA vom letzten Wochenende gibt es eine reale Chance, den Ausbruch eines offenen und folgenschweren Handelskrieges zu vermeiden.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Den wir nie wollten!)

    — Ich sage: Diese Bundesregierung hat vieles nicht gewollt; dennoch hat sie nach der deutschen Einheit im Ergebnis viel Schaden angerichtet. Das ist nicht eine Frage des Wollens, sondern dessen, was man wegräumt, ohne es zu wollen, weil man nicht aufpaßt, Herr Kollege Hornung.

    (Georg Gallus [F.D.P.]: Sagen Sie es doch dem Parteifreund in Frankreich!)

    Ich denke, Handels- und Wirtschaftspolitiker aller Fraktionen dieses Hauses sollten bei dem großen Jubel, in den sie jetzt ausbrechen, nicht übersehen, daß damit die innereuropäischen Folgen und die Folgen für die Landwirtschaft noch nicht völlig beseitigt sind. Mich hat es manchmal ein bißchen geärgert, daß sehr leichtfertig gesagt wurde: Abschließen, und die Landwirtschaft interessiert uns dabei nicht.
    Auch wenn sich der Kompromiß auf den ersten Blick generell im Rahmen der Maßnahmen der EG-Agrarreform bewegt, werden die Bauern Opfer bringen müssen. Dennoch darf uns Politiker die Behauptung des Freiherrn von Heereman nicht blenden, der schon verkündet hat, durch den GATT-Kompromiß seien Millionen von Arbeitsplätzen bedroht.
    Ich denke, es gilt, hier im Bundestag festzuhalten: Ausgleichszahlungen, Herr Minister, als das grundlegende Instrument der Agrarreform der EG

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: MatthäusMaier hat aber gestern etwas anderes gesagt!)

    sind dem Kompromiß grundsätzlich nicht zum Opfer gefallen. — Herr Hornung, ich trage keinen Rock, und ich heiße nicht Frau Matthäus-Maier. Ich weiß nicht, was sie gesagt hat. Ich habe aus wichtigem Grunde nicht zuhören können. Aber ich gehe einmal zu ihren Gunsten und gegen Sie davon aus, daß sie im Grundsatz nichts anderes gesagt hat.
    Es gilt, festzuhalten, daß Ausgleichszahlungen als grundlegendes Instrument der EG-Agrarreform dem Kompromiß nicht grundsätzlich zum Opfer gefallen sind. Ich denke, das sieht auch der Herr Minister so, wenn er das genau betrachtet.
    Ein Scheitern der GATT-Verhandlungen mit der Folge eines Handelskrieges und einer schärfer werdenden Wirtschaftskrise würde auch für die europäische Landwirtschaft weit bösere Folgen haben.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Ich bin übrigens davon überzeugt, da ich nicht nur mit Landwirtschaftsfunktionären, sondern auch mit praktizierenden einzelnen landwirtschaftlichen Unternehmensinhabern spreche, daß nüchtern denkende landwirtschaftliche Unternehmer das auch ganz genau wissen.
    Ich teile, Herr Minister, Ihre Einschätzung, die Sie vor ein paar Tagen verkündet haben, daß wir die jetzigen Konditionen nicht noch einmal bekommen werden. Um so mehr fordern wir Sie auf, dafür zu kämpfen, daß dieser Kompromiß in der EG akzeptiert wird, und dafür zu kämpfen, daß die Gemeinschaft bei den weiteren GATT-Verhandlungen mit einer Stimme spricht. Die französische Sonderrolle in der EG-Agrarpolitik wird auf Dauer nicht ohne Schaden für die weitere europäsiche Entwicklung bleiben. Aus diesem Grunde ist hier auch der Bundeskanzler als Regierungschef in der Pflicht.
    Die Diskussion — meine Damen und Herren, damit komme ich zum Schluß — über die Folgen des GATT-Kompromisses machen aber auch deutlich, daß die Bundesregierung trotz ihrer dauernden allgemeinen Verlautbarungen, fortgesetzt durch örtliche Abgeordnete aus Ihren Reihen in den Wahlkreisen, über die Bedeutung ländlicher Räume kein Konzept zu deren Entwicklung hat.
    Unser Kollege Horst Sielaff hat dieser Tage zu Recht darauf hingewiesen, bei Produktionsrückgängen und damit bei Einschränkungen in einem wichtigen wirtschaftlichen Bereich im ländlichen Raum sei es um so wichtiger, zu wissen, wie diese Situation von der Politik gesamtwirtschaftlich aufgefangen werden soll.



    Ernst Kastning
    Herr Minister — ich appelliere auch an die gesamte Bundesregierung —: Versuchen Sie etwas mehr als bisher, diese wichtige Frage überzubringen und auf den Tisch der Beratungen zu legen.
    Meine Damen und Herren, schon angesichts dieser von der Bundesregierung nicht erfüllten Bringschuld, aber vor allen Dingen wegen ihrer Unfähigkeit, der ostdeutschen Landwirtschaft eine bessere Perspektive zu geben, kann man dem Einzelplan 10 nicht zustimmen.

    (Beifall bei der SPD)

    Frau Präsidentin, darf ich noch einen Satz sagen?


Rede von Renate Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Kollege, da Sie noch 52 Sekunden haben, können Sie auch noch zwei Sätze sagen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ernst Kastning


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Es ertönte eben der Zwischenruf „sehr wenig". Ich habe vor ein paar Jahren einmal den Vizepräsidenten Heinz Westphal gebeten, der Ältestenrat möge einmal ein Gutachten, eine Untersuchung zu der Frage in Auftrag geben, warum liebenswerte, angenehme Kolleginnen und Kollegen, mit denen man sich in Ausschußsitzungen, in Gesprächen sehr sachlich unterhalten kann, plötzlich andere Menschen sind, wenn sie diese beiden Stufen betreten haben. Ich habe mich bemüht, so zu bleiben, wie ich vorher war; aber da kam der Zwischenruf „sehr wenig". Vielleicht denken Sie einmal über das nach, was ich eben gesagt habe.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste)