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ID1212414600

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    Plenarprotokoll 12/124 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 124. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des Sejm der Republik Polen unter Leitung des Vizemarschalls des Sejm, Herrn Dr. Jòzef Zych . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10607 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Rudolf Müller (Schweinfurt) . . 10607 B Begrüßung einer Delegation des Kulturausschusses der Ungarischen Nationalversammlung . . . . . . . . . . . . . . . 10641 D Tagesordnungspunkt III: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksachen 12/3000, 12/3541) Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 12/3509, 12/3530) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 25: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1993 (ERPWirtschaftsplangesetz 1993) (Drucksachen 12/3331, 12/3538, 12/3750) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 26: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Verwaltung des ERP-Sondervermögens (Drucksachen 12/3332, 12/3751) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 27: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zum Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigungen gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) vom 8. Juni 1967 für die Jahre 1989 bis 1992 (13. Subventionsbericht) (Drucksachen 12/1525, 12/2503) Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD . . . . . 10608 A Rudi Walther (Zierenberg) SPD . . . . 10610A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 10611A Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD 10611D, 10631C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 10613 B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . 10613D Josef Grünbeck F.D.P. . . . . 10614D, 10638A Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 10616C Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . 10618 B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Johannes Nitsch CDU/CSU 10620C Wolfgang Roth SPD 10623 A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU . . . 10623C Michael Glos CDU/CSU 10623D Herbert Lattmann CDU/CSU . . . . 10624 C Josef Grünbeck F D P 10626B Anke Fuchs (Köln) SPD 10626B Matthias Wissmann CDU/CSU . . . 10626C Johannes Nitsch CDU/CSU 10627 D Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . 10629A Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10630A, 10635D Karl Stockhausen CDU/CSU . . . . . 10630 C Otto Schily SPD . . . • . . . . . . • . 10630D Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . 10634 B Hans Martin Bury SPD . . . . . . . . . 10636D Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10638C Rainer Haungs CDU/CSU . . . . . . . . 10639A Dr. Ulrich Briefs fraktionslos . . . . . . 10640D Namentliche Abstimmung . . 10641 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . 10645 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksachen 12/3512, 12/3530) Ernst Waltemathe SPD . . . . 10642A Wilfried Bohlsen CDU/CSU . . . . . . . 10647 D Werner Zywietz F.D.P. . . . . . . . . . 10650A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 10652B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . 10654 A Dr. Günther Krause, Bundesminister BMV 10656 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 10657 B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . 10659 A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksachen 12/3507, 12/3530) in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 12/3519, 12/3530) Dr. Hans de With SPD 10660A Michael von Schmude CDU/CSU . . . 10662D Franz Müntefering SPD . . . . . . . 10664 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 10666A Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste 10667 A, 10668 C Gerhard Reddemann CDU/CSU . . . . 10668B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 10668 C Gerhard Reddemann CDU/CSU . . 10669A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 12/3510, 12/3530) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 32: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (10. Ausschuß) zu dem Antrag der Abgeordneten Horst Sielaff, Brigitte Adler, Ernst Kastning, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Zur bilanziellen Entlastung von landwirtschaftlichen Unternehmen in den neuen Ländern (Drucksachen 12/2317, 12/3234) Ernst Kastning SPD . . . . . . . . . . . 10670 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . 10674 B Ernst Kastning SPD . . 10676C, 10681C Dr. Sigrid Hoth F.D.P. . . . . . . . . . 10677 B Jan Oostergetelo SPD . . . . . . . . . 10677 D Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste . . . . . . . . . . . . . . . 10679 A Ignaz Kiechle, Bundesminister BML . . . 10680C Ingrid Matthäus-Maier SPD 10683 C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 12/3522, 12/3530) Thea Bock SPD . . . . . . . . . . . . . 10684 B Dr. Dietrich Mahlo CDU/CSU 10685D Dieter Pützhofen CDU/CSU 10688 A Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD . . . . 10688C Thea Bock SPD . 10688D, 10692B, 10698A Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 10691B, 10694C Dr. Walter Hitschler F.D.P. . . . . . . . 10693 A Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 10694D, 10697A Dr. Rudolf Karl Krause (Bonese) CDU/ CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10696 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau . . . . . . . . . . . . . . . . 10697A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 III Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 12/3516, 12/3530) Hans Georg Wagner SPD . . . . . . . . 10699 D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 10703A Michael von Schmude CDU/CSU . . . 10703 D Dr. Emil Schnell SPD 10706 A Dr. Sigrid Hoth F D P 10706 B Otto Schily SPD 10707C Karl Diller SPD 10708A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 10708 C Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10709D Joseph Fischer, Staatsminister des Landes Hessen 10711B Dr. Sigrid Hoth F.D P 10713 B Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU 10714D, 10718B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 10717D Ulrich Klinkert CDU/CSU (Erklärung nach § 31 der GO) 10718C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksachen 12/3523, 12/3530) Dr. Emil Schnell SPD 10719B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . 10722 C Werner Zywietz F D P 10725 D Ingeborg Philipp PDS/Linke Liste . . 10727 B Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesminister BMFT 10728A Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . 10728B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für Post und Telekommunikation (Drucksachen 12/3513, 12/3530) Arne Börnsen (Ritterhude) SPD 10731 C Manfred Kolbe CDU/CSU 10733 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 10735A Jürgen Timm F D P 10735 C Peter Paterna SPD 10736 D Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister BMPT 10738 C Dr. Peter Struck SPD 10741A Haushaltsgesetz 1993 (Drucksachen 12/3590, 12/3591) Christoph Matschie SPD 10741 D Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 10742 D Dr. Peter Struck SPD 10743A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 10744A Tagesordnungspunkt III 38: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses: Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksachen 12/3100, 12/3541, 12/3759) 10745 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . 10745D Berichtigung 10746 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10747* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 10607 124. Sitzung Bonn, den 26. November 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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    10746 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Berichtigung 122. Sitzung, Seite 10383 C: In der Rede des Abgeordneten Lowack muß ab der dritten Zeile der Satz richtig lauten: „Am 8. September dieses Jahres hat der Bundesfinanzminister eine von ihm vielbeachtete Rede gehalten." Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 26. 11. 92 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 26. 11. 92 * Wilfried Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 26. 11. 92 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 26. 11. 92 Peter Harry Clemens, Joachim CDU/CSU 26. 11. 92 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 26. 11. 92 ** Ganseforth, Monika SPD 26. 11. 92 ** Gattermann, Hans H. F.D.P. 26. 11. 92 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 26. 11. 92 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 26. 11. 92 Gries, Ekkehard F.D.P. 26. 11. 92 Hollerith, Josef CDU/CSU 26. 11. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Holtz, Uwe SPD 26. 11. 92 Homburger, Birgit F.D.P. 26. 11. 92 Ibrügger, Lothar SPD 26. 11. 92 Kolbe, Regina SPD 26. 11. 92 Kretkowski, Volkmar SPD 26. 11. 92 Kubatschka, Horst SPD 26. 11. 92 ** Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 26. 11. 92 Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 26. 11. 92 Klaus W. Marx, Dorle SPD 26. 11. 92 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 26. 11. 92 ** Müller (Pleisweiler), SPD 26. 11. 92 Albrecht Oesinghaus, Günther SPD 26. 11. 92 Rempe, Walter SPD 26. 11. 92 Reuter, Bernd SPD 26. 11. 92 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 26. 11. 92 Ingrid Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 26. 11. 92 Dr. Seifert, Ilja PDS/LL 26. 11. 92 Dr. Sperling, Dietrich SPD 26. 11. 92 Vosen, Josef SPD 26. 11. 92 Welt, Jochen SPD 26. 11. 92 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 26. 11. 92
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    Rede von Dr. Hans de With


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! 1991 waren es drei Menschen, die Fremdenhaß und rassistischen Krawallen zum Opfer fielen. In diesem Jahr sind es, wie wir wissen, schon 16.
    Die tödliche Chronik allein für diesen Monat liest sich nach einer Agenturmeldung — ich zitiere — so:
    12. November:
    Zwei Skinheads treten in Wuppertal nach einem Streit einen arbeitslosen Metzger zu Tode und stecken ihn in Brand.
    21. November:
    Ein vermutlich Rechtsradikaler ersticht in BerlinMarzahn einen Jugendlichen aus der Hausbesetzerszene.
    23. November:
    In Mölln sterben zwei türkische Frauen und ein türkisches Mädchen bei einem Brandanschlag auf ihr Haus.
    Unmittelbar nach dem Anschlag geht ein Anruf bei der Feuerwehr mit nationalsozialistischen Parolen ein.
    Hinzu kommt der 24. November:
    In Bad Salzuflen wird ein Türke von maskierten jungen Männern zusammengeschlagen und mit einem Messer schwer verletzt.
    Es wird kaum mehr davon Kenntnis genommen. Wir können von Glück reden, daß er noch lebt.
    Und vor fast genau zwei Jahren hatte es begonnen: Skinheads in Eberswalde erschlugen einen Mann aus Angola. Ortsnamen sind inzwischen Fanale einer neuen rechtsradikalen Gewaltseuche: Hoyerswerda, Quedlinburg, Rostock und jetzt Mölln.
    Seit mehr als einem Jahr brennt es in Deutschland beinahe jede Nacht. Brutale Gewalt, Fremdenhaß, aber auch ohnmächtige Wut gehen um. Wir müssen sagen, was ist.
    Jeden Tag muß das öffentliche Bewußtsein geschärft und der Letzte aufgerüttelt werden. Und natürlich ist es gut, daß in Mölln der Generalbundesanwalt eingeschritten ist. Ich füge hinzu: im ganzen erst zum zweitenmal gegen den Rechtsradikalismus. Es muß rasch, es muß rascher ermittelt werden. Die Strafrahmen sind keineswegs ausgeschöpft worden. Auch wenn ich es hier immer wiederhole und es vielen bekannt ist, es muß immer und immer wieder gesagt werden: Wer Brandsätze in bewohnte Häuser wirft, begeht einen Mordversuch, mindestens einen Totschlagsversuch.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das sind — bei Gott — keine derben Streiche. Das sind schwerste Verbrechen, die uns vom Dritten Reich Gebrannten die Schamröte ins Gesicht treiben.
    Es geht auch nicht an — und das ist nicht minder wichtig —, daß die Rechtsextremen mit Hakenkreuzfahnen, mit dem Hitler- oder dem sogenannten Kühnen-Gruß durch die Straßen marschieren, auf den Mattscheiben erscheinen und bei allem oder vielem unbehelligt bleiben. Ebensowenig kann hingenommen werden, daß Zeugen, wenn sie aus einem Gerichtsgebäude ziehen und Hitler-Parolen rufen, nicht strafrechtlich verfolgt werden, noch dazu, wenn sie aus einem Prozeß gegen Rechtsradikale kommen.
    In der „Schweriner Volkszeitung" — ich sage das nicht von ungefähr — vom 14. November heißt es z. B. — ich zitiere wörtlich —:
    Sie machten draußen ihrem Ärger Luft. Das Lied „SA marschiert" singend und „Heil Hitler!" rufend zogen sie vom Justizgebäude durch die Breitscheidstraße in Richtung Platz der Freiheit in eine Gaststätte. Was sie taten, steht unter Strafe. Wir können nur hoffen, daß sie tatsächlich wirklich nachdrücklich verfolgt werden. Denn das ist das Unterfutter, auf dem blanker Terror wächst und gewachsen ist.
    Nur — und das sage ich auch —: Hier sind nicht nur Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte aufgerufen, sondern ebenso auch Justizminister- und Innenministerkonferenzen. Gefragt sind auch Kultusministerkonferenzen und vor allem Erzieher, Eltern und auch wir Älteren, die wir in unseren Kindertagen dies alles schon einmal erlebt haben. Unsere Gesellschaft ist gefordert. Das Toleranzgebot darf nirgendwo — aber auch wirklich nirgendwo — ein Fremdwort sein.
    Gewiß, wir sind uns über alle Parteigrenzen hinweg im Grunde einig; Gott sei Dank! Nur sollten wir uns nicht kleinlich parteipolitisch beharken mit Vorwürfen wegen fehlender oder verfehlter Gesetzesänderungen hier oder dort. Wir Sozialdemokraten sind zu jedem Gespräch, zu jeder Mitarbeit bereit, auch — Hans-Ulrich Klose hat das gestern schon gesagt — zur Überprüfung des Gesetzesinstrumentariums.
    Letztlich geht es zudem um den Erhalt des Gewaltmonopols des demokratischen Staates. Die Weimarer Republik ging auch deshalb unter, weil der Staat das Hochschaukeln des Sich-gegenseitig-Bewaffnens nicht hindern konnte und die Autorität des Staates unter den Schmährufen der Rechten versunken ist.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Justizetat gibt für beckmesserische Buchhalterei gemeinhin nichts her. Er ist klein, gemessen an den Haushalten anderer Ministerien, und auch diesmal wieder traditionell sparsam angelegt. Ich nehme bei dieser Gelegenheit die Möglichkeit wahr, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundesministeriums der Justiz herzlich Dank zu sagen.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das gilt für die Überstunden, um das einmal zu sagen,
    zugunsten der neuen Länder genauso wie für das stete



    Dr. Hans de With
    Ausharren im Rechtsausschuß, das sie oft hinnehmen mußten.
    Die Ministerin kann ich allerdings nicht ganz ungeschoren davonkommen lassen. Auch Sie haben, was ich seit Jahren gegenüber Ihren beiden Vorgängern gesagt habe, noch immer keinen Gesetzentwurf zur Bestrafung der Vergewaltigung auch in der Ehe eingebracht, verbunden mit den erforderlichen Änderungen bei den dazu gehörenden Sexualdelikten; für mich eigentlich nicht verständlich.

    (Detlef Kleinert [Hannover] [F.D.P.]: Das ist nicht für jedermann ein Vorwurf!)

    Ich frage Sie, Frau Ministerin: Wie steht es eigentlich mit der Reform des Kindschaftsrechtes? Im Grunde hat der Juristentag in Hannover vor wenigen Wochen dazu schon ein gut Teil an Hausarbeiten geleistet. Wir werden am Dienstag — davon gehe ich aus — einen entsprechenden Antrag in unserer Fraktion beschließen.
    Das sind Defizite, die Sie sich mit anrechnen lassen müssen.
    Auf der anderen Seite haben Sie als Verantwortliche für das Justizressort — jetzt kommt es etwas dicker — es hinnehmen müssen, daß die Koalitionsfraktionen Ihnen in der letzten Sitzungswoche ein Gesetz zur Verlängerung der unseligen Kronzeugenregelung — ich kann es wohl nicht anders sagen — aufgedrückt haben, und zwar mit dem Ziel, dieses noch in dieser Woche durch das Parlament zu peitschen, um das Auslaufen des Gesetzes zum 31. Dezember dieses Jahres doch noch aufzufangen, zu verhindern. Wir Sozialdemokraten haben dazu gestern im Rechtsausschuß ein Anhörungsverfahren beantragt, weil es einfach nicht angeht, daß dieses höchst umstrittene Gesetz ohne öffentliche Bewertung mit einem bloßen Federstrich verlängert und innerhalb von nur 14 Tagen durch den Bundestag gejagt wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Verfahrensweise ist in der Tat eine Zumutung.
    Hatten Sie, Frau Ministerin, zu der Verlängerung der Kronzeugenregelung noch am 6. November nein gesagt, so haben wir nichts von Ihnen zu der Frage gehört, ob denn nicht endlich anstelle der 0,8Promille-Regelung in den alten Ländern eine 0,5Promille-Regelung mit Fahrverbot bei Alkoholgenuß für ganz Deutschland eingeführt werden soll.

    (Beifall bei der SPD)

    Bis zum 31. Dezember gilt in den neuen Ländern noch die sogenannte 0,0-Promille-Regelung, in den alten, wie erwähnt, noch die 0,8-Promille-Bestimmung. Es liegen Anträge der SPD und des Bundesrates zur Vereinheitlichung — jetzt inzwischen auch einer zur Verlängerung — vor. Ich frage Sie: Warum schweigen Sie hierzu, Frau Ministerin?
    Wir wissen, wieviel tödliche Verkehrsunfälle durch Alkoholgenuß verursacht werden und in welchem hohen Maße der Alkoholgenuß bei Verkehrsunfällen mitspielt. Es ist furchtbar, und es ist jede Maßnahme
    gerechtfertigt, den Versuch zu unternehmen, den Alkoholgenuß herunterzudrücken.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Hat bei Ihnen vielleicht die CSU zu sehr gedrückt?

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    — Wenn Sie nein sagen, um so besser; dann sagen Sie gleich, was Sie wollen, und stimmen Sie dem, was ich ausgeführt habe, zu.
    Die Bundesregierung und die sie tragenden Parteien haben eine Ewigkeit gebraucht, um ein Gesetz zur Bestrafung der Geldwäsche einzubringen. Es ist inzwischen verabschiedet. Nur, das dazu gehörende Gewinnaufspürungsgesetz steht noch immer nicht im Bundesgesetzblatt. Ich will zwar zugeben, daß das Bundesministerium der Justiz hier nicht federführend zuständig ist. Aber es ist die Bundesregierung mit der Bundesministerin der Justiz, die hier aus übertriebener Angst vor den Banken nicht bereit war, die Registrierungsschwelle für Bankabhebungen entsprechend zu senken, und damit das Inkrafttreten des Gesetzes erheblich verzögerte.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Denen ist das Bankgeheimnis wichtiger als der Schutz unserer Kinder!)

    — Diesen Eindruck muß ich haben. — Was wir Ihnen mühsam abzutrotzen versuchen, ist in den Vereinigten Staaten, dem, wie man sagt, kapitalistischen Staat der Erde schlechthin, seit Jahren Gesetz und damit längst zur Bekämpfung der Drogenkriminalität wirksam.
    Defizite gibt es auch im Bereich des Umweltstrafrechts. Insbesondere die Anhörung des Rechtsausschusses in Weimar hat dies erneut belegt. Ich erinnere an die Nuklearstraftatbestände. Diese müssen verbessert werden, der Art nach und was den Strafrahmen anlangt. Denn auch bei uns müssen wir erkennen, daß sogenannte Nuklearstrafdelikte nicht mehr selten sind.
    Im Bereich des Strafrechts waren Sie, Frau Ministerin, in einem anderen Feld sonderbar zögerlich. Wir hatten vor Jahr und Tag eine Große Anfrage zur Meinung der Bundesregierung über unser Sanktionenrecht eingebracht, also zur Frage, ob die Strafarten und Strafmaße noch unserer Zeit entsprechen. Das Kabinett hat die Antwort gerade erst beschlossen.
    Inzwischen haben wir eine weitere Große Anfrage zur sogenannten Massenkriminalität eingebracht. Ich frage mich, ob die Antwort hier erneut ähnlich lange dauert. Es geht mir nicht um die Förmlichkeiten der Behandlung einer Parlamentsanfrage, obwohl man auch darüber rechten könnte. Es geht darum, daß die Öffentlichkeit merkt, daß die in letzter Zeit enorm gestiegene Massenkriminalität — vom Autodiebstahl über den Hauseinbruch bis zum Straßenraub — energischer und besser bekämpft wird.
    Ich kündige schon jetzt an, daß wir im nächsten Jahr eine weitere Große Anfrage einbringen werden, nämlich eine zur Schwerkriminalität. Nicht nur Umfragen bestätigen: Bei den Besorgnissen der Bürger über die



    Dr. Hans de With
    Zunahme der Kriminalität spielt die Angst, selbst Opfer zu werden, eine zunehmend wichtige Rolle.
    Weil ich gerade vom Autodiebstahl gesprochen habe, will ich noch folgendes sagen. Sie konnten der gestrigen Ausgabe der „Süddeutschen Zeitung" entnehmen, daß im Jahre 1991 Autos im Wert von 850 Millionen DM gestohlen worden sind und daß es im Jahre 1992 sehr wahrscheinlich 1,2 Milliarden DM werden. Das ist ein ganz enormer Anstieg. Dabei wissen wir aus Veröffentlichungen, daß es sehr wahrscheinlich möglich ist, mit einem Aufwand von nur etwa 200 DM einen Autodiebstahl besser als bisher zu verhindern oder auf jeden Fall sehr erheblich zu erschweren. Aber ich muß Sie fragen: Warum haben Sie noch nicht dafür gesorgt, daß es zu einer entsprechenden Änderung mit einer Auflage in der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung kam? Ist Ihnen das gleichgültig? Dazu bedarf es keiner großen Kraftanstrengung; aber geschehen ist nichts.
    Ich nenne aber noch eine Reihe anderer Defizite. Wann endlich kommt das Zweite SED-Unrechtsbereinigungsgesetz, also die Möglichkeit, vom SEDRegime durch Verwaltungsunrecht und im Bereich des beruflichen Fortkommens geschädigte Bürgerinnen und Bürger der vormaligen DDR zu rehabilitieren?
    Und wie steht es mit dem schon lange angemahnten Entschädigungsgesetz? Solange ein früherer Hausbesitzer in den neuen Ländern nicht weiß, welche Entschädigung er für sein Haus bekommt, das er jetzt dem Staat überläßt, wird er es ewig vorziehen, zu sagen „Ich will das Haus", und darum kämpfen. Das wird auf der anderen Seite zur Folge haben, daß jemand, der investieren will und um ein Grundstück nachsucht, es schwerer haben wird, weil er weiß, da ist einer, der um sein Grundstück kämpft. Das heißt: Das Fehlen eines solchen Entschädigungsgesetzes bedeutet indirekt, daß der Aufschwung Ost erheblich verzögert wird.
    Wie steht es mit der weiteren Bekämpfung der „Umwandlungsseuche" — so muß ich es wohl nennen —, der Lust Kapitalkräftiger, preisgünstige Mietwohnungen in luxussanierte Eigentumswohnungen umzuwandeln, um die Altmieter hinauszuekeln? Wir denken dabei aber nicht nur an München oder Berlin, sondern das findet auch schon in Mittelstädten statt. Die entsprechenden Gesetzentwürfe von uns liegen vor; aber die Bundesregierung — das hat wieder die letzte Rechtsausschußsitzung vom Mittwoch dieser Woche bewiesen — hat dabei offenbar überhaupt keine Eile.
    Sie haben, Frau Ministerin, in der ersten Lesung des Haushalts — gewissermaßen als Einstandsrede — in einem längeren Exkurs von der Notwendigkeit der Bewahrung der Grundrechte und der Sicherung der Freiheitsrechte gesprochen und dabei besonnenes Handeln gefordert — ich zitiere Sie —, „das die Balance von Freiheit des Bürgers auf der einen und Schutz des Bürgers vor Mißständen und Gewalt auf der anderen Seite nicht einseitig zu Lasten der Freiheit des Bürgers verschiebt". Das hat uns gut gefallen, sage ich unumwunden. Dafür stehen wir. Nur: Dafür muß man auch kämpfen, auch in einer Bundesregierung. Wenn der Bundesminister der Verteidigung plötzlich davon spricht, daß er durch ein einfaches Gesetz den Kampfeinsatz deutscher Zerstörer in der Adria bei der Blockade Restjugoslawiens erlauben will — er hat es gestern abend erstaunlicherweise ein klein wenig relativiert —, und der Bundesminister des Auswärtigen, Ihr Vorgänger, mit dem Hinweis widerspricht, dies gehe ohne eine Grundgesetzänderung nicht, was auch unser Standpunkt ist, frage ich: Warum schweigen Sie dazu? Für eine Antwort wären wir dankbar.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Justiz und die Rechtspolitik finden sich nur selten in den Schlagzeilen, sie sind Tagesgeschäft. Rechtsstaatlichkeit ist eine Daueraufgabe und eignet sich nicht zur Effekthascherei. Nicht selten müssen wir mangelndes Verständnis und noch mehr Unpopularität über uns ergehen lassen, um rechtsstaatliches Bewußtsein als Grundvoraussetzung für Gerechtigkeit entwickeln zu helfen. Da lesen wir zum Honekker-Prozeß: Schon zwei Angeklagte ausgeschieden! Wird der Prozeß zur Farce? — Und andere meinen, Honecker hätte man besser zu seiner Frau nach Chile fahren lassen sollen, da es ja ohnehin nicht zum Urteil komme oder gar mit einem Freispruch zu rechnen sei.
    Hier kann ich mit allem Ernst nur feststellen:
    Erstens. Es handelt sich nicht um einen sogenannten politischen Prozeß, sondern um die Anklage gegen einen Mann, der dringend bzw. hinreichend des mehrfachen Totschlags verdächtig ist.
    Zweitens. Solange ein Angeklagter verhandlungs-und haftfähig ist, muß verhandelt und an der Untersuchungshaft — so die Voraussetzungen vorliegen — festgehalten werden, gleichgültig, ob es sich um einen früheren Staatsmann handelt oder nicht.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Drittens. Die Bundesregierung hat — und wir haben sie dabei stets unterstützt — richtig gehandelt, als sie alles in ihren Kräften Stehende tat, daß Honecker aus Moskau rückgeführt wurde, damit ihm hier der Prozeß gemacht werden konnte wie jedem anderen, der aus der Bundesrepublik geflüchtet war.
    Viertens und letztens. Staatsanwalt und Gericht können sich bei ihren Verfahrensschritten nicht danach richten, was der eine oder andere für opportun hält. Sie haben jeden Schritt danach auszurichten, was Gesetz und Recht verlangen. Und genau das tun unsere Richter in Berlin. Wir können ihnen nur den Rücken stärken.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat nunmehr der Abgeordnete Michael von Schmude.

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    Rede von Michael von Schmude


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte mich zu Beginn bei Ihnen, Herr de With, für Ihre Ausführungen bedanken, die Sie hier zu den schrecklichen Gewalttaten in unserem Land gemacht haben. Wir befinden



    Michael von Schmude
    uns hier in Gemeinsamkeit in der Beurteilung dieser Vorgänge. Nun gilt es, daß alle demokratischen Kräfte in unserem Land für den Grundsatz streiten, daß in unserem Land nie wieder Gewalt vor Recht gehen darf.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der F.D.P.)

    Aber es gilt jetzt natürlich auch, gemeinsam schnell die entsprechenden Schlußfolgerungen daraus zu ziehen.
    Übereinstimmung, meine Damen und Herren, gab es bei den Berichterstattern weitestgehend — fast vollständig — auch bei den Haushaltsberatungen zum Einzelplan 07. Zwar blieben die Sozialdemokraten ihrer alten Tradition treu und lehnten die Ansätze für die Wehrstrafgerichtsbarkeit ab,

    (Beifall bei der SPD)

    aber — dies ist ja kein Novum — wir sind ihnen mit einer Kürzung dieser Ansätze ein bißchen entgegengekommen.

    (Dr. Jürgen Meyer [Ulm] [SPD]: Das ist der erste Schritt zur besseren Einsicht!)

    Selbst bei einer so schicksalsschweren Entscheidung, ob man etwa „sprachwissenschaftliche Begleituntersuchungen von maskulinen und femininen Personenbezeichnungen in der Rechtssprache" fördern sollte oder nicht, haben wir Einvernehmen erzielt.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Bei zunächst sehr unterschiedlichen Auffassungen von Frau Kollegin Bock einerseits und Kollegen Dr. Weng, immerhin Vorsitzender des Bundes liberaler Männer Deutschlands, andererseits

    (Heiterkeit)

    gelang es uns dann doch, den Haushaltsansatz von zunächst 100 000 auf 25 000 DM einvernehmlich zurückzuführen.
    Das Haushaltsvolumen des Einzelplans 07 liegt nunmehr bei 732,46 Millionen DM und entspricht mit seiner Steigerungsrate von 2,5 % genau den Eckwerten des Gesamthaushalts. Erfreulich ist auch die beachtliche Einnahmesteigerung von 301 Millionen auf 343 Millionen DM; denn damit erreicht dieser doch kleine und alles in allem recht bescheidene Haushalt einen Eigenfinanzierungsgrad von fast 50 %. Zurückzuführen ist diese Entwicklung u. a. auf einen starken Anstieg der Einnahmen beim Deutschen Patentamt.
    In diesem Zusammenhang begrüße ich es sehr, daß das Ministerium meiner langjährigen Forderung nachgekommen ist und einen Referentenentwurf zur Änderung des Gebührengesetzes beim Patentamt vorbereitet hat. Inhaltlich geht es um die von mir geforderte Einspruchsgebühr bei abgelehnten Anträgen. Dies wird nicht nur zu Mehreinnahmen führen, sondern vor allem zu einer entscheidenden Arbeitsentlastung. Diese Entwicklung haben wir auch schon beim Europäischen Patentamt in München festgestellt.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Sehr lobenswert!)

    Eine Sorge haben wir im Bereich des Patentamtes hinsichtlich des starken Kostenanstiegs für die Ausbildung der Patentanwaltsbewerber. Immerhin stiegen die Kosten in den letzten drei Jahren von 1,2 Millionen auf 2,8 Millionen DM. Die Ursache liegt in dem geradezu inflationären Anstieg der Bewerber. Waren es vor drei Jahren noch 39, sind es jetzt bereits 93 Bewerber. Wir werden uns hier etwas überlegen müssen.
    Der Aufgabenbereich des Bundesjustizministers hat sich in den letzten Jahren stark ausgeweitet. Wir haben dieser Tatsache durch einen Stellenzuwachs von rund 28 % Rechnung getragen. Quer durch das Haus sind Ausgabenzuwächse durch die Wiedervereinigung entstanden. Eine neue Abteilung mit 19 Planstellen, die sich ausschließlich um einigungsbedingte Fragen kümmert, ist eingerichtet worden. So haben wir denn angesichts begrenzter Personalressourcen auch Aufgabenverschiebungen für einen bestimmten Zeitraum hinzunehmen. So sind die Aufwendungen für die Reformaufgaben im Justizbereich für das neue Jahr um 400 000 DM zurückgenommen worden.
    Bei der Erforschung und Erfassung von Rechtstatsachen gewinnen einigungsbedingte Themen an Gewicht. So stellen wir für Untersuchungen der Justiz in der ehemaligen DDR 120 000 DM und für Reformvorhaben auf dem Gebiet der Bereinigung von SED-Unrecht, Herr de With, weitere 50 000 DM zur Verfügung.
    Vor einem Jahr hatte ich hier in der Haushaltsdebatte vorgeschlagen, eine Wanderausstellung „Justiz in der DDR" einzurichten, um über Stellung, Struktur und Verhalten der Justiz im SED-Unrechtsstaat zu informieren. Vorbild ist dabei für mich die von uns seit Jahren bereits erfolgreich betriebene Ausstellung „Die Justiz im Nationalsozialismus".

    (Zuruf des Abg. Wolfgang Roth [SPD])

    — Herr Kollege Roth, diese Ausstellung sollten Sie sich vielleicht einmal anschauen. — Erstmals werden für die Ausstellung „Justiz im DDR-Staat" nunmehr 575 000 DM bereitgestellt; für die Folgejahre weitere 1,25 Millionen. Wir haben als Berichterstatter — quer durch die Fraktionen — das Geld durch Einsparungen an anderer Stelle im Haushalt gemeinsam besorgt. Ich bin sicher, daß diese Ausstellung einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung des Justizunrechts in der früheren DDR leisten wird.
    Ebenfalls quer durch die Fraktionen haben wir vor mehr als einem Jahr die Einrichtung einer Tagungsstätte der Deutschen Richterakademie Trier in Schloß Wustrau, Brandenburg, begrüßt. Wir haben dafür im Haushalt 3 Millionen DM als Baukostenzuschuß und weitere 1,2 Millionen für laufende Kosten vorgesehen. Dieser Ansatz ist nach wie vor gesperrt, da mit den alten Bundesländern keine Übereinstimmung erzielt werden konnte, in welcher Form sie sich hier an der Mitfinanzierung beteiligen. Es ist geradezu entwürdigend, daß der Länderegoismus erneut ein so wichtiges Vorhaben blockiert.

    (Heinrich Seesing [CDU/CSU]: Richtig!)

    Der Aus- und Fortbildungsbedarf der Richter in den neuen Ländern ist ausgesprochen groß und dringend,



    Michael von Schmude
    und es ist nicht einzusehen, daß die alten Länder nicht ihren Anteil — wie übrigens auch bei der Einrichtung in Trier — mittragen sollen. Der Bund kann sich nicht alle Lasten der Einheit von den Ländern aufdrängen lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Einen erheblichen Mangel an Solidarität seitens der Länder haben wir auch festzustellen, wenn es um den Ausbau der Stiftung Europäische Rechtakademie in Trier geht. Nur wenige Länder sind bisher bereit, sich daran zu beteiligen. Wir haben im Bundeshaushalt einen Leertitel aufgenommen, um zu dokumentieren, daß wir gewillt sind, einen angemessenen Beitrag zu leisten, und zwar unter der Voraussetzung, daß sich die Länder beteiligen und daß ein tragbares Finanzierungskonzept gefunden wird.
    Bei einem so insgesamt doch übersichtlichen und zudem gut geführten Haus wie dem des Justizministeriums fällt es den Haushältern manchmal schon schwer, Herr Kollege Reddemann, noch Einsparmöglichkeiten zu finden.
    Wir haben bei der Unterrichtung der Bevölkerung allerdings feststellen müssen, daß bezüglich der Mietrechtsinformationen des Ministeriums keine Abstimmung mit dem Wohnungsbauministerium erfolgte, das ebenfalls eine Hochglanzbroschüre mit fast gleichem Inhalt verlegt hat. Wir müssen darauf bestehen, daß hier künftig Abstimmung zwischen den Häusern Platz greift.