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ID1212412200

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    Plenarprotokoll 12/124 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 124. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des Sejm der Republik Polen unter Leitung des Vizemarschalls des Sejm, Herrn Dr. Jòzef Zych . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10607 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Rudolf Müller (Schweinfurt) . . 10607 B Begrüßung einer Delegation des Kulturausschusses der Ungarischen Nationalversammlung . . . . . . . . . . . . . . . 10641 D Tagesordnungspunkt III: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksachen 12/3000, 12/3541) Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 12/3509, 12/3530) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 25: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1993 (ERPWirtschaftsplangesetz 1993) (Drucksachen 12/3331, 12/3538, 12/3750) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 26: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Verwaltung des ERP-Sondervermögens (Drucksachen 12/3332, 12/3751) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 27: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zum Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigungen gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) vom 8. Juni 1967 für die Jahre 1989 bis 1992 (13. Subventionsbericht) (Drucksachen 12/1525, 12/2503) Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD . . . . . 10608 A Rudi Walther (Zierenberg) SPD . . . . 10610A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 10611A Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD 10611D, 10631C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 10613 B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . 10613D Josef Grünbeck F.D.P. . . . . 10614D, 10638A Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 10616C Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . 10618 B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Johannes Nitsch CDU/CSU 10620C Wolfgang Roth SPD 10623 A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU . . . 10623C Michael Glos CDU/CSU 10623D Herbert Lattmann CDU/CSU . . . . 10624 C Josef Grünbeck F D P 10626B Anke Fuchs (Köln) SPD 10626B Matthias Wissmann CDU/CSU . . . 10626C Johannes Nitsch CDU/CSU 10627 D Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . 10629A Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10630A, 10635D Karl Stockhausen CDU/CSU . . . . . 10630 C Otto Schily SPD . . . • . . . . . . • . 10630D Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . 10634 B Hans Martin Bury SPD . . . . . . . . . 10636D Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10638C Rainer Haungs CDU/CSU . . . . . . . . 10639A Dr. Ulrich Briefs fraktionslos . . . . . . 10640D Namentliche Abstimmung . . 10641 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . 10645 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksachen 12/3512, 12/3530) Ernst Waltemathe SPD . . . . 10642A Wilfried Bohlsen CDU/CSU . . . . . . . 10647 D Werner Zywietz F.D.P. . . . . . . . . . 10650A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 10652B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . 10654 A Dr. Günther Krause, Bundesminister BMV 10656 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 10657 B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . 10659 A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksachen 12/3507, 12/3530) in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 12/3519, 12/3530) Dr. Hans de With SPD 10660A Michael von Schmude CDU/CSU . . . 10662D Franz Müntefering SPD . . . . . . . 10664 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 10666A Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste 10667 A, 10668 C Gerhard Reddemann CDU/CSU . . . . 10668B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 10668 C Gerhard Reddemann CDU/CSU . . 10669A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 12/3510, 12/3530) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 32: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (10. Ausschuß) zu dem Antrag der Abgeordneten Horst Sielaff, Brigitte Adler, Ernst Kastning, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Zur bilanziellen Entlastung von landwirtschaftlichen Unternehmen in den neuen Ländern (Drucksachen 12/2317, 12/3234) Ernst Kastning SPD . . . . . . . . . . . 10670 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . 10674 B Ernst Kastning SPD . . 10676C, 10681C Dr. Sigrid Hoth F.D.P. . . . . . . . . . 10677 B Jan Oostergetelo SPD . . . . . . . . . 10677 D Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste . . . . . . . . . . . . . . . 10679 A Ignaz Kiechle, Bundesminister BML . . . 10680C Ingrid Matthäus-Maier SPD 10683 C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 12/3522, 12/3530) Thea Bock SPD . . . . . . . . . . . . . 10684 B Dr. Dietrich Mahlo CDU/CSU 10685D Dieter Pützhofen CDU/CSU 10688 A Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD . . . . 10688C Thea Bock SPD . 10688D, 10692B, 10698A Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 10691B, 10694C Dr. Walter Hitschler F.D.P. . . . . . . . 10693 A Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 10694D, 10697A Dr. Rudolf Karl Krause (Bonese) CDU/ CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10696 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau . . . . . . . . . . . . . . . . 10697A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 III Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 12/3516, 12/3530) Hans Georg Wagner SPD . . . . . . . . 10699 D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 10703A Michael von Schmude CDU/CSU . . . 10703 D Dr. Emil Schnell SPD 10706 A Dr. Sigrid Hoth F D P 10706 B Otto Schily SPD 10707C Karl Diller SPD 10708A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 10708 C Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10709D Joseph Fischer, Staatsminister des Landes Hessen 10711B Dr. Sigrid Hoth F.D P 10713 B Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU 10714D, 10718B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 10717D Ulrich Klinkert CDU/CSU (Erklärung nach § 31 der GO) 10718C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksachen 12/3523, 12/3530) Dr. Emil Schnell SPD 10719B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . 10722 C Werner Zywietz F D P 10725 D Ingeborg Philipp PDS/Linke Liste . . 10727 B Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesminister BMFT 10728A Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . 10728B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für Post und Telekommunikation (Drucksachen 12/3513, 12/3530) Arne Börnsen (Ritterhude) SPD 10731 C Manfred Kolbe CDU/CSU 10733 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 10735A Jürgen Timm F D P 10735 C Peter Paterna SPD 10736 D Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister BMPT 10738 C Dr. Peter Struck SPD 10741A Haushaltsgesetz 1993 (Drucksachen 12/3590, 12/3591) Christoph Matschie SPD 10741 D Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 10742 D Dr. Peter Struck SPD 10743A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 10744A Tagesordnungspunkt III 38: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses: Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksachen 12/3100, 12/3541, 12/3759) 10745 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . 10745D Berichtigung 10746 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10747* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 10607 124. Sitzung Bonn, den 26. November 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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    10746 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Berichtigung 122. Sitzung, Seite 10383 C: In der Rede des Abgeordneten Lowack muß ab der dritten Zeile der Satz richtig lauten: „Am 8. September dieses Jahres hat der Bundesfinanzminister eine von ihm vielbeachtete Rede gehalten." Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 26. 11. 92 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 26. 11. 92 * Wilfried Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 26. 11. 92 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 26. 11. 92 Peter Harry Clemens, Joachim CDU/CSU 26. 11. 92 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 26. 11. 92 ** Ganseforth, Monika SPD 26. 11. 92 ** Gattermann, Hans H. F.D.P. 26. 11. 92 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 26. 11. 92 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 26. 11. 92 Gries, Ekkehard F.D.P. 26. 11. 92 Hollerith, Josef CDU/CSU 26. 11. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Holtz, Uwe SPD 26. 11. 92 Homburger, Birgit F.D.P. 26. 11. 92 Ibrügger, Lothar SPD 26. 11. 92 Kolbe, Regina SPD 26. 11. 92 Kretkowski, Volkmar SPD 26. 11. 92 Kubatschka, Horst SPD 26. 11. 92 ** Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 26. 11. 92 Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 26. 11. 92 Klaus W. Marx, Dorle SPD 26. 11. 92 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 26. 11. 92 ** Müller (Pleisweiler), SPD 26. 11. 92 Albrecht Oesinghaus, Günther SPD 26. 11. 92 Rempe, Walter SPD 26. 11. 92 Reuter, Bernd SPD 26. 11. 92 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 26. 11. 92 Ingrid Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 26. 11. 92 Dr. Seifert, Ilja PDS/LL 26. 11. 92 Dr. Sperling, Dietrich SPD 26. 11. 92 Vosen, Josef SPD 26. 11. 92 Welt, Jochen SPD 26. 11. 92 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 26. 11. 92
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dagmar Enkelmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zunächst möchte ich Sie an ein historisches Datum erinnern. Gestern vor 19 Jahren gab es in der Bundesrepublik den ersten autofreien Sonntag. Er löste neun Monate später einen Babyboom aus. Eine so fruchtbare Verkehrspolitik, Herr Minister Krause, würde ich mir gern von Ihnen wünschen.

    (Heiterkeit — Zuruf von der CDU/CSU: Nachtigall, ich hör dir trapsen!)

    Minister Krause klärte bei der Eröffnung des Kongresses der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands in Köln die Anwesenden darüber auf, daß er sich eher als Dienstleistungsminister eines Wirtschaftssystems und weniger als Wunschminister eines Verkehrssystems verstehe. Ich werde dennoch den Eindruck nicht los, daß er — wie manchmal auch der Weihnachtsmann — Wünsche erfüllen will, die der Beschenkte gar nicht hat. Der Beschenkte aber soll sich freuen und dankbar sein, und er versucht dann nach der Bescherung krampfhaft, das Geschenk wieder loszuwerden.
    Ähnlich sieht das Szenarium jetzt beim Bundesverkehrswegeplan aus: der Verkehrsminister als Weihnachtsmann, der die Projekte reihenweise aus dem Sack holt, und Umweltverbände, Kommunalvertretungen, ökologische Arbeitskreise z. B. von Kirchenbezirken, Bürgerinitiativen, viele Bürgerinnen und Bürger als unschuldig Beschenkte.
    Manchmal verspricht der Weihnachtsmann in der Adventszeit aber auch etwas, was er bei der Bescherung dann nicht einhält. Minister Krause versprach uns allen eine grundlegende Wende in der Verkehrspolitik. Sein Verkehrshaushalt jedoch ist eine schöne Bescherung.
    Vorrang der Bahn — so war es auch am Sonntag vor den Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern in Köln wieder von Ihnen, Herr Minister Krause, zu hören. Wie sieht es aber damit im Etat aus?

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ihr müßt ihn nur lassen!)

    Kapitel 12 10 — Bundesfernstraßen — schreibt Investitionen für den Bundesfernstraßenbau von rund 8,9 Milliarden DM fest. Dem steht aber nur gut die Hälfte, nämlich rund 4,6 Milliarden DM, für den Ausbau der Schieneninfrastruktur gegenüber. Es bleibt des Ministers mathematisches Geheimnis, wie man in Anbetracht dieser Zahlen von einer Bevorzugung der Schiene sprechen kann.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nicht teilweise zitieren!)

    Wirtschaftlicher Aufschwung im Osten setzt eine verbesserte Infrastruktur voraus. Das ist ein Argument, mit dem dort kritische Stimmen im Zaum gehalten werden. Kollege Zywietz hat uns hier ja auch damit gedroht. Warum wird dann aber für den Neubau von Bundesautobahnen im Westen mehr als das Vierfache der für den Osten veranschlagten Summe ausgegeben? Beim Neubau von Bundesstraßen ist es sogar mehr als das Fünffache.
    Abgesehen davon gibt es inzwischen zahlreiche Beispiele dafür, daß der angebliche Automatismus „gute Verkehrsinfrastruktur — gute wirtschaftliche Entwicklung" so nicht funktioniert. Die Region Eberswalde im Land Brandenburg ist dafür ein Beispiel. In diesem Zusammenhang sei aber auch auf Dresden verwiesen, das wohl zu den infrastrukturell am schlechtesten ausgestatteten Großstädten in den neuen Bundesländern zählt und dennoch mit Abstand eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten aufweist.
    Nicht ganz zu Unrecht wachsen daher im Osten die Befürchtungen, daß einem großen Teil der vorgesehenen neuen Straßen vorrangig Transitaufgaben zukommen werden, die Arbeitsplätze höchstens an Tankstellen und Imbißbuden bieten.
    Neue Straßen sollen auch die vielgepriesene Mobilität der Menschen fördern. Machen wir uns doch nichts vor: Schon heute pendeln Hunderttausende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Richtung Westen — billige Arbeitskräfte für Versandhäuser, Baustellen, Unternehmen in den Wirtschaftszentren der alten Bundesländer. Wie man angesichts der Staus von Mobilität sprechen kann, bleibt mir übrigens schleierhaft.
    Mecklenburg-Vorpommern weist beispielsweise bereits jetzt ein deutliches Ost-West-Gefälle in der Arbeitslosenstatistik auf. Wollen Sie wirklich diese Art von Mobilität?

    (Zuruf von der CDU/CSU: Besser als gar keine!)




    Dr. Dagmar Enkelmann
    Was bleibt dann für die, die — in der Regel Frauen — auf Grand familiärer Verpflichtungen nicht so flexibel einsetzbar sind? Also: Herr Krause als Dienstleistungsminister für ein Wirtschaftssystem, das kann's wohl auch nicht sein.
    Die Ursachen dafür, daß sich Krupp, Mercedes, Holzmann und andere als potentielle Investoren im Osten zurückziehen, liegen — das muß man der Ehrlichkeit halber sagen — nicht in seinem Ressort.
    Aktuelle Beispiele: Audi wird ein Werk in Ungarn statt in Sachsen-Anhalt bauen. Nach einer Presseinformation von DSD geht man — es handelt sich hier um den Aufbau von Recyclinganlagen für Kunststoffverpackungen — nach Bulgarien. Für Unternehmen ist es also billiger, rentabler, dort zu investieren statt in den neuen Bundesländern, weil dort vor allem die Lohnkosten niedriger sind als in den neuen Bundesländern.
    Werfen wir einen Blick auf das Kapitel 12 18: Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden. Hier wird der Etat bis einschließlich 1995 zwar aufgestockt, dennoch bleibt nach wie vor unklar, wie sich die Regierung bei der im Rahmen der Bahnreform geplanten und von uns begrüßten Regionalisierung des ÖPNV die Finanzierung durch die Gebietskörperschaften vorstellt.
    Ich verweise hier auf einen Brief des Deutschen Städtetages vom 16. November, der Ihnen vielleicht auch zugegangen ist — ansonsten stelle ich ihn gern zur Verfügung —, in dem u. a. steht: Würde die Regionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs ohne einen ausreichenden, zweckgebundenen und finanzverfassungsrechtlich gesicherten Finanztransfer vom Bund auf die Länder und Kommunen durchgeführt, müßte der lebensnotwendige Nahverkehr in unseren Städten und Regionen drastisch eingeschränkt werden. — Zu diesem Brief haben wir auch eine Broschüre bekommen. Ich möchte Ihnen wärmstens ans Herz legen, diese ausreichend zu studieren.
    Sieht man sich die betriebswirtschaftliche Rechnung der Bahnen für das Jahr 1992 etwas genauer an, so wird deutlich, daß es bei Bundesbahn und Reichsbahn Umsatzsteigerungen im Personenverkehr in zweistelliger Höhe gibt. Einen drastischen Einbruch dagegen hatte der Güterverkehr zu verzeichnen. Bis Oktober 1992 betrug der Umsatzrückgang allein bei der Bundesbahn rund 1 Milliarde DM. Der Abbau im produktiven Bereich wird als eine Ursache ausreichend strapaziert und muß heute als Begründung für Kürzungen im gesamten Sozialbereich herhalten.
    Es ist aber höchste Zeit, daß endlich Konsequenzen aus der — so Bahnchef Dürr — gnadenlosen Konkurrenz der Straße gegen die Bahn gezogen werden. Solange die Straße weiter subventioniert wird und es für Unternehmer profitabler ist, ihre Produkte per Lkw statt auf der Bahn zu transportieren, so lange wird die Bahn weiter rote Zahlen schreiben. Wer hier den Schwarzen Peter hin und her schiebt, lehnt selbst klare politische Entscheidungen ab und wird damit an der sich anbahnenden Verkehrskatastrophe mitschuldig.
    Über die Verwendung von 80 % der GVFG-Mittel entscheiden die Länder mit eigenen Förderprogrammen. So weit, so gut. Ein Skandal aber ist die Festlegung der Länderquoten. Diese werden nämlich nach dem Bestand der im vorvergangenen Jahr zugelassenen Kraftfahrzeuge berechnet. Im Klartext heißt das: Die Länder, die den Kfz-Verkehr fördern, werden belohnt, und die, die sich an ökologischen sowie sozialen Belangen orientieren, sind — wie der Berliner sagt — „Neese" und werden bestraft.
    Ein Wort noch zu Kapitel 12 02: Allgemeine Bewilligungen. Es enthält u. a. 12 Millionen DM für wissenschaftliche Studien; denn — so heißt es in der Begründung — die Weiterentwicklung der Verkehrspolitik, insbesondere der Erarbeitung längerfristiger Programme, erfordert laufende Untersuchung und Forschung. — Es wäre zu schön, um wahr zu sein, Herr Minister.
    Sieht man einmal ein bißchen genauer in den Plan, dann erkennt man: Es geht um Investitionsbewertungen, methodische Instrumentarien, analytische Grunddaten, Ordnungsrahmen etc. pp. Nichts von Untersuchungen zum Mobilitätsverhalten, zum Zusammenhang von Raumordnung und Verkehr oder zu einem Maßnahmekatalog für die CO2-Reduzierung im Verkehrsbereich. Analysen über Möglichkeiten realer Verkehrsvermeidung erwarte ich schon gar nicht.
    Nun kann es ja sein, daß das Verkehrsministerium inzwischen zur Kenntnis genommen hat, daß man mit Studien dieser Art ganze Straßen pflastern könnte — das stimmt im übrigen auch —; aber dann würde es höchste Zeit, daß die Arbeit der vielen Expertinnen und Experten endlich ernst und als Grundlage für eine neue Verkehrspolitik genommen wird.
    In der vergagenen Woche führte die Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre" eine öffentliche Anhörung zum Thema „CO2-Minderung durch Vermeidung von Verkehr" durch. Der Kommissionsvorsitzende, Kollege Dr. Lippold (CDU), erklärte zum Ergebnis der Anhörung:
    Die zu erwartende weitere Verkehrsexplosion und die Vielzahl der durch den Verkehr verursachten Umweltprobleme, insbesondere das CO2-Problem, sind durch eine verbesserte Technik und Organisation allein nicht zu kompensieren. Um mehr CO2-Reduktion zu erreichen, sind weitere Maßnahmen erforderlich. Dazu zählen Verkehrsvermeidung — jedoch kein Dirigismus — und die Steuerung über den Preis.
    In diesem Fall greife ich gern einmal auf einen Kollegen der CDU zurück. Selten genug befinden wir uns ja in Übereinstimmung.

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    — Ich schätze, Sie befinden sich nicht in Übereinstimmung mit Ihrem Kollegen Lippold; das wird das Problem sein.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ganz im Gegenteil!)

    Verkehr kann dort deutlich reduziert werden und ökologisch sowie sozial erträglich gestaltet werden, wo den Bürgerinnen und Bürgern durch kompakte Siedlungsstrukturen ein Leben, Wohnen und Arbeiten in den Städten ermöglicht wird. Fußläufig zu



    Dr. Dagmar Enkelmann
    erreichende Verwaltungs-, Dienstleistungs-, Handels- und Freizeiteinrichtungen vermeiden Verkehr und lassen die Städte wieder bewohnbar werden. Hier ist allerdings dringend geboten, die Charta von Athen einer gründlichen Prüfung zu unterziehen und ihre Aussagen zur Entmischung der Stadtstrukturen zu revidieren.
    Industrieansiedlungen und Gewerbegebiete, angebunden an öffentliche Verkehrsnetze, wie bei der Anhörung u. a. vom bayerischen Vertreter Professor Goppel gefordert, schaffen gute Bedingungen für Verkehrsverlagerung.
    Alles in allem hat nicht zuletzt die genannte Anhörung der Enquete-Kommission nachdrücklich bestätigt: Auch die Verkehrspolitik dieser Bundesregierung steuert in eine Sackgasse, aus der es nur noch im Rückwärtsgang wieder heraus geht. Nur, fahren Sie nicht zu weit hinein; Sie könnten nämlich sonst hoffnungslos steckenbleiben.
    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der PDS/Linke Liste und beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat nunmehr der Abgeordnete Dr. Klaus-Dieter Feige.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus-Dieter Feige


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mein Herz schlägt nun einmal ein bißchen mehr für Natur- und Umweltschutz. Alle Kollegen — auch die im Verkehrsausschuß — beteuern immer wieder, daß dies eigentlich ganz wichtig ist. Aber ich glaube, wer über Umweltpolitik in diesem Lande redet, darf sich nicht auf den glücklosen Bundesumweltminister und seinen, wie ich glaube, doch eher Strahlen- oder Atometat beschränken. Umweltpolitik — oder besser: Politik gegen die Umwelt — manifestiert sich hierzulande vor allem in der Wirtschafts- und der Verkehrspolitik. Nicht ohne Grund habe ich meine Redezeit vom Umweltbereich in den Verkehrssektor übertragen, weil ich glaube, daß gerade dieser Verkehrshaushalt entscheidend dafür ist, ob wir Umweltschutz in der Bundesrepublik in Zukunft ernsthaft betreiben können.
    Zwei Jahre nach Unterzeichnung der Koalitionsvereinbarungen und zwei Jahre nach der Regierungserklärung des Bundeskanzlers sieht es sehr düster aus für Natur und Umwelt in Ost- und Westdeutschland. Rhetorische Floskeln können eben auf Dauer nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Politiker dieser Regierung praktisch ausschließlich die Zerstörung von Natur und Umwelt fördern. Wenn das sogar die Mitglieder der Enquete-Kommission so herausheben — wie eben zitiert —, dann sollten Sie es ernst nehmen.
    Zum Ende der ersten Halbzeit der Legislaturperiode werden unsere schlimmsten Befürchtungen in ungeahntem Ausmaß übertroffen. Unter dem durchsichtigen Vorwand für den Aufschwung in den ostdeutschen Bundesländern findet gesamtdeutsch ein umweltpolitischer Salto mortale rückwärts statt. Die
    Errungenschaften von 20 Jahren Umweltpolitik sollen auf der Müllkippe der Geschichte landen.
    Hier und heute wird die Verkehrsinfrastruktur zum Einfallstor für Einfaltspinsel gemacht, für Bürokraten, die die Öffentlichkeit oder die Kommunen immer nur als Sand im Getriebe ihrer Maschinerie eingestuft haben. Demokratie und Transparenz, Information und Mitsprache sind für diese Planungsfetischisten genauso Fremdworte, wie es bereits für die entsprechenden Leute in der Planwirtschaft der früheren DDR der Fall war.
    Beschleunigungsgesetze, Verzicht auf sachgerechte Umweltverträglichkeitsprüfungen, Ausschluß und Täuschung der Öffentlichkeit, Verstöße gegen den Datenschutz, gegen Persönlichkeitsrechte und zu guter Letzt Verfassungsbruch durch Maßnahmegesetze sind die Stationen dieser Reise. Sie sind, wie Herr Schäuble gestern sagte, allerdings nur ein „erster Schritt". Aus einem „mehr Demokratie wagen" ist für diese Regierung und — so leid es mir tut — auch für Teile der Sozialdemokratie in einigen Ländern das „Wagnis Demokratie" geworden.
    Meine Damen und Herren, unter dem neutralen Titel der Rechts- und Verwaltungsvereinfachung bereitet diese Regierung derzeit einen Abbau demokratischer Rechte, einen Abbau kommunaler und öffentlicher Beteiligungsmöglichkeiten vor, der seinesgleichen sucht. In der kommenden Woche soll das Kabinett einem Artikelgesetz zustimmen, das weitreichende Veränderungen der Rechtslage anstrebt. So sollen — wie schon im Verkehrrssektor — im Bau-, Umwelt- und Naturschutzrecht Vorschriften ausgesetzt und Fristen verkürzt werden.

    (Horst Gibtner [CDU/CSU]: Darauf warten wir schon lange!)

    Im Entwurf eines Baulandgesetzes wird der Verzicht auf eine frühzeitige Beteiligung der Bürger bei Planungsvorhaben festgeschrieben. Sieht so Ihre Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes aus, Herr Töpfer? Leider ist er nicht anwesend. Wenn dieses Gesetz durchkommt, können wir aus der Bezeichnung seines Ministeriums den Begriff „Naturschutz" herausnehmen.
    Hinter dem Schlagwort „Harmonisierung von Bau-und Naturschutzrecht" verbirgt sich doch nichts anderes als Rechtsbruch in großem Ausmaß. Da soll die verwaltungsgerichtliche Überprüfung von Bebauungsplänen ausgesetzt werden, genauso wie auf Raumordnungsverfahren verzichtet wird. Das geht soweit, daß selbst gesetzlich vorgeschriebene Ausgleichsmaßnahmen etwa für den Geltungsbereich von Bebauungsplänen ausgesetzt werden sollen.
    Daß in diesem Zusammenhang dann grundsätzlich über eine Straffung und Verkürzung des Verwaltungsrechtsweges nachgedacht wird, ist nicht mehr weiter verwunderlich. Dort steht: alles zeitlich begrenzt, versteht sich. Diese zeitliche Begrenzung bezieht sich auf die Beschleunigungsvorhaben bei der Verkehrswegeplanung in den östlichen Bundesländern, aber es wird inzwischen für die gesamte Bundesrepublik vorbereitet. Die zeitliche Begrenzung wird sich bis zu dem Punkt erstrecken, an dem die



    Dr. Klaus-Dieter Feige
    letzten Reste der Natur endgültig plattgemacht sind.
    Wohlgemerkt, meine Damen und Herren: Gegen eine Straffung von Genehmigungsverfahren haben wir ja nichts einzuwenden. Das zeigen auch unsere entsprechenden Initiativen. Aber alle Schritte zur Beschleunigung müssen an den Ursachen ansetzen, etwa an den antiquierten bzw. nicht sachgerechten Abläufen in den Verwaltungen selbst. Die Hauptursache jedoch liegt in der Konzeptionslosigkeit dieser Regierung und leider auch mancher Landesregierung, jedenfalls nicht in der Beteiligung der betroffenen Menschen in diesem Lande. Ich glaube, dort könnten Sie Initiativen für Ihren Aufschwung Ost in den neuen Ländern besonders initiieren.
    Wenn Bundesminister Schäuble gestern mehr Engagement der Bürger forderte, so ist dem beizupflichten. Aber glauben Sie allen Ernstes, Sie erreichen diese Unterstützung, wenn Sie die Beteiligung der Bürger auf null reduzieren?
    Meine Damen und Herren, der heute zur Debatte stehende Verkehrshaushalt ist ein Beispiel für eine Politik der Unvernunft, für eine Politik, die die Umweltprobleme als nicht existent betrachtet, verharmlost oder bestenfalls in unverbindlichen Floskeln akzeptiert. Diese Regierung hat bis heute nicht begriffen, daß der maßlose Ausbau der Straßeninfrastruktur nicht kurzfristig den notwendigen wirtschaftlichen Aufschwung in den Regionen bringt. Sie hat erst recht nicht begriffen, daß wir alle diese Gigantomanie schon bald teuer bezahlen werden.
    Ich glaube, es ist doch wichtig, schon heute über den Bundesverkehrswegeplan und über Transrapid zu sprechen, denn mit diesem Haushalt werden die Weichen — wenn es nur solche wären! —, werden die Straßen dafür gelegt.
    Mehr als 11 000 Kilometer Autobahnen und Bundesfernstraßen sollen bis zum Jahr 2010 gebaut oder ausgebaut werden. Damit unternimmt die Bundesregierung alles, um das Umweltproblem Nummer eins, den rasant wachsenden Straßenverkehr, weiter zu verschärfen. Es ist schon bezeichnend, daß in der Debatte über den Bundesverkehrswegeplan meiner Einschätzung, wonach der Bundesverkehrsminister mit seiner geplanten Betonorgie in der direkten Tradition der Straßenbaupolitik Hitlerdeutschlands steht, niemand widersprochen hat. Ich hatte es mir damals gewünscht, daß ich mich an dieser Stelle geirrt habe.
    Die rückwärtsgewandte Verkehrspolitik bleibt bei einer reinen Symptombehandlung, die an den Ursachen der Erkrankung unseres wuchernden Verkehrssystems nichts ändert. Minister Krause beläßt es mit seinem Verkehrswegeplan bei der Verwaltung ungebremster Verkehrsströme. Vielleicht gelingt es ihm damit, den Verkehrsinfarkt über eine bestimmte Zeit ein wenig hinauszuzögern — die Umweltzerstörung wird von der Bundesregierung hierdurch jedoch aktiv beschleunigt.
    Statt sofortigen Handlungsbedarf anzuerkennen, wird ein Verkehrswegeplan durchgezogen, der zu einem Anstieg der verkehrsbedingten CO2-Emissionen um über 43 % führen wird. Die Bundesregierung entlarvt ihre Umweltpolitik als irreführende Worthülse. Kommen Sie mir nicht mit 25 bis 30 % bis 2005! So werden Sie es niemals schaffen.
    Das alles geschieht, obgleich sich die Bundesregierung in Rio verpflichtet hat, die Stabilisierung des heutigen CO2-Gehalts der Erdatmosphäre zu gewährleisten, was nichts anders als den Ausstieg aus der Verwendung fossiler Brennstoffe bis zur Mitte des nächsten Jahrhunderts bedeutet. Die Zeit, in der dieses erreicht werden kann, ist aber nur noch sehr kurz.
    Viele der von Ihnen geplanten Vorhaben sind neben den ökologischen Folgen auch in anderer Hinsicht widersinnig. So verstößt beispielsweise die vorgesehene A 20, die sogenannte Küstenautobahn, auch gegen die wirtschaftliche Vernunft. Alle ernstzunehmenden raumwirtschaftlichen Untersuchungen weisen auf die fatalen negativen Auswirkungen der A 20 auf die regionalwirtschaftlichen Entwicklungspotentiale des vielleicht strukturschwächsten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern hin.
    Wenn von einer Trendwende hin zur Bahn gesprochen wird, dann frage ich mich ausdrücklich, warum Herr Krause angesichts geplanter Sparmaßnahmen als erstes den Vorschlag macht, das Schienenprojekt zwischen Lübeck und Rostock nur noch einspurig zu realisieren und mit Elektronik auszubauen. So ist es den Medien zu entnehmen, und es wurde von Ihnen auch nicht dementiert. Vielleicht, Herr Minister, können Sie auf diese Darstellung in den Medien noch eingehen. Die dort vorgesehene Einsparung in Höhe von 100 Millionen DM scheint genau an der falschen Stelle plaziert worden zu sein. Wenn man schon sparen muß, warum denkt man dann nicht darüber nach, die A 20 gar nicht mehr zu einer Autobahn, sondern zu einer Bundesstraße zu machen? Das wäre meines Erachtens ein guter Ansatz.
    Ein Argument, warum die A 20 gebaut werden muß — es ist ja nur eines der vielen Argumente —, ist das des wirtschaftlichen Aufschwungs. Aber schauen Sie sich einmal an, welche Argumente die Bürger, die sich — ich gebe es zu — mehrheitlich für die Autobahn ausgesprochen haben, beispielsweise in der „OstseeZeitung" vorbringen: Sie wollen ihre Arbeitsplätze in Lübeck, Hamburg oder Mölln so schnell wie möglich erreichen.

    (Horst Gibtner [CDU/CSU]: Gut, daß die Arbeitsplätze haben!)

    Das waren die wichtigen Argumente. Dennoch ist es unsinnig. Die Mittel, die für diese Vorhaben eingeplant sind, sollten wir vor allem in die Schaffung von Arbeitsplätzen stecken. Die Worte von Herrn Lehment, dem Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, daß sich die Region Rostock auch ohne diese Küstenautobahn phantastisch entwickelt, sollte uns zu denken geben. Dort wird wahrscheinlich sehr ordentlich und sehr vernünftig geplant und vorbereitet.
    Erlauben Sie mir zum Abschluß, darauf hinzuweisen — viele andere Punkte lasse ich einfach weg —, wie absurd die Diskussion bei uns im Ausschuß sein kann. Ich will Herrn Waltemathe nicht nachstehen. Wenn der Verkehrswegeplan als erster ökologischer



    Dr. Klaus-Dieter Feige
    bezeichnet wird — diese Worte nehme ich natürlich sehr ernst —, aber dann alles aus dem urökologischen, was nicht fertig geworden ist, in den neuen ungeprüft übernommen wird, ist das schon irgendwie makaber. So sollten wir nicht miteinander umgehen. Wenn Herr Möllemann und Herr Waigel wirklich sparen wollen — wie ich das sehe, wird dieser Haushalt nicht durchkommen —, dann können sie das im Nachtragshaushalt ganz besonders an dieser Stelle tun.
    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der PDS/Linke Liste sowie des Abg. Ernst Waltemathe [SPD)