Rede:
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Metadaten
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    Vokabeln: 10
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/124 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 124. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des Sejm der Republik Polen unter Leitung des Vizemarschalls des Sejm, Herrn Dr. Jòzef Zych . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10607 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Rudolf Müller (Schweinfurt) . . 10607 B Begrüßung einer Delegation des Kulturausschusses der Ungarischen Nationalversammlung . . . . . . . . . . . . . . . 10641 D Tagesordnungspunkt III: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksachen 12/3000, 12/3541) Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 12/3509, 12/3530) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 25: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1993 (ERPWirtschaftsplangesetz 1993) (Drucksachen 12/3331, 12/3538, 12/3750) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 26: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Verwaltung des ERP-Sondervermögens (Drucksachen 12/3332, 12/3751) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 27: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zum Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigungen gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) vom 8. Juni 1967 für die Jahre 1989 bis 1992 (13. Subventionsbericht) (Drucksachen 12/1525, 12/2503) Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD . . . . . 10608 A Rudi Walther (Zierenberg) SPD . . . . 10610A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 10611A Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD 10611D, 10631C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 10613 B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . 10613D Josef Grünbeck F.D.P. . . . . 10614D, 10638A Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 10616C Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . 10618 B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Johannes Nitsch CDU/CSU 10620C Wolfgang Roth SPD 10623 A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU . . . 10623C Michael Glos CDU/CSU 10623D Herbert Lattmann CDU/CSU . . . . 10624 C Josef Grünbeck F D P 10626B Anke Fuchs (Köln) SPD 10626B Matthias Wissmann CDU/CSU . . . 10626C Johannes Nitsch CDU/CSU 10627 D Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . 10629A Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10630A, 10635D Karl Stockhausen CDU/CSU . . . . . 10630 C Otto Schily SPD . . . • . . . . . . • . 10630D Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . 10634 B Hans Martin Bury SPD . . . . . . . . . 10636D Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10638C Rainer Haungs CDU/CSU . . . . . . . . 10639A Dr. Ulrich Briefs fraktionslos . . . . . . 10640D Namentliche Abstimmung . . 10641 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . 10645 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksachen 12/3512, 12/3530) Ernst Waltemathe SPD . . . . 10642A Wilfried Bohlsen CDU/CSU . . . . . . . 10647 D Werner Zywietz F.D.P. . . . . . . . . . 10650A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 10652B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . 10654 A Dr. Günther Krause, Bundesminister BMV 10656 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 10657 B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . 10659 A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksachen 12/3507, 12/3530) in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 12/3519, 12/3530) Dr. Hans de With SPD 10660A Michael von Schmude CDU/CSU . . . 10662D Franz Müntefering SPD . . . . . . . 10664 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 10666A Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste 10667 A, 10668 C Gerhard Reddemann CDU/CSU . . . . 10668B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 10668 C Gerhard Reddemann CDU/CSU . . 10669A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 12/3510, 12/3530) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 32: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (10. Ausschuß) zu dem Antrag der Abgeordneten Horst Sielaff, Brigitte Adler, Ernst Kastning, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Zur bilanziellen Entlastung von landwirtschaftlichen Unternehmen in den neuen Ländern (Drucksachen 12/2317, 12/3234) Ernst Kastning SPD . . . . . . . . . . . 10670 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . 10674 B Ernst Kastning SPD . . 10676C, 10681C Dr. Sigrid Hoth F.D.P. . . . . . . . . . 10677 B Jan Oostergetelo SPD . . . . . . . . . 10677 D Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste . . . . . . . . . . . . . . . 10679 A Ignaz Kiechle, Bundesminister BML . . . 10680C Ingrid Matthäus-Maier SPD 10683 C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 12/3522, 12/3530) Thea Bock SPD . . . . . . . . . . . . . 10684 B Dr. Dietrich Mahlo CDU/CSU 10685D Dieter Pützhofen CDU/CSU 10688 A Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD . . . . 10688C Thea Bock SPD . 10688D, 10692B, 10698A Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 10691B, 10694C Dr. Walter Hitschler F.D.P. . . . . . . . 10693 A Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 10694D, 10697A Dr. Rudolf Karl Krause (Bonese) CDU/ CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10696 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau . . . . . . . . . . . . . . . . 10697A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 III Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 12/3516, 12/3530) Hans Georg Wagner SPD . . . . . . . . 10699 D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 10703A Michael von Schmude CDU/CSU . . . 10703 D Dr. Emil Schnell SPD 10706 A Dr. Sigrid Hoth F D P 10706 B Otto Schily SPD 10707C Karl Diller SPD 10708A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 10708 C Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10709D Joseph Fischer, Staatsminister des Landes Hessen 10711B Dr. Sigrid Hoth F.D P 10713 B Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU 10714D, 10718B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 10717D Ulrich Klinkert CDU/CSU (Erklärung nach § 31 der GO) 10718C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksachen 12/3523, 12/3530) Dr. Emil Schnell SPD 10719B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . 10722 C Werner Zywietz F D P 10725 D Ingeborg Philipp PDS/Linke Liste . . 10727 B Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesminister BMFT 10728A Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . 10728B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für Post und Telekommunikation (Drucksachen 12/3513, 12/3530) Arne Börnsen (Ritterhude) SPD 10731 C Manfred Kolbe CDU/CSU 10733 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 10735A Jürgen Timm F D P 10735 C Peter Paterna SPD 10736 D Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister BMPT 10738 C Dr. Peter Struck SPD 10741A Haushaltsgesetz 1993 (Drucksachen 12/3590, 12/3591) Christoph Matschie SPD 10741 D Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 10742 D Dr. Peter Struck SPD 10743A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 10744A Tagesordnungspunkt III 38: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses: Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksachen 12/3100, 12/3541, 12/3759) 10745 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . 10745D Berichtigung 10746 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10747* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 10607 124. Sitzung Bonn, den 26. November 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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    10746 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Berichtigung 122. Sitzung, Seite 10383 C: In der Rede des Abgeordneten Lowack muß ab der dritten Zeile der Satz richtig lauten: „Am 8. September dieses Jahres hat der Bundesfinanzminister eine von ihm vielbeachtete Rede gehalten." Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 26. 11. 92 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 26. 11. 92 * Wilfried Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 26. 11. 92 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 26. 11. 92 Peter Harry Clemens, Joachim CDU/CSU 26. 11. 92 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 26. 11. 92 ** Ganseforth, Monika SPD 26. 11. 92 ** Gattermann, Hans H. F.D.P. 26. 11. 92 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 26. 11. 92 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 26. 11. 92 Gries, Ekkehard F.D.P. 26. 11. 92 Hollerith, Josef CDU/CSU 26. 11. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Holtz, Uwe SPD 26. 11. 92 Homburger, Birgit F.D.P. 26. 11. 92 Ibrügger, Lothar SPD 26. 11. 92 Kolbe, Regina SPD 26. 11. 92 Kretkowski, Volkmar SPD 26. 11. 92 Kubatschka, Horst SPD 26. 11. 92 ** Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 26. 11. 92 Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 26. 11. 92 Klaus W. Marx, Dorle SPD 26. 11. 92 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 26. 11. 92 ** Müller (Pleisweiler), SPD 26. 11. 92 Albrecht Oesinghaus, Günther SPD 26. 11. 92 Rempe, Walter SPD 26. 11. 92 Reuter, Bernd SPD 26. 11. 92 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 26. 11. 92 Ingrid Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 26. 11. 92 Dr. Seifert, Ilja PDS/LL 26. 11. 92 Dr. Sperling, Dietrich SPD 26. 11. 92 Vosen, Josef SPD 26. 11. 92 Welt, Jochen SPD 26. 11. 92 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 26. 11. 92
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Nils Diederich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Als Mitberichterstatter möchte ich vor Eintritt in die Sacherörterung den Mitarbeitern des Ministeriums ganz herzlich für die intensive Zusammenarbeit danken. Wir haben in diesem Jahr besonders heftige Beratungen gehabt, mit vielem Hin und Her. Ich denke, es gehört sich, daß man den Ministerialbeamten, die versucht haben, ihre Pflicht zu erfüllen, und dies auch getan haben, dankt.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der F.D.P. und der PDS/Linke Liste)

    Wir haben ihnen mit den Kürzungen manches Leid angetan.

    (Dr. Jürgen Rüttgers [CDU/CSU]: Das haben sie aber gern gemacht!)

    Aber das gehört ja zum Rollenspiel.
    Meine Damen und Herren, die krisenhafte Entwicklung in der ganzen Bundesrepublik ist nun seit vielen Monaten bekannt. Sie ist schon im Frühjahr dieses Jahres absehbar gewesen. Immer noch ist der Rückgang an Arbeitsplätzen in den neuen Bundesländern größer als der Neuzugang an Arbeitsplätzen. Die Produktion geht immer noch zurück, trotz leichten relativen Wachstums. Die Nachfragekrise ist unübersehbar. Immer stärker macht sich die fehlende Infrastruktur in Ostdeutschland bemerkbar. Die Vermögensgesetzgebung, die die Bundesregierung mit ihrer Formel „Rückgabe vor Entschädigung" zu verantworten hat, ist ein wachsendes und ernst zu nehmendes Investitionshemmnis.

    (Beifall bei der SPD)

    Die starke Umweltschädigung ist ein weiteres Hemmnis für eine schnelle Entwicklung industrieller Flächen und damit für Investitionen. Die Deindustrialisierung in den neuen Bundesländern schreitet mit Riesenschritten voran. Sie wird von der Treuhand, die ihren Auftrag getreulich erfüllt, so wie ihn die Bundesregierung formuliert hat, geradezu verstärkt. Die Abwanderung vor allem der jungen und qualifizierten Arbeitskräfte aus den neuen Bundesländern, aus Mecklenburg-Vorpommern, aus Brandenburg, aus den östlichen Gebieten Sachsens, aus Thüringen, hat beängstigende Ausmaße angenommen. Ich weiß nicht, wie eine Nation leben will, in der die Wanderungsbewegung heute bedeutend stärker ist als vor dem Bau der Mauer 1961.

    (Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr wahr! — Rudi Walther [Zierenberg] [SPD]: Unglaublich!)

    Uns hat jetzt die Rezession eingeholt, die in den anderen europäischen Ländern schon seit einigen Jahren andauert und die in Deutschland überdeckt worden ist durch die Vereinigungskonjunktur, durch den Nachfrageschub, der mit der Vereinigung einherging. All das sind Dinge, die nicht erst im Oktober oder November 1992 bekanntgeworden sind, sondern die langfristig absehbar waren.
    Die Regierung hat dennoch dem Parlament im Herbst einen normalen Haushalt vorgelegt, der heute in keiner Weise mehr — auch nach den krampfhaften Nachbesserungsversuchen nicht — der Realität entspricht.

    (Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr wahr!)

    Noch in der letzten Runde hat die Koalition versucht, in einer großen Streichungsaktion Geld einzusammeln. Bezeichnend ist, daß selbst die Förderung der wirtschaftsnahen Forschung in den neuen Bundesländern, die einer der Motoren für den Wiederaufstieg sein kann, vom Finanzminister nur unter Hinnahme einer globalen Minderausgabe beim Wirtschaftsminister, d. h. zu Lasten anderer Förderungstitel bewilligt worden ist.
    Die Streichliste der Koalition ist das Ergebnis eines hilflosen Auskehrens in allen Ecken des Haushalts ohne konzeptionelles Gerüst.

    (Beifall bei der SPD)

    Was da passiert ist, war absurdes Theater. In einer Zeit, in der Konjunktur belebt werden muß, in der Investitionen angeregt werden sollen, werden investive und beschäftigungswirksame Maßnahmen gekürzt.
    Beispiele dafür sind: Erstens. Die Kürzung der Sanierungsaufwendungen für die Wismut AG um 150 Millionen DM trifft eine besonders schwer geschädigte Region.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Dies ist keine Einsparung; denn die Verzögerung der Finanzierung verteuert im Ergebnis die Sanierungsanstrengungen in den neuen Ländern und in dieser Region. Die Kürzungen sind strukturpolitisch kontraproduktiv und arbeitsmarktpolitisch inakzeptabel.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Einer Region mit de facto mehr als 40 % Arbeitslosigkeit wird ein weiterer Beschäftigungsabbau von mindestens 1 000 Arbeitsplätzen verordnet.

    (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das trifft nicht zu, Herr Kollege! Das wissen Sie auch!)

    — Lieber Kurt Rossmanith, das trifft sehr genau zu.

    (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Nein, ich sage dann schon etwas dazu!)

    Zweitens. Mit der Kürzung der Mittelstandsförderung um 50 Millionen DM, mit der Kürzung der Städtebauförderung um 38 Millionen DM werden in einer Phase des Konjunkturabschwungs investive Ausgaben gekürzt.
    Drittens. Consultingmaßnahmen, die gerade für mittelständische Unternehmen — für Unternehmensgründungen und für Aktivitäten gerade in konjunk-



    Dr. Nils Diederich (Berlin)

    turell schwieriger Zeit — wichtig sind, werden weiter beschnitten.
    Das ist der Maßnahmenkatalog, mit dem die Koalition noch an den vorliegenden Haushalt herangegangen ist. Allerdings muß man hinzufügen: Die Tinte, mit der diese Streichungen vollzogen wurden, war noch nicht trocken, als die Bundesregierung nun versuchte, das Steuer herumzureißen.
    Meine Damen und Herren, an dieser Stelle muß man sich wirklich fragen: Was ist die Aufgabe des Wirtschaftsministers in der Bundesregierung?

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Das möchte ich auch wissen! — Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das ist die Frage!)

    Es ist immer wieder gut, einmal nachzulesen. Ich zitiere:
    Bund und Länder haben bei ihren wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen die Erfordernisse des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts zu beachten. Die Maßnahmen sind so zu treffen, daß sie im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung gleichzeitig zur Stabilität des Preisniveaus, zu einem hohen Beschäftigungsstand und außenwirtschaftlichem Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem Wirtschaftswachstum beitragen.

    (Rudi Walther [Zierenberg] [SPD]: Lesen Sie langsam, der Minister hat nicht zugehört!)

    — Der Minister kennt das sehr genau. Das ist die Definition der Wirtschaftspolitik im Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft. Ich weiß nicht, ob dieses Gesetz überhaupt noch Beachtung findet. Herr Wirtschaftsminister, wir müssen Ihnen bescheinigen, daß Sie jedenfalls Ihre Aufgabe nicht erfüllt haben.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Ihnen fällt im Rahmen der Politik der Bundesregierung die Koordinierung unter dem Aspekt der wirtschaftspolitischen Wirkung zu.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Wirklich?)

    Sie haben jedenfalls aus dem Entwurf des Haushaltsplans dieses Jahres nicht das Kursbuch der Nation gemacht.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Minister, Sie haben im vorigen Jahr eine Einschätzung gegeben, in der Sie über die Rahmenbedingungen gesprochen haben. Sie haben damals z. B. gesagt: Die Ausfuhren der deutschen Wirtschaft fielen zwar zuletzt noch geringfügig höher aus als vor Jahresfrist, der Export werde aber im nächsten Jahr auf Grund der verhaltenen Wirtschaftsentwicklung in den meisten westlichen Industrieländern nicht im gewohnten Maß Motor der Konjunktur sein.
    Sie haben das gesehen. Sie haben dem aber trotzdem im vergangenen Jahr nichts entgegengesetzt; im Gegenteil: Sie haben sich aus der aktiven Staatspolitik verabschiedet.

    (Beifall bei der SPD)

    Das entspricht sicher Ihrem frei-marktwirtschaftlichen Bekenntnis. Nun muß man sich allerdings fragen, ob Sie inzwischen Ihre Auffassungen geändert haben oder ob unter dem Druck der Verhältnisse die höhere Einsicht zu einer aktiveren Wirtschaftspolitik geführt hat. Man muß hier fragen: Warum haben Sie nicht schneller reagiert? Warum sind die Vorschläge, die jetzt kurz vor Abschluß der Haushaltsberatungen nachgeschoben werden, die Sie der Öffentlichkeit unterbreitet haben, die der Herr Bundeskanzler gestern hier verkündet hat, nicht bereits mit dem Haushalt für 1993 im Herbst dieses Jahres vorgelegt worden?

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste)

    Jeder Monat, den wir verlieren, bedeutet einen Tempoverlust, bedeutet höhere Arbeitslosigkeit sowie den Rückgang wirtschaftlicher Aktivitäten auf ein noch niedrigeres Niveau.
    Das 6-Punkte-Programm der Regierung ist ein Griff in den Instrumentenkasten, den Ihnen die Sozialdemokraten seit zwei Jahren anzubieten versuchen.
    Nun greifen Sie natürlich zu den schwachen Werkzeugen. Es wäre hilfreich, wenn wir bereits heute die Vorschläge, über die Sie nun anfangen zu diskutieren, umsetzen könnten, um antizyklische Aktivitäten zu entfalten.

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Nicht die falsche Seite nehmen!)

    —Ja, Herr Glos, das ist so eine Sache. Manchmal muß man sich auch überlegen, bestimmte Dinge nicht zu sagen.

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Richtig! Richtig!)

    — Man braucht etwas Zeit, um darüber nachzudenken. Nachdenken ist immer gut.

    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist sehr gut!)

    Sie haben mit gewaltigen Fanfarenstößen Ihr Amt vor kaum zwei Jahren angetreten. Subventionsabbau hatten Sie verkündet, Herr Möllemann. Warum davon heute keine Rede mehr ist, zeigt uns der Wochenbericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung vom 12. November. Dort wird Ihnen bescheinigt — das können Sie nachlesen —: Ihre Bemühungen zeigen letztlich per saldo nur sehr geringe Wirkung. Betrugen die Bundessubventionen im Jahre 1980 noch 61 Milliarden DM, so waren sie 1985 auf 78 Milliarden DM angewachsen und sind seither, mit Ausnahme des Jahres 1989, von Jahr zu Jahr gestiegen und erreichen 1992 im alten Bundesgebiet 86,5 Milliarden DM. Insbesondere der drastische Anstieg bei den Finanzhilfen und bei den Zuschüssen des Bundes für laufende Zwecke und Investitionen machen dies aus. Das zeigt ja wohl die Unwirksamkeit Ihrer Bemühungen im Rahmen der Bundesregierung.
    Beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung lautet das:
    Die christlich-liberale Regierung hat von Anfang
    an die Eindämmung der Subventionen als ihr
    vordringliches Ziel verkündet. Die Umsetzung



    Dr. Nils Diederich (Berlin)

    stieß allerdings auf erhebliche Widerstände; konkrete Einsparungen wurden kaum erzielt. Angesichts der Finanzprobleme im Zuge der deutschen Vereinigung gewann die Forderung nach einem durchgreifenden Subventionsabbau in Westdeutschland an Dringlichkeit. Es fehlt indes an Konzepten für eine zielgerichtete Verringerung der Subventionen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ihre Anti-Subventionspolitik erweist sich als Sonntagsjägerei.


Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Abgeordneter Diederich, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Walther?

(Dr. Jürgen Rüttgers [CDU/CSU]: Der hat erst gestern gefragt!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Nils Diederich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ja, wenn Sie die Uhr anhalten.