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    Plenarprotokoll 12/121 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 121. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1992 Inhalt: Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und der Aktuellen Stunde sowie der Vereinbarung über die Befragung der Bundesregierung in der Sitzungswoche ab 23. November 1992 10255 A Nachträgliche Überweisung von Gesetzentwürfen an weitere Ausschüsse . , 10255A, 10270 D Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 10255 B Zusatztagesordnungspunkt: Beschlußempfehlung des Vermittlungsausschusses zum Gesetz zur Änderung von Fördervoraussetzungen im Arbeitsförderungsgesetz und in anderen Gesetzen (Drucksache 12/3713) Rudolf Dreßler SPD . . . . . . . . . . . 10255B Wolfgang Vogt (Düren) CDU/CSU . 10256D Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. . . . . . . . 10258A Zusatztagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Leistungen der Sozialhilfe an Ausländer (Drucksache 12/3686 [neu]) Dr. Bernd Protzner CDU/CSU 10258 C Brigitte Lange SPD 10259D Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 10261 B Dr. Gisela Babel F.D.P. 10262C Christel Hanewinckel SPD . . . . . 10263 B Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . 10263B Konrad Weiß (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . 10264 D Dr. Walter Hitschler F.D.P. . . . . . . 10265 D Klaus Riegert CDU/CSU . . . . . . . . 10266 A Gerd Andres SPD . . . . 10267 B Hannelore Rönsch, Bundesministerin BMFuS . . . . . . . . . . . . . . . . 10269B Tagesordnungspunkt 17: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Andreas von Bülow, Gernot Erler, Robert Leidinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Beendigung der Disziplinarverfahren gegen Soldaten der Bundeswehr, die Angehörige des Arbeitskreises DARMSTÄDTER SIGNAL sind (Drucksachen 12/2120, 12/2970) Dr. Andreas von Bülow SPD . . . . . 10271 A Claire Marienfeld CDU/CSU . . . . . . 10272 C Andrea Lederer PDS/Linke Liste . . . 10273 D Jörg van Essen F.D.P. . . . . . . . . . . 10274 C Vera Wollenberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . 10276 B Thomas Kossendey CDU/CSU 10276D, 10280 C Dr. Andreas von Bülow SPD . . . 10277 C Konrad Weiß (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . 10278 D Robert Leidinger SPD 10279 A Bernd Wilz, Parl. Staatssekretär BMVg 10280D Andreas von Bülow SPD (Erklärung nach § 30 GO) 10282 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Horst Sielaff, Fritz Rudolf Körper, II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 121. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1992 Albrecht Müller (Pleisweiler), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Einstellung aller Tiefflüge und Luftkampfübungen über bewohnten Gebieten (Drucksachen 12/1534, 12/2971) Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . 10282 D Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . 10285 C Herbert Werner (Ulm) CDU/CSU . . 10287A Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . 10287 C Dr. Ruth Fuchs PDS/Linke Liste . . . . . 10289 B Vera Wollenberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . 10290 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . 10290 B Hans Raidel CDU/CSU . . . . . . . . . 10291 A Bernd Wilz, Parl. Staatssekretär BMVg 10291 D Tagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker Jung (Düsseldorf), Gerd Andres, Holger Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Übertragung der örtlichen Energieversorgungseinrichtungen an die ostdeutschen Kommunen (Drucksache 12/3624) Volker Jung (Düsseldorf) SPD . . . . . . 10293C Heinrich Seesing CDU/CSU . . . . . . , 10294 C Jürgen Türk F.D.P. . . . . . . . . . . . 10295 C Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 10296 B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . 10296 D Reinhard Weis (Stendal) SPD 10297 C Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . 10298 A Tagesordnungspunkt 20: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrich Adam, Anneliese Augustin, Dietrich Austermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Gisela Babel, Günther Bredehorn, Dr. Olaf Feldmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Förderung des Fremdenverkehrs in den neuen Bundesländern (Drucksachen 12/1323, 12/3286) Dr. Rolf Olderog CDU/CSU , . . . . . 10298 D Carl Ewen SPD 10300 A Dr. Olaf Feldmann F.D.P. . . . . . . . 10302 B Angela Stachowa PDS/Linke Liste . . 10303 C Dr. Gerhard Päselt CDU/CSU 10304 A Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . 10305 C Zusatztagesordnungspunkt 13: Aktuelle Stunde betr. Folgen der Gesundheitspolitik der Bundesregierung am Beispiel der geplanten Schließung der Medizinischen Akademie Erfurt Dr. Ursula Fischer PDS/Linke Liste . . . 10306C Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU 10307 C Gisela Schröter SPD . . . . . . . . . 10308 C Dr. Karlheinz Guttmacher F.D.P. . . . 10309 D Vera Wollenberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . 10310 D Christine Lieberknecht, Ministerin des Landes Thüringen . . . . . . . . . . . . . 10312 A Josef Hollerith CDU/CSU . . . . . . . . 10313 D Dr. Helga Otto SPD 10314A Dr. Bruno Menzel F.D.P. . . . . . . . . 10315A Dr. Norbert Lammert, Parl. Staatssekretär BMBW 10315D Dr. Else Ackermann CDU/CSU 10316D Dr. Hans-Hinrich Knaape SPD 10317D Dr. Gerhard Päselt CDU/CSU 10318C Dr. Hans-Joachim Sopart CDU/CSU . . . 10319C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . 10320 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10321* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . 10322* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 121. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1992 10255 121. Sitzung Bonn, den 13. November 1992 Beginn: 9.33 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adam, Ulrich CDU/CSU 13. 11. 92 Antretter, Robert SPD 13. 11. 92 Becker-Inglau, Ingrid SPD 13. 11. 92 Beckmann, Klaus F.D.P. 13. 11. 92 Berger, Johann Anton SPD 13. 11. 92 Dr. Bergmann-Pohl, CDU/CSU 13. 11. 92 Sabine Bindig, Rudolf SPD 13. 11. 92* Börnsen, (Ritterhude), SPD 13. 11. 92 Arne Brähmig, Klaus CDU/CSU 13. 11. 92 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 13. 11. 92 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 13. 11. 92 Peter Harry Feilcke, Jochen CDU/CSU 13. 11. 92 Formanski, Norbert SPD 13. 11. 92 Francke (Hamburg), CDU/CSU 13. 11. 92 Klaus Gallus, Georg F.D.P. 13. 11. 92 Gansel, Norbert SPD 13. 11. 92 Gattermann, Hans H. F.D.P. 13. 11. 92 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 13. 11. 92 Genscher, Hans-Dietrich F.D.P. 13. 11. 92 Graf, Günter SPD 13. 11. 92 Gries, Ekkehard F.D.P. 13. 11. 92 Gröbl, Wolfgang CDU/CSU 13. 11. 92 Großmann, Achim SPD 13. 11. 92 Grünbeck, Josef F.D.P. 13. 11. 92 Günther (Duisburg), CDU/CSU Horst Dr. Gysi, Gregor PDS/LL 13. 11. 92 Hacker, Hans-Joachim SPD 13. 11. 92 Hämmerle, Gerlinde SPD 13. 11. 92 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 13. 11. 92 Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 13. 11. 92 Dr. Hoyer, Werner F.D.P. 13. 11. 92 Ibrügger, Lothar SPD 13. 11. 92 Jäger, Claus CDU/CSU 13. 11. 92 Dr. Jobst, Dionys CDU/CSU 13. 11. 92 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 13. 11. 92 Jung (Limburg), Michael CDU/CSU 13. 11. 92 Dr.-Ing. Kansy, Dietmar CDU/CSU 13. 11. 92 Kittelmann, Peter CDU/CSU 13. 11. 92 Kolbe, Regina SPD 13. 11. 92 Koschnick, Hans SPD 13. 11. 92 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 13. 11. 92 Dr. Krause (Börgerende), CDU/CSU 13. 11. 92 Günther Kretkowski, Volkmar SPD 13. 11. 92 Dr. Leonhard-Schmid, SPD 13. 11. 92 Elke Lüder, Wolfgang F.D.P. 13. 11. 92 Marten, Günter CDU/CSU 13. 11. 92 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Marx, Dorle SPD 13. 11. 92 Meißner, Herbert SPD 13. 11. 92 Dr. Mertens (Bottrop), SPD 13. 11. 92 Franz-Josef Dr. Meseke, Hedda CDU/CSU 13. 11. 92 Dr. Mildner, Klaus CDU/CSU 13. 11. 92 Gerhard Mischnick, Wolfgang F.D.P. 13. 11. 92 Müller (Völklingen), SPD 13. 11. 92 Jutta Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 13. 11. 92 Oesinghaus, Günther SPD 13. 11. 92 Ostertag, Adolf SPD 13. 11. 92 Paintner, Johann F.D.P. 13. 11. 92 Paterna, Peter SPD 13. 11. 92 Dr. Penner, Willfried SPD 13. 11. 92 Pfeiffer, Angelika CDU/CSU 13. 11. 92 Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 13. 11. 92 Poppe, Gerd BÜNDNIS 13. 11. 92 90/DIE GRÜNEN Rappe (Hildesheim), SPD 13. 11. 92 Hermann Rawe, Wilhelm CDU/CSU 13. 11. 92 Rempe, Walter SPD 13. 11. 92 Reschke, Otto SPD 13. 11. 92 Reuschenbach, Peter W. SPD 13. 11. 92 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 13. 11. 92 Ingrid Roth, Wolfgang SPD 13. 11. 92 Rühe, Volker CDU/CSU 13. 11. 92 Scharrenbroich, Heribert CDU/CSU 13. 11. 92 Schmidt (Dresden), Arno F.D.P. 13. 11. 92 Schmidt (Fürth), CDU/CSU 13. 11. 92 Christian Schmidt (Nürnberg), SPD 13. 11. 92 Renate Schmidt (Salzgitter), SPD 13. 11. 92 Wilhelm Schmidt-Zadel, Regina SPD 13. 11. 92 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 13. 11. 92 Hans-Peter Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 13. 11. 92 Graf von Schönburg- CDU/CSU 13. 11. 92 Glauchau, Joachim Seibel, Wilfried CDU/CSU 13. 11. 92 Dr. Seifert, Ilja PDS/LL 13. 11. 92 Simm, Erika SPD 13. 11. 92 Skowron, Werner H. CDU/CSU 13. 11. 92 Dr. Frhr. von Setten, CDU/CSU 13. 11. 92 Wolfgang Dr. Stoltenberg, Gerhard CDU/CSU 13. 11. 92 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 13. 11. 92 Uldall, Gunnar CDU/CSU 13. 11. 92 Dr. Ullmann, Wolfgang BÜNDNIS 13. 11. 92 90/DIE GRÜNEN Vogel (Ennepetal), CDU/CSU 13. 11. 92* Friedrich Dr. Voigt (Northeim), CDU/CSU 13. 11. 92 Hans-Peter Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Vosen, Josef SPD 13. 11. 92 Weisskirchen (Wiesloch), SPD 13. 11. 92 Gert Welt, Jochen SPD 13. 11. 92 Westrich, Lydia SPD 13. 11. 92 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 13. 11. 92 Wimmer (Neuötting), SPD 13. 11. 92 Hermann Wissmann, Matthias CDU/CSU 13. 11. 92 Zierer, Benno CDU/CSU 13. 11. 92* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 6. November 1992 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen oder einen Einspruch gemäß Art. 77 Abs. 3 GG nicht einzulegen: Gesetz zur Verkürzung der Juristenausbildung Gesetz zur Änderung adoptionsrechtlicher Vorschriften (Adoptionsrechtsänderungsgesetz - AdoptRÄndG) Gesetz zum Fakultativprotokoll zum Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte vom 19. Dezember 1966 Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 148 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 20. Juni 1977 über den Schutz der Arbeitnehmer gegen Berufsgefahren infolge von Luftverunreinigung, Lärm und Vibrationen an den Arbeitsplätzen Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 162 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 24. Juni 1986 über Sicherheit bei der Verwendung von Asbest Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 167 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 20. Juni 1988 über den Arbeitsschutz im Bauwesen Gesetz zu dem Abkommen vom 30. Juli 1990 zur Änderung des Abkommens vom 14. September 1955 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über Erleichterungen der Grenzabfertigung im Eisenbahn-, Straßen- und Schiffsverkehr Entlastung der Bundesregierung wegen der Haushaltsrechnung und Vermögensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 1990 (Jahresrechnung 1990) Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß i 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksachen 12/2038, 12/2039 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Haushaltsausschuß Drucksache 12/2774 Nr. 2.5 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 12/3240 Nrn. 3.5, 3.8, 3.9, 3.11-3.15 Drucksache 12/3317 Nr. 2.3 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 12/1174 Nr. 2.10 Drucksache 12/1838 Nm. 3.11, 3.16 Drucksache 12/1914 Nr. 20 Drucksache 12/2101 Nrn. 3.26, 3.28, 3.35, 3.45 Drucksache 12/2144 Nr. 2.6 Drucksache 12/2257 Nrn. 3.32, 3.36-3.38, 3.40, 3.42, 3.43, 3.49, 3.50, 3.52, 3.54 Drucksache 12/2315 Nrn. 2.6-2.12 Drucksache 12/2520 Nrn. 3.10-3.13, 3.15 Drucksache 12/2582 Nrn. 2.14-2.26 Drucksache 12/2636 Nrn. 2.6-2.13 Drucksache 12/2774 Nrn. 2.16-2.26 Drucksache 12/2867 Nrn. 2.9-2.13 Ausschuß für Gesundheit Drucksache 12/2774 Nrn. 2.28, 2.29 Drucksache 12/3182 Nr. 62 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 12/2582 Nr. 2.33 Drucksache 12/3182 Nr. 64
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus-Dieter Feige


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wieder einmal ist es nicht die Bundesregierung, sondern die Justiz, die die politischen Weichen stellt. Mit dem vom Bundesverfassungsgericht vorgeschlagenen Vergleich zur Klage von 164 Ostkommunen könnte nun endlich ein Streit beigelegt



    Dr. Klaus-Dieter Feige
    werden, der einen Neuanfang der Energiepolitik im Osten seit dem Sommer 1990 blockiert. Bisher hat die Bundesregierung durch ihr engstirniges Festhalten an den verschwenderischen Energieversorgungsstrukturen, die sie mit dem Stromvertrag auch im Osten zu zementieren gedachte, eine weiträumige Investitionsblockade im Energiebereich verschuldet. Die Annahme des angebotenen Vergleichs würde schnelle Investitionen in ökologisch sinnvolle KraftWärme-Kopplungs-Anlagen modernster Bauart ermöglichen — ein für Banken und Kommunen sicheres Geschäft.
    Jetzt liegt es an der Bundesregierung und an den Stromkonzernen, dem Vergleich zuzustimmen — die Kommunen haben das getan — und damit dem Aufbauwillen der ostdeutschen Kommunen nicht länger im Wege zu stehen. Die schnelle Umsetzung des Vergleichs ist ein nicht zu unterschätzender Schritt für die effiziente Neuorganisation unseres Energiesystems. Ich glaube, der Antrag der SPD steht auch diesen weiteren Verhandlungen nicht im Wege.
    Ich möchte an dieser Stelle auf ein Schreiben des Bürgermeisters der kleinen ostdeutschen Kreisstadt Ludwigslust an den Bundeskanzler verweisen, in dem es heißt, daß die politischen Vertreter aller Parteien der Stadt davon ausgehen, daß dem Bundeskanzler das Verhältnis zu den Städten in den neuen Ländern und die Unterstützung ihrer Aufbauleistungen mehr am Herzen liegt als die Geschäftsinteressen der Stromversorger und daß jede weitere Verzögerung einer Entscheidung den ohnehin schwierigen wirtschaftlichen Aufschwung in den ostdeutschen Bundesländern belastet. Weiter heißt es in dem vertrauensvollen Schreiben an den Kanzler: Sie können davon ausgehen, daß uns in Ludwigslust nicht Abenteuerlust oder die schnelle Auffüllung der Stadtkassen zur Gründung von Stadtwerken bewogen haben, sondern eine Menge Erfahrungen aus den alten Ländern, die zeigen, daß in kommunalen Querverbundunternehmen die Aufgaben wirtschaftlich, organisatorisch effizient und bürgernah gelöst werden können. Nehmen Sie sich diese Worte zu Herzen und stimmen Sie dem Vergleichsvorschlag zu.
    Ich möchte abschließend insbesondere an die Kolleginnen und Kollegen aus Ostdeutschland appellieren: Lassen wir es dabei nicht bewenden! Die weitergehende Unterstützung für ein richtungsweisendes energiepolitisches Handeln der Kommunen im Osten wie im Westen ist der notwendige nächste Schritt. Dies ist nur eine erste Etappe. Wir brauchen einen neuen ökologisch orientierten Gesamtrahmen, der den nötigen tiefgreifenden Strukturwandel unseres Energiesystems nachhaltig anbahnt. Das Acht-Punkte-Programm „Energiewende" vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN benennt die dafür notwendigen Maßnahmen.
    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der PDS/Linke Liste)



Rede von Helmuth Becker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, ich erteile das Wort jetzt unserem Kollegen Reinhard Weis.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Reinhard Weis


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Damen und Herren! Ich hoffe, ich langweile das Hohe Haus am Ende der Debatte jetzt nicht damit, daß ich schon wieder ein Stendaler Beispiel aus dem konfliktreichen ostdeutschen Leben vorstelle, nämlich die wiedergegründeten Stadtwerke Stendal.
    Nicht von ungefähr hat das Verfassungsgericht seine öffentliche Verhandlung über die Klage von 164 ostdeutschen Kommunen gegen den kommunalfeindlichen Stromvertrag in Stendal durchgeführt. Stendal ist eine der Kommunen, die sofort nach der Verabschiedung des Kommunalvermögensgesetzes der DDR Ansprüche auf die örtlichen Netze für leitungsgebundene Energieträger erhoben.
    Bis zum Beginn der 50er Jahre hatte Stendal Stadtwerke in den Sparten Elektro, Gas und Wasser. Diese wurden dann im Zuge der Errichtung der Bezirksenergiekombinate entschädigungslos enteignet. Das neue Gesetz der ersten demokratisch gewählten Volkskammer ermöglichte hier eine Wiedergutmachung.
    Schon Ende 1989 bestand die Chance, ein kommunales Energiekonzept aufzubauen, dessen Kernstück der Neubau eines Heizkraftwerkes ist, das den hohen Anteil femwärmebeheizter Wohnungen kostengünstiger mit Fernwärme versorgen soll, und zwar gleichzeitig durch Anwendung der Kraft-Wärme-Kopplung. Das heißt, die Stadt Stendal wird u. a. einen beträchtlichen Beitrag dazu leisten, ihre Kohlendioxidemissionen wirkungsvoll einzuschränken.
    Diese positive Entwicklung wurde durch den Stromvertrag jäh unterbrochen, weil dadurch den Kommunen die eigenständige Verfügung über die Leitungsnetze — das ist eine wesentliche Voraussetzung zum Betrieb profitabler Stadtwerke — entzogen werden sollte.
    Nun will ich Ihnen an Hand eines einzigen Zahlenbeispiels zeigen, warum sowohl die Stadt Stendal als auch das Regionalunternehmen so verbissen um die Mittel- und Niederspannungsnetze auf dem Stadtgebiet kämpfen.
    Die Stadtwerke Stendal müssen bei der heutigen Regelung die Elektroenergie für 17 Pf/kWh vom Regionalunternehmen einkaufen, erhalten ihrerseits vom Regionalunternehmen für selbsterzeugte Elektroenergie aber nur 10,5 Pf/kWh

    (Zuruf von der SPD: Das ist genau das Problem!)

    und müssen diese über ein fremdes Netz verteilen lassen. Könnten die Stadtwerke die selbsterzeugte Elektroenergie allerdings über das eigene Netz direkt an die Bürger der Stadt Stendal verkaufen, entspräche allein diese Differenz von 6,5 Pf/kWh bei der vorausberechneten Erzeugung einem Nettogewinn von immerhin 7,5 Millionen DM pro Jahr,

    (Dr. Klaus-Dieter Feige [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die brauchen wir für den Aufschwung!)

    bei der dramatisch angespannten Haushaltslage weiß Gott kein Pappenstiel für unsere 50 000-EinwohnerKommune.
    Es kann uns Parlamentariern bei der gegebenen Situation der öffentlichen Finanzen unter diesen



    Reinhard Weis (Stendal)

    Aspekten doch nicht gleichgültig sein, wenn durch den verfassungsrechtlich zumindest fraglichen Stromvertrag den Kommunen, bei denen sich Stadtwerke in der Elektrosparte rechnen, sichere Einnahmequellen verlorengehen und die Gewinne statt in der kommunalen in einer privaten Kasse klingeln.
    Ich appelliere deshalb an Sie, der Bundesregierung, speziell dem Wirtschaftsminister, aufzutragen, den Vergleichsvorschlag des Bundesverfassungsgerichts anzunehmen

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    und die Treuhandanstalt zu beauftragen, die notwendigen Entflechtungen und Eigentumsübertragungen kurzfristig zu veranlassen.
    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD, der PDS/Linke Liste und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)