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ID1212102800

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    Plenarprotokoll 12/121 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 121. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1992 Inhalt: Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und der Aktuellen Stunde sowie der Vereinbarung über die Befragung der Bundesregierung in der Sitzungswoche ab 23. November 1992 10255 A Nachträgliche Überweisung von Gesetzentwürfen an weitere Ausschüsse . , 10255A, 10270 D Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 10255 B Zusatztagesordnungspunkt: Beschlußempfehlung des Vermittlungsausschusses zum Gesetz zur Änderung von Fördervoraussetzungen im Arbeitsförderungsgesetz und in anderen Gesetzen (Drucksache 12/3713) Rudolf Dreßler SPD . . . . . . . . . . . 10255B Wolfgang Vogt (Düren) CDU/CSU . 10256D Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. . . . . . . . 10258A Zusatztagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Leistungen der Sozialhilfe an Ausländer (Drucksache 12/3686 [neu]) Dr. Bernd Protzner CDU/CSU 10258 C Brigitte Lange SPD 10259D Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 10261 B Dr. Gisela Babel F.D.P. 10262C Christel Hanewinckel SPD . . . . . 10263 B Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . 10263B Konrad Weiß (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . 10264 D Dr. Walter Hitschler F.D.P. . . . . . . 10265 D Klaus Riegert CDU/CSU . . . . . . . . 10266 A Gerd Andres SPD . . . . 10267 B Hannelore Rönsch, Bundesministerin BMFuS . . . . . . . . . . . . . . . . 10269B Tagesordnungspunkt 17: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Andreas von Bülow, Gernot Erler, Robert Leidinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Beendigung der Disziplinarverfahren gegen Soldaten der Bundeswehr, die Angehörige des Arbeitskreises DARMSTÄDTER SIGNAL sind (Drucksachen 12/2120, 12/2970) Dr. Andreas von Bülow SPD . . . . . 10271 A Claire Marienfeld CDU/CSU . . . . . . 10272 C Andrea Lederer PDS/Linke Liste . . . 10273 D Jörg van Essen F.D.P. . . . . . . . . . . 10274 C Vera Wollenberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . 10276 B Thomas Kossendey CDU/CSU 10276D, 10280 C Dr. Andreas von Bülow SPD . . . 10277 C Konrad Weiß (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . 10278 D Robert Leidinger SPD 10279 A Bernd Wilz, Parl. Staatssekretär BMVg 10280D Andreas von Bülow SPD (Erklärung nach § 30 GO) 10282 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Horst Sielaff, Fritz Rudolf Körper, II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 121. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1992 Albrecht Müller (Pleisweiler), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Einstellung aller Tiefflüge und Luftkampfübungen über bewohnten Gebieten (Drucksachen 12/1534, 12/2971) Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . 10282 D Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . 10285 C Herbert Werner (Ulm) CDU/CSU . . 10287A Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . 10287 C Dr. Ruth Fuchs PDS/Linke Liste . . . . . 10289 B Vera Wollenberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . 10290 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . 10290 B Hans Raidel CDU/CSU . . . . . . . . . 10291 A Bernd Wilz, Parl. Staatssekretär BMVg 10291 D Tagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker Jung (Düsseldorf), Gerd Andres, Holger Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Übertragung der örtlichen Energieversorgungseinrichtungen an die ostdeutschen Kommunen (Drucksache 12/3624) Volker Jung (Düsseldorf) SPD . . . . . . 10293C Heinrich Seesing CDU/CSU . . . . . . , 10294 C Jürgen Türk F.D.P. . . . . . . . . . . . 10295 C Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 10296 B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . 10296 D Reinhard Weis (Stendal) SPD 10297 C Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . 10298 A Tagesordnungspunkt 20: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrich Adam, Anneliese Augustin, Dietrich Austermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Gisela Babel, Günther Bredehorn, Dr. Olaf Feldmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Förderung des Fremdenverkehrs in den neuen Bundesländern (Drucksachen 12/1323, 12/3286) Dr. Rolf Olderog CDU/CSU , . . . . . 10298 D Carl Ewen SPD 10300 A Dr. Olaf Feldmann F.D.P. . . . . . . . 10302 B Angela Stachowa PDS/Linke Liste . . 10303 C Dr. Gerhard Päselt CDU/CSU 10304 A Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . 10305 C Zusatztagesordnungspunkt 13: Aktuelle Stunde betr. Folgen der Gesundheitspolitik der Bundesregierung am Beispiel der geplanten Schließung der Medizinischen Akademie Erfurt Dr. Ursula Fischer PDS/Linke Liste . . . 10306C Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU 10307 C Gisela Schröter SPD . . . . . . . . . 10308 C Dr. Karlheinz Guttmacher F.D.P. . . . 10309 D Vera Wollenberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . 10310 D Christine Lieberknecht, Ministerin des Landes Thüringen . . . . . . . . . . . . . 10312 A Josef Hollerith CDU/CSU . . . . . . . . 10313 D Dr. Helga Otto SPD 10314A Dr. Bruno Menzel F.D.P. . . . . . . . . 10315A Dr. Norbert Lammert, Parl. Staatssekretär BMBW 10315D Dr. Else Ackermann CDU/CSU 10316D Dr. Hans-Hinrich Knaape SPD 10317D Dr. Gerhard Päselt CDU/CSU 10318C Dr. Hans-Joachim Sopart CDU/CSU . . . 10319C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . 10320 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10321* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . 10322* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 121. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1992 10255 121. Sitzung Bonn, den 13. November 1992 Beginn: 9.33 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adam, Ulrich CDU/CSU 13. 11. 92 Antretter, Robert SPD 13. 11. 92 Becker-Inglau, Ingrid SPD 13. 11. 92 Beckmann, Klaus F.D.P. 13. 11. 92 Berger, Johann Anton SPD 13. 11. 92 Dr. Bergmann-Pohl, CDU/CSU 13. 11. 92 Sabine Bindig, Rudolf SPD 13. 11. 92* Börnsen, (Ritterhude), SPD 13. 11. 92 Arne Brähmig, Klaus CDU/CSU 13. 11. 92 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 13. 11. 92 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 13. 11. 92 Peter Harry Feilcke, Jochen CDU/CSU 13. 11. 92 Formanski, Norbert SPD 13. 11. 92 Francke (Hamburg), CDU/CSU 13. 11. 92 Klaus Gallus, Georg F.D.P. 13. 11. 92 Gansel, Norbert SPD 13. 11. 92 Gattermann, Hans H. F.D.P. 13. 11. 92 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 13. 11. 92 Genscher, Hans-Dietrich F.D.P. 13. 11. 92 Graf, Günter SPD 13. 11. 92 Gries, Ekkehard F.D.P. 13. 11. 92 Gröbl, Wolfgang CDU/CSU 13. 11. 92 Großmann, Achim SPD 13. 11. 92 Grünbeck, Josef F.D.P. 13. 11. 92 Günther (Duisburg), CDU/CSU Horst Dr. Gysi, Gregor PDS/LL 13. 11. 92 Hacker, Hans-Joachim SPD 13. 11. 92 Hämmerle, Gerlinde SPD 13. 11. 92 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 13. 11. 92 Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 13. 11. 92 Dr. Hoyer, Werner F.D.P. 13. 11. 92 Ibrügger, Lothar SPD 13. 11. 92 Jäger, Claus CDU/CSU 13. 11. 92 Dr. Jobst, Dionys CDU/CSU 13. 11. 92 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 13. 11. 92 Jung (Limburg), Michael CDU/CSU 13. 11. 92 Dr.-Ing. Kansy, Dietmar CDU/CSU 13. 11. 92 Kittelmann, Peter CDU/CSU 13. 11. 92 Kolbe, Regina SPD 13. 11. 92 Koschnick, Hans SPD 13. 11. 92 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 13. 11. 92 Dr. Krause (Börgerende), CDU/CSU 13. 11. 92 Günther Kretkowski, Volkmar SPD 13. 11. 92 Dr. Leonhard-Schmid, SPD 13. 11. 92 Elke Lüder, Wolfgang F.D.P. 13. 11. 92 Marten, Günter CDU/CSU 13. 11. 92 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Marx, Dorle SPD 13. 11. 92 Meißner, Herbert SPD 13. 11. 92 Dr. Mertens (Bottrop), SPD 13. 11. 92 Franz-Josef Dr. Meseke, Hedda CDU/CSU 13. 11. 92 Dr. Mildner, Klaus CDU/CSU 13. 11. 92 Gerhard Mischnick, Wolfgang F.D.P. 13. 11. 92 Müller (Völklingen), SPD 13. 11. 92 Jutta Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 13. 11. 92 Oesinghaus, Günther SPD 13. 11. 92 Ostertag, Adolf SPD 13. 11. 92 Paintner, Johann F.D.P. 13. 11. 92 Paterna, Peter SPD 13. 11. 92 Dr. Penner, Willfried SPD 13. 11. 92 Pfeiffer, Angelika CDU/CSU 13. 11. 92 Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 13. 11. 92 Poppe, Gerd BÜNDNIS 13. 11. 92 90/DIE GRÜNEN Rappe (Hildesheim), SPD 13. 11. 92 Hermann Rawe, Wilhelm CDU/CSU 13. 11. 92 Rempe, Walter SPD 13. 11. 92 Reschke, Otto SPD 13. 11. 92 Reuschenbach, Peter W. SPD 13. 11. 92 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 13. 11. 92 Ingrid Roth, Wolfgang SPD 13. 11. 92 Rühe, Volker CDU/CSU 13. 11. 92 Scharrenbroich, Heribert CDU/CSU 13. 11. 92 Schmidt (Dresden), Arno F.D.P. 13. 11. 92 Schmidt (Fürth), CDU/CSU 13. 11. 92 Christian Schmidt (Nürnberg), SPD 13. 11. 92 Renate Schmidt (Salzgitter), SPD 13. 11. 92 Wilhelm Schmidt-Zadel, Regina SPD 13. 11. 92 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 13. 11. 92 Hans-Peter Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 13. 11. 92 Graf von Schönburg- CDU/CSU 13. 11. 92 Glauchau, Joachim Seibel, Wilfried CDU/CSU 13. 11. 92 Dr. Seifert, Ilja PDS/LL 13. 11. 92 Simm, Erika SPD 13. 11. 92 Skowron, Werner H. CDU/CSU 13. 11. 92 Dr. Frhr. von Setten, CDU/CSU 13. 11. 92 Wolfgang Dr. Stoltenberg, Gerhard CDU/CSU 13. 11. 92 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 13. 11. 92 Uldall, Gunnar CDU/CSU 13. 11. 92 Dr. Ullmann, Wolfgang BÜNDNIS 13. 11. 92 90/DIE GRÜNEN Vogel (Ennepetal), CDU/CSU 13. 11. 92* Friedrich Dr. Voigt (Northeim), CDU/CSU 13. 11. 92 Hans-Peter Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Vosen, Josef SPD 13. 11. 92 Weisskirchen (Wiesloch), SPD 13. 11. 92 Gert Welt, Jochen SPD 13. 11. 92 Westrich, Lydia SPD 13. 11. 92 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 13. 11. 92 Wimmer (Neuötting), SPD 13. 11. 92 Hermann Wissmann, Matthias CDU/CSU 13. 11. 92 Zierer, Benno CDU/CSU 13. 11. 92* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 6. November 1992 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen oder einen Einspruch gemäß Art. 77 Abs. 3 GG nicht einzulegen: Gesetz zur Verkürzung der Juristenausbildung Gesetz zur Änderung adoptionsrechtlicher Vorschriften (Adoptionsrechtsänderungsgesetz - AdoptRÄndG) Gesetz zum Fakultativprotokoll zum Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte vom 19. Dezember 1966 Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 148 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 20. Juni 1977 über den Schutz der Arbeitnehmer gegen Berufsgefahren infolge von Luftverunreinigung, Lärm und Vibrationen an den Arbeitsplätzen Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 162 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 24. Juni 1986 über Sicherheit bei der Verwendung von Asbest Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 167 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 20. Juni 1988 über den Arbeitsschutz im Bauwesen Gesetz zu dem Abkommen vom 30. Juli 1990 zur Änderung des Abkommens vom 14. September 1955 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über Erleichterungen der Grenzabfertigung im Eisenbahn-, Straßen- und Schiffsverkehr Entlastung der Bundesregierung wegen der Haushaltsrechnung und Vermögensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 1990 (Jahresrechnung 1990) Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß i 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksachen 12/2038, 12/2039 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Haushaltsausschuß Drucksache 12/2774 Nr. 2.5 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 12/3240 Nrn. 3.5, 3.8, 3.9, 3.11-3.15 Drucksache 12/3317 Nr. 2.3 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 12/1174 Nr. 2.10 Drucksache 12/1838 Nm. 3.11, 3.16 Drucksache 12/1914 Nr. 20 Drucksache 12/2101 Nrn. 3.26, 3.28, 3.35, 3.45 Drucksache 12/2144 Nr. 2.6 Drucksache 12/2257 Nrn. 3.32, 3.36-3.38, 3.40, 3.42, 3.43, 3.49, 3.50, 3.52, 3.54 Drucksache 12/2315 Nrn. 2.6-2.12 Drucksache 12/2520 Nrn. 3.10-3.13, 3.15 Drucksache 12/2582 Nrn. 2.14-2.26 Drucksache 12/2636 Nrn. 2.6-2.13 Drucksache 12/2774 Nrn. 2.16-2.26 Drucksache 12/2867 Nrn. 2.9-2.13 Ausschuß für Gesundheit Drucksache 12/2774 Nrn. 2.28, 2.29 Drucksache 12/3182 Nr. 62 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 12/2582 Nr. 2.33 Drucksache 12/3182 Nr. 64
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Konrad Weiß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren! Die Sozialpolitik für Flüchtlinge und Einwanderer wird in Deutschland bis heute leider nur unzureichend in einem gesellschaftlich verantwortlichen Gesamtzusammenhang betrachtet. Die Ignoranz gegenüber der seit Jahrzehnten stattfindenden Einwanderung und dem weltweiten Flüchtlingsproblem führte zu einer ausschließlich reaktiven Politik, zum dauerhaften Krisenmanagement der Kommunen und Länder und zur Suche nach populistischen, aber unwirksamen Lösungen wie der beabsichtigten Änderung des Art. 16 Abs. 2 des Grundgesetzes. Ein umfassender sozialpolitischer Lösungsansatz, der wirksam zur Beseitigung sozialer Ungleichheiten beitragen könnte, ist bislang nicht in Sicht.
    Das gegenwärtige System sozialer Leistungen und sozialer Dienste ist durch interne Ausgrenzungen und Verweigerungsstrategien gekennzeichnet. Unser ganzes Rechtssystem ist von Rechtsvorbehalten durchzogen, die den Staat vor sozialen Ansprüchen schützen sollen. Durch das geltende Ausländerrecht sind weitreichende Einschränkungen möglich, die Ausländer gegenüber Deutschen benachteiligen. De facto werden gerade Asylbewerber durch das Zusammenspiel von Asylverfahren und der arbeits- und sozialrechtlichen Bestimmungen für Ausländer von der Teilhabe in wesentlichen Lebensbereichen ausgeschlossen. Dazu gehören die Verweigerung elementarer staatsbürgerlicher Rechte, die Einschränkung der Freizügigkeit, rechtliche und faktische Einengung der Bildungsmöglichkeit, begrenzte Möglichkeiten der kulturellen und religiösen Entfaltung, ferner die



    Konrad Weiß (Berlin)

    rechtlichen und faktischen Zugangsbarrieren zum Wohnungs- und Arbeitsmarkt und Blockaden, die eine gleichberechtigte Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheits- und Sozialwesens unmöglich machen.
    Durch die stufenweise Rücknahme von sozialen Leistungen — so auch mit dem vorgelegten Entwurf eines Gesetzes über Leistungen der Sozialhilfe an Ausländer — wird die angestrebte Gleichstellung der Ausländerinnen und Ausländer gefährdet. Das unbestreitbare Haushaltsdefizit, die enormen Kosten der deutschen Einheit und ein ungezügeltes Wohlstandsdenken liefern dafür die nötige Legitimation. Nach der Definition des Bundessozialhilfegesetzes ist es jedoch Aufgabe der Sozialhilfe, „dem Empfänger der Hilfe die Führung eines Lebens zu ermöglichen, das der Würde des Menschen entspricht". Nach Auffassung der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN läßt sich dieser Grundsatz mit den in dem Entwurf vorgesehenen Maßnahmen nicht vereinbaren. Die Bundesregierung beabsichtigt darin erhebliche Kürzungen der Sozialleistungen und gravierende Einschränkungen der medizinischen Versorgung. Schon heute wird aber die Sozialhilfe für Asylsuchende oftmals um 15 bis 20 % gekürzt, weil ein sogenannter geringerer Ernährungsbedarf angenommen wird oder weil die Regelsätze der Sozialhilfe um den Anteil für kulturelle und kommunikative Zwecke herabgesetzt werden, ganz nach dem Motto: Ausländer brauchen nicht soviel wie Deutsche.
    Andererseits wird den Asylbewerbern durch restriktive arbeitsrechtliche Bestimmungen eine Erwerbstätigkeit unmöglich gemacht, so daß sie auf Sozialhilfe angewiesen sind. Soll etwa — ich habe das soeben von Ihnen gehört — durch die weitere Kürzung der Sozialhilfe Deutschland als Zufluchtsland weniger attraktiv gemacht werden? Ich sage in aller Deutlichkeit: Dies wäre eine besonders diffizile Form der Diskriminierung, die menschenverachtend und menschenunwürdig ist.
    Umfragen haben ergeben, daß die deutsche Öffentlichkeit nur ungenau über die Leistungen informiert ist, die Asylbewerber beanspruchen können. Es kursieren phantasievolle Zahlen, die einer dumpfen Fremdenfeindlichkeit Vorschub leisten.
    Der Haushaltsvorstand, wie das auf gut westdeutsch heißt, erhält bislang 508 DM in den westlichen und 489 DM in den östlichen Bundesländern. Nach der vorgesehenen Regelsatzkürzung auf 75 % wären das noch 381 bzw. 367 DM. Besonders infam ist die Begründung, das sei immer noch mehr, als die meisten in ihrer Heimat als Einkommen hatten. Eine solche Argumentation berücksichtigt weder die oftmals katastrophalen Zustände noch die ganz und gar anders gestalteten Einkommens- und Marktverhältnisse in den Herkunftsländern.
    Einer Kürzung der Leistungen für Asylbewerber wird die Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nicht zustimmen. Mit großer Skepsis beurteilen wir auch die Bestrebungen, Sachleistungen den Vorrang vor Finanzleistungen zu geben. Ich denke, daß dies nicht pauschal angeordnet werden kann, sondern vor Ort in Kenntnis der konkreten Bedingungen entschieden werden muß.
    Viele Ausländerbeauftragte in den Kommunen sowie Leiter und Mitarbeiter von Asylbewerberheimen, mit denen ich gesprochen habe, wünschen sich — dies möchte ich an die Bundesregierung und an die Vertreter der Länder weitergeben — einen bundeseinheitlichen Zahltag für die Sozialhilfe, damit ihre doppelte oder mehrfache Inanspruchnahme erschwert wird. Denn es ist besser, den Mißbrauch durch eine Minderheit zu unterbinden, als die Hilfe generell zu kürzen, wovon vor allem die große Mehrheit der ehrlichen und hilfsbedürftigen Asylbewerber betroffen wäre.
    Weitere Maßnahmen sind vorstellbar. Dazu gehört die konsequente Abschiebung solcher Asylbewerber, die sich Leistungen betrügerisch verschaffen. Das betrifft — ich wiederhole es — eine Minderheit unter vielen hunderttausend ehrlichen Asylbewerbern. Dazu gehören auch organisatorische Maßnahmen, die eine mehrfache oder unberechtigte Inanspruchnahme verhindern. Die Banken wissen sich ja auch vor dem Mißbrauch durch unehrliche Deutsche zu schützen.
    Ich verkenne nicht die außerordentlichen Anforderungen, die an unser Gemeinwesen durch die hohe Zahl der Asylbewerber, Flüchtlinge und Einwanderer gestellt sind. Eine zügige Bearbeitung der Anträge und die schnelle Integration der Ausländerinnen und Ausländer in unsere Gesellschaft sind jedoch nach meiner Überzeugung am ehesten geeignet, die finanziellen Belastungen zu senken. Dies allerdings setzt eine in sich schlüssige Immigrationspolitik voraus, zu der diese Bundesregierung entweder nicht willens oder nicht fähig ist.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Abgeordneten Dr. Walter Hitschler das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Walter Hitschler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident, ich habe mich deshalb zu dieser Kurzintervention gemeldet, weil ich den Eindruck hatte, daß die Kolleginnen Höll und Lange hier den falschen Eindruck erwecken wollten, als seien die in bar gezahlten Beträge der Hilfe zum Lebensunterhalt die einzigen Leistungen, die die Sozialhilfe für Sozialhilfeempfänger erbringt.
    Wenn Sie sich einmal auf einem Sozialamt in Ihrer Gemeinde erkundigen, was für eine vierköpfige Familie, die sozialhilfeberechtigt ist, insgesamt aufgebracht wird, dann werden Sie - unter Einberechnung vieler anderer Beihilfen und vor allen Dingen unter Berücksichtigung der Kostenübernahme für die Miete — erstaunt feststellen, daß Sie auf Beträge kommen, die vielen Erwerbstätigen unserer Arbeitnehmerfamilien nicht zustehen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Da kommt man nämlich auf Beträge, die über 3 000 DM, teilweise sogar über 4 000 DM pro Monat liegen. Deshalb befinden wir uns in dieser Frage auch in guter Gesellschaft vieler sozialdemokratischer Bürgermeister in den Gemeinden, die das Problem genauso sehen wie ich.
    Wenn Sie es für menschenverachtend ansehen, die Sozialhilfe zu kürzen, dann frage ich mich, wie Sie es



    Dr. Walter Hitschler
    beurteilen, daß Menschen in unseren Alters- und Pflegeheimen — weil ihre Rente nicht ausreicht, den Aufenthalt dort zu bezahlen — auf ein Taschengeld von 158 DM im Monat angewiesen sind und davon noch ihre Kleidung bezahlen müssen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)