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    Plenarprotokoll 12/105 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 105. Sitzung Bonn, Freitag, den 11. September 1992 Inhalt: Bestimmung des Abgeordneten Hans-Ulrich Klose als ordentliches Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses an Stelle des ausgeschiedenen Abgeordneten Dr. Hans-Jochen Vogel . . . . . . . . . . . . . 8987 A Bestimmung des Abgeordneten Hans Gottfried Bernrath als stellvertretendes Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses an Stelle des aus dem Deutschen Bundestag ausgeschiedenen Abgeordneten Harald B. Schäfer (Offenburg) 8987 A Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung . . 8987 B Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung und Strukturverbesserung der gesetzlichen Krankenversicherung (Gesundheits-Strukturgesetz 1993) (Drucksache 12/3209) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (Drucksache 12/3210) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Reform des Gesundheitswesens (Drucksache 12/3226) Horst Seehofer, Bundesminister BMG . 8987 D Rudolf Dreßler SPD . . . . . . . 8995 D Dr. Dieter Thomae F.D.P. . . . . . . . . 9000 C Dr. Ursula Fischer PDS/Linke Liste 9003A, 9019D Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) CDU/ CSU 9004 D Christina Schenk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9008 A Dr. Klaus Gollert, Minister des Landes Mecklenburg-Vorpommern 9009 D Klaus Kirschner SPD 9010D Dr. Bruno Menzel F.D.P. 9012 D Gudrun Schaich-Walch SPD 9015 A Wolfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . 9016B Dr. Hans-Hinrich Knaape SPD 9018 C Dr. Hans-Joachim Sopart CDU/CSU . 9021 D Horst Schmidbauer (Nürnberg) SPD . . 9023 D Dr. Martin Pfaff SPD 9025 C Bernhard Jagoda CDU/CSU 9026 B Wolfgang Zöller CDU/CSU . 9027C, 9027 D Tagesordnungspunkt 3: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Fördervoraussetzungen im Arbeitsförderungsgesetz und in anderen Gesetzen (Drucksache 12/3211) b) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Zehnten Gesetzes zur Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes (Drucksache 12/3008) II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. September 1992 Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 9029A Manfred Reimann SPD 9032 B Adolf Ostertag SPD . . . . . . . . . 9033 C Dr. Gisela Babel F.D.P. 9035 B Petra Bläss PDS/Linke Liste 9037 C Heinz Schemken CDU/CSU 9038 D Manfred Reimann SPD . . . . . 9040B Christina Schenk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . 9040 D Ulrike Mascher SPD 9042 A Julius Louven CDU/CSU 9043 C Regina Kolbe SPD 9044 B Tagesordnungspunkt 4 c: c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der anderweitigen Verwendung von Berufssoldaten und Beamten des Geschäftsbereichs des Bundesministers der Verteidigung (Verwendungsförderungsgesetz) (Drucksache 12/3159) 9045 C Nächste Sitzung 9045 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 9047* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 9048* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. September 1992 8987 105. Sitzung Bonn, den 11. September 1992 Beginn: 8.30 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 11. 09. 92*** Bachmaier, Hermann SPD 11. 09. 92 Dr. Blank, CDU/CSU 11. 09. 92** Joseph-Theodor Blunck (Uetersen), SPD 11. 09. 92 Liselott Böhm (Melsungen), CDU/CSU 11. 09. 92* Wilfried Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 11. 09. 92 Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 11. 09. 92 Brandt, Willy SPD 11. 09. 92 Büchler (Hof), Hans SPD 11. 09. 92* Clemens, Joachim CDU/CSU 11. 09. 92 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 11. 09. 92 Herta Doss, Hansjürgen CDU/CSU 11. 09. 92 Feilcke, Jochen CDU/CSU 11. 09. 92 Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 11. 09. 92 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 11. 09. 92*** Friedrich, Horst F.D.P. 11. 09. 92 Fuchs (Köln), Anke SPD 11. 09. 92 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 11. 09. 92*** Gattermann, Hans H. F.D.P. 11. 09. 92 Dr. Gautier, Fritz SPD 11. 09. 92 Genscher, Hans-Dietrich F.D.P. 11. 09. 92 Göttsching, Martin CDU/CSU 11. 09. 92 Gres, Joachim CDU/CSU 11. 09. 92 Hämmerle, Gerlinde SPD 11. 09. 92 Haschke CDU/CSU 11.09.92 (Großhennersdorf), Gottfried Haungs, Rainer CDU/CSU 11. 09. 92 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 11. 09. 92 Hollerith, Josef CDU/CSU 11. 09. 92 Dr. Holtz, Uwe SPD 11. 09. 92*** Huonker, Gunter SPD 11. 09. 92 Janz, Ilse SPD 11. 09. 92 Jaunich, Horst SPD 11. 09. 92 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 11. 09. 92 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 11. 09. 92 Koppelin, Jürgen F.D.P. 11. 09. 92 Koschnick, Hans SPD 11. 09. 92 Dr. Krause (Börgerende), CDU/CSU 11. 09. 92 Günther Kretkowski, Volkmar SPD 11. 09. 92 Dr. Leonhard-Schmid, SPD 11. 09. 92 Elke Lohmann (Witten), Klaus SPD 11. 09. 92 Lühr, Uwe F.D.P. 11. 09. 92 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lummer, Heinrich CDU/CSU 11. 09. 92* Dr. Meseke, Hedda CDU/CSU 11. 09. 92 Michels, Meinolf CDU/CSU 11. 09. 92 Dr. Mildner, CDU/CSU 11. 09. 92 Klaus Gerhard Müller (Wadern), CDU/CSU 11. 09. 92 Hans-Werner Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 11. 09. 92 Neumann (Bramsche), SPD 11. 09. 92 Volker Oesinghaus, Günther SPD 11. 09. 92 Opel, Manfred SPD 11. 09. 92** Pfeiffer, Angelika CDU/CSU 11. 09. 92 Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 11. 09. 92 Dr. Pinger, Winfried CDU/CSU 11. 09. 92 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 11. 09. 92* Regenspurger, Otto CDU/CSU 11. 09. 92 Reichenbach, Klaus CDU/CSU 11. 09. 92 Rempe, Walter SPD 11. 09. 92 Reuschenbach, Peter W. SPD 11. 09. 92 Sauer (Salzgitter), CDU/CSU 11. 09. 92** Helmut Schäfer (Mainz), Helmut F.D.P. 11. 09. 92 Scheffler, Siegfried Willy SPD 11. 09. 92 Dr. Schmude, Jürgen SPD 11. 09. 92 Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 11. 09. 92 Dr. Schreiber, Harald CDU/CSU 11. 09. 92 Schulte (Hameln), SPD 11. 09. 92** Brigitte Schuster, Hans Paul F.D.P. 11. 09. 92 Hermann Sehn, Marita F.D.P. 11. 09. 92 Dr. Sperling, Dietrich SPD 11. 09. 92 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 11. 09. 92 Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 11. 09. 92 Vosen, Josef SPD 11. 09. 92 Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 11. 09. 92 Welt, Jochen SPD 11. 09. 92 Weyel, Gudrun SPD 11. 09. 92*** Dr. Wieczorek, Norbert SPD 11. 09. 92 Wieczorek (Duisburg), SPD 11. 09. 92 Helmut Wittmann (Tännesberg), CDU/CSU 11. 09. 92 Simon Zurheide, Burkhard F.D.P. 11. 09. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung *** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union 9048* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. September 1992 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Antrag der Abgeordneten Birgit Homburger, Karin Jeltsch, Dr. Jürgen Meyer (Ulm), Herbert Werner (Ulm) und weiterer Abgeordneter zum Bundesverkehrswegeplan, Drucksache 12/2679, ist zurückgezogen worden. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 12/2101 Nm. 3.7, 3.9, 3.10, 3.14-3.19, 3.21, 3.22, 3.24, 3.25 Drucksache 12/2257 Nrn. 3.8-3.10, 3.13, 3.14, 3.16-3.18, 3.20, 3.22, 3.23, 3.25, 3.26 Drucksache 12/2315 Nr. 2.3 Drucksache 12/2520 Nrn. 3.5, 3.7 Drucksache 12/2582 Nrn. 2.2, 2.5-2.13 Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau Drucksache 12/269 Nr. 2.38 Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 12/2774 Nr. 2.37
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    Rede von Wolfgang Zöller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Was nun, Herr Seehofer? Machen Sie weiter so! — Zu dieser Schlußfolgerung wird spätestens seit dem letzten Donnerstag die überwiegende Mehrheit der Deutschen gekommen sein. Sie und die Koalition haben die richtigen Weichen für eine Gesundheitsstrukturreform gestellt, um ein leistungsfähiges Gesundheitssystem auf Dauer finanzierbar zu gestalten. Überkapazitäten, unwirtschaftliche Strukturen und medizinisch nicht erforderliche Mengenausweitungen treiben die Beitragssätze nach oben, ohne daß damit die gesundheitliche Versorgung verbessert wird. Die unsozialste Form — auch wenn Sie anderer Meinung sind — ist die Selbstbeteiligung durch allgemeine Beitragserhöhung. Hier würde nämlich der Patient mit über 5 Milliarden DM direkt mit den Kosten belastet und indirekt über den Arbeitgeberanteil, die Lohnnebenkosten, noch einmal mit zur Finanzierung herangezogen.
    Deshalb ist unser Vorschlag, 3,2 Milliarden DM für die Patienten und 8,2 Milliarden DM Belastung für die Leistungserbringer, wesentlich gerechter.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Um dieses angestrebte Stabilitätsziel zu erreichen, gingen wir von folgenden Leitlinien aus.
    Erstens. Ein Gesundheitsstrukturgesetz 1993 hat nur dann einen Sinn, wenn einschneidende Maßnahmen durchgesetzt werden, die Beitragssatzstabilität auch tatsächlich gewährleisten können.
    Zweitens. Alle Leistungserbringer und die Versicherten müssen zur finanziellen Konsolidierung der gesetzlichen Krankenversicherung mit beitragen.
    Drittens. Die Belastungen sind gerecht und ausgewogen zu verteilen.
    Viertens. Das ist sehr wichtig: Die vereinbarten Maßnahmen bilden eine in sich geschlossene Einheit. Würden hier im Interesse einzelner Betroffener Abstriche gemacht werden, dann würde das Gesamtkonzept seine Funktion nicht mehr erfüllen.
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Gesetzentwurf sieht zum einen Maßnahmen vor, die finanziell sofort wirksam sind. Zum anderen wird sich das Gesetz nicht auf kurzfristige Korrekturen beschränken. Zeitgleich werden daher strukturelle Maßnahmen eingeleitet, um die Fehlentwicklungen an der Wurzel zu beseitigen.
    Daneben — das möchte ich unterstreichen bleibt die Selbstverwaltung aufgefordert, ihren Handlungsauftrag aus dem Gesundheits-Reformgesetz 1989 zu erfüllen und ihren Beitrag zur Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung zu leisten.

    (Rudolf Dreßler [SPD]: Aus dem Gesetz kann man keine Forderungen mehr formulieren!)

    Von den vorgesehenen Strukturmaßnahmen mußte Bayern den stets vertretenen Grundsatz der Selbstkostendeckung aufgeben, was uns bestimmt nicht leichtgefallen ist.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wir können es nachfühlen!)

    Wegen ihrer erfolgreichen Sparbemühungen werden hier die bayerischen Krankenhäuser von den Vorschlägen der Koalition besonders hart betroffen. Bayern ist nämlich seit jeher das Land mit den niedrigsten Pflegesätzen. Letztendlich hat aber die Notwendigkeit dieser strukturellen Neuorientierung als entscheidender Anreiz für mehr Wirtschaftlichkeit im Krankenhaus den Ausschlag gegeben.
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Kassenärzte veranlassen durchschnittlich das Vierfache der Leistungsausgaben, die sie selbst verursachen. Diese Größenordnung zeigt eigentlich, wie wichtig es ist, gerade hier Steuerungselemente einzubauen, die eine wirtschaftliche Verordnungsweise gewährleisten.
    Ein wesentlicher Faktor für die Ausgabensteigerung im Arzneimittelbereich liegt in der ungebremsten Mengenentwicklung. Wenn Arzneimittel für 2 bis 4 Milliarden DM auf dem Müll landen, muß man sich darüber Gedanken machen. Die vorgesehenen Richt-



    Wolfgang Zöller
    größen sind eine Möglichkeit, Mengenentwicklungen auf das medizinisch notwendige Niveau zu reduzieren. Dies halten wir ordnungspolitisch für sinnvoll, da das wirtschaftliche Verordnungsverhalten des Arztes, nämlich überflüssige Verordnungen zu vermeiden und bevorzugt preisgünstige, festbetragsgebundene Mittel zu verschreiben, gefördert wird.
    Es ist gesundheitspolitisch sinnvoll, da es uns eine Umschichtung der finanziellen Mittel nach gesundheitspolitischen Prioritäten ermöglicht, wie der Sachverständigenrat im übrigen des öfteren schon gefordert hat. Es ist medizinisch sinnvoll, da eine Reduzierung der Arzneimittel nach Einschätzung vieler Mediziner und Pharmakologen in Teilen nicht nur unschädlich, sondern geradezu förderlich für die Gesundheit sein soll. Es ist ökonomisch sinnvoll, da vorhandene Wirtschaftlichkeitsreserven besser als bisher ausgeschöpft werden können.
    Lassen sie mich auch eine Bemerkung zu den Ärzten machen. Für mich ist es unerträglich, wenn die Vertreter der Ärzte auf der einen Seite durch Gespräche Dialogbereitschaft demonstrieren, andererseits zur gleichen Zeit Ärzte im Fernsehen den Minister als Verbrecher bezeichnen. Ich erwarte hier eine Entschuldigung in aller Öffentlichkeit. Ich pfeife auf Briefchen, die klammheimlich im Briefkasten des Ministers landen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es wird auch höchste Zeit, daß sich die große, die überwiegende Zahl verantwortungsbewußter Ärzte nicht von solchen Scharfmachern ihren Ruf total zerstören läßt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Hier gilt wie überall: Wie lange läßt sich die große anständige Mehrheit von radikalen Minderheiten vorführen?
    Lassen Sie mich noch einige andere Punkte ansprechen: die ärztliche Überversorgung. Das gravierende Strukturproblem eines Überangebots an Ärzten führt zu einer medizinisch nicht gerechtfertigten Ausdehnung der Leistungsmengen. Wir müssen deshalb gegensteuern, ohne die jetzt in der Ausbildung befindlichen Ärztinnen und Ärzte zu benachteiligen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Die Zahl der Kassenärzte und Kassenzahnärzte wird durch gesetzliche Regelungen begrenzt werden. Das heißt jedoch nicht, daß sich die Ärzte von diesem Zeitpunkt an nicht mehr frei niederlassen können. Nur wird ihnen die automatische Zulassung zu den Krankenkassen nicht mehr zugesichert. Um es verfassungsrechtlich abzusichern, muß daher eine Altersbegrenzung vorgesehen werden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Darüber müssen wir noch reden!)

    Um in der Zwischenzeit wenigstens die regionale Verteilung des Überangebots an Ärzten besser lösen zu können, wird die Bedarfsplanung des geltenden Rechts wirksamer ausgestaltet.
    Eine weitere Maßnahme soll der Qualität der kassenärztlichen Versorgung dienen. Als Voraussetzung
    für die Kassenzulassung wird für den Allgemeinmediziner eine dreijährige Weiterbildung vorgeschrieben. Dies wird auch langfristig die Position des Hausarztes stärken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Lassen Sie mich etwas zu den Zahnärzten und Zahntechnikern sagen. Hier muß das Motto gelten: Zahnerhaltung soll den Vorrang vor Zahnersatz haben.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

    Dieses Strukturprinzip des Vorranges zahnerhaltender Maßnahmen wirkt sich natürlich zwangsläufig auf das Zahntechnikerhandwerk aus. Um ein angemessenes Verhältnis zur 20%igen Absenkung bei Zahnärzten herzustellen, werden die Vergütungen im Zahntechnikerbereich um die Hälfte, also um 10 %, gesenkt. Aber hier ist es wichtig, anzumerken und unmißverständlich klarzustellen, daß das Einsparziel von 10 % absolut und nicht kumulativ definiert wird. Zum anderen darf es auch keine einseitigen Benachteiligungen der gewerblichen Labors geben.
    Mit der Aufteilung in Wahl- und Regelleistungen besteht nämlich die Gefahr, daß Zahnärzte in ihren Praxislabors die Wahlleistungen durchführen und den Zahntechnikern dann die Regelleistungen überweisen. Somit könnte eine gutgemeinte Regelung unseres Gesetzentwurfs unterlaufen werden. Eine Chancengleichheit zwischen Praxislabor und Zahntechnikerlabor muß deshalb erreicht werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Um den I Iandwerksbetrieben in diesem Falle größere Unabhängigkeit zu gewährleisten, halte ich persönlich eine Gebührenordnung der Zahntechniker für sinnvoll.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Interessante Idee!)

    Zur Organisationsreform der gesetzlichen Krankenversicherung. Hier wollen wir das Wahlrecht für die Arbeiter einführen. Um bei gleichzeitiger Beibehaltung unseres gegliederten Systems bleiben zu können, muß aber über einen sinnvollen Risikostrukturausgleich entschieden werden. Hier brauchen wir ein wertneutrales Zahlenmaterial, das innerhalb der nächsten zwei Jahre zusammengestellt wird. Auf dieser Grundlage wird dann entschieden.
    Herr Kollege Dreßler, Sie haben, als der Minister sprach, dazwischengerufen: Wo steht das in eurem Gesetz? Ich gehe davon aus, daß Sie das Gesetz wenigstens gelesen haben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber nein!)

    Es steht in Art. 14, Seite 33, 34 und 35. Da ist die Datenerhebung für Risikostrukturausgleichsverfahren geregelt. Ich würde empfehlen, einmal kurz nachzulesen.
    Jetzt zu den Versicherten. Auch hier sind wir der Meinung, daß sie nicht ausgeklammert werden können. Ihr Konsolidierungsbeitrag hält sich mit 3,2 Milliarden DM in verträglichen Grenzen.
    Das setzt jedoch voraus, daß die den Leistungserbringern abverlangten Belastungen von 8,2 Milliar-



    Wolfgang Zöller
    den DM zuverlässig erbracht werden müssen. Der Beitrag der Versicherten beschränkt sich auf drei Positionen.
    Zahnersatz ist durch konsequente Prophylaxe weitgehend vermeidbar. Deshalb ist es, glaube ich, auch gerechtfertigt, beim Zahnersatz ein System von Regelleistungen und von Wahlleistungen einzuführen.
    Für die Regelleistung, die die medizinisch notwendige Versorgung absichert, bleibt der Kassenzuschuß bei 60 %. Wer aufwendigeren Zahnersatz wählt, erhält von seiner Krankenkasse einen Zuschuß im Umfang der entsprechenden Regelleistung.
    Zu der Zuzahlung von 11 DM bei Krankenhausaufenthalt: Diese Zuzahlung basiert auf der Überlegung, daß pro Tag eine häusliche Ersparnis für Frühstück, Mittagessen und Abendessen von rund 11 DM entsteht. Hier werden wir bestimmt im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens über gewisse Abfederungsmaßnahmen für besondere Härtefälle diskutieren und eine sinnvolle Lösung finden.
    Ich denke an folgendes Beispiel: Für den Fall, daß bei einer Familie mit mehreren Kindern ein Elternteil ins Krankenhaus kommt, muß über eine Abfederungsmaßnahme sicherlich neu diskutiert werden.
    Für Arzneimittel wird ab Januar eine Zuzahlung von 10 %, mindestens 3 DM, maximal 10 DM je Mittel, eingeführt.
    Das Nebeneinander von zuzahlungsfreien und zuzahlungspflichtigen Arzneimitteln wäre auf Dauer nicht sinnvoll. In diesem Zusammenhang ist es auch recht interessant, zu wissen, daß rund 70 % der Arzneimittel, die auf der Müllhalde landen, zuzahlungsfreie Medikamente sind.
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte jetzt gern noch einen weiteren Punkt ansprechen. Es ist wirklich unredlich, Rentner mit der Behauptung zu verunsichern, daß sie künftig durch die neue Arzneimittelzuzahlung besonders hart getroffen werden und ca. 80 DM monatlich mehr bezahlen müßten. Wenn diese Behauptung richtig wäre, müßten die Rentner eigentlich froh sein; denn 80 DM Zuzahlung bedeutet, daß sie mindestens 4 000 DM Rente haben müßten.

    (Zurufe von der CDU/CSU: So ist es! — Sehr gut, Wolfgang!)

    Richtig ist vielmehr, daß Rentner mit einem Einkommen bis 1 400 DM überhaupt keine Zuzahlung zu entrichten haben.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wie sozial ausgewogen dieses System ist, erkennt man auch daran, daß Leute mit niedrigem Einkommen sowie Kinder und Jugendliche zuzahlungsfrei bleiben und die Zuzahlungen je nach Einkommen gestaffelt sind. Hier mit Durchschnittswerten zu rechnen ist falsch und wird dem sozial abgestuften System nicht gerecht.
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, das Gesundheits-Strukturgesetz 1993 ist ein weiterer wesentlicher Reformschritt. Damit sind jedoch — das muß immer wieder unterstrichen werden — die
    Reformbemühungen noch nicht beendet. Dies wird ein permanenter Prozeß sein. Zur Mitarbeit an der Lösung der Probleme sind alle recht herzlich eingeladen.
    Lassen Sie mich zum Schluß feststellen: Wir stehen als Koalition zu unseren Eckwerten. Wir stehen zu unserem Minister. Alle, die jetzt an Ihrer Standfestigkeit, Herr Seehofer, zweifeln, werden Sie spätestens ab Januar voller Neid mit „Stehhofer" begrüßen können.
    Vielen Dank.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Lachen bei der SPD)



Rede von Renate Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Als nächster Redner hat der Kollege Dr. Hans-Hinrich Knaape das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Hinrich Knaape


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Nicht gegen Personen gerichtete aggressionsgeladene Affektausbrüche, akzentuierte Beleidigungen und Vorwürfe über und für in den zurückliegenden Jahren in der Gesundheitsgesetzgebung Unterlassenes sollten heute gefordert sein, sondern kühle Sachlichkeit und der Wille zur Verständigung,

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    über unterschiedliche Auffassungen und Lösungswege hinweg, unter Einbeziehung von fachlicher Kompetenz aller Anbieter von medizinischen Leistungen. Gesucht werden muß nach einem tragfähigen Kompromiß, der der Sachlage dient, sie befördert, dies aber nicht nur auf der Grundlage der von der Koalition eingebrachten Gesetzentwürfe, sondern auch unter Berücksichtigung der Vorstellungen der Opposition.

    (Beifall bei der SPD)

    Ehrlichkeit und der Wille zur Verständigung sind gefragt. Ein Problem ist zu lösen. Es ist nicht die Zeit für wortgewaltige Selbstdarstellungen. Gesundheit und Krankheit betreffen alle Bürger unseres Staates.
    Wenn nach außen hin der Eindruck erweckt wird — so der Kollege Hoffacker schriftlich, und auch der Kollege Zöllner hat sich heute in diesem Sinne geäußert —:
    Fest steht, daß sich die Koalition keinen Stein aus dem Gesetzeswerk brechen läßt, aber andererseits Kollege Dr. Thomae verlauten läßt, daß der Kabinettsentwurf des Gesundheits-Strukturgesetzes verbessert werden könnte, und zwar ohne finanzielle Eckpunkte zur Disposition zu stellen,

    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P]: Richtig!)

    sondern — so steht es im gelben Dienst — allein durch das Aufbrechen von Fronten und durch neue und wirkungsvolle Vorschläge, und wenn weiterhin Verhandlungsangebote der Ärzte und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und des Deutschen Ärztetages vorliegen und kritische, aber auch kompromißbereite Stellungnahmen der Deutschen Krankenhausgesellschaft, der Kassen und anderer medizinischer



    Dr. Hans-Hinrich Knaape
    Leistungsanbieter bei uns allen eingegangen sind, so signalisiert dies doch, daß eine feste Mauer noch nicht steht, aber eine breite Bereitschaft zur Lösung der Aufgabe vorhanden ist.
    Das Problem erscheint zu umfassend und zu schwierig, als daß nur eine Seite eine für lange Jahre sozial verträgliche Lösung finden könnte.
    Wenn wir dies nun in den folgenden Wochen versuchen, so müssen wir uns darüber im klaren sein, daß dieses Gesetzgebungsverfahren in erster Linie wegen der Kostenausweitung im Gesundheitswesen der alten Bundesländer erforderlich ist und das Gesetzeswerk den Besonderheiten des Gesundheitswesens in den neuen Bundesländern Rechnung tragen muß. Fest steht, daß die Qualität und Quantität der medizinischen Versorgung in den neuen Ländern erst jener in den alten Ländern angeglichen werden muß, daß dies noch Jahre dauern wird und daß diese Aufgabe ohne investive Hilfe des Bundes nicht bewältigt werden kann.

    (Beifall bei der SPD)

    Daneben sind menschliche Probleme sozial verträglich zu ordnen. Ärzte, die stolz darauf sind, daß sie ihren Übergang von der sozialistischen Planwirtschaft in die freie Niederlassung ohne staatliche Hilfe reibungslos vollzogen haben, sind jetzt in Angst um ihre Existenz. Ein Gesetz über die Gesundheits-Strukturreform muß für die neuen Bundesländer ohne Zweifel Ausnahmen, Schonfristen, Übergangsregelungen, zusätzliche Regelungen und auch Experimentierklauseln enthalten.
    Wir sind der Auffassung, daß in den neuen Bundesländern neue Wege für Gesundheitszentren, die Zulassung von Fachambulanzen an Krankenhäusern zur ambulanten Versorgung, aber auch Institutsambulanzen nicht nur an psychiatrischen Kliniken, sondern auch an psychiatrischen Abteilungen von Krankenhäusern notwendig sind, damit insbesondere die medizintechnischen Geräte und das spezielle ärztliche Fachwissen aus den besonders seit dem vorletzten Ärztetag weiter differenzierenden Fachdisziplinen sinnvoll eingesetzt werden können.
    Eine Beschränkung der Zahl der Kassenärzte wird nicht zu umgehen sein. Die Regulierung bedeutet aber nicht die Aufgabe des historisch gewachsenen, fachlich bewährten und von den Versicherten akzeptierten Systems der Freiberuflichkeit der Ärzte, das aber auch Anreize für den Mißbrauch der Gelder der Versicherten einschließt. Diesem Mißbrauch muß begegnet werden.
    Für die Zuzahlung bei Arzneimitteln haben insbesondere die Bürger im Osten kein Verständnis. Der Steuerungseffekt auf Ausgaben im Gesundheitswesen wird überschätzt. Das gleiche trifft für die Hilfsmittel zu.
    Für die Krankenhäuser in den neuen Ländern ist ein Sonderprogramm über Jahre hinaus notwendig. Nicht nur Infrastrukturmodernisierungen sind erforderlich, sondern teilweise auch Neubauten. Eine finanzielle Beteiligung des Bundes an den Rationalisierungsinvestitionen ist deshalb nicht zu umgehen. Nach dem Einigungsvertrag ist die Koalition ver-
    pflichtet, dafür zu sorgen, daß das Niveau auch im Bereich des Gesundheitswesens angeglichen wird.

    (Klaus Kirschner [SPD]: Sehr wahr!)

    Die Krankenhäuser in Ostdeutschland sind noch in der Umbruchphase. Die Koalition sei daran erinnert, daß sie zu ihrem Wort stehen müßte, wie sie es im Januar 1991 in der Koalitionsvereinbarung gesagt hat.
    Ebenso wird die abrupte Aufhebung des Selbstkostendeckungsprinzips unter Aufrechterhaltung des Sicherstellungsauftrages und der Behandlungspflicht zu erheblichen Finanzdefiziten zu Lasten der Träger, also überwiegend der finanzschwachen Kommunen, führen. Eine Zuzahlung in den Krankenhäusern würde nicht nur die Schwächsten unter den Versicherten in den neuen Bundesländern treffen, die Altersrentner mit niedrigen Bezügen, sondern auch die Versicherten mit geringem Einkommen, die wegen ihres größeren Nachholbedarfs in allen Bereichen ihrer persönlichen Haushaltsführung wenig finanziellen Spielraum haben.
    Überhaupt muß beachtet werden, daß die durch die Versicherten in den neuen Bundesländern aufgebrachten Beiträge geringer sind als vergleichsweise jene in den alten Ländern. Geringere Tarifabschlüsse, hohe Arbeitslosigkeit und die Überalterung der Bevölkerung durch die Landflucht der Jugend und arbeitsfähigen Frauen und Männer in den Westen des Landes senken die Einnahmen der Kassen erheblich. Ein bundesweiter kassenartenübergreifender Risikostrukturausgleich ist deshalb für den Osten zu fordern, nachdem alle Kassen für alle Bürger offen sind.
    Eine Strukturreform des Gesundheitswesens kann ohne eine Organisationsreform der Krankenversicherung — dies lehrt uns die Sichtung der Situation im Osten —, wenn eine langfristige Kostenbewältigung im Gesundheitswesen angestrebt wird, nicht erreicht werden. Das Gesetz, das nach der parlamentarischen Beratung das Zusammenspiel der am Gesundheitswesen Beteiligten finanziell verträglich und medizinisch auf hohem diagnostischen und therapeutischen Niveau für den Versicherten regeln soll, muß den Nachholbedarf in allen Belangen in Ostdeutschland berücksichtigen und gesamtdeutsche Solidarität bei einer für mehrere Jahre notwendigen Übergangslösung in sich einschließen. Sonst ist ein solches Gesetz für die SPD nicht tragfähig.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD)