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    Plenarprotokoll 12/103 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 103. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 9. September 1992 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des ungarischen Parlaments 8785 D Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der a) ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltspians fur das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksache 12/3000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksache 12/3100) Hans-Ulrich Klose SPD 8713B, 8761D Dr. Wolfgang Bötsch CDU/CSU 8721B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . 8725B, 8754 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 8729 D Dr. Gregor Gysi PDS/Linke Liste . . . 8730C Ingrid Köppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8733 D Dr. Helmut Kohl Bundeskanzler BK 8736A, 8745C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8745 A Björn Engholm, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein . . . . . 8746A, 8755B Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . 8750 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU 8755C, 8762B Franz Müntefering SPD 8759 B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA 8762 D Hans-Ulrich Klose SPD 8765 A Karsten D. Voigt (Frankfurt) SPD . . . 8766 A Ulrich Irmer F D P. 8767 D Volker Rühe, Bundesminister BMVg . . 8769 D Walter Kolbow SPD 8773 B Paul Breuer CDU/CSU 8775 A Dr. Klaus Rose CDU/CSU 8776 C Andrea Lederer PDS/Linke Liste . . . 8778 B Dr. Sigrid Hoth F D P 8781 B Dr. Karl-Heinz Hornhues . . . . 8782C, 8798B Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 8784 B Hans-Gerd Strube CDU/CSU 8786A Dr. Ursula Fischer PDS/Linke Liste . . 8787 B Carl-Ludwig Thiele F D P 8788 B Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 8790 A Dr. Ingomar Hauchler SPD 8792 A Hans-Peter Repnik CDU/CSU 8793 D Werner Zywietz F.D.P. . . . . . . . . 8794 D Dr. Ingomar Hauchler SPD 8795 B Vera Wollenberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8796 B Konrad Weiß (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8799 B Ortwin Lowack fraktionslos 8800 C Ulrich Briefs fraktionslos 8802 B Rudolf Seiters, Bundesminister BMI . . 8804 B Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. . . 8806A, 8815C Gerd Wartenberg (Berlin) SPD 8809C Johannes Gerster (Mainz) CDU/CSU . . 8813D Gerd Wartenberg (Berlin) SPD . . . 8817C Ulla Jelpke PDS/Linke Liste 8818C Ina Albowitz F D P 8820 B Freimut Duve SPD 8822A, 8826 B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 103. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. September 1992 Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8822D, 8841 C Freimut Duve SPD 8823 C Karl Deres CDU/CSU 8824 D Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD . . . 8826 D Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 8829 A Dr. Hans de With SPD 8831 B Norbert Geis CDU/CSU 8834 B Dr. Hans de With SPD 8834 D Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD 8836 A Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . 8836D Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste . 8838 C Dr. Michael Luther CDU/CSU 8840B Dr. Norbert Geis CDU/CSU 8842 D Tagesordnungspunkt 4: a) Fortsetzung der Beratung (Abstimmung) der Entschließungsanträge der Fraktion der SPD zum Nachtragshaushaltsgesetz 1992 (Drucksachen 12/2910, 12/2911) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu den dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 1/92 und 2 BvE 2/92 (Drucksache 12/3195) Ortwin Lowack fraktionslos (Erklärung nach § 31 GO) 8804 A Nächste Sitzung 8843 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8845* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 1 (Haushaltsgesetz 1993) Michael von Schmude CDU/CSU . . . . 8845* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 103. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. September 1992 8713 103. Sitzung Bonn, den 9. September 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 09. 09. 92*** Antretter, Robert SPD 09. 09. 92* Dr. Blank, CDU/CSU 09. 09. 92** Joseph-Theodor Blunck, Lieselott SPD 09. 09. 92* Böhm (Melsungen), CDU/CSU 09. 09. 92* Wilfried Brandt, Willy SPD 09. 09. 92 Clemens, Joachim CDU/CSU 09. 09. 92 van Essen, Jörg F.D.P. 09. 09. 92*** Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 09. 09. 92*** Friedrich, Horst F.D.P. 09. 09. 92 Dr. Fuchs, Ruth PDS/LL 09. 09. 92 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 09. 09. 92*** Gattermann, Hans H. F.D.P. 09. 09. 92 Haschke CDU/CSU 09.09.92 (Großhennersdorf), Gottfried Dr. Holtz, Uwe SPD 09. 09. 92*** Jaunich, Horst SPD 09. 09. 92 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 09. 09. 92 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 09. 09. 92*** Oesinghaus, Günther SPD 09. 09. 92 Opel, Manfred SPD 09. 09. 92** Pfuhl, Albert SPD 09. 09. 92 Poß, Joachim SPD 09. 09. 92 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 09. 09. 92* Reddemann, Gerhard CDU/CSU 09. 09. 92* Regenspurger, Otto CDU/CSU 09. 09. 92 Rempe, Walter SPD 09. 09. 92 Sauer (Salzgitter), CDU/CSU 09. 09. 92** Helmut Schäfer (Mainz), Helmut F.D.P. 09. 09. 92 Scharrenbroich, Heribert CDU/CSU 09. 09. 92*** Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 09. 09. 92 Schulte (Hameln), SPD 09. 09. 92** Brigitte Schuster, Hans F.D.P. 09. 09. 92 Dr. Stercken, Hans CDU/CSU 09. 09. 92*** Weyel, Gudrun SPD 09. 09. 92*** Dr. Wieczorek, Norbert SPD 09. 09. 92 Dr. Wieczorek CDU/CSU 09. 09. 92 (Auerbach), Bertram Wittmann (Tännesberg), CDU/CSU 09. 09. 92 Simon Zierer, Benno CDU/CSU 09. 09. 92* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates **für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung *** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 1 (Haushaltsgesetz 1993) Michael von Schmude (CDU/CSU): Der einigungsbedingte Mehraufwand im Justizetat 1993 unterstreicht erneut den festen Willen von Regierung und Parlament, den Aufbau des Rechtsstaates weiter voranzutreiben und zu konsolidieren. Bei der Haushaltsdebatte 1991 wurde sehr zu Recht die schleppende Abwicklung von Gerichtsverfahren, die totale Überlastung der Grundbuch- und Katasterämter beklagt. Inzwischen hat sich trotz noch immer vorhandener Mängel auch vieles überaus positiv entwickelt. Wer hätte gedacht, daß nach den ersten Erfahrungen-wir mußten ja nach der Säuberung der alten DDR-Justiz in den meisten Bereichen bei Null anfangen - eine derart große Zahl von Juristen für die neuen Bundesländer gewonnen werden könnte. Erinnern wir uns: Es gab dort zur Zeit der Wende 1989 ganze 600 Rechtsanwälte, heute sind es immerhin schon 3 200. Das von der Bundesregierung initiierte Modell „Aufbau des Rechtsstaates" leistet nunmehr einen entscheidenden Beitrag zur Personalausstattung der Gerichte und Grundbuchämter in den neuen Ländern. War es 1991 noch ein Etatansatz von 117,4 Millionen DM, der nur mit 53,5 Millionen ausgenutzt werden konnte, so mußten wir bereits in diesem Jahr den vorgesehenen Betrag von 104,5 Millionen DM noch um Haushaltsreste aus 1991 von rund 19 Millionen DM für EDV-Maßnahmen aufstocken. Damit sind die Zielvorgaben per heute wie folgt verwirklicht worden: i. 1 000 Richter und Staatsanwälte, davon 820 tätig, 500 Rechtspfleger, davon 500 tätig. 2. Der Einsatz von pensionierten Richtern, Staatsanwälten, Rechtspflegern und Urkundsbeamten zeigt leider immer noch ein unbefriedigendes Ergebnis, obwohl bürokratische Hemmnisse beseitigt wurden. Statt der angestrebten Zahl von 500 sind es jetzt erst ganze 68. Man sollte also mehr für ein Seniorenmodell werben. 3. Die Bundesförderung für die Neueinstellung von Richtern, Rechtsanwälten, Rechtspflegern - insgesamt sollen es 300 sein -, wird von den neuen Ländern voll in Anspruch genommen. Diese Gesamtförderung wird 1993 mit 107,5 Millionen DM fortgesetzt, wobei wir die Unterstützung bei der EDV-Ausstattung der Grundbuchämter erneut mit einschließen. Natürlich besteht auch darüber hinaus für die Folgejahre noch Handlungsbedarf. Ich möchte aber heute auch allen danken, die in den neuen Bundesländern auf Dauer oder vorübergehend beim schwierigen Aufbau des Rechtsstaates mitwirken. Sie tragen entscheidend dazu bei, das Vertrauen in unseren Staat zu stärken. Für ganz Deutschland gilt gleiches Recht, und damit muß auch die gleiche Rechtswirklichkeit einhergehen. Allerdings müssen wir in diesem Zusammenhang auch einige selbstkritische Fragen stellen: - Was bremst und blockiert eigentlich den Wiederaufbau im 8846* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 103. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. September 1992 Osten? — Sind es nicht vielfach bürokratische Hemmnisse, ist es nicht vor allem unser Gesetzesperfektionismus, der schon den Wirtschaftsstandort Westdeutschland mehr als genug belastet? Insoweit muß dringend geprüft werden, ob und wie Maßnahmegesetze zur Beschleunigung — so wie im Verkehrsbereich — auch im Umwelt- und Baubereich für eine begrenzte Zeit einzuführen sind. Die Ungeduld und Unzufriedenheit vieler Landsleute mit bestimmten Verwaltungsabläufen ist verständlicherweise groß. Wir als Gesetzgeber sind darüber hinaus gefordert, bei der Aufarbeitung des DDR-Unrechts zügig fortzufahren. In den letzten 12 Monaten sind wir bereits ein gutes Stück vorangekommen. Ich nenne hier das 1. SED-Unrechts-Bereinigungsgesetz sowie das 2. Vermögensrechts-Änderungsgesetz. Es sind noch gesetzliche Regelungen zur Wiedergutmachung von Berufs- und Verwaltungsunrecht zu beschließen und vor allem das in Kürze vorliegende Entschädigungsgesetz. Die Erwartung aller Betroffenen ist in diesem Bereich besonders groß. Die Höhe der Entschädigung bei Unmöglichkeit der Rückgabe — gleich aus welchen Gründen — muß sich leider auch an den finanziellen Möglichkeiten orientieren. Dasselbe gilt für die Ausgleichsleistungen für besatzungsrechtliche Enteignungen in der Zeit von 1945 bis 1949. Die Anerkennung der Bodenreform auf Grund der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen und _des Einigungsvertrages stellen für den betroffenen Personenkreis eine besondere Härte dar. Die Rückgabe des oft unter unvorstellbaren Bedingungen enteigneten Besitzes wurde ausgeschlossen, obwohl gerade im Bereich der Land- und Forstwirtschaft oft noch wesentliche Teile des Altbesitzes für eine Rückübertragung verfügbar wären. Es ist deshalb dringend geboten, den Anspruch von Alteigentümern auf das geplante Wiedereinrichtermodell ausdrücklich festzuschreiben. Für die nach 1949 Enteigneten sollte noch einmal überprüft werden, ob das bisher geltende Wahlrecht: Rückgabe oder Entschädigung nicht auch künftig beizubehalten ist, da bereits Fälle bekannt wurden, wo Anspruchsberechtigte im Vertrauen auf das geltende Vermögensgesetz freiwillig auf ihren Besitz verzichtet haben, um kommunale Planungen zu ermöglichen. Wichtig ist auch, daß Vertriebene vor allem jenseits von Oder und Neiße, die nach 1945 ihren ständigen Aufenthalt in der früheren DDR genommen haben, eine einmalige Zuwendung von 4 000 DM erhalten sollen, da sie von der in Westdeutschland durchgeführten Lastenausgleichsregelung nicht begünstigt wurden. Zur sozialen Gerechtigkeit gehört selbstverständlich, daß mit dem geplanten Entschädigungsgesetz bei Rückgabe von Vermögenswerten auch der gezahlte Lastenausgleich zurückzuzahlen ist und daß darüber hinaus wegen des Ungleichgewichts zwischen Sachwert bei Rückgabe und Entschädigung eine Vermögensabgabe erhoben werden soll. Zur Aufarbeitung des DDR-Unrechts gehört ferner, daß die Verfolgung von Regierungskriminalität zügig vorangetrieben wird. Bund und Länder hatten vereinbart, 60 Staatsanwälte zum Kammergericht nach Berlin zu delegieren. Als einziges Bundesland hat das Saarland sich bisher geweigert, seinen Anteil, der sowieso nur aus einem Staatsanwalt besteht, zu leisten. Ein vergleichbar unwürdiges Verhalten konnte man übrigens auch bei anderen SPD-regierten Ländern in der Vergangenheit bereits feststellen, wenn es um die Finanzierung der zentralen Dokumentationsstelle Salzgitter ging. Die Mitarbeiter dieser Einrichtung haben in vorbildlicher Weise Unrechtstatbestände ermittelt und die dafür Verantwortlichen festgestellt. Großen Unmut in der Bevölkerung gibt es verständlicherweise über Fälle von Bereicherung in der früheren DDR, die bis heute nicht rückgängig gemacht wurden. Einige Beispiele dafür hat BILD am Sonntag gerade in der letzten Ausgabe dargestellt. Da wird Herr Diestel ebenso erwähnt wie sein damaliger Stellvertreter Müller, aber auch eine Reihe von Generälen der NVA, u. a. der Chef der DDR-Grenztruppen sowie der frühere Polizeipräsident von Berlin. Bei beiden stellt sich übrigens nicht nur die Frage der Überprüfung der Grundstücksgeschäfte, sondern auch nach deren strafrechtlicher Verantwortung auf Grund ihrer früheren Tätigkeit. Die Reformaufgaben der Justiz werden — wenn auch nicht im gleichen Tempo wie in den vergangenen Jahren — fortgeführt. Dabei steht volumenmäßig die Überprüfung des Nichtehelichenrechts im Vordergrund. Das Justizministerium muß aber jetzt mit besonderer Priorität Änderungen im Ausländer- und Asylrecht vorbereiten. Die Erfahrungen der letzten Monate, insbesondere der letzten Wochen, zeigen, mit welcher Dringlichkeit auch eine Grundgesetzänderung zum Schutz des Asylrechts und gegen den ungezügelten Mißbrauch durch Wirtschaftsflüchtlinge erfolgen muß. Abschließend möchte ich mich auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bundesjustizministerium bedanken, die auch in diesem Jahr in besonderer Weise Mehrarbeit für den Aufbau des Rechtsstaats in den neuen Bundesländern zu leisten hatten.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ulla Jelpke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Minister Seiters, ich denke, daß Sie an Zynismus kaum noch zu übertreffen sind, wenn Sie sich heute hier hinstellen, von den rechten und faschistischen Übergriffen auf Ausländer sprechen und gleichzeitig ausnahmslos ausländerfeindliche Maßnahmen erneut zur Diskussion stellen. Das fängt für mich bei der Abschaffung des Grundrechts auf Asyl an. Das geht für mich aber weiter, wenn von ständigem Asylmißbrauch gesprochen und Panikmache betrieben wird. Ich finde ganz besonders schlimm, daß hier nicht nur von Minister Waigel, sondern jetzt auch noch von Ihnen gefordert wird, den Ausländerinnen und Ausländern die Sozialhilfe zu kürzen, Polizeimaßnahmen zu verstärken und das Schengener Abkommen möglichst schnell zu ratifizieren, damit Sie das Ganze datenmäßig noch besser unter Kontrolle haben.
    Ich denke, daß die Diskussion auch deswegen zynisch ist, weil im Grunde genommen gar nicht über die Opfer, nicht über ihre Angst, in unserem Land überhaupt zu leben, nicht über ihre Situation, in ihren Wohnungen abgefackelt zu werden, draußen zu stehen, keine Sachen mehr zu haben usw., diskutiert wird. Keine Aufklärung passiert. Das ist für mich im Grunde eine Debatte, in der die Opfer zu Tätern gemacht werden. Sie haben hier heute in der Diskussion wieder bewiesen — auch gestern ist das bewiesen worden —, daß es eigentlich nicht darum geht, den Flüchtlingen wirklich zu helfen bzw. die soziale Situation so zu verändern, daß auch für Deutsche eine Möglichkeit entsteht, mit Ausländerinnen und Ausländern zu leben.
    Besonders auffällig ist, daß Herr Seiters nicht einmal das Wort „Rechte" oder „Faschisten" in den Mund nehmen kann, sondern daß er von „gewaltbereiter Szene" „Radikalen" und „Extremisten" spricht, um möglichst nicht zu nennen, um wen es sich hier handelt. Ich weiß eigentlich nicht, wie Sie dann die Gefahr von rechts wirklich bekämpfen wollen.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Sagen Sie „Stasi und Faschisten" ! Da haben Sie recht!)

    — Dazu komme ich noch später. Sie wissen selber, was von dieser Stasi-Klamotte zu halten ist.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Die Nachfolgeorganisation spielt auch eine Rolle!)

    Wer so über rechte und neofaschistische Angriffe gegen Ausländer spricht und keinerlei Maßnahmen für die Opfer ergreift, muß sich meiner Meinung nach den Vorwurf gefallen lassen, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit mit zu schüren.
    Herr Seiters, da können Sie ständig wiederholen: Deutschland ist nicht ausländerfeindlich. Das hört



    Ulla Jelpke
    man von Ihnen und Ihren Kollegen immer wieder.
    Deutschland ist ausländerfeindlich, wenn auch nicht
    die gesamte Bevölkerung, aber ein erheblicher Teil.

    (Zuruf von der F.D.P.: Vor allem die SED war ausländerfeindlich!)

    Das hat sich insbesondere in Rostock gezeigt.
    Aber, meine Damen und Herren, auch der Innenausschuß diskutierte in seiner Sondersitzung nach Rostock ausschließlich über Maßnahmen gegen Flüchtlinge. Innenminister Seiters war in der Sondersitzung des Innenausschusses nicht in der Lage und nicht willens, auch nur eine der neofaschistischen Organisationen zu nennen, die vor und während der Auseinandersetzungen in Rostock aktiv vertreten waren und die noch vor der brennenden ZASt die nächsten Aktionsziele ankündigten nach dem Motto „Heim für Heim fackeln wir ab". Es ist inzwischen müßig, den Verantwortlichen ihre eigenen Sprüche von „asylantenfreien Zonen", „Zigeunerströmen" und ähnlichem vorzuhalten.
    Die Vertreibung der Flüchtlinge aus den Heimen wird zum Anlaß genommen, öffentlich zu verkünden, daß ihr Platz nicht in deutschen Wohngebieten sein kann. Ganz „liberale" Hamburger Eltern wehren sich zur Zeit gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in ihrem Viertel mit dem Argument, sie könnten ihren Kindern nicht erklären, wieso Menschen hinter Gittern wohnen.
    Ich frage mich, wie Bundespräsident Weizsäcker angesichts dieser Zustände bei seinem Besuch in einem Ausländerwohnheim auf die Idee kommt, die Ausländerinnen und Ausländer aufzufordern, „unsere Rechtsordnung und unsere Lebensgewohnheiten zu achten". Geredet werden müßte davon, daß in der Anhörung des Innenausschusses vor wenigen Monaten exakt die in den Sammellagern herrschenden Zustände als Folge des neuen Asylverfahrensgesetzes vorhergesagt wurden.

    (Dr. Burkhard Hirsch [F.D.P.]: Das ist doch Quatsch!)

    — Natürlich! Sie waren doch dabei. Es fiel sogar das Stichwort „Asylchaos", Herr Hirsch.
    Es ist bekannt, daß z. B. mehr Beratung und mehr soziale Hilfe für Flüchtlinge zum richtigen Zeitpunkt billiger sind als die seit langem praktizierten polizeilichen und bürokratischen Maßnahmen. Nichts ist z. B. darüber zu hören, daß der Bundesbeauftragte für Asylangelegenheiten durch seine Einsprüche überflüssige Gerichts- und Verwaltungskosten produziert.
    Als das neue Asylverfahrensgesetz von allen Expertinnen und Experten in dieser Anhörung zerrissen wurde, beschrieb die „FAZ", die „Frankfurter Allgemeine Zeitung", die CDU- und Regierungspolitik damals als besonders schlau: Es sei politisch notwendig, eine Niederlage zugunsten weitergehender Ziele in Kauf zu nehmen. Es ist klar, daß der Zweck des Asylverfahrensgesetzes die Änderung des Grundgesetzes war. Es wurde und wird mit dem Leib und Leben der Flüchtlinge zugunsten weitgesteckter politischer Ziele gespielt.
    Meine Damen und Herren, ich weiß, daß es heute nicht populär ist, die Abschaffung des Verfassungsschutzes und der Geheimdienste zu fordern. Der Öffentlichkeit wird gerade — wir haben das heute wieder von Herrn Seiters gehört — deren Ausbau als Garantie vor weiteren Pogromen und einem weiteren Anwachsen des Neofaschismus verkauft. Gerade jetzt sei der Verfassungsschutz so wertvoll wie nie zuvor.
    Das genaue Gegenteil ist meines Erachtens nach wie vor richtig. Der letzte Verfassungsschutzbericht ist ein Dokument der Desinformation und Beschönigung. Jede beliebige antifaschistische Initiative und jede beliebige, jetzt von Pogromen betroffene Ort hätte die reale Gefahr genauer beschreiben können, als dies der Verfassungsschutzbericht tut. Zum Beispiel ist der ganze Bereich der sogenannten neuen Rechten ausgeblendet. In keinem Verfassungsschutzbericht wird jemals auftauchen, daß die F.D.P. in Stuttgart dem Rechtsradikalen Österreicher Haider am Montag dieser Woche ein Forum geboten hat, auf dem er sich vor Republikanern, vor Burschenschaftlern, der Deutschen Liga für Volk und Heimat und Liberalen produzieren konnte.
    Verfassungsschutz und Polizei modernisieren ihre alte Linie, die da heißt: Rechtfertigung dieser Innen-und Sicherheitspolitik. Antirassistischer Widerstand wird diskriminiert und kriminalisiert, wie auch heute hier wieder durch Herrn Seiters geschehen. Den Bürgerinnen und Bürgern wird ein wilder Mischmasch an allgemeiner Bedrohung durch wachsende Straßengewalt präsentiert. Selbst die Stasi muß gelegentlich noch herhalten, um die Richtung zu zeigen, aus der die Entwicklung eigentlich gespeist wird. So wird der Ruf nach Ordnung provoziert. Die Öffentlichkeit wird tagelang mit der Schaffung neuer Polizeieinheiten beschäftigt. Dabei ist klar, daß Sondereinheiten des Bundesgrenzschutzes und der Bereitschaftspolizeien der Länder längst existieren. 2 Milliarden DM sind im Einzelplan 06 für BGS und Bundespolizei eingeplant.
    Meine Damen und Herren, dieser Haushalt setzt unbeirrt auf polizeiliche und repressive Absicherung der neuen Rolle der Bundesrepublik. Für Bundeskriminalamt und Bundesamt für Verfassungsschutz sind über 700 Millionen DM vorgesehen.
    Zerrbilder von organisierter Kriminalität, Ausländerfluten und Straßengewalt müssen herhalten, um den kontinuierlichen Ausbau der inneren Sicherheit und die angestrebten Eingriffe in die Grundrechte zu legitimieren. In all diesen Fragen gibt die SPD ihre Oppositionsrolle auf und beteiligt sich an der Revision der Hausordnung dieser Republik.
    Polen soll z. B. gezwungen werden, für Rumänien und Bulgarien die Visumpflicht einzuführen. Bis es soweit sein wird, wird die politische Polizei in Polen mit deutscher Hilfe aufgerüstet und in Warschau eine Schaltstelle zwischen BKA, Grenzschutz und Polizei eingerichtet. Das macht mal eben auf die Schnelle 6 Millionen DM. Dafür fordert Schäuble dann auf dem „Tag der Heimat" Freizügigkeit und Niederlassungsrecht für Deutsche im ehemaligen Ostblock.
    Für die Übertragung des deutschen Modells der inneren Sicherheit auf Europa stellt auch dieser Haushalt wieder Millionenbeträge zur Verfügung, z. B.



    Ulla Jelpke
    2 Millionen DM Zuschüsse zur technischen Unterstützungseinheit des Schengener Informationssystems. Allein damit wäre ein Jugendzentrum jahrelang zu finanzieren.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Es gibt auch Verbrechensabwehr, was genauso wichtig ist! Drogenkriminalität!)

    5,5 Millionen DM gehen an das BKA für Ausbildungs-und Ausstattungshilfe zur Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität im Ausland. Darunter fallen vermutlich auch die intensiven Kontakte der deutschen Geheimdienste zum türkischen Partner, der mit deutschen Informationen die kurdische Opposition in der BRD zerschlagen will.
    Diese Gelder könnte man besser einsetzen, z. B. für die Information der Bevölkerung über neofaschistische Gruppen und für die Aufklärung über die tatsächliche Lage der Flüchtlinge hier und in den Herkunftsländern. Sie wären besser und humaner eingesetzt zur realen Verbesserung der sozialen Lage der Asylbewerberinnen und Asylbewerber und der Deutschen. Sie könnten zur materiellen und personellen Unterstützung der Gemeinden bei der Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen eingesetzt werden.


Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Frau Abgeordnete, Sie haben Ihre Redezeit deutlich überschritten. Wie bei allen anderen muß ich auch bei Ihnen darauf achten, daß Sie jetzt zum Schluß kommen.

(Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Seien Sie nicht so streng, Herr Präsident, lassen Sie sie reden!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ulla Jelpke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Gut, dann höre ich jetzt auf; nur noch ein Abschlußsatz.

    (Zuruf von der F.D.P.)

    — Sie brauchen nicht zu klatschen. Sie können sich noch Zeit lassen.
    Besonders fatal finde ich, daß in diesem Haushalt an Zuschüssen über Wohlfahrts- und Vertriebenenverbände 52 Millionen DM für Aussiedlerinnen und Aussiedler und nur 8 Millionen DM für Flüchtlinge veranschlagt worden sind. Unter anderem auch deshalb werden wir diesen Haushalt ablehnen.

    (Beifall bei der PDS/Linke Liste)