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    Plenarprotokoll 12/103 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 103. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 9. September 1992 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des ungarischen Parlaments 8785 D Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der a) ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltspians fur das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksache 12/3000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksache 12/3100) Hans-Ulrich Klose SPD 8713B, 8761D Dr. Wolfgang Bötsch CDU/CSU 8721B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . 8725B, 8754 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 8729 D Dr. Gregor Gysi PDS/Linke Liste . . . 8730C Ingrid Köppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8733 D Dr. Helmut Kohl Bundeskanzler BK 8736A, 8745C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8745 A Björn Engholm, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein . . . . . 8746A, 8755B Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . 8750 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU 8755C, 8762B Franz Müntefering SPD 8759 B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA 8762 D Hans-Ulrich Klose SPD 8765 A Karsten D. Voigt (Frankfurt) SPD . . . 8766 A Ulrich Irmer F D P. 8767 D Volker Rühe, Bundesminister BMVg . . 8769 D Walter Kolbow SPD 8773 B Paul Breuer CDU/CSU 8775 A Dr. Klaus Rose CDU/CSU 8776 C Andrea Lederer PDS/Linke Liste . . . 8778 B Dr. Sigrid Hoth F D P 8781 B Dr. Karl-Heinz Hornhues . . . . 8782C, 8798B Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 8784 B Hans-Gerd Strube CDU/CSU 8786A Dr. Ursula Fischer PDS/Linke Liste . . 8787 B Carl-Ludwig Thiele F D P 8788 B Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 8790 A Dr. Ingomar Hauchler SPD 8792 A Hans-Peter Repnik CDU/CSU 8793 D Werner Zywietz F.D.P. . . . . . . . . 8794 D Dr. Ingomar Hauchler SPD 8795 B Vera Wollenberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8796 B Konrad Weiß (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8799 B Ortwin Lowack fraktionslos 8800 C Ulrich Briefs fraktionslos 8802 B Rudolf Seiters, Bundesminister BMI . . 8804 B Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. . . 8806A, 8815C Gerd Wartenberg (Berlin) SPD 8809C Johannes Gerster (Mainz) CDU/CSU . . 8813D Gerd Wartenberg (Berlin) SPD . . . 8817C Ulla Jelpke PDS/Linke Liste 8818C Ina Albowitz F D P 8820 B Freimut Duve SPD 8822A, 8826 B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 103. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. September 1992 Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8822D, 8841 C Freimut Duve SPD 8823 C Karl Deres CDU/CSU 8824 D Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD . . . 8826 D Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 8829 A Dr. Hans de With SPD 8831 B Norbert Geis CDU/CSU 8834 B Dr. Hans de With SPD 8834 D Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD 8836 A Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . 8836D Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste . 8838 C Dr. Michael Luther CDU/CSU 8840B Dr. Norbert Geis CDU/CSU 8842 D Tagesordnungspunkt 4: a) Fortsetzung der Beratung (Abstimmung) der Entschließungsanträge der Fraktion der SPD zum Nachtragshaushaltsgesetz 1992 (Drucksachen 12/2910, 12/2911) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu den dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 1/92 und 2 BvE 2/92 (Drucksache 12/3195) Ortwin Lowack fraktionslos (Erklärung nach § 31 GO) 8804 A Nächste Sitzung 8843 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8845* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 1 (Haushaltsgesetz 1993) Michael von Schmude CDU/CSU . . . . 8845* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 103. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. September 1992 8713 103. Sitzung Bonn, den 9. September 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 09. 09. 92*** Antretter, Robert SPD 09. 09. 92* Dr. Blank, CDU/CSU 09. 09. 92** Joseph-Theodor Blunck, Lieselott SPD 09. 09. 92* Böhm (Melsungen), CDU/CSU 09. 09. 92* Wilfried Brandt, Willy SPD 09. 09. 92 Clemens, Joachim CDU/CSU 09. 09. 92 van Essen, Jörg F.D.P. 09. 09. 92*** Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 09. 09. 92*** Friedrich, Horst F.D.P. 09. 09. 92 Dr. Fuchs, Ruth PDS/LL 09. 09. 92 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 09. 09. 92*** Gattermann, Hans H. F.D.P. 09. 09. 92 Haschke CDU/CSU 09.09.92 (Großhennersdorf), Gottfried Dr. Holtz, Uwe SPD 09. 09. 92*** Jaunich, Horst SPD 09. 09. 92 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 09. 09. 92 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 09. 09. 92*** Oesinghaus, Günther SPD 09. 09. 92 Opel, Manfred SPD 09. 09. 92** Pfuhl, Albert SPD 09. 09. 92 Poß, Joachim SPD 09. 09. 92 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 09. 09. 92* Reddemann, Gerhard CDU/CSU 09. 09. 92* Regenspurger, Otto CDU/CSU 09. 09. 92 Rempe, Walter SPD 09. 09. 92 Sauer (Salzgitter), CDU/CSU 09. 09. 92** Helmut Schäfer (Mainz), Helmut F.D.P. 09. 09. 92 Scharrenbroich, Heribert CDU/CSU 09. 09. 92*** Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 09. 09. 92 Schulte (Hameln), SPD 09. 09. 92** Brigitte Schuster, Hans F.D.P. 09. 09. 92 Dr. Stercken, Hans CDU/CSU 09. 09. 92*** Weyel, Gudrun SPD 09. 09. 92*** Dr. Wieczorek, Norbert SPD 09. 09. 92 Dr. Wieczorek CDU/CSU 09. 09. 92 (Auerbach), Bertram Wittmann (Tännesberg), CDU/CSU 09. 09. 92 Simon Zierer, Benno CDU/CSU 09. 09. 92* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates **für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung *** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 1 (Haushaltsgesetz 1993) Michael von Schmude (CDU/CSU): Der einigungsbedingte Mehraufwand im Justizetat 1993 unterstreicht erneut den festen Willen von Regierung und Parlament, den Aufbau des Rechtsstaates weiter voranzutreiben und zu konsolidieren. Bei der Haushaltsdebatte 1991 wurde sehr zu Recht die schleppende Abwicklung von Gerichtsverfahren, die totale Überlastung der Grundbuch- und Katasterämter beklagt. Inzwischen hat sich trotz noch immer vorhandener Mängel auch vieles überaus positiv entwickelt. Wer hätte gedacht, daß nach den ersten Erfahrungen-wir mußten ja nach der Säuberung der alten DDR-Justiz in den meisten Bereichen bei Null anfangen - eine derart große Zahl von Juristen für die neuen Bundesländer gewonnen werden könnte. Erinnern wir uns: Es gab dort zur Zeit der Wende 1989 ganze 600 Rechtsanwälte, heute sind es immerhin schon 3 200. Das von der Bundesregierung initiierte Modell „Aufbau des Rechtsstaates" leistet nunmehr einen entscheidenden Beitrag zur Personalausstattung der Gerichte und Grundbuchämter in den neuen Ländern. War es 1991 noch ein Etatansatz von 117,4 Millionen DM, der nur mit 53,5 Millionen ausgenutzt werden konnte, so mußten wir bereits in diesem Jahr den vorgesehenen Betrag von 104,5 Millionen DM noch um Haushaltsreste aus 1991 von rund 19 Millionen DM für EDV-Maßnahmen aufstocken. Damit sind die Zielvorgaben per heute wie folgt verwirklicht worden: i. 1 000 Richter und Staatsanwälte, davon 820 tätig, 500 Rechtspfleger, davon 500 tätig. 2. Der Einsatz von pensionierten Richtern, Staatsanwälten, Rechtspflegern und Urkundsbeamten zeigt leider immer noch ein unbefriedigendes Ergebnis, obwohl bürokratische Hemmnisse beseitigt wurden. Statt der angestrebten Zahl von 500 sind es jetzt erst ganze 68. Man sollte also mehr für ein Seniorenmodell werben. 3. Die Bundesförderung für die Neueinstellung von Richtern, Rechtsanwälten, Rechtspflegern - insgesamt sollen es 300 sein -, wird von den neuen Ländern voll in Anspruch genommen. Diese Gesamtförderung wird 1993 mit 107,5 Millionen DM fortgesetzt, wobei wir die Unterstützung bei der EDV-Ausstattung der Grundbuchämter erneut mit einschließen. Natürlich besteht auch darüber hinaus für die Folgejahre noch Handlungsbedarf. Ich möchte aber heute auch allen danken, die in den neuen Bundesländern auf Dauer oder vorübergehend beim schwierigen Aufbau des Rechtsstaates mitwirken. Sie tragen entscheidend dazu bei, das Vertrauen in unseren Staat zu stärken. Für ganz Deutschland gilt gleiches Recht, und damit muß auch die gleiche Rechtswirklichkeit einhergehen. Allerdings müssen wir in diesem Zusammenhang auch einige selbstkritische Fragen stellen: - Was bremst und blockiert eigentlich den Wiederaufbau im 8846* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 103. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. September 1992 Osten? — Sind es nicht vielfach bürokratische Hemmnisse, ist es nicht vor allem unser Gesetzesperfektionismus, der schon den Wirtschaftsstandort Westdeutschland mehr als genug belastet? Insoweit muß dringend geprüft werden, ob und wie Maßnahmegesetze zur Beschleunigung — so wie im Verkehrsbereich — auch im Umwelt- und Baubereich für eine begrenzte Zeit einzuführen sind. Die Ungeduld und Unzufriedenheit vieler Landsleute mit bestimmten Verwaltungsabläufen ist verständlicherweise groß. Wir als Gesetzgeber sind darüber hinaus gefordert, bei der Aufarbeitung des DDR-Unrechts zügig fortzufahren. In den letzten 12 Monaten sind wir bereits ein gutes Stück vorangekommen. Ich nenne hier das 1. SED-Unrechts-Bereinigungsgesetz sowie das 2. Vermögensrechts-Änderungsgesetz. Es sind noch gesetzliche Regelungen zur Wiedergutmachung von Berufs- und Verwaltungsunrecht zu beschließen und vor allem das in Kürze vorliegende Entschädigungsgesetz. Die Erwartung aller Betroffenen ist in diesem Bereich besonders groß. Die Höhe der Entschädigung bei Unmöglichkeit der Rückgabe — gleich aus welchen Gründen — muß sich leider auch an den finanziellen Möglichkeiten orientieren. Dasselbe gilt für die Ausgleichsleistungen für besatzungsrechtliche Enteignungen in der Zeit von 1945 bis 1949. Die Anerkennung der Bodenreform auf Grund der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen und _des Einigungsvertrages stellen für den betroffenen Personenkreis eine besondere Härte dar. Die Rückgabe des oft unter unvorstellbaren Bedingungen enteigneten Besitzes wurde ausgeschlossen, obwohl gerade im Bereich der Land- und Forstwirtschaft oft noch wesentliche Teile des Altbesitzes für eine Rückübertragung verfügbar wären. Es ist deshalb dringend geboten, den Anspruch von Alteigentümern auf das geplante Wiedereinrichtermodell ausdrücklich festzuschreiben. Für die nach 1949 Enteigneten sollte noch einmal überprüft werden, ob das bisher geltende Wahlrecht: Rückgabe oder Entschädigung nicht auch künftig beizubehalten ist, da bereits Fälle bekannt wurden, wo Anspruchsberechtigte im Vertrauen auf das geltende Vermögensgesetz freiwillig auf ihren Besitz verzichtet haben, um kommunale Planungen zu ermöglichen. Wichtig ist auch, daß Vertriebene vor allem jenseits von Oder und Neiße, die nach 1945 ihren ständigen Aufenthalt in der früheren DDR genommen haben, eine einmalige Zuwendung von 4 000 DM erhalten sollen, da sie von der in Westdeutschland durchgeführten Lastenausgleichsregelung nicht begünstigt wurden. Zur sozialen Gerechtigkeit gehört selbstverständlich, daß mit dem geplanten Entschädigungsgesetz bei Rückgabe von Vermögenswerten auch der gezahlte Lastenausgleich zurückzuzahlen ist und daß darüber hinaus wegen des Ungleichgewichts zwischen Sachwert bei Rückgabe und Entschädigung eine Vermögensabgabe erhoben werden soll. Zur Aufarbeitung des DDR-Unrechts gehört ferner, daß die Verfolgung von Regierungskriminalität zügig vorangetrieben wird. Bund und Länder hatten vereinbart, 60 Staatsanwälte zum Kammergericht nach Berlin zu delegieren. Als einziges Bundesland hat das Saarland sich bisher geweigert, seinen Anteil, der sowieso nur aus einem Staatsanwalt besteht, zu leisten. Ein vergleichbar unwürdiges Verhalten konnte man übrigens auch bei anderen SPD-regierten Ländern in der Vergangenheit bereits feststellen, wenn es um die Finanzierung der zentralen Dokumentationsstelle Salzgitter ging. Die Mitarbeiter dieser Einrichtung haben in vorbildlicher Weise Unrechtstatbestände ermittelt und die dafür Verantwortlichen festgestellt. Großen Unmut in der Bevölkerung gibt es verständlicherweise über Fälle von Bereicherung in der früheren DDR, die bis heute nicht rückgängig gemacht wurden. Einige Beispiele dafür hat BILD am Sonntag gerade in der letzten Ausgabe dargestellt. Da wird Herr Diestel ebenso erwähnt wie sein damaliger Stellvertreter Müller, aber auch eine Reihe von Generälen der NVA, u. a. der Chef der DDR-Grenztruppen sowie der frühere Polizeipräsident von Berlin. Bei beiden stellt sich übrigens nicht nur die Frage der Überprüfung der Grundstücksgeschäfte, sondern auch nach deren strafrechtlicher Verantwortung auf Grund ihrer früheren Tätigkeit. Die Reformaufgaben der Justiz werden — wenn auch nicht im gleichen Tempo wie in den vergangenen Jahren — fortgeführt. Dabei steht volumenmäßig die Überprüfung des Nichtehelichenrechts im Vordergrund. Das Justizministerium muß aber jetzt mit besonderer Priorität Änderungen im Ausländer- und Asylrecht vorbereiten. Die Erfahrungen der letzten Monate, insbesondere der letzten Wochen, zeigen, mit welcher Dringlichkeit auch eine Grundgesetzänderung zum Schutz des Asylrechts und gegen den ungezügelten Mißbrauch durch Wirtschaftsflüchtlinge erfolgen muß. Abschließend möchte ich mich auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bundesjustizministerium bedanken, die auch in diesem Jahr in besonderer Weise Mehrarbeit für den Aufbau des Rechtsstaats in den neuen Bundesländern zu leisten hatten.
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    Rede von Dr. Gregor Gysi


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Über Deutschland erstreckt sich ein Flächenbrand, von dem ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger, insbesondere Flüchtlinge betroffen sind. Von den Politikerinnen und Politikern aller Fraktionen wurde die Gewalt gegen Flüchtlinge verurteilt, aber kaum Mitgefühl mit den Opfern zum Ausdruck gebracht. Von der Regierungsseite werden die abenteuerlichsten Schuldzuweisungen vorgenommen. Die eigene Mitverantwortung wird entweder nicht erkannt oder verschwiegen. Seit 1990 findet eine geradezu erschreckende Asyldebatte in der Bundesrepublik Deutschland statt, die von der CDU/CSU immer wieder angeheizt wird. Von Anfang an wurde von verantwortungsvollen Menschen vor einer solchen Debatte gewarnt. Es wurde darauf hingewiesen, daß sie dazu dient, Stimmungen zu schüren und damit gewalttätige Auseinandersetzungen zu provozieren.
    Viele beklagen, daß das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland beschädigt worden sei; auch Sie haben das heute getan, Herr Klose. Für mich ist diese Frage von geringerer Bedeutung im Vergleich zum Schicksal der Flüchtlinge, um das es doch eigentlich geht.
    Ich finde es geradezu skandalös, wenn nach solchen Anschlägen wie denen in Rostock die Politikerinnen und Politiker der Koalition immer wieder fordern, das Asylrecht schnellstens zu ändern, d. h. einzuschränken, und damit den Forderungen der Rechtsextremisten endlich nachzukommen. Die Frage, die von der Regierungskoalition gestellt wird, lautet: Wie werden wir die Opfer schneller los?, nicht etwa: Wie können wir die Opfer besser schützen?

    (Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Pfui!)

    Es ist verheerend, daß diese Zielsetzung zwischen den Gewalttätern und der Bundesregierung übereinstimmt. Der Unterschied in der Methode gibt dann nicht mehr viel her, zumal die Rechtsextremisten für sich in Anspruch nehmen können, über die wirksameren Methoden zu verfügen.
    Natürlich bin ich mir darüber im klaren, daß die Ursachen für die rechtsextremistischen Ausschreitungen komplexer und sicherlich in den alten und neuen Bundesländern zum Teil unterschiedlicher Natur sind. Die Ursachen liegen im wirtschaftlich-sozialen, im kulturellen, im Bildungs- und psychischen Bereich. Es gibt auch Ursachen, die schon in der DDR entstanden sind. Es ist aber ganz deutlich, daß Massenarbeitslosigkeit und Wohnungsnot einen verheerenden Nährboden für Rechtsextremismus bilden und es deshalb richtig war, immer wieder die Lösung dieser sozialen Probleme einzufordern.
    Bei jungen Menschen in den neuen Bundesländern kommen ein Identitätsverlust und die Tatsache hinzu, daß ihnen das Gefühl der Minderwertigkeit vermittelt wird, das sie zu kompensieren versuchen. Freizeit-und Kultureinrichtungen wurden geschlossen. All das fügt sich zu einem Komplex von verschiedenen Ursachen zusammen.



    Dr. Gregor Gysi
    Aber die beste Ursachenforschung darf nichts, aber auch gar nichts an der einhelligen Verurteilung solchen Terrors ändern, und sie darf vor allem nicht dazu dienen, von der eigenen Verantwortung abzulenken.
    Sie erinnern sich, daß der CDU-Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus, Klaus Landowsky, wörtlich erklärte:
    Es kann nicht sein, daß ein Teil der Ausländer bettelnd, betrügend, ja, auch messerstechend durch die Straßen ziehen, festgenommen werden und, nur weil sie das Wort „Asyl" rufen, dem Steuerzahler auf der Tasche liegen.
    Das schürt Stimmungen; das erweckt den Eindruck, daß die Flüchtlinge Menschen zweiter Klasse sind, mit denen auch entsprechend umgegangen werden kann.
    In dieser Situation stellte sich Bundesfinanzminister Waigel gestern hin und forderte allen Ernstes, die Sozialhilfe für Flüchtlinge zu kürzen. Das bedeutet, sich auch hier extremistischen Forderungen anzuschließen, die immer wieder behaupten, Flüchtlinge hätten zuviel Geld, obwohl natürlich jede und jeder, die bzw. der sich ernsthaft damit beschäftigt, weiß, daß sie so wenig Geld erhalten, daß man kaum noch von der Sicherung des Existenzminimums ausgehen kann. Auch noch so zu tun, als hinge von einer solchen Mittelkürzung die Sanierungsfähigkeit des Bundeshaushalts ab, bedeutet, Politik auf Kosten der Schwächsten dieser Gesellschaft zu betreiben.
    Sie wissen ganz genau, daß die Flüchtlingsprobleme weder über Beschleunigungsgesetze noch über Änderungen oder Ergänzungen des Asylrechts zu lösen sind; das gleiche gilt für den Vorschlag von Einwanderungsquoten. Sie bedeuten Selektion und führen nur zu illegalen Einwanderungen. Die Zahlen werden sich dadurch nicht verändern. Illegale Einwanderer sind aber völlig rechtlos. Sie könnten nicht einmal als Opfer von Straftaten Strafanzeige erstatten, weil sie damit ihren illegalen Aufenthalt bekanntgeben müßten. Sie könnten darüber hinaus extrem ausgebeutet werden, indem sie zu Billigstlöhnen arbeiteten, was wiederum zu Konflikten auf dem Arbeitsmarkt auch mit deutschen Arbeitnehmerinnen und deutschen Arbeitnehmern führen müßte.

    (Hans-Ulrich Klose [SPD]: Worauf wollen Sie hinaus? Sollen alle kommen?)

    Sie alle wissen sehr genau, daß eine Lösung dieser Fragen nur dadurch möglich ist, daß eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung hergestellt wird, die das Elend und den Hunger in der sogenannten Dritten Welt und die sozialen Probleme in Osteuropa einer Lösung zuführt.
    Aber auch das letzte G-7-Treffen hat diesbezüglich wieder nicht den geringsten Fortschritt gebracht. Seit Jahren wird über die Entschuldung der sogenannten Dritten Welt gesprochen, ohne daß sich etwas tut. Seit Jahren wird darüber gesprochen, daß den Entwicklungsländern stabile Rohstoffaufkaufpreise und stabile Marktanteile garantiert werden müssen. Auch hier hat sich nichts geändert. Immer noch sprechen die Preise für Bananen, Kaffee und Kakao eine eigene
    Sprache und zeigen, wie extrem wir auf Kosten der sogenannten Dritten Welt leben.
    Es ist aber ein besonderes Maß an Heuchelei, an der Ausbeutung und dem Elend der Dritten Welt teilzuhaben und dann Flüchtlingsströme zu beklagen. Die geplante Abschottung der Bundesrepublik Deutschland und auch der gesamten Europäischen Gemeinschaft gegenüber Osteuropa und der sogenannten Dritten Welt wird die Probleme nicht lösen, sondern verschärfen. Wir werden dabei täglich unfähiger, sie zu lösen, bis zu dem Tag, an dem sie nicht mehr lösbar sind.
    Wir brauchen deshalb keine Eingriffe in das Asylrecht; wir brauchen keine Angstmache gegen Flüchtlinge und ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger; wir brauchen vielmehr endlich Änderungen in der Weltwirtschaftsordnung, die eine Entwicklung einleiten, die Flüchtlingsströme in der Welt überflüssig macht. Dann und erst dann kann auch über Einwanderungsquoten oder ähnliches nachgedacht werden, wenn die Voraussetzungen zur Überwindung des Elends und des Hungers eingeleitet sind.
    Die diesbezügliche Politik der Koalition ist verheerend. Aber noch schlimmer ist, daß sie nach dem Wunsch der SPD-Führung bald alternativlos sein wird; denn in dem Maße in dem die SPD-Führung meint sich aus populistischen Gründen, vielleicht auch um Regierungsfähigkeit zu demonstrieren, auf diese Politik einlassen zu müssen, wird es natürlich immer unmöglicher, eine notwendige Korrektur dieser verfehlten Politik in der Bundesrepublik Deutschland zu erreichen.
    Wenn sich die Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland so fortsetzt, dann wird sich die Angst um die Bundesrepublik Deutschland in eine Angst vor der Bundesrepublik Deutschland wandeln. Noch könnte gemeinsam verhindert werden, daß es dazu kommt.
    Ich behaupte, daß in diesen Rahmen hineingehört, daß die Bundesrepublik Deutschland nun auch weltweit eine militärische Rolle spielen will und daß sich unser Außenminister immer seltener wie ein Außenminister und dafür immer häufiger wie ein Kriegsminister aufführt.

    (Dr. Wolfgang Bötsch [CDU/CSU]: Das ist ja unglaublich! Der heißt nicht Keßler, sondern Kinkel! — Dr. Klaus Rose [CDU/CSU]: Das nehmen Sie aber sofort zurück!)

    Wirkliche Größe und Souveränität gewinnt aber die Bundesrepublik Deutschland nicht durch militärischen Einsatz, sondern dadurch, daß sie mit nichtmilitärischen Mitteln friedensstiftend wirkt, und dafür besäße sie bekanntlich hervorragende Voraussetzungen. Das würde auch bedeuten, der eigenen Geschichte Rechnung zu tragen. Aber diese Geschichte soll ja u. a. dadurch getilgt werden, daß die Bundesregierung versucht, die Bundesrepublik auch militärisch hoffähig zu machen. Auch hier erleben wir bei der SPD-Führung die Kurskorrektur, die Anpassung an Vorstellungen der Bundesregierung; auch hier ist es katastrophal, daß damit eine bedeutende Alternative zur Politik der Bundesregierung untergeht. Ich bedaure, daß es ähnliche Stimmungen und Auffassungen im BÜNDNIS 90 und bei den GRÜNEN



    Dr. Gregor Gysi
    gibt. Ich glaube, daß der Weg der Bundesrepublik Deutschland nicht der Weg der internationalen militärischen Einmischung sein kann. Es macht die wenigen Stimmen, die vor einem solchen Kurs warnen, nicht überflüssiger, sondern notwendiger denn je.

    (Beifall bei Abgeordneten der PDS/Linke Liste)

    Ich will auch etwas zu den Kosten der deutschen Einheit sagen. Gestern hat hier der Bundesfinanzminister erklärt, daß es eine gigantische, einmalige Leistung in der Geschichte der Völker sei, daß von West nach Ost in einem Jahr 160 Milliarden DM brutto für den Aufbau der neuen Bundesländer zur Verfügung gestellt worden seien.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ist das nichts?!)

    Ich behaupte, daß das eine Lüge ist, weil die Aussage wesentliche Unterlassungen beinhaltet. Diese allein hingeworfene Zahl ist außerdem dazu bestimmt und geeignet — bitte denken Sie darüber nach —, die Vorbehalte der Menschen in den alten Bundesländern gegen die Menschen in den neuen Bundesländern zu erhöhen und der Mentalität von „jetzt reicht's, keine Mark mehr" etc. Nahrung zu geben und andererseits die Menschen in den neuen Bundesländern zu demütigen und ihnen ein schlechtes Gewissen zu vermitteln, weil sie schon so viel Geld geschenkt bekommen hätten.
    Die Wirklichkeit sieht natürlich ganz anders aus, und das wissen Sie auch. Zunächst einmal sind z. B. für das Jahr 1993 im Bundeshaushalt nicht 160 Milliarden DM, sondern lediglich 91,9 Milliarden DM für die neuen Bundesländer vorgesehen. Soweit Sie die Ausgaben der alten Bundesländer hinzurechnen, mag das ja noch gehen. Aber sobald Sie dann noch die Zahlungen der Kranken- und Rentenversicherung dazurechnen, halte ich das für einen Taschenspielertrick, weil das mit den eigentlichen Bundesausgaben gar nichts zu tun hat.
    Aber davon einmal abgesehen, wissen Sie natürlich, daß der geringste Teil dieser Summe tatsächlich für den Aufbau der neuen Länder im Osten zur Verfügung gestellt wird. Der höchste Anteil beläuft sich auf solche Aufgaben, die gleichermaßen in den alten Bundesländern anfallen, z. B. für Kindergeld, Erziehungsgeld etc. Das alles wird den Ostdeutschen praktisch als Sonderausgabe zugerechnet, obwohl es zu den normalen Ausgaben der Bundesrepublik in sämtlichen Ländern gehört. Direkt an die Länder und Gemeinden in den neuen Bundesländern fließen aus dem Bundeshaushalt, zumindest nach dem Plan für das Jahr 1993, lediglich 23,6 Milliarden DM. Das ist schon eine ganz andere Summe; und es waren im Jahre 1992 weniger. Dieser Betrag klingt nicht nur anders, sondern er ist ja auch noch aufzurechnen.
    Sie sagen nämlich nicht, wieviel allein der Bund einigungsbedingt mehr einnimmt. Aus den neuen Bundesländern fließen ihm jährlich 42 Milliarden DM Steuern zu. Das ist also schon wesentlich mehr als das, was der Bund den neuen Ländern und ihren Kommunen direkt zur Verfügung stellt. Selbst wenn sich die Bürgerinnen und Bürger der neuen Bundesländer Kindergeld, Erziehungsgeld etc., d. h. alles anrechnen lassen müssen, was es an sozialen und sonstigen
    Ausgaben gibt, steht einer Ausgabenseite von 91,9 Milliarden DM eine Einnahmenseite von 79,1 Milliarden DM gegenüber, so daß die Differenz nur noch 12,8 Milliarden DM beträgt. Auch hier halte ich überhaupt nichts davon, den Menschen in den alten Bundesländern hinsichtlich der Ausgaben Angst zu machen und die in den neuen zu demütigen.
    Sie dürfen natürlich auch nicht vergessen, daß Sie den gesamten Staatshaushalt der DDR einschließlich der Guthaben und Forderungen übernommen haben und daß Sie noch heute darauf bestehen, daß die ehemaligen volkseigenen Betriebe und Genossenschaften fiktive Schulden an den Staat DDR nunmehr an den Bund begleichen. Dabei kümmert es Sie auch nicht, daß dadurch eine Sanierungsfähigkeit dieser Betriebe praktisch ausgeschlossen wird.
    Was generell verschwiegen wird, ist die Tatsache, daß die Kommunen in der DDR zum Zeitpunkt der Vereinigung keine Schulden hatten. Obwohl die Bürgerinnen und Bürger der DDR am reichlichen Schuldenmachen der Bundesregierungen seit 1949 nicht beteiligt waren, sind ihnen diese Schulden per 3. Oktober 1990 — hier plötzlich völlig gleichberechtigt und nicht etwa im Verhältnis 1 : 2 oder mit einem Anteil von 60 % — aufgebürdet worden.
    Sie vergessen natürlich auch einen weiteren Umstand. Soweit Arbeitslosenunterstützung, Sozialhilfe, Kindergeld etc. zur Verfügung gestellt werden, wird dieses Geld in erster Linie für den Konsum ausgegeben. Die Firmen aus den alten Bundesländern beherrschen den Markt in den neuen Bundesländern. Konsum bedeutet deshalb, daß diese Staatsgelder in die privaten Unternehmen der alten Bundesländer fließen und nicht oder kaum in Firmen der neuen Bundesländer. Praktisch hat der Westen innerhalb eines Jahres Waren und Dienstleistungen im Werte von 160 Milliarden DM in den Osten exportiert. All das rechnen Sie natürlich nicht mit.
    Insgesamt, behaupte ich deshalb, haben gerade die Unternehmen in den alten Bundesländern zu einem großen Teil an der deutschen Einheit verdient. Sie haben zugleich dafür gesorgt, daß eine echte Konkurrenz in den neuen Bundesländern nicht entstehen kann.
    Dabei hat die Treuhandanstalt kräftig mitgeholfen. Deshalb ist auch die Kritik an ihr völlig berechtigt. Sie war und ist dabei, die Wirtschaft im Osten des Landes für die im Westen paßgerecht zu gestalten. Gleiches geschieht mit der Landwirtschaft. Deshalb sind alle Bemerkungen über die marode Planwirtschaft im Osten so lange Heuchelei, solange diese Dinge nicht mitgenannt werden und dagegen nicht eindeutig vorgegangen wird.
    Es war meines Erachtens von Anfang an der Plan, zu verhindern, daß im Osten eine nennenswerte Konkurrenz für Unternehmen im Westen entsteht. Wenn Sie eine andere Wirtschaftsentwicklung in den neuen Bundesländern gewollt hätten, hätten Sie schon längst die Vorschläge des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aufgegriffen und wären in den neuen Bundesländern zu einer degressiven Lohnsubventionierung übergegangen. Damit hätten Arbeitsplätze massenhaft erhalten und gleichzeitig die Pro-



    Dr. Gregor Gysi
    dukte marktgerecht relativ billig verkauft werden können.
    Statt dessen bezahlen Sie ja lieber Arbeitslosigkeit und vernichten Arbeitsplätze, um zu verhindern, daß eine marktgerechte Produktion stattfindet. Wenn Sie der Wirtschaft in den neuen Bundesländern eine wirkliche Chance hätten geben wollen, dann hätten Sie auch verhindert, daß die Geschäftskonten der privaten Unternehmen in der DDR per 30. Juni 1990 halbiert wurden, was diese finanziell in eine Katastrophe stürzen müßte. Dann würden Sie verhindern, daß gerade für den Mittelstand die Gewerbemieten in einer solchen Höhe steigen, daß Existenzen zugrunde gehen müssen.
    Sie hätten dafür gesorgt, daß pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche in den neuen Bundesländern wenigstens die gleichen Subventionen wie in den alten zur Verfügung gestellt werden.
    Die Folgen sind eine psychisch und sozial kaum noch steuerbare Massenarbeitslosigkeit. Jugendklubs, Kulturhäuser und andere Einrichtungen werden geschlossen. Kinderferienlager, die es in der früheren DDR zahlreich gab, sind praktisch nicht mehr existent. Krippen- und Kindergartenplätze werden geschlossen oder so überteuert und zu verkürzten Zeiten angeboten, daß sie kein soziales Angebot an die Familien mehr sind. Orchester werden aufgelöst, Theater können sich kaum noch finanzieren, Universitäten und Hochschulen werden geschlossen.
    Nun frage ich Sie: Weshalb war eigentlich die marode Planungs- und Kommandowirtschaft in der DDR in der Lage, all das zu finanzieren, während sich die reiche Bundesrepublik Deutschland dazu außerstande sieht?

    (Beifall bei der PDS/Linke Liste)

    Hierauf haben Sie den Bürgerinnen und Bürgern in den neuen Bundesländern bisher keine Antwort gegeben.
    Was ich noch viel übler finde, ist die Tatsache, daß Sie alle Horrorstorys über die neuen Bundesländer an die Wand malen, um Demokratie- und Sozialabbau in den alten Bundesländern durchzusetzen. Ich behaupte, das ist ein Mißbrauch der Menschen in den neuen Bundesländern, die für die Verwirklichung uralter Pläne zum Demokratie- und Sozialabbau herhalten müssen. Auch damit werden übrigens zwischen den Menschen in Ost und West Trennungen geschaffen und Mauern gebaut.
    Es ist die alte Demagogie, wonach Lohnverzicht Arbeitsplätze schafft, die sich im Wirtschaftsleben noch nie bestätigt hat. Die gesamten Deregulierungsvorstellungen, die in der Bundesrepublik seit Jahren bestehen, werden jetzt mit der Situation in den neuen Bundesländern nur neu begründet.
    Sagen Sie doch wenigstens ehrlich, daß Sie mit dem Wegfall der DDR und unter den veränderten wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen all das, was Gewerkschaften und anderen in der Bundesrepublik schon einmal zugestanden worden war, Schritt für Schritt abbauen wollen! Denn um nichts anderes geht es, und hier reichen die Stichworte vom Karenztag über Lohnabschlüsse unterhalb der Tarifabschlüsse,
    Aushöhlung von Kündigungsschutzrechten bis hin zu Forderungen nach Verlängerung der Wochen- und Lebensarbeitszeit. Aber zu keinem Zeitpunkt wird erwähnt, wer wieviel an dieser Einheit verdient hat, ob und wie die Betreffenden für tatsächliche Ausgabensteigerungen herangezogen werden.
    Es gibt nicht zuwenig Geld in der Bundesrepublik Deutschland, sondern dieses Geld wird nur ungerecht verteilt. Allein die westdeutschen Banken erreichten 1991 einen Rekordgewinn von brutto 27 Milliarden DM, und die westdeutschen Produktionsunternehmen haben seit der Wende in der DDR ihr Vermögen auf den Banken um 22 % auf 1,67 Billionen DM gesteigert. Davon wären 595 Milliarden DM sofort verfügbar. Aber an dieses Geld wollen Sie nicht heran. Im Gegenteil, Sie wollen weitere Geschenke an Großverdiener machen, verbunden mit der Bitte an diese, doch wenigstens einen kleinen Teil davon in den neuen Bundesländern zu investieren. Aber die Unternehmen werden dieser Bitte nicht folgen, auch wenn Sie noch so viele Steuergeschenke an sie verabreichen. Denn Patriotismus ist kein Investitionsgrund! Das zeigt aber, woher die Mittel genommen werden könnten, wenn ernsthafte Finanzierungsschwierigkeiten bestehen. Statt dessen immer höhere Staatsschulden, Sozial-, Kultur-, Bildungs- und Wissenschaftsabbau!
    Die deutsche Einheit und die Menschen in den neuen Bundesländern dürfen nicht länger mißbraucht werden, um eine reaktionäre Wirtschafts-, Finanz-und Sozialpolitik in der Bundesrepublik Deutschland, die längst vorher geplant war, durchzusetzen.

    (Beifall bei der PDS/Linke Liste)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Als nächste spricht die Abgeordnete Frau Ingrid Köppe.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ingrid Köppe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Liebe Freunde!

    (Dr. Wolfgang Bötsch [CDU/CSU]: Man kann auch „Missis und Mississippis" sagen! — Michael Glos [CDU/CSU]: Ich bin nicht Ihr Freund!)

    Wir haben nicht 40 Jahre gesungen „Einigkeit und Recht und Freiheit" , um jetzt diese geschichtliche Stunde zu verspielen; das sprach der Kanzler der Deutschen West zu den Deutschen Ost im März 1990. Die Leute hier in Leipzig, sagte der Kanzler, sind doch mindestens so intelligent, wie die in der BASF in meiner Heimatstadt Ludwigshafen; sie sind genauso fleißig, sie sind genauso qualifiziert.

    (Dr. Jürgen Rüttgers [CDU/CSU]: Recht hat er!)

    50 738 qualifizierte Leute aus Leipzig sind heute arbeitslos; das sind 10,3 %.
    Die Leute müssen nicht ängstlich an diese Zukunft herangehen, sondern sie müssen das Gefühl haben: Wir machen die Ärmel hoch, und wir packen's! Und der Kanzler versprach: Niemand soll fürchten müssen um die Sicherheit seiner Wohnung und um Vorsorge für Alter, Krankheit und Arbeitslosigkeit. Niemand, so sagte der Kanzler.



    Ingrid Köppe
    Furcht um den Arbeitsplatz und die Wohnung sind in Deutschland jedoch heute Alltäglichkeit, im Osten und im Westen. Nachdem der IM Czerny und der Kanzler der Deutschen West endlich gesetzlich die Einheit vollbracht hatten, wurde der Kanzler der Deutschen West zum Kanzler aller Deutschen; denn was er gesagt hatte, klang so schön, so demokratisch, so frei, so wunderbar.
    So fing das an. Und was ist daraus geworden? Erstunken und erlogen war das alles.

    (Dr. Wolfgang Bötsch [CDU/CSU]: Ist ja unerhört!)

    Er hat uns verraten und verkauft, hört man im Osten — Enttäuschung, Wut und Ohnmacht.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Unmöglich!)

    Die Bilanz nach zwei Jahren deutscher Einheit lautet u. a.: drei Millionen Arbeitslose, eine Million Obdachlose, Fremdheit, Vorurteile und Neid zwischen Ost und West, Haß und Jagd auf Ausländer, Schulden über Schulden, Pläne zum weltweiten Kampfeinsatz deutscher Soldaten, und Deutschland ist beim Waffenexport in Europa Spitze und weltweit Nummer drei.
    Heute noch rätselt die Regierung, wie denn nun eigentlich die Vereinigung von Ost und West tatsächlich hergestellt und bezahlt werden kann. Nach dem Programm Aufschwung Ost soll nun der Aufbau Ost folgen. Sie hätten ehrlicherweise Ihr Programm für die deutsche Einheit „Abbau Ost" nennen sollen. Dann hätten die Menschen gewußt, was ihnen bevorsteht: der Osten wird abgewickelt, und die Betriebe werden vernichtet.
    Wenn wir uns z. B. das Wirken der Treuhandanstalt ansehen, als Ihr Instrument zum Umgang mit dem produktiven Volksvermögen der ehemaligen DDR, kann ich nur feststellen: Sanierungsbedürftige und sanierungsfähige Betriebe sind kaputt. Der Rest wird für einen „Appel und ein Ei" verscherbelt. Die Treuhand wird mit erwarteten 600 Milliarden DM — ich wiederhole: 600 Milliarden DM — Verlust abschließen. Der Osten soll also nichts als Schulden gebracht haben. Eine Beteiligung der Arbeitnehmer an den Betrieben wurde abgeblockt.
    Besonders stark betroffen von der Arbeitslosigkeit sind die Frauen. Seit 1989 haben im Osten mindestens zwei Millionen Frauen ihren Arbeitsplatz verloren. Einschließlich der verdeckten Arbeitslosigkeit ist heute im Osten jede zweite Frau arbeitslos.
    Nachdem im Osten die Arbeitsplätze weitgehend zerstört wurden, droht nun mit der angekündigten Mieterhöhung für viele die zweite Existenzkrise. Diese unsoziale Mieterhöhung muß rückgängig gemacht werden. Das gilt auch für den unsozialen Gesetzentwurf der Bundesregierung, durch den Kranke in noch größerem Umfang für Arzneimittel, Kuren und Krankenhausaufenthalte zahlen sollen.
    Früher, also zu jenen Zeiten, als man den Kanzler im Osten noch beim Vornamen rief, ihn nicht mit Eiern bewarf und er noch all diese schönen Sachen erzählte, da sagte er auch folgenden wichtigen Satz: Er sei dafür — Zitat —, „auch wenn es bitter ist, daß die Wahrheit gesagt wird".
    Herr Kohl, Sie haben nicht die Wahrheit gesagt. Sie haben die Einheit von Deutschland Ost und West mit voreiligen und unhaltbaren Versprechen aufgebaut und sich so das Vertrauen von zigtausend Menschen erschlichen. Sie haben Ihre Versprechen gebrochen, das Ihnen entgegengebrachte Vertrauen mißbraucht und dann die Menschen mit ihren Zukunftsängsten alleingelassen. Auch so kann Politikverdrossenheit erzeugt werden. Viele derjenigen, die mit der Vereinigung von Ost und West auf Demokratie hofften, finden sich heute erneut in einem Oben und Unten wieder. Oben sitzen Politiker und Parteien, die aus wahltaktischen Gründen das Paradies auf Erden versprechen, die die Bevölkerung zum Stimmvieh degradieren, arrogant der Bevölkerung eine Entscheidungskompetenz absprechen, das parlamentarische System, wie gerade gestern wieder aus dem Innenministerium verlautete, durch plebiszitäre Elemente geschwächt sehen und in purer Bunkermentalität hinter verschlossenen Türen taktieren und sich abschotten von der Bevölkerung. Indem Sie den Menschen die Möglichkeit nehmen, durch Mitentscheidung und eigenverantwortliches Handeln ihr Schicksal zu bestimmen, erzeugen Sie, ob Sie es wissen und wollen oder nicht, auch den Menschentyp, der in der Krise und Verzweiflung sein Heil in Aggressionen sucht. Diese Bundesregierung ist der Beweis dafür: Macht macht blind — blind für die tatsächlichen Probleme, Ängste und Sorgen der Bürger und Bürgerinnen.
    So, wie Sie die Vereinigung Deutschlands vollzogen haben, Herr Kohl, versuchen Sie jetzt, Ihre Variante des Projekts Europa mit dem Vertrag von Maastricht schmackhaft zu machen. Einerseits versprechen Sie als Patriarch, alles würde schon gut werden. Andererseits lehnen Sie entgegen unserer Forderung nach einer Volksabstimmung jede demokratische Beteiligung, jede Mitgestaltung, jedes Einbringen eigener Vorstellungen und Zukunftswünsche ab.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Absoluter Quatsch! )

    Das Parlament kann nur ja oder nein sagen. Das Volk hat sich den Regierungsbeschlüssen ungefragt zu beugen.
    Inhaltlich setzt der Vertrag von Maastricht voraus, daß in den Unterzeichnerstaaten finanzpolitische und wirtschaftliche Stabilität gewährleistet ist. Diese Bundesregierung scheint jedoch unfähig, diese Bedingungen erfüllen zu können. Tatsächlich finanziert die Regierung ihre Politik mit ungedeckten Schecks. Die staatlichen Schulden betragen zur Zeit 1,6 Billionen DM. Auf der Basis der derzeitigen Finanzplanung bedeutet dies, daß alle Bürger und Bürgerinnen 1995 24 000 DM Schulden haben werden. Das heißt: Jedem Neugeborenen wird der entsprechende Schuldschein schon mit in die Wiege gelegt.
    Sparsamkeit ist das Gebot der Stunde, sagen Politiker darum nun dem Volk. Bevor jedoch Politiker Sparappelle an die Steuerzahler richten, sollten sie bei sich selber anfangen und die Summe der von ihnen selber verbrauchten Steuergelder prüfen. Da ließe sich der Rotstift etwa ansetzen bei den 906 Millionen DM für den Bundestag, den 78 Millionen DM für Diäten, den 45 Millionen DM für Aufwandsentschädi-



    Ingrid Köppe
    gungen, den 31,5 Millionen DM für die Altersversorgung und auch den 10,6 Millionen DM für die Unterhaltung des Regierungsbunkers in Marienthal. Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen.
    Außerdem ist auch eine andere Verteilung der vorhandenen Gelder notwendig. Wir können Ihnen z. B. sehr leicht einen sozialeren Verwendungszweck für die Militärausgaben vorschlagen. Diese sollen 1993 nach Kriterien der NATO 65,71 Milliarden DM umfassen, also 13 Milliarden DM mehr als von der Bundesregierung offen ausgewiesen. Auch die jährliche Ausgabe von einer Milliarde DM für Geheimdienste könnte sinnvoller verwendet werden. Statt milliardenschwerer Steuergeschenke an Unternehmer wollen wir, daß diese Gelder z. B. für Kindergartenplätze, Jugendzentren, effektive Arbeitsbeschaffungsprogramme und den Sozialen Wohnungsbau verwendet werden.
    Mit ihrem Anspruch auf Liberalität, Freiheit und Demokratie hat sich die Bundesrepublik in den Jahren des Kalten Krieges stets am Osten gemessen und den Entwicklungsländern des Südens Wohlstand vorgelebt. Nach dem Beitritt Ostdeutschlands bereitet sich die Bundesregierung vor, diesen Reichtum notfalls auch militärisch zu sichern in Regionen, deren Bewohner diesen Reichtum ermöglicht haben und nun vielleicht an diesen Verheißungen real teilhaben wollen. Einen solchen Einsatz deutscher Soldaten — „out of area — lehnen wir mit Nachdruck ab.
    Auch jeglicher Export deutscher Rüstungsgüter soll endlich unterbunden werden. Dazu gehört auch, daß die Bundesregierung nicht länger Militärgüter in alle Welt liefert. Von 1991 bis 1993 waren das immerhin Güter im Wert von 660 Millionen DM. Statt dessen sollte die Entwicklungshilfe aufgestockt werden, und zwar über den in Rio versprochenen und noch nicht erreichten Satz hinaus; denn wer für den Golfkrieg rund die doppelte Summe des diesjährigen Entwicklungshilfeetats aufwendet, verspielt den Anspruch auf moralische Glaubwürdigkeit.
    Daß sich die SPD in den letzten Wochen und Monaten bereit erklärt hat, zusammen mit der Regierung das Asylgrundrecht abzuschaffen, deutsche Soldaten zu Kampfeinsätzen in alle Welt zu schicken und offenbar auch große Lauschangriffe in Wohnungen zu ermöglichen, halten außer uns sicher auch viele SPD-Wähler und SPD-Wählerinnen für unverantwortlichen Opportunismus. Damit gibt sie noch mehr als schon bisher ihre Rolle als Opposition auf. Gerade bei diesen grundlegenden Entscheidungen wäre jedoch oppositionelles Durchhaltevermögen wichtig.

    (Gerhard O. Pfeffermann [CDU/CSU]: Haben Sie noch eine längere Lesung?)

    — Herr Kollege, ich habe 15 Minuten Redezeit, und die gedenke ich auch auszunutzen.

    (Dr. Wolfgang Bötsch [CDU/CSU]: Richtig! — Dr. Jürgen Rüttgers [CDU/CSU]: Die Betonung lag auf Lesung! — Dr. Wolfgang Bötsch [CDU/CSU]: Lesen Sie ruhig weiter!)

    In Deutschland werden Ausländer gejagt. Häuser brennen. Deutsche werfen Steine und Molotow-Cocktails gegen Nichtdeutsche. Deutsche fordern: „Deutschland den Deutschen! " und „Ausländer raus!" Seit Monaten debattieren deutsche Politiker über eine Einschränkung des Asylrechts wie über eine Naturkatastrophe. Sie sprechen von der „Asylantenschwemme", vom „ungehinderten Zustrom", der einzudämmen wäre. Eine Kostprobe haben wir vorhin gehört.
    Mit solchen und ähnlichen Äußerungen leisteten und leisten deutsche Politiker in den vergangenen Monaten und auch heute noch einen wesentlichen Tatbeitrag zu den Anschlägen. Sie haben damit Asylsuchende zum Freiwild erklärt und den sozial Schwachen als Sündenböcke präsentiert. Nicht aber die Ausländer und Ausländerinnen, sondern die Regierungspolitiker, die den Wohlstand versprachen, sind schuld an dem sozialen Notstand, an der wachsenden Arbeitslosigkeit.
    Statt endlich die bei der Vereinigung von Ost- und Westdeutschland gemachten Fehler einzugestehen, haben Sie jetzt schon die nächste Lüge parat: Als Problemlösung wird die Änderung des Art. 16 des Grundgesetzes angepriesen. Noch während Asylbewerberunterkünfte abgefackelt werden, fordern Politiker wie z. B. Herr Helmrich, Justizminister von Mecklenburg-Vorpommern, eine konsequente Abgrenzung Deutschlands gegen Zuwanderungen aus Südosteuropa. Keine Grundgesetzänderung, kein Einwanderungsgesetz, kein Bundesgrenzschutz wird jedoch die Ärmeren der Welt daran hindern, sich auf den Weg nach Deutschland zu machen, weil sie teilhaben wollen an deutschem Reichtum. Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt, und das hat sich längst herumgesprochen.
    Übrigens sei daran erinnert, daß im Jahre 1950 in Deutschland 8 Millionen Vertriebene lebten. Verglichen mit den heutigen Zahlen hier lebender Ausländer und Asylbewerber und der damaligen materiellen Notlage in der Bevölkerung, leuchtet nicht ein, daß dies jetzt politisch und wirtschaftlich nicht verkraftbar sein soll.
    Was, Herr Kohl, Herr Schäuble, wollen Sie tun, wenn nach dieser Grundgesetzänderung Zigtausende von Flüchtlingen vor den Festungsmauern Westeuropas stehen und Einlaß begehren? Was wollen Sie machen? Den Schießbefehl erteilen?
    Neben der Forderung nach einer Änderung des Asylrechts benutzen CDU- und SPD-Politiker die rechtsradikalen Angriffe der letzten Tage als Vorwand für Forderungen nach mehr Polizei, Sondertruppen sowie nach einer Verschärfung des Demonstrations- und Haftrechts. Sie tun, als sei die Polizei handlungsunfähig. Das Gegenteil hat sie in der Vergangenheit, insbesondere bei Demonstrationen von Linken, vorgeführt. In Deutschland stehen den Einwohnern mehr Polizisten als Sozialarbeiter gegenüber. In anderen Ländern setzt man die Gewichte von Ordnungs- und Sozialpolitik genau entgegengesetzt.

    (Dr. Wolfgang Bötsch [CDU/CSU]: Dummes Zeug!)

    Nach der erfolgreichen Angstkampagne gegen Ausländer versuchen Sie jetzt, eine ähnliche Kampagne unter der Überschrift „Sicherheit" anzuzetteln. Soziale Probleme werden Sie aber nicht mit der Polizei



    Ingrid Köppe
    in den Griff bekommen. Wenn die Regierung nicht endlich Lösungen für die dringenden sozialen Probleme bevorzugt und daraus auch haushaltsmäßige Konsequenzen zieht und wenn Sie nicht aufhören, Ihr eigenes politisches Versagen ständig auf Sündenböcke abzuwälzen, werden sich künftig Rechtsextremisten weitere Opfer suchen. Und wer werden die nächsten sein? Die Alten, die Behinderten, die Obdachlosen, die Homosexuellen, die Kranken, die Halbdeutschen? Dazu darf es nicht kommen!
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS/Linke Liste)