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ID1210201600

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    Plenarprotokoll 12/102 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 102. Sitzung Bonn, Dienstag, den 8. September 1992 Inhalt: Nachruf auf den Abgeordneten Dr. FranzHermann Kappes 8661 A Erklärung der Präsidentin Dr. Rita Süssmuth zu den Ausschreitungen gegen Asylsuchende und Ausländer 8661 C Eintritt der Abgeordneten Dr. Michaela Blunk in den Deutschen Bundestag für den durch Verzicht ausgeschiedenen Abgeordneten Wolfgang Kubicki 8662 B Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Detlef Kleinert (Hannover) . . 8662 B Mitteilung zum Stenographischen Bericht (Plenarprotokoll) 8662 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksache 12/3000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksache 12/3100) Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 8662 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 8672 D Jochen Borchert CDU/CSU 8680 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 8684 C Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste 8689B, 8709C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8690 C Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 8692 D Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . 8695 A Dr. Annette Fugmann-Heesing, Staatsministerin des Landes Hessen 8695 C Ina Albowitz F D P 8699 B Hinrich Kuessner SPD 8701 D Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 8705A Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 8707 D Nächste Sitzung 8709 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 8711* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 8711* B Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. September 1992 8661 102. Sitzung Bonn, den 8. September 1992 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 08. 09. 92 * * Bartsch, Holger SPD 08. 09. 92 Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 08. 09. 92 Blunck (Uetersen), SPD 08. 09. 92 * Lieselott Bock, Thea SPD 08. 09. 92 Brandt, Willy SPD 08. 09. 92 Dreßler, Rudolf SPD 08. 09. 92 van Essen, Jörg F.D.P. 08. 09. 92 * * Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 08. 09. 92 * * Friedrich, Horst F.D.P. 08. 09. 92 Dr. Fuchs, Ruth PDS/LL 08. 09. 92 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 08. 09. 92 * Gattermann, Hans H. F.D.P. 08. 09. 92 Gröbl, Wolfgang CDU/CSU 08. 09. 92 Dr. Holtz, Uwe SPD 08. 09. 92 * * Jaunich, Horst SPD 08. 09. 92 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 08. 09. 92 Lenzer, Christian CDU/CSU 08. 09. 92* Dr. Müller, Günther CDU/CSU 08. 09. 92 * * Oesinghaus, Günther SPD 08. 09. 92 Pfuhl, Albert SPD 08. 09. 92 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 08. 09. 92 * Rempe, Walter SPD 08. 09. 92 Schäfer (Mainz), Helmut F.D.P. 08. 09. 92 Scharrenbroich, Heribert CDU/CSU 08. 09. 92 * * Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 08. 09. 92 Schuster, Hans Paul F.D.P. 08. 09. 92 Hermann Dr. Solms, Hermann Otto F.D.P. 08. 09. 92 Dr. Stercken, Hans CDU/CSU 08. 09. 92 * * Dr. Waffenschmidt, Horst CDU/CSU 08. 09. 92 Weyel, Gudrun SPD 08. 09. 92 * * Dr. Wieczorek, Norbert SPD 08. 09. 92 Zierer, Benno CDU/CSU 08. 09. 92 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 26. Juni 1992 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz zu dem Vertrag vom 27. Februar 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit Anlagen zum Stenographischen Bericht Gesetz zu dem Vertrag vom 6. Februar 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Ungarn über freundschaftliche Zusammenarbeit und Partnerschaft in Europa Gesetz zur Bekämpfung des illegalen Rauschgifthandels und anderer Erscheinungsformen der Organisierten Kriminalität (OrgKG) Gesetz zur Einführung eines Zeugnisverweigerungsrechts für Beratung in Fragen der Betäubungsmittelabhängigkeit Gesetz zur Änderung des Betäubungsmittelgesetzes Erstes Gesetz zur Änderung des Saatgutverkehrsgesetzes Gesetz zur Änderung des Bundessozialhilfegesetzes und anderer Gesetze Gesetz über die nachträgliche Umstellung von Kontoguthaben, über die Tilgung von Anteilrechten an der AltguthabenAblösungs-Anleihe, zur Änderung lastenausgleichsrechtlicher Bestimmungen und zur Ergänzung des Gesetzes über die Errichtung der „Staatlichen Versicherung der DDR in Abwicklung" Strafrechtsänderungsgesetz - Menschenhandel - (... StrÄndG) Gesetz zur Anpassung der Rechtspflege im Beitrittsgebiet (Rechtspflege-Anpassungsgesetz-RpflAnpG) Gesetz zur Verlängerung der Verwaltungshilfe Gesetz zur Festlegung des Anwendungsbereiches und zur Durchführung der Verordnung (EWG) Nr. 1191/69 in der Fassung der Verordnung (EWG) Nr. 1893/91 Gesetz zu dem Protokoll vom 20. Dezember 1990 betreffend die Änderung des Übereinkommens vom 9. Mai 1980 über den internationalen Eisenbahnverkehr (COTIF) Drittes Gesetz zur Änderung des Marktstrukturgesetzes Gesetz zur Neuregelung des Asylverfahrens Gesetz zur Regelung der Aufnahme von Krediten durch die Treuhandanstalt (Treuhandkreditaufnahmegesetz - THA KredG) Zu den beiden letztgenannten Gesetzen hat der Bundesrat folgende Entschließungen gefaßt: Zum Gesetz zur Neuregelung des Asylverfahrens: Der Bundesrat hat nach wie vor gewichtige Bedenken gegen das Gesetz. Er hält das Gesetz zur Neuregelung des Asylverfahrens vor allem in folgenden zentralen Punkten für verbesserungsbedürftig: 1. Konzentration der Zuständigkeit für das gesamte beschleunigte Verfahren beim Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge (Neubestimmung der Schnittstelle zur Ausländerbehörde) 2. Schaffung einer asylverfahrensunabhängigen Aufenthalts- und Verteilungsregelung für Kriegs- und Bürgerkriegsflüchtlinge, bei der der Bund die Kosten trägt. 3. Schaffung einer gesetzlichen Verpflichtung des Bundes, den Ländern für die Unterbringung von Asylbewerbern freie und frei werdende Liegenschaften kostenfrei zu überlassen. 4. Darüber hinaus wird der Bund aufgefordert, endlich geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Rückstände der mehr als 300 000 unerledigten Asylanträge schnellstens zu bewältigen. Dies ist zwingend geboten, um das neue beschleunigte Verfahren überhaupt zu gewährleisten. Der Bundesrat behält sich Gesetzesinitiativen ausdrücklich vor, wenn sich in der Praxis herausstellen sollte, daß das Gesetz zur Neuregelung des Asylverfahrens die erhoffte Verfahrensbeschleunigung nicht erbringt; er fordert die Bundesregierung auf, die praktischen Erfahrungen beim Gesetzvollzug aufmerksam zu registrieren und Verfahrensmängel unverzüglich durch geeignete Maßnahmen abzustellen. Zum Treuhandkreditaufnahmegesetz: Der Bundesrat hält die von der Bundesregierung in ihrer Gegenäußerung zur Stellungnahme des Bundesrates im Zusammenhang mit der Begründung zu § 4 des Gesetzes zur Regelung der Aufnahme von Krediten durch die Treuhandanstalt vertretene Auffassung für rechtlich und sachlich unbegründet, wonach sich aus dem Staatsvertrag vom 18. Mai 1990 und dem Einigungsvertrag vom 31. August 1990 eine Verpflichtung der Länder des Beitrittsgebietes ergibt, sich an einer verbleibenden Verschuldung der Treuhandanstalt zu beteiligen. 8712* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. September 1992 Der Bundesrat bekräftigt seine Auffassung, daß der Bund bei Auflösung der Treuhandanstalt allein die verbleibenden Schulden zu übernehmen hat. Er verweist dabei auf die bereits in seiner Stellungnahme zum Regierungsentwurf gegebene Begründung (BT-Drucksache 12/2217 vom 11.3. 1992, Anlage 2; BR-Drucksache 2/92 [Beschluß] vom 14. 02. 1992). Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 10. Juli 1992 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1992 (Nachtragshaushaltsgesetz 1992) Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Aufhebung des Strukturhilfegesetzes und zur Aufstockung des Fonds „Deutsche Einheft" Gesetz zur Anpassung des Umsatzsteuergesetzes und anderer Rechtsvorschriften an den EG-Binnenmarkt (Umsatzsteuer-Binnenmarktgesetz) Erstes Gesetz zur Änderung des Agrarstatistikgesetzes Gesetz zur Einführung des passiven Wahlrechts für Ausländer bei den Sozialversicherungswahlen und zur Änderung weiterer Vorschriften (2. Wahlrechtsverbesserungsgesetz) Zweites Gesetz zur Änderung des Gerätesicherheitsgesetzes Gesetz zur Verlängerung der Kündigungsmöglichkeiten in der öffentlichen Verwaltung nach dem Einigungsvertrag Gesetz zur Änderung des Vermögensgesetzes und anderer Vorschriften — Zweites Vermögensrechtsänderungsgesetz (2. VermRÄndG) — Gesetz zur Prüfung von Rechtsanwaltszulassungen, Notarbestellungen und Berufungen ehrenamtlicher Richter Gesetz über das Inverkehrbringen von und den freien Warenverkehr mit Bauprodukten zur Umsetzung der Richtlinie 89/106/EWG des Rates vom 21. Dezember 1988 zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten über Bauprodukte (Bauproduktengesetz — BauPG) Gesetz zu dem Vertrag vom 9. Oktober 1991 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Bulgarien über freundschaftliche Zusammenarbeit und Partnerschaft in Europa Gesetz zum Übereinkommen vom 10. Oktober 1980 über das Verbot oder die Beschränkung des Einsatzes bestimmter konventioneller Waffen, die übermäßige Verletzungen verursachen oder unterschiedslos wirken können (VN-Waffenübereinkommen) Gesetz zur Änderung des Übereinkommens vom 22. März 1974 über den Schutz der Meeresumwelt des Ostseegebiets (Helsinki-Übereinkommen) Gesetz zur Änderung des Wohngeldsondergesetzes und des Wohngeldgesetzes Gesetz zum Schutz des vorgeburtlichen/werdenden Lebens, zur Förderung einer kinderfreundlicheren Gesellschaft, für Hilfen im Schwangerschaftskonflikt und zur Regelung des Schwangerschaftsabbruchs (Schwangeren- und Familienhilfegesetz) Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: 1. Der Bundesrat stimmt dem vom Deutschen Bundestag beschlossenen „Schwangeren- und Familienhilfegesetz " zu. Es beruht auf der Erkenntnis, daß der Schutz des werdenden Lebens nur mit der Mutter und nicht gegen sie möglich ist, und dient dem Ziel, Schwangerschaftsabbrüche zu verhindern, ohne aber zu bezweifeln, daß die Entscheidung der Schwangeren im Bewußtsein ihrer Verantwortung getroffen wird. Das Gesetz bezweckt auf diese Weise, insbesondere in Verbindung mit den sozialen Maßnahmen, die einen ernstzunehmenden Schritt zu einer familien-, (rauen- und kinderfreundlichen Gesellschaft darstellen, den Schutz des werdenden Lebens besser zu gewährleisten, als dies die bisherigen Regelungen vermocht haben. 2. Mit Blick auf die finanziellen Folgen des vom Deutschen Bundestag am 25. Juni 1992 beschlossenen Schwangeren- und Familienhilfegesetzes stellt der Bundesrat fest, daß Ländern und Gemeinden durch die sozialen Begleitmaßnahmen erhebliche Kosten auferlegt werden. Nach Berechnungen der Bundesregierung belaufen sich die zur Kinderbetreuung vorgesehenen investiven Kosten auf über 42 Mrd. DM, die jährlichen Betriebskosten auf über 11 Mrd. DM. 3. Der Bundesrat fordert mit Nachdruck eine Beteiligung des Bundes an diesen Kosten. Er bedauert, daß der Deutsche Bundestag nicht gleichzeitig mit der inhaltlichen Ausgestaltung des Reformanliegens eine Regelung über dessen gemeinsame Finanzierung entwickelt hat. Eine Lastentragung allein durch Länder und Kommunen ist nicht hinnehmbar. Der Bundesrat wird daher umgehend einen Gesetzentwurf einbringen, mit dem die finanziellen Folgen des vom Deutschen Bundestag beschlossenen Gesetzes auf alle Ebenen angemessen verteilt werden; dazu soll zumindest der Anteil der Länder an der Umsatzsteuer zu Lasten des Bundes erhöht werden. Eine solche Ausgleichsregelung ist in der Kostenübersicht des vom Deutschen Bundestag beschlossenen Gesetzes bereits ausdrücklich vorgesehen; auch der Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens" empfiehlt in seinem Bericht an den Deutschen Bundestag, die Umsetzung dieses Gesetzes in eine Neuregelung des Finanzausgleichs einfließen zu lassen. 4. Der Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages hat im übrigen in seiner Sitzung am 17. Juni 1992 das vom Deutschen Bundestag beschlossene Gesetz als „mit der Haushaltslage des Bundes vereinbar" erklärt; dies schließt auch die mittelbaren finanziellen Auswirkungen ein. Der Deutsche Bundestag hat seine Entscheidung damit in Kenntnis der Auswirkungen auf den Haushalt des Bundes getroffen. Der Bundesrat erwartet deshalb, daß der Deutsche Bundestag seine Zustimmung zu einer gesetzlichen Neuregelung des Anteilsverhältnisses bei der Umsatzsteuer geben wird. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 12/1789 Drucksache 12/2102 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 10/2125 Drucksache 11/3254 Drucksache 11/3631 Drucksache 11/1621 Drucksache 11/1622 Drucksache 12/2150 Drucksache 12/2151 Ausschuß für Verkehr Drucksache 12/2113 Drucksache 12/2204 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 12/1783 Sonderausschuß Schutz des ungeborenen Lebens Drucksache 11/6895 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 12/1838 Nr. 3.14 Drucksache 12/2144 Nrn. 2.7, 2.8, 2.9, 2.10, 2.11 Drucksache 12/2257 Nrn. 3.60, 3.61 Ausschuß für Verkehr Drucksache 12/152 Nrn.. 56, 65 Drucksache 12/1961 Nrn. 3.1, 3.4 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 12/1220 Nr. 3.13 Drucksache 12/1612 Nr. 2.10 Drucksache 12/1681 Nr. 3.12 Drucksache 12/2101 Nr. 3.46 Drucksache 12/2257 Nr. 3.69 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Drucksache 12/2101 Nr. 3.48 Drucksache 12/2144 Nrn.. 2.16, 2.17
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Werner Schulz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Auch ohne Fernsehübertragung — es weiß eh schon jeder —: Die Verwirrung ist perfekt. Wider alle Erwartungen und entgegen allen Beschwörungsformeln: Die Deutsche Einheit rechnet sich nicht. Die Bundesregierung sitzt in der selbst eingerührten Tinte. Was bisher nur als Befürchtung galt, wird langsam Allgemeinwissen: Die gesamte Bundesrepublik, unser Gemeinwesen, wird davon in Mitleidenschaft gezogen. Entgegen aller Regel sorgen die Schadensverursacher in diesem Fall selbst für den öffentlichen Spott. Wir erleben die Uraufführung eines absurden Finanztheaters. Während der große Meister schweigt — wo ist er eigentlich? —, präsentieren uns Nebendarsteller unaufgefordert außer sich selbst ständig neueste, meist unsinnige Finanzierungsvorschläge. Den Kunststücken der Finanzkeulenjongleure sind keine Grenzen gesetzt. Hinter den Kulissen erhöht die Treuhand den Schuldenberg und läßt geräuschvoll die Kaputtsanierung laufen. Den verärgerten Zuschauern wird indessen eines klar: Sie sollen, auch wenn es am Eingang völlig anders stand, mitten im Spektakel abermals abkassiert werden.
    Doch damit nicht genug: Als Strafe für einen schlampig und voreilig über die Köpfe der Betroffenen hinweg geschlossenen Vertrag von Maastricht droht ein EG-politisches Fiasko, und am Rande Europas kichert der Wahnsinn. Der Aufschwung Ost findet dank der Inkompetenz zweier F.D.P.-Wirtschaftsminister der eine tat gar nichts, der andere tut das Falsche — nicht statt. In der Asylpolitik wird die Union die Geister nicht mehr los, die sie gerufen hat. So gerät das souveräne Deutschland international in Mißkredit, schielt jedoch dessen ungeachtet nach einem Sitz im Weltsicherheitsrat.
    Auch die SPD ist am Ende dieser Sommerpause nicht gerade in bester Verfassung. Während das Fußvolk noch mühselig versucht, die Weisheit der olympische Ratschlüsse vom Petersberg zu verdauen, hält sich die SPD-Führungsspitze für eine große Sachkoalition der Opportunisten bereit. Wolfgang Roth und Ingrid Matthäus-Maier streiten derweil nicht etwa Seit' an Seit', wie sie immer singen, sondern der



    Werner Schulz (Berlin)

    eine auf seiten von Wolfgang Schäuble für, die andere auf seiten von Otto Graf Lambsdorff gegen eine Zwangsanleihe. Beide üben offenbar schon einmal für das Planspiel, das zur Einstimmung auf eine große Koalition dienen soll.
    Meine Damen und Herren von der SPD, ich appelliere an Sie: Räumen Sie nicht das Feld der parlamentarischen Opposition! Wenn sich diese neue Linie durchsetzt, machen Sie uns acht Abgeordnete vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur einzigen ernstzunehmenden Opposition in diesem Hause. Das wäre auch für uns zuviel der Ehre und eine Last, die schwer zu tragen ist. Aber wie wollen Sie eigentlich den Bürgerinnen und Bürgern erklären, warum Sie einer Partei die Zusammenarbeit aufdrängen, die Sie noch vor kurzem als verrottet bezeichnet haben?

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, das finanzpolitische Chaos bei den Regierungsparteien entspricht der Misere, die sich in den neuen Bundesländern angebahnt hat, die sie zugelassen und zum Teil verschuldet haben. Statt der versprochenen wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung ist ein beispielloser Prozeß der Deindustrialisierung in Ostdeutschland zu verzeichnen. Der von der Bundesregierung beharrlich betonte Rechtsgrundsatz „Rückgabe vor Entschädigung" hat einzigartige Ungerechtigkeiten gebracht. Über 1 Million Anträge auf Rückerstattung von Eigentumstiteln haben dafür gesorgt, daß bei vielen Menschen in Ostdeutschland das Vertrauen in den Rechtsstaat verlorenging, ehe es überhaupt richtig entstehen konnte.
    Auf ein weiteres Kennzeichen des Niedergangs im Osten will ich hier hinweisen. Es betrifft die Austrocknung und Verödung kultureller Einrichtungen. Viele Bibliotheken, Jugendzentren und Kultureinrichtungen werden endgültig verschwinden, wenn die Streichung der Mittel im beabsichtigten Umfang fortgesetzt wird. Angesichts der furchtbaren Ereignisse von Rostock, die sich vielerorts wiederholen, ist das ein verhängnisvolles Versäumnis. Ich möchte an dieser Stelle die Bundesregierung auffordern, gerade im Bereich der Jugendarbeit genügend Mittel bereitzustellen.
    Die „Fahrt ins Blaue", wie im Sommer 1990 das „Handelsblatt" den damaligen Kurs der Bundesregierung bezeichnete, ist nun zu einem wahren Horrortrip geworden. Es herrscht Panik auf der Titanic, wie Kollege Poß richtig festgestellt hat. Ich verstehe nur nicht, warum Sie den alten Tanker SPD noch ins Schlepptau bringen möchten.

    (Zuruf von der SPD: Unterstellung!)

    — Sie tun sich geflissentlich hervor, um so etwas in der Öffentlichkeit zumindest in Erwägung zu bringen.
    Der erfahrene Außenlotse jedenfalls hat instinktsicher den Kahn bereits verlassen. Selbst den Kolleginnen und Kollegen der Regierungsparteien dämmert es inzwischen, allerdings nur, weil die Abgeordneten aus den neuen Bundesländern mittlerweile ein wenig mehr aufbegehren. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie haben in dieser Woche Gelegenheit, das noch
    deutlicher zu unterstreichen. Sie wissen doch: Die Probleme lösen sich nicht, indem Sie auf Godot warten oder den vermeintlichen Sitzriesen. Die Menschen in den neuen Bundesländern lassen sich nicht mehr mit blumigen Versprechungen abspeisen. Sie wollen, daß jetzt gehandelt wird. Die „Frankfurter Rundschau" faßt das Problem ganz einfach zusammen: Die Misere hat einen Namen — Helmut Kohl.
    In einem legt die Regierung jedoch Spitzentempo vor: In der kurzen Zeit zwischen der Verabschiedung des Haushalts im Kabinett und seiner ersten Lesung im Bundestag hat sie es fast ohne Zutun der Opposition geschafft, die Haltlosigkeit ihres eigenen Haushaltsentwurfs zu demonstrieren. Die Forderung von Frau Matthäus-Maier, diesen Haushalt gar nicht erst zu beraten, sondern ihn gleich zurückzuweisen, ist ausgesprochen konsequent. Denn die Zahlen für den I laushalt 1993 und die Finanzplanung der nächsten Jahre sind schon jetzt Makulatur. Wir diskutieren hier eigentlich über Phantomzahlen, die nicht einmal vom Finanzminister ernstgenommen werden.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

    Bis heute 12 Uhr wollte die Koalition Klarheit in das Kuddelmuddel bringen. Was bisher herausgekommen ist, wirft weitere Fragen auf. Was steckt hinter der Zauberformel „Solidarpakt", „Pakt der Vernunft"? Ich kenne von Herrn Honecker die Prägung „Koalition der Vernunft" . Keine Gefahr: Sie sind damit nicht gemeint gewesen. Was steckt hinter der Zauberformel „Solidarpakt"? Wo sind die substantiellen Vorgaben? Irgendwie erinnern mich diese Formulierungen an die DDR-Pappkartons mit leeren Worten.
    Hartnäckig wird noch immer geleugnet: Die Bürgerinnen und Bürger müssen erneut mit höheren Steuern und Abgaben rechnen. Bisher hatte die Bundesregierung das Glück höherer Steuereinnahmen und Bundesbankgewinne als geplant. Aber das konjunkturpolitische Pulver ist längst verschossen. Wohlgemerkt, mir ist nicht bange, daß Deutschland das Geld ausgehen könnte — wohl eher der Verstand.
    Nach dem Solidaritätszuschlag und der Mehrwertsteuererhöhung werden wir jetzt mit der Steuerlüge Nr. 3 konfrontiert. Die jüngste Debatte bei der CDU um eine „Zwangsanleihe", „Investitionsanleihe", „Deutschland-Anleihe ", erneute Mehrwertsteuererhöhung, „Solidarpakt" — ich wollte Herrn Schäuble fragen, er ist leider nicht mehr hier, was denn heute eigentlich gilt — verwirrt selbst die Erfinder, habe ich den Eindruck. Auf seiten der Bundesregierung besteht vor allem Ratlosigkeit, wofür sie dieses Geld eigentlich haben will. Sie kommen uns vor wie der Arzt, der dem Patienten beste Gesundheit bescheinigt, gleichzeitig aber eine schwere Operation vorbereitet.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Gibt es so etwas auch? Das wird heute nicht mehr so gemacht, Herr Kollege!)

    So konzeptlos wie die Sache bislang angepackt wurde, ist zu befürchten, daß auch weiteres Geld sinnlos aus dem Fenster geworfen wird. Die Bundesregierung sollte vielmehr beantworten, warum ihre bisherige Politik so kläglich versagt hat, warum aus



    Werner Schulz (Berlin)

    dem „Aufschwung Ost" außer einem konjunkturellen Strohfeuer West nicht viel geworden ist, wie es dazu gekommen ist, daß es entgegen des Kanzlers Prophezeiung doch vielen schlechter geht als vor der Wende. Ich jedenfalls sehe keine blühenden Landschaften, noch nicht einmal Vorstufen, allenfalls Industriebrachen.

    (Dieter-Julius Cronenberg [Arnsberg] [F.D.P.]: Glauben Sie, in zwei Jahren könnte man das machen?)

    — Aber der Vernichtungsprozeß zumindest ist in zwei Jahren wunderbar gelungen.

    (Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein [CDU/CSU]: „Vernichtung"?)

    Weil Sie nicht im mindesten bereit sind, Ihre Politik in Frage zu stellen, sondern lediglich Löcher stopfen wollen, etwa das dunkle Gerechtigkeitsloch, das Volker Rühe plötzlich entdeckt hat, fühlen sich viele Steuerzahler als Lückenbüßer. Angeblich sind doch alle Risiken im Haushalt ausreichend berücksichtigt. Ich denke, diese Regierung steht viel eher vor einem abgrundtiefen Glaubwürdigkeitsloch. Solange die wahren Kosten der deutschen Einheit verschleiert werden, werden wir einer Zwangsanleihe nicht zustimmen, schon deswegen nicht, weil wir Ihren leichtfertigen Umgang mit der Verfassung nicht mitmachen.
    Wenn es Ihnen opportun erscheint — und das ist bei Geld besonders schnell der Fall —, geht Ihnen eine Verfassungsänderung offenbar leicht von der Hand. Es ist schon merkwürdig: Als es um den Beitritt der DDR ging, durfte möglichst kein Jota am Grundgesetz geändert werden. Jetzt kann es Ihnen gar nicht schnell genug gehen, diese Verfassung zu beschneiden. Aber selbst wenn Sie sagen könnten, wofür Sie das Geld ausgeben wollen, selbst wenn es Rechtens wäre, würden wir Ihre Zwangsanleihe nicht gegenzeichnen. Die ökonomischen Argumente sprechen eindeutig gegen dieses späte Produkt des Sommerlochs. Ob zwangsweise oder freiwillig, hoch- oder niedrigverzinst, in jedem Falle treiben Sie damit die Staatsverschuldung hoch und belasten zusätzlich den Kapitalmarkt. Letztlich — und das ist schon richtig gesagt worden — handelt es sich bei der Zwangsanleihe um nichts anderes als um eine verkappte Steuer oder Abgabe.
    Was wir brauchen, sind wirtschaftspolitische Konzepte, solche, die den Namen wirklich verdient haben. Warum gehen Sie also nicht gleich auf unsere Vorschläge ein und erheben statt der Zwangsanleihe eine Abgabe auf nicht im Osten investierte Gewinne bzw. Vermögen? Wir sagen Ihnen auch gerne, wie dieses Geld sinnvoll ausgegeben werden kann: zum Beispiel für aktive Sanierungspolitik, für Industrie- und Strukturpolitik, für regionale Entwicklungspolitik, für einen Risikokapitalfonds, für mittellose Existenzgründer oder enteignete Ostdeutsche, was so ziemlich das gleiche ist, zur Forschungs- und Entwicklungsförderung, kurz gesagt: für Entwickeln statt Abwickeln.

    (Josef Grünbeck [F.D.P.]: Haben Sie gar nicht zur Kenntnis genommen, daß wir das machen?)

    Meine Damen und Herren, der Finanzpolitik helfen keine Care-Pakete, eine Umkehr, ein Kurswechsel, ist erforderlich. Und der verlangt genau das, was der Regierungspolitik noch immer fehlt: Mut und Phantasie. Von Anfang an war ein Lastenausgleich für die deutsche Einheit nötig; jetzt ist er überfällig.
    Dazu müssen, erstens, hohe Einkommen und Vermögen — und auch jene Einkommen und Vermögen, die durch die deutsche Einheit besonders begünstigt sind — stärker als bisher an der Finanzierung der Lasten beteiligt werden.
    Zweitens. Das Prinzip Aufbau vor Ausbau West muß Priorität erhalten. Dies bedeutet, daß zugunsten des wirtschaftlichen Aufbaus in den neuen Bundesländern die Ausgaben in den alten Bundesländern eingeschränkt werden müssen.
    Notwendig ist drittens die Festlegung eines gerechten Finanzausgleichs zwischen den Bundesländern. Die Bundesregierung und auch die westlichen Bundesländer müssen dabei das vom Bundesverfassungsgericht geforderte Prinzip des Einstehens füreinander in besonderem Maße beachten.

    (Vorsitz : Vizepräsident Dieter-Julius Cronenberg)

    Viertens steht nach wie vor die Aufgabe der drastischen Kürzung der 130 Milliarden DM Subventionen in den alten Bundesländern zugunsten einer sanierungsbedürftigen Industriesubstanz im Osten.
    Die Lasten sind alles andere als gerecht verteilt. Der Unmut darüber nimmt zu. Auch das ist der Stoff, aus dem Politik- und Staatsverdrossenheit wachsen. Wir brauchen endlich eine große Debatte über die Ziele der Finanzpolitik, eine Aussprache über Richtung und Zweckmäßigkeit von Einsparungen bei öffentlichen Ausgaben. Die Steuerzahler wollen wissen, welche Belastungen noch auf sie zukommen, wofür ihr Geld wirklich ausgegeben wird, und — das ist ein Wesensmerkmal einer gesunden Demokratie — sie wollen mit entscheiden, was mit ihren Steuergeldern passiert. Dem gewissenhaften Steuerzahler platzt allmählich der Kragen, wenn er mit faulen Tricks von Leuten zur Kasse gebeten wird, die offenbar nicht mit Geld umgehen können — jedenfalls nicht mit dem anderer.
    Die Bundesregierung hat dies noch immer nicht begriffen. Dieser Lernprozeß wird ihr aber nicht erspart bleiben. Ansonsten werden sich die Bürgerinnen und Bürger, was sicher auch das beste ist, bald diese Regierung ersparen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nunmehr hat der Herr Abgeordnete Roth das Wort.

(Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Nicht der rote Roth!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Adolf Roth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Unstreitig haben die großen jährlichen Haushaltsdebatten, gesamtwirtschaftlich betrachtet, in den letzten Jahren unter einem günstigeren Stern gestanden als in diesem Jahr im Zeichen einer konjunkturellen Zwischenflaute. Ich räume freimütig ein: Auch die politischen



    Adolf Roth (Gießen)

    Präliminarien der letzten Wochen haben das Ausgangsklima dieser Haushaltsdebatte nicht verbessert. Aber wir Haushaltspolitiker sind natürlich froh, daß diese Zeit der öffentlich zelebrierten finanzpolitischen Werkstattgespräche vorbei ist, daß wir jetzt in die Einzelberatungen des Haushalts eintreten können und von unserem parlamentarischen Königsrecht der Budgetbewilligung in sachgerechter Weise Gebrauch machen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Unser Koalitionspartner hat uns ja in diese Debatte öffentlich einen Wunsch mitgegeben, dem wir nur zu gerne folgen. Wir müssen gerade durch sachgerechte Politik den Menschen Mut machen

    (Zuruf von der SPD: Sehr wahr!)

    und nicht Mißmut. Ich bin sicher, daß die Einbringungsrede, die der Bundesfinanzminister heute gehalten hat, in der seine Politik der konsequenten staatlichen Sparsamkeit und der Priorität für den Aufbauprozeß in Ostdeutschland zum Ausdruck kamen, ein stimmiger Anfang gewesen ist, jedenfalls wesentlich eindrucksvoller als die bisherigen sachlich dürftigen und perspektivlosen Beiträge der parlamentarischen Opposition in diesem Hause.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Insbesondere habe ich mich gewundert, daß, wenn man schon öffentlich den Ruf erhebt, alles müsse als Makulatur eingestampft werden, man müsse die Haushaltseinbringung und die Beratung total verschieben, überhaupt keine sachbezogenen Vorschläge unterbreitet werden konnten. Das zeigt die Ideen- und Perspektivlosigkeit dieser Opposition.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Rezeptlosigkeit!)

    Meine Damen und Herren, an bestimmten Tatsachen kann doch niemand herumdeuteln:

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Auf den Ohren gesessen!)

    Erstens. Die Koalitionsbeschlüsse vom Frühsommer dieses Jahres, vom 5. Mai und vom 30. Juni,

    (Uwe Lambinus [SPD]: Die Rede haben Sie vorher gemacht?)

    sind zielführend, und sie sind im vorliegenden Haushaltsentwurf der Bundesregierung vollständig und korrekt umgesetzt worden.
    Zweitens. In völliger Übereinstimmung mit dem, was auch im Finanzplanungsrat vereinbart worden ist, daß nämlich die jährlichen Zuwachsraten der Staatsausgaben auf allen Ebenen zurückgeschnitten werden müssen, hat dieser Bundeshaushalt mit einer Steigerungsrate von 2,5 % und einer Rückführung der Kreditaufnahme um 2,5 Milliarden DM auf 38 Milliarden DM auch eine klare Perspektive aufgezeigt.

    (Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein [CDU/CSU]: Ein gutes Signal! Hoffentlich machen auch die Bundesländer mit!)

    — Das werden wir womöglich im Anschluß hören. Als hessischer Staatsbürger wäre ich sehr interessiert, einmal den Alternativvorschlag des Bundeslandes Hessen im Sinne einer eigenen Einsparpolitik hier zur Kenntnis gebracht zu bekommen. Ich habe neulich
    nur gelesen, daß man unerwartete höhere Steuereinnahmen in diesem Jahr sofort in einen Nachtragshaushalt gesteckt hat, weil demnächst in Hessen eine Kommunalwahl stattfindet. Das, Frau Staatsministerin Fugmann-Heesing, ist sicher keine Alternative zu der Politik, die jetzt vereinbart worden ist.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Drittens. Wenn alle Ebenen gefordert sind, wenn sich insbesondere die Bundesländer und ihre Gemeinden in ihrer Haushaltswirtschaft diesem kompromißlosen Sparzwang unterwerfen, dann, aber auch nur dann, können sowohl die Steuerpolitik als auch die Defizitfinanzierung auf dem Kapitalmarkt im Einklang mit den konjunktur-, wachstums-, sozial- und arbeitsmarktpolitischen Erfordernissen gehalten werden.
    Viertens. So schwierig die Einzelberatungen des Haushalts 1993 sein werden — bei nicht mehr vorhandenen Reserven und bei äußerst knappen Ansätzen in den Einzeletats —, so führt kein Weg daran vorbei, daß zeitgleich mit dieser Haushaltsberatung 1993 bis zur Schlußlesung im November ein grundlegendes Konzept für die Neuordnung des bundesstaatlichen Finanzausgleichs erarbeitet werden muß.
    Finanzpolitisch ist für 1993 Vorsorge getroffen worden. Ich wäre dankbar, wenn auch von den Kollegen aus den östlichen Bundesländern wenigstens im Ansatz das mit einem Wort der Anerkennung bedacht würde, was hier im Finanzpaket 1992 auf den Weg gebracht wurde und in der Vorsorge auch im Bundeshaushalt. Aber wir wissen, daß 1994 finanzpolitisch ein Brückenjahr sein wird, wo ein gewisser Zuführungsbedarf für die Finanzierung der Länderetats in Ostdeutschland besteht. Hier hat der Bund in der Finanzplanung Vorkehrungen getroffen, die von den Bundesländern im Westen noch nachvollzogen werden müssen.
    Meine Damen und Herren, der Bundeshaushalt 1993 ist angesichts dieser kurz beschriebenen Herausforderung ein Testfall für die Durchhaltefähigkeit des Haushaltsausschusses und des Gesamtparlaments in Sachen Einsparpolitik. Wir haben für Ostdeutschland — und das ist Kern dieses Spar- und Solidarhaushalts 1993 — immerhin die Leistungen von 86 Milliarden DM auf 92 Milliarden DM erhöht, um knapp 7 %.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Wir haben auch — entgegen anderslautenden öffentlichen Äußerungen — die Leistungen, die in den zwei Startjahren im Gemeinschaftswerk Aufschwung Ost enthalten gewesen sind, verstärkt über die normalen Einzelpläne jetzt weiter finanziert. Das ist auch der Opposition durchaus geläufig. Insofern, meine ich, sollten wir uns jetzt auch bemühen, uns angesichts bestimmter Zusatzbelastungen, die gar nicht aus der Einheit Deutschlands unmittelbar herrühren, zu einer gewissen Solidarität im Parlament zu verständigen. Es bleibt ja nicht nur bei den unausweichlichen Haushaltsproblemen der neuen Bundesländer, sondern wir müssen auch mit schwerwiegenden externen internationalen Faktoren in der Haushaltspolitik fertigwerden. Der Golf-Krieg mit seiner Finanzierung ist vorhin genannt worden, wenn auch in verzerrender Weise



    Adolf Roth (Gießen)

    und wahrheitswidrig. Tatsache ist, daß wir dafür 18 Milliarden DM völlig unvorhergesehen und außer der Reihe aufwenden mußten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das wollen die nicht wahrhaben!)

    Tatsache ist aber auch, daß wir für den Reformprozeß im Bereich der ehemaligen Sowjetunion, also in den neuen GUS-Republiken, eine breite Palette von Unterstützungsmaßnahmen geleistet und zugesichert haben. Das beginnt bei Zuschüssen und Leistungen von über 18 Milliarden DM für die Truppenrückführung der Sowjetunion. Wir haben im zweiten Halbjahr 1990 Warenlieferungen im sogenannten TransferRubel-Geschäft vorfinanziert, in harter D-Mark finanziert. Es sind ungebundene Finanzkredite in Höhe von 12 Milliarden DM gegeben und garantiert worden. Wir haben allein seit dem Fall der Mauer zusätzlich Exportkredite in den GUS-Bereich in einer Höhe von 24,5 Milliarden DM über das Hermes-Instrumentarium verbürgt. Einschließlich der Finanzierung von großen Investitionsprojekten der russischen Naturgas- und Erzgewinnung und der gedeckten Zinsforderungen aus den vielen Finanzleistungen ist hier ein Gesamtpaket von über 80 Milliarden DM — wohlgemerkt nur für den GUS-Bereich und ausschließlich in den letzten drei Jahren — zustande gekommen. Darüber muß die Öffentlichkeit auch diskutieren. Man kann nicht einfach den Eindruck erwecken, als seien das Nebensächlichkeiten der deutschen Finanzpolitik, mit der eine Regierung am Rande ihrer Hauptverantwortlichkeiten fertigzuwerden hat.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Machen Sie das einmal der Öffentlichkeit deutlich!)

    Meine Damen und Herren, was dies bedeutet, spüren wir im Haushalt 1993. Die bedingungsgemäßen Entschädigungen aus Bürgschaften, Garantien und anderen Gewährleistungen werden im kommenden Jahr die traurige Rekordhöhe von 6 Milliarden DM erreichen. Das sind immerhin 1,5 unseres gesamten Bundeshaushaltes. Deutlich mehr als die Hälfte dieser Entschädigungen werden im GUS-Bereich fällig werden, über 3 Milliarden DM. Ich darf nur darauf hinweisen: Vor 1991 ist in der alten Sowjetunion nicht ein einziges Mal aus dem internationalen Bürgschaftsbereich irgend etwas entschädigt worden. Meine Damen und Herren, dies belegt, daß das totale Wegbrechen der Ostmärkte nicht nur für die neuen Bundesländer, sondern auch für Teile der westdeutschen Wirtschaft und insbesondere für den deutschen Steuerzahler zu einer erheblichen Hypothek und zu einer schlichten Katastrophe geworden ist.
    Mit der wahrlich großzügigen Einräumung von zusätzlich 5 Milliarden im Deckungsrahmen zu Beginn des Jahres 1992 sind wir, was die Risikobewertung für einen schadensfreien Verlauf der Kreditgewährung betrifft, haushaltsrechtlich bis an die äußerste Grenze des rechtlich Möglichen gegangen. Die nicht erfüllten Zahlungsverpflichtungen, die aktuellen russischen Zahlungsrückstände aus gedeckten Forderungen, ja eine sehr weitgehende faktische Zahlungsunfähigkeit der GUS-Republiken hat zusätzliche Bewegungsspielräume endgültig vernichtet.
    Der Haushaltsausschuß hat deshalb seit Monaten
    deutlich gemacht, daß hier die Reichweite des Hermes-Instrumentariums versagt. Das gilt auch, möchte
    ich hier anmerken, für alle jetzt hier diskutierten Formen von unechten Bürgschaften, bei denen äußerlich normale Hermes-Deckungen in voller Höhe als unbedingte überjährige Zahlungsverpflichtungen im Sinne sogenannter Verpflichtungsermächtigungen in den Bundeshaushalt eingestellt werden. Das gilt auch für andere Formen von Lastenverschiebungen in die Zukunft, etwa über bundesverbürgte Schuldscheingeschäfte mit russischen Importeuren. Sie sind weder industriepolitisch sinnvoll noch passen sie in den Moratoriumsbeschluß, in den Eckbeschluß der Koalition.
    Meine Damen und Herren, der Bundeswirtschaftsminister ist hinsichtlich der Aufgabe, vor der er jetzt steht, nicht zu beneiden, ein Maßnahmenbündel zur Erschließung anderer Märkte für Ostdeutschland vorzulegen, so wie es die CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Leipzig am 28. August erörtert hat. Jeder weiß, daß hier auch im Sinne einer Offenheit und Glaubhaftigkeit das haushaltspolitisch Machbare den Betroffenen auch benannt werden muß. Industriepolitik mit zusätzlichen Baransätzen oder Verpflichtungsermächtigungen in Milliardenhöhe ist nicht ohne gleichwertige Einschränkung an anderer Stelle leistbar. Sie ist auch ordnungspolitisch eine eher fragwürdige Veranstaltung.
    Meine Damen und Herren, bei dieser Gelegenheit möchte ich auch auf die Darlegungen der Deutschen Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht verweisen dürfen, wo aus der geld- und stabilitätspolitischen Verantwortung unserer Zentralbank heraus die außerordentlich expansive Wirkung aller Liquiditäts-
    und Rentabilitätshilfen beschrieben worden ist, die im Zusammenhang mit den Zinssubventionen und den anderen Subventionierungsinstrumenten in jüngster Zeit für die staatliche Wirtschaftsförderung in Deutschland geleistet worden sind.
    Dies belastet natürlich den gesamtwirtschaftlichen Finanzierungskreislauf, sosehr wir die Hebel- und Multiplikatorwirkung im Sinne eines erwünschten Investitionsanschubs in Ostdeutschland gewollt haben. Wir haben hier Haushaltsmittel eingespart und einen maximalen Erfolg erreicht, aber wir sind an die Grenze des Leistbaren gekommen und dürfen deshalb hier nicht nachlegen, wie es jetzt von vielen gefordert wird. Das Dilemma ist doch eindeutig: Wir subventionieren Marktzinsen herunter, die viel höher sind, als sie sein müßten, wenn es diese Zinsverbilligungskonzepte nicht gäbe.
    Meine Damen und Herren, wegen der sachlichen Dringlichkeit der Investitionsförderung, der Wohnungsmodernisierung , der Existenzgründungsprogramme, Eigenkapitalprogramme, Gemeindeprogramme müssen wir diese Konzepte durchhalten. Wir können jetzt nicht aussteigen, auch dort nicht, wo Mitnahmeeffekte sichtbar sind. Aber wir müssen die Meinung der Bundesbank ernst nehmen, denn wir wollen so bald wie möglich eine Zinswende in Deutschland, die der gesamtstaatlichen Konjunktur in positiver Weise zugute kommt.



    Adolf Roth (Gießen)

    Lassen Sie mich zum Schluß noch einen Satz zur Kreditaufnahme des Bundes in 1993 sagen. In der veranschlagten Nettokreditaufnahme von 38 Milliarden DM sind ja Milliardensummen für Schuldendienstverpflichtungen für den Fonds Deutsche Einheit und die Erstattung von Zinsleistungen des Kreditabwicklungsfonds enthalten. Übrigens sind die Wirtschaftspläne dieser Institutionen Teil des ordentlichen Bundeshaushalts und keine „Nebenhaushalte", wie Frau Matthäus-Maier hier immer wieder darzulegen versucht.

    (Zurufe von der SPD)

    Mit 45 Milliarden DM Zinsaufwand liegen wir mittlerweile um 7 Milliarden DM über der Nettokreditaufnahme, d. h. der Bund gibt in den Kapitalmarkt 7 Milliarden DM mehr an Zinsen und Tilgung hinein, als er in demselben Zeitraum an neuen Krediten aufnimmt. Das ist weniger als ein Nullsummenspiel.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Zurufe von der SPD)