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    Plenarprotokoll 12/97 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 97. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 Inhalt: Erklärung zum Gedenken an den 17. Juni 1953 7953 A Eintritt des Abgeordneten Klaus Riegert in den Deutschen Bundestag 7954 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abgeordneten Johannes Ganz (St. Wendel) und Renate Jäger 7954A, 8042 B Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 7954 A Absetzung der Punkte 2 und 3 von der Tagesordnung 7954 B Bestimmung der Abgeordneten Eduard Oswald und Klaus Francke (Hamburg) als ordentliche Mitglieder im Gemeinsamen Ausschuß für die ausgeschiedenen Abgeordneten Rudolf Kraus und Volker Rühe 8025 A Wahl der Abgeordneten Eduard Oswald und Alfons Müller (Wesseling) als stellvertretende Mitglieder in den Wahlprüfungsausschuß für die ausgeschiedenen Abgeordneten Rudolf Kraus und Dr. Jürgen Rüttgers 8025 A Bestimmung des Abgeordneten Klaus Reichenbach als ordentliches Mitglied für den verstorbenen Abgeordneten Dr. Lutz Stavenhagen sowie des Abgeordneten Meinrad Belle als stellvertretendes Mitglied für die ausgeschiedene Abgeordnete Ingrid Roitzsch (Quickborn) in der Gemeinsamen Verfassungskommission 8025 B Abweichung von den Richtlinien für die Aktuellen Stunden für die Sitzung am 25. Juni 1992 8063 A Zusatztagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Unsere Verantwortung in der Welt in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Perspektiven der europäischen Integration (Drucksache 12/2813) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 8: Europadebatte a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: 49. Bericht der Bundesregierung über die Integration der Bundesrepublik Deutschland in die Europäischen Gemeinschaften (Berichtszeitraum 1. Juli bis 31. Dezember 1991) (Drucksache 12/2218) b) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum Entwurf des Vertrags über die Politische Union und die Wirtschafts- und Währungsunion (Drucksache 12/1788) c) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Stand der Arbeiten zur Stärkung des Europäischen Parlaments in den Regierungskonferenzen zur Wirtschafts- und Währungsunion und zur Politischen Union (Drucksache 12/2246) II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 d) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Ergebnissen der Regierungskonferenzen (Drucksache 12/2481) e) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu der Mitteilung der Kommission an den Rat und an das Europäische Parlament: „Auf dem Weg zu einer europäischen Infrastruktur — Ein gemeinschaftliches Aktionsprogramm" (Drucksache 12/2535) f) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den „Regionen in den 90er Jahren" — Vierter periodischer Bericht über die sozio-ökonomische Lage und Entwicklung der Regionen der Gemeinschaft (Drucksache 12/2386) Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler 7955 B Hans-Ulrich Klose SPD 7962 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU 7966 A Ingrid Matthäus-Maier SPD 7969A Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. 7970A Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste 7972 B Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7973 D Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA 7975 B Günter Verheugen SPD 7976 D Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU 7979 A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 7981 B Dr. Helmut Haussmann F.D.P 7982A Dr. Norbert Wieczorek SPD 7983 A Karl Lamers CDU/CSU 7983 B Werner Schulz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7984 D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU 7986 A Rolf Schwanitz SPD 7986 D Peter Kittelmann CDU/CSU 7988 B Monika Ganseforth SPD 7990A Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 7991 C Ortwin Lowack fraktionslos 7992 B Tagesordnungspunkt 1: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates gegen das Vierte Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Deutsche Bundesbank (4. BBankGÄndG) (Drucksache 12/2799) Gunnar Uldall CDU/CSU 7993 D Dr. Peter Struck SPD 7994 D Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste 7994 D Namentliche Abstimmung 7995 D Ergebnis 8002 D Tagesordnungspunkt 6: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Bereinigung von SED-Unrecht (Erstes SED-Unrechtsbereinigungsgesetz) (Drucksachen 12/1608, 12/2820, 12/2821) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Rehabilitierung der Opfer des SED-Unrechtsstaates zu dem Antrag des Abgeordneten Dr. Wolfgang Ullmann und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Rehabilitierung und Entschädigung der Verfolgten des Stalinismus und des DDR-Regimes (I) — Gesetzliche Regelungen für die Opfer strafrechtlicher Verfolgung und Internierung (Drucksachen 12/570, 12/1439, 12/2820) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 7: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Prüfung von Rechtsanwaltszulassungen und Notarbestellungen (Drucksachen 12/2169, 12/2670) Dr. Bertold Reinartz CDU/CSU 7996 C Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 7997 B Hans-Joachim Hacker SPD 7999B Jörg van Essen F.D.P. 8001 B Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste 8004D, 8011D, 8016D Dr. Michael Luther CDU/CSU 8006 A Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste (Erklärung nach § 30 GO) 8007 D Rolf Schwanitz SPD 8008 A Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8009D, 8016D Dr. Hans-Joachim Jentsch, Minister des Landes Thüringen 8010C Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 8013 A Dr. Christine Lucyga SPD 8014 D Hartmut Büttner (Schönebeck) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 8017 D Joachim Graf von Schönburg-Glauchau CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 8018B Wolfgang Lüder F.D.P. (Erklärung nach § 31 GO) 8018C Namentliche Abstimmung 8019A Ergebnis 8020 A Geschäftsordnungsdebatte zum Zeitpunkt der verlangten Aktuellen Stunde Haltung der Bundesregierung zum Projekt Jäger 90 Walter Kolbow SPD 8022C Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU 8023 C Hermann Rind F.D.P 8023 D Dr. Ruth Fuchs PDS/Linke Liste 8024 B Gerlinde Hämmerle SPD 8025 A Tagesordnungspunkt 4: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlängerung der Verwaltungshilfe (Drucksache 12/2779) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes betreffend das Zusatzprotokoll vom 6. September 1989 zu dem Übereinkommen vom 4. September 1958 über den internationalen Austausch von Auskünften in Personenstandsangelegenheiten (Drucksache 12/2657) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Gewährleistung der Geheimhaltung der dem Statistischen Amt der Europäischen Gemeinschaften übermittelten vertraulichen Daten — SAEG- Übermittlungsschutzgesetz — (Drucksache 12/2585) d) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Beamtenversorgungsgesetzes (Drucksache 12/2686) e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Steuerbeamten-Ausbildungsgesetzes (Drucksache 12/2658) f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 18. Juni 1991 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Bahrain über den Luftverkehr (Drucksache 12/2661) g) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 9. Dezember 1991 zu der Vereinbarung vom 8. Oktober 1990 über die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe (Drucksache 12/2660) h) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlängerung der Kündigungsmöglichkeiten in der öffentlichen Verwaltung nach dem Einigungsvertrag (Drucksache 12/2794) 8025B Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Klaus Lennartz, Dietmar Schütz, Harald B. Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Verbot des kommerziellen Walfangs aufrechterhalten (Drucksache 12/2831) 8026A Tagesordnungspunkt 5: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über das Inverkehrbringen von und den freien Warenverkehr mit Bauprodukten zur Umsetzung der Richtlinie 89/106/EWG des Rates vom 21. Dezember 1988 zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten über Bauprodukte (ABl. EG Nr. L 40 S. 12) (Bauproduktengesetz) (Drucksachen 12/1462, 12/2639) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 426/86 über die gemeinsame Marktorganisation für Verarbeitungserzeugnisse aus Obst und Gemüse und zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2658/87 über die zolltarifliche und statistische Nomenklatur sowie den Gemeinsamen Zolltarif (Drucksachen 12/1838 Nr. 3.5, 12/2714) c) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 62 zu Petitionen (Drucksache 12/2756) d) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 63 zu Petitionen Schuldrecht (Miete) (Drucksache 12/2757) Dieter Schloten SPD 8026 C Tagesordnungspunkt 9: Beratung des Berichts des Petitionsausschusses: Bitten und Beschwerden an den Deutschen Bundestag (Tätigkeitsbericht 1991) (Drucksache 12/2566) Dr. Gero Pfennig CDU/CSU 8027 A Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 8029A Günther Friedrich Nolting F.D.P. 8030 C Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 8032 C Gerlinde Hämmerle SPD 8033 D Konrad Weiß (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8034 A IV Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 Martin Göttsching CDU/CSU 8035 A Siegrun Klemmer SPD 8036 B Albert Deß CDU/CSU 8038 A Dr. Peter Eckardt SPD 8039 B Sigrun Löwisch CDU/CSU 8041 A Tagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Abgeordneten Gerd Andres, Dr. Ulrich Böhme (Unna), Hans Büttner (Ingolstadt), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Zukunftsorientierte Arbeitsmarktpolitik: — Arbeit statt Arbeitslosigkeit — (Drucksache 12/2666) Renate Jäger SPD 8042 C Dr. Walter Hitschler F.D.P. 8043 B Heinz Rother CDU/CSU 8044 A Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 8045 C Dr. Gisela Babel F.D.P. 8046A, 8052 A Petra Bläss PDS/Linke Liste 8047 D Barbara Weiler SPD 8049 C Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 8050 D Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) CDU/ CSU 8052 B Renate Rennebach SPD 8053 A Dieter-Julius Cronenberg (Arnsberg) F.D.P 8054 B, 8058 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 8055 A Ottmar Schreiner SPD 8055 C Martin Grüner F.D.P 8056 D Dieter-Julius Cronenberg (Arnsberg) FDP 8057 B Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 8058 C Ottmar Schreiner SPD 8060 B Gudrun Weyel SPD 8061 C Barbara Weiler SPD 8061 D Tagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau a) zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Raumordnungsbericht 1990 b) zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Raumordnungsbericht 1991 (Drucksachen 11/7589, 12/1098, 12/2143) Dieter Schloten SPD 8063 B Hans-Wilhelm Pesch CDU/CSU 8065 C Lisa Peters F.D.P. 8067 A Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU 8069 B Dr. Ulrich Janzen SPD 8070A Dr. Franz Möller CDU/CSU 8072 D Dieter Schloten SPD 8074 C Joachim Günther, Parl. Staatssekretär BMBau 8074 D Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Klaus-Dieter Feige, Werner Schulz (Berlin) und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die Finanzierung der Einheit und die Verteilung der Lasten (Drucksache 12/2235) Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8076 D Susanne Jaffke CDU/CSU 8078 B Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste 8078 D Manfred Hampel SPD 8080 C Werner Zywietz F.D.P. 8082B Dr. Peter Struck SPD 8082 D Manfred Hampel SPD 8083 C Manfred Kolbe CDU/CSU 8084 A Manfred Carstens, Parl. Staatssekretär BMF 8084 D Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Uwe-Jens Heuer, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS/Linke Liste eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Behebung und Wiedergutmachung von politischen Ungerechtigkeiten in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 12/2260) Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste 8086 B Manfred Kolbe CDU/CSU 8087 B Uta Würfel F.D.P. 8087 C Norbert Geis CDU/CSU 8088 C Dr. Jürgen Schmude SPD 8089 B Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste 8091A Jörg van Essen F.D.P. 8091 B Zur Geschäftsordnung Dr. Peter Struck SPD 8091 D Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU 8091 D Ina Albowitz F.D.P. 8092 A Nächste Sitzung 8092 C Berichtigung 8092 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 V Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 8093* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Jörg Ganschow (F.D.P.) zur Abstimmung über den Entwurf des Ersten SED-Unrechtsbereinigungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 6 a) 8093* C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Claus Jäger (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf des Ersten SED-Unrechtsbereinigungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 6 a) 8094* A Anlage 4 Namen der Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion, die sich der Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Büttner (Schönebeck) (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf des Ersten SED-Unrechtsbereinigungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 6 a) angeschlossen haben 8094* B Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 11 (Raumordnungsbericht 1990 und 1991) Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 8094* C Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 12 (Finanzierung der Einheit und die Verteilung der Lasten) Susanne Jaffke CDU/CSU 8096* A Anlage 7 Abschluß von Rückübernahmevereinbarungen mit Bulgarien, Rumänien, Österreich, CSFR und GUS zur Bekämpfung illegaler Schlepperorganisationen MdlAnfr 1 — Drs 12/2797 — Ludwig Stiegler SPD SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI 8097* C Anlage 8 Warenumtausch auch ohne Originalverpakkung MdlAnfr 2 — Drs 12/2797 — Horst Kubatschka SPD SchrAntw PStSekr Rainer Funke BMJ 8098* A Anlage 9 Gerechte Verteilung der finanziellen Belastungen durch die deutsche Einheit MdlAnfr 3 — Drs 12/2797 — Benno Zierer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 8098* B Anlage 10 Freigabe der von den alliierten Streitkräften in Berlin zurückgegebenen Liegenschaften für den allgemeinen Mietwohnungsmarkt MdlAnfr 4 — Drs 12/2797 — Siegrun Klemmer SPD SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 8098* D Anlage 11 Auswirkungen einer Verwirklichung des Delors-Il-Paketes der EG-Kommission auf die Bundeshaushalte bis zum Jahr 2000 und auf die mittelfristigen Finanzplanungen MdlAnfr 6 — Drs 12/2797 — Jürgen Augustinowitz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 8099* B Anlage 12 Lastenausgleichsleistungen für ostdeutsche Heimatvertriebene MdlAnfr 7 — Drs 12/2797 — Ortwin Lowack fraktionslos SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 8099* C Anlage 13 Anteil des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Wieczorek an Zusagen für Hermeskreditbürgschaften für die sächsische Textilindustrie MdlAnfr 8 — Drs 12/2797 — Dr. Dietmar Matterne SPD SchrAntw PStSekr Klaus Beckmann BMWi 8099* D Anlage 14 Differenzierung bei der Regionalförderung angesichts der Entindustrialisierung in den neuen Bundesländern MdlAnfr 13 — Drs 12/2797 — Ortwin Lowack fraktionslos SchrAntw PStSekr Klaus Beckmann BMWi 8100* A VI Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 Anlage 15 Überhöhte Mietpreiszahlungen der Bundesanstalt für Arbeit für ihre nach Halle (Saale) abgeordneten Mitarbeiter MdlAnfr 14 — Drs 12/2797 — Klaus Harries CDU/CSU SchrAntw PStSekr Rudolf Kraus BMA 8100* B Anlage 16 Verzögerungen bei der Zahlung von Leistungen der Bundesanstalt für Arbeit in den neuen Bundesländern; Verbesserung der Personalausstattung der Arbeitsämter MdlAnfr 18, 19 — Drs 12/2797 — Adolf Ostertag SPD SchrAntw PStSekr Rudolf Kraus BMA 8100* C Anlage 17 Bewilligung von ABM-Maßnahmen im alten Bundesgebiet MdlAnfr 20 — Drs 12/2797 — Ludwig Stiegler SPD SchrAntw PStSekr Rudolf Kraus BMA 8101* C Anlage 18 Veräußerung der im Marinestützpunkt Peenemünde liegenden Schiffe der ehemaligen NVA zur Einsparung laufender Kosten MdlAnfr 21 — Drs 12/2797 — Benno Zierer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Klaus Beckmann BMWi 8101* D Anlage 19 Nutzung der Truppenübungsplätze in den neuen Bundesländern, insbesondere in Groß-Dölln, nach Abzug der sowjetischen Streitkräfte MdlAnfr 23 — Drs 12/2797 — Markus Meckel SPD SchrAntw PStSekr Bernd Wilz BMVg 8102* B Anlage 20 Lieferung von Waffen, insbesondere Kampfpanzern, aus Beständen der ehemaligen NVA an Finnland MdlAnfr 26, 27 — Drs 12/2797 — Gernot Erler SPD SchrAntw PStSekr Bernd Wilz BMVg 8102* C Anlage 21 Führung von Statistiken für die Kostenerstattung bei Zahnersatz und Kieferorthopädie durch die kassenzahnärztlichen Vereinigungen; Regelung für mehr Kostentransparenz seit Inkrafttreten des SGB V MdlAnfr 28, 29 — Drs 12/2797 — Klaus Kirschner SPD SchrAntw PStS'in Dr. Sabine BergmannPohl BMG 8003* A Anlage 22 Wiedererrichtung eines Krankenhauses in Nauen nach Wegfall der Nutzung der Klinik in Berlin-Staaken durch das Land Brandenburg MdlAnfr 30 — Drs 12/2797 — Dr. Hans-Hinrich Knaape SPD SchrAntw PStS'in Dr. Sabine BergmannPohl BMG 8003* C Anlage 23 Ausbau der Schienenstrecken in Mecklenburg-Vorpommern und Bau einer parallel zur Küste verlaufenden Autobahn zur Steigerung der Attraktivität des Schiffsverkehrs auf der Ostsee MdlAnfr 31, 32 — Drs 12/2797 — Dr. Margrit Wetzel SPD SchrAntw PStSekr Wolfgang Gröbl BMV 8003* D Anlage 24 Urteil eines Frankfurter Schöffengerichtes vom Mai 1992 über die Wirkung eines Alkoholwertes von 0,45 Promille auf den unfallverursachenden Autofahrer MdlAnfr 39 — Drs 12/2797 — Horst Kubatschka SPD SchrAntw PStSekr Wolfgang Gröbl BMV 8004* B Anlage 25 Kernkraftwerke in Osteuropa, insbesondere im Gebiet der ehemaligen Sowjetunion MdlAnfr 40 Drs 12/2797 —Siegrun Klemmer SPD SchrAntw PStSekr Dr. Paul Laufs BMU 8004* C Anlage 26 Ergebnisse der UNCED-Konferenz 1992 in Rio de Janeiro und finanzielle Verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 41, 42 — Drs 12/2797 — Hans Wallow SPD SchrAntw PStSekr Dr. Paul Laufs BMU 8004* D Anlage 27 Gewährung von Übergangsgeld für die von Umstellungsmaßnahmen betroffenen Textilreinigungsbetriebe MdlAnfr 43, 44 — Drs 12/2797 — Burkhard Zurheide F.D.P. SchrAntw PStSekr Dr. Paul Laufs BMU 8005* D Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 VII Anlage 28 Beschleunigung der Grenzabfertigung des Lkw-Verkehrs bei der Einreise nach Polen MdlAnfr 45, 46 — Drs 12/2797 Michael von Schmude CDU/CSU SchrAntw StM'in Ursula Seiler-Albring AA 8106* D Anlage 29 Abwanderung von Atomwissenschaftlern der ehemaligen Sowjetunion in andere Länder; Schwellenländer mit eigener Atomwaffenproduktion MdlAnfr 49 — Drs 12/2797 — Jürgen Augustinowitz CDU/CSU SchrAntw StM'in Ursula Seiler-Albring AA 8106* D Anlage 30 Amtliche Mitteilungen 8107* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 7953 97. Sitzung Bonn, den 17. Juni 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 87. Sitzung, Seite 7206 C: Bei den unter Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aufgeführten EG-Vorlagen ist bei der Drucksache 12/1072 statt „Nrn. 11-21" zu lesen: „Nrn. 11-20" Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barbe, Angelika SPD 17. 06. 92 Börnsen (Bönstrup), CDU/CSU 17. 06. 92 Wolfgang Brähmig, Klaus CDU/CSU 17. 06. 92 Brandt, Willy SPD 17. 06. 92 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 17. 06. 92 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 17. 06. 92 Klaus Doss, Hansjürgen CDU/CSU 17. 06. 92 Dr. Dregger, Alfred CDU/CSU 17. 06. 92 Ewen, Carl SPD 17. 06. 92 Feilcke, Jochen CDU/CSU 17. 06. 92 Fischer (Gräfen- SPD 17. 06. 92 hainichen), Evelin Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 17. 06. 92 ** Frankenhauser, CDU/CSU 17.06.92 Herbert Gattermann, Hans H. F.D.P. 17. 06. 92 Dr. Gautier, Fritz SPD 17. 06. 92 Gries, Ekkehard F.D.P. 17. 06. 92 Dr. Gysi, Gregor PDS/LL 17. 06. 92 Dr. Hartenstein, SPD 17. 06. 92 Liesel Dr. Hauchler, SPD 17. 06. 92 Ingomar Dr. Holtz, Uwe SPD 17. 06. 92 ** Homburger, Birgit F.D.P. 17. 06. 92 Dr. Jobst, Dionys CDU/CSU 17. 06. 92 Koschnick, Hans SPD 17. 06. 92 Dr. Krause (Börgerende), CDU/CSU 17. 06. 92 Günther Dr.-Ing. Laermann, F.D.P. 17. 06. 92 Karl-Hans Mehl, Ulrike SPD 17. 06. 92 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 17. 06. 92 ** Müller (Düsseldorf), SPD 17. 06. 92 Michael Müller (Schweinfurt), SPD 17. 06. 92 Rudolf Müller (Völklingen), SPD 17. 06. 92 Jutta Dr. Pfaff, Martin SPD 17. 06. 92 Dr. Pohl, Eva F.D.P. 17. 06. 92 Poß, Joachim SPD 17. 06. 92 Dr. Ramsauer, Peter CDU/CSU 17. 06. 92 Rappe (Hildesheim), SPD 17. 06. 92 Hermann Reichenbach, Klaus CDU/CSU 17. 06. 92 Rempe, Walter SPD 17. 06. 92 Reuschenbach, SPD 17.06.92 Peter W. Dr. Riedl (München), CDU/CSU 17. 06. 92 Erich Abgeordneter) entschuldigt bi einschließlich Schäfer (Offenburg), SPD 17. 06. 92 Harald B. Dr. Schöfberger, SPD 17. 06. 92 Rudolf Steen, Antje-Marie SPD 17. 06. 92 Thierse, Wolfgang SPD 17. 06. 92 Tillmann, Ferdi CDU/CSU 17. 06. 92 Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 17. 06. 92 Walter (Cochem), Ralf SPD 17. 06. 92 Wieczorek-Zeul, SPD 17.06.92 Heidemarie Wonneberger, Michael CDU/CSU 17. 06. 92 * Zapf, Uta SPD 17. 06. 92 Zierer, Benno CDU/CSU 17. 06. 92 für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Jörg Ganschow (F.D.P.) zur Abstimmung über den Entwurf des Ersten SED-Unrechtsbereinigungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 6 a) Sicherlich kann kein besserer Tag für die Verabschiedung eines Entschädigungsgesetzes für die Unrechtstaten des SED-Regimes an Menschen aus der ehemaligen DDR gefunden werden als der Gedenktag für den ersten Aufstand ostdeutscher Bürgerinnen und Bürger gegen den kommunistischen Unrechtsstaat. Für die politisch Verfolgten aus der ehemaligen DDR ist eine zügige Umsetzung dieses Gesetzes von großer Bedeutung, weil die meisten von ihnen im Rentenalter stehen. Geld kann das an ihnen angerichtete Unrecht nicht wiedergutmachen. Die finanziellen Zuwendungen können aber wenigstens als Ausgleich für die vergangene Leidenszeit verstanden werden. Das beschlossene Gesetz darf aber nur ein Mosaikstein in der Aufarbeitung des SED-Unrechtsstaates sein. Mit nur einer „finanziellen Abspeisung" von 10,00 DM pro Hafttag ist es nicht getan. Die für ihren Widerstand mit Gefängnis und Arbeitsverbot bestraften Menschen bedürfen auch weiterhin unserer gesellschaftlichen Unterstützung und Hilfe. In der Diskussion über den SED-Unrechtsstaat sind diese Bürger lebende Denkmäler und Mahner für das, was ein real existierender Sozialismus Menschen antun kann. Für ihren Widerstand haben sie den Respekt und die Bewunderung aller Deutschen verdient. Aus diesen Gründen werde ich dem Änderungsantrag der SPD zur Höhe der Entschädigungsleistung zustimmen. 8094* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Claus Jäger (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf des Ersten SED-Unrechtsbereinigungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 6 a) Dem vorliegenden Gesetzentwurf in der Ausschußfassung werde ich zustimmen, wenn auch mit schwersten Bedenken. Für die Opfer der SED-Terror-Justiz, die unmenschliche Behandlung in der Haft erlitten haben, hätte ich gerne einer höheren Entschädigung zugestimmt, als sie jetzt beschlossen werden wird. Es wäre Aufgabe der Bundesregierung gewesen, einer Ehrenschuld des Staates von solchem Rang durch entsprechende finanzielle Umschichtungen im Haushalt zur gerechten Erfüllung zu verhelfen. Dieser Aufgabe ist sie nicht gerecht geworden. Ein finanzwirksames Gesetz kann jedoch nicht gegen den Bundesfinanzminister finanziell aufgestockt werden. Deshalb stimme ich für das Gesetz, damit die Opfer der SED-Zuchthäuser wenigstens jetzt etwas bekommen. Außerdem hoffe ich, daß die Bundesregierung durch den Ausbau des StiftungsVorhabens Voraussetzungen dafür schafft, daß in besonders schweren Fällen langjähriger Haft wesentlich besser geholfen werden kann, als es heute nach diesem Gesetz möglich ist. Anlage 4 Namen der Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion, die sich der Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Büttner (Schönebeck [CDU/CSU])*) zur Abstimmung über den Entwurf des Ersten SED-Unrechtsbereinigungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 6 a) angeschlossen haben: Peter Kittelmann Reinhard Freiherr von Schorlemer Hans-Ulrich Köhler (Hainspitz) Hans-Dirk Bierling Dr. Hans-Joachim Sopart Dr. Roswitha Wisniewski Udo Haschke (Jena) Wolfgang Krause (Dessau) Gerhard Reddemann Rainer Eppelmann Stefan Schwarz Engelbert Nelle Dr. Rita Süssmuth Dr. Klaus Mildner Dr. Rudolf Karl Krause (Bonese) Harald Schreiber Horst Gibtner Georg Janovsky Manfred Heise Maria Michalk Kersten Wetzel Claudia Nolte *) Siehe Seite 8017 D Dr. Immo Lieberoth Werner Skowron Dr. Angela Merkel Dr. Else Ackermann Dr. Dietrich Mahlo Hartmut Büttner (Schönebeck) Wolfgang Engelmann Dr. Manfred Lischewski Rosemarie Priebus Joachim Clemens Reiner Krzinskewitz Heinz Rother Dr. Hermann Pohler Arnulf Kriedner Elisabeth Grochtmann Dr. Paul Krüger Ulrich Adam Wolfgang Ehlers Dr. Gerhard Päselt Angelika Pfeiffer Dr. Harald Kahl Dr.-Ing. Joachim Schmidt (Halsbrücke) Dr.-Ing. Rainer Jork Dr. Bertram Wieczorek (Auerbach) Johannes Nitsch Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 11 b (Raumordnungsbericht 1991) Dr. Ilja Seifert (PDS/Linke Liste): Namens der Abgeordnetengruppe der PDS/Linke Liste begrüße ich, daß die Bundesregierung außerhalb des regulären Turnus einen Raumordnungsbericht für das nunmehr ziemlich große Deutschland vorgelegt hat. Er enthält eine Fülle wichtiger Aussagen die von den Abgeordneten dieses Hohen Hauses und der Bundesregierung genutzt werden könnten, um den Auftrag des Grundgesetzes zu erfüllen, in allen Regionen des Landes annähernd gleiche Lebensverhältnisse herzustellen. Gerade in diesen Wochen reisen täglich Menschen aus Ostdeutschland hierher nach Bonn, um vor dem Bundeskanzleramt und auf dem Münsterplatz mit einer Mahnwache, zu der der Deutsche Mieterbund aufgerufen hat, auf die riesigen raumordnungspolitischen und Mietenprobleme aufmerksam zu machen. Wir — auch Sie von der Koalition — sollten diesen Menschen aufmerksam zuhören und ihnen helfen! Allerdings spiegeln die Daten im wesentlichen den Stand von Ende 1990 wider, sind also angesichts der widersprüchlichen Entwicklung in Deutschland und der dramatischen Veränderungen in Europa in vielen Passagen inzwischen überholt. Ich bin mir durchaus der Tatsache bewußt, wie schwierig es für die Verfasser des Berichtes war, angesichts der unterschiedlichen Ausgangssituation, Datenlage und Interpretation vorhandener Daten zu treffenden, abgewogenen Aussagen zu kommen. Man darf ihnen bescheinigen, daß sie sich redlich Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 8095* darum bemüht haben, auch wenn gravierende Widersprüche zwischen generalisierenden Aussagen und Details im vorliegenden Text nicht zu übersehen sind. Im Bericht werden die Defizite deutlich gemacht, die in Ostdeutschland in solchen Bereichen wie Abwasserbehandlung, Telefonversorgung, Umweltbelastung und anderes mehr gegenüber dem westlichen Bundesgebiet bestehen. Viele andere Grafiken bezeugen, daß bei objektiver Betrachtungsweise in vielen Bereichen — wie Ausstattung der Regionen mit kulturellen, sozialen und medizinischen Einrichtungen — die Unterschiede so groß nicht waren. Und wenn Sie sich beispielsweise die Karte 10.1 auf Seite 100 (Kindertageseinrichtungen im Vorschulbereich) ansehen, so ist zu wünschen, daß der nächste Raumordnungsbericht für das westliche Bundesgebiet viel mehr ebensolches Grün anzeigt, ohne daß in den östlichen Bundesländern häßliche gelbe Flecken bekunden, daß der Versorgungsgrad bei diesen Kindereinrichtungen wie mancherorts im Westen auf unter 30 Prozent abgesunken ist. Daß diese Gefahr besteht, dürfte unstrittig sein. Wir plädieren jedenfalls dafür, daß „Angleichung der Lebensverhältnisse" heißt, daß es hier wie dort besser wird. Sehr aufschlußreich sind die Übersichten, die die Veränderungen seit dem Anschluß zeigen. So wird auf Seite 50 für die DDR ein viel höherer Anteil der Erwerbstätigen ausgewiesen als für das alte Bundesgebiet. Zwei Jahre später sind es in den ostdeutschen Ländern offiziell 30,1 Prozent Arbeitslose und Kurzarbeiter; in Wirklichkeit sind es mit den vorzeitig aufs Altenteil Abgeschobenen und den Pendlern noch viel mehr, die ihre Arbeitsplätze verloren haben. Darüber wurde heute bereits mehrfach geredet. Als Begründung für den Absturz der Beschäftigungszahlen muß in den ideologisch eingefärbten einleitenden Bemerkungen die Behauptung herhalten, es habe in der DDR eine verdeckte Arbeitslosigkeit in Höhe von 3 Millionen Menschen gegeben. Die Verfasser der Detailaussagen, die sich offenbar etwas eingehender mit dieser Problematik beschäftigt haben, weisen demgegenüber zu Recht darauf hin, daß es in der DDR-Industrie eine viel größere Fertigungstiefe gab. Wörtlich heißt es auf Seite 53: „Zahlreiche produktionsorientierte Dienstleistungen, die sich in den alten Ländern weitgehend im Dienstleistungssektor organisatorisch verselbständigt haben, wurden von den DDR-Industriebetrieben überwiegend direkt erbracht". Dies gilt übrigens in noch weitaus stärkerem Maße für ländliche Bereiche , wo die Landwirtschaftlichen Produktions-Genossenschaften vielfach Träger fast der gesamten sozialen Infrastruktur waren; vom Erntekindergarten über das Kulturhaus bis zur Betreuung der Alten. Man kann selbstverständlich darüber streiten, was effektiver ist, aber skandalös wird es, wenn pauschale Behauptungen von 3 Millionen verdeckten Arbeitslosen dazu herhalten sollen, die Plattmache-Politik der Treuhand und das völlig hilflose Reagieren der Bundesregierung auf den Zusammenbruch der Ostmärkte zu verschleiern. Noch ein erschreckender Fakt: Aus der Tabelle Seite 63 geht hervor, daß in Ostdeutschland 600 000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche in den Jahren 1990/91 stillgelegt wurden. Das ist das 7fache der entsprechenden Fläche in den alten Bundesländern. Im Land Brandenburg betrifft es jeden fünften Hektar. Das Kanzlerwort von den „blühenden Landschaften" in seinen Wahlreden realisiert sich jetzt als blühendes Unkraut. Für die Einwohner ländlicher Gegenden aber bedeutet es Verödung und den Verlust der Hoffnung, in heimatlichen Gefilden bleiben zu können. Angesichts der im Raumordnungsbericht 1991 abgedruckten Listen der bereitgestellten Haushaltsmittel für die verschiedensten Programme könnte man mir entgegenhalten, daß ich Unzufriedenheit verbreite, wo doch Dankbarkeit angezeigt wäre. Genau das ist es nicht. Es geht auch nicht primär um mehr Geld; die Stabilität der D-Mark liegt der Bevölkerung Ostdeutschlands — auch mir — am Herzen. Es geht um die Frage, ob die Prioritäten richtig gesetzt sind: in Richtung Hilfe zur Selbsthilfe. So werden dutzende Milliarden D-Mark für die Finanzierung der Arbeitslosigkeit und eine fragwürdige Arbeitsmarktpolitik ausgegeben. Aber sanierungsfähige ostdeutsche Unternehmen, von denen bald wieder Steuern zu erwarten wären, wenn man ihnen ausreichend Überbrückungs- und Anpassungshilfen gewährt hätte, wurden aus ideologischen Gründen und zur Freude der Konkurrenz zu Tausenden abgewickelt. Für ehrgeizige Verkehrsprojekte, die zudem ökologisch umstritten sind, sollen 56 Milliarden DM ausgegeben werden, von denen der Bund voraussichtlich keine müde Mark wiedersieht (Seite 141). Für die sozial so dringliche Wohnungsmodernisierung wird dagegen nur 3 Prozent Zinsverbilligung gewährt (Seiten 130/131). Über die unverantwortlichen Pläne der Bundesregierung, bereits am 1. Januar 1993 mit einer Mieterhöhung bis zu 2,80 DM je Quadratmeter erneut zuzuschlagen, muß noch gesondert gesprochen werden. Es kann doch nicht sein, daß wir erst gleiche Preise und irgendwann vielleicht auch gleiche Einkommen haben werden. Angesichts dieser und vieler anderer Probleme, die in der mir zur Verfügung stehenden Redezeit nicht unterzubringen sind, bitte ich Sie, im Namen der Abgeordnetengruppe PDS/Linke Liste folgenden Punkten zuzustimmen: Erstens. Die Bundesregierung ist zu beauftragen, zum frühestmöglichen Zeitpunkt — sagen wir Februar 1993 — einen neuen Raumordnungsbericht vorzulegen, der die 1991/92 eingetretenen einschneidenden Veränderungen wahrheitsgetreu widerspiegelt. Zweitens. In diesem Bericht sollte man davon Abstand nehmen, ausschließlich das unsägliche Klischee von den 40 Jahren maroder DDR zu bedienen, sondern zumindest auch klipp und klar zu sagen, was das Versagen der Bundesregierung bei der Gestaltung der Deutschen Einheit im Osten wie im Westen Deutschlands angerichtet hat. Drittens. Wir halten es für dringend erforderlich, in diesem neu vorzulegenden Bericht die europäischen Dimensionen und die Rückwirkungen der Konferenz von Rio weitaus stärker zu berücksichtigen und 8096* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 viertens sollte umgehend eine tiefgründige Diskussion darüber beginnen, welches Instrumentarium zweckmäßig und sozial gerechtfertigt sein könnte, um den Auftrag des Grundgesetzes, annähernd gleiche Lebensbedingungen in allen Regionen zu schaffen, erfolgreich und zu annehmbaren Kosten durchzusetzen. Die Maxime der gegenwärtigen Regierung: Sozialisierung der Verluste, „Privatisierung der Profite" ist jedenfalls dazu ungeeignet. Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 12 (Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Klaus-Dieter Feige, Werner Schulz [Berlin] und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN betr. die Finanzierung der Einheit und die Verteilung der Lasten) Susanne Jaffke (CDU/CSU): Der Aufbauprozeß in den neuen Bundesländern stellt zweifellos eine enorme finanzpolitische Herausforderung dar, die bislang ohne Beispiel in der deutschen Geschichte ist. Die Beseitigung der Hinterlassenschaften des SED-Regimes, die erheblich schlimmer sind als von uns erwartet, macht einen erheblichen finanziellen Kraftakt erforderlich. Die Hinterlassenschaften sind: der Zusammenbruch nicht konkurrenzfähiger Betriebe, durch Umweltschäden zerstörte Landschaften, schlechte Infrastruktur, ein überbesetzter öffentlicher Dienst und der Zusammenbruch des Handels mit den Ländern des ehemaligen RGW. Von Ende 1989 bis Ende 1992 wird die Verschuldung des öffentlichen Gesamthaushaltes von 925 Milliarden DM auf 1 266 Milliarden DM um mehr als ein Drittel gewachsen sein. Zweifellos führt der Anstieg der Verschuldung des öffentlichen Haushalts aufgrund der Einheit zu Sorgen und Ängsten, aber es ist falsch, den Eindruck zu erwecken, als stünde der Staat vor dem Zusammenbruch, und der Bundeshaushalt wäre nicht mehr finanzierbar! Entgegen den unbegründeten Schreckensszenarien ist die deutsche Einheit langfristig durchaus solide finanzierbar. Tatsache ist doch, daß der Schuldenanstieg der letzten Jahre eindeutig eine Folge von Sonderleistungen ist, die vor allen Dingen im Zusammenhang mit der deutschen Einheit auf den Bundeshaushalt zugekommen sind. Deutschland muß in Europa und weltweit wieder ein Vorbild für Stabilität und solide Finanzpolitik werden. Die Aufgabe der Haushaltspolitik ist es, in den kommenden Jahren den Schuldenanstieg deutlich zu verlangsamen, dabei jedoch die Finanzierung der neuen Bundesländer abzusichern. Gleichzeitig hat der Bund den Kapitaldienst der Sonderhaushalte übernommen. Zu den Sonderhaushalten zähle ich insbesondere die Treuhandanstalt und den Kreditabwicklungsfonds, die einzig und allein dazu eingerichtet worden sind, die Erblast des SED-Regimes zu überwinden. Bei der Treuhandanstalt ist bis Ende 1994 mit einer Schuldenlast von etwa 200 bis 250 Milliarden DM zu rechnen; ab 1995 werden die Lasten der Treuhandanstalt laut Einigungsvertrag von den öffentlichen Haushalten übernommen. Der Bund hat für seinen Anteil im Finanzplan dafür Vorsorge getroffen. Die Kreditverpflichtungen des Kreditabwicklungsfonds werden Ende 1993 bei etwa 100 Milliarden DM liegen. Nach der Auflösung des Kreditabwicklungsfonds 1994 übernehmen wiederum gemäß Einigungsvertrag der Bund und die neuen Länder je zur Hälfte den Schuldendienst. Auch hierfür hat der Bund im Finanzplan Vorsorge getragen. Der Fonds „Deutsche Einheit" wird bis Ende 1994 den im Einigungsvertrag nicht eingeführten Länderfinanzausgleich ersetzen. Bis Ende 1994 wird sich hier der Schuldenstand auf rund 95 Milliarden DM belaufen, den sich Bund und Länder teilen werden. Auch hier ist die haushaltsmäßige Belastung des Bundes im Haushalt und in der Finanzplanung enthalten. Die Konsolidierungsbemühungen des Bundes werden alleine nicht ausreichen; sie müssen von den Ländern und Gemeinden unterstützt werden. Als notwendige Zielgröße läßt sich hier eine Begrenzung der durchschnittlichen mittelfristigen Ausgabenzunahme bei Westländern und -gemeinden auf 3 %, bei Ostländern und -gemeinden auf 7 bis 8 % nennen. Dieser Beitrag von Ländern und Gemeinden erscheint unverzichtbar, um einen kontinuierlichen Rückgang des Anteils des öffentlichen Finanzierungsdefizits am Bruttosozialprodukt sicherzustellen. Es muß hier erwähnt werden, daß die Schulden zwar von den öffentlichen Haushalten übernommen werden, daß dadurch jedoch bei Haushaltsdisziplin keine neuen Belastungen der Kapitalmärkte entstehen. Der Aufbau der neuen Bundesländer und das Ziel, in überschaubarer Zeit annähernd gleiche Lebensbedingungen in Deutschland zu schaffen, haben in den neuen Ländern zu erheblichen Finanzierungsaufgaben im wirtschaftlichen und sozialen Bereich geführt. So betrug der Ost-West-Transfer 1991 140 Milliarden DM; im laufenden Jahr sind 173 Milliarden DM eingeplant. Gefordert sind meiner Ansicht nach hier insbesondere westdeutsche Unternehmen, die durch zielgerichtete Investitionen in den neuen Ländern wirtschaftlich mehr bewirken könnten als dauerhafte Finanzspritzen. Die von Theo Waigel vorgeschlagene „Konvention zur wirtschaftlichen und sozialen Einheit" ist für meine Begriffe ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings darf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen durch Investitionsverpflichtungen nicht gehemmt werden. Die Erträge unseres Wirtschaftswachstums müssen für mehrere Jahre auf die neuen Bundesländer konzentriert werden. Gleichzeitig müssen wir sicherstel- Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 8097* len, daß unsere Wirtschaftskraft im europäischen und weltweiten Wettbewerb gegenüber der härter werdenden Konkurrenz gesichert bleibt. Gestatten Sie mir aber noch eine Anmerkung zur Verschuldung ganz allgemein: Der entscheidende Anstieg der Verschuldung des Bundes ergab sich im Zeitraum von 1969 bis 1982, als die Sozialdemokraten die Regierungsverantwortung trugen. So wuchs der Schuldenberg in dieser Zeit von 45 Milliarden DM auf 308 Milliarden DM — pro Jahr ein Anstieg von durchschnittlich 20 Milliarden DM! Unter einer Annahme einer Verzinsung von etwa 7 bedeutet dies, daß allein bis 1990 für diese Altschulden der SPD das an Zinsen und Zinseszinsen aufzubringen war, was der Bund in diesem Zeitraum an Nettokrediten aufgenommen hat. Im internationalen Vergleich hat Deutschland 1992 die drittgeringste Staatsverschuldung, gemessen an der Wirtschaftsleistung. Die Schuldenzunahme 1991 und 1992 liegt weit unter den Zielvorgaben des Eckwertebeschlusses vom November 1990, so daß sich die Verschuldung pro Kopf der Bevölkerung auch in diesem Zeitraum in Verbindung mit dem vereinigungsbedingten Bevölkerungszuwachs verringerte. Seit Beginn des Vereinigungsprozesses sind alle Ziele und Vorgaben der Finanzplanung des Bundes eingehalten worden. Diese Fakten sprechen, insbesondere angesichts der einmaligen und enormen finanziellen Herausforderungen der deutschen Einheit für eine solide Haushaltsführung der Bundesregierung. Der eingeschlagene Kurs der Bundesregierung, die Ausgaben des Bundes in Zukunft strikt zu begrenzen, neue Leistungen und Leistungsverbesserungen durch Einsparungen an anderer Stelle vollständig auszugleichen und in der Finanzplanung so weit wie möglich alle Zukunftsanforderungen und Risiken mit einzubeziehen, ist der richtige Weg, um das Defizit des Bundes weiter zu reduzieren und den Haushalt zu konsolidieren. Durch eine konsequente Fortführung des Konsolidierungskurses werden wir auch die Herausforderungen der deutschen Einheit bewältigen können. Auch der Bürger braucht eine sichere finanzpolitische Perspektive. Die Eckpunkte für den Bundeshaushalt sind: Die Nettokreditaufnahme ist 1992 unter 45 Milliarden DM, 1993 auf eine Größenordnung von 40 Milliarden DM zu begrenzen. Mittelfristiges Ziel muß sein, die Nettokreditaufnahme bis 1995 auf 25 Milliarden DM weiter zu verringern. Die Ausgabenzuwächse des Bundeshaushalts müssen mittelfristig auf durchschnittlich 2,5 % begrenzt werden und sind somit deutlich unter der Zunahme des Bruttosozialprodukts zu halten. Das in der Koalitionsvereinbarung festgeschriebene Ausgabenmemorandum wird bis 1994 verlängert; das bedeutet, daß neue ausgabenwirksame Leistungen bzw. die Verbesserung bestehender Leistungen nur dann beschlossen werden können, wenn an anderer Stelle gleichgewichtig und dauerhaft eingespart wird. Allerdings werden Konsolidierungsanstrengungen des Bundes alleine nicht reichen. Auch die Länder sind gefordert, sich zu beteiligen, denn nur so kann die mittelfristige Rückführung des Anteils des öffentlichen Defizits am Bruttosozialprodukt gelingen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Frage des Abgeordneten Ludwig Stiegler (SPD) (Drucksache 12/2797 Frage 1): Wie ist der Stand der Verhandlungen zum Abschluß von Rückübernahmevereinbarungen mit Bulgarien, Rumänien, Österreich, CSFR und der GUS, und was wird unternommen, um mit diesen Ländern eine Struktur zur Bekämpfung illegaler Schlepperorganisationen aufzubauen? Die Bundesregierung bemüht sich auf zwei Ebenen um den Abschluß von Rückübernahmeabkommen. Die Verhandlungen mit der CSFR und Rumänien über entsprechende bilaterale Abkommen laufen seit einiger Zeit und werden in Kürze fortgesetzt. Auf der multilateralen Schiene haben die Schengener Vertragsstaaten das Ziel, in das mehrseitige Übereinkommen, das sie mit Polen geschlossen haben, weitere Staaten einzubeziehen. Zu Gesprächen darüber sollen vor allem Österreich und die Schweiz eingeladen werden. Österreich als stark belastetes Transitland hat allerdings bereits in bilateralen Gesprächen zum Ausdruck gebracht, daß die Anpassung des bestehenden Rückübernahmeübereinkommens mit Deutschland aus dem Jahre 1961 an das Schengen-PolenÜbereinkommen nicht in Betracht kommt, bevor nicht die eigenen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen hierfür geschaffen sind. Im Anschluß an die Berliner Ministerkonferenz über Maßnahmen zur Eindämmung illegaler Einreisen aus und über Mittel- und Osteuropa vom 30./31. Oktober 1991, an der auch die in der Frage genannten Staaten teilgenommen haben, ist ebenfalls grundsätzlich Konsens über den Abschluß von multilateralen Rückübernahmeübereinkommen erreicht worden. Eine verstärkte Verfolgung der international operierenden Schleusergruppen wird auf breiter Front in Angriff genommen. Der rechtliche Rahmen ist durch Abkommen mit der CSFR, mit Polen und Ungarn über die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität geschaffen worden. Verträge mit weiteren europäischen Staaten sollen folgen. Parallel dazu befaßt sich die von der Berliner Konferenz eingesetzte Arbeitsgruppe mit der Entwicklung von Konzepten zum Aufbau besonderer Einheiten für den Kampf gegen den internationalen Menschenhandel. Dabei wird angestrebt, ein Spezialeinsatzpotential nach möglichst vergleichbaren Strukturmerkmalen vorzusehen, damit eine europaweite Kooperation gewährleistet ist. Deutschland als Vorsitzland eines Unterkomitees hat dazu ein Diskussionspapier mit konkreten Vorschlägen eingebracht. 8098* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rainer Funke auf die Frage des Abgeordneten Horst Kubatschka (SPD) (Drucksache 12/2797 Frage 2): Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, die Umtauschgarantie für Kunden zu erhalten, obwohl die Originalverpackung beim Kauf im Geschäft zurückgelassen wurde, wie es die Verpackungsverordnung für Umverpackungen ab i. April 1992 vorsieht? Es gibt keine gesetzlichen Vorschriften, die Gewährleistungsrechte oder Garantieansprüche des Käufers davon abhängig machen, daß die Kaufsache in der Originalverpackung zurückgegeben wird. Derartige Erfordernisse wurden — jedenfalls vor Inkrafttreten der Verpackungsverordnung vom 12. Juni 1991 — vielfach in Allgemeinen Geschäftsbedingungen (Garantiebedingungen) von Verkäufern oder Herstellern aufgestellt. Nach Inkrafttreten der Rücknahmepflichten gemäß § 5 Verpackungsverordnung sind Klauseln, die die Käuferrechte von der Rückgabe in der Originalverpackung abhängig machen, nach Auffassung der Bundesregierung gemäß § 9 des Gesetzes zur Regelung des Rechts der Allgemeinen Geschäftsbedingungen unwirksam. Sie benachteiligen den Käufer unangemessen im Sinne von § 9 AGB-Gesetz, weil sie ihn vor die Alternative stellen, entweder auf seine Garantieansprüche oder sein Recht auf Rückgabe der Umverpackung zu verzichten. Mithin kann der Käufer seine Garantieansprüche auch ohne Rückgabe der Kaufsache in der Originalverpackung geltend machen. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Frage des Abgeordneten Benno Zierer (CDU/ CSU) (Drucksache 12/2797 Frage 3): Mit welcher genauen Begründung vertritt die Bundesregierung die Auffassung, daß die finanziellen Belastungen der deutschen Einheit nicht nur auf Angestellte und Arbeiter, sondern auch auf Beamte, Unternehmer und Freiberufler jeweils gerecht verteilt werden? Die Wiederherstellung der wirtschaftlichen und sozialen Einheit Deutschlands ist eine Herausforderung, deren Dimension bisherige Aufgabenstellungen weit übertrifft. Ihre Finanzierung erfolgt über Haushaltseinsparungen, höhere Kreditaufnahme sowie Anhebung von Steuern und Abgaben. Berechnungen zur Lastenverteilung sind nur zu den unmittelbaren Belastungen (Primärwirkungen) möglich. Die sekundären Effekte durch Weiterwälzung über Preise und Löhne entziehen sich einer exakten Bezifferung. Die Lasten sind sozial gerecht verteilt: — Von den Steuer- und Abgabenerhöhungen (Zeitraum 1991-1995) entfällt mit rd. 3/4 der Löwenanteil der Mehrbelastungen auf die obere Hälfte der Einkommensbezieher. Auch nach dem Wegfall des Solidaritätszuschlags ab 1993 trägt die obere Hälfte der Steuerpflichtigen etwa 70 % der Mehrbelastungen, infolge von Steuer- und Abgabenerhöhungen. Insgesamt entspricht die Lastenverteilung im Zeitraum 19911995 in etwa der Verteilung der verfügbaren Einkommen. Zu berücksichtigen ist ferner, daß die Maßnahmen zur Gegenfinanzierung im Steueränderungsgesetz 1992 (z. B. Einführung einer Einkommensgrenze bei der Wohnungsbauförderung nach § 10e EStG) sich insbesondere bei Beziehern höherer Einkommen auswirken. Im Hinblick auf Mehrbelastungen sozialversicherungspflichtiger Arbeitnehmer durch höhere Sozialabgaben wurde bei Beamten und Versorgungsempfängern die Besoldungsanpassung Anfang 1991 um zwei Monate verschoben. Ein verheirateter Durchschnittsverdiener (Steuerklasse III/2) mit einem Monatslohn von 3 500 DM wird z. B. 1992 durch Solidaritätszuschlag, Anhebung spezieller Verbrauchsteuern und Sozialabgaben mit 55,70 DM monatlich belastet. In einem vergleichbaren Fall mit 8 000 DM Bruttomonatsverdienst beläuft sich die monatliche Mehrbelastung auf knapp 160 DM. — Bei der Aufteilung nach sozio-ökonomischen Gruppen zeigt sich insgesamt keine ausgeprägte Mehrbelastung einer bestimmten Gruppe. — Einsparmaßnahmen auf der Ausgabenseite lassen sich überwiegend nicht einzelnen Personengruppen zurechnen. — Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, daß die ermittelte Lastenverteilung durch die Einbeziehung der Kreditfinanzierung wesentlich verändert wird. Der sich aus der Kreditfinanzierung ergebende Zinsendienst wird mittelfristig — soweit er nicht durch Haushaltseinsparungen finanziert wird — von den Steuerzahlern und damit entsprechend der Steuerlastverteilung unseres Steuersystems aufgebracht, das durch die progressive Einkommensteuer die individuelle Leistungsfähigkeit mit berücksichtigt. Insgesamt werden die verschiedenen Bevölkerungsgruppen — Arbeitnehmer, Selbständige und Nichterwerbstätige — gemessen am verfügbaren Einkommen ausgewogen an den Finanzierungslasten der deutschen Einheit beteiligt. Dieses Ergebnis erklärt sich aus dem breitgefächerten Instrumentarium der Steuer-, Abgaben- und Haushaltspolitik, durch das direkt oder indirekt alle Bevölkerungsgruppen zu den Lasten der Einheit herangezogen werden. Im übrigen muß auch gesehen werden, daß im Zusammenhang mit der deutschen Einheit positive Impulse auf Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Einkommensentwicklung ausgehen, die letztlich allen Bevölkerungsgruppen zugute kommen. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Frage der Abgeordneten Siegrun Klemmer (SPI)) (Drucksache 12/2797 Frage 4): Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 8099* Welche nach Staaten aufgeschlüsselte Übersicht kann die Bundesregierung abgeben über von den vier Alliierten in Berlin bereits oder bis Ende 1992 zurückgegebene Liegenschaften, und wird der im Besitz des Bundes verbleibende Wohnraum dem allgemeinen Mietwohnungsmarkt zur Verfügung stehen, oder treffen Meldungen zu, daß er an beim Bund Beschäftigte vergeben wird, von denen es bereits mehr als 2 300 Antragsberechtigte in Berlin gibt? Bisher wurden von den Alliierten in Berlin folgende Wohnungen freigegeben: von Amerikanern 35 Wohnungen von Briten 67 Wohnungen von Franzosen 142 Wohnungen von der GUS 20 Ein- bzw. Mehrfamilienhäuser (alle Privateigentum) Bis Ende 1992 wird mit der Rückgabe weiterer rund 600 Wohnungen gerechnet. Die Rückgaben verteilen sich wie folgt: Amerikaner 80 Wohnungen Briten 380 Wohnungen Franzosen 140 Wohnungen GUS noch keine Ankündigung Die freigegebenen Wohnungen werden für die Unterbringung von Bundesbediensteten benötigt. Derzeit liegen rund 1 400 Anträge von Bundesbediensteten auf Zuweisung einer Wohnung vor, davon rund 800 Anträge von Trennungsgeldempfängern. Eine sogenannte „freie" Vermietung auf dem allgemeinen Mietwohnungsmarkt ist deshalb leider nicht möglich. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Frage des Abgeordneten Jürgen Augustinowitz (CDU/CSU) (Drucksache 12/2797 Frage 6): Wie würde sich eine Verwirklichung des Delors-II-Paketes der EG-Kommission auf die jeweiligen Bundeshaushalte bis zum Jahr 2000 und auf die mittelfristigen Finanzplanungen auswirken, und wie nimmt die Bundesregierung angesichts des 2,5 %- Ausgabenzuwachsbegrenzungsbeschlusses hierzu Stellung? Die Verwirklichung des Delors-Il-Paketes bedeutet nach einer Modellrechnung des BMF auf der Grundlage von Zahlen der EG-Kommission gegenüber den bisherigen Planungen deutsche Mehrabführungen an die EG in Höhe von über 12 Milliarden DM allein im Finanzplanungszeitraum (bis 1996). Das würde zu Steuermindereinnahmen des Bundes in gleicher Höhe führen. Weil ausschließlich die Einnahmeseite des Haushaltes betroffen wäre, wäre das Ziel der Bundesregierung vom 13. Mai 1992, die Ausgaben zu begrenzen, unmittelbar nicht berührt. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Frage des Abgeordneten Ortwin Lowack (fraktionslos) (Drucksache 12/2797 Frage 7): Womit begründet die Bundesregierung den besonders groben Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz, wonach Heimatvertriebene, die nicht das Glück hatten, vor Schließung der Zonengrenze den westlichen Teil der Bundesrepublik Deutschland zu erreichen, von jeder Lastenausgleichsleistung ausgeschlossen sein sollen? Die Nichtgewährung von Lastenausgleichsleistungen an Heimatvertriebene in den neuen Ländern beruht auf der gesetzlichen Regelung des Einigungsvertrages (Anlage I, Kapitel II, Sachgebiet D, Abschnitt III, Nr. 4). Danach wurden die Kriegsfolgengesetze der Bundesrepublik Deutschland grundsätzlich nicht auf das Gebiet der neuen Länder übergeleitet, da ihr Zweck im Kern heute weitgehend als erfüllt angesehen wurde. Ein Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz kann hierin nicht gesehen werden. Der Grundsatz des Artikel 3 des Grundgesetzes verpflichtet nicht, alle Leistungsgesetze der Bundesrepublik Deutschland aus den vergangenen 40 Jahren auf die neuen Länder zu übertragen. Die unterschiedliche Behandlung war Folge der jeweiligen eigenen Gesetzgebung im Bundesgebiet bzw. der ehemaligen DDR. Hinzu kommt, daß die Leistungen nach dem Lastenausgleichsgesetz ausschließlich durch Abgaben und Steuern der in den alten Bundesländern wohnhaften Bevölkerung aufgebracht worden sind. Dementsprechend müßten auch in den neuen Ländern zusätzliche Abgaben erhoben werden, um die Finanzierung eines Lastenausgleichs für die dortigen Vertriebenen zu ermöglichen. Die Leistungen nach dem Lastenausgleichsgesetz hatten zudem den Zweck, den Geschädigten nach der Vertreibung die Eingliederung und den Wiederaufbau einer Existenz zu ermöglichen. Dieser Zweck kann heute nicht mehr zum Tragen kommen, denn die Eingliederung der Heimatvertriebenen ist auch in der ehemaligen DDR seit mehr als 40 Jahren abgeschlossen. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Klaus Beckmann auf die Frage des Abgeordneten Dr. Dietmar Matterne (SPD) (Drucksache 12/2797 Frage 8): Welchen Anteil hatte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Dr. Bertram Wieczorek, am Zustandekommen von Zusagen der Bundesregierung über Hermeskreditbürgschaften in einer Gesamthöhe von 100 Mio. DM für verschiedene Unternehmen der Textilindustrie im Freistaat Sachsen? Die Entscheidung über die Gewährung von Hermes-Bürgschaften wird durch die im Interministeriellen Ausschuß für Ausfuhrbürgschaften und Ausfuhrgarantien (IMA) vertretenen Bundesministerien nach haushaltsrechtlichen Grundsätzen getroffen. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Dr. Bertram Wieczorek, ist an diesem Entscheidungsverfahren nicht beteiligt gewesen. 8100* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Klaus Beckmann auf die Frage des Abgeordneten Ortwin Lowack (fraktionslos) (Drucksache 12/2797 Frage 13): Hält nicht die Bundesregierung angesichts der dramatischen Entindustrialisierung weiter Regionen in den neuen Bundesländern eine Differenzierung bei der Regionalförderung für dringend erforderlich, um zu verhindern, daß diese langfristig katastrophale Entwicklung verhindert wird? Mit dem Einigungsvertrag wurde die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" u. a. mit der Maßgabe auf die ehemalige DDR übertragen, daß für einen Zeitraum von 5 Jahren (mit Verlängerungsmöglichkeit) das gesamte Beitrittsgebiet Fördergebiet der Gemeinschaftsaufgabe ist. Dies geschah aus zwei Gründen. Zum einen standen die notwendigen wirtschaftsstatistischen Daten für eine regionale Differenzierung im Gebiet der neuen Länder nicht zur Verfügung. Zum anderen war sicherzustellen, daß das politisch gewollte Präferenzgefälle in der Regionalförderung zugunsten der neuen Länder möglichst umfassend wirksam wird. Die Bundesregierung hält an dieser Vereinbarung des Einigungsvertrags fest. Zusätzlich zu dieser flächendeckenden Fördermöglichkeit hat die Bundesregierung im Rahmen des Gemeinschaftswerks Aufschwung-Ost in den Jahren 1991 und 1992 für Regionen in den neuen Ländern, die in besonderem Maß vom Strukturwandel betroffen sind, ein Sonderprogramm in Höhe von 1,2 Milliarden DM Bundesmitteln auf den Weg gebracht. Dieses Programm wird ergänzt durch Ländermittel in gleicher Höhe; die Sonderprogrammregionen wurden vom Bund und den neuen Ländern gemeinsam festgelegt. Den neuen Ländern, bei denen nach dem Grundgesetz und dem Gemeinschaftsaufgaben-Gesetz die Zuständigkeit für die Durchführung der Gemeinschaftsaufgabe liegt, steht es frei, im Rahmen der vom Einigungsvertrag eröffneten GA-Fördermöglichkeiten eigene räumliche und sachliche Schwerpunkte zu setzen. Davon machen inzwischen die fünf neuen Länder Gebrauch. Sie haben Landesförderrichtlinien verabschiedet, die zu einer sachgerechten Differenzierung bei der Regionalförderung geführt haben. So sind beispielsweise in Brandenburg die Fördersätze im Berliner Umland deutlich geringer als in den Regionen entlang der Grenze zu Polen. In Sachsen werden in Dresden, Leipzig, Zwickau und Chemnitz im wesentlichen nur noch kleine und mittlere Unternehmen gefördert, dafür um so stärker in den ausgesprochenen Problemregionen des Landes. Die Bundesregierung begrüßt diese Initiative der Länder ausdrücklich. Dadurch fließen die Fördermittel vorrangig in die Regionen mit den größten Anpassungsschwierigkeiten. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rudolf Kraus auf die Frage des Abgeordneten Klaus Harries (CDU/CSU) (Drucksache 12/2797 Frage 14): Ist es zutreffend, daß die Bundesanstalt für Arbeit z. B. in Halle an der Saale für ihre dort abgeordneten Mitarbeiter an das Landesarbeitsamt für deren Unterbringung in Einzimmerappartements Mieten in Höhe von 5 800 DM pro Wohnung und darüber bezahlt? Aufgrund der derzeitigen katastrophalen Wohnraumsituation in Halle sah sich die Bundesanstalt für Arbeit gezwungen, für die Unterbringung von abgeordneten Bediensteten ein Kontingent von Einzelzimmerappartements für rd. 150 DM pro Tag und Wohnung vorübergehend anzumieten. Damit wird zwar der von Ihnen in der Frage genannte Mietpreis von 5 800 DM nicht erreicht, jedoch ist auch ein Mietpreis von monatlich ca. 4 500 DM als überhöht anzusehen. Da es jedoch auf dem Wohnungsmarkt in Halle keinerlei Alternativen gab, sah sich die Bundesanstalt zur Anmietung dieser Einzelzimmerappartements gezwungen. Die Bundesanstalt unternimmt seit geraumer Zeit Bemühungen, selbst Wohnraum langfristig und preisgünstiger anzumieten und an Bedienstete weiterzugeben. So hat die Bundesanstalt bereits 29 Wohnungen zu dem ebenfalls noch hohen Mietpreis von 18,70 DM Kaltmiete je Quadratmeter angemietet, die voraussichtlich im Juli/August dieses Jahres bezugsfertig werden. Im entsprechenden Umfang können damit die Einzelzimmerappartements aufgegeben werden. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rudolf Kraus auf die Fragen des Abgeordneten Adolf Ostertag (SPD) (Drucksachen 12/2797 Fragen 18 und 19): Wie beurteilt die Bundesregierung den Umstand, daß insbesondere in den neuen Bundesländern bei der Auszahlung von bewilligten Leistungen der Bundesanstalt für Arbeit (zum Beispiel Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe, Unterhaltsgeld, Lohn- und Gehaltszahlungen für ABM-Projekte) noch immer Zahlungsverzögerungen von mehreren Monaten auftreten, und durch welche Maßnahmen, zum Beispiel im Bereich der Organisationsstraffung, will die Bundesregierung gewährleisten, daß der Rechtsanspruch der bewilligten Leistungen unverzüglich eingelöst wird? Ist der Bundesregierung bewußt, daß den betroffenen Personen bzw. Projekten durch den Auszahlungsverzug der bewilligten Leistungen der Bundesanstalt für Arbeit erhebliche wirtschaftliche Probleme entstehen, und wie beurteilt die Bundesregierung in dem Zusammenhang die Forderung nach einer erheblich verbesserten Personalausstattung der Arbeitsämter mit dem Ziel, die zweifellos schwierigen Aufgaben gemäß den Vorgaben des Arbeitsförderungsgesetzes lösen zu können? Zu Frage 18: Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit sind ungewöhnliche Verzögerungen bei der Auszahlung von Leistungen aktuell nicht bekannt geworden. Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer im Bereich Arbeitslosengeld/Arbeitslosenhilfe beträgt derzeit 9,4 Arbeitstage, so daß in der Regel sichergestellt ist, daß die Antragsteller die ihnen zustehenden Leistungen rechtzeitig erhalten. Eine längere Bearbeitungsdauer, die aber bei den Gegebenheiten in den neuen Bundesländern nicht als ungewöhnlich bezeichnet werden kann, besteht im Bereich der individuellen Förderung der beruflichen Fortbildung und Umschu- Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 8101* lung. Die durchschnittliche rechnerische Bearbeitungsdauer liegt derzeit bei 7 Wochen und damit etwa auf dem Niveau westdeutscher Arbeitsämter. Die Rückstände beruhen nach Mitteilung der Bundesanstalt für Arbeit insbesondere darauf, daß die nach dem Arbeitsförderungsgesetz vorgeschriebene Überprüfung der Maßnahme kurzfristig nicht immer möglich ist. Im übrigen hat der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit zur Vermeidung von Unterbrechungen des Leistungsbezugs beim Übergang von Arbeitslosengeld zu Unterhaltsgeld angeordnet, die Nahtlosigkeit in derartigen Fällen sicherzustellen. Im Bereich der Zahlungen für ABM-Projekte ist es aufgrund der hohen Arbeitsbelastung in einer Reihe von Fällen zu Zahlungsverzögerungen gekommen. Mit Erlaß vom 9. Juni 1992 hat der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit die Arbeitsämter in den neuen Bundesländern nochmals auf die pünktliche Überweisung von Löhnen und Gehältern bei ABM und auf die Möglichkeit der Zahlbarmachung von Leistungen durch Daueranordnung hingewiesen. Zu einer Straffung der Bearbeitungsvorgänge und Verkürzung der Bearbeitungsdauer wird auch die verstärkte Nutzung der Möglichkeiten der EDV beitragen. Bis Ende des Jahres wird die Mehrzahl der Arbeitsämter im Beitrittsgebiet über die Möglichkeit der computerunterstützten Sachbearbeitung verfügen. Zu Frage 19: Für den Auf- und Ausbau der Dienststellen der Arbeitsverwaltung im neuen Teil des Bundesgebietes und die damit verbundene Problematik aufgrund des mit der ungünstigen Arbeitsmarktentwicklung einhergehenden Aufgabendrucks gibt es kein Beispiel aus der Vergangenheit. Es erfordert nach wie vor ein hohes Maß an organisatorischer und personeller Flexibilität und Improvisation, um allein die vielfältigen arbeitsmäßigen Mengenprobleme bei den neuen Arbeitsämtern zu bewältigen, gleichzeitig aber auch den dringend notwendigen Prozeß der Kontinuität und der personellen Konsolidierung in Gang zu halten. Die aufgetretenen Mengenprobleme konnten nicht zuletzt dadurch bewältigt werden, daß der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung bereits im März 1991 die Genehmigung für die Einstellung weiterer über 2 000 Arbeitskräfte in den östlichen Arbeitsämtern erteilt hat. Insgesamt konnte der Personalbestand der Bundesanstalt für Arbeit im Beitrittsgebiet von März 1991 bis Mai 1992 um ca. 6 000 Beschäftigte auf zur Zeit 24 000 gesteigert werden. Darüber hinaus werden die Arbeitsämter in den neuen Bundesländern durch die Entsendung von Mitarbeitern aus westlichen Dienststellen unterstützt. So sollen allein in diesem Jahr rd. 2 500 sogenannte Konsulenten aus den Dienststellen der alten Bundesländer in das Beitrittsgebiet abgeordnet werden. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rudolf Kraus auf die Frage des Abgeordneten Ludwig Stiegler (SPD) (Drucksache 12/2797 Frage 20): Wie ist der Stand der Bewilligung von ABM-Maßnahmen im alten Bundesgebiet, und was unternimmt der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, um die Maßnahmen zur Bekämpfung der Langzeit-Arbeitslosigkeit auch in den alten Ländern, insbesondere im ehemaligen Zonenrandgebiet zu finanzieren? Die Bundesanstalt für Arbeit führt keine Statistik über Bewilligungen von AB-Maßnahmen. Ende Mai 1992 waren 80 460 Arbeitnehmer in AB-Maßnahmen im Bundesgebiet (West) beschäftigt. Die Bundesregierung hat seit Juli 1989 — ergänzend zu den Instrumenten der aktiven Arbeitsmarkt, politik nach dem AFG — mit ihren beiden Sonderprogrammen zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit die befristete Möglichkeit geschaffen, 1. mit Lohnkostenzuschüssen im Rahmen von zunächst 1,5 Milliarden DM Arbeitgebern die Einstellung von Langzeitarbeitslosen zu erleichtern und 2. mit der Bereitstellung von weiteren zunächst 250 Millionen DM Maßnahmeträger zu fördern, die besonders beeinträchtigte Langzeitarbeitslose und weitere schwerstvermittelbare Arbeitslose beschäftigen und/oder beruflich qualifizieren und/ oder sozial betreuen. Beide Programme wurden zwischenzeitlich bis 1994 verlängert und aufgestockt: a) Lohnkostenzuschüsse: um 650 Millionen DM auf insgesamt 2,15 Milliarden DM und b) weiterer Maßnahmeteil: um 240 Millionen DM auf 490 Millionen DM. Seit 1992 sind die Programme auf die neuen Bundesländer ausgedehnt worden. Es besteht also für alle Bundesländer die Möglichkeit zur Teilnahme an den Programmen. Dies gilt selbstverständlich auch für das ehemalige Zonenrandgebiet. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Klaus Beckmann auf die Frage des Abgeordneten Benno Zierer (CDU/CSU) (Drucksache 12/2797 Frage 21): Welcher Schaden entsteht dem Bund jährlich infolge der Nichtveräußerung der im Marinestützpunkt Peenemünde liegenden rund 50 Schiffe der ehemaligen Volksmarine, die laut Vortrag des Kommandeurs Stützpunktkommando an interessierte Nationen veräußert bzw. abgegeben werden könnten, um hohe laufende Kosten und den bereits abzusehenden vollständigen Wertverlust zum Schaden des Bundes zu vermeiden, und ist das Auswärtige Amt/der Bundesminister für Wirtschaft bereit, die Veräußerung der Schiffe zu ermöglichen? 8102* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 Die finanziellen Folgen, für die der Bund infolge der Nicht-Veräußerung der in Peenemünde liegenden rund 50 NVA-Schiffe aufzukommen hat, können nicht ohne weiteres ermittelt werden. Die Kostenfaktoren der folgenden Bereiche müßten zuvor im einzelnen festgestellt werden: — Betriebskosten (Liegenschaftskosten) des Marinestützpunktes Peenemünde; — Personalkosten für Bewachung und Minimalwartung der Schiffe; — Materialkosten; — Wertverlust der Schiffe, der dadurch entsteht, daß keine Vollwartung und Instandsetzung durchgeführt werden kann; — Verlust eines Marktes für die Schiffe, der dadurch entsteht, daß den potentiellen Abnehmern keine feste Zusagen gemacht werden können und diese evtl. auf andere Angebote, z. B. der GUS-Staaten, ausweichen könnten; — Kosten, die bei der Verschrottung von 21 Schiffen entstehen werden, die bei Nichtverkauf zwangsläufig wären und nach Abzug eines evtl. Schrotterlöses noch bei ca. 6,3 Millionen DM liegen würden. Die genaue Höhe dieser einzelnen Kostenfaktoren ist kurzfristig nicht zu ermitteln. Der BMWi hat grundsätzlich keine Bedenken gegen eine Veräußerung dieser Schiffe. Ihre Ausfuhr muß jedoch, wie die Bundesregierung festgelegt hat, mit den politischen Grundsätzen für den Export von Rüstungsgütern im Einklang stehen. Dies bedeutet, daß Lieferungen in NATO-Staaten grundsätzlich keine Probleme aufwerfen dürften, Ausfuhren nach Drittländern stets einer genauen Prüfung im Einzelfall unterliegen. Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Bernd Wilz auf die Frage des Abgeordneten Markus Meckel (SPD) (Drucksache 12/2797 Frage 23): Ist der Bundesregierung bekannt, wann die sowjetischen Truppen die Truppenübungsplätze in Ostdeutschland räumen, und welche Konzeption hat die Bundesregierung insbesondere für die weitere Nutzung des Truppenübungsplatzes Groß-Dölln, unter spezifischer Berücksichtigung der Frage, ob eine weitere militärische Nutzung durch die Bundeswehr beabsichtigt ist? Der Bundesregierung liegt ein Abzugsplan für die Truppen der ehemaligen Sowjetunion aus den neuen Bundesländern vor. Dieser umfaßt auch die Rückgabe der von diesen Truppen genutzten Liegenschaften und Einrichtungen. Der Abschluß des Abzugs der Truppen der ehemaligen Sowjetunion aus den neuen Bundesländern ist für Ende 1994 vorgesehen. Die Bundesregierung geht davon aus, daß es sich bei dem angesprochenen Truppenübungsplatz GroßDölln um den von den GUS-Fliegerkräften genutzten Flugplatz Templin mit angrenzendem Standortübungsbereich handelt. Die Rückgabe eines kleinen Teilbereichs dieses Areals ist bereits im Dezember letzten Jahres erfolgt. Die Rückgabe des Gesamtkomplexes ist für Ende 1994 vorgesehen. Aufgrund der späten Verfügbarkeit, der räumlichen Lage in bezug zu einem Landschaftsschutzgebiet und eines derzeit nicht erkennbaren Bedarfs ist eine Anschlußnutzung durch die Bundeswehr nicht beabsichtigt. Eine endgültige Entscheidung steht aber noch aus. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Bernd Wilz auf die Fragen des Abgeordneten Gernot Erler (SPD) (Drucksache 12/2797 Fragen 26 und 27): Wie erklärt die Bundesregierung, daß mit der Regierung von Finnland ein Vertrag über die Lieferung von Waffen aus Beständen der ehemaligen NVA abgeschlossen wurde, der auch die Lieferung von annähernd 100 Kampfpanzern des Typs T-72 enthält, während die Abgeordneten des Deutschen Bundestages laut den ihnen vorliegenden Informationen davon ausgehen mußten, daß keine TLE-relevanten Waffensysteme Gegenstand der Lieferung sein würden? In welchen anderen Fällen gibt es Zusagen oder werden Verhandlungen darüber geführt, TLE-relevante Waffen an NATO- bzw. Nicht-NATO-Länder zu liefern? Zu Frage 26: Am 25. Mai 1992 hat die Bundesregierung einer Überlassung von Gerät, das durch den Vertrag über Konventionelle Streitkräfte in Europa begrenzt wird, an die Republik Finnland zugestimmt. Infolgedessen ist am 5. Juni 1992 in Helsinki eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet worden. Die Anlagen des Sachstandsberichtes des Bundesministeriums der Verteidigung vom 29. Mai 1992 zur Verwertung des Materials der ehemaligen NVA geben den Stand vom 15. April 1992- wieder. Dieser Bericht wurde mit Schreiben vom 30. Mai 1992 dem Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages zugeleitet. Vertraglich ist mit der Republik Finnland über den Inhalt dieser Vereinbarungen „Vertraulichkeit" festgelegt worden. Die zugesagte Unterrichtung des Verteidigungsausschusses war und ist seitens der Bundesregierung in der nächsten Sitzung dieses Ausschusses vorgesehen. Zu Frage 27: Die Bundesregierung befindet sich mit mehreren Ländern in Verhandlungen über die Lieferung von Gerät der ehemaligen NVA, das durch den Vertrag vom 19. November 1990 über Konventionelle Streitkräfte in Europa begrenzt wird. Mit einigen Ländern wurde Vertraulichkeit über die Verhandlungen und ihren Inhalt vereinbart. Deshalb Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 8103* können gegenwärtig weder die Länder noch der Umfang der verhandelten Lieferungen genannt werden. Die Bundesregierung beabsichtigt, die zuständigen Ausschüsse über die Verhandlungen zeitgerecht umfassend zu unterrichten. Anlage 21 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Sabine Bergmann-Pohl auf die Fragen des Abgeordneten Klaus Kirschner (SPD) (Drucksache 12/2797 Fragen 28 und 29) Für welche Daten werden von den Kassenzahnärztlichen Vereinigungen für die Kostenerstattungsbereiche Zahnersatz/ Zahnkronen und Kieferorthopädie noch eigene Statistiken geführt, und mit welchen Auswertungsergebnissen fließen diese in statistische Aufbereitungen ein? Welche Regelungen für mehr Kostentransparenz und Eigenverantwortung der Versicherten haben die Vertragspartner der kassenzahnärztlichen/vertragszahnärztlichen Versorgung in das Abrechnungsverfahren der Kostenerstattungsbereiche der §§ 29, 30 SGB V — seit Inkrafttreten des SGB V — eingeführt? Zu Frage 28: In den Kassenzahnärztlichen Vereinigungen (KZV'n) wird das konkrete Verfahren zur Regelung der Kostenerstattung im Bereich Zahnersaz und Kieferorthopädie und der damit zusammenhängenden Vorschriften zur kassenzahnärztlichen Versorgung (Rechnungsprüfung, Statistikerstellung) unterschiedlich gehandhabt. In einigen Kassenzahnärztlichen Vereinigungen werden nach wie vor Statistiken über die Versorgung mit Zahnersatz und Kieferorthopädie erstellt. Diese Daten werden auch regelmäßig statistisch aufbereitet. Die Auswertungsergebnisse sind z. B. in den Statistischen Basisdaten zur kassenärztlichen Versorgung, herausgegeben von der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), nachzulesen. Diese Daten enthalten allerdings keine statistischen Angaben über Direktabrechnungsfälle, d. h.jene Fälle, in denen die Abrechnung der Versorgungsleistungen direkt zwischen Zahnarzt und Patient, also ohne Beteiligung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung, abgewickelt wird. Insofern sind die regelmäßig von der KZBV veröffentlichten Basisdaten über diesen Bereich unvollständig und können nur durch eine statistische Hochrechnung unter Zuhilfenahme der Ausgabenstatistik der gesetzlichen Krankenversicherung Aussagekraft erhalten. Zu Frage 29: In einigen Landesbereichen liegen Vereinbarungen zwischen Krankenkassen und der jeweiligen Kassenzahnärztlichen Vereinigung über die Abwicklung des Kostenerstattungsverfahrens vor. In diesen Bereichen erfolgen Abrechnung und Statistikerstellung über die Kassenzahnärztlichen Vereinigungen. In anderen Landesbereichen ist dies jedoch nicht der Fall, da sich Krankenkassen und Kassenzahnärztliche Vereinigungen nicht auf eine gemeinsame Vereinbarung einigen konnten. Diese Kassenzahnärztlichen Vereinigungen lehnen eine Rechnungsprüfung und Statistikerstellung grundsätzlich ab. Anlage 22 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Sabine Bergmann-Pohl auf die Frage des Abgeordneten Dr. Hans-Hinrich Knaape (SPD) (Drucksache 12/2797 Frage 30): Sieht die Bundesregierung den besonders gelagerten Einzelfall, der sich dadurch ergibt, daß durch die Wiedervereinigung von Staaken (Berlin) das Krankenhaus in Staaken in absehbarer Zeit nicht mehr dem Land Brandenburg zur Verfügung steht, aufgrund des Einigungsvertrags als Anlaß für einen gezielten Einsatz von Bundesmitteln, damit in Nauen rechtzeitig ein leistungsfähiges Krankenhaus wiedererrichtet wird, und damit die Versorgung des Landes Brandenburg im Bereich des Krankenhauswesens gewährleistet ist? Nach einer auf dem Einigungsvertrag beruhenden Grenzbereinigung liegt das Krankenhaus Staaken zwar nunmehr auf dem Gebiet des Landes Berlin. Das Krankenhaus steht aber weiterhin auch den Einwohnern des Landes Brandenburg, wie auch den Einwohnern der übrigen Bundesländer, zur Verfügung. Nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz sind die Bundesländer für die Krankenhausplanung und die Investitionsförderung zuständig. An dieser Verantwortung haben Einigungsvertrag und Grenzbereinigung nichts geändert. Bei dieser Rechtslage sieht die Bundesregierung keine Möglichkeit für einen Einsatz von Bundesmitteln zugunsten der Krankenhausversorgung in Nauen. Es ist Aufgabe des Landes Brandenburg, erforderliche finanzielle Mittel für Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen am Kreiskrankenhaus Nauen bereitzustellen. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wolfgang Gröbl auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Margrit Wetzel (SPD) (Drucksache 12/2797 Fragen 31 und 32): Welche „systembedingten Leistungsgrenzen" (Drucksache 12/2616) bezüglich des möglichen Ausbaus der vorhandenen Schienenstrecken in Mecklenburg-Vorpommern (LübeckRostock-Stralsund-Saßnitz; Stralsund-Greifswald-PasewalkGrambow-Stettin; Stralsund-Neubrandenburg-Berlin; Neuhrandenburg-Güstrow etc.) sieht die Bundesregierung, die die geplante A 20 als „nahezu einzige leistungsfähige Ost-WestFernverkehrsverbindung" erscheinen lassen? Aus welchen Gründen hält die Bundesregierung eine parallel zur Küste verlaufende Autobahn für eine „leistungsfähige Hinterlandverbindung", die die Attraktivität des Schiffsverkehrs auf der Ostsee steigern soll, wenn die Bundesregierung zugleich zu bedenken gibt, daß eine deutliche Verlagerung des Güterverkehrsanteils an der Ostsee auf die Schiffahrt aus den „QuelleZiel-Strukturen der Transportströme" nicht erreichbar sei? Zu Frage 31: In einer dünn besiedelten Region wie Mecklenburg-Vorpommern mit einer Einwohnerdichte von rund 82 E/km2 (Bundesdurchschnitt rund 219 E/km2) 8104* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 stößt ein flächenerschließender Ausbau bei der Schiene schnell an wirtschaftliche Grenzen. Wie in anderen vergleichbaren Regionen in der Bundesrepublik auch, kommt daher einer Integration der Verkehrsträger Schiene und Straße bei der Erschließung und Anbindung des Landes eine besondere Bedeutung zu. Mit Blick auf das vorhandene, wegen der Vielzahl der Schutzbereiche nur begrenzt ausbaufähige, in Zustand und Dichte aber unzureichende Straßennetz erhält die fehlende A 20 als West-Ost-Magistrale außergewöhnliche Bedeutung insbesondere auch wegen ihrer Bündelungsfunktion für den überregionalen und den Fernverkehr. Zugleich enthält der Bundesverkehrswegeplan — ebenfalls als vordringlichen Bedarf — den angesprochenen leistungsfähigen Ausbau der Schienenverbindung Lübeck-Hagenow/Land-Rostock-Stralsund und den Ausbau der Schienenverbindung Hamburg-Büchen-Berlin. Zu Frage 32: Nach Auffassung der Bundesregierung wird mit einer West-Ost-Autobahn A 20 (Lübeck-Stettin), die die Nord-Süd-Autobahnen und Zubringer aus der Ostsee-Region zu den deutschen Ballungszentren miteinander verbindet, die Standortgunst aller deutschen Ostseehäfen für die auch künftig dominierenden Skandinavien- und Nordosteuropaverkehre über die Ostsee entscheidend verbessert. Einem innerdeutschen Güterverkehr über See zwischen den Ostseehäfen wird demgegenüber seitens der Bundesregierung nur eine begrenzte Bedeutung beigemessen. Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wolfgang Gröbl auf die Frage des Abgeordneten Horst Kubatschka (SPD) (Drucksache 12/2797 Frage 39): Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus dem Urteil eines Frankfurter Schöffengerichtes vom Mai 1992, das einen Alkoholwert von bereits 0,45 Promille eines unfallverursachenden Autofahrers als strafverschärfend gewertet und damit die Aussagen eines Sachverständigen übernommen hat, daß vor allem geringe Alkoholmengen zu enthemmtem und viel zu schnellem Fahren führen? Es handelt sich um einen Fall der relativen Fahruntüchtigkeit aus dem Bereich des Strafrechts. Nach den Erkenntnissen der medizinischen Wissenschaft können bereits bei geringen Blutalkoholkonzentrationen nachweisbare Ausfallerscheinungen auftreten. Deshalb können nach ständiger Rechtsprechung bereits Werte ab 0,3 Promille zu einer Verurteilung führen oder strafverschärfend in Betracht kommen. Im Hinblick auf den Gesetzentwurf des Bundesrates und die divergierenden Argumente in der gegenwärtigen Grenzwertdiskussion hält die Bundesregierung eine Prüfung im weiteren Gesetzgebungsverfahren für notwendig. Anlage 25 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Paul Laufs auf die Frage der Abgeordneten Siegrun Klemmer (SPD) (Drucksache 12/2797 Frage 40): Welche Angaben kann die Bundesregierung treffen, aufgeschlüsselt nach Anzahl der Blöcke und Megawatt-Leistung, bezüglich der Kernkraftwerke, die auf dem Gebiet der GUS, der übrigen ehemaligen Sowjetrepubliken und der übrigen Staaten Osteuropas entweder abgeschaltet werden, im Normalbetrieb laufen, sich in der Planung oder im Bau befinden oder deren Planung oder Bau gestoppt wurden? Zur Beantwortung Ihrer Frage verweise ich auf den Bericht des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit „Sicherheit der Kernkraftwerke und Umweltfragen der Energieversorgung in den Staaten Mittel- und Osteuropas" vom 6. November 1991. Anhang 1 dieses Berichts enthält eine umfassende Auflistung der Kernkraftwerke in den genannten Staaten entsprechend dem Kenntnisstand der Bundesregierung zu diesem Zeitpunkt. Über neuere Pläne des Baus von Kernkraftwerken, speziell in Rußland, liegen mir lediglich Informationen über vorläufige Planungen des russischen Atomministeriums vor, die vom Bau bzw. der Baufortsetzung mehrerer Kernkraftwerke mit den moderneren Reaktoren vom Typ WWER-1000 ausgehen und eine Reihe von Sicherheitsverbesserungen beinhalten sollen. Von einer Fortsetzung des Baus der drei Reaktoren vom Typ RBMK — das ist der Tschernobyl-Typ — in Kursk, Smolensk (Rußland) und Ignalina (Litauen) ist — wie bereits am 29. April im Umweltausschuß dargelegt — nicht die Rede. In der Ukraine besteht nach wie vor ein Moratorium zum — zeitlich begrenzten — Baustopp weiterer Reaktoren (alles Typ WWER-1000). Seither haben sich nach den dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit vorliegenden Informationen folgende Änderungen ergeben: Im Kernkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine ist derzeit keiner der ursprünglich vier Blöcke in Betrieb. Nachdem Block 2 nach dem Brand im Maschinenhaus bereits im Oktober 1991 abgeschaltet worden war, sind Block 1 am 1. März 1992 und Block 3 am 10. April 1992 für Reparaturmaßnahmen abgeschaltet worden, und zwar auf Grund einer Anweisung der Aufsichtsbehörde der Ukraine. Am 25. Mai 1992 beschloß die ukrainische Regierung, auch die beiden Blöcke 1 und 3 nicht wieder in Betrieb zu nehmen, nachdem ursprünglich deren Weiterbetrieb bis Ende 1993 vorgesehen war. Dieser Beschluß muß noch vom Obersten Sowjet der Ukraine und vom ukrainischen Präsidenten bestätigt werden. Anlage 26 Antwort des Pari. Staatssekretärs Dr. Paul Laufs auf die Fragen des Abgeordneten Hans Wallow (SPD) (Drucksache 12/2797 Fragen 41 und 42): Welche finanziellen Verpflichtungen bis zu welchem Zeitpunkt hat die Bundesregierung bei der UNCED-Konferenz 1992 in Rio de Janeiro übernommen? Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 8105* Welche weitergehenden Erfolge sind gegenüber den bereits in den fünf Vorkonferenzen erreichten Ergebnissen im Sinne der Zielsetzung der UNO-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro erzielt worden? Zu Frage 41: Die Bundesregierung hat sich bei der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janairo zu einer Verstärkung der öffentlichen Entwicklungshilfe bekannt und ausdrücklich den Willen bestätigt, 0,7 % des Bruttosozialproduktes für Entwicklungshilfe einzusetzen. Dies soll sobald wie möglich erfolgen, wobei die Belastungen, die sich aus den Hilfen Deutschlands für seine östlichen Nachbarn ergeben, angemessen zu berücksichtigen sind. Die Bundesregierung beabsichtigt, den Einzelplan 23 des Bundeshaushalts finanziell so auszustatten, daß im Hinblick auf die Umsetzung der Agenda 21 in den nächsten drei Jahren zusätzliche Entwicklungshilfemittel bereitgestellt werden. Bezogen auf das Volumen des laufenden Haushaltsjahres soll dies ein Betrag von 1 Mrd. DM sein. Zur Förderung globaler Umweltmaßnahmen schlägt Deutschland vor, daß die von UNDP, UNEP und Weltbank gemeinsam verwaltete Globale Umweltfazilität (GEF) um 3 Mrd. Sonderziehungsrechte (SZR) aufgestockt wird. Die Bundesregierung ist bereit, sich hierbei mit bis zu 780 Mio. DM zu beteiligen. Daneben ist die Bundesregierung auch bereit, sich im Rahmen eines international abgestimmten Vorgehens an Entschuldungsmaßnahmen gegen entsprechende Umweltschutzmaßnahmen zu beteiligen. Voraussetzung ist, daß die betroffenen Entwicklungsländer mit niedrigem Einkommen sich an Umschuldungen im Pariser Club beteiligen und mit der Bundesregierung auf bilateraler Grundlage konkrete Vereinbarungen über zusätzliche Umweltvorhaben treffen. Die Bundesregierung wird sich bemühen, 1993 einen Betrag von 50 Mio. DM auf diese Weise umzusetzen. Sollte sich in der Praxis und in Abstimmung mit anderen Gebern zeigen, daß durch diesen Ansatz mehr bewegt werden kann, wird eine Erhöhung dieses Betrages erwogen. Zu Frage 42: Im Verlauf der Sitzungen des internationalen Vorbereitungsausschusses (PrepCom) für die UN-Konferenz „Umwelt und Entwicklung" (UNCED) wurde die gesamte Bandbreite umwelt- und entwicklungspolitischer Themen kontrovers diskutiert. Während der vierten und letzten PrepCom-Sitzung vom 2. März bis zum 3. April 1992 konnten jedoch auf Beamtenebene bereits mehr als drei Viertel des vierzig Kapitel umfassenden Aktionsprogramms „Agenda 21" einvernehmlich formuliert werden; über entscheidende Fragen jedoch, wie z. B. die der Finanzierung wurde im Vorfeld der Konferenz noch keine Einigung erzielt. Der umwelt- und entwicklungspolitische Prinzipienkatalog „Earth Charter" /Rio-Deklaration war während der letzten PrepCom-Sitzung von einer kleinen Arbeitsgruppe einvernehmlich erarbeitet worden, es war aber offen, ob dieser Entwurf die Zustimmung der Staatengemeinschaft finden werde. Die als weiteres Konferenzdokument geplante „Grundsatzerklärung zum Schutz der Wälder" war erst in Grundzügen erörtert worden und in weiten Teilen streitig geblieben. In separaten zwischenstaatlichen Vorbereitungskonferenzen sind die Texte einer Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt und einer KlimaRahmenkonvention erarbeitet worden. Offen blieb bis zur UNCED-Konferenz aber noch weitgehend, welche Staaten diese Konventionen zeichnen würden. Im Hinblick auf die 4. PrepCom-Sitzung ist die am Sonntag, den 14. Juni 1992 zu Ende gegangene UNCED-Konferenz ein klarer Erfolg. Die in Rio ausliegenden Konventionen zu Klima und biologischer Vielfalt wurden von jeweils mehr als 150 Staaten gezeichnet. Es ist darüber hinaus gelungen, nach intensiven Konsultationen die noch zu erörternden Themen und Textentwürfe der UNCED auf Ministerebene einvernehmlich zu verabschieden. Das gilt für die schwierigen Finanzfragen wie auch für eine Grundsatzerklärung zu Wäldern. Mit der Verabschiedung der Rio-Deklaration zu Umwelt und Entwicklung und des umfassenden Aktionsprogramms Agenda 21 ist die Basis für eine qualitativ neue Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern im Bereich Umwelt und Entwicklung gelegt worden. Durch die Entscheidung für die Einrichtung einer „Kommission für dauerhafte Entwicklung", die auf Ministerebene besetzt werden wird, ist gewährleistet, daß dieser Politikbereich auf internationaler Ebene auch nach der Rio-Konferenz intensiv weiter verfolgt wird. Die Kommission wird besonders die Umsetzung der Agenda 21 überprüfen und ggfs. neue Strategien und Maßnahmenkonzepte erarbeiten. Insofern zeigt sich, daß die Konferenz in Rio nicht Ende einer Entwicklung, sondern Start ist für einen neuen Prozeß der umwelt- und entwicklungspolitischen Partnerschaft zwischen Nord und Süd. Die Rio-Deklaration ähnlich wie die KSZE-Schlußakte von Helsinki — ist ein glaubwürdiges Startsignal. Anlage 27 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Paul Laufs auf die Fragen des Abgeordneten Burkhard Zurheide (F.D.P.) (Drucksache 12/2797 Fragen 43 und 44): Plant die Bundesregierung Maßnahmen, um Textilreinigungsbetrieben finanziell zu helfen, wenn deren Betriebsgenehmigungen aufgrund des Vollzuges der Bestimmungen des Bundes-Immissionsschutzgesetzes und der Verordnung zur Immissionsbegrenzung von leichtflüchtigen Halogenkohlenwasserstoffen vom 1. Januar 1993 bei weiterer Verwendung leichtflüchtiger Halogenkohlenwasserstoffe (in der Hauptsache FCKW) erlöschen werden? Plant die Bundesregierung Übergangshilfen für solche Betriebe, die aufgrund der vorbezeichneten Vorschriften Umstellungsmaßnahmen durchführen müssen? Zu Frage 43: Nach der Verordnung zur Emissionsbegrenzung von leichtflüchtigen Halogenkohlenwasserstoffen (2. BImSchV) vom 10. Dezember 1990 dürfen in Chemischreinigungsanlagen ab dem 1. Januar 1993 keine 8106* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 FCKW mehr eingesetzt werden. Textilreinigungsbetriebe, die FCKW-Anlagen betreiben, müssen diese bis dahin entweder stillegen oder durch eine Reinigungsanlage auf der Basis eines anderen Lösemittels ersetzen. Eine Umrüstung einer vorhandenen FCKW-Anlage auf ein anderes Lösemittel kommt aus technischen Gründen in der Regel nicht in Frage. Die Bundesregierung plant für die betroffenen Textilreinigungsbetriebe keine besonderen finanziellen Hilfen. Die heute noch betreibenen FCKW-Anlagen sind überwiegend vor dem Jahre 1988 errichtet worden und befinden sich daher bereits zunehmend am Ende ihrer wirtschaftlichen Nutzungsdauer. Es ist zumutbar, diese Anlagen durch neue Anlagen auf der Basis eines alternativen Lösemittels zu ersetzen. Hierfür kommen beispielsweise Tetrachlorethen (Per) oder aromatenarme Kohlenwasserstoffe in Frage. Im Einzelfall läßt die Ausnahmeregelung des § 17 des 2. BImSchV eine individuelle Angemessenheitsprüfung durch die zuständige Behörde zu. Bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen kann die zuständige Behörde eine Fristverlängerung gewähren. Zu Frage 44: Nein. Auf Grund der 2. BImSchV sind die vor dem 1. März 1991 errichteten Anlagen, soweit sie mit zulässigen leichtflüchtigen Halogenkohlenwasserstoffen betrieben werden, bis spätestens zum 31. Dezember 1994 an den Stand der Technik der Luftreinhaltung heranzuführen. Die Kosten für die hierfür erforderlichen Umstellungsmaßnahmen bewegen sich in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen und müssen daher nach dem Verursacherprinzip von den Betrieben selbst getragen werden. In begründeten Härtefällen kann die Ausnahmeregelung nach § 17 in Anspruch genommen werden. Anlage 28 Antwort der Staatsministerin Ursula Seiler-Albring auf die Fragen des Abgeordneten Michael von Schmude (CDU/CSU) (Drucksache 12/2797 Fragen 45 und 46): Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Grenzabfertigung des Lkw-Verkehrs von der Bundesrepublik Deutschland nach Polen zu Wartezeiten von 10 his 12 Stunden führt, und daß inzwischen auch Hilfskonvois der caritativen Organisationen in die ehemaligen GUS-Staaten beim Transit durch Polen oft stundenlang kontrolliert werden? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um diese Mißstände zu beseitigen? Zu Frage 45: Der Bundesregierung ist die schwierige Situation an den polnischen Grenzen bekannt. Sie führt aus diesem Grunde seit Ende 1990 Verhandlungen mit der polnischen Regierung. Einer rascheren Abfertigung des gestiegenen Grenz- und insbesondere Lkw-Verkehrs stehen bislang die geringe Anzahl von Grenzübergängen, Probleme der polnischen Seite, die Eröffnung neuer Übergänge zu finanzieren, sowie organisatorischtechnische Schwierigkeiten bei der Abfertigung des Personen- und Güterverkehrs entgegen. Die Bundesregierung hat sich gegenüber der polnischen Seite wiederholt für die beschleunigte Abfertigung von Transitkonvois karitativer Organisationen, die für die ehemaligen GUS-Staaten bestimmt sind, eingesetzt. Nach Kenntnis der Bundesregierung sind hier Behinderungen allerdings eher die Ausnahme. Zu Frage 46: Die Bundesregierung arbeitet intensiv an einer Abhilfe der bestehenden Mißstände. So wurde unter anderem vergangene Woche in Warschau ein Abkommen über Erleichterungen der Grenzabfertigung mit Polen paraphiert (Anlage 1). Es ist vorgesehen, das Abkommen noch in den kommenden Wochen in Warschau zu unterzeichnen und umgehend der innerstaatlichen Ratifizierung zuzuführen. Die Bundesregierung hat sich ferner im Rahmen der deutsch-polnischen Regierungskommission für interregionale und grenznahe Zusammenarbeit um Verbesserungen bemüht. Auf einer Sondertagung im März d. J. in Frankfurt/Oder hat sich die Kommission auf die Schaffung 16 neuer Grenzübergänge verständigt (Ergebnisprotokoll in Anlage 2). Die polnische Seite wird im Hinblick auf ihre Finanzlage bei internationalen Finanzinstitutionen Anträge zur Unterstützung entsprechender Infrastrukturmaßnahmen stellen. Die Bundesregierung wird diese Anträge gegenüber den Finanzinstitutionen unterstützen. Noch in diesem Jahr soll durch organisatorische Maßnahmen (Lkw-Vorsortierung) die Wartezeit für Lkw-Fahrer am Grenzübergang Frankfurt/OderSchwetik (Swiecko) verkürzt werden. Die Bundesregierung hat bereits erreicht, daß zumindest an der deutsch-polnischen und polnischweißrussischen Grenze Hilfskonvois bevorzugt abgefertigt werden. Anlage 29 Antwort der Staatsministerin Ursula Seiler-Albring auf die Frage des Abgeordneten Jürgen Augustinowitz (CDU/CSU) (Drucksache 12/2797 Frage 49): In welche Länder sind bisher Atomwissenschaftler der ehemaligen Sowjetunion mit dem Ziel abgewandert, ihr Wissen weiterzugeben, und hei welchen 15 heutigen Schwellenländern besteht bis zur Jahrhundertwende die Möglichkeit, über eigene Atomwaffen zu verfügen? Der Bundesregierung liegen gesicherte Erkenntnisse über Abwanderung von Atomwissenschaftlern aus der ehemaligen Sowjetunion nicht vor. Ob und in welchen Zeiträumen Schwellenländer sich in den Besitz von Atomwaffen bringen könnten, hängt von einer Vielzahl nicht vorhersehbarer Faktoren ab. Die Bundesregierung sieht sich daher nicht in Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 97. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1992 8107* der Lage, eine aussagekräftige Einschätzung dieser Möglichkeit zu treffen. Die Bundesregierung erwartet, daß die Mitgliedstaaten des Vertrages über die Nichtverbreitung von Kernwaffen ihre Verpflichtung zum Verzicht auf nukleare Waffen ernstnehmen. Sie ist konsequent darum bemüht, das nukleare Nichtverbreitungsregime zu stärken und weiter auszubauen und die Staaten, die noch außerhalb des Vertrages stehen, zum Beitritt zu gewinnen. Anlage 30 Amtliche Mitteilung Der Bundesrat hat in seiner 643. Sitzung am 5. Juni 1992 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen: Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes Gesetz zur Änderung des Finanzverwaltungsgesetzes und anderer Gesetze Fünfzehntes Gesetz zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (15. BAföGÄndG) Gesetz zu den Verträgen vom 14. Dezember 1989 des Weltpostvereins Gesetz zu dem Abkommen vom 7. Januar 1991 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken über die Seeschiffahrt Zehntes Gesetz zur Änderung des Luftverkehrsgesetzes Gesetz zu der Vereinbarung vom 8. Oktober 1990 über die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe Zu den zwei letztgenannten Gesetzen hat der Bundesrat folgende Entschließungen gefaßt: Zum Zehnten Gesetz zur Änderung des Luftverkehrsgesetzes Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, im Verlauf der Organisationsprivatisierung der Flugsicherung den Ländern angemessene Mitwirkungsmöglichkeiten bei der Arbeit der neu zu gründenden Flugsicherungs-GmbH einzuräumen. Bislang können die Länder ihre Interessen über drei Mitglieder im Verwaltungsbeirat der Bundesanstalt für Flugsicherung vertreten. Solche Interessen ergeben sich vor allem aus der Tatsache, daß Flugsicherungsmaßnahmen überwiegend im örtlichen Einzugsbereich eines Flughafens durchgeführt werden müssen und daß das Land in der Regel mindestens zur Hälfte Träger des Flughafens ist. Der Bundesrat bittet deshalb die Bundesregierung, im Rahmen der Satzung der Flugsicherungs-GmbH vorzusehen, daß die Länder mindestens zwei Mitglieder in den Aufsichtsrat der GmbH entsenden können. Zum Gesetz zu der Vereinbarung vom 8. Oktober 1990 über die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe Der Bundesrat begrüßt die Verabschiedung des Ratifizierungsgesetzes zur „Vereinbarung vom 8. Oktober 1990 über die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe" (IKSE). Der Bundesrat hatte wegen der Länderzuständigkeiten in Fragen der Gewässerreinhaltung eine qualifizierte Beteiligung der Elbeanliegerländer in der IKSE gefordert. Mit dem Schriftwechsel zwischen dem Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und der Länderarbeitsgemeinschaft zur Reinhaltung der Elbe (Arge Elbe) über die Beteiligung der Länder sieht der Bundesrat seine Interessen als gewahrt an. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 12/1838 Nrn. 3.7, 3.8 Drucksache 12/2101 Nrn. 3.30, 3.32 Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 12/2257 Nr. 3.72
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir gedenken heute des Tages vor 39 Jahren, als Arbeiter in Berlin, in Jena und Görlitz, in Leuna, Schkopau und vielen anderen Industriezentren der damaligen DDR auf die Straße gingen: gegen die Unterdrückung durch das SED-Regime, gegen die Teilung unseres Vaterlandes, für freie Wahlen, für die Achtung der Menschenrechte und für das Recht aller Deutschen auf Selbstbestimmung.
    Dieser friedliche Aufstand wurde von Panzern niedergewalzt. Die Geschichte hat aber jenen recht gegeben, die damals für Freiheit und Einheit demonstrierten.
    Bis vor zwei Jahren wurde der 17. Juni als Tag der Deutschen Einheit begangen. Im wiedervereinigten Deutschland ist Tag der Deutschen Einheit nunmehr der 3. Oktober, an dem wir im Herbst 1990 die staatliche Einheit Deutschlands vollenden konnten.
    Der 17. Juni ist ein Tag der Trauer und der Mahnung, der 3. Oktober ein Tag der Freude und der Zuversicht.
    Bei aller Freude über die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes darf jedoch die Erinnerung an den 17. Juni 1953 nicht verblassen; denn dieser Tag führt uns heute und in Zukunft vor Augen, daß Freiheit und Einheit nichts Selbstverständliches sind, sondern Ziele, für die mutige Menschen schwere Opfer auf sich genommen haben. Er mahnt uns zugleich, nicht nachzulassen in unserem Einsatz für die Achtung der Menschenrechte überall in der Welt.
    Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat bei der Konferenz von Rio deutlich gemacht, daß Deutschland seine Verantwortung in der Welt wahrnimmt und seinen Beitrag zur Lösung der weltweiten Probleme im Bereich von Umwelt und Entwicklung leistet.
    Ich nehme gern heute die Gelegenheit wahr, insbesondere dem Bundesminister Töpfer und dem Parlamentarischen Staatssekretär Repnik, die durch eine ungewöhnlich engagierte und konstruktive Verhandlungsführung zu einem guten Ergebnis beigetragen haben, meinen Respekt und meinen Dank zu bezeugen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir haben in Rio weit mehr erreicht, als von manchen Pessimisten vorausgesagt worden ist. Als positive Ergebnisse der Konferenz von Rio können wir festhalten:
    Erstens. Eine Klimakonvention mit der weltweiten Verpflichtung zur Begrenzung der Treibhausgase.
    Zweitens. Eine Konvention zum Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten.
    Drittens. Eine Erklärung zur nachhaltigen Bewirtschaftung und zum Schutz der Wälder.
    Viertens. Die sogenannte Agenda 21, die die zukünftige entwicklungs- und umweltpolitische Zusammenarbeit auf eine neue Basis stellt.
    Fünftens. Die Erd-Charta mit Grundprinzipien der Umwelt- und Entwicklungspolitik.
    Meine Damen und Herren, von der Konferenz in Rio ist eine Botschaft ausgegangen: die Botschaft der Solidarität, der gleichberechtigten Partnerschaft aller Völker und der gemeinsamen Verantwortung für die eine Welt. Es ist beeindruckend, daß erstmals Staats- und Regierungschefs der Welt über alle Grenzen und Religionen hinweg die Bewahrung der Schöpfung zum gemeinsamen Ziel erklärt haben.
    Ich habe für die Bundesrepublik Deutschland deutlich gemacht, daß wir zur weltweiten Solidarität bereit



    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    sind. Sowohl in den Plenarversammlungen als auch bei den bilateralen Gesprächen mit vielen Staats- und Regierungschefs habe ich für gemeinsames weltweites Handeln geworben. Dabei konnte ich auf unsere nationalen Anstrengungen zum Schutz der Umwelt und auf unseren eigenen Beitrag zur internationalen Entwicklungspolitik hinweisen. Für unseren solidarischen Beitrag — nach der Wiedervereinigung, nach dem Wegfall der Ost-West-Konfrontation — fand ich viel Verständnis und auch Anerkennung.
    Ich habe dargelegt, daß wir Deutschen heute vor drei großen Herausforderungen stehen.
    Erstens. Unsere besondere Solidarität gilt den Menschen in den jungen Bundesländern.
    Zweitens. Unsere Solidarität gehört unseren Nachbarn in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Wir wollen und müssen den demokratischen und wirtschaftlichen Aufbau in diesen Ländern mit Nachdruck unterstützen. Auch dies ist ein Beitrag zur Sicherung unserer eigenen Zukunft.
    Als ein wichtiges Beispiel nenne ich die Sorge um die Sicherheit der Kernkraftwerke in diesen Ländern. Inzwischen kennen wir alle die gravierenden Sicherheitsmängel dieser Anlagen sehr viel genauer. Das kann uns nicht gleichgültig lassen; denn es berührt uns ganz unmittelbar, wie die Erfahrungen mit den Folgen des Reaktorunglücks von Tschernobyl gezeigt haben.
    Es liegt also in unserem eigenen Interesse, einen Beitrag zur Verbesserung der Sicherheit in den Kernkraftwerken Mittel-, Ost- und Südosteuropas zu leisten. Allerdings — dies füge ich hinzu — ist kein westliches Land allein in der Lage, die Last der Verantwortung und die Bereitstellung der hierfür notwendigen Finanzmittel zu schultern.
    Bei dem Weltwirtschaftsgipfel in München werden wir diesen Punkt erörtern. Aber wir wollen und können den unmittelbar betroffenen Staaten, die über solche Anlagen verfügen, die Verantwortung nicht abnehmen. Es muß dabei bleiben, daß jeder Staat für die Sicherheit seiner Kernkraftwerke primär selber verantwortlich ist. Was wir leisten können und wollen, ist auch hier Hilfe zur Selbsthilfe.
    Drittens. Wir schulden Solidarität und Hilfe nicht zuletzt den Menschen in den Entwicklungsländern. Das bezieht sich sowohl auf unmittelbare Hilfe als auch auf die Schaffung von nationalen und internationalen Rahmenbedingungen, die die Entwicklungsländer in die Lage versetzen, an der arbeitsteiligen Weltwirtschaft und damit an der Wohlstandsmehrung teilzunehmen.
    Wir wollen eine umfassende Entwicklungspartnerschaft, die den Willen der Entwicklungsländer und ihre eigene Verantwortung für die Politik stärkt. Wir wollen die ärmeren Länder dabei in einer besonderen Weise unterstützen. Dies gilt auch für Entschuldungsmaßnahmen. Wir werden uns deshalb um ein international abgestimmtes Vorgehen bemühen, damit eine faire Lastenteilung gesichert ist.
    Der Teufelskreis von Armut, Bevölkerungswachstum und Umweltzerstörung muß durchbrochen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Weltweit ist das Problembewußtsein für die Bekämpfung der Armut und die Erhaltung unserer Schöpfung gewachsen. In Rio wurde ein dynamischer Prozeß eingeleitet, der uns bei der Lösung der drängenden Zukunftsfragen der Menschheit voranbringt.
    Die Kräfte, die durch den Abbau des Ost-WestGegensatzes frei werden, sollten nun zur Sicherung der Lebensgrundlagen der gesamten Menschheit genutzt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, in den letzten Wochen ist die Europapolitik, nicht zuletzt auf Grund des Referendums in Dänemark, erneut in den Vordergrund der öffentlichen Diskussion gerückt worden. Das hier und da zu beobachtende Unbehagen an der Entwicklung hat ganz gewiß auch mit dem Tempo der tiefgreifenden Veränderungen in den letzten drei Jahren zu tun.
    Viele treibt die Sorge um, ob wir uns über die deutsche Einheit hinaus mit der Vertiefung und Erweiterung der Gemeinschaft sowie der Hilfe für die Länder Mittel-, Ost- und Südosteuropas nicht zu viel auf die Schultern geladen haben. Ich habe durchaus Verständnis hierfür. Aber ich denke, wir dürfen darüber nicht die langfristigen Ziele und die Richtung der Europapolitik aus den Augen verlieren. Angesichts unserer Interessenlage sowie des europäischen und des internationalen Umfelds gibt es keine vernünftige Alternative zu einer Politik, die unser Land, Deutschland, unwiderruflich in Europa eingliedert.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Die europäische Einigung war, ist und bleibt ein Eckstein der Erfolgsgeschichte unserer Bundesrepublik Deutschland.
    Europa hat Deutschland wie kaum einem anderen Land wirtschaftliche und politische Vorteile gebracht. Wie stark die deutsche Wirtschaft mit Europa verflochten ist, zeigt sich unmißverständlich in einer Zahl: Rund Dreiviertel unserer Exporte gehen heute in den europäischen Wirtschaftsraum. In einem ähnlichen Umfang beziehen wir Waren aus diesen Ländern. Dies bedeutet: Wirtschaft, Wachstum, Arbeitsplätze und Wohlstand in Deutschland sind auf das allerengste mit der Entwicklung in Europa verbunden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nur wenn wir an der europäischen Einigung konsequent festhalten, können wir in Deutschland weiterhin Arbeitsplätze und Wohlstand sichern.
    Unsere erfolgreiche Europapolitik hat letztlich auch ganz entscheidend zur Herstellung der deutschen Einheit beigetragen; denn erst sie hat das Vertrauen geschaffen, das uns in der entscheidenden Stunde die Zustimmung unserer Nachbarn sicherte. Meine Damen und Herren, dies war nicht selbstverständlich; denn es gab und gibt Ängste aus der Vergangenheit, insbesondere die Erinnerung an die Untaten des



    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    Nazi-Regimes, die immer noch in vielen Ländern wach ist.
    Entscheidend war daher, daß wir von Anfang an die deutsche Einheit mit einem klaren Bekenntnis zur europäischen Einigung verknüpft haben. Auch dazu stehen wir uneingeschränkt. Wir wollen deutsche Europäer und zugleich europäische Deutsche sein. Dies ist die wohl wichtigste Lehre aus unserer wechselvollen Geschichte, aber auch und nicht zuletzt aus der geographischen Lage im Zentrum Europas.
    Wir Deutschen würden vor der Geschichte versagen, wenn wir uns jetzt mit der nationalen Einheit begnügten und nicht alles daran setzten, in diesem entscheidenden Abschnitt europäischer Geschichte die Einigung des Kontinents zusammen mit unseren Partnern, insbesondere mit unseren französischen Freunden, weiter voranzubringen.
    Meine Damen und Herren, machen wir uns nichts vor: Mit dem Ende des Ost-West-Konflikts ist eine Klammer weggefallen, die bisher manches zusammengehalten hat. Auch im westlichen Teil Europas sind wir nicht vor der Versuchung gefeit, in nationalistisches Denken zurückzufallen. Es wäre ein historischer und nicht wiedergutzumachender Fehler, wenn Westeuropa angesichts der vor uns liegenden Herausforderungen seine politische und wirtschaftliche Integration verlangsamen oder gar abbrechen würde.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Mit einer solchen Haltung würden wir nicht nur uns selbst, sondern auch ganz Europa schaden; abgesehen davon, daß ein zersplittertes Europa als politischer Faktor in der Welt von heute nicht mehr zählen würde. Nur durch entschlossenes Eintreten für die Verwirklichung der europäischen Einigung können wir Rückfällen in den zerstörerischen Nationalismus vergangener Zeiten vorbeugen. Keine lose zusammengefügte Freihandelszone und auch nicht der Binnenmarkt allein, sondern nur eine starke und geschlossene Europäische Union kann diesen Rückfall verhindern und Sicherheit und Stabilität für ganz Europa garantieren.
    Die großen Herausforderungen, die vor uns allen liegen, können wir nicht im nationalen Alleingang, sondern nur in enger Partnerschaft mit unseren Freunden meistern. Das gilt nicht nur für Wirtschaft, Handel und Technologie. Es gilt insbesondere auch für die Kernfragen der inneren Sicherheit und nicht zuletzt für eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik.
    Daher ist es jetzt wichtig, daranzugehen, die Europäische Union konsequent und unbeirrt zu verwirklichen. Der europäische Zug darf nicht angehalten werden, er muß weiterfahren;

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD)

    denn Stillstand wäre Rückschritt. Dies ist auch der Kern der gemeinsamen Erklärung, die der französische Staatspräsident und ich am 3. Juni abgegeben haben.
    Ich erinnere mich in diesen Tagen immer wieder an das, was Konrad Adenauer 1954 vor der Abstimmung über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft in der französischen Nationalversammlung befürchtete:
    Wenn sie nicht zutande komme, könne es 25 Jahre dauern, bis ein neuer Versuch möglich sein werde. Das war 1954. Maastricht war 1991: Es hat länger gedauert.
    Auch heute gilt: Wein wir in den Jahren nach der deutschen Einheit nicht auch die Europäische Union verwirklichen, besteht das Risiko, daß es noch länger dauert, bis wir erneut eine solche Chance erhalten. Die Bundesregierung wird deshalb den Vertrag von Maastricht ohne Neuverhandlungen den parlamentarischen Gremien zur Ratifizierung vorlegen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Für uns ist es selbstverständlich, daß für Dänemark die Tür zur Europäischen Union offenbleiben muß. Allerdings muß Dänemark seinen Partnern rechtzeitig klar und deutlich sagen, was es selber will. Ich verkenne nicht, daß sich, falls Dänemark sich endgültig für ein Fernbleiben entscheiden sollte, schwierige Rechtsfragen stellen.
    Entscheidend ist jetzt, daß wir gemeinsam mit unseren Partnern unseren politischen Willen deutlich gemacht haben, daß wir den Vertrag von Maastricht wie vorgesehen ratifizieren und in Kraft setzen wollen.
    Zugleich treten wir dafür ein, die Beitrittsverhandlungen mit Österreich, Schweden, Finnland und der Schweiz Anfang 1993 aufzunehmen und sie beschleunigt abzuschließen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Selbstverständlich ist uns auch Norwegen, sofern es dies wünscht, in der Gemeinschaft herzlich willkommen.
    Meine Damen und Herren, wer vom Vertrag von Maastricht einen perfekten Bauplan für die Europäische Union erwartet hat, mißversteht den Charakter des europäischen Integrationsprozesses. Die Europäische Union läßt sich eben nicht mit einigen Federstrichen am Reißbrett entwerfen, sondern sie muß, aufbauend auf den Erfahrungen ihrer Mitglieder, Schritt für Schritt entwickelt werden.
    Dies war von Anfang an die Grundlage und letztlich das Erfolgsgeheimnis der europäischen Integration von der Gründung der Montanunion über die Römischen Verträge und das Europäische Währungssystem bis hin zur Einheitlichen Akte und zuletzt zum Vertrag von Maastricht. Ich füge hier ausdrücklich hinzu: Dies war auch die Politik aller Bundesregierungen seit 1949.
    Wir können mit Recht darauf hinweisen, daß dieser Vertrag in seinen wesentlichen Bereichen unsere Handschrift trägt und daß unsere Interessen voll berücksichtigt werden. Dies gilt insbesondere für die Wirtschafts- und Währungsunion. Wir haben in Maastricht einen Vertrag unterschrieben, der der künftigen europäischen Währung eine sichere Stabilitätsgrundlage gibt.
    Die Verwirklichung der Wirtschafts- und Währungsunion setzt voraus, daß sich alle Teilnehmer — das gilt natürlich auch für uns selbst — zu einer



    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    klaren „Stabilitätskultur" im Hinblick auf Inflation, Zinsen und Haushaltspolitik verpflichten.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Das wird aber Zeit!)

    — Ich bin froh über Ihren positiven Zuspruch.
    An die Adresse derjenigen, die daran zweifeln, daß dies durchgesetzt werden kann, sage ich klar und unmißverständlich: Mit uns wird es keine Aufweichung der Stabilitätsbedingungen geben.
    Nur diejenigen Mitgliedstaaten können an der Endstufe der Wirtschafts- und Währungsunion teilnehmen, die durch ihre Politik den dauerhaften Willen und die Fähigkeit zur Stabilität gemäß den in Maastricht vereinbarten Bedingungen unter Beweis gestellt haben.
    Meine Damen und Herren, gleichzeitig haben wir in Maastricht gegen manchen Widerstand die Verankerung eines klar formulierten Subsidiaritätsprinzips und damit die Entwicklung hin zu einem föderalen Europa durchgesetzt.
    Ich setze mich dafür ein, daß wir zu einer vernünftigen und angemessenen Fortschreibung der Beteiligung der Bundesländer in Fragen der Europäischen Union kommen. Die Arbeiten an entsprechenden Grundgesetzänderungen sind schon weit fortgeschritten. Wir wollen ein föderal verfaßtes Deutschland in einem föderal gegliederten Europa.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die europäischen Behörden müssen sich entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip klar auf das beschränken, was auf europäischer Ebene unbedingt geregelt werden muß; nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dieses Prinzip bedeutet eine unmißverständliche Absage an ein zentralistisches Europa, an einen bürokratischen Moloch.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Europäische Gemeinschaft muß sich deutlicher als bisher darauf konzentrieren, die grundlegende Ausrichtung in wesentlichen Bereichen gemeinsamen Interesses festzulegen. Dies liegt im Interesse sowohl der Bürger als auch der eigenen Handlungsfähigkeit der Gemeinschaft.
    Dies bedeutet auch, daß wir das, was die Gemeinschaft in den vergangenen Jahrzehnten an Regelungen geschaffen hat, immer wieder kritisch überprüfen müssen.
    In Brüssel — ich füge hinzu: aber sicher auch in den nationalen Verwaltungen; ich schließe uns nicht aus — sind wir in der Vergangenheit oft zu perfektionistisch und oft zu bürokratisch vorgegangen. Natürlich brauchen wir in der Europäischen Gemeinschaft faire Wettbewerbsbedingungen. Aber das bedeutet nicht, daß dort alles und jedes bis ins kleinste Detail geregelt werden muß.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich habe daher gemeinsam mit anderen Kollegen für
    den Europäischen Rat in Lissabon angeregt, auch über
    diese Frage zu sprechen, vor allem darüber, wie der
    Grundsatz der Subsidiarität noch besser zum Tragen kommen kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir wollen ein Europa, das von dem Reichtum seiner kulturellen und sprachlichen Vielfalt, von den Erfahrungen und Traditionen seiner Mitglieder getragen wird, ein Europa, das nationale und regionale Identitäten schützt, ein Europa, das den notwendigen Freiraum läßt. Eine künftige Europäische Union ist eben kein Schmelztiegel, in dem die nationalen Identitäten aufgehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Die Europäische Union, die wir uns wünschen, ist ein gemeinsames Dach, unter dem wir, ob Deutsche oder Franzosen oder Italiener, unsere Identität behalten. Nur so wird dieses Europa lebensfähig sein. Nur so wird es von unseren Bürgern akzeptiert. Nur so wird es eine Zukunft haben, und dies wünschen wir.
    Vor 20 Monaten haben wir die staatliche Einheit Deutschlands vollendet. Viele Erwartungen haben sich in dieser Zeit erfüllt. Aber es hat auch Rückschläge und Enttäuschungen gegeben. Manches wird eben länger dauern; entsprechend höher ist auch der Transferbedarf an finanziellen Ressourcen von West nach Ost.
    Wer heute den Weg betrachtet, den wir seit dem 3. Oktober 1990 zurückgelegt haben, sollte sich die Ausgangslage noch einmal in Erinnerung rufen. Inzwischen wissen wir, daß die DDR 1989 vor dem Ruin stand. Sie war praktisch zahlungsunfähig und hatte aus eigener Kraft keinerlei Zukunftschancen mehr.
    Im Herbst 1989 war das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt in diesem Gebiet nur geringfügig höher als vor dem Zweiten Weltkrieg. Es war etwa ebenso hoch wie in der Bundesrepublik im Jahre 1954. Die Mißwirtschaft des SED-Regimes hatte die Betriebe der DDR international wettbewerbsunfähig gemacht und — schlimmer noch — alle Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Aufschwung systematisch vernichtet. Der selbständige Mittelstand war ausgeschaltet und enteignet worden; die Planwirtschaftler hatten industrielle Monostrukturen geschaffen, die nur dank der künstlichen Arbeitsteilung im RGW lebensfähig waren.
    Noch bei Abschluß des Vertrages über die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion , d. h. vor zwei Jahren — man muß sich das immer wieder in Erinnerung rufen —, gingen alle Fachleute davon aus, daß das Vermögen der DDR ausreichen würde, den Staatshaushalt der DDR zu sanieren, die wirtschaftliche Umstrukturierung zu finanzieren sowie den Sparern zu einem späteren Zeitpunkt sogar noch einen Anteil am volkseigenen Vermögen zu gewähren.

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: So war das!)

    Ich will das angesichts der Diskussion dieser Tage in Erinnerung rufen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)




    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    Damit hier kein Zweifel aufkommt: Das war auf allen Seiten der deutschen Politik gängige Meinung. Manch einer, der sich heute anders äußert, dachte damals genauso.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Ach was!)

    — Sie werden nicht behaupten wollen, daß Sie bei den Verhandlungen vor zwei Jahren etwas anderes gesagt hätten. Diejenigen, die das jetzt bei Ihnen behaupten, sollen aufstehen und sagen, wann sie das vor zwei Jahren gesagt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Sie werden ertragen müssen, daß man nach zwei Jahren daran erinnert, daß wir in dieser Frage eine gemeinsame Einschätzung hatten, obwohl sie sich jetzt als falsch erweist. Auch das ist wahr.

    (Dr. Norbert Wieczorek [SPD]: Sie wollten doch die Kritiker nicht hören!)

    — Sie glauben doch wohl selbst nicht, was Sie da sagen. Sie haben bei den Verhandlungen doch mit am Tisch gesessen.

    (Dr. Norbert Wieczorek [SPD]: Was ist denn bei der Währungsunion und beim Transferrubel gesagt worden?)

    Inzwischen ist unübersehbar, daß das Vermögen der DDR von allen Beteiligten beträchtlich überschätzt wurde.
    Als eine weitere schwere Belastung erwies sich die jahrzehntelange Vernachlässigung von Wohnungen, Straßen, Schienenwegen, Telefonen und jeglicher Infrastruktur, die für den wirtschaftlichen Aufschwung unabdingbar sind.
    Heute wissen wir aus den damals geheimen SED-Papieren, daß die SED die Kredite aus dem Westen nicht für notwendige Investitionen verwendete. Wesentliche Teile der Kreditmittel wurden gezielt auf Konten im Ausland deponiert, um die zunehmende Zahlungsunfähigkeit des DDR-Regimes zu verschleiern und weitere Kreditfähigkeit vorzutäuschen.
    Es wurde gleichzeitig ein unvorstellbarer Raubbau an der Natur betrieben, der uns heute vor enorme Rekultivierungs- und Sanierungsaufgaben stellt.
    Meine Damen und Herren, diese schwierige Ausgangslage wurde zusätzlich belastet durch den weitgehenden Zusammenbruch des Osthandels. Wir sind — und auch das war einmal gemeinsame Meinung — im Einklang mit allen Experten im Herbst 1990 davon ausgegangen, daß die Ostexporte aus den neuen Bundesländern zu einem wesentlichen Teil erhalten werden könnten, auch wenn sie nicht mehr die frühere Höhe von 30 Milliarden DM erreichen würden.

    (Werner Schulz [Berlin] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glauben Sie doch selbst nicht!)

    Es ist in diesen Tagen gerade erst ein Jahr her, daß mir Präsident Michail Gorbatschow bei unserer Begegnung in Kiew noch Käufe in Höhe von 20 Milliarden DM zugesagt hat. Im Gefolge der tiefgreifenden Veränderungen in der ehemaligen Sowjetunion erreichen wir heute nicht annähernd diese Zahl.
    Wir alle müssen uns die Frage stellen, ob diesen veränderten Rahmenbedingungen immer ausreichend Rechnung getragen wird. Dies gilt übrigens auch für die Lohnpolitik. So sind die Lohnkosten für die Betriebe dramatisch gestiegen, während Umsätze und Produktivität weit dahinter zurückgeblieben sind. Dies geht zu Lasten von Arbeit und Beschäftigung. Und es ist auch wahr, daß es ein Hemmnis ist für Investoren, zu einem stärkeren Engagement zu kommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn man sich an diese Tatsachen erinnert, kann man erst ermessen, welche Fortschritte trotz allem seit dem 3. Oktober 1990 bereits erreicht wurden. Alle Experten rechnen für dieses Jahr mit einem realen Wachstum in der Größenordnung von plus 10 % in den neuen Bundesländern. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen sind deutlich nach oben gerichtet. Es ist erkennbar, daß der Aufschwung Ost begonnen hat. Aber er muß natürlich noch an Breite gewinnen.
    In der Politik der Treuhandanstalt gewinnt die Sanierungsaufgabe zunehmend an Gewicht, und wir wollen dies auch so. Die Treuhandanstalt unterstützt ihre sanierungsfähigen Unternehmen aktiv bei der Umstrukturierung. Sanierung und Privatisierung greifen ineinander.
    Die Verbesserung der Infrastruktur — das ist wichtig für den Aufschwung — ist in vollem Gange. Je Einwohner liegen die öffentlichen Investitionen in Ostdeutschland um 30 % über dem Niveau der westdeutschen Länder. In diesem Jahr wird die Telekom 600 000 neue Telefonanschlüsse einrichten. Das ist mehr als in zehn Jahren in der ehemaligen DDR.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Gesamtinvestitionen für die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur in den neuen Bundesländern betragen in diesem Jahr über 14 Milliarden DM. Schwerpunkt für die kommenden Jahre sind die 17 „Verkehrsprojekte Deutsche Einheit" mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 56 Milliarden DM.
    Die privaten Investitionen nehmen zwar ebenfalls deutlich zu, aber sie liegen — dies füge ich hinzu — immer noch spürbar unter dem Niveau der westlichen Länder. Es gibt für mich keinen Zweifel, daß verstärkte Investitionen der Schlüssel für den wirtschaftlichen Aufschwung sind und bleiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Bundesregierung setzt deshalb klare Prioritäten bei der weiteren Verbesserung der Investitionsbedingungen in den neuen Bundesländern sowie in der Wirtschaftsförderung. Wir werden auf der Kabinettssitzung im Zusammenhang mit der Entscheidung zum Bundeshaushalt 1993 am 1. Juli 1992 die dazu notwendigen Beschlüsse fassen.
    Niemand darf jedoch übersehen: Keine noch so großzügige staatliche Investitionsförderung kann den Lohnkostennachteil ostdeutscher Betriebe ausgleichen. Ich weiß, wie schwierig es insbesondere für die



    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    Gewerkschaften ist, bei ihren Mitgliedern für einen behutsameren Lohnanpassungsprozeß zu werben. Ich weiß dies nicht zuletzt aus den Erfahrungen der letzten Stunden und der Diskussion um den öffentlichen Dienst in den neuen Bundesländern. Aber ich bin mir auch sicher: Viele Arbeitnehmer, die um ihren Arbeitsplatz bangen, wären durchaus damit einverstanden, den Angleichungsprozeß an das westliche Lohnniveau ein wenig zu strecken, wenn dadurch die Überlebenschance ihres Betriebes und die Sicherheit ihrer eigenen Arbeitsplätze erhöht werden könnten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Denn der Arbeitsplatz bedeutet für die meisten mehr als nur den Anspruch auf Entlohnung. Viele Menschen finden in ihrer Beschäftigung zugleich Selbstbestätigung und soziale Anerkennung. Langjährige Betriebszugehörigkeit bedeutet auch die Geborgenheit in einem stabilen sozialen Umfeld und damit immer ein Stück persönliche Sicherheit.
    Wir verstehen die Sorgen der Menschen sehr gut, die um ihren Arbeitsplatz bangen.

    (Widerspruch bei der SPD)

    — Meine Damen und Herren, meinen Sie wirklich, daß es dem Thema entspricht, wenn wir gegenseitig die gute Absicht des anderen bezweifeln?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Es mag sein, daß wir, wenn es um die Wege dorthin geht, unterschiedlicher Meinung sind. Aber ich finde es völlig inakzeptabel, wenn wir einander absprechen, daß wir gerade die Sorgen unserer Landsleute in den neuen Ländern sehr, sehr ernst nehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und dér F.D.P. — Manfred Opel [SPD]: Das tut doch keiner!)

    Ich wünsche mir zu diesem Thema eine Debatte, in der jedenfalls der gute Wille und das gemeinsame Wollen nicht in Frage gestellt werden.
    Ich sage es noch einmal: Ich verstehe die Sorgen der Menschen sehr gut, die um ihren Arbeitsplatz bangen. Besonders die älteren Arbeitnehmer sowie alleinstehende Frauen mit Kindern haben es schwer, aus Arbeitslosigkeit in die Beschäftigung zurückzufinden. Mit unserer aktiven Arbeitsmarktpolitik, die von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen über Qualifizierungsangebote bis zum Altersübergangsgeld reicht, helfen wir gerade auch diesem Personenkreis.
    In den alten Bundesländern muß das Verständnis noch zunehmen, wie schwierig die Zeit des Übergangs im Osten Deutschlands für die meisten Bürger ist. Der Weg, der im Westen im Laufe einer Generation zurückgelegt wurde, muß im Osten Deutschlands innerhalb weniger Jahre geschafft werden. Dies erfordert eine Bereitschaft und Fähigkeit zur Umstellung, die wir gar nicht hoch genug einschätzen können und zu der viele im Westen selbst unter sehr viel günstigeren Umständen wohl nicht mehr bereit wären.
    In diesen Tagen, meine Damen und Herren, erinnere ich mich oft an die Diskussion um Rheinhausen vor wenigen Jahren. Wenn ich mir noch einmal überlege, was damals im Zusammenhang mit der Verlegung von Arbeitsplätzen um eine Distanz von nur 9 km an öffentlicher Diskussion ablief, dann
    wundere ich mich schon über manche Stimme des Unverständnisses in den alten Bundesländern angesichts der Sorgen unserer Landsleute in den neuen Bundesländern.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Wir alle wollen den Aufschwung Ost. Dazu brauchen wir eine stabile Wachstumsgrundlage im Westen. In den alten Bundesländern ist die Konjunktur nach dem wiedervereinigungsbedingten Wachstumsschub in eine ruhigere Phase eingetreten. Im ersten Vierteljahr 1992 betrug das Wachstum plus 1,8 %, begünstigt durch eine Reihe von Sonderfaktoren. Schon für das zweite Halbjahr dürfen wir nach meiner Überzeugung wieder eine lebhaftere Wirtschaftsentwicklung erwarten.
    Wir müssen uns jedoch darüber im klaren sein: Zusätzliche Lasten für die westdeutsche Wirtschaft würden nach den hohen Lohnabschlüssen dieses Frühjahres die Konjunktur ernsthaft gefährden. Deshalb lassen sich die öffentlichen Transfers in die neuen Bundesländer auch nicht ohne Gefahr für Stabilität und Beschäftigung weiter steigern.
    In diesem Jahr fließen nach Abzug der Steuereinnahmen netto rund 140 Milliarden DM aus öffentlichen Kassen in die neuen Bundesländer. Dies entspricht in etwa dem gesamten erwarteten Zuwachs des Bruttosozialproduktes in diesem Jahr.
    Die Hauptlast der Finanzierung trägt der Bund. Etwa jede vierte D-Mark aus dem Bundeshaushalt wird zugunsten der neuen Bundesländer verwendet. Wir stehen zu dieser großen Kraftanstrengung und verteidigen sie auch gegenüber denjenigen in den alten Bundesländern, die dies als Last und unzumutbare Opfer beklagen.
    Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß die Menschen in den neuen Bundesländern viel in das vereinte Deutschland einbringen, nicht zuletzt in kultureller und menschlicher Hinsicht. Ihre Impulse und ihr Engagement können dazu beitragen, manche über Jahre gewachsene Verkrustungen in der alten Bundesrepublik zu überwinden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn der wirtschaftliche Aufbau in den neuen Bundesländern weiter vorangekommen sein wird, werden von dort aus auch wesentliche Impulse für die internationale Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Standorts Deutschland ausgehen. Wie nötig wir diese Impulse brauchen, zeigt die gegenwärtige Standortdebatte in unserem Land.
    Wenn wir als eine der größten Welthandelsnationen weiter auf Erfolgskurs bleiben wollen, müssen wir uns dem internationalen Wettbewerb stellen, und zwar ohne Wenn und Aber. Deshalb müssen wir bei uns die Standortdiskussion offensiv, zukunftsgerichtet und vor allem ohne Wehklagen führen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dabei muß sich jeder darüber im klaren sein: Es ist unsere — im übrigen gemeinsame — freie Entscheidung, daß wir uns die höchsten Arbeitskosten, die

    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    kürzeste Arbeitszeit und das dichteste soziale Netz leisten. Dafür müssen an anderer Stelle Kosten gespart oder Wege gefunden werden, um die Produktivität erheblich schneller zu erhöhen, als es die Konkurrenz schafft.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Gelingt dies nicht, geraten Arbeitsplätze und natürlich Einkommen und damit auch soziale Sicherheit in Gefahr.
    Diese Probleme sind in der alten Bundesrepublik entstanden und haben nichts, aber auch gar nichts mit dem Thema Wiedervereinigung zu tun. Wir müßten sie auf alle Fälle lösen, auch wenn es die Wiedervereinigung nicht gegeben hätte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    In vielen Ländern der Welt, nicht zuletzt in Europa, werden ungeachtet der parteipolitischen Ausrichtung der jeweiligen Regierung die Rahmenbedingungen für Unternehmensinvestitionen verbessert; denn die Investitionen von heute sind Arbeitsplätze und Einkommen von morgen. Deshalb bleibt auch bei uns die Fortsetzung der Unternehmensteuerreform vordringlich. Dabei geht es überhaupt nicht um Steuergeschenke für wenige, sondern um Beschäftigungs- und Einkommenschancen für alle.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deshalb wollen wir bis zum Ende dieses Jahres den Beschluß über die zweite Stufe der Unternehmensteuerreform fassen; denn wichtig ist: Zu Beginn des Europäischen Binnenmarktes am 1. Januar 1993 müssen die Unternehmen verläßliche Kalkulationsgrundlagen haben. Dies wird selbstverständlich auch im Gespräch mit den Bundesländern und nicht zuletzt mit den Kommunen zu geschehen haben.
    Auch die Regierungen unserer Partner in der EG bereiten ihre Länder durch entsprechende Reformen auf den Binnenmarkt vor. Unabhängig von der jeweiligen parteipolitischen Orientierung — ich sage es noch einmal — steht für sie alle dabei die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit im Vordergrund.
    Jenseits aller kurzfristigen Kostenaspekte — so wichtig diese auch immer sind — hängt die Zukunftsfähigkeit des Standortes Deutschland auch von einer Reihe ganz anderer Faktoren ab. Dazu gehören — ich nenne dies an erster Stelle — die kulturelle Vielfalt, Spitzenleistungen in Wissenschaft und Technik sowie eine leistungsfähige Infrastruktur und Verwaltung. Diese Stärken des Standorts Deutschland müssen wir bewahren und fortentwickeln.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Entscheidend ist auch, daß wir uns rechtzeitig auf die deutlich zu beobachtenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen einstellen. Das gilt auch für die dramatischen Verschiebungen im Altersaufbau der Bevölkerung unseres Landes. Als Folge einer der niedrigsten Geburtenraten in der Welt und der erfreulicherweise weiter ansteigenden Lebenserwartung kehrt sich die Bevölkerungspyramide in unserem Land der Tendenz nach um. Derzeit liegt der Anteil der über 60jährigen an der Gesamtbevölkerung bereits bei über 20 %, und er steigt weiter. Schon heute leben in Deutschland über 3 Millionen Menschen im Alter von über 80 Jahren.
    Dies alles verlangt Vorsorge in unserem Sozial- und Gesundheitssystem. Wer die Entwicklung betrachtet, erkennt: Die Pflegeversicherung ist eben kein Luxus, sondern eine dringende Notwendigkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. — Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren von der SPD, ich bin eigentlich erstaunt darüber, daß Sie sich zu diesem Thema überhaupt zu Wort melden;

    (Lachen bei der SPD)

    denn es gibt niemanden in diesem Haus, der weniger Berechtigung hätte, sich dazu zu äußern, als Sie. Diese demographische Entwicklung war schon in den Jahren von 1969 bis 1982 klar erkennbar. Sie haben nichts, aber auch gar nichts getan.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Widerspruch bei der SPD)

    — Es hat doch keinen Sinn, daß Sie die Tatsachen durch Geschrei aus der Welt schaffen wollen. Ihre Erregung zeigt doch nur, daß Sie genau wissen, daß Sie in dieser Frage total versagt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Lachen bei der SPD Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Das ist das einzige, was sie können!)

    Ich habe für die Bundesregierung in der Regierungserklärung zu Beginn dieser Legislaturperiode festgestellt, daß wir in dieser Legislaturperiode die notwendige Gesetzgebung zur Pflegeversicherung durchsetzen werden. Genau dies werden wir tun.
    Soziale Leistungen müssen sich immer auf wirtschaftliche Leistungsfähigkeit gründen. Auch hier werfen die Tatsachen Fragen auf, denen sich niemand entziehen kann. Wir haben heute — im Vergleich zu anderen Ländern in der Europäischen Gemeinschaft extrem lange Ausbildungszeiten im akademischen Bereich.

    (Klaus Beckmann [F.D.P.]: Leider wahr!)

    Wir haben ein Renteneintrittsalter von durchschnittlich unter 59 Jahren.

    (Zuruf von der SPD: Warum?)

    Wir haben mit 37,7 Stunden die kürzeste Wochenarbeitszeit aller Industrieländer und als Folge kurzer Wochenarbeitszeiten und langen Urlaubs eine Jahresarbeitszeit von rund 1 500 Stunden. Das ist wesentlich weniger als in vergleichbaren Ländern in Europa und in der Welt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Diese Bilanz wird nicht etwa durch längere Maschinenlaufzeiten in unseren Betrieben ausgeglichen. Sie wissen alle, daß wir auch in dieser Frage mit das Schlußlicht bilden. Das sind doch Tatsachen, die ungeachtet aller parteipolitischen Überlegungen und ungeachtet der Frage, ob jemand eher auf der Seite der Gewerkschaften oder eher auf der Seite der Industrie steht, von jedem erkannt werden. Ich weiß



    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    aus Gesprächen mit vielen wichtigen Repräsentanten der deutschen Gewerkschaftsbewegung, daß sie genauso wie ich und andere sehen, daß hier ein Problemberg auf uns zukommt, den wir angehen müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deswegen bin ich überzeugt, daß die Sicherung unserer Zukunft verlangt — und zwar von allen Verantwortlichen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft —, jetzt die Kraft und den Mut aufzubringen, die notwendigen Weichenstellungen vorzunehmen.
    Deutsche Einheit, europäische Einigung, der Zusammenbruch des kommunistischen Systems und der Aufbau von Demokratie und marktwirtschaftlicher Ordnung in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, vor allem aber auch der Aufbau in den neuen Bundesländern, sind für uns vor allem eine großartige Chance und die Herausforderung unserer Generation schlechthin.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir haben jetzt die einmalige Chance, am Ende dieses Jahrhunderts Frieden und Freiheit für ganz Europa auf Dauer zu sichern. Wir wollen und werden diese Chance nutzen zum Wohle kommender Generationen, weil dies unsere Pflicht vor der Geschichte ist.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich erteile jetzt dem Abgeordneten Klose das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Ulrich Klose


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Gipfel in Rio ist gelaufen. Das Ergebnis ist mager. Das ist nicht zuallererst die Schuld der Bundesregierung. Sie haben sich bemüht, Herr Bundeskanzler; Herr Kollege Töpfer, Sie auch. Das soll anerkannt werden.
    Wer allerdings international erfolgreich sein will, muß zu Hause das tun, was nötig und möglich ist. Deutschlands Rolle in der Welt definiert sich über Deutschland, über die Figur, die wir zu Hause machen. Global denken, lokal handeln: Herr Bundeskanzler, dieses Motto sollten Sie sich zu eigen machen. Die Betonung liegt auf „handeln".

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS/Linke Liste)

    Daß es hier Defizite gibt, haben Sie, Herr Bundeskanzler, und andere Redner auf Ihrem kleinen Parteitag selber bestätigt. Sie haben sich selbst zum Handeln aufgerufen. Wie schön. Mit verbalen Zusagen ist es aber nicht getan. Tun Sie endlich etwas, und fangen Sie in Deutschland an.

    (Beifall bei der SPD)

    Im übrigen helfen Ihnen Hinweise auf die Verhaltensweise anderer in der Vergangenheit heute nicht weiter, Herr Bundeskanzler. Wir leben in der Gegenwart, und Sie stellen gegenwärtig die Bundesregierung. Es ist Ihre Pflicht, zu handeln.
    Herr Bundeskanzler, Sie wissen so gut wie wir alle: Die Stimmung in Deutschland ist nicht gut — um es vorsichtig zu formulieren. Die Stimmung ist im Osten
    und im Westen gleichermaßen gedrückt. Die Menschen im Osten erleben die deutsche Einheit immer noch als Akt der Befreiung. Das ist sie ja auch: eine Befreiung, die die Menschen dort zuallererst sich selbst zu danken haben. Die Menschen dort haben das kommunistische Regime in einer unblutigen Revolution beinahe über Nacht beiseite gefegt; eine große historische Leistung. Der Stolz, der sich damit verbindet, darf den Menschen im Osten nicht genommen werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber er wird ihnen genommen, wenn sie immer deutlicher das Gefühl haben müssen, daß ihnen die westdeutsche Ordnung einfach übergestülpt wird und — schlimmer noch — daß sie zu kollektiven Sozialhilfeempfängern der Westdeutschen werden.
    Für den Prozeß der Ernüchterung, der Enttäuschung und der Verbitterung, der in den neuen Ländern nicht durchweg — das gebe ich zu —, aber doch sehr verbreitet anzutreffen ist, sind Sie verantwortlich, Herr Bundeskanzler. Ihr Wort von den blühenden Landschaften, Ihr Versprechen, keinem werde es schlechter gehen, vielen besser, ist schal und bitter geworden.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich habe nichts gegen Optimismus. Politiker sind ja von Amts wegen zu einem Mindestmaß an Optimismus geradezu verpflichtet.

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Vor allen Dingen, wenn sie Vorsitzender der SPD-Fraktion sind!)

    Wenn aber Optimismus in Schönfärberei umschlägt, empfindet es manch einer, vor allem in den ostdeutschen Ländern, wie Hohn.

    (Beifall bei der SPD)

    Natürlich geht es vielen materiell besser, Herr Bundeskanzler, und vieles hat sich zum Positiven verändert. Was aber antworten Sie konkret der alleinerziehenden Mutter, zweite Hälfte 40, arbeitslos, wenn sie nach ihren Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt fragt? Genügt der Hinweis auf das soziale Netz? Nein, Herr Bundeskanzler, das genügt nicht. Diese Frau und die vielen älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehören zu den Verlierern. Es ist Ihre Aufgabe, eine Aufgabe der Regierung, ihnen gleichwohl eine Perspektive anzubieten.
    Arbeitsmarktpolitische Angebote — nicht das beste, aber vielfach doch das einzig mögliche Angebot — dürfen nicht abgebaut, sondern müssen beibehalten und ausgeweitet werden.

    (Beifall bei der SPD)