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    Plenarprotokoll 12/93 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 93. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 20. Mai 1992 Inhalt: Dank an den ausgeschiedenen Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher und Glückwünsche für den neuen Bundesaußenminister Dr. Klaus Kinkel 7571 C Begrüßung des Präsidenten des Europäischen Parlaments, Dr. Egon Klepsch . . . 7571 D Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeordneten Gudrun Weyel 7572 A Wahl der Abgeordneten Dr. Hedda Meseke als ordentliches Mitglied in den Wahlprüfungsausschuß für den ausgeschiedenen Abgeordneten Horst Eylmann 7572A Erweiterung der Tagesordnung 7572 A Absetzung des Punktes 7 — Änderung des Treuhandgesetzes — von der Tagesordnung 7572C Nachträgliche Überweisung eines Antrages an den Verkehrsausschuß . . . . 7572C Begrüßung einer Delegation des ungarischen Parlaments 7609 C Bestimmung des Abgeordneten Eduard Oswald als stellvertretendes Mitglied im Vermittlungsausschuß für den ausgeschiedenen Abgeordneten Rudolf Kraus 7660D Tagesordnungspunkt 1: Eidesleistung eines Bundesministers Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 7571 A Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 7571 B Zur Geschäftsordnung Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 7572 D Petra Bläss PDS/Linke Liste 7573 A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU 7573 B Tagesordnungspunkt 4: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Vorbereitung der VN-Konferenz „Umwelt und Entwicklung" vom 3. bis 14. Juni 1992 in Rio de Janeiro b) Beratung des Ersten Berichts der Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre" zum Thema Klimaänderung gefährdet globale Entwicklung Zukunft sichern — Jetzt handeln gemäß Beschluß des Deutschen Bundestages vom 25. April 1991 (Drucksachen 12/419, 12/2400) c) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P.: Klimaveränderung gefährdet globale Entwicklung (Drucksache 12/2551) d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Klaus-Dieter Feige, Werner Schulz (Berlin) und der Gruppe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Sofortverbot von ozonschädigenden Substanzen (Drucksache 12/2072) e) Beratung des Antrags der Abgeordneten Monika Ganseforth, Michael Müller (Düsseldorf), Dr. Liesel Hartenstein, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Schutz der Ozonschicht und der Atmosphäre (Drucksache 12/2121) II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 93. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Mai 1992 f) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrich Klinkert, Dr. Christian Ruck, Anneliese Augustin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Gerhart Rudolf Baum, Josef Grünbeck, Birgit Homburger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Vor der VN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) 1992: Durch globale Umwelt- und Entwicklungspartnerschaft die Schöpfung bewahren zu dem Antrag der Abgeordneten Dieter Schanz, Brigitte Adler, Robert Antretter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: VN-Konferenz Umwelt und Entwicklung 1992 zu dem Antrag der Abgeordneten Konrad Weiß (Berlin) und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kongreß der Vereinten Nationen zu Umwelt und Entwicklung 1992 (Drucksachen 12/2489, 12/1652, 12/2298, 12/2587) g) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über ihre laufenden Aktivitäten zur Tropenwalderhaltung und zum Stand der Umsetzung der genannten Schutzmaßnahmen auf internationaler, EG-weiter und nationaler Ebene und darüber hinaus über die Entwicklung auf dem Gebiet des Schutzes der tropischen Wälder, sowie Stellungnahme zu den Empfehlungen der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre" zum Schutz der tropischen Wälder zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Liesel Hartenstein, Brigitte Adler, Hermann Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Klimaschutz durch Maßnahmen zur Tropenwalderhaltung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Liesel Hartenstein, Hermann Bachmaier, Friedhelm Julius Beucher, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Importverbot für Tropenhölzer aus Primärwäldern (Drucksachen 12/1831, 12/921, 12/2109, 12/2598) h) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Beschluß der Bundesregierung zur Reduzierung der energiebedingten CO2-Emissionen in der Bundesrepublik Deutschland auf der Grundlage des Zweiten Zwischenberichts der Interministeriellen Arbeitsgruppe „CO2-Reduktion" (IMA CO2-Reduktion) (Drucksache 12/2081) i) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Michael Müller (Düsseldorf), Friedhelm Julius Beucher, Klaus Daubertshäuser, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Umwelt und Entwicklung, Politik für eine „nachhaltige Entwicklung" (Drucksachen 12/1278, 12/2286) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die Luftverschmutzung durch Ozon (Drucksachen 12/1339 Nr. 2.17, 12/2577) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Liesel Hartenstein, Hermann Bachmaier, Friedhelm Julius Beucher, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Aufnahme gefährdeter Tropenholzarten in das Washingtoner Artenschutzabkommen (Drucksachen 12/2095, 12/2614) Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler 7575 B Harald B. Schäfer (Offenburg) SPD . . 7579 A Ulrich Klinkert CDU/CSU 7582 B Dr. Gregor Gysi PDS/Linke Liste . . . 7583 D Gerhart Rudolf Baum F.D.P 7585 C Ulrike Mehl SPD 7587 A Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7588B, 7622 A Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (zur GO) 7590 C Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU 7591 A Dr. Kurt Faltlhauser CDU/CSU . . . 7592 C Dr. Ingomar Hauchler SPD 7593 D Joseph Fischer, Minister des Landes Hessen 7595 D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU . 7598 B Dr. Liesel Hartenstein SPD 7600 D Martin Grüner F.D.P. 7601 C Dr. Ingomar Hauchler SPD 7601 D Marita Sehn F.D.P 7602 D Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 7604 C Hans-Peter Repnik, Parl. Staatssekretär BMZ 7606B Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 93. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Mai 1992 III Dr. Liesel Hartenstein SPD 7607 D Martin Grüner F.D.P 7608A Monika Ganseforth SPD 7608B Monika Ganseforth SPD 7609 C Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 7611A Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 7612C Burkhard Zurheide F D P 7614 B Hans Wallow SPD 7616B Dr. Peter Paziorek CDU/CSU 7617 B Dieter Schanz SPD 7619A Dr. Christian Ruck CDU/CSU 7620 C Klaus Harries CDU/CSU . . . . . . . 7623 C Tagesordnungspunkt 2: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wohnungseigentumsgesetzes (Drucksache 12/2505) b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Deutschen Richtergesetzes (Drucksache 12/2507) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die elektromagnetische Verträglichkeit von Geräten (Drucksache 12/2508) d) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Wohngeld- und Mietenbericht 1991 (Drucksache 12/2356) 7625 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des von den Abgeordneten Inge Wettig-Danielmeier, Uta Würfel, Dr. Hans de With, Gerhart Rudolf Baum, Susanne Rahardt-Vahldieck, Dr. Wolfgang Ullmann und weiteren Abgeordneten eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz des vorgeburtlichen/ werdenden Lebens, zur Förderung einer kinderfreundlicheren Gesellschaft, für Hilfen im Schwangerschaftskonflikt und zur Regelung des Schwangerschaftsabbruchs (Schwangeren- und Familienhilfegesetz) (Drucksache 12/2605) 7626A Tagesordnungspunkt 3: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes — Menschenhandel — (. . . StrÄndG) (Drucksachen 12/2046, 12/2589) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P.: Umsetzung der EG-Richtlinien auf dem Gebiet des öffentlichen Auftragswesens (Drucksachen 12/770, 12/2540) c) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 58 zu Petitionen (Drucksache 12/2557) 7626B Tagesordnungspunkt 5: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Februar 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit (Drucksachen 12/2468, 12/2612, 12/2621) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 6: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 6. Februar 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Ungarn über freundschaftliche Zusammenarbeit und Partnerschaft in Europa (Drucksachen 12/2469, 12/2613, 12/2622) Herbert Werner (Ulm) CDU/CSU . . . 7627 B Dr. Peter Glotz SPD 7629 A Josef Grünbeck F.D.P. 7630 D Dr. Hans Modrow PDS/Linke Liste . . . 7632A Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7632 D Ulrich Irmer F. D P. 7633 D Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . 7634 B Dr. Peter Glotz SPD 7635 B Karsten D. Voigt (Frankfurt) SPD . . 7636B Josef Grünbeck F.D.P. . . . . . . . 7637 B Ulrich Irmer F D P. 7638 B Dr. Volkmar Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU 7639 C Günter Verheugen SPD 7641 A Reinhard Freiherr von Schorlemer CDU/ CSU 7643B Freimut Duve SPD 7644 B Ortwin Lowack fraktionslos 7645 B Dr. Fritz Wittmann CDU/CSU 7646 B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 7647 B Karsten D. Voigt (Frankfurt) SPD 7650B IV Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 93. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Mai 1992 Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts der Enquete-Kommission „Aufarbeitung der Geschichte und der Folgen der SED-Diktatur" a) zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P.: Einsetzung einer Enquete-Kommission „Aufarbeitung der Geschichte und der Folgen der SED-Diktatur" b) zu dem Antrag der Abgeordneten Rolf Schwanitz, Markus Meckel, Angelika Barbe, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Einsetzung einer Enquete-Kommission „Politische Aufarbeitung von Unterdrückung in der SBZ/DDR" c) zu dem Antrag der Gruppe Bündnis 90/GRÜNE: Einsetzung einer Enquete-Kommission „Aufarbeitung der Geschichte und der Folgen der SED-Diktatur" und Förderung außerparlamentarischer Initiativen zum gleichen Thema d) zu dem Antrag der Abgeordneten Andrea Lederer, Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt), Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS/Linke Liste: Einsetzung einer Enquete-Kommission „Politische Aufarbeitung der DDR-Geschichte" e) zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrich Adam, Anneliese Augustin, Jürgen Augustinowitz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Jörg van Essen, Heinz-Dieter Hackel, Dirk Hansen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Aufgaben der Enquete-Kommission „Aufarbeitung der Geschichte und der Folgen der SED-Diktatur" (Drucksachen 12/2230, 12/2152, 12/2220 [neu] Buchstabe A, 12/2226, 12/2229, 12/2597) Dr. Dorothee Wilms CDU/CSU 7652 A Markus Meckel SPD 7653 A Dirk Hansen F D P 7654 C Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste 7655 A Rainer Eppelmann CDU/CSU 7655 D Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7656 C Dr. Jürgen Schmieder F.D.P. . . . . . 7657 C Dr. Hartmut Soell SPD 7658A Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste (Erklärung nach § 31 GO) 7659 B Andrea Lederer PDS/Linke Liste (Erklärung nach § 31 GO) 7660 A Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde betr. „Wirtschaftliche Lage der Frauen in den neuen Ländern" Ursula Schmidt (Aachen) SPD 7660 D Claudia Nolte CDU/CSU 7662 B Dr. Eva Pohl F D P 7663 B Petra Bläss PDS/Linke Liste 7664 A Ilse Falk CDU/CSU 7665 B Christina Schenk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7666B Evelin Fischer (Gräfenhainichen) SPD . 7667 C Maria Michalk CDU/CSU 7668 C Uta Würfel F D P 7669 C Ulrike Mascher SPD 7670 C Angelika Pfeiffer CDU/CSU 7671 C Christel Hanewinckel SPD 7672 D Heinz Rother CDU/CSU 7673 D Cornelia Yzer, Parl. Staatssekretärin BMFJ 7674 D Tagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: VN-Menschenrechtskonferenz in Berlin 1993 (Drucksache 12/2365) Vera Wollenberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7676B Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. 7677 A Rudolf Bindig SPD 7677 C Heribert Scharrenbroich CDU/CSU . . 7678B Helmut Schäfer, Staatsminister AA . . 7679 A Tagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags der Gruppe der PDS/Linke Liste: Erarbeitung eines neuen Rentengesetzes (Drucksache 12/2567) Petra Bläss PDS/Linke Liste 7679 D Alfons Müller (Wesseling) CDU/CSU . . 7681 A Ulrike Mascher SPD 7682 A Dr. Eva Pohl F D P 7682 C Rudolf Kraus, Pari. Staatssekretär BMA 7683 C Nächste Sitzung 7684 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 7685* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 4 (Erklärung der Bundesregierung — Vorbereitung der VN-Konferenz „Umwelt und Entwicklung" vom 3. bis 14. Juni 1992 in Rio de Janeiro — Klimaänderung gefährdet globale Entwicklung — Zukunft sichern — Jetzt handeln — Sofortverbot von ozonschädigenden Substanzen) Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . 7685* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 93. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Mai 1992 V Anlage 3 Erklärung gemäß § 31 GO der Abgeordneten Helmut Sauer (Salzgitter) und Bernhard Jagoda (beide CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Februar 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit (Drucksachen 12/2468, 12/2612, 12/2621) . . . . 7686* B Anlage 4 Erklärung gemäß § 31 GO der Abgeordneten Dr. Erich Riedl und Kurt J. Rossmanith (beide CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Februar 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit (Drucksachen 12/2468, 12/2612, 12/2621) 7687* D Anlage 5 Erklärung gemäß § 31 GO der Abgeordneten Renate Blank, Wolfgang Ehlers, Horst Gibtner, Dr. Wolfgang Götzer, Josef Hollerith, Georg Janovsky, Dr. Egon Jüttner, Hartmut Koschyk, Eduard Lintner, Rudolf Meinl, Dr. Günther Müller, Dr. Gerhard Päselt, Angelika Pfeiffer, Dr. Peter Ramsauer, Christian Schmidt (Fürth), Dr. Harald Schreiber, KarlHeinz Spilker, Erika Steinbach-Hermann, Herbert Werner (Ulm) und Dr. Fritz Wittmann (alle CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Februar 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit (Drucksachen 12/2468, 12/2612, 12/2621) 7688* C Anlage 6 Erklärung gemäß § 31 GO des Abgeordneten Claus Jäger (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Februar 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit (Drucksachen 12/2468, 12/2612, 12/2621) . . . . 7689* C Anlage 7 Erklärung gemäß § 31 GO der Abgeordneten Wolfgang Lüder, Cornelia Schmalz-Jacobsen, Gerhart Rudolf Baum, Dr. Burkhard Hirsch und Dr. Jürgen Starnick (alle F.D.P.) zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der CDU/CSU und F.D.P. zu dem Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Februar 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit (Drucksachen 12/2468, 12/2612, 12/2621) 7689* C Anlage 8 Amtliche Mitteilungen 7690* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 93. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Mai 1992 7571 93. Sitzung Berlin, den 20. Mai 1992 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 20. 05. 92 Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 20. 05. 92 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 20. 05. 92* Wilfried Brandt, Willy SPD 20. 05. 92 Dr. Dregger, Alfred CDU/CSU 20. 05. 92 Gansel, Norbert SPD 20. 05. 92 Gattermann, Hans H. F.D.P. 20. 05. 92 Dr. Gautier, Fritz SPD 20. 05. 92 Gries, Ekkehard F.D.P. 20. 05. 92 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 20. 05. 92 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 20. 05. 92 Dr. Hellwig, Renate CDU/CSU 20. 05. 92 Huonker, Gunter SPD 20. 05. 92 Ibrügger, Lothar SPD 20. 05. 92 Jaffke, Susanne CDU/CSU 20. 05. 92 Kolbow, Walter SPD 20. 05. 92* * Dr. Kübler, Klaus SPD 20. 05. 92 Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 20. 05. 92 Leidinger, Robert SPD 20. 05. 92 Lenzer, Christian CDU/CSU 20. 05. 92 Lohmann (Witten), Klaus SPD 20. 05. 92 Magin, Theo CDU/CSU 20. 05. 92 Dr. Matterne, Dietmar SPD 20. 05. 92 Dr. Mildner, Klaus CDU/CSU 20. 05. 92 Gerhard Müller (Schweinfurt), SPD 20. 05. 92 Rudolf Dr. Müller (Wadem), CDU/CSU 20. 05. 92 Hans-Werner Odendahl, Doris SPD 20. 05. 92 Oesinghaus, Günther SPD 20. 05. 92 Opel, Manfred SPD 20. 05. 92 ** Pfuhl, Albert SPD 20. 05. 92 * Poß, Joachim SPD 20. 05. 92 Rempe, Walter SPD 20. 05. 92 Reschke, Otto SPD 20. 05. 92 Schartz (Trier), Günther CDU/CSU 20. 05. 92 Schmidbauer (Nürnberg), SPD 20. 05. 92 Horst Schmidt (Salzgitter), SPD 20. 05. 92 Wilhelm Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 20. 05. 92 Hans Peter Dr. Schulte (Schwäbisch CDU/CSU 20. 05. 92 Gmünd), Dieter Dr. Sonntag-Wolgast, SPD 20. 05. 92 Cornelie Stachowa, Angela PDS/LL 20. 05. 92 Terborg, Margitta SPD 20. 05. 92 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 20. 05. 92 Dr. Thomae, Dieter F.D.P. 20. 05. 92 Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 20. 05. 92 Vosen, Josef SPD 20. 05. 92 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Wegner, Konstanze SPD 20. 05. 92 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 20. 05. 92 Dr. Wieczorek CDU/CSU 20. 05. 92 (Auerbach), Bertram Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 20. 05. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 4 (Erklärung der Bundesregierung - Vorbereitung der VN-Konferenz „Umwelt und Entwicklung" vom 3. bis 14. Juni 1992 in Rio de Janeiro - Klimaänderung gefährdet globale Entwicklung. Zukunft sichern - Jetzt handeln - Sofortverbot von ozonschädigenden Substanzen) Michael Müller (Düsseldorf) (SPD): Der Weltgipfel der Vereinten Nationen in Brasilien wird seit fünf Jahren vorbereitet. Er sollte zu ersten konkreten Vereinbarungen zur Lösung der Weltprobleme führen, die zum einen der Brundtland-Bericht über Umwelt und Entwicklung (1987) und zum anderen von den Weltklimakonferenzen von Toronto (1988) und Genf (1990) in aller Deutlichkeit aufgezeigt wurden. Doch so beispiellos aufwendig, wie die Konferenz vorbereitet wird, so groß scheint auch das Fiasko zu werden. Die RIO-Konferenz droht zu einem Gipfel der Heuchelei und Verantwortungslosigkeit zu werden. Der Planet Erde treibt auf einen kritischen Punkt zu, dabei verbinden sich soziale und ökologische Probleme zu einem engen und dichten Problembündel. Die Hauptverantwortung für diesen Zustand tragen die Industrieländer: Sie sind für 75 % der energiebedingten Treibhausgase verantwortlich, auf sie entfallen bei rund 23 % der Weltbevölkerung fast 80 % des Bruttosozialproduktes der Erde. Sie sind die Hauptverursacher für die ökologische Verrottung der Welt und sie nehmen den Entwicklungsländern ihre Zukunftschancen, die allein zur sozialen Mindestsicherung mehr Energie und Rohstoffe brauchen. Doch die ökologisch bankrotten Industrieländer spielen „schwarzer Peter" mit der Zukunft: Die USA läßt sich nicht auf verbindliche Obergrenzen für ihre Kohlendioxyd-Emissionen ein, die Japaner stimmen denen nur zu, wenn alle Industrieländer das ebenfalls tun, und schließlich taucht auch die EG weg, die lange Zeit so getan hat, als wollte sie beim Schutz des Klimas Taten zeigen. US-Präsident Bush verweigert sich, und alle anderen fallen wie in einer dafür bereits aufgestellten Kette um. Auch die Bundesregierung hat keine Veranlassung, sich als Vorreiter aufzuspielen. Von der 1990 ange- 7686* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 93. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Mai 1992 kündigten Reduktion der nationalen Klimagase um 25 bis 30 % bis zum Jahr 2005 ist bis heute nichts eingelöst worden. Im Gegenteil: Selbst bescheidene Finanzhilfen zur Energieeinsparung sind von Finanzminister Waigel gestrichen worden. Bauministerin Schwaetzer hat bis heute keine Neufassung der Wärmeschutzverordnung vorgelegt. Der Bundesverkehrswegeplan von Straßenminister Krause spricht allen ökologischen Anforderungen Hohn, und Landwirtschaftsminister Kiechle denkt bis zuletzt an die Agrarlobby. Von daher verwundert es nicht, daß das Bundeskabinett Ende 1991 bruchlos einen Beschluß zur Energiepolitik gefaßt hat, der auf den Klimaschutz keine Rücksicht nimmt: Danach sollen die CO2- Emissionen des Jahres 1990 im Jahr 2010 nahezu stabil bleiben. Nach außen wird der Anschein inszeniert, aber tatsächlich sieht es böse aus. Der ökologische Umbau muß endlich als Zukunftschance begriffen werden, nicht mehr mit dem hektichen Klein-Klein, sondern mit einem mutigen Programm nach vorn. Durch langfristig angelegte, in den nächsten Jahren stetig steigende Benzin- und Energiepreise können 50 bis 60 Milliarden DM jährlich für ein ökologisches Zukunftsinvestitionsprogramm mobilisiert werden. Damit ließen sich die notwendigen Maßnahmen zur rationellen Energieverwendung, Durchsetzung der Solarenergie und für ein effizientes Verkehrssystem mobilisieren. Etwa 30 Milliarden DM jährlich für den Umbau des Energiesektors, davon anfangs 20 Milliarden DM für die Energieeinsparung und 10 Milliarden DM für die Sonnenenergie, bis dieses Verhältnis in den nächsten Jahren zugunsten der Sonnentechnik umgedreht wird, und etwa 25 Milliarden DM jährlich für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und die Sanierung und Verbesserung der Bundesbahn. Ein derartiges Programm bietet konkrete Perspektiven: Es entlastet die Umwelt, schafft neue Werte und Arbeitsplätze, eröffnet Zukunftsmärkte und hilft den Entwicklungsländern. Die Bundesregierung wird aufgefordert, sich auf jeden Fall in Rio auf ein derartiges nationales Klimaschutzprogramm zu verpflichten. Dadurch könnte das folgenlose Gequatsche endlich überwunden und hoffentlich ein ökologischer Dominoeffekt ausgelöst werden. Das konkrete Beispiel Bundesrepublik veranlaßte andere Länder, dem nachzutun, und setzte die Länder unter Legitimationszwang, die dies nicht tun. Nur so könnte in Rio noch etwas erreicht werden, sonst droht die Konferenz zum Startsignal für gewaltige Verteilungskonflikte zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern zu werden. Doch es ist fraglich, ob Bundeskanzler Kohl, der bei der deutschen Einheit schon die Wahrheit verdrängt hat, nunmehr, wo die Herausforderung noch viel größer ist, zu derartigen Taten fähig ist. Anlage 3 Erklärung gemäß § 31 GO der Abgeordneten Helmut Sauer (Salzgitter) und Bernhard Jagoda (beide CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Februar 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit (Drucksachen 12/2468, 12/2612, 12/2621) Das Herstellen eines guten Verhältnisses zwischen Deutschland und seinen Nachbarn im Osten ist ehrliches und aufrichtiges Anliegen und Ziel, um eine dauernde Befriedung Europas und eine für alle Menschen glückliche Zukunft in Freiheit und Gerechtigkeit zu erlangen. Das wünschen wir als aus Schlesien Heimatvertriebene insbesondere auch für alle von Flucht, Vertreibung und Zwangsansiedlung getroffenen Menschen. Dies wird unseres Erachtens aber nicht durch die Zementierung der Unrechtsgrenze an Oder und Görlitzer Neiße (wohl letztes sichtbares Zeichen Stalins) gegenüber Polen erreicht werden und auch nicht gegenüber der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik durch die Verfälschung der Beschlüsse von Jalta und Potsdam hinsichtlich der Vertreibungsverbrechen an den Sudetendeutschen. Bei allen Vertragspartnern wäre die Einsicht nötig gewesen, daß nur durch volle Beachtung der mittlerweile international kodifizierten Prinzipien der Menschenrechte ein neues und zukunftsgerichtetes Kapitel im Buch der Geschichte unserer Völker aufgeschlagen werden kann. Die Sudetendeutschen haben die von den Nationalsozialisten in deutschem Namen an den Tschechen begangenen Untaten vielfach nicht nur bedauert, sondern in aller Form verurteilt. Während der kommunistischen Diktatur dort wurden diese Erklärungen niemals erwidert. Hoffnungsvoll und befreiend waren daher die klärenden Worte des nach Ende der kommunistischen Diktatur ersten frei gewählten Staatspräsidenten Vaclav Havel und des dem Erstunterzeichner seit über 15 Jahren persönlich bekannten damaligen Erzbischofs von Prag, Kardinal Tomaschek, gegenüber den Sudentendeutschen. Verschiedene durch das Vertragswerk zu erwartende Verbesserungen sind zu würdigen. Dennoch sind die Opfer von Flucht und Vertreibung zu Recht bitter enttäuscht, wenn nach den Eingeständnissen der Schuld und des Unrechts von deutscher und tschechoslowakischer Seite die verantwortlichen Regierungen bei der Vertragsgestaltung nunmehr nicht die rechtliche und politische Umsetzung der moralischen Erkenntnis vornehmen. 1. Die Prager Regierung lehnt es ab, die völker- und menschenrechtswidrigen Präsidialdekrete jenes Dr. Benes aus dem Jahre 1945 zurückzunehmen und aufzuheben, der sich bereits 1943 als Erfinder der Massenvertreibung der Deutschen und Hauptanreger von Vernichtungsappellen an die Zivilbevölkerung hervorgetan hatte. 2. Der Vertrag gedenkt zwar der Opfer der Vertreibung und des schweren Leides, das vielen unschuldigen Menschen zugefügt wurde, verzichtet aber auf Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 93. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Mai 1992 7687* eine Verurteilung der furchtbaren Massaker und zum Teil bewußten Tötungsaktionen gegenüber 240 000 Landsleuten, was dazu führt, daß diese Vertreibung in der CSFR als „Aussiedlung" umgedeutet und im CSFR-Regierungsbericht als „in dieser Form völlig legitim" bezeichnet wird. 3. Der Vertrag ist mehrfach durch Doppeldeutigkeiten auch in anderen Bereichen geprägt, wie z. B. durch die Formulierung zum Münchener Abkommen, die im CSFR-Regierungsbericht als Ungültigkeit „ex tune" interpretiert wird, während die Denkschrift der Bundesregierung von einem völkerrechtlich gültigen Zustandekommen jenes Abkommens ausgeht. 4. Doppeldeutig ist auch die Erklärung, Vermögens- und Eigentumsfragen seien ungelöst und ausgeklammert. (Dadurch wird in der Bundesrepublik Deutschland zur Beruhigung der Vertriebenen gesagt: „Wir haben die Frage offenhalten können"; in der CSFR zur Beruhigung: „Diesen deutschen Wunsch haben wir nicht erfüllt. Der deutsche Außenminister will diesen Sack auch gar nicht öffnen. ") Gleichzeitig werden mit staatlicher Genehmigung Versteigerungsaktionen über deutsches Eigentum in der CSFR mit der sogenannten Reprivatisierung vorgenommen. Und dies geschieht, obwohl doch gerade die Regierung in Prag — wie auch die in Warschau — die Hilfe Deutschlands zum Beitritt in die Europäische Gemeinschaft erwartet. Festzustellen, daß damit frühere Regierungsvereinbarungen (SPD/F.D.P.) gebrochen werden und dieser Regierungsvertrag (CDU/CSU-F.D.P.) bereits in aller Öffentlichkeit unterlaufen wird, bevor er überhaupt Gesetzeskraft erhält, muß erlaubt sein. Wir sehen uns daher nicht in der Lage, dem vorliegenden Vertrag in dieser Fassung und bei der Praxis der Prager Regierung unsere Zustimmung zu geben, und lehnen ihn ab. Die Zukunft wird erweisen, daß eine ehrliche Freundschaft zwischen unseren Völkern nur auf der Basis der geschichtlichen Wahrheit unter Wahrung aller völkerrechtlichen Grundprinzipien sowie dem guten Willen auf beiden Seiten erreicht werden kann. Von einer demokratisch gewählten Regierung in Prag hätte man bei der Vertragsabfassung die Aufhebung der menschenverachtenden Benes-Dekrete, das Bemühen um die Durchsetzung des Rechts auf die Heimat und Vorschläge zur Eigentumsrückgabe bzw. den Willen zu gerechten Lösungen in den Vermögensfragen erwarten müssen, gerade auch, weil dieses Land die Aufnahme in die Europäische Gemeinschaft anstrebt. Verbitterung wächst aber zusätzlich, wenn die Prager Regierung zwar Entschädigung für geschädigte tschechoslowakische Bürger erwartet und deutsche Steuergelder zum wirtschaftlichen Aufbau jeweils aus moralischen Gründen fordert, zugleich aber jegliche berechtigten Eigentumsansprüche der Sudetendeutschen ablehnt und der moralischen Verurteilung der „Aussiedlung" keineswegs individuelle Wiedergutmachung folgen lassen will. Mit Duldung des andauernden Vertreibungsunrechts und versuchter Legitimierung von Vertreibungsverbrechen wird keine Zukunft gesichert. Die Wiedergutmachung dieser Verbrechen muß behutsam, mutig, rechtsbewußt und das heißt selbstverständlich gewaltlos gemeinsam erarbeitet und durchgeführt werden. Es gilt immer noch: „Nichts ist auf Dauer geregelt, was nicht gerecht geregelt worden ist." Auch wenn wir den Vertrag in dieser Fassung ablehnen, so wünschen wir unserem Nachbarvolk, das der Erstunterzeichner — wie sein Geburtsland Schlesien — seit 1967 (!) mehrmals besucht hat, eine glückliche Erneuerung seiner Gesellschaft in Freiheit und innerem (!) wie äußerem Frieden sowie eine erfolgreiche Neuorientierung in Europa. Die Völker Europas wollen ein neues Europa einander achtender rechts- und wahrheitsbewußter freier Völker und somit ein Europa, aufgebaut auf den Grundlagen von Menschenwürde, Menschen-, Völker-, Heimat- und Selbstbestimmungsrecht. Sehnlichst erhoffen wir uns in absehbarer Zeit einen ehrlichen und aufrichtigen Dialog mit den Sudetendeutschen und dann gerechte Regelungen und für alle betroffenen Volksgruppen akzeptable Lösungen. Anlage 4 Erklärung gemäß § 31 GO der Abgeordneten Dr. Erich Riedl und Kurt J. Rossmanith (beide CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Februar 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit (Drucksachen 12/2468, 12/2612, 12/2621) Das tschechische und das deutsche Volk haben über Jahrhunderte hinweg friedlich und freundschaftlich miteinander und nicht nur nebeneinander gelebt. Durch tragische politische Ereignisse und Unrecht von beiden Seiten verkehrte sich in diesem Jahrhundert dieses Miteinander ins Gegenteil und führte zur Vertreibung von 3,5 Millionen Sudetendeutschen aus ihrer Heimat. Als Deutsche, die im Sudetenland geboren sind und deren Vorfahren dort seit vielen Jahrhunderten beheimatet waren, fühlen wir uns dem Werk der Aussöhnung zwischen unseren Völkern in besonderer Weise verpflichtet. Diesen Willen zur Aussöhnung unterstellen wir auch dem tschechischen Volk, erklärte doch Staatspräsident Vaclav Havel kurz nach seinem Amtsantritt, er erblicke in der Vertreibung der Sudetendeutschen eine „zutiefst unmoralische Tat". So anerkennen wir auch im vorliegenden Vertrag als Fortschritt, daß — in der Präambel des Vertrages die Vertreibung erstmals in einem zwischenstaatlichen Dokument als solche bezeichnet wird, 7688* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 93. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Mai 1992 — den in der CSFR lebenden Deutschen individuelle Minderheitenrechte eingeräumt werden und deren Geltendmachung in einem zwischenstaatlichen Streitbeilegungsverfahren ermöglicht wird, — kein endgültiger Schlußstrich unter die sudetendeutschen Fragen gezogen und damit der Weg zu ihrer Regelung einschließlich der Vermögensfragen offengehalten wird, — die Tschechische und die Slowakische Republik den mit tschechoslowakischer Staatsangehörigkeit in der CSFR noch lebenden Deutschen entzogenes Vermögen unabhängig von dem Vertrag teilweise zurückgibt, — das Bekenntnis zur jahrhundertelangen fruchtbaren Tradition gemeinsamer Geschichte und die verschiedenen Perspektiven bezüglich kultureller Zusammenarbeit auch den Sudetendeutschen die Möglichkeit gibt, ihre heimatliche Tradition fortzusetzen. Wir müssen jedoch mit Bedauern zur Kenntnis nehmen, daß — das Recht auf die Heimat keinen Eingang in die Vereinbarung gefunden hat, — bezüglich des Begriffs „Vertreibung" in dem Regierungsbericht für die Föderalversammlung der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik vom 6. März 1992 versucht wird, die Vertreibung als „Aussiedlung" mit dem sogenannten Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 zu „legitimieren" , — der offene Dissens über die mit den Folgen des Münchener Abkommens zusammenhängenden Fragen fortgesetzt wird, — die Tschechische und Slowakische Föderative Republik der Europäischen Menschenrechtskonvention und den Zusatzprotokollen zwar beigetreten ist, das Individualbeschwerderecht zum Eigentumsschutz jedoch ausgeschlossen hat, — zwar individuelle Entschädigungen für geschädigte tschechoslowakische Bürger erwartet werden, jegliche Ansprüche Sudetendeutscher auf Eigentumsrückgabe, Entschädigung oder sonstige Schadenersatzleistungen aber abgelehnt werden, — das tschechoslowakische Gesetz vom 8. Mai 1946, wonach „eine Handlung, die in der Zeit vom 30. September 1938 bis zum 28. Oktober 1945 vorgenommen wurde und deren Zweck es war, einen Beitrag zum Kampf um die Wiedergewinnung der Freiheit der Tschechen und Slowaken zu leisten, oder die einer gerechten Vergeltung für Taten der Okkupanten und ihrer Helfershelfer zum Ziele hatte, ... auch dann nicht widerrechtlich (ist), wenn sie sonst nach den geltenden Vorschriften strafbar gewesen wäre", nicht zurückgenommen wird. Diese Gründe sind so schwerwiegend, daß wir uns nicht in der Lage sehen, dem am 27. Februar 1992 unterzeichneten Vertrag unsere Zustimmung zu geben. Wir erwarten deshalb, daß — unter Beteiligung der Betroffenen — zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik alsbald Gespräche aufgenommen werden über — die Schaffung von Modellen für die Verwirklichung des Rechts auf die Heimat, denen Tschechen und Sudetendeutsche zustimmen können, — eine sozial- und wirtschaftsverträgliche Regelung der Vermögensfragen und eine sofortige Einstellung der im Widerspruch zu der vereinbarten Offenhaltung der Vermögensfragen stattfindenden Versteigerungen, die ohne unverzügliche Maßnahmen dem totalen Verfall anheimgegeben sind. Anlage 5 Erklärung gemäß § 31 GO der Abgeordneten Renate Blank, Wolfgang Ehlers, Horst Gibtner, Dr. Wolfgang Götzer, Josef Hollerith, Georg Janovsky, Dr. Egon Jüttner, Hartmut Koschyk, Eduard Lintner, Rudolf Meinl, Dr. Günther Müller, Dr. Gerhard Päselt, Angelika Pfeiffer, Dr. Peter Ramsauer, Christian Schmidt (Fürth), Dr. Harald Schreiber, Karl-Heinz Spilker, Erika Steinbach-Hermann, Herbert Werner (Ulm), Dr. Fritz Wittmann (alle CDU/ CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Februar 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit (Drucksachen 12/2468, 12/2612, 12/2621) Zu dem Vertrag vom 27. Februar 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit stellen wir fest: Es ist ein Fortschritt, daß — in der Präambel des Vertrages die Vertreibung erstmals in einem zwischenstaatlichen Dokument als solche bezeichnet wird, — den in der CSFR lebenden Deutschen individuelle Minderheitenrechte eingeräumt werden und deren Geltendmachung in einem zwischenstaatlichen Streitbeilegungsverfahren ermöglicht wird, — kein endgültiger Schlußstrich unter die sudetendeutschen Fragen gezogen und damit der Weg zu ihrer Regelung einschließlich der Vermögensfrage offengehalten wird, — die tschechische und die slowakische Republik den mit tschechoslowakischer Staatsangehörigkeit in der CSFR noch lebenden Deutschen entzogenes Vermögen unabhängig von dem Vertrag teilweise zurückgibt, — das Bekenntnis zur jahrhundertelangen fruchtbaren Tradition gemeinsamer Geschichte und die verschiedenen Perspektiven bezüglich kultureller Zusammenarbeit auch den Sudentendeutschen Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 93. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Mai 1992 7689* die Möglichkeit geben, ihre heimatliche Tradition fortzusetzen. Wir bedauern jedoch, daß — das Recht auf die Heimat keinen Eingang in die Vereinbarung gefunden hat, — bezüglich des Begriffs „Vertreibung" in dem Regierungsbericht für die Föderalversammlung der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik vom 6. März 1992 versucht wird, die Vertreibung als Aussiedlung mit dem sogenannten Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 zu „legitimieren", — der offene Dissens über die mit den Folgen des Münchener Abkommens zusammenhängenden Fragen fortgesetzt wird, — die Tschechische und Slowakische Föderative Republik der Europäischen Menschenrechtskonvention und den Zusatzprotokollen zwar beigetreten ist, das Individualbeschwerderecht zum Eigentumsschutz jedoch ausgeschlossen hat, — zwar individuelle Entschädigungen für geschädigte tschechoslowakische Bürger erwartet werden, jegliche Ansprüche Sudetendeutscher auf Eigentumsrückgabe, Entschädigung oder sonstige Schadenersatzleistungen aber abgelehnt werden, — das tschechoslowakische Gesetz vom 8. Mai 1946, wonach „ eine Handlung, die in der Zeit vom 30. September 1938 bis zum 28. Oktober 1945 vorgenommen wurde und deren Zweck es war, einen Beitrag zum Kampf um die Wiedergewinnung der Freiheit der Tschechen und Slowaken zu leisten, oder die eine gerechte Vergeltung für Taten der Okkupanten und ihrer Helfershelfer zum Ziele hatte, ... auch dann nicht widerrechtlich (ist), wenn sie sonst nach 'den geltenden Vorschriften strafbar gewesen wäre", nicht zurückgenommen wird. Wir erwarten, daß — unter Beteiligung der Betroffenen — zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Förderativen Republik alsbald Gespräche aufgenommen werden über — die Schaffung von Modellen für die Verwirklichung des Rechts auf die Heimat, denen Tschechen und Sudentendeutsche zustimmen können, — eine sozial- und wirtschaftsverträgliche Regelung der Vermögensfragen nach Einstellung der im Widerspruch zu der vereinbarten Offenhaltung der Vermögensfragen stattfindenden Versteigerungen, — die Erhaltung von Kulturdenkmälern, die ohne unverzügliche Maßnahmen dem totalen Verfall anheimgegeben sind. Die Völker und Volksgruppen der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik können versichert sein, daß wir mit unserer Person dafür bürgen, daß Deutschland ihre Lebensrechte und einen friedlichen und rechtsstaatlichen Weg in die Zukunft mit sichern wird. Anlage 6 Erklärung gemäß § 31 GO des Abgeordneten Claus Jäger (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Februar 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit (Drucksachen 12/2468, 12/2612, 12/2621) Dem Vertrag mit der Tschechoslowakei vermag ich nicht zuzustimmen. Ein so umfassend angelegter Vertrag, der nicht auch die Vermögensfragen der vertriebenen Deutschen regelt, wird bestehende Wunden im Verhältnis der beiden Völker weiterschwären lassen und damit jenes langfristige Vertrauensverhältnis nicht herstellen können, das sein Ziel ist. Trotz vieler positiver Abmachungen in dem Vertrag, die ich begrüße, ist damit die Basis für eine Zustimmung zum Ratifizierungsgesetz für mich nicht gegeben. Anlage 7 Erklärung gemäß § 31 GO der Abgeordneten Wolfgang Lüder, Cornelia Schmalz-Jacobsen, Gerhart Rudolf Baum, Dr. Burkhard Hirsch und Dr. Jürgen Starnick (alle F.D.P.) zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der CDU/CSU und F.D.P. zu dem Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Februar 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit (Drucksachen 12/2468, 12/2612, 12/2621) Wir stimmen den anstehenden Verträgen mit Ungarn und der CSFR uneingeschränkt zu. Deswegen lehnen wir den Antrag der Koalitionsfraktionen einer Zusatzentschließung zum CSFR-Vertrag ab. Der Vertrag ist ausgewogen, verständlich und zukunftsweisend. Er spricht für sich, deswegen sollte er auch für sich stehen. Die Resolution erweckt den unbegründeten Anschein, deutsche Interessen seien hier zu kurz gekommen. Das setzt ein falsches Signal sowohl für Deutschland und unsere Bürger als auch für die CSFR und unsere tschechischen und slowakischen Nachbarn. Die Entschließung ist überflüssig, weil wir als Deutscher Bundestag erst vor kurzem in dem Beschluß zur Drucksache 12/2311 vom 19. März dieses Jahres unsere Position zu den aus Osteuropa Vertriebenen deutlich gemacht haben. Die Entschließung ist falsch, weil sie ein falsches Bild der Vergleichbarkeit von Unrecht zeichnet. Wir können nicht zum deutsch-tschechoslowakischen Verhältnis sprechen, ohne zur völkerrechtswidrigen Besetzung von Teilen des Landes, ohne zum politischen Überfall durch Deutschland, ohne zu den Kriegsverbrechen der Deutschen, ohne zu Lidice und Judenmorden Klartext zu reden. Eigenes Unrecht darf nicht weniger deutlich beim Namen genannt werden 7690* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 93. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Mai 1992 als fremdes. Dieser Maxime, die unser Bundespräsident in seiner Rede in Prag erwähnte, wird die Entschließung nicht gerecht. Deswegen stimmen wir mit Nein. Anlage 8 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 12/1968 Ausschuß für Gesundheit Drucksache 11/1479 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 12/1782 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Finanzausschuß Drucksache 12/2257 Nr. 3.3 Ausschuß für Familie und Senioren Drucksache 12/2257 Nr. 3.62 Ausschuß für Gesundheit Drucksache 12/1838 Nr. 3.4 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 12/2144 Nr. 2.15 Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 12/1612 Nr. 2.11 Drucksache 12/2101 Nr. 3.47 Drucksache 12/2257 Nr. 3.70
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die UN- Konferenz „Umwelt und Entwicklung" vom 3. bis zum 13. Juni 1992 in Rio de Janeiro findet in einer Zeit statt, in der die westlichen Industrienationen vor enormen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen stehen. Das gilt selbstverständlich auch für unser Land. In einer solchen Situation ist die Versuchung groß, sich nur den Problemen im eigenen Lande zuzuwenden. Demgegenüber glaube ich, daß wir sagen müssen: Von der Konferenz in Rio muß ein Signal für den klaren Willen ausgehen, einer solchen provinziellen Betrachtung entgegenzutreten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Es geht in Rio um Weichenstellungen im Interesse der Menschheit. Würden wir vor dieser geschichtlichen Aufgabe versagen, dann bekämen wir vor allem auch von kommenden Generationen Vorwürfe; denn diese Generationen würden die Folgen spüren.
    Wir müssen unser Bewußtsein dafür schärfen, daß das Thema „Umwelt und Entwicklung" nicht nur die Dritte Welt, sondern auch unsere eigenen vitalen
    Interessen betrifft. Ich erinnere an die Gefahr weltweiter Klimaveränderungen. Das rührt auch an den Lebensnerv unseres Landes. Ich spreche vom Wachstum der Weltbevölkerung, das auch uns zu einem sparsamen Umgang mit knappen Rohstoffen zwingt.
    Wir erleben seit langem auch im eigenen Land, daß Not und Elend in der Dritten Welt unzählige Menschen dazu veranlaßt, ihre Heimat zu verlassen und für sich und ihre Familien und Kinder eine bessere Zukunft in den wohlhabenderen Staaten, in den Industriestaaten zu suchen. Schon heute führen Verteilungskonflikte in den asiatischen und in den afrikanischen Nachbarregionen Europas zu bewaffneten Auseinandersetzungen, die eines Tages durchaus auch unsere Sicherheit bedrohen könnten.
    Wie sehr unsere eigenen Interessen von der Entwicklung in anderen Regionen betroffen sind, haben wir am Beispiel Tschernobyl erlebt. Deshalb war und ist unsere Initiative zur Verbesserung der Sicherheit der Kernkraftwerke in Mittel-, Ost- und Südosteuropa so wichtig.
    Vor diesem Hintergrund müssen die Bemühungen um eine weltumspannende Umwelt- und Entwicklungspartnerschaft auch für Deutschland eine hohe Priorität haben. Es wäre ein verhängnisvoller Fehler, würden wir Deutschen diese Bemühungen angesichts der drängenden und jedermann bekannten innenpolitischen Fragen zurückstellen. Hier geht es nicht um ein „Entweder-Oder"; sondern um ein „Sowohl-alsAuch".

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Wir müssen den Standort Deutschland sichern, aber auch unseren Beitrag zu einer Friedensordnung in der Welt leisten, die den Menschen eine gute Zukunft sichert. Dies liegt nicht zuletzt im ureigensten deutschen Interesse.
    Deutschland kann dabei gerade im umweltpolitischen Bereich weiterhin eine vorwärtsdrängende Rolle wahrnehmen, weil unsere nationale Umweltpolitik weltweit anerkannt wird. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Die Bundesregierung hat in einer gewaltigen Kraftanstrengung mit der Großfeuerungsanlagen-Verordnung den SO2-Ausstoß in den alten Ländern von fast 3 Millionen t im Jahr 1982 auf unter 1 Million t im Jahr 1991 senken können. In der früheren DDR lag der SO2-Ausstoß noch bei 5 Millionen t. Dies zeigt die Dimension der Aufgaben auch auf diesem Felde, die in den neuen Bundesländern vor uns liegen.
    Wir haben in Europa gegen mancherlei Widerstände den Katalysator als Norm durchgesetzt. In vielen Bereichen haben wir die anerkannt wirkungsvollsten Umweltgesetze der Welt. Rund 3,5 Millionen neue Arbeitsplätze seit 1982 beweisen auch, daß eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik und ein wirksamer Umweltschutz kein Widerspruch sind und daß wir — wer auf der Hannover Messe war, konnte es beobachten — heute mit deutscher Umwelttechnik auch im Export weltweit gefragt sind.
    Es war in Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Gemeinden möglich, in der alten Bundesrepublik



    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    die weltweit beste flächendeckende Abwasserentsorgung zu entwickeln. Der Rhein hat heute eine bessere Wasserqualität als 1956. Wenn Sie allerdings Elbe oder Oder damit vergleichen, wird deutlich, wo wir in Zukunft die Schwerpunkte der nationalen Umweltpolitik setzen müssen.
    Die Bundesregierung hat als Ziel für das Jahr 2005 eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 25 bis 30 % beschlossen. Damit haben wir als erstes großes Industrieland die Verminderung der Treibhausgase aktiv in Angriff genommen. Wir haben die Initiative auch im Rahmen der Europäischen Gemeinschaft ergriffen. Unser Ziel muß ein gemeinsames Vorgehen aller großen Industriestaaten sein. Ich glaube nicht, daß uns ein nationaler Alleingang in dieser Frage sehr weit bringt.
    Die Arbeit der Enquete-Kommission zum Schutz der Erdatmosphäre unter dem Vorsitz der Kollegen Schmidbauer und Lippold findet weit über unsere Grenzen hinaus Beachtung. Ich will das einmal gerne sagen: Mir ist kein anderes Parlament bekannt, in dem bei einem solch wichtigen Thema Vergleichbares geleistet wurde.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der F.D.P. und der SPD)

    Bei all unseren umweltpolitischen Bemühungen haben wir stets auch den Fragen der weltweiten Umweltpartnerschaft einen besonderen Platz eingeräumt. Meine Regierungserklärung vom 18. März 1987 stand unter der Überschrift: „Die Schöpfung bewahren — die Zukunft gewinnen". Damals habe ich dazu aufgerufen, den Treibhauseffekt zu einem Thema internationaler Politik zu machen, die Ozonschicht wirksam zu schützen und der Vernichtung tropischer Regenwälder entgegenzuwirken.
    Auf den Weltwirtschaftsgipfeln der vergangenen Jahre, zuerst in Toronto im Jahre 1988, habe ich vorgeschlagen, das Thema Umweltschutz mit der Schuldenfrage zu verknüpfen. Heute stelle ich mit Genugtuung fest, daß unsere beharrlichen Initiativen mit dazu beigetragen haben, Schritt für Schritt einen Bewußtseinswandel weit über den Kreis der sieben führenden Industrienationen hinaus zu bewirken. Dennoch sage ich: Wir haben keinen Grund, uns mit dem Erreichten zufriedenzugeben.
    20 Jahre nach der ersten UN-Umweltkonferenz 1972 in Stockholm bietet sich nun die Chance, in der gesamten internationalen Umweltpolitik und darüber hinaus in wichtigen Bereichen der Entwicklungspolitik Weichen neu zu stellen und einen großen Schritt auf dem Weg zu einer weltweiten Umweltpartnerschaft voranzukommen.
    Die Industrieländer, damit auch Deutschland, müssen sich dabei ihrer besonderen Verantwortung bewußt sein. Die 20 % der Menschheit in den Industrieländern verursachen ca. 80 % aller weltweiten CO2-Emissionen. An diesen Zahlen wird deutlich, wer die Hauptlast und wer die Hauptverantwortung bei der Verminderung der CO2-Emissionen tragen muß. Die Industriestaaten, d. h. auch Deutschland, sind daher gefordert, künftig sorgsamer als bisher mit natürlichen Ressourcen umzugehen. Wir müssen alles tun, um vorhandene technologische Möglichkeiten
    besser auszuschöpfen und neue umweltgerechte Techniken zu entwickeln.
    Aber auch die Entwicklungsländer müssen ihren Beitrag zur Lösung der Umweltprobleme leisten. Dabei denke ich vor allem auch an die Erhaltung der tropischen Regenwälder. Natürlich haben die Entwicklungsländer das Recht — niemand wird das bestreiten —, sich wirtschaftlich weiterzuentwickeln und hierfür ihre eigenen Ressourcen zu nutzen. Wir alle haben dafür Verständnis. Wir glauben aber, daß diese Entwicklung — das müssen wir heute sagen und auch von uns selbst fordern — ökologisch verträglich sein muß. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen diese Länder unsere Hilfe. Dies ist nicht nur eine Frage der finanziellen Unterstützung, sondern auch der Übermittlung unserer Kenntnisse und Erfahrungen im Umweltschutz.
    Entscheidend ist für diese Länder, für diesen Teil der Welt die Schaffung nationaler und internationaler Rahmenbedingungen, die eine ökologisch verträgliche Entwicklung sichern. Dazu gehört die Verbesserung der Chancen im internationalen Handel. Deshalb setzen wir uns — auch aus anderen guten Gründen — mit Nachdruck für einen baldigen Abschluß der GATT-Verhandlungen ein.
    Dazu gehört weiter der Ausbau einer privaten und einer staatlichen Technologiekooperation. Ich nenne auch die Bekämpfung des Teufelskreises von Armut und Bevölkerungswachstum. Nach den Berechnungen der Vereinten Nationen wird die Erdbevölkerung bis zum Jahr 2025 auf 8,5 Milliarden anwachsen. 97 % dieser Zunahme entfällt auf die Entwicklungsländer.
    Meine Damen und Herren, bei der Konferenz in Brasilien erwarten wir Entscheidungen in folgenden Bereichen: eine umfassende Umwelt- und Entwicklungsstrategie in dem Aktionsprogramm „Agenda 21", eine Klimaschutzkonvention, eine Konvention zur Erhaltung der Artenvielfalt, eine Erd-Charta mit den Grundprinzipien der Umwelt- und Entwicklungspolitik und eine Deklaration zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder.
    Bei den Vorbereitungen dieser Konferenz — es waren viele Einzelgespräche notwendig; ich will bei dieser Gelegenheit allen Kollegen aus der Bundesregierung und allen unseren Mitarbeitern sehr herzlich für diese intensive Arbeit danken — ist uns sehr deutlich geworden, daß das Problembewußtsein für die globalen Zusammenhänge des Umweltschutzes in anderen Ländern noch nicht gleich weit gediehen ist wie glücklicherweise in weiten Kreisen bei uns. Dafür müssen wir — trotz des Zeitdrucks, unter dem wir heute stehen — Verständnis haben. Denn auch bei uns war die Sicht der Dinge noch vor 15 Jahren völlig anders; das wissen wir alle, die Opposition von heute und die Opposition von gestern. Wenn ich mich an meine eigene Zeit als Ministerpräsident eines Bundeslandes erinnere, muß ich sagen: Auch ich habe natürlich— wie viele andere —heute ein anderes Bild von den ökologischen Notwendigkeiten als in jenen Tagen. Deshalb wird es ein wichtiges Ergebnis von Rio sein, daß diese Konferenz das Problembewußtsein weltweit schärft und daß wir einen gegenseitigen Lernprozeß fördern und beschleunigen.



    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    Ziel der Agenda 21 ist eine umfassende Strategie für die globale Entwicklungs- und umweltpolitische Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Gerade an diesem Punkt gestalten sich die Verhandlungen besonders schwierig.
    Wir dürfen auch nicht die Augen davor verschließen, daß für die meisten Entwicklungsländer heute ganz enorme Probleme im Vordergrund stehen: Dazu gehört vor allem, das Überleben der Bevölkerung zu sichern, und dazu gehören die Bekämpfung der Unterernährung, die Erschließung neuer Einkommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten sowie der Abbau der Schuldenlast. Auch wenn in einigen Fragen noch keine Übereinstimmung erzielt werden konnte, bin ich zuversichtlich, daß wir in Rio einen Kompromiß für die „Agenda 21 " finden werden, und zwar einen Kompromiß, der uns weiterführt.
    Ein besonders wichtiger Punkt ist die Zeichnung einer Klimaschutzkonvention. Vor wenigen Wochen konnten die Verhandlungen in New York mit einem zeichnungsreifen Entwurf abgeschlossen werden. Darin verpflichten sich die Konventionsstaaten zu einer weltweiten Begrenzung der Treibhausgase, insbesondere von CO2.
    Die Bundesregierung hat auf weltweite verbindliche Zeitrahmen und Mengenziele zur CO2-Verminderung gedrängt, so wie wir uns auf nationaler Ebene zur Reduzierung der CO2-Emissionen verpflichtet haben. Dies war jedoch — das muß man klar aussprechen — im Vorfeld von Rio noch nicht durchsetzbar. Andere Staaten waren dazu noch nicht bereit. Dennoch bin ich zuversichtlich. Wir haben schon klare Verfahrensregelungen für künftige konkrete Festlegungen zur CO2-Reduzierung erreicht. Darüber soll in kurzen Zeitabständen auf Revisionskonferenzen entschieden werden.
    Bei der FCKW-Reduzierung im Jahre 1985, also vor sieben Jahren, wurde nach der gleichen Arbeitsweise begonnen. Auch damals in Wien haben wir uns zunächst auf eine mehr allgemeine Konvention geeinigt.
    Angesichts dieser positiven Erfahrung bin ich sicher, daß wir bei der Klimakonvention am Anfang einer guten Entwicklung stehen. Die Bundesregierung wird sofort nach der Konferenz in Rio darauf drängen, mit internationalen Verhandlungen über weitergehende konkrete CO2-Reduzierungsverpflichtungen zu beginnen. Wir werden zu einer ersten Folgekonferenz nach Deutschland einladen.
    Bedeutsam ist auch die geplante Konvention zur Erhaltung der biologischen Vielfalt. Wir stehen heute vor einem dramatischen Rückgang der Arten. Dies ist ein Indiz dafür, daß die Lebensgrundlagen auch des Menschen letztlich in Gefahr sind. Wir haben aber gleichzeitig vor allem auch eine ethische Pflicht, die uns anvertraute Schöpfung zu erhalten. In der ErdCharta werden wir grundlegende Prinzipien der Umwelt- und Entwicklungspolitik festlegen können.
    Ein ganz anderer wichtiger Punkt ist die Deklaration zur nachhaltigen umweltverträglichen Bewirtschaftung der Wälder. Der bedrohliche Rückgang der Tropenwälder, aber auch der Wälder in anderen Klimazonen, muß uns alle mit großer Sorge erfüllen.
    Wir setzen uns deshalb dafür ein, sofort nach Rio mit den Verhandlungen über eine Internationale Waldschutzkonvention zu beginnen. Wir sind auch hier auf nationaler Ebene mit gutem Beispiel vorangegangen.
    Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, bei der Vorbereitung der Konferenz spielen Fragen der Finanzierung eine ganz wesentliche Rolle. Die vorhandenen Instrumente der multi- und bilateralen Entwicklungszusammenarbeit haben sich durchaus bewährt. Unsere Entwicklungshilfe wird trotz vielfältiger Verpflichtungen, die sich aus der deutschen Wiedervereinigung sowie aus den Problemen in den GUS-Staaten und den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas ergeben, auch in den nächsten Jahren im Rahmen unserer Möglichkeiten steigen. Die Möglichkeiten sind aus den soeben genannten Gründen allerdings geringer geworden.
    Für die neuen Aufgaben im weltweiten Umweltschutz steht die globale Umweltfazilität bei der Weltbank zur Verfügung. 1990 ist dieses Finanzierungsinstrument auf eine deutsch-französische Initiative hin eingerichtet worden. Die erste Phase der Arbeit hat gezeigt, daß damit ein wichtiger Beitrag geleistet werden kann.
    Wir sind bereit, an einer wesentlichen Aufstockung des bisherigen Volumens dieses Fonds mitzuwirken. Wenn ich dies sage, verbinde ich mit dieser Bereitschaft jedoch die Erwartung, daß auch alle anderen Lander bereit sind, einen angemessenen Teil der Verantwortung mit zu übernehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich denke hier insbesondere an die Vereinigten Staaten von Amerika und an Japan.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Wir anerkennen die berechtigten Interessen an einer stärkeren Mitwirkung der Entwicklungsländer. Wir sind bereit, ihnen deshalb einen größeren Einfluß innerhalb dieser globalen Umweltfazilität anzubieten.
    Wir sind auch bereit, zugunsten ärmerer Länder die Möglichkeit der teilweisen Entschuldung gegen entsprechende Umweltschutzmaßnahmen stärker zu nutzen. Aber auch dies darf kein Alleingang sein. Wir müssen uns deshalb intensiv um ein international abgestimmtes Vorgehen bemühen, das eine faire Lastenteilung sichert.
    Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, wie Sie wissen, habe ich frühzeitig erklärt, daß ich selber zu dieser Rio-Konferenz fahren will. Das Ziel dieser Entscheidung war, die Bedeutung dieser Zusammenkunft aus unserer Sicht zu unterstreichen.

    (Der Ablauf der Sitzung wird durch Zurufe einiger Zuschauerinnen auf der Tribüne gestört.)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich bitte die Ordner auf der Tribüne, dafür Sorge zu tragen, daß die Debatte ordnungsgemäß fortgesetzt werden kann.

(Beifall)

Herr Bundeskanzler, fahren Sie bitte fort.




  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Meine Damen und Herren, ich finde, zu diesem Thema, das wir heute behandeln, gehört, daß wir gemeinsam zur Freiheit überall in der Welt stehen und überall für die Menschenrechte eintreten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich freue mich, daß inzwischen die Zusagen vieler Staats- und Regierungschefs vorliegen, an der Konferenz in Rio teilzunehmen. Insbesondere begrüße ich die Teilnahme von Präsident Bush. Ich glaube, das ist eine wichtige Botschaft.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Konferenz von Rio ist kein Endpunkt, sondern soll der Beginn eines Prozesses sein, der uns auf dem Weg zur Lösung der drängenden Zukunftsfragen der Menschheit voranbringt. Es geht uns darum, daß wir zugleich ein weltweit beachtetes Signal für den Schutz der Erde setzen.
    Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, wir stellen uns unserer gewachsenen internationalen Verantwortung. Dies gilt für die Herausforderung beim Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen ebenso wie auch im Hinblick auf die Entwicklung der armen und ärmsten Länder der Welt.
    Wir müssen deutlich sehen: Diese Aufgaben stellen sich heute noch dramatischer als vor wenigen Jahren. Die Wiedervereinigung Deutschlands, der demokratische und marktwirtschaftliche Wandel in den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas und auch die Perspektiven Westeuropas — der Binnenmarkt, die Wirtschafts- und Währungsunion und die Politische Union — verlangen, daß wir die notwendigen Prioritäten setzen. Niemand von uns kann heute so tun, als habe sich in diesen Jahren nichts geändert. Das gilt für den Bund, das gilt für die Länder, das gilt für die Gemeinden vor allem im Blick auf die notwendigen Konsolidierungsanstrengungen in allen Bereichen. Der Bundesfinanzminister hat dafür ein Konzept vorgelegt, das meine nachdrückliche Unterstützung findet.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der CDU/ CSU)

    Aber ebenso sind die Beiträge von Wirtschaft und Tarifpartnern und von allen gesellschaftlichen Gruppen gefordert. Man muß hier klar aussprechen, daß die jüngsten Tarifabschlüsse unverkennbare Risiken aufweisen und für die Zukunft keine Richtschnur sein können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ist zugleich die Basis für soziale Sicherheit. Beides gehört untrennbar zusammen.
    Ich will das wiederholen, was ich kürzlich im Bundestag in Bonn sagte: Jetzt ist nicht die Stunde für enges Besitzstandsdenken und nutzlose Verteilungskämpfe. Mit solchen Ritualen der Vergangenheit läßt sich für die Zukunft nichts gewinnen.
    Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 wird die großartige Vision einer Welt „frei von Furcht und Not" entworfen. Auch mit diesem Ziel vor
    Augen wurden die Vereinten Nationen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gegründet.
    Der Ost-West-Konflikt bildete dann allerdings für die Dauer von Jahrzehnten ein entscheidendes Hindernis dafür, daß eine Weltfriedensordnung auf dieser Grundlage entstehen konnte. Heute, nach dem Ende des Kalten Krieges, hat unsere Welt eine neue Chance, den Frieden zwischen den Völkern als ein Werk der Gerechtigkeit zu gestalten.
    Ich glaube, man darf trotz aller Probleme sagen: In den letzten Jahren und Jahrzehnten wurde viel dazugelernt. Es ist vor allem das Bewußtsein dafür gewachsen, daß eine Welt „frei von Furcht und Not" auch die Bewahrung der uns anvertrauten Schöpfung voraussetzt. Deshalb ist es nur konsequent, daß sich die Vereinten Nationen nun auch des Themas „Umwelt und Entwicklung" mit großem Engagement annehmen.
    Als ich 1988 beim Weltwirtschaftsgipfel in Toronto vorschlug, den globalen Umweltschutz auf die ständige Tagesordnung der sieben führenden Industrienationen zu setzen, stieß ich auf viel Ablehnung und Skepsis. Heute bezweifelt — auch im Vorfeld des Münchener Gipfels — niemand mehr, daß es richtig war, diese Frage auf die Tagesordnung zu bringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Als eine der reichsten Industrienationen der Erde stehen wir Deutschen dabei gemeinsam mit anderen in einer besonderen Pflicht. Sieben Leitlinien sind für uns wegweisend:
    Erstens. Ganz oben auf der internationalen Tagesordnung steht der Dialog zwischen Nord und Süd.
    Zweitens. In gleichberechtigter Zusammenarbeit müssen wir den Ländern der Dritten Welt beistehen, Hunger, Not, Krankheiten und Elend zu überwinden.
    Drittens. Die Hilfe der reichen Industrienationen für die Länder der Dritten Welt muß vor allem Hilfe zur Selbsthilfe sein.
    Viertens. Damit diese Länder ihre Zukunft mehr und mehr aus eigener Kraft gestalten können, ist ein freier Welthandel unerläßlich. Dazu brauchen wir den Erfolg der GATT-Runde.

    (Dr. Ingomar Hauchler [SPD]: Warum hat das zehn Jahre lang nicht funktioniert?)

    Fünftens. Umweltschutz, wirtschaftliche und soziale Entwicklung sowie die Achtung der Menschenrechte bilden für uns ein untrennbares Ganzes.
    Sechstens. Die Industriestaaten können von den Entwicklungs- und Schwellenländern wirksame Maßnahmen zur Bewahrung der Schöpfung nur dann glaubwürdig verlangen, wenn sie auf diesem Gebiet selber mit gutem Beispiel vorangehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie des Abgeordneten Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD] — Zuruf von der SPD: Das ist das Entscheidende!)




    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    Siebtens. Wir im vereinten Deutschland stellen uns der globalen Verantwortung. Dies muß trotz aller Probleme geschehen, die wir im eigenen Land zu bewältigen haben.
    Meine Damen und Herren, ich bin ganz sicher, daß wir in der künftigen Betrachtung dessen, was wir heute tun, nicht zuletzt daran gemessen werden, ob wir national wie international unserer Verpflichtung zur Bewahrung der Schöpfung nachgekommen sind. Ich möchte uns alle herzlich dazu einladen, in dieser für uns lebenswichtigen Frage gemeinsam zu handeln.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)