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    Plenarprotokoll 12/71 BundestagDeutscher Stenographischer Bericht 71. Sitzung Bonn, Freitag, den 17. Januar 1992 Inhalt: Tagesordnungspunkt 14: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Deutsche Bundesbank (Drucksache 12/1869) b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Deutsche Bundesbank (Drucksache 12/988) Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 6003 B Edgar Meister, Minister des Landes Rheinland-Pfalz 6005 B Martin Grüner FDP 6007 B Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 6008 A Eike Ebert SPD 6008 D Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 6010B Gunnar Uldall CDU/CSU 6011B Dr. Norbert Wieczorek SPD 6013A, B Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Willfried Penner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Verwaltungsaufbau in den neuen Bundesländern (Drucksachen 12/176, 12/916) Rolf Schwanitz SPD 6014 C Werner H. Skowron CDU/CSU 6016A Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 6017 D Heinz-Dieter Hackel FDP 6019B Jochen Welt SPD 6020 B Hartmut Büttner (Schönebeck) CDU/CSU 6022 D Dr. Jürgen Schmieder FDP 6024 B Gisela Schröter SPD 6026 B Dr. Michael Luther CDU/CSU 6028 B Dr. Horst Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 6029 C Tagesordnungspunkt 16: Beratung des Antrags der Abgeordneten Freimut Duve, Wolfgang Thierse, Dr. Willfried Penner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Schaffung einer gesetzlichen Grundlage für das Deutsche Historische Museum (Drucksache 12/736) Dieter Schloten SPD 6032 A Dr. Roswitha Wisniewski CDU/CSU . . 6033 B Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 6034 B Dr. Jürgen Starnick FDP 6034 C Eduard Lintner, Parl. Staatssekretär BMI 6035 C Nächste Sitzung 6036 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6037* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 6038* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 71. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. Januar 1992 6003 71. Sitzung Bonn, den 17. Januar 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Berger, Johann Anton SPD 17.01.92 Braband, Jutta PDS/LL 17.01.92 Brähmig, Klaus CDU/CSU 17.01.92 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 17.01.92 Dr. von Bülow, Andreas SPD 17.01.92 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 17.01.92 Clemens, Joachim CDU/CSU 17.01.92 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 17.01.92 Herta Dr. Diederich (Berlin), SPD 17.01.92 Nils Dörflinger, Werner CDU/CSU 17.01.92 Doppmeier, Hubert CDU/CSU 17.01.92 Doss, Hansjürgen CDU/CSU 17.01.92 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 17.01.92* Gallus, Georg FDP 17.01.92 Gattermann, Hans H. FDP 17.01.92 Dr. Gautier, Fritz SPD 17.01.92 Dr. Glotz, Peter SPD 17.01.92 Graf, Günter SPD 17.01.92 Grünbeck, Josef FDP 17.01.92 Günther (Plauen), FDP 17.01.92 Joachim Dr. Gysi, Gregor PDS/LL 17.01.92 Haack (Extertal), SPD 17.01.92 Karl-Hermann Haschke CDU/CSU 17.1.92 (Großhennersdorf), Gottfried Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 17.01.92 Dr. Haussmann, Helmut FDP 17.01.92 Heistermann, Dieter SPD 17.01.92 Henn, Bernd fraktionslos 17.01.92 Heyenn, Günther SPD 17.01.92 Dr. Hoffacker, Paul CDU/CSU 17.01.92 Hollerith, Josef CDU/CSU 17.01.92 Dr. Hornhues, Karl-Heinz CDU/CSU 17.01.92 Huonker, Gunter SPD 17.01.92 Iwersen, Gabriele SPD 17.01.92 Jaunich, Horst SPD 17.01.92 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 17.01.92 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 17.01.92 Dr. Kappes, CDU/CSU 17.01.92 Franz-Hermann Kastner, Susanne SPD 17.01.92 Klein (München), Hans CDU/CSU 17.01.92 Klemmer, Siegrun SPD 17.01.92 Kolbe, Manfred CDU/CSU 17.01.92 Krause, Rudolf CDU/CSU 17.01.92 Dr. Krause (Börgerende), CDU/CSU 17.01.92 Günther Kretkowski, Volkmar SPD 17.01.92 Kubicki, Wolfgang FDP 17.01.92 Lamers, Karl CDU/CSU 17.01.92 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lamp, Helmut Johannes CDU/CSU 17.01.92 Lüder, Wolfgang FDP 17.01.92 Matschie, Christoph SPD 17.01.92 Meinl, Rudolf Horst CDU/CSU 17.01.92 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 17.01.92 Dorothea Dr. Mertens (Bottrop), SPD 17.01.92 Franz-Josef Dr. Mildner, Klaus CDU/CSU 17.01.92 Gerhard Mosdorf, Siegmar SPD 17.01.92 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 17.01.92* Müller (Pleisweiler), SPD 17.01.92 Albrecht Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 17.01.92 Neumann (Bremen), CDU/CSU 17.01.92 Bernd Nitsch, Johannes CDU/CSU 17.01.92 Dr. Pflüger, Friedbert CDU/CSU 17.01.92 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 17.01.92* Rawe, Wilhelm CDU/CSU 17.01.92 Rempe, Walter SPD 17.01.92 Reuschenbach, Peter W. SPD 17.01.92 Rode (Wietzen), Helmut CDU/CSU 17.01.92 Schaich-Walch, Gudrun SPD 17.01.92 Schmidbauer (Nürnberg), SPD 17.01.92 Horst Schmidt (Dresden), Arno FDP 17.01.92 Dr. Schneider CDU/CSU 17.01.92 (Nürnberg), Oscar Seibel, Wilfried CDU/CSU 17.01.92 Dr. Seifert, Ilja PDS/LL 17.01.92 Seiler-Albring, Ursula FDP 17.01.92 Dr. Semper, Sigrid FDP 17.01.92 Dr. Stavenhagen, Lutz G. CDU/CSU 17.01.92 Stockhausen, Karl CDU/CSU 17.01.92 Stübgen, Michael CDU/CSU 17.01.92 Thiele, Carl-Ludwig FDP 17.01.92 Dr. Ullmann, Wolfgang BÜNDNIS 17.01.92 90/GRÜNE Dr. Vogel, Hans-Jochen SPD 17.01.92 Voigt (Frankfurt), SPD 17.01.92 Karsten D. Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 17.01.92 Vosen, Josef SPD 17.01.92 Weis (Stendal), Reinhard SPD 17.01.92 Weiß (Berlin), Konrad BÜNDNIS 17.01.92 90/GRÜNE Dr. Wilms, Dorothee CDU/CSU 17.01.92 Wollenberger, Vera BÜNDNIS 17.01.92 90/GRÜNE Zurheide, Burkhard FDP 17.01.92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 6038* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 71. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. Januar 1992 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 638. Sitzung vom 19. Dezember 1991 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Erstes Gesetz zur Änderung des Flächenstillegungsgesetzes 1991 Gesetz zur Änderung des Landwirtschaftsanpassungsgesetzes Gesetz zur Aufhebung des Gesetzes über die Errichtung und das Verfahren der Schiedsstellen für Arbeitsrecht und zur Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes Gesetz zur Regelung von Vermögensfragen der Sozialversicherung im Beitrittsgebiet und zur Änderung von Gesetzen Gesetz zur Änderung des Unterhaltsvorschußgesetzes und der Unterhaltssicherungsverordnung Gesetz über die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (Stasi-Unterlagen-Gesetz — StUG) Vierzehntes Gesetz zur Änderung des Abgeordnetengesetzes Gesetz zur Übertragung der Aufgaben der Bahnpolizei und der Luftsicherheit auf den Bundesgrenzschutz Gesetz über die Verminderung der Personalstärke der Streitkräfte (Personalstärkegesetz — PersStärkeG) Gesetz zur Änderung des D-Markbilanzgesetzes Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Entlastung des Bundesfinanzhofs Gesetz zur Änderung des Gesetzes über den Sozialplan im Konkurs- und Vergleichsverfahren Gesetz zur Änderung des Güterkraftverkehrsgesetzes Gesetz über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP- Sondervermögens für das Jahr 1992 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1992) Gesetz zu dem Abkommen vom 23. Dezember 1988 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über die gegenseitige Hilfeleistung bei Katastrophen oder schweren Unglücksfällen Gesetz zu dem Abkommen vom 7. Juni 1988 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die gegenseitige Hilfeleistung bei Katastrophen einschließlich schweren Unglücksfällen Gesetz zu dem Übereinkommen vom 20. November 1989 über die Rechte des Kindes Gesetz zu der Vereinbarung vom 21. Dezember 1989 über Gemeinschaftspatente und zu dem Protokoll vom 21. Dezember 1989 über eine etwaige Änderung der Bedingungen für das Inkrafttreten der Vereinbarung über Gemeinschaftspatente sowie zur Änderung patentrechtlicher Vorschriften (Zweites Gesetz über das Gemeinschaftspatent) Gesetz zu dem Vertrag vom 2. Oktober 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Gesetz über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1992 (Haushaltsgesetz 1992) Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1991 (Nachtragshaushaltsgesetz 1991) Gesetz zur Regelung des Verhältnisses von Kriegsfolgengesetzen zum Einigungsvertrag Gesetz zur Anpassung der Zahl der Beamten im Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung an die Verringerung der Streitkräfte (BundeswehrbeamtenanpassungsgesetzBwBAnpG) Zu den vier letztgenannten Gesetzen hat der Bundesrat folgende Entschließungen gefaßt: Zum Gesetz über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1992 (Haushaltsgesetz 1992) 1. Der Bundesrat stellt mit Bedauern fest, daß — seine Mitwirkungsrechte dadurch erheblich beeinträchtigt wurden, daß die Bundesregierung gewichtige Programme und Änderungen der Etatansätze nachgeschoben hat (wohnungspolitisches Konzept, Verbesserung der Wirtschaftsstruktur in den neuen Ländern) und damit eine in sich geschlossene Beratung des Haushalts nicht möglich war, — der Bundeshaushalt 1992 auch nach Abschluß der Beratungen im Deutschen Bundestag weiterhin der gegenwärtigen schwierigen finanzpolitischen Lage nicht gerecht wird. Die insoweit vom Bundesrat im ersten Durchgang geäußerten Bedenken — Drs. 450/91 (Beschluß) — gelten unverändert fort. 2. Nach wie vor fehlt eine klare und realistische Bestandsaufnahme der Entwicklung der Staatsfinanzen für die nächsten Jahre. Eine umfassende Darstellung des Finanzierungsbedarfs und der Defizitentwicklung ist zwingend erforderlich. Die Finanzpolitik kann ihren Aufgaben nur gerecht werden, wenn es gelingt, den wirtschaftlichen Akteuren eine klare und eindeutige Perspektive zu vermitteln. Dazu gehört insbesondere eine glaubwürdige Konsolidierungsstrategie, die finanzielle Spielräume schafft. 3. Die Neuverschuldung muß auf ein gesamtwirtschaftlich vertretbares Maß zurückgeführt werden. Auf dem Weg zur Konsolidierung sind Steuererhöhungen — wenn irgend möglich — zu vermeiden. Es ist insbesondere sozialpolitisch nicht zu vertreten, auf der einen Seite die Umsatzsteuer zu erhöhen und gleichzeitig die Unternehmensteuer zu senken. Dem Prinzip der fairen Lastenverteilung wird dadurch nicht Rechnung getragen. Die Lage der Staatsfinanzen verlangt nach verstärkten Sparanstrengungen. Konkrete Einsparmöglichkeiten beim Verteidigungshaushalt, bei aufwendigen Großprojekten, bei den Subventionen für die Kernenergie oder bei den Kosten der Teilung wurden nicht ausreichend genutzt. Verzichtbare Subventionen wurden entgegen wiederholten Ankündigungen nicht abgebaut. Stattdessen hat die Bundesregierung sogar noch Subventionen erheblich aufgestockt, um Besitzstände zu sichern. Während aus diesem Grunde 1992 nur ein geringer Subventionsabbau zu verzeichnen ist, erhöhen sich ab 1993 die Steuersubventionen um fast 2 Milliarden DM. Das Konzept der Bundesregierung, 1992 und in den Folgejahren Steuersubventionen in Höhe von je 5 Milliarden DM abzubauen, ist damit gescheitert. 4. Der Bundesrat erinnert nochmals an die entscheidende Verantwortung des Bundes für die Entwicklung des öffentlichen Gesamthaushalts und der öffentlichen Defizite. Dieser Verantwortung gegenüber Ländern und Gemeinden ist der Bund bisher nicht gerecht geworden. Der Bundesrat verweist insoweit auf seinen Beschluß vom 27. 9. 1991 — Drs. 450/91 (Beschluß), Ziffer 5 —. Der Bundesrat sieht sich in seiner Kritik durch das Jahresgutachten 1991/92 des Sachverständigenrates bestätigt, das der Bundesregierung bescheinigt, fast keinen Konsolidierungsbeitrag zu leisten. 5. Die Versäumnisse der Finanzpolitik führen zur Unsicherheit über den kurz- und mittelfristigen Kurs der Bundesregierung. Die Finanzpolitik befindet sich damit zwangsläufig in einer schweren Glaubwürdigkeitskrise. Die hohe Neuverschuldung ist eine schwere Hypothek für die Zukunft. Sie führt zu einer weitgehenden Beschränkung der politischen Gestaltungsfreiheit. 6. Nach der Parteienvereinbarung vom 10. 10. 1991 über die Beschleunigung von Asylverfahren hat der Bund sich verpflichtet, den Ländern alsbald geeignete Liegenschaften für die Unterbringung von Asylbewerbern zur Verfügung zu stellen. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, unverzüglich die gesetzlichen Voraussetzungen für die unentgeltliche Bereitstellung von Liegenschaften des Bundes für diesen Zweck zu schaffen. Auch im Zusammenhang mit der Verlegung von Parlament und Regierungssitz von Bonn nach Berlin sollen freiwer- Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 71. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. Januar 1992 6039* dende Liegenschaften des Bundes bei entsprechendem Bedarf staatlichen und kommunalen Einrichtungen unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden. 7. Die finanzielle Schieflage zu Lasten von Ländern und Gemeinden hat sich weiter verstärkt. Der Solidaritätszuschlag fließt in die Kassen des Bundes. Die Anhebung der Mineralölsteuer, der Tabaksteuer und der Versicherungsteuer verbessert allein die Bundeseinnahmen. Demgegenüber würde die Senkung der Unternehmensteuer die Finanzausstattung der Länder und Kommunen aushöhlen. Der Bundesrat erwartet, daß die Länder und Kommunen unverzüglich einen größeren Anteil am Steueraufkommen erhalten. 8. Die neuen Länder werden 1992 auch einen anhaltend hohen Investitionsbedarf im Infrastrukturbereich haben. Aufgrund der positiven Erfahrung mit der kommunalen Investitionspauschale sollte diese Förderung 1992 fortgesetzt werden. Die Finanzierung kann durch Umschichtung im Rahmen des Gemeinschaftswerkes Aufschwung Ost sichergestellt werden. Darüber hinaus ist es notwendig, den Fonds „Deutsche Einheit" auf dem Niveau des Jahres 1991 zu verstetigen. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, hierfür die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. 9. Die Beratungen im Vermittlungsausschuß zum Steueränderungsgesetz 1992 und zum Gesetz zur Aufhebung des Strukturhilfegesetzes und zur Aufstockung des Fonds „Deutsche Einheit" sind noch nicht abgeschlossen. Auch ist der Bund seinen wiederholten Zusagen, den Ländern ein Angebot über die Finanzierung der Lasten von Ländern und Gemeinden aus der Konversion zu machen, nicht nachgekommen. Der Haushalt des Bundes 1992 und auch der Nachtragshaushalt 1991 unterstellen insoweit die Positionen der Bundesregierung und der Mehrheit des Bundestages. Ein Beschluß des Bundesrates, zum Haushaltsgesetz 1992 und zum Nachtragshaushaltsgesetz 1991 den Vermittlungsausschuß nicht anzurufen, bedeutet nicht, daß der Bundesrat in den im Vermittlungsausschuß zu beratenden Gesetzen die Haltung der Bundesregierung und der Mehrheit des Bundestages teilt. Der Bundesrat erwartet, daß die Ergebnisse des Vermittlungsverfahrens — soweit erforderlich — unverzüglich durch Änderungen und Ergänzungen im Bereich des Bundeshaushalts umgesetzt werden. 10. Der Bundesrat nimmt mit Befremden zur Kenntnis, daß die von ihm wegen der erheblich angewachsenen Aufgaben geforderten Personalstellen in dem Gesetzesbeschluß des Deutschen Bundestages zum Bundeshaushalt 1992 nur zu einem kleinen Teil berücksichtigt sind. Personalreserven bestehen im Sekretariat des Bundesrates nicht. Die in die Haushaltsberatungen 1992 eingebrachten Stellenanforderungen des Bundesrates sind daher in vollem Umfang zur Erhaltung der Funktionsfähigkeit seines Sekretariats unbedingt erforderlich. 11. Bundestag und Bundesrat sind nach dem Grundgesetz zwei voneinander unabhängige Verfassungsorgane mit jeweils besonderen Aufgabenstellungen. Die Ablehnung der Stellenanforderungen des Bundesrates durch den Deutschen Bundestag ist gleichbedeutend mit der Beschneidung der Arbeits- und Funktionsfähigkeit des einen Gesetzgebungsorgans durch das andere. Das ist mit dem Verhältnis der beiden gesetzgebenden Körperschaften zueinander nicht vereinbar. 12. Die Nichtberücksichtigung der Anforderungen des Bundesrates fällt mit der erneuten großzügigen Bewilligung von Stellen für den Deutschen Bundestag zusammen. Der Bundesrat sieht seine Aufgabe als an der Haushaltsgesetzgebung Beteiligter nicht darin, den Personalbedarf des anderen Gesetzgebungsorgans zum Gegenstand einer eigenen, abweichenden Beurteilung zu machen. Er erwartet allerdings, daß seine Anforderungen in Zukunft ebenso behandelt werden. 13. Um eine Verzögerung des Inkrafttretens des dringend erforderlichen Haushaltsgesetzes zu vermeiden, sieht der Bundesrat von einer Anrufung des Vermittlungsausschusses ab. Er wird allerdings in Zukunft die ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen, um sicherzustellen, daß er die zur Wahrung seiner Funktionsfähigkeit erforderlichen Haushaltsmittel erhält. Zum Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1991 (Nachtragshaushaltsgesetz 1991) 1. Der Bundesrat stellt mit Bedauern fest, daß — seine Mitwirkungsrechte dadurch erheblich beeinträchtigt wurden, daß die Bundesregierung gewichtige Programme und Änderungen der Etatansätze nachgeschoben hat (wohnungspolitisches Konzept, Verbesserung der Wirtschaftsstruktur in den neuen Ländern) und damit eine in sich geschlossene Beratung des Haushalts nicht möglich war, — der Bundeshaushalt 1992 auch nach Abschluß der Beratungen im Deutschen Bundestag weiterhin der gegenwärtigen schwierigen finanzpolitischen Lage nicht gerecht wird. Die insoweit vom Bundesrat im ersten Durchgang geäußerten Bedenken — Drs. 450/91 (Beschluß) — gelten unverändert fort. 2. Nach wie vor fehlt eine klare und realistische Bestandsaufnahme der Entwicklung der Staatsfinanzen für die nächsten Jahre. Eine umfassende Darstellung des Finanzierungsbedarfs und der Defizitentwicklung ist zwingend erforderlich. Die Finanzpolitik kann ihren Aufgaben nur gerecht werden, wenn es gelingt, den wirtschaftlichen Akteuren eine klare und eindeutige Perspektive zu vermitteln. Dazu gehört insbesondere eine glaubwürdige Konsolidierungsstrategie, die finanzielle Spielräume schafft. 3. Die Neuverschuldung muß auf ein gesamtwirtschaftlich vertretbares Maß zurückgeführt werden. Auf dem Weg zur Konsolidierung sind Steuererhöhungen — wenn irgend möglich — zu vermeiden. Es ist insbesondere sozialpolitisch nicht zu vertreten, auf der einen Seite die Umsatzsteuer zu erhöhen und gleichzeitig die Unternehmensteuer zu senken. Dem Prinzip der fairen Lastenverteilung wird dadurch nicht Rechnung getragen. Die Lage der Staatsfinanzen verlangt nach verstärkten Sparanstrengungen. Konkrete Einsparmöglichkeiten beim Verteidigungshaushalt, bei aufwendigen Großprojekten, bei den Subventionen für die Kernenergie oder bei den Kosten der Teilung wurden nicht ausreichend genutzt. Verzichtbare Subventionen wurden entgegen wiederholten Ankündigungen nicht abgebaut. Stattdessen hat die Bundesregierung sogar noch Subventionen erheblich aufgestockt, um Besitzstände zu sichern. Während aus diesem Grunde 1992 nur ein geringer Subventionsabbau zu verzeichnen ist, erhöhen sich ab 1993 die Steuersubventionen um fast 2 Milliarden DM. Das Konzept der Bundesregierung, 1992 und in den Folgejahren Steuersubventionen in Höhe von je 5 Milliarden DM abzubauen, ist damit gescheitert. 4. Der Bundesrat erinnert nochmals an die entscheidende Verantwortung des Bundes für die Entwicklung des öffentlichen Gesamthaushalts und der öffentlichen Defizite. Dieser Verantwortung gegenüber Ländern und Gemeinden ist der Bund bisher nicht gerecht geworden. Der Bundesrat verweist insoweit auf seinen Beschluß vom 27. 9. 1991 — Drs. 450/91 (Beschluß), Ziffer 5 —. Der Bundesrat sieht sich in seiner Kritik durch das Jahresgutachten 1991/92 des Sachverständigenrates bestätigt, das der Bundesregierung bescheinigt, fast keinen Konsolidierungsbeitrag zu leisten. 5. Die Versäumnisse der Finanzpolitik führen zur Unsicherheit über den kurz- und mittelfristigen Kurs der Bundesregierung. Die Finanzpolitik befindet sich damit zwangsläufig in einer schweren Glaubwürdigkeitskrise. Die hohe Neuverschuldung ist eine schwere Hypothek für die Zukunft. Sie führt zu einer weitgehenden Beschränkung der politischen Gestaltungsfreiheit. 6. Nach der Parteienvereinbarung vom 10. 10. 1991 über die Beschleunigung von Asylverfahren hat der Bund sich verpflichtet, den Ländern alsbald geeignete Liegenschaften für die Unterbringung von Asylbewerbern zur Verfügung zu stellen. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, unverzüglich die gesetzlichen Voraussetzungen für die unentgeltliche Bereitstellung von Liegenschaften des Bundes für diesen Zweck zu schaffen. Auch im Zusammenhang mit der Verlegung von Parlament und Regierungssitz von Bonn nach Berlin sollen freiwerdende Liegenschaften des Bundes bei entsprechendem Bedarf staatlichen und kommunalen Einrichtungen unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden. 6040* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 71. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. Januar 1992 7. Die finanzielle Schieflage zu Lasten von Ländern und Gemeinden hat sich weiter verstärkt. Der Solidaritätszuschlag fließt in die Kassen des Bundes. Die Anhebung der Mineralölsteuer, der Tabaksteuer und der Versicherungsteuer verbessert allein die Bundeseinnahmen. Demgegenüber würde die Senkung der Unternehmensteuer die Finanzausstattung der Länder und Kommunen aushöhlen. Der Bundesrat erwartet, daß die Länder und Kommunen unverzüglich einen größeren Anteil am Steueraufkommen erhalten. 8. Die neuen Länder werden 1992 auch einen anhaltend hohen Investitionsbedarf im Infrastrukturbereich haben. Aufgrund der positiven Erfahrung mit der kommunalen Investitionspauschale sollte diese Förderung 1992 fortgesetzt werden. Die Finanzierung kann durch Umschichtung im Rahmen des Gemeinschaftswerkes Aufschwung Ost sichergestellt werden. Darüber hinaus ist es notwendig, den Fonds „Deutsche Einheit" auf dem Niveau des Jahres 1991 zu verstetigen. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, hierfür die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. 9. Die Beratungen im Vermittlungsausschuß zum Steueränderungsgesetz 1992 und zum Gesetz zur Aufhebung des Strukturhilfegesetzes und zur Aufstockung des Fonds „Deutsche Einheit" sind noch nicht abgeschlossen. Auch ist der Bund seinen wiederholten Zusagen, den Ländern ein Angebot über die Finanzierung der Lasten von Ländern und Gemeinden aus der Konversion zu machen, nicht nachgekommen. Der Haushalt des Bundes 1992 und auch der Nachtragshaushalt 1991 unterstellen insoweit die Positionen der Bundesregierung und der Mehrheit des Bundestages. Ein Beschluß des Bundesrates, zum Haushaltsgesetz 1992 und zum Nachtragshaushaltsgesetz 1991 den Vermittlungsausschuß nicht anzurufen, bedeutet nicht, daß der Bundesrat in den im Vermittlungsausschuß zu beratenden Gesetzen die Haltung der Bundesregierung und der Mehrheit des Bundestages teilt. Der Bundesrat erwartet, daß die Ergebnisse des Vermittlungsverfahrens — soweit erforderlich — unverzüglich durch Änderungen und Ergänzungen im Bereich des Bundeshaushalts umgesetzt werden. Zum Gesetz zur Regelung des Verhältnisses von Kriegsfolgengesetzen zum Einigungsvertrag Der Bundesrat bedauert, daß die Bundesregierung sich nicht in der Lage sah, rechtzeitig unter Einhaltung der vom Einigungsvertrag gesetzten Fristen den Entwurf eines Kriegsfolgenabschlußgesetzes vorzulegen, und nun zu der Lösung einer Verlängerung der Übergangsregelungen gegriffen werden muß. Die Bundesregierung hat offenbar Schwierigkeiten, in dem Gesetz auch zu Regelungen zu kommen, die die privilegierte Zuwanderung von Aussiedlerinnen und Aussiedlern nach Ende der Nachkriegszeit und Wegfall des Vertreibungsdruckes in einem absehbaren Zeitraum zum Ende bringen. Der Bundesrat hält eine solche Regelung — eingebettet in eine zukunftsweisende Zuwanderungspolitik — für dringend notwendig. Der Bundesrat erwartet, daß die Bundesregierung das Gesetzgebungsverfahren nunmehr zügig einleitet. Zum Gesetz zur Anpassung der Zahl der Beamten im Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung an die Verringerung der Streitkräfte (Bundeswehrbeamtenanpassungsgesetz — BwBAnpG) Der Bundesrat bekräftigt seine Auffassung, daß die anderweitige Verwendung Vorrang vor der Zurruhesetzung haben muß. Angesichts der Tatsache, daß sowohl im Bundesbereich (z. B. Entscheider beim Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge) als auch in den fünf neuen Ländern ein auf lange Zeit nicht zu befriedigender Bedarf an qualifiziertem Verwaltungs- und Führungspersonal bestehen wird, muß in jedem Falle der anderweitige Einsatz geprüft werden. Die Entlassung tausender von Bundeswehrbeamten und Soldaten in den vorzeitigen Ruhestand würde in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes und in der Öffentlichkeit auf völliges Unverständnis stoßen. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, flankierende gesetzliche Regelungen zu schaffen, die den Ländern und Gemeinden einen Anreiz geben, betroffene Beamte zu übernehmen. Dies könnte z. B. in der Weise geschehen, daß der Bund den Ländern und Gemeinden während der aktiven Verwendung Personalkosten in Höhe von z. B. 90 v. H. des im Fall der Zurruhesetzung zu zahlenden Ruhegehalts erstattet und sich an den später anfallenden Versorgungsausgaben angemessen beteiligt. Gegebenenfalls wäre auch eine vorübergehende Überschreitung der Stellenobergrenzenverordnung nach dem Bundesbesoldungsgesetz denkbar. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 12/1045 Drucksache 12/1184 Drucksache 12/1228 Ausschuß für Frauen und Jugend Drucksache 12/447 Drucksache 12/594 Ausschuß für Verkehr Drucksache 11/8267 Drucksache 12/47 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 12/203 EG-Ausschuß Drucksache 11/8539 Drucksache 12/45 Drucksache 12/948 Drucksache 12/949 Drucksache 12/999 Der Vorsitzende des Ausschusses für Verkehr hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Drucksache 12/210 Nrn. 167, 169 Drucksache 12/1449 Nrn. 2.9, 2.11
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    Rede von Werner H. Skowron


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Bevor ich zu meinem Text komme, muß ich eine Erwiderung an Herrn Schwanitz loswerden. Die Polizei ist ein sehr wichtiges und sensibles Feld in den neuen Bundesländern. Sie haben auch zu Recht darauf hingewiesen, wie wichtig und notwendig es ist, die alten Strukturen zu überprüfen. Es ist möglich, wenn wir eine demokratische Polizei bekommen wollen, daß das vielleicht immer etwas zu lange gedauert hat. Sie haben 30 % als Ausgliederungsrate genannt; ich kenne da noch eine andere Zahl. Es ist also letzten Endes schwierig, diesen Aufbau auf dieser Strecke schneller zu forcieren. Der Gerechtigkeit halber möchte ich das einfach sagen; es gäbe noch viel mehr zu sagen. Ich weiß als Berliner, daß wir auch riesige Schwierigkeiten haben. An der Stelle sei das aber noch einmal gesagt.
    Zu meinen Ausführungen: Der Aufbau einer funktionsfähigen Verwaltung in den neuen Bundesländern ist unabdingbar erforderlich bei der erfolgreichen Verwirklichung der deutschen Einheit. Es ist eine sehr schwierige Aufgabe, die wir hier in diesem Zusammenhang zu bewältigen haben. Es geht um das Thema, das alle gesellschaftlichen Sphären tangiert und sich im administrativen Sinne auf der Ebene des Bundes, der Länder und der Kommunen mit jeweiliger Spezifität präsentiert.
    Meine Damen und Herren von der Opposition, halten Sie sich doch einmal vor Augen, welche Erfolge dabei im zurückliegenden Jahr erzielt wurden, und orientieren Sie sich an den Fakten. Waren es Mitte des vergangenen Jahres noch ca. 7 500 westliche Bundesbedienstete, die auf Abordnungs- und Versetzungsbasis ihren 470 000 aus der Verwaltung der ehemaligen DDR übernommenen Kolleginnen und Kollegen der neuen Bundesländer nicht nur Amtshilfe leisteten, sondern zu einem großen Teil auch wahre Pionierarbeit beim Aufbau einer den Erfordernissen gerecht werdenden Administration erbrachten, so hat die Zahl dieser Beamten und Angestellten im Bereich der Bundesverwaltung bis zum Jahresende 1991 einen Zuwachs von fast 50 % erfahren

    (Zuruf von der SPD: Vor allem bei der Bundesbahn!)

    und ist — Stand 30. November 1991 — auf fast 13 000 angewachsen. Dabei sind 4 200 Bundesdienststellen zu bedienen. Das muß man einmal herausstellen; das ist eine ganze Menge.
    Völlig klar ist dabei auch, daß diese personelle Unterstützung nur dadurch greifen konnte, daß im Jahr 1991 75 000 Bedienstete des höheren, gehobenen und mittleren Dienstes mit einem breiten Konzept der Ausbildung und Fortbildung geschult bzw. auf ihre Aufgaben vorbereitet wurden. Hinzu kommen zahlreiche Schulungen und Praktika der einzelnen Bundesressorts; das wissen Sie alle. Auch hier haben sich die Zahlen gegenüber 1990 verdoppelt.
    Lassen Sie uns nicht die finanzielle Seite vergessen. 9 bis 11 Milliarden DM jährlich und weitere Zuschüsse für die neuen Länder und deren Kommunen wie z. B. für den Personaltransfer — wir haben darüber ja im Innenausschuß gesprochen —, für den 1992 ein Volumen von 100 Millionen DM angesetzt wurde, stellen meines Erachtens angesichts der angespannten Haushalte eine beträchtliche Leistung der Bundesregierung dar.

    (Rolf Schwanitz [SPD]: Nicht der Bundesregierung, sondern der Bundesrepublik!)

    — Ich korrigiere: der Bundesrepublik.
    Meine Damen und Herren, diese Auflistung ließe sich äquivalent für die Länder und die Kommunen fortsetzen. Doch lassen Sie mich an dieser Stelle abbrechen. Die Fakten hierzu sind in einer ganzen Reihe von Sachstandsanalysen des BMI nachlesbar und sehr inhaltsreich. Statt dessen möchte ich den Prozeß des Verwaltungsaufbaus von einer Seite beleuchten, die mich als Abgeordneten der neuen Bundesländer und noch mehr der Hauptstadt und des Sitzes von Parlament und Regierung besonders berührt und die ich eingangs meiner Ausführungen mit dem Terminus der besonderen Sensibilität zu erfassen suchte.
    Oftmals ergeben sich nicht unwesentliche Schwierigkeiten bei der Integration von Bundesbediensteten der alten Bundesländer. Dafür gibt es gleichermaßen objektive wie subjektive Ursachen. Seit Herstellung der staatlichen und der politischen Einheit Deutschlands befinden sich die Menschen in den neuen Bundesländern in einer großen Erwartungshaltung, wobei sich die Erfüllbarkeit der Erwartungen oftmals an den Grenzen des derzeit Möglichen bewegt.
    Hier möchte ich betonen: Eine verantwortungsbewußte und bürgernahe Politik der Bundesregierung, aber auch ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Einsicht der Menschen in den neuen Bundesländern haben es ermöglicht, die Entwicklung positiv verlaufen zu lassen. Jetzt kommt es darauf an, wichtige Grundsatzprogramme wie, bezogen auf die heutige Thematik, den Berlin-Beschluß in Geist und Buchstaben umzusetzen und im Sinne der Verwirklichung der Einheit Deutschlands weiter zu qualifizieren.
    Hier geht es um Glaubwürdigkeit und Überzeugung der Menschen von der Richtigkeit der Politik, und Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, täten gut daran, sich an diesem Vorhaben mit mehr Konstruktivität zu beteiligen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)




    Werner H. Skowron
    Jawohl, die Bundesregierung hat durch den Einheitsvertrag Verpflichtungen übernommen, und sie kam ihnen auch schon weitgehend nach.

    (Zuruf von der SPD: Manchmal!)

    Sich aber hierherzustellen, einen unzureichenden Sachstand bei der Bewältigung der anstehenden Probleme zu konstatieren und auf der anderen Seite, wie bei Haushaltsdebatten oft genug erlebt, mit völlig irrealen Forderungen in Erscheinung zu treten ist symptomatisch für Ihre Politik, meine Damen und Herren.
    Aufmerksam machen möchte ich aber auch auf die Schwierigkeiten, die im Zusammenhang mit dem erwähnten Problem entstehen, die sich gravierend auf das Arbeitsklima und damit auf die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung auswirken, die zum größten Teil unberechtigt sind und die es vordringlich zu beseitigen gilt. Das richtet sich an uns alle, aber insbesondere an die Bundesregierung. Dazu gehören — und das sind die Sensibilitäten, die ich angesprochen habe — die erheblichen Unterschiede in der Bezahlung zwischen Bediensteten der alten und der neuen Bundesländer.

    (Zuruf von der SPD: Sehr richtig!)

    Übrigens hat die Bundesregierung selbst schon eine entsprechende Schlußfolgerung gezogen.
    Zweiter Punkt. Der als Zurücksetzung der einheimischen Bediensteten empfundene vorwiegende Einsatz westlicher Bediensteter in Leitungen von Behörden — wobei ich auch selbst aus eigenem Ermessen weiß, daß bei den Einheimischen Fähigkeiten durchaus vorhanden sind —, teilweise unsensibles Auftreten Bediensteter der alten Bundesländer oder die manchmal anzutreffende ungenügende Kenntnis — nach dreimal dasein — der historisch-politischen und gesellschaftlichen Hintergründe in den neuen Bundesländern wurden vom Bund in den Analysen, die uns vorliegen, frühzeitig als Unzulänglichkeiten erkannt, und es wird zielstrebig an der Beseitigung gearbeitet. Ich bin der Auffassung, daß das sicher noch ein ganz schöner Weg ist, wenn ich mich an das Denken in den Köpfen erinnere.
    Als Berliner Abgeordneter kann ich Ihnen berichten, daß der Senat auf der Grundlage einer bereits im April 1991 zur Beschlußfassung gebrachten Vorlage Unterstützung beim weiteren Aufbau der Verwaltung in den elf Ost-Berliner Bezirken leistet, dabei auf die Mißstände eingeht und zu arbeitnehmerwirksamen Erfolgen gelangte. Als eine der wichtigsten Aufgaben wurde erkannt, eine schnelle Angleichung der Einkommen der Mitarbeiter in östlichen und westlichen Verwaltungen zu erreichen. Das ist ein spezifisches Berliner Problem, dessen Lösung ungeachtet der außerordentlich schwierigen Finanzsituation Berlins für die Sicherung des sozialen Friedens in der Stadt unerläßlich ist. Die Zielsetzung des Senats ist, ab 1992 einen Anteil von 80 % der Westbezüge zu erreichen. Ferner ist zu erwähnen, daß sich das Landesbeamtenrecht ab 1. Januar 1992 auf die östlichen Bezirke erstreckt und daß seit 1. Dezember 1991 der Tarifvertrag über die Anrechnung von Beschäftigtenzeiten gilt. Das ist über die Landesgrenze von Berlin bekannt. Das Wirksamwerden dieser gesetzlichen
    Grundlage ist an eine Reihe verwaltungstechnisch äußerst aufwendiger Voraussetzungen gebunden, wird aber flankiert von Maßnahmen einer breiten Qualifizierungsoffensive und der Weiterführung des Personalaustausches mit dem Ziel der Gestaltung effektiver wirtschaftlicher und bürgernaher Verwaltungsstrukturen und Handlungsabläufe. Instrumentarien wie die Koordinierungsgruppe Verwaltungseinheit im Senatsbereich für Inneres haben sich dabei als sehr wertvoll erwiesen. Hier hat Herr Heckelmann, der Senator für Inneres, eine großartige Leistung vollbracht.
    Sehr geehrte Damen und Herren, am Ende meiner Ausführungen möchte ich nochmals betonen: Die Schaffung leistungsfähiger Verwaltungen und Verwaltungseinheiten in den neuen Bundesländern ist eine Aufgabe mit vorrangigem Stellenwert. Es wurde auf diesem Gebiet schon Beträchtliches erreicht. An der Stelle möchte ich einen Dank an die alten Bundesländer, die tatkräftig geholfen haben, einfügen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Ohne sie wäre es nicht gegangen. An der Stelle kann ich mich entsinnen, daß auch Bayern mit an der Spitze steht.

    (Zuruf von der SPD: Nordrhein-Westfalen!)

    — Ja, Nordrhein-Westfalen auch. — Es gibt aber keinen Grund, sich auf diesem Stand auszuruhen. Meine Fraktion wird der Bundesregierung alle nur denkbare Unterstützung geben, um diese Politik in der skizzierten Richtung weiterzuführen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich hoffe, werte Opposition, daß Sie sich diesem anschließen werden.
    Ich danke sehr.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Als nächster spricht der Abgeordnete Dr. Dietmar Keller.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dietmar Keller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS/LL)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Trotz des Zweckoptimismus meines Vorredners kann ich mich des Eindrucks nicht verwehren,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Zweckpessimismus!)

    das die Bundesregierung, aber auch die Regierungen der Altbundesländer den Stellenrang des Verwaltungsaufbaus sowie den tatsächlichen Umfang der dabei zu leistenden Unterstützung von Anfang an unterschätzt haben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aha!)

    Ich frage mich: Wie konnte es eigentlich geschehen, wenn Sie das alles so einschätzen, daß im Einigungsvertrag die Verwaltungshilfe westdeutscher Lander und Kommunen für ihre ostdeutschen Partner lediglich bis zum 30. Juni 1991 befristet wurde?
    Fakt ist: Auch heute, 15 Monate nach Vollzug der staatlichen Einheit, bestehen in den neuen Ländern einschließlich Ost-Berlin kaum funktionierende Kom-



    Dr. Dietmar Keller
    munalverwaltungen. Im Gegenteil, vor allem auf der Ebene der Städte, Gemeinden und Landkreise haben sich die Probleme weiter zugespitzt. Der Zustand so mancher Kommunal- und Kreisverwaltung in den neuen Ländern liegt im Spannungsfeld zwischen Hilflosigkeit und Ratlosigkeit einerseits und — zahlreiche Fälle belegen es — einer geradezu erschrekkenden Leichtgläubigkeit gegenüber wohlfeilen Erfolgsversprechungen dubioser Geschäftemacher. Leidtragende sind in erster Linie die ostdeutschen Bürgerinnen und Bürger, die sich mit ihren vielfältigen Anliegen an die Verwaltungen wenden und auf deren Rücken in der Regel die Mängel und Tücken der Verwaltungsmisere ausgetragen werden.
    Da nach wie vor keine funktionierende Verwaltung auf kommunaler und Landkreisebene in den neuen Ländern besteht,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Woher wissen Sie das?)

    werden auch zunehmend ernstzunehmende Investoren von ihrem wirtschaftlichen Engagement abgeschreckt. Die Kommunen und Landkreise stehen vor der Aufgabe, ihre vorhandenen Verwaltungen im Prinzip mit weitgehend dem gleichen Personal völlig umzustrukturieren und dabei für sie völlig neue Rechtsvorschriften anzuwenden.

    (Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Die alten SED-Kader stellen wir trotzdem nicht mehr ein!)

    —Das hat auch keiner gefordert. Beschäftigen Sie sich doch mit Ihren eigenen Problemen, nicht nur mit der Geschichtsbewältigung! Sie tragen doch heute Verantwortung; und Sie erweisen sich unfähig, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Das müssen Sie endlich einmal begreifen.

    (Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Sie tragen für die Vergangenheit Verantwortung! Sie haben uns doch die ganze Misere eingebrockt!)

    Als Basis stehen den Kommunalverwaltungen Gesetzestexte mit Erläuterungen, Arbeitshilfen, diverse Informationsveranstaltungen, Info-Dienste zur Verfügung. Das bedeutet in der Regel aber keineswegs, daß damit auch das Problem der Umsetzung dieser Vorschriften in der täglichen Verwaltungspraxis bereits gelöst ist. Die ostdeutschen Kommunal- und Kreisverwaltungen werden von der genannten Informationsflut faktisch zugeschüttet, fehlen doch vielerorts auch jetzt noch elementare Organisationsstrukturen sowie Dienstwege-, Postlauf- und Registraturordnungen.
    Der Aufbau der grundgesetzlich verankerten kommunalen Selbstverwaltung verläuft in den neuen Ländern schleppend und widersprüchlich. Die von der Bundesregierung und den Parteien der Koalition wiederholt lauthals verkündete Vorstellung, mit einer über 40 Jahre völlig anders strukturierten Verwaltung im Eilzugstempo Selbstverwaltung nach westdeutschem Vorbild aufzubauen, ist bisher nicht realisiert.
    Diese Vorstellung gehört nach Auffassung des Deutschen Städtetages — das ist keine Einschätzung der PDS — zu den Fehleinschätzungen im Prozeß der
    deutschen Einheit. Grundlegende Züge kommunaler Selbstverwaltung wie die Finanz-, Steuer-, Planungshoheit werden in den neuen Bundesländern, wenn überhaupt, dann nur in äußerst bescheidenem Rahmen wirksam.
    Wenn es vor diesem Hintergrund nicht zu einem Zusammenbruch der Kommunalverwaltung in den neuen Bundesländern gekommen ist, ist das — ich verwende erneut die Worte des Deutschen Städtetages — ein Wunder. Dank dafür gebührt in erster Linie dem oft bis zur Selbstaufgabe reichenden Einsatz ostdeutscher Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, darunter im übrigen auch 180 Frauen und Männer, die der PDS angehören,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nicht doch!)

    dem Wirken vieler anderer Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker in den neuen Ländern, aber auch dem Engagement zahlreicher westdeutschen Kommunen und Landkreise.
    Großen Anteil daran haben die kommunalen Spitzenverbände, wie der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund und der Deutsche Landkreistag mit ihrem seit Oktober 1990 laufenden Projekt „Hilfe zum Aufbau der kommunalen Selbstverwaltung in den neuen Bundesländern" mit seinen Hauptbestandteilen Information, Beratung sowie Aus- und Fortbildung. Natürlich ist die Qualifizierung der Verwaltungsangestellten das Kernproblem für den Neuaufbau der Verwaltungen. Die an bundesdeutsches Recht gebundenen Verfahrenswege und Entscheidungen erfordern eine Verwaltungsfachfrau oder einen Verwaltungsfachmann, die oder der nach diesem Recht ausgebildet ist und über entsprechende Berufserfahrung verfügt. Dieses generelle Defizit wird natürlich, realistisch betrachtet, noch einige Zeit bestehenbleiben. In dieser Beziehung können Beraterinnen und Berater aus westdeutschen Partnerländern und -kommunen natürlich hilfreich sein.
    Wir übersehen dabei nicht, daß es sich hier um eine doch völlig neuartige Aufgabe handelt, bei der beide Partner erst Erfahrungen sammeln mußten. Anfangs bestand die Beratung vielfach in tage- oder wochenweisen Aufenthalten einzelner westdeutscher Fachkräfte. Das oft verwandte Schlagwort vom „Besserwessi" charakterisiert die dabei häufig auftretenden psychologischen Probleme der Beratertätigkeit. Die für den Neuaufbau der Verwaltung notwendigen tiefgreifenden Wandlungen in der Denk- und Arbeitsweise ostdeutscher Verwaltungen können durch solche beliebigen und kurzfristigen Beratungen kaum bewirkt werden.
    Inzwischen beginnt sich, wenn auch langsam, die Erkenntnis durchzusetzen, daß eine solche mehr oder weniger zufällige Entsendung von Westberaterinnen und -beratern nicht ausreichend ist, sondern daß vor allem entscheidungskompetente Persönlichkeiten mit westdeutschen Verwaltungserfahrungen über einen längeren Zeitraum, möglichst aber dauerhaft, von den ostdeutschen Kommunen und Landkreisen angestellt werden sollten. Diese Art der Beratertätigkeit kann gerade den Prozeß der Umsetzung der zahlreichen Arbeitshilfen und Informationsmaterialien in der Verwaltungstätigkeit fördern.



    Dr. Dietmar Keller
    Größte Anstrengungen sind nach unserer Auffassung nach wie vor auch für die Heranbildung eines eigenen Berufsnachwuchses für die Verwaltungen in den neuen Bundesländern notwendig, Heranbildung eines eigenen Berufsnachwuchses in den neuen Ländern, aber auch durch Sammeln von Erfahrungen und Aufenthalt in den Altländern.
    Die PDS/Linke Liste vertritt des weiteren die Auffassung, daß für den Verwaltungsaufbau in den neuen Bundesländern Kreisgebiets- und Gemeindegebietsreformen, gepaart mit Funktionalreformen der Verwaltung, unerläßlich sind. Die Landkreise, Städte und Gemeinden in der früheren DDR sind gegenwärtig in bezug auf Einwohnerzahl, Wirtschaftspotential und Fläche im allgemeinen zu klein, um ihre Selbstverwaltungsaufgaben kompetent und kostengünstig im Interesse der Bürgerinnen und Bürger erfüllen zu können. So haben 47,7 % der derzeit insgesamt 7 563 Gemeinden weniger als 500 Einwohner, während diese Zahl für die Altbundesrepublik nur für 20,2 % der Gemeinden zutrifft.
    Wissenschaftler und Kommunalpolitiker kommen in einer von unserer Abgeordnetengruppe veranlaßten Studie zum Problemkreis Gebiets- und Verwaltungsreform zu dem Schluß, daß es notwendig ist, die sich mit den Gebiets- und Verwaltungsreformen in den neuen Ländern bietenden Chancen eines kommunalen und regionalen Neubeginns im Interesse der Bürgerinnen und Bürger tatsächlich zu nutzen, statt sie in einem engstirnigen und kurzsichtigen parteipolitischen Hickhack zu vertun.
    Das verlangt nach unserer Erkenntnis, die Erfahrungen der alten Bundesländer bei der Gebiets- und Verwaltungsreform gründlich auszuwerten, Positives zu übernehmen, Ungelöstes zu durchdenken, schematische Übernahmen, wie derzeit leider oft praktiziert, indes zu vermeiden. Den neuen Bundesländern muß zugestanden werden, daß ihre Situation eben auch spezifische Wege zur kommunalen Selbstverwaltung erfordert und ermöglicht.
    Wir treten für eine Kreis- und Gemeindegebietsreform in den neuen Bundesländern ein, die die Verwaltung der Kommunen und Landkreise stärkt und von der demokratischen Einbeziehung der beteiligten Städte, Gemeinden, Landkreise und ihrer Bürgerinnen und Bürger getragen ist.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der PDS/Linke Liste)