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    Plenarprotokoll 12/45 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 45. Sitzung Bonn, Freitag, den 27. September 1991 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 3765 A Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse in Abweichung vom Überweisungsvorschlag in der Tagesordnung 3819B Tagesordnungspunkt 7: Beratungen ohne Aussprache Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses (6. Ausschuß) zu der dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvH 3/91 (Drucksache 12/1166) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses (6. Ausschuß) zu der dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 5/91 (Drucksache 12/1167) Beratung der Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses (2. Ausschuß) Sammelübersichten 25 bis 28 zu Petitionen (Drucksachen 12/1114, 12/1115, 12/1116, 12/1170) 3765D Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zum Ausgleich von Auswirkungen besonderer Schadensereignisse in der Forstwirtschaft (Forstschäden-Ausgleichsgesetz) (Drucksache 12/1056) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (10. Ausschuß) (Druck sachen 12/1195, 12/1206) 3765 D Zusatztagesordnungspunkt 5: Zweite und dritte Beratung des von dem Abgeordneten Hermann Wimmer (Neuötting), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines zweiten Gesetzes zur Änderung des Forstschäden-Ausgleichsgesetzes (Drucksache 12/422) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (10. Ausschuß) (Druck sachen 12/1195, 12/1206) 3766A Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Fortschreibung des Berichtes der Bundesregierung über die Lage der Freien Berufe in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 12/21) Klaus Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi 3766 C Albert Pfuhl SPD 3768 D Hansjürgen Doss CDU/CSU 3771 D Josef Grünbeck FDP 3774 C Hans Georg Wagner SPD 3776 A Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/ CSU 3779 A Albert Pfuhl SPD 3780 A Angela Stachowa PDS/Linke Liste . . . . 3781 D Tagesordnungspunkt 9: a) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu Energie und Umwelt (Drucksache 12/944) II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. September 1991 b) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu Energie und Umwelt (Drucksache 12/945) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (17. Ausschuß) zu dem Dritten Bericht der Enquete-Kommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre" Schutz der Erde (Drucksachen 11/533, 11/787, 11/971, 11/1351, 11/3479, 11/8030, 12/210 Nr. 193, 12/1136) Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU 3783 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 3785 C Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/ GRÜNE 3786 D Marita Sehn FDP 3787 D Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE 3788C Klaus Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi 3789 D Monika Ganseforth SPD 3790 D Dr. Bertram Wieczorek, Parl. Staatssekretär BMU 3792 C Tagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags des Abgeordneten Harald B. Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Mehr Umweltschutz, Verkehrssicherheit und Lebensqualität durch Geschwindigkeitsbegrenzungen (Drucksache 12/616) Klaus Lennartz SPD 3794 D Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . 3796D Dietmar Schütz SPD 3796 C Klaus Lennartz SPD 3796 D Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 3799 C Horst Friedrich FDP 3800 C Detlev von Larcher SPD 3800 D Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE 3802C, 3809 C Steffen Kampeter CDU/CSU 3803 D Elke Ferner SPD 3804 C Dr. Günther Krause, Bundesminister BMV 3807D Dr. Margrit Wetzel SPD 3807 C Tagesordnungspunkt 11: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Roswitha Wisniewski, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Wolfgang Lüder, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Förderung der Deutschen und ihrer Kultur im östlichen Europa und jenseits des Urals sowie des ostdeutschen Kulturerbes in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 12/844) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags des Abgeordneten Freimut Duve, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu den deutschen Minderheiten in Osteuropa und östlich des Urals (Drucksache 12/1188) Dr. Roswitha Wisniewski CDU/CSU . . 3810D Freimut Duve SPD 3812 C Dr. Roswitha Wisniewski CDU/CSU 3813A, 3818 D Wolfgang Lüder FDP 3814 A Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 3815 D Helmut Schäfer, Staatsminister AA . . . 3816 C Freimut Duve SPD 3817 A Horst Sielaff SPD 3817 D Tagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Barbara Höll und der Gruppe der PDS/Linke Liste: Einrichtung einer Stiftung zum Schutz und zur Bewahrung der Stätten des antifaschistischen Widerstands (Drucksache 12/1117) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags des Abgeordneten Freimut Duve, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Mahn- und Gedenkstätten in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 12/1189) Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste 3819C, 3823 C Michael Stübgen CDU/CSU 3820 A Marianne Klappert SPD 3821 C Wolfgang Lüder FDP 3822 C Stefan Schwarz CDU/CSU 3823 D Eduard Lintner, Parl. Staatssekretär BMI 3823 D Nächste Sitzung 3824 C Berichtigung 3824 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 3825* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 9a bis 9 c (Entschließungen zu Energie und Umwelt; Bericht betr. Schutz der Erde) Jutta Braband PDS/Linke Liste 3826* A Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 3827* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. September 1991 3765 45. Sitzung Bonn, den 27. September 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 43. Sitzung, Seite 3610' , Anlage 18: Die Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Erich Riedl auf die Frage 40 des Abgeordneten Otto Schily (SPD) (Drucksache 12/1175) ist um folgenden Text zu ergänzen: Bei der Turbine handelt es sich nicht um eine Ware, die von den international abgestimmten Listen erfaßt wird. Die Ausfuhr ist international allgemein genehmigungsfrei. Die Bundesrepublik Deutschland hat im März 1991 in ihr Ausfuhrrecht eine Bestimmung eingeführt (§ 5 c AWV), die auch listenmäßig nicht erfaßte Waren einer Genehmigungspflicht unterwirft, wenn diese in eine Rüstungsanlage eines H-Landes geliefert werden sollen. Diese Bestimmung, die ihrem Wortlaut nach sehr weit gefaßt ist, sollte sich nach den Vorstellungen der Bundesregierung nicht auf allgemein zur Infrastruktur einer Produktionsanlage gehörende Waren erstrecken. Es kann keinen Unterschied machen, ob ein Unternehmen ein eigenes Kraftwerk hat oder von einem öffentlichen Netz versorgt wird. Bei der Genehmigung von Ausfuhrlieferungen an einen öffentlichen Stromversorger wird auch nicht auf einzelne Stromabnehmer abgestellt. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bargfrede, Heinz-Günter CDU/CSU 27. 09. 91 Berger, Johann Anton SPD 27. 09. 91 Blank, Renate CDU/CSU 27. 09. 91 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 27. 09. 91 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 27. 09. 91 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 27. 09. 91 Dr. Faltlhauser, Kurt CDU/CSU 27. 09. 91 Gattermann, Hans H. FDP 27. 09. 91 Dr. Gautier, Fritz SPD 27. 09. 91 Geiger, Michaela CDU/CSU 27. 09. 91 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 27. 09. 91 Dr. von Geldern, CDU/CSU 27. 09. 91 Wolfgang Genscher, Hans-Dietrich FDP 27. 09. 91 Dr. Glotz, Peter SPD 27. 09. 91 Graf, Günter SPD 27. 09. 91 Gries, Ekkehard FDP 27. 09. 91 Grochtmann, Elisabeth CDU/CSU 27. 09. 91 Gröbl, Wolfgang CDU/CSU 27. 09. 91 Hasenfratz, Klaus SPD 27. 09. 91 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 27. 09. 91 Haungs, Rainer CDU/CSU 27. 09. 91 Hauser (Esslingen), Otto CDU/CSU 27. 09. 91 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 27. 09. 91 Hollerith, Josef CDU/CSU 27. 09. 91 Dr. Hoyer, Werner FDP 27. 09. 91 Janz, Ilse SPD 27. 09. 91 Jaunich, Horst SPD 27. 09. 91 Jeltsch, Karin CDU/CSU 27. 09. 91 Dr. Jobst, Dionys CDU/CSU 27. 09. 91 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 27. 09. 91 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 27. 09. 91 Kauder, Volker CDU/CSU 27. 09. 91 Keller, Peter CDU/CSU 27. 09. 91 Kirschner, Klaus SPD 27. 09. 91 Klinkert, Ulrich CDU/CSU 27. 09. 91 Kohn, Roland FDP 27. 09. 91 Koltzsch, Rolf SPD 27. 09. 91 Koschnick, Hans SPD 27. 09. 91 Kubicki, Wolfgang FDP 27. 09. 91 Dr.-Ing. Laermann, FDP 27. 09. 91 Karl-Hans Link (Diepholz), Walter CDU/CSU 27. 09. 91 Lühr, Uwe FDP 27. 09. 91 Marienfeld, Claire CDU/CSU 27. 09. 91 Meckel, Markus SPD 27. 09. 91 Dr. Merten (Bottrop), SPD 27. 09. 91 Franz-Josef Dr. Mildner, Klaus CDU/CSU 27. 09. 91 Gerhard Mischnick, Wolfgang FDP 27. 09. 91 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Müller (Kirchheim), CDU/CSU 27. 09. 91 Elmar Nelle, Engelbert CDU/CSU 27. 09. 91 Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 27. 09. 91 Neumann (Bremen), CDU/CSU 27. 09. 91 Bernd Nolte, Claudia CDU/CSU 27. 09. 91 Paintner, Johann FDP 27. 09. 91 Peters, Lisa FDP 27. 09. 91 Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 27. 09. 91 Poß, Joachim SPD 27. 09. 91 Rahardt-Vahldieck, CDU/CSU 27. 09. 91 Susanne Rappe (Hildesheim), SPD 27. 09. 91 Hermann Rauen, Peter Harald CDU/CSU 27. 09. 91 Rempe, Walter SPD 27. 09. 91 Reuschenbach, Peter W. SPD 27. 09. 91 Richter (Bremerhaven), FDP 27. 09. 91 Manfred Dr. Röhl, Klaus FDP 27. 09. 91 * Roth, Wolfgang SPD 27. 09. 91 Sauer (Stuttgart), Roland CDU/CSU 27. 09. 91 Schäfer (Offenburg), SPD 27. 09. 91 Harald B. Schluckebier, Günther SPD 27. 09. 91 Schmalz, Ulrich CDU/CSU 27. 09. 91 Schmalz-Jacobsen, FDP 27. 09. 91 Cornelia Schmidbauer (Nürnberg), SPD 27. 09. 91 Horst Schmidt (Mülheim), CDU/CSU 27. 09. 91 Andreas Dr. Schmieder, Jürgen FDP 27. 09. 91 von Schmude, Michael CDU/CSU 27. 09. 91 Dr. Schuster, Werner SPD 27. 09. 91 Schwanitz, Rolf SPD 27. 09. 91 Seiler-Albring, Ursula FDP 27. 09. 91 Skowron, Werner H. CDU/CSU 27. 09. 91 Dr. Sperling, Dietrich SPD 27. 09. 91 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 27. 09. 91 Terborg, Margitta SPD 27. 09. 91 Thierse, Wolfgang SPD 27. 09. 91 Timm, Jürgen FDP 27. 09. 91 Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 27. 09. 91 Vosen, Josef SPD 27. 09. 91 Dr. Wegner, Konstanze SPD 27. 09. 91 Weiß (Berlin), Konrad Bündnis 27. 09. 91 90/GRÜNE Weißgerber, Gunter SPD 27. 09. 91 Welt, Hans-Joachim SPD 27. 09. 91 Wissmann, Matthias CDU/CSU 27. 09. 91 Zierer. Benno CDU/CSU 27. 09. 91** * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments **für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 3826* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. September 1991 Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 9 a bis 9 c (Entschließungen zu Energie und Umwelt; Bericht betr. Schutz der Erde) Jutta Braband (PDS/Linke Liste): Zum Schutz der Erdatmosphäre habe ich mich in diesem Hause schon geäußert und ich will deshalb nur noch einmal nachdrücklich den Beitrag des Abgeordneten Müller unterstützen. Hier will ich mich vor allem mit der entsprechenden Politik im EG-Bereich auseinandersetzen. Es zeigt sich, daß für die EG-Kommission nur der Preis, nicht aber die Art und Weise, wie Energie erzeugt wird, von Bedeutung ist. Lediglich dem Faktor Versorgungssicherheit wird noch Stellenwert eingeräumt. Dies hat zwangsläufig Energieverschwendung und erhebliche Umweltbelastungen zur Folge. Zwar gibt es pauschale Bekenntnisse der Kommission und des Ministerrates zu Energieeinsparung und Umweltschutz. EG-Förderprogramme für rationelle Energienutzung und die Nutzung regenerativer Energiequellen haben allerdings nur Alibifunktion, sind von der Mittelzuweisung her schon viel zu knapp bemessen. Auf den Durchbruch für effiziente Energienutzung und regenerative Energieträger durch „Marktkräfte" in der EG zu hoffen, wäre hier völlig verfehlt: Ein „freier Markt" im Energiebereich existiert in den EG-Mitgliedsländern nur sektoral. Er ist wegen der Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit und den hohen Investitionskosten im Energiesektor insbesondere bei den leitungsgebundenen Energieträgern auch kaum zu realisieren. Hier fordern wir konsequente Regionalisierung und Kommunalisierung der Energieversorgung. In diesem Zusammenhang ist die Politik der Bundesregierung durch die Treuhandanstalt bezüglich der Energieversorgung der neuen Bundesländer rein auf die Interessen der großen Energieversorgungsunternehmen ausgerichtet. Nötig ist eine Änderung in der Energiepolitik der EG-Mitgliedsländer — und darüber hinaus. Dies wird auch in dem Report: „Energy for a new century: The European Perspective " der Generaldirektion Energie der EG-Kommission eindrucksvoll dargestellt wird. Die dort beschriebene „conventionel view", die konventionelle Sichtweise, ist herrschende EG-Energiepolitik und führt geradewegs ins Treibhaus. 1990 betrugen die CO2-Emissionen der EG-Mitgliedsländer etwa 2 765 Millionen t. Wird die herrschende EG-Energiepolitik fortgeschrieben, werden die CO2-Emissionen bis 2010 auf 3 143 bis 3 481 Millionen t ansteigen. Bei einem Wechsel der Politik (Change in policy) könnten die Emissionen selbst nach konventionellen Berechnungen der EG-Kommission auf 2 098 Millionen t in 2010 gesenkt werden. Bemerkenswert ist dabei: Während die AKW-Erzeugungskapazität im EG-Trendscenario von heute 105 GW (Gigawatt) auf 150 GW ansteigt, sinkt sie im „change in policy"-Scenario auf 117 GW. Dies widerlegt in eindrucksvoller Weise das Gerede von Politik und Industrie von der Notwendigkeit der Atomenergie zur Verminderung des Treibhauseffekts. Wieviel weitere CO2-Emissionen könnten bei Abschaltung aller Atomkraftwerke und der Verwendung der hier freiwerdenden Mittel für effiziente Energienutzung, Energieeinsparung und die Nutzung regenerativer Energiequellen vermieden werden; vermeidet doch eine hierfür investierte Mark fünfmal soviel CO2, als wenn in Atomenergie investiert worden wäre. Die notwendigen Umsteuerungen im Verkehrsbereich will ich hier nur streifen: Vorrang für den Öffentlichen Personennahverkehr und die Schiene, Einführung einer Schwerverkehrsabgabe, Besteuerung des PKW- und LKW-Verkehrs nach Verbrauch, Tempolimit und Anhebung der Mineralölsteuer zu Finanzierung öffentlicher Verkehrsmittel. Bevor ich nun Eckpunkte für den von mir geforderten Wechsel in der Politik nenne, möchte ich noch kurz ein paar Bemerkungen zur geplanten CO2-Abgabe machen: Grundsätzlich wirken Ökosteuern nur, wenn gleichzeitig Alternativen entwickelt werden, also umweltverträgliche Infrastrukturmaßnahmen, Energiesparprogramme usw. Dies ist hier aber nur eingeschränkt der Fall. Eine CO2-Abgabe, die die Energieerzeugung aus fossilen Energieträgern besteuert, wirkt wie eine Subvention für die Atomindustrie, auch wenn die großen EVU's, die ja alle im Atomgeschäft tätig sind, jetzt schon Krokodilstränen über angebliche Wettbewerbsnachteile und Energieverteuerung weinen. Sinnvoll wäre die Erhebung einer Primärenergiesteuer, die grundsätzlich zum Energiesparen zwingt. Die PDS/Linke Liste fordert, Sofortmaßnahmen zur Reduzierung des Treibhauseffektes endlich in Angriff zu nehmen: Wir fordern den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie. Die Mittel, die für den Ausbau und insbesondere für Forschung im Atomenergiebereich ausgegeben werden, können so für Energieeinsparung, effiziente Energienutzung und die Nutzung regenerativer Energiequellen eingesetzt werden. Die Bundesrepublik als Industrieland muß sofort durch rationelle Energienutzung mit der Reduzierung der CO2-Emissionen um mindestens 2 % pro Jahr beginnen. Die Produktion aller FCKW muß eingestellt werden. Wir fordern ein Sofortprogramm zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Es müssen auch unpopuläre Maßnahmen ergriffen werden: Neben der Katalysatorpflicht für alle Neuwagen, um Stickoxidemissionen zu reduzieren, ist es notwendig, ein Tempolimit von 100 km je Stunde auf Autobahnen und 80 km je Stunde auf Landstraßen einzuführen. Wir fordern verschärfte Maßnahmen zur Verringerung der Tropenholzimporte in die Bundesrepublik und die EG. Markteinführungshilfen für regenerative Energiequellen müssen forciert werden, und nicht wie von der Bundesregierung beschlossen Ende des Jahres auslaufen. Mittelfristig ist die Herstellung einer gerechteren Weltwirtschaft unumgänglich. Aus wirtschaftlicher Not, von der Bundesrepublik mitverursacht, verursachen die Menschen in den armen Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens katastrophale Umwelt- Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. September 1991 3827* Schäden durch Abholzung des tropischen Regenwaldes. Mittelfristig ist auch eine drastische Reduzierung der Nutzung fossiler Energieträger notwendig. Auch Erdgas darf nur da eingesetzt werden, wo KraftWärme-Kopplung und Abwärmenutzung nicht möglich und sinnvoll sind. Und langfristig muß auf die Nutzung fossiler Energieträger ganz verzichtet werden und die Deckung des Restenergiebedarfs durch regenerative Energiequellen erfolgen. Exzessiver Chemieeinsatz und CO2-Emissionen durch ständig steigenden Energieverbrauch und die damit verbundene Umwelt- und Klimabedrohung sind jedoch kein Schicksal, sondern durch wirtschaftliche und politische Entscheidungen beeinflußbar. Die Fakten sind bekannt, den Worten sollten endlich Taten folgen, und zwar sofort! Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Drucksache 11/7567 Der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Drucksache 12/706 Nm. 3.3-3.15 Drucksache 12/764 Nr. 2.1 Drucksache 12/1003 Nm. 4. —12.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Eduard Lintner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich zum guten Schluß ein paar Bemerkungen aus der Sicht der Bundesregierung zum Antrag der Gruppe PDS/Linke Liste machen.
    Erstens. Die Errichtung und Unterhaltung von Mahn- und Gedenkstätten ist nach der Zuständigkeitsverteilung des Grundgesetzes grundsätzlich eine Angelegenheit der Länder und der Kommunen. Dieser Aufgabenbereich wird bisher auch nahezu ausschließlich von diesen Ebenen wahrgenommen. Dem Bundesminister des Innern liegt allerdings eine Vielzahl von Anträgen zur Förderung von Gedenkstätten an nationalsozialistisches Unrecht, an die Opfer des Stalinismus, an die Berliner Mauer und die Grenzsperranlagen vor.



    Parl. Staatssekretär Eduard Lintner
    Aus diesem Grund hat auch der Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages im Jahre 1990 die Bundesregierung gebeten, eine Gesamtkonzeption zur Beteiligung des Bundes an Mahn- und Gedenkstätten zu erarbeiten. Mit dieser Gesamtkonzeption sollen die Voraussetzungen einer Bundesbeteiligung sowie die Verfahrensweise in diesem grundsätzlich den Ländern zuzuordnenden Aufgabenbereich festgelegt werden. Die Überlegungen hierzu sind bei uns im Hause noch nicht abgeschlossen. Ich darf aber bereits jetzt auf folgende Gesichtspunkte hinweisen:
    Wegen der geschilderten verfassungsrechtlichen Situation kann für den Bund eine Beteiligung an Mahn- und Gedenkstätten nur unter dem Gesichtspunkt der gesamtstaatlichen Bedeutung in Frage kommen. Art. 35 des Einigungsvertrages eröffnet nur vorübergehend die Möglichkeit, solche Einrichtungen in den neuen Ländern, an Stelle der Länder, muß ich hinzufügen, zu fördern. Die Voraussetzung gesamtstaatlicher Bedeutung wird nur bei wenigen exemplarischen Einrichtungen vorliegen. Selbst in diesen Fällen wird es aber zunächst Sache der Länder und Kommunen sein, entsprechende Vorstellungen zur Errichtung und inhaltlichen Gestaltung dieser Gedenkstätten zu entwickeln.
    Insbesondere in den neuen Ländern bedarf es aus heutiger Sicht grundlegender wissenschaftlicher Untersuchungen für die künftigen Konzeptionen. Eine Fortführung der einseitigen und geschichtsverfälschenden Darstellung, wie sie in der ehemaligen DDR gepflegt wurde, kann jedenfalls für uns nicht in Frage kommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Zweitens. Vor diesem Hintergrund sehe ich — abgesehen von der insoweit ohnehin fehlenden Gesetzgebungskompetenz des Bundes — auch keinen Grund für ein Gesetz zur „Garantie der Unantastbarkeit der Stätten des antifaschistischen Widerstandes und ihres Schutzes vor kommerziellem Mißbrauch", wie Sie es formuliert haben.
    Es wird eine gesellschaftspolitische Aufgabe sein, für eine der geschichtlichen Wahrheit entsprechende Fortentwicklung der Mahn- und Gedenkstätten zu sorgen und sie vor Übergriffen und Mißbrauch zu schützen. Ich kann hier auf das Bezug nehmen, was ich aus der Debatte heraus zu diesem Thema an Bekenntnissen und Erläuterungen noch mitbekommen habe.
    Auch die Forderung, meine Damen und Herren, zu diesem Zweck eine Stiftung nach Bundesrecht einzurichten, wäre verfassungsrechtlich problematisch. Eine solche Stiftung des Bundes ist im übrigen überflüssig, weil die Hauptsitzländer der möglichen Gedenkstätten in den neuen Ländern, Brandenburg und Thüringen, bereits mit der Errichtung von Stiftungen für ihre Mahn- und Gedenkstätten befaßt sind.
    Der Bund wird sich selbstverständlich an den Überlegungen hierzu — soweit dies von den Ländern gewünscht wird — beteiligen und nach Verabschiedung der angekündigten „Gesamtkonzeption zur Beteiligung des Bundes an Mahn- und Gedenkstätten" seiner gesamtstaatlichen Verantwortung gerecht werden. Möglicherweise kommt ja sogar noch eine gemeinsame Initiative des Hauses zustande, was wir sehr begrüßen würden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Helmuth Becker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren! Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird die Überweisung der beiden Vorlagen auf den Drucksachen 12/1117 und 12/1189 an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? — Ich höre und sehe keinen Widerspruch. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.
Wir sind damit am Schluß unserer Tagesordnung. Ich wünsche Ihnen bei den Wochenendterminen, die jetzt folgen, viel Erfolg und berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundestages auf Mittwoch, den 9. Oktober 1991, 13 Uhr ein.
Die Sitzung ist geschlossen.