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    Plenarprotokoll 12/45 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 45. Sitzung Bonn, Freitag, den 27. September 1991 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 3765 A Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse in Abweichung vom Überweisungsvorschlag in der Tagesordnung 3819B Tagesordnungspunkt 7: Beratungen ohne Aussprache Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses (6. Ausschuß) zu der dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvH 3/91 (Drucksache 12/1166) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses (6. Ausschuß) zu der dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 5/91 (Drucksache 12/1167) Beratung der Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses (2. Ausschuß) Sammelübersichten 25 bis 28 zu Petitionen (Drucksachen 12/1114, 12/1115, 12/1116, 12/1170) 3765D Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zum Ausgleich von Auswirkungen besonderer Schadensereignisse in der Forstwirtschaft (Forstschäden-Ausgleichsgesetz) (Drucksache 12/1056) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (10. Ausschuß) (Druck sachen 12/1195, 12/1206) 3765 D Zusatztagesordnungspunkt 5: Zweite und dritte Beratung des von dem Abgeordneten Hermann Wimmer (Neuötting), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines zweiten Gesetzes zur Änderung des Forstschäden-Ausgleichsgesetzes (Drucksache 12/422) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (10. Ausschuß) (Druck sachen 12/1195, 12/1206) 3766A Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Fortschreibung des Berichtes der Bundesregierung über die Lage der Freien Berufe in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 12/21) Klaus Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi 3766 C Albert Pfuhl SPD 3768 D Hansjürgen Doss CDU/CSU 3771 D Josef Grünbeck FDP 3774 C Hans Georg Wagner SPD 3776 A Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/ CSU 3779 A Albert Pfuhl SPD 3780 A Angela Stachowa PDS/Linke Liste . . . . 3781 D Tagesordnungspunkt 9: a) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu Energie und Umwelt (Drucksache 12/944) II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. September 1991 b) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu Energie und Umwelt (Drucksache 12/945) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (17. Ausschuß) zu dem Dritten Bericht der Enquete-Kommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre" Schutz der Erde (Drucksachen 11/533, 11/787, 11/971, 11/1351, 11/3479, 11/8030, 12/210 Nr. 193, 12/1136) Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU 3783 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 3785 C Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/ GRÜNE 3786 D Marita Sehn FDP 3787 D Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE 3788C Klaus Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi 3789 D Monika Ganseforth SPD 3790 D Dr. Bertram Wieczorek, Parl. Staatssekretär BMU 3792 C Tagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags des Abgeordneten Harald B. Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Mehr Umweltschutz, Verkehrssicherheit und Lebensqualität durch Geschwindigkeitsbegrenzungen (Drucksache 12/616) Klaus Lennartz SPD 3794 D Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . 3796D Dietmar Schütz SPD 3796 C Klaus Lennartz SPD 3796 D Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 3799 C Horst Friedrich FDP 3800 C Detlev von Larcher SPD 3800 D Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE 3802C, 3809 C Steffen Kampeter CDU/CSU 3803 D Elke Ferner SPD 3804 C Dr. Günther Krause, Bundesminister BMV 3807D Dr. Margrit Wetzel SPD 3807 C Tagesordnungspunkt 11: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Roswitha Wisniewski, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Wolfgang Lüder, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Förderung der Deutschen und ihrer Kultur im östlichen Europa und jenseits des Urals sowie des ostdeutschen Kulturerbes in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 12/844) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags des Abgeordneten Freimut Duve, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu den deutschen Minderheiten in Osteuropa und östlich des Urals (Drucksache 12/1188) Dr. Roswitha Wisniewski CDU/CSU . . 3810D Freimut Duve SPD 3812 C Dr. Roswitha Wisniewski CDU/CSU 3813A, 3818 D Wolfgang Lüder FDP 3814 A Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 3815 D Helmut Schäfer, Staatsminister AA . . . 3816 C Freimut Duve SPD 3817 A Horst Sielaff SPD 3817 D Tagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Barbara Höll und der Gruppe der PDS/Linke Liste: Einrichtung einer Stiftung zum Schutz und zur Bewahrung der Stätten des antifaschistischen Widerstands (Drucksache 12/1117) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags des Abgeordneten Freimut Duve, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Mahn- und Gedenkstätten in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 12/1189) Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste 3819C, 3823 C Michael Stübgen CDU/CSU 3820 A Marianne Klappert SPD 3821 C Wolfgang Lüder FDP 3822 C Stefan Schwarz CDU/CSU 3823 D Eduard Lintner, Parl. Staatssekretär BMI 3823 D Nächste Sitzung 3824 C Berichtigung 3824 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 3825* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 9a bis 9 c (Entschließungen zu Energie und Umwelt; Bericht betr. Schutz der Erde) Jutta Braband PDS/Linke Liste 3826* A Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 3827* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. September 1991 3765 45. Sitzung Bonn, den 27. September 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 43. Sitzung, Seite 3610' , Anlage 18: Die Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Erich Riedl auf die Frage 40 des Abgeordneten Otto Schily (SPD) (Drucksache 12/1175) ist um folgenden Text zu ergänzen: Bei der Turbine handelt es sich nicht um eine Ware, die von den international abgestimmten Listen erfaßt wird. Die Ausfuhr ist international allgemein genehmigungsfrei. Die Bundesrepublik Deutschland hat im März 1991 in ihr Ausfuhrrecht eine Bestimmung eingeführt (§ 5 c AWV), die auch listenmäßig nicht erfaßte Waren einer Genehmigungspflicht unterwirft, wenn diese in eine Rüstungsanlage eines H-Landes geliefert werden sollen. Diese Bestimmung, die ihrem Wortlaut nach sehr weit gefaßt ist, sollte sich nach den Vorstellungen der Bundesregierung nicht auf allgemein zur Infrastruktur einer Produktionsanlage gehörende Waren erstrecken. Es kann keinen Unterschied machen, ob ein Unternehmen ein eigenes Kraftwerk hat oder von einem öffentlichen Netz versorgt wird. Bei der Genehmigung von Ausfuhrlieferungen an einen öffentlichen Stromversorger wird auch nicht auf einzelne Stromabnehmer abgestellt. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bargfrede, Heinz-Günter CDU/CSU 27. 09. 91 Berger, Johann Anton SPD 27. 09. 91 Blank, Renate CDU/CSU 27. 09. 91 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 27. 09. 91 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 27. 09. 91 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 27. 09. 91 Dr. Faltlhauser, Kurt CDU/CSU 27. 09. 91 Gattermann, Hans H. FDP 27. 09. 91 Dr. Gautier, Fritz SPD 27. 09. 91 Geiger, Michaela CDU/CSU 27. 09. 91 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 27. 09. 91 Dr. von Geldern, CDU/CSU 27. 09. 91 Wolfgang Genscher, Hans-Dietrich FDP 27. 09. 91 Dr. Glotz, Peter SPD 27. 09. 91 Graf, Günter SPD 27. 09. 91 Gries, Ekkehard FDP 27. 09. 91 Grochtmann, Elisabeth CDU/CSU 27. 09. 91 Gröbl, Wolfgang CDU/CSU 27. 09. 91 Hasenfratz, Klaus SPD 27. 09. 91 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 27. 09. 91 Haungs, Rainer CDU/CSU 27. 09. 91 Hauser (Esslingen), Otto CDU/CSU 27. 09. 91 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 27. 09. 91 Hollerith, Josef CDU/CSU 27. 09. 91 Dr. Hoyer, Werner FDP 27. 09. 91 Janz, Ilse SPD 27. 09. 91 Jaunich, Horst SPD 27. 09. 91 Jeltsch, Karin CDU/CSU 27. 09. 91 Dr. Jobst, Dionys CDU/CSU 27. 09. 91 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 27. 09. 91 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 27. 09. 91 Kauder, Volker CDU/CSU 27. 09. 91 Keller, Peter CDU/CSU 27. 09. 91 Kirschner, Klaus SPD 27. 09. 91 Klinkert, Ulrich CDU/CSU 27. 09. 91 Kohn, Roland FDP 27. 09. 91 Koltzsch, Rolf SPD 27. 09. 91 Koschnick, Hans SPD 27. 09. 91 Kubicki, Wolfgang FDP 27. 09. 91 Dr.-Ing. Laermann, FDP 27. 09. 91 Karl-Hans Link (Diepholz), Walter CDU/CSU 27. 09. 91 Lühr, Uwe FDP 27. 09. 91 Marienfeld, Claire CDU/CSU 27. 09. 91 Meckel, Markus SPD 27. 09. 91 Dr. Merten (Bottrop), SPD 27. 09. 91 Franz-Josef Dr. Mildner, Klaus CDU/CSU 27. 09. 91 Gerhard Mischnick, Wolfgang FDP 27. 09. 91 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Müller (Kirchheim), CDU/CSU 27. 09. 91 Elmar Nelle, Engelbert CDU/CSU 27. 09. 91 Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 27. 09. 91 Neumann (Bremen), CDU/CSU 27. 09. 91 Bernd Nolte, Claudia CDU/CSU 27. 09. 91 Paintner, Johann FDP 27. 09. 91 Peters, Lisa FDP 27. 09. 91 Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 27. 09. 91 Poß, Joachim SPD 27. 09. 91 Rahardt-Vahldieck, CDU/CSU 27. 09. 91 Susanne Rappe (Hildesheim), SPD 27. 09. 91 Hermann Rauen, Peter Harald CDU/CSU 27. 09. 91 Rempe, Walter SPD 27. 09. 91 Reuschenbach, Peter W. SPD 27. 09. 91 Richter (Bremerhaven), FDP 27. 09. 91 Manfred Dr. Röhl, Klaus FDP 27. 09. 91 * Roth, Wolfgang SPD 27. 09. 91 Sauer (Stuttgart), Roland CDU/CSU 27. 09. 91 Schäfer (Offenburg), SPD 27. 09. 91 Harald B. Schluckebier, Günther SPD 27. 09. 91 Schmalz, Ulrich CDU/CSU 27. 09. 91 Schmalz-Jacobsen, FDP 27. 09. 91 Cornelia Schmidbauer (Nürnberg), SPD 27. 09. 91 Horst Schmidt (Mülheim), CDU/CSU 27. 09. 91 Andreas Dr. Schmieder, Jürgen FDP 27. 09. 91 von Schmude, Michael CDU/CSU 27. 09. 91 Dr. Schuster, Werner SPD 27. 09. 91 Schwanitz, Rolf SPD 27. 09. 91 Seiler-Albring, Ursula FDP 27. 09. 91 Skowron, Werner H. 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Schutz der Erde) Jutta Braband (PDS/Linke Liste): Zum Schutz der Erdatmosphäre habe ich mich in diesem Hause schon geäußert und ich will deshalb nur noch einmal nachdrücklich den Beitrag des Abgeordneten Müller unterstützen. Hier will ich mich vor allem mit der entsprechenden Politik im EG-Bereich auseinandersetzen. Es zeigt sich, daß für die EG-Kommission nur der Preis, nicht aber die Art und Weise, wie Energie erzeugt wird, von Bedeutung ist. Lediglich dem Faktor Versorgungssicherheit wird noch Stellenwert eingeräumt. Dies hat zwangsläufig Energieverschwendung und erhebliche Umweltbelastungen zur Folge. Zwar gibt es pauschale Bekenntnisse der Kommission und des Ministerrates zu Energieeinsparung und Umweltschutz. EG-Förderprogramme für rationelle Energienutzung und die Nutzung regenerativer Energiequellen haben allerdings nur Alibifunktion, sind von der Mittelzuweisung her schon viel zu knapp bemessen. Auf den Durchbruch für effiziente Energienutzung und regenerative Energieträger durch „Marktkräfte" in der EG zu hoffen, wäre hier völlig verfehlt: Ein „freier Markt" im Energiebereich existiert in den EG-Mitgliedsländern nur sektoral. Er ist wegen der Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit und den hohen Investitionskosten im Energiesektor insbesondere bei den leitungsgebundenen Energieträgern auch kaum zu realisieren. Hier fordern wir konsequente Regionalisierung und Kommunalisierung der Energieversorgung. In diesem Zusammenhang ist die Politik der Bundesregierung durch die Treuhandanstalt bezüglich der Energieversorgung der neuen Bundesländer rein auf die Interessen der großen Energieversorgungsunternehmen ausgerichtet. Nötig ist eine Änderung in der Energiepolitik der EG-Mitgliedsländer — und darüber hinaus. Dies wird auch in dem Report: „Energy for a new century: The European Perspective " der Generaldirektion Energie der EG-Kommission eindrucksvoll dargestellt wird. Die dort beschriebene „conventionel view", die konventionelle Sichtweise, ist herrschende EG-Energiepolitik und führt geradewegs ins Treibhaus. 1990 betrugen die CO2-Emissionen der EG-Mitgliedsländer etwa 2 765 Millionen t. Wird die herrschende EG-Energiepolitik fortgeschrieben, werden die CO2-Emissionen bis 2010 auf 3 143 bis 3 481 Millionen t ansteigen. Bei einem Wechsel der Politik (Change in policy) könnten die Emissionen selbst nach konventionellen Berechnungen der EG-Kommission auf 2 098 Millionen t in 2010 gesenkt werden. Bemerkenswert ist dabei: Während die AKW-Erzeugungskapazität im EG-Trendscenario von heute 105 GW (Gigawatt) auf 150 GW ansteigt, sinkt sie im „change in policy"-Scenario auf 117 GW. Dies widerlegt in eindrucksvoller Weise das Gerede von Politik und Industrie von der Notwendigkeit der Atomenergie zur Verminderung des Treibhauseffekts. Wieviel weitere CO2-Emissionen könnten bei Abschaltung aller Atomkraftwerke und der Verwendung der hier freiwerdenden Mittel für effiziente Energienutzung, Energieeinsparung und die Nutzung regenerativer Energiequellen vermieden werden; vermeidet doch eine hierfür investierte Mark fünfmal soviel CO2, als wenn in Atomenergie investiert worden wäre. Die notwendigen Umsteuerungen im Verkehrsbereich will ich hier nur streifen: Vorrang für den Öffentlichen Personennahverkehr und die Schiene, Einführung einer Schwerverkehrsabgabe, Besteuerung des PKW- und LKW-Verkehrs nach Verbrauch, Tempolimit und Anhebung der Mineralölsteuer zu Finanzierung öffentlicher Verkehrsmittel. Bevor ich nun Eckpunkte für den von mir geforderten Wechsel in der Politik nenne, möchte ich noch kurz ein paar Bemerkungen zur geplanten CO2-Abgabe machen: Grundsätzlich wirken Ökosteuern nur, wenn gleichzeitig Alternativen entwickelt werden, also umweltverträgliche Infrastrukturmaßnahmen, Energiesparprogramme usw. Dies ist hier aber nur eingeschränkt der Fall. Eine CO2-Abgabe, die die Energieerzeugung aus fossilen Energieträgern besteuert, wirkt wie eine Subvention für die Atomindustrie, auch wenn die großen EVU's, die ja alle im Atomgeschäft tätig sind, jetzt schon Krokodilstränen über angebliche Wettbewerbsnachteile und Energieverteuerung weinen. Sinnvoll wäre die Erhebung einer Primärenergiesteuer, die grundsätzlich zum Energiesparen zwingt. Die PDS/Linke Liste fordert, Sofortmaßnahmen zur Reduzierung des Treibhauseffektes endlich in Angriff zu nehmen: Wir fordern den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie. Die Mittel, die für den Ausbau und insbesondere für Forschung im Atomenergiebereich ausgegeben werden, können so für Energieeinsparung, effiziente Energienutzung und die Nutzung regenerativer Energiequellen eingesetzt werden. Die Bundesrepublik als Industrieland muß sofort durch rationelle Energienutzung mit der Reduzierung der CO2-Emissionen um mindestens 2 % pro Jahr beginnen. Die Produktion aller FCKW muß eingestellt werden. Wir fordern ein Sofortprogramm zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Es müssen auch unpopuläre Maßnahmen ergriffen werden: Neben der Katalysatorpflicht für alle Neuwagen, um Stickoxidemissionen zu reduzieren, ist es notwendig, ein Tempolimit von 100 km je Stunde auf Autobahnen und 80 km je Stunde auf Landstraßen einzuführen. Wir fordern verschärfte Maßnahmen zur Verringerung der Tropenholzimporte in die Bundesrepublik und die EG. Markteinführungshilfen für regenerative Energiequellen müssen forciert werden, und nicht wie von der Bundesregierung beschlossen Ende des Jahres auslaufen. Mittelfristig ist die Herstellung einer gerechteren Weltwirtschaft unumgänglich. Aus wirtschaftlicher Not, von der Bundesrepublik mitverursacht, verursachen die Menschen in den armen Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens katastrophale Umwelt- Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. September 1991 3827* Schäden durch Abholzung des tropischen Regenwaldes. Mittelfristig ist auch eine drastische Reduzierung der Nutzung fossiler Energieträger notwendig. Auch Erdgas darf nur da eingesetzt werden, wo KraftWärme-Kopplung und Abwärmenutzung nicht möglich und sinnvoll sind. Und langfristig muß auf die Nutzung fossiler Energieträger ganz verzichtet werden und die Deckung des Restenergiebedarfs durch regenerative Energiequellen erfolgen. Exzessiver Chemieeinsatz und CO2-Emissionen durch ständig steigenden Energieverbrauch und die damit verbundene Umwelt- und Klimabedrohung sind jedoch kein Schicksal, sondern durch wirtschaftliche und politische Entscheidungen beeinflußbar. Die Fakten sind bekannt, den Worten sollten endlich Taten folgen, und zwar sofort! Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Drucksache 11/7567 Der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Drucksache 12/706 Nm. 3.3-3.15 Drucksache 12/764 Nr. 2.1 Drucksache 12/1003 Nm. 4. —12.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus-Dieter Feige


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Angesichts der Diskussion in den letzten Tagen hatte ich die Hoffnung, daß diese Frage, die heute in dieser Runde diskutiert wurde, eine ganz andere Auseinandersetzung, auch in der Qualität, erfährt. Insbesondere erscheint es mir so, als ob es in den Ausschüssen — im Umweltausschuß, in der Enquete-Kommission, aber auch im Verkehrsausschuß — jeweils eine unterschiedliche Logik der Behandlung gibt. Diese unterschiedliche Logik sehe ich auch zwischen den Fraktionen.
    Es tut mir leid, daß im Verkehrsausschuß ein — sicherlich im Rahmen eines größeren Gesamtkonzepts — von der Gruppe Bündnis 90/GRÜNE eingebrachter Antrag auf Einrichtung einer Enquete-Kommission für ein integriertes Verkehrskonzept, für mehr Verkehrssicherheit und Umweltschutz abgelehnt wurde. Es mag sein, daß es an dem etwas großen Paket lag, das vielleicht nicht alle mittragen konnten. Wir werden prüfen, inwieweit wir diesen Antrag herauslösen können. Ich denke, dieser Antrag ist — im Sinne eines Aufeinanderzugehens oder, wie der Bundesminister gefordert hat, im Sinne von mehr Intelligenz im gemeinsamen Umgang — notwendig, um damit wenigstens zu erreichen, daß wir überhaupt begreifen, welche Argumente wir gegenseitig anbieten.


Rede von Helmuth Becker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Minister, wollen Sie noch antworten? — Das ist nicht der Fall.
Dann sind wir damit am Ende dieses Tagesordnungspunktes.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf Drucksache 12/616 an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? — Ich sehe und höre keinen Widerspruch. Dann ist die Überweisung so beschlossen.
Ich rufe nunmehr den Tagesordnungspunkt 11 und den Zusatztagesordnungspunkt 6 auf:
11. Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Roswitha Wisniewski, Johannes Gerster (Mainz), Hartmut Koschyk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Wolfgang Lüder, Gerhard Ru-



Vizepräsident Helmuth Becker
dolf Baum, Dr. Olaf Feldmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Förderung der Deutschen und ihrer Kultur im östlichen Europa und jenseits des Urals sowie des ostdeutschen Kulturerbes in der Bundesrepublik Deutschland
— Drucksache 12/844 —Überweisungsvorschlag:
Innenausschuß (federführend)

Auswärtiger Ausschuß
Ausschuß für Bildung und Wissenschaft
ZP 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten Freimut Duve, Dr. Willfried Penner, Wolfgang Thierse, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD
Die Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu den deutschen Minderheiten in Osteuropa und östlich des Urals
— Drucksache 12/1188 —
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuß (federführend) Innenausschuß
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die gemeinsame Aussprache eine Stunde vorgesehen. — Ich sehe keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
Zunächst erteile ich das Wort Frau Kollegin Dr. Roswitha Wisniewski.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Roswitha Wisniewski


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der vorliegende Antrag der Koalitionsfraktionen erhält eine ungeahnte Aktualität, denn er dient vor allem der Förderung der deutschen Minderheiten im östlichen Europa und klingt damit wie eine Antwort auf die Erklärung des russischen Minderheitenministers Leonid Prokopjew. Er versprach vor wenigen Tagen — das ging durch die Presse — , daß noch in diesem Jahr wahrscheinlich anläßlich des Kongresses der Rußland-Deutschen im Oktober die verbindliche Grundsatzerklärung zur Errichtung einer deutschen Wolgarepublik erfolgen wird.
    Damit ist eine umfassende Konzeption einer Minderheitenpolitik Deutschlands und Europas noch notwendiger geworden, als es bisher schon war. Einen Beitrag dazu soll der vorliegende Antrag leisten.
    Das besonders eindrucksvolle, ja man muß wohl sagen, spektakuläre Ereignis der Wiedererrichtung der deutschen Wolgarepublik nach Jahrzehnten grausamster Vertreibung und Unterdrückung der RußlandDeutschen wird von anderen Zeichen neu erwachter Verständigungs- und Versöhnungsbereitschaft begleitet. Die Möglichkeiten, die die umwälzenden Veränderungen ist Ost-, Mittel-, Ost- und Südosteuropa und die diesbezüglichen Verträge bieten, werden von den dort lebenden Deutschen wie von den hier in der Bundesrepublik ansässigen, namentlich den aus jenen Gebieten stammenden, immer stärker genutzt.
    Die wissenschaftliche, kulturelle und künstlerische Zusammenarbeit blüht in einem Maße auf, wie wir es uns noch vor kurzem kaum vorstellen konnten. Es entstehen Gemeinschaftsprojekte, und sie bieten viel Ermutigendes. So haben z. B. deutsche und polnische Wissenschaftler beschlossen, die Ereignisse im Stettin der Jahre 1945 und 1946 gemeinsam aufzuarbeiten. In diesen Tagen findet in Königsberg, also Kaliningrad, eine Ausstellung ostpreußischer Künstler statt. Sie wird dort, in Kaliningrad, vom Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg mitveranstaltet.
    Eine Begegnung deutscher und polnischer Studenten und Schüler wurde vor kurzem in Krakau durchgeführt. Vor zwei Wochen nahmen die Repräsentanten der heute polnischen Stadt Graudenz am Bundestreffen der heimatvertriebenen Graudenzer in Köln teil. Zuvor hatten sie im Juni gemeinsam in Graudenz der 700jährigen Geschichte dieser Stadt gedacht. Der Vertreter des polnischen Botschafters sprach in Köln davon, daß die Vertriebenen auf Grund ihrer emotionalen Verbundenheit mit ihrer Heimat Mittler der Verständigung von Polen und Deutschen seien. Ihnen komme eine Brückenfunktion zu. Das genau ist der Wunsch, die Absicht, sogar auch die Diktion, die wir hier verwenden. Wir können diesem Petitum und diesem Wort nur nachhaltig zustimmen.
    Viele ähnliche Beispiele wachsender Verständigungsbereitschaft und damit auch des Zusammenwachsens Europas im europäischen Osten wären zu nennen. Dies und die seit Jahren andauernden intensiven Bemühungen der Bundesregierung und der sie tragenden Fraktionen um die Bewahrung des kulturellen ostdeutschen Erbes, das geistig fortleben soll, mögen Trost sein für die vielen Heimatvertriebenen und ihre Familien, die in diesen Monaten über den endgültigen Verzicht der staatlichen Zugehörigkeit ihrer Heimat zu Deutschland von tiefer Trauer erfüllt sind.
    Trotz aller ermutigender Beispiele für die künftige Entwicklung sind die jetzigen Schwierigkeiten der noch in den Staaten des ehemaligen Ostblocks lebenden und ausharrenden Deutschen groß.
    Das wurde in einer Anhörung deutlich, die im August dieses Jahres von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion durchgeführt wurde. Ich freue mich, daß der Antrag der SPD jetzt zu einer weiteren großen öffentlichen Anhörung führen wird. Ich halte das für sehr sinnvoll.
    An der Anhörung im August nahmen Vertreter der Deutschen aus den Siedlungsgebieten in Osteuropa und den ehemaligen deutschen Ostprovinzen teil. Die Schilderungen waren zum großen Teil bedrückend, stimmten aber doch auch ein wenig zuversichtlich.
    Materielle, vor allem aber auch geistige Hilfe ist dringend notwendig — das kann man als Fazit aus dieser Anhörung ziehen. So bat z. B. der Vertreter der ungefähr 22 000 Ungarn-Deutschen dringend um ein überall vernehmbares Wort aus der Bundesrepublik, daß diese Deutschen vom Mutterland nicht vergessen sind. Die menschliche Verbundenheit sei letztlich ausschlaggebend dafür, daß Hoffnung statt Resignation und damit auch der Wille, zu bleiben statt auszusiedeln, wachsen.
    Beeindruckend war denn auch, daß nicht die Bitte um materielle Hilfen die Diskussion bestimmte, sondern der dringende Wunsch nach Deutschlehrern, da-



    Dr. Roswitha Wisniewski
    mit die Sprache, die Grundlage der geistigen Identität, aber auch die Grundlage der Verbundenheit mit dem Mutterland, erhalten bleibt bzw. nach den Jahren des Verbots wiederbelebt wird.
    Die Bundesregierung sollte gerade diesen Wunsch sehr ernst nehmen und alle zur Verfügung stehenden Mittel — auch solche unkonventioneller Art, z. B. die Entsendung pensionierter Lehrer — zu dessen Erfüllung einsetzen.
    Angesichts eben dieses Wunsches und der ermutigenden Zeichen beginnender Versöhnungsbereitschaft, die ich eingangs erwähnte, hebe ich gem hervor, wie wichtig es ist, daß es in den Jahren 1988 bis 1993 das Aktionsprogramm der Bundesregierung zur Förderung der ostdeutschen Kulturarbeit gibt. Als es verabschiedet wurde, ahnten wir alle nicht, welche Veränderungen eintreten würden, die die Durchführung dieses Aktionsprogramms nun auf eine völlig neue Grundlage stellen.
    Aber es ist wahrlich zur rechten Zeit gekommen. Vieles von dem, was darin steht, konnte natürlich noch nicht umgesetzt werden. Aber wenn wir dieses nicht immer freudig begrüßte Programm nicht hätten und wenn wir jetzt erst mit der Konzeption und der Durchführung sozusagen von vorn beginnen müßten, dann wären die Schwierigkeiten ungleich größer, als sie es ohnehin sind.
    Durch die Existenz dieses Programms war es möglich, eine ganze Reihe kultureller und wissenschaftlicher Einrichtungen aufzubauen oder deren Arbeit auf stabileren Grundlagen fortzuführen und professioneller zu gestalten. Dadurch konnten sie nun die jetzt immens wachsenden Anforderungen und Aufgaben unverzüglich in Angriff nehmen. Die Nachfrage, auch aus den neuen Bundesländern, steigt weiter. Das Aktionsprogramm zur Förderung der ostdeutschen Kulturarbeit ist somit ein wichtiger Baustein für das Werk der Verständigung, das sich nun vor uns entfaltet.
    Die jetzt vom Innenministerium und vom Auswärtigen Amt eingeleiteten grenzüberschreitenden Hilfsmaßnahmen — von denen berichtet wird und die übrigens auch spürbar sind, was Betroffene oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestätigen, wenn man mit ihnen spricht — , werden in guter Zusammenarbeit durchgeführt. Dieses Werk betrifft die traditionelle Kulturpolitik, die im verstärkten Maß für die vielfach erst jetzt erreichbaren deutschen Minderheiten in den Aussiedlungsgebieten durchgeführt werden muß. Es umfaßt auch soziale und gemeinschaftsfördernde Maßnahmen. Sie werden vor allem vom Bundesinnenministerium getragen.
    Neben den sozialen Hilfen, z. B. zur Sicherstellung des Lebensunterhalts durch Lebensmittel und sonstige soziale Leistungen, medizinische Hilfen, Medikamente und Einzelfallversorgung, Ausstattung von Krankenhäusern mit medizinischen Geräten und Krankenwagen, Altenbetreuung durch Ausstattung von Altenheimen und „Essen auf Rädern", sind gemeinschaftsfördernde Maßnahmen für die deutschen Minderheiten von größter Bedeutung. Jahrzehnte lang mußten diese Menschen in der Vereinzelung leben, ohne daß sie ihre Muttersprache in der Öffentlichkeit gebrauchen durften.
    Die wichtigsten kulturellen Maßnahmen, die also sozusagen zum Wiederaufforsten der deutschen Sprache führen, sind: Einrichtung von Begegnungsstätten und deren Ausstattung mit Büchern, Zeitungen, Tonband- und Video-Einrichtungen, Durchführung von Seminaren, Begegnungsreisen, beruflichen Fortbildungsveranstaltungen, Ausstattung von Internaten, Kindergärten, Kinderheimen, Förderung des außerschulischen Deutschunterrichts, Bereitstellung deutschsprachiger Liederbücher, Lehrbücher, Zeitungen, auch von Büromaterial, die Unterstützung deutschsprachiger Medien wie Zeitungen und Verlage, die Ausstattung kirchlicher Einrichtungen zur Durchführung deutschsprachiger Gottesdienste, die karitative Jugend- und Altenarbeit.
    Dies alles verstehen wir unter dem Begriff kulturelle Breitenarbeit. Sie wird vom Bundesinnenministerium durchgeführt. Das Auswärtige Amt leistet die grundsätzliche kulturelle Arbeit. Diese kulturelle Breitenarbeit ist — ich sagte es schon — zur Unterstützung des Wiederaufbaus der kulturellen Identität unverzichtbar. Sie bedarf dringend des weiteren Ausbaus und verdient die volle Anerkennung und Unterstützung des Deutschen Bundestags.

    (Freimut Duve [SPD]: „Wiederaufbau der kulturellen Identität" !)

    — Meinetwegen können wir auch gern sagen: Mut schaffen zum Bekenntnis zu der vorhandenen Identität.

    (Friedrich Bohl [CDU/CSU]: Man muß aber nicht auf jedes Röhren von Herrn Duve eingehen!)

    Denn wir haben gerade in dieser Anhörung hören müssen, daß die Zahl derer, die sich jetzt wieder zu ihrer deutschen Abstammung bekennen, sprunghaft gestiegen ist. Diese Zahl ist gegenüber der Zahl derer, die das früher wagten, enorm.
    Dies alles leistet, wie mir scheint, einen sehr wichtigen Beitrag für die Inhalte der im Entstehen begriffenen europäischen Minderheitenpolitik, die ja eigentlich erst in Umrissen greifbar wird.
    Das gilt natürlich auch für die wirtschaftsbezogenen Hilfen. Allein sie werden auf Dauer Perspektiven zum Bleiben in den deutschen Siedlungsgebieten namentlich für die jungen Menschen bieten. Deswegen müssen investive Hilfen etwa beim Aufbau von Produktionseinrichtungen und von beruflicher Bildung und Fortbildung im Vordergrund der Bemühungen stehen. Hilfe zur Selbsthilfe, dieses erprobte und bewährte Prinzip, wird auch hier seine Wirkung nicht verfehlen und allmählich zum Abbau der konsumtiven Hilfen führen.
    Die Arbeit des Bundes und der zahlreichen sie durchführenden Personen, Gruppen und Verbände wird bisweilen mit Mißtrauen verfolgt oder gar diffamiert.

    (Freimut Duve [SPD]: Welchen Bund meinen Sie?)

    — Kommt gleich.

    (Freimut Duve [SPD]: Weil Sie sagen „des Bundes" !)




    Dr. Roswitha Wisniewski
    — Des Bundes, unserer Bundesregierung, unterstützt durch das Parlament. — Das geschieht meines Erachtens vor allem aus Unkenntnis und durch Hochspielen vereinzelter Entgleisungen, die natürlich gelegentlich erfolgen.
    Lassen Sie mich daher feststellen: Es muß eine Selbstverständlichkeit sein, daß die Verträge der Bundesregierung mit den Regierungen der betroffenen Staaten, insbesondere mit Polen, respektiert werden und die Grundlage der Arbeit bilden. Es muß andererseits ebenso selbstverständlich von allen gesellschaftlichen Kräften in Deutschland erwartet werden, daß sie diese Arbeit mittragen.
    Lassen Sie mich daher die Gelegenheit ergreifen, den wichtigsten Einrichtungen, die sich ganz besonders der mühevollen sozialen Betreuungsarbeit unterziehen, hier öffentlich zu danken, so wie es auch in dem vorliegenden Antrag zum Ausdruck kommt.
    Ich danke also der Arbeiterwohlfahrt, dem Bund der Vertriebenen, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst und den universitären Einrichtungen, der Caritas, dem Diakonischen Werk der EKD, dem Deutschen Roten Kreuz, dem Goethe-Institut, den Sozialwerken der Landsmannschaften, dem Verein für das Deutschtum im Ausland, dem Institut für Auslandsbeziehungen, der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, Inter Nationes, dem Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium des Innern und allen anderen betroffenen Ministerien und staatlichen Stellen.

    (Beifall bei der FDP)

    Zu danken ist aber auch den zahllosen Privatpersonen und Vereinen, die z. B. durch Päckchenaktionen — ich habe das in meinem Wahlkreis mehrmals erlebt — unendlich viel zur Verständigung und zum Aufbau grenzüberschreitender menschlicher Verbindungen beitragen.
    Schließlich danke ich auch den wissenschaftlichen Einrichtungen und den einzelnen Wissenschaftlern, die gerade durch ihre sachliche Auseinandersetzung mit den historischen und kulturellen Gegebenheiten zu einer Gesamtschau in einer imponierenden europäischen Weite und damit zur geistigen Bewahrung und Bewältigung der Vergangenheit und zur Grundlegung künftiger Fortentwicklung von so etwas wie gutnachbarlicher Verbundenheit beitragen.
    Ich nenne als Beispiele neben den bekannten und bewährten Einrichtungen die soeben neu entstandene Stiftungsprofessur in Leipzig mit einer angeschlossenen Forschungsstelle zur deutschen Literatur im östlichen Europa und die in Greifswald entstehende Stiftungsprofessur zur pommerschen Sprache und Geschichte.
    Am Beispiel dieser beiden Einrichtungen wird deutlich, daß auch die neuen Länder zur Mitwirkung bereit sind, die ihnen von ihrer Geschichte und von ihrer geographischen Lage her natürlich besonders aufgetragen ist. Machen wir uns also ans Werk, damit sich dieses große Friedens- und Versöhnungswerk entwickeln kann und die Folgen verhängnisvoller Politik und auch zweier Kriege überwinden hilft!
    Wir brauchen vor allem das, was Alfred Dregger einen geistigen Marshall-Plan genannt hat. Er ist für die Länder notwendig, die durch den real existierenden Sozialismus in vielfacher Hinsicht zugrunde gerichtet wurden.

    (Freimut Duve [SPD]: Der hat immer den Marschall-Stab im Tornister!)

    — Nein, nicht Marschall-Stab, sondern Marshall-Plan, der sicher auch bei Ihnen, lieber Herr Duve, in bester Erinnerung sein wird.

    (Freimut Duve [SPD]: Bei Dregger weiß man das nie!)

    Darüber wird in den Ausschüssen zu verhandeln sein.
    Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion stimmt der Überweisung der vorliegenden Anträge gern zu.
    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)