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    Plenarprotokoll 12/32 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 32. Sitzung Bonn, Freitag, den 14. Juni 1991 Inhalt: Nachträgliche Überweisungen von Gesetzentwürfen an weitere Ausschüsse 2493 A Überweisungen von Vorlagen an Ausschüsse 2493 A Tagesordnungspunkt 16: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr.-Ing. Dietmar Kansy, Peter Götz, Georg Brunnhuber, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Fraktion der FDP: Wohnen im Alter — Förderung der Selbständigkeit in der Gemeinschaft (Drucksache 12/434) Peter Götz CDU/CSU 2493 B Dieter Maaß (Herne) SPD 2495 A Lisa Peters FDP 2496 C Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 2497 D Dr. Walter Hitschler FDP 2498 B, 2501 A Joachim Günther, Parl. Staatssekretär BMBau 2498 D Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 2499 C Gabriele Iwersen SPD 2500 A Erika Reinhardt CDU/CSU 2502 B Roswitha Verhülsdonk, Parl. Staatssekretärin BMFuS 2503 B Tagesordnungspunkt 17: a) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Einsetzung eines Ausschusses Treuhandanstalt (Drucksache 12/433) b) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Entschuldung der Treuhandunternehmen (Drucksache 12/615) c) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Fach- und Rechtsaufsicht über die Treuhandanstalt (Drucksache 12/618) d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Achim Großmann, Norbert Formanski, Iris Gleicke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Entschuldung der kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen in den neuen Bundesländern (Drucksache 12/614) e) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Den Aufbau in den neuen Ländern vorantreiben — Investitionen fördern — Umwelt sanieren — Verwaltungskraft stärken (Drucksache 12/670) f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Harald B. Schäfer (Offenburg), Brigitte Adler, Robert Antretter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Mehr Arbeit durch mehr Umweltschutz in den neuen Bundesländern (Drucksache 12/676) g) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Uwe-Jens Heuer, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS/Linke Liste eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reorganisation und Verwertung des ehemaligen volkseigenen Vermögens (Treuhandgesetz) (Drucksache 12/552) h) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Uwe-Jens Heuer, Dr. Gregor Gysi, Bernd Henn und der Gruppe der PDS/ Linke Liste eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" vom 6. Oktober 1969 (Drucksache 12/613) in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 14. Juni 1991 Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Sicherung von Arbeitsverhältnissen für eine Übergangszeit in den neuen Ländern (Drucksache 12/725) Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Abgeordneten Arne Börnsen (Ritterhude), Helmut Esters, Robert Antretter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Aufgaben der Treuhandanstalt (Drucksache 12/726) Zusatztagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Abgeordneten Werner Schulz (Berlin), Dr. KlausDieter Feige, Dr. Wolfgang Ullmann und der Gruppe Bündnis 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Sanierung und Reorganisation des Treuhandvermögens (Treuhandgesetz) (Drucksache 12/735) Wolfgang Thierse SPD 2505 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 2507 D Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 2509 B Dr. Ulrich Briefs PDS/Linke Liste 2510 B, 2512 C Horst Gibtner CDU/CSU 2512 B Paul K. Friedhoff FDP 2512 D Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste 2514 C Manfred Carstens, Parl. Staatssekretär BMF 2515 A Arne Börnsen (Ritterhude) SPD 2516 B Dr. Christian Neuling CDU/CSU . 2519 A, 2521 C Wolfgang Roth SPD 2521 A Hinrich Kuessner SPD 2521 D Ulrich Petzold CDU/CSU 2523 C Dr. Jürgen Starnick FDP 2524 C Dr. Ulrich Briefs PDS/Linke Liste 2524 D Franz Müntefering SPD 2526 A Gerhard Schulz (Leipzig) CDU/CSU 2526 C Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 2527 B Rolf Rau CDU/CSU 2528 A Dr. Bertram Wieczorek, Parl. Staatssekretär BMU 2529 B Dr. Konrad Elmer SPD 2530 A Zusatztagesordnungspunkt 9: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu den Wünschen hinsichtlich einer Erhöhung der Rundfunkgebühren und der Erweiterung der Werbezeiten Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP 2530 D Dr. Joseph-Theodor Blank CDU/CSU 2531 D Margot von Renesse SPD 2532 D Wilfried Seibel CDU/CSU 2534 A Dr. Ulrich Briefs PDS/Linke Liste 2535 A Franz Heinrich Krey CDU/CSU 2535 C Konrad Weiß (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 2536 C Gerhart Rudolf Baum FDP 2537 B Dr. Eberhard Brecht SPD 2538 A Dr. Bernd Protzner CDU/CSU 2538 D Wolfgang Clement, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 2539 C Eduard Lintner, Parl. Staatssekretär BMI . 2541 D Dr. Peter Glotz SPD 2542 D Wolfgang Schulhoff CDU/CSU 2543 C Nächste Sitzung 2544 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 2545* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 2545* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 14. Juni 1991 2493 32. Sitzung Bonn, den 14. Juni 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 14. 06. 91 Becker-Inglau, Ingrid SPD 14. 06. 91 Daubertshäuser, Klaus SPD 14. 06. 91 Duve, Freimut SPD 14. 06. 91 Ehrbar, Udo CDU/CSU 14. 06. 91 Eylmann, Horst CDU/CSU 14. 06. 91 Dr. Faltlhauser, Kurt CDU/CSU 14. 06. 91 Dr. Feige, Klaus-Dieter Bündnis 90/ 14. 06. 91 GRÜNE Gansel, Norbert SPD 14. 06. 91 Genscher, Hans-Dietrich FDP 14. 06. 91 Glos, Michael CDU/CSU 14. 06. 91 Grünbeck, Josef FDP 14. 06. 91 Dr. Haussmann, Helmut FDP 14. 06. 91 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 14. 06. 91 Ibrügger, Lothar SPD 14. 06. 91 Jagoda, Bernhard CDU/CSU 14. 06. 91 Jaunich, Horst SPD 14. 06. 91 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 14. 06. 91 Jung (Limburg), Michael CDU/CSU 14. 06. 91 Jungmann (Wittmoldt), SPD 14. 06. 91 Horst Kastning, Ernst SPD 14. 06. 91 Keller, Peter CDU/CSU 14. 06. 91 Dr. Kolb, Heinrich FDP 14. 06. 91 Leonhard Kolbe, Regina SPD 14. 06. 91 Kors, Eva-Maria CDU/CDU 14. 06. 91 Dr. Krause (Börgerende), CDU/CSU 14. 06. 91 Günther Dr. Küster, Uwe SPD 14. 06. 91 Lamp, Helmut Johannes CDU/CSU 14. 06. 91 Lowack, Ortwin fraktionslos 14. 06. 91 Dr. Mertens (Bottrop), SPD 14. 06. 91 Franz-Josef Dr. Mildner, Klaus CDU/CSU 14. 06. 91 Gerhard Dr. Müller, Günther CDU/CSU 14. 06. 91* Müller (Völklingen), Jutta SPD 14. 06. 91 Müller (Wadern), CDU/CSU 14. 06. 91 Hans-Werner Neumann (Gotha), SPD 14. 06. 91 Gerhard Pfuhl, Albert SPD 14. 06. 91 Rahardt-Vahldieck, CDU/CSU 14. 06. 91 Susanne Reichenbach, Klaus CDU/CSU 14. 06. 91 Reschke, Otto SPD 14. 06. 91 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 14. 06. 91 Dr. Scheer, Hermann SPD 14. 06. 91* Schmalz-Jacobsen, FDP 14. 06. 91 Cornelia Schmidt (Nürnberg), SPD 14. 06. 91 Renate Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 14. 06. 91 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Schulte (Schwäbisch CDU/CSU 14. 06. 91 Gmünd), Dieter Dr. Sonntag-Wolgast, SPD 14. 06. 91 Cornelie Spilker, Karl-Heinz CDU/CSU 14. 06. 91 Toetemeyer, SPD 14. 06. 91 Hans-Günther Verheugen, Günter SPD 14. 06. 91 Vosen, Josef SPD 14. 06. 91 Weißgerber, Gunter SPD 14. 06. 91 Welt, Hans-Joachim SPD 14. 06. 91 Wolf, Hanna SPD 14. 06. 91 Wonneberger, Michael CDU/CSU 14. 06. 91 Zierer, Benno CDU/CSU 14. 06. 91 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 7. Juni 1991 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz über die zwanzigste Anpassung der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz (KOV-Anpassungsgesetz 1991 - KOVAnpG 1991) Gesetz zu dem Abkommen vom 8. Dezember 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über Soziale Sicherheit Gesetz zur Änderung arbeitsförderungsrechtlicher und anderer sozialrechtlicher Vorschriften (AFG u. a. ÄndG) Gesetz zur Änderung des Landwirtschaftsanpassungsgesetzes und anderer Gesetze Zu den beiden letztgenannten Gesetzen hat der Bundesrat folgende Entschließungen gefaßt: A. Zum Gesetz zur Änderung arbeitsförderungsrechtlicher und anderer sozialrechtlicher Vorschriften (AFG u. a. ÄndG): Der Bundesrat hat mit seinen Beschlüssen zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung arbeitsförderungsrechtlicher und anderer sozialrechtlicher Vorschriften (Drucksache 149/91) vom 19. 4. 1991 in einigen Punkten wesentliche Änderungen des Gesetzentwurfs der Bundesregierung gefordert. Insbesondere handelte es sich dabei um - die Beibehaltung der 10-Monatsdauer von Sprachlehrgängen; - die Beibehaltung des § 128 AFG; - die Verlängerung der Kurzarbeitergeld-Sonderregelung in den neuen Bundesländern bis zum 31. 12. 1992; - die Verhinderung der Benachteiligung von Kurzarbeitern, die aus Gründen, die sie nicht zu vertreten haben, nicht an einer Qualifizierungsmaßnahme teilnehmen können. Die Forderungen des Bundesrates werden von dem Anliegen getragen, zu einer mittelfristigen Verstetigung und Berechenbarkeit von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten zu kommen, die für die Bewältigung der enormen beschäftigungs- und wirtschaftspolitischen Anpassungsprozesse in den neuen Ländern unabdingbar ist. So sollte Unternehmern, Arbeitnehmern, den Akteuren der Arbeitsmarktpolitik und Trägern die dringend notwendige mittelfristige Rechts- und Planungssicherheit vermittelt werden. 2546* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 14. Juni 1991 Die Haltung der Bundesregierung und der sie tragenden Fraktionen im Bundestag, lediglich eine 6-monatige Verlängerung der Sonderregelung für Kurzarbeiter vorzusehen, gründet sich nach Auffassung des Bundesrates nach wie vor auf der höchst unrealistischen Annahme, sich selbst tragende wirtschaftliche Aufschwungtendenzen könnten kurzfristig zu einem nachhaltigen Abbau der Arbeitslosigkeit führen. Ebenso arbeitsmarktpolitisch kontraproduktiv ist nach Auffassung des Bundesrates die zunächst ersatzlose Aufhebung des § 128 AFG. Sie wird in den neuen Ländern einer verstärkten Freisetzung älterer Arbeitnehmer durch Betriebe und Unternehmen zu Lasten des ohnehin aufs äußerste angespannten Haushalts der Bundesanstalt für Arbeit — und damit letztendlich der Beitragszahler — Tür und Tor öffnen. Darüber hinaus hat der Bundesrat Vorschläge zur Weiterentwicklung des arbeitsmarktpolitischen Instrumentariums des AFG unterbreitet. Hervorzheben sind hier — die Berücksichtigung von Frauen in Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen und ABM entsprechend ihrem Anteil an den Arbeitslosen; — die Erleichterung des Zugangs zu Maßnahmen der Fortbildung und Umschulung für von Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitnehmer; — die verbesserte Verknüpfung von Qualifizierung und ABM in Teilzeitform für benachteiligte Gruppen auf dem Arbeitsmarkt; — die Erhöhung des Zeitanteiles für Qualifizierung und/oder sozialpädagogische Betreuung in ABM von 10 % auf 20 %; — das Absehen von dem Erfordernis des Nachweises einer Betreuungsmöglichkeit für Kinder während der Arbeitslosmeldung (§ 103 AFG); — die Ausdehnung des Geltungsbereichs des § 40c Abs. 4 AFG-DDR auf Regionen mit überdurchschnittlichem Ausbildungsplatzdefizit. Der Bundesrat bedauert, daß sich die Bundesregierung und die sie tragenden Fraktionen diesen Vorschlägen zur Weiterentwicklung der Arbeitsmarktpolitik verschlossen haben. Angesichts der äußerst knappen Fristsetzungen im Verfahren, für die die Bundesregierung die Verantwortung trägt und der unmittelbaren Notwendigkeit, zum 30. 6. 1991 auslaufende Sonderregelungen im Beitrittsgebiet zu verlängern, verzichtet der Bundesrat auf die Anrufung des Vermittlungsausschusses. Der Bundesrat fordert in diesem Zusammenhang jedoch die Bundesregierung auf, in der für den Herbst angekündigten weiteren AFG-Novellierung die von der Mehrheit der Länder beschlossenen Regelungen in das AFG aufzunehmen. B. Zum Gesetz zur Änderung des Landwirtschaftsanpassungsgesetzes und anderer Gesetze: Der Bundesrat beobachtet mit großer Besorgnis die Arbeitsmarktlage in den ländlichen Räumen der östlichen Bundesländer, die durch die Auswirkungen des Landwirtschaftsanpassungsgesetzes noch weiter verschlechtert wird. Ungeachtet der agrarpolitischen Notwendigkeit für eine Strukturreform sollte stärker berücksichtigt werden, daß gerade in den ländlichen Räumen die alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten für die landwirtschaftlichen Arbeitnehmer völlig unzureichend sind. Es sollte versucht werden, zumindest für eine Übergangszeit von drei bis fünf Jahren einen großen Teil der vorhandenen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften in Form ihrer Nachfolgebetriebe (e. G., GmbH u. a.) als Arbeitsstätten zu erhalten — in welcher Rechtsform auch immer. Sonst ist in den ländlichen Räumen eine noch deutlich höhere Arbeitslosigkeit zu befürchten, als ohnehin in den neuen Bundesländern im Vergleich zu den alten Bundesländern zu erwarten ist — mit allen sozialen Folgen für die betroffenen Familien, aber auch der Landflucht der noch vermittelbaren jüngeren Arbeitskräfte und allen daraus entstehenden Folgewirkungen auf Besiedlungsdichte, regionale Wirtschaftskraft usw. Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 13. Juni 1991 mitgeteilt, daß sie ihre Anträge Einsetzung von Ausschüssen — Drucksache 12/39 — und Einsetzung eines Ausschusses für Fragen der Europäischen Gemeinschaft — Drucksache 12/448 — zurückzieht. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Drucksache 12/157 Nr. 1.5, 1.17, 1.18, 1.19 Drucksache 12/210 Nr. 8 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 12/210 Nr. 10 Finanzausschuß Drucksache 12/269 Nr. 2.10
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    Rede von Prof. Dr. Peter Glotz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin der Auffassung, daß diese Debatte — so sehr wir über alles reden können, was uns als Bundestag interessiert — in der Tat nicht in dieses Parlament gehört.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Joseph-Theodor Blank [CDU/CSU]: Dann würde ich aufhören zu reden!)

    Kollege Clement hat schon zu Recht gesagt: Es gibt manchmal Landtage, die nach dem Motto debattieren: Die Staatsregierung möge im Bundesrat beantragen, daß China in die UNO aufgenommen oder wieder ausgeschlossen wird oder was auch immer.
    Ich sage Ihnen: Wenn sich Parlamente gegenseitig so in die Arbeit hineinpfuschen, dann stören sie ihre Arbeit, dann nützen sie keinem Menschen.

    (Beifall bei der SPD)




    Dr. Peter Glotz
    Ich füge hinzu — da bin ich anderer Meinung als Herr Baum, mit dem ich sonst häufiger einer Meinung bin — : Lieber Herr Baum, wir waren heute hier in dieser Debatte sehr schlecht informiert, weil wir die vielen Unterlagen, die die Länder als Kompetente halt haben, nicht zur Verfügung hatten.

    (Beifall bei der SPD — Franz Müntefering [SPD]: Einschließlich der Bundesregierung!)

    Wir haben bewiesen, daß wir dafür nicht richtig zuständig waren. Denn Sie haben in manchen Punkten die Einzelerhöhungen, die notwendig sind und die Herr Clement vorgetragen hat, gar nicht gekannt. 75 Pfennig sind notwendig.

    (Dr. Joseph-Theodor Blank [CDU/CSU]: Doch, ich habe sie genannt! — Zuruf des Abg. Gerhart Rudolf Baum [FDP])

    — Ich nenne ein Beispiel, Herr Kollege Baum: Der Tatbestand, daß auch die KEF einen Spielraum von 3,80 bis 4,80 DM vorschlägt, weil sie Kreditfinanzierung, Anschubfinanzierung über Kredit oder aber direkt über Gebühren offenläßt, ist von Ihnen überhaupt nicht zur Kenntnis genommen worden. Das heißt, darauf mußte Sie Herr Clement erst bringen. Da blamiert sich der Bundestag ein bißchen, und ich bin dagegen, daß sich der Bundestag blamiert.

    (Beifall bei der SPD)

    Zweite Bemerkung zum Thema Werbung. Die Ministerpräsidenten haben für dieses Mal die Verlängerung der Werbezeiten nicht vorgeschlagen. Deswegen hätten sie sich, auch wenn sie die privaten Anstalten unterstützen wollen, nicht so ins Zeug legen müssen. Ich sage nur: Für den Fall, daß irgendwelche Fraktionen — die ich nicht kenne — den öffentlichrechtlichen Rundfunk damit strangulieren wollten oder kurzhalten wollten, daß sie ihm Gebührenerhöhungen verweigern, muß das Instrument der Ausdehnung der Werbezeiten im Arsenal bleiben. Nur das sage ich.
    Hier erlaube ich mir eine kleine Bemerkung zum Kollegen Briefs: Es gibt natürlich schwachsinnige Werbung. Es gibt aber auch schwachsinnige Leitartikel. Wenn ich mich an die Werbung beispielsweise von Camel erinnere, die sie mit dem hübschen Kamel macht, dann muß ich feststellen: Das ist lustiger als manche Rede, die ich hier im Bundestag gehört habe, einschließlich die des Kollegen Gysi.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Eine so pauschale Kulturkritik an der Werbung sollte man nicht üben. Die Verlängerung der Werbezeiten kann und muß im Arsenal bleiben.
    Letzte Bemerkung. Was das Konzept für den Deutschlandfunk betrifft, freue ich mich, daß die Bundesregierung eines auf der Gruber-Linie entworfen hat. Natürlich sind wir betroffen, indem wir abwickeln müssen und sagen müssen, die Länder bekommen es jetzt. Was aber in Zukunft die Länder mit ihrem Geld oder mit dem Geld der Zuschauer machen, dies kann der Bundestag und auch die Bundesregierung nicht
    beschließen. Auch darüber müssen wir uns klar sein.

    (Gerhart Rudolf Baum [FDP]: Wir waren als Parteien versammelt!)

    Ich sage insgesamt und am Schluß: Um die 5 DM — so wie Ministerpräsident Engholm es gesagt hat — werden leider unausweichlich sein, und zwar insbesondere deshalb, weil die Länder bestimmte Lasten übernehmen müssen, die wir vorher hatten, und weil wir ja wohl alle wollen, daß es neue Rundfunkanstalten, Anschubfinanzierung, Institutionen drüben im Osten unseres Landes gibt. Ob wir die über Kredit finanzieren oder ob wir sie direkt finanzieren, mögen wir offen entscheiden. Aber die Mittel sind notwendig, und deswegen rate ich dazu, den Freitagspopulismus nicht zu übertreiben.

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Wolfgang Schulhoff.

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    Rede von Wolfgang Schulhoff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber Herr Kollege Blank, wenn die Intendanten nur mit dem Klingelbeutel herumgingen, wäre es nicht schlimm, denn dann brauchte man das Programm nicht zu bezahlen.
    Ich möchte voranstellen: Ich bin kein Gegner der öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten. Ich befürworte sie sogar, weil ich den Grundgedanken einer unabhängigen und pluralistischen Programmgestaltung für eine Grundvoraussetzung einer funktionierenden Demokratie halte. Deshalb, lieber Herr Glotz, gehört das Thema auch hier in den Bundestag. Ich will keinen Staatsrundfunk. Damit haben wir Deutsche allzu leidvolle Erfahrung gemacht. Ich will aber auch keinen Parteirundfunk. Ich sage das auch als Mitglied, gerade auch als ein Mann, der aus Nordrhein-Westfalen kommt, Herr Clement.
    Ich bin auch einverstanden mit einer ausreichenden finanziellen Ausstattung. Das muß sein. Nicht einverstanden bin ich jedoch mit der eingetretenen Entwicklung. Unsere öffentlich-rechtlichen Anstalten haben sich zu Medienkolossen mit unzureichender Kontrollpraxis entwickelt.

    (Dr. Joseph-Theodor Blank [CDU/CSU]: So ist es!)

    Dies gilt nicht nur für die Programmgestaltung, sondern insbesondere — weil es uns hier und heute beschäftigt — für das Finanzgebaren.
    Anstatt einmal darüber nachzudenken, wie man im eigenen Laden sparen kann, greift man wiederum zum Mittel der Gebührenerhöhung und Ausweitung der Werbezeiten. Man kann es ja auch einfach machen, da es keinen Wettbewerb gibt.

    (Dr. Joseph-Theodor Blank [CDU/CSU]: Ist ja auch einfach!)

    Man ist Monopolist und bedient sich seiner Möglichkeiten. Es gibt zwar private Anbieter, jedoch geht von ihnen kein Konkurrenzdruck aus, denn es ist doch für die Öffentlich-rechtlichen unerheblich, ob ihr Programm mehr oder weniger angenommen wird, da der



    Wolfgang Schulhoff
    Konsument so oder so seine Zwangsabgabe an die Öffentlich-rechtlichen leisten muß.

    (Beifall des Abg. Dr. Joseph-Theodor Blank [CDU/CSU])

    Die Privaten, soweit man sie überhaupt privat läßt — denn der WDR hat ja auch schon hier wieder seinen Fuß in die Türe gestellt; Herr Clement, Sie machen doch ein Trugbild auch hier in Nordrhein-Westfalen —, machen oft nicht nur ein besseres Programm, sondern zeigen auch, wie man es preiswerter gestalten kann.

    (Dr. Willfried Penner [SPD]: Tut er nicht!)

    Zum Beispiel beschäftigt das ZDF 3 600 Mitarbeiter, RTL dagegen nur 160. Ich will natürlich die Programme nicht vergleichen. Die Rundfunkanstalten haben ein Tarifrecht, das es in seiner Ausgestaltung in der ganzen Bundesrepublik sonst nicht gibt, sogar im öffentlichen Dienst. Beim NDR sind die Pensionen teilweise höher als die Gehälter. Der NDR zahlt mehr „Staatssekretärgehälter", als es Staatssekretäre in der Bundesrepublik gibt.
    Lieber Herr Otto, ich gebe Ihnen völlig recht: Müssen denn die Öffentlich-rechtlichen alles machen, müssen sie so viel machen? Darüber muß man doch einmal ernsthaft nachdenken.
    Ich könnte jetzt die Beispiele beliebig fortsetzen, wir kennen ja alle die Berichte der Rechnungshöfe. Ein Rechnungshof aber ersetzt, Frau von Renesse, keinen Wettbewerb. Deshalb halte ich das ganze System, so wie es ist, für außerordentlich verfassungsbedenklich.
    In dem Zusammenhang darf ich Professor Geiger anführen, der immerhin 25 Jahre lang Richter am Bundesverfassungsgericht und wesentlicher Mitgestalter der beiden Fernsehurteile von 1961 und 1971 war. Er moniert das Versagen der Kontrollorgane. Wörtlich sagt er — und ich darf zitieren, Herr Präsident — :
    Was aus ihnen
    — also, aus den Kontrollorganen —
    mittlerweile geworden ist — ich weiß, die Formulierung ist hart — : Pfründen für Funktionäre, die sich wechselseitig nicht wehe tun und sich notfalls nach dem ihnen bekannten Gruppenmechanismus gegenseitig paralysieren ... Die Anstalten sind wahrscheinlich die einzigen Inseln in der Demokratie, wo Macht ohne Risiko existiert.
    Soweit das Zitat. — Jetzt müßten Sie eigentlich klatschen, Herr Schily.
    Ferner resümiert Gert von Paczensky, wie Sie wissen kein Rechter, erster Leiter des „Panorama" und ehemaliger Chefredakteur von Radio Bremen — ich zitiere — :
    Unsere Rundfunk- und Fernsehanstalten sind wie Festungen. Es gibt sogar Volk, das Tribut zahlt — pardon: Gebühren. Es darf nicht fragen an wen, wofür und warum . . .
    Besser kann man es meiner Ansicht nach nicht formulieren.
    Um es im Klartext zu sagen: Ich habe kein Verständnis für Gebührenerhöhungen oder Erweiterung der Werbezeiten. Beides ist aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht erforderlich. Man sollte sich hier lieber unternehmerisch verhalten.
    Im übrigen wirken Gebührenerhöhungen regressiv. Gerade Sie von den Sozialdemokraten sind doch sonst so sensibel auf diesem Gebiet. Wie haben Sie sich gegen die geplanten maßvollen Steuererhöhungen zur Unterstützung der neuen Länder gebärdet und tun es heute noch! Es ist doch bezeichnend, daß Ihre Ministerpräsidenten Rau und Engholm sich zu Wortführern derer machen, die jetzt schamlos in die Tasche des kleinen Mannes greifen wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Wir haben doch heute andere Probleme.

    In dem Zusammenhang, lieber Herr Weiß, bin ich Ihnen sehr dankbar für Ihren nachdenkenswerten Beitrag. Die beiden Ministerpräsidenten — geben Sie das weiter an Herrn Rau, lieber Herr Clement — sollten sich einmal mehr um ihre Kontrollfunktion kümmern. Nicht Gebührenerhöhungen sind angesagt, sondern Sparsamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)